Nach der Wahl ist vor der Wahl - US-Politik nach Trump

  • The Capitol Rioters Aren’t Like Other Extremists

    We analyzed 193 people arrested in connection with the January 6 riot—and found a new kind of American radicalism.


    [...] Second, a large majority of suspects in the Capitol riot have no connection to existing far-right militias, white-nationalist gangs, or other established violent organizations. We erred on the side of inclusion; we counted an arrestee as affiliated with such an organization if any court documents or news articles describe the person as a member, refer to social-media posts expressing an affinity for a certain group, or attest to patches or apparel that directly indicate support.

    By these standards, 20 of the Capitol arrestees we studied— one-tenth—can be classified as supporters of gangs, militias, or militia-like groups such as the Proud Boys, Oath Keepers, and Three Percenters. The role that such groups played in the riot has attracted considerable news coverage. But 89 percent of the arrestees have no apparent affiliation with any known militant organization.

    [...]

    Third, the demographic profile of the suspected Capitol rioters is different from that of past right-wing extremists. The average age of the arrestees we studied is 40. Two-thirds are 35 or older, and 40 percent are business owners or hold white-collar jobs. Unlike the stereotypical extremist, many of the alleged participants in the Capitol riot have a lot to lose. They work as CEOs, shop owners, doctors, lawyers, IT specialists, and accountants. Strikingly, court documents indicate that only 9 percent are unemployed. Of the earlier far-right-extremist suspects we studied, 61 percent were under 35, 25 percent were unemployed, and almost none worked in white-collar occupations.[...

    What’s clear is that the Capitol riot revealed a new force in American politics—not merely a mix of right-wing organizations, but a broader mass political movement that has violence at its core and draws strength even from places where Trump supporters are in the minority. Preventing further violence from this movement will require a deeper understanding of its activities and participants, and the two of us do not claim to know which political tactics might ultimately prove helpful. But Americans who believe in democratic norms should be wary of pat solutions. Some of the standard methods of countering violent extremism—such as promoting employment or waiting patiently for participants to mellow with age—probably won’t mollify middle-aged, middle-class insurrectionists. And simply targeting better-established far-right organizations will not prevent people like the Capitol rioters from trying to exercise power by force.


    Alles Faschisten?

  • Zitat

    By these standards, 20 of the Capitol arrestees we studied— one-tenth—can be classified as supporters of gangs, militias, or militia-like groups such as the Proud Boys, Oath Keepers, and Three Percenters.

    [...]
    Two-thirds are 35 or older, and 40 percent are business owners or hold white-collar jobs. Unlike the stereotypical extremist, many of the alleged participants in the Capitol riot have a lot to lose. They work as CEOs, shop owners, doctors, lawyers, IT specialists, and accountants. Strikingly, court documents indicate that only 9 percent are unemployed.

    [...]
    but a broader mass political movement that has violence at its core and draws strength even from places where Trump supporters are in the minority.

    Faschismus wird doch immer getragen von einer breiten Masse an Mitläufern. Damals war ja auch nicht jeder in der SS/SA...

  • Damals war ja auch nicht jeder in der SS/SA...

    Das mussten sie auch gar nicht sein. Der Naziverein kam schliesslich nicht per Putsch an die Macht sondern er wurde demokratisch ins Parlament und ins Reichskanzleramt gewählt.


    Das mit der Machtergreifung hat man dann auch völlig ohne irgendwelchen Pöbel auf der Straße ganz zivilisiert innerhalb einer breiten Koalition aus ehrbahren Kaufleuten und werteorientierten Politikern ausgekungelt.

  • Das mussten sie auch gar nicht sein. Der Naziverein kam schliesslich nicht per Putsch an die Macht sondern er wurde demokratisch ins Parlament und ins Reichskanzleramt gewählt.


    Das mit der Machtergreifung hat man dann auch völlig ohne irgendwelchen Pöbel auf der Straße ganz zivilisiert innerhalb einer breiten Koalition aus ehrbahren Kaufleuten und werteorientierten Politikern ausgekungelt.

    Während man alle die man nicht dabeihaben wollte schon ordentlich mit KZ bedroht hat und die Geschäftsordnung anpasste damit das Quorum passte. Ganz so leicht war's dann doch nicht...

  • Während man alle die man nicht dabeihaben wollte schon ordentlich mit KZ bedroht hat und die Geschäftsordnung anpasste damit das Quorum passte. Ganz so leicht war's dann doch nicht...

    Ja. Aber dazu kam es nur, weil das Kapital und die konservativen Parteien die es vertraten sich lieber mit dem Gefreiten Hitler arrangierten, als den Mob irgendwelche Sozialisten an die Macht bringen zu lassen.


    Der Vergleich hinkt einfach.

  • Der Punkt war ja das nicht jeder Nazi(unterstützer) ein knüppelschwingender Schlägertyp war.


    Ähnlich wie das jetzt in der Analyse der Kapitolstürmer beschrieben wurde.

    Eigentlich war doch der Punkt, dass 90% derer die ins Kapitol eingedrungen sind (mit oder ohne Knüppel) hätte nichtmal Facebook (oder andere SiliconVallyAdel) ausliefern können, weil die unter dem Radar sauer geworden sind.

    Denke da macht dem Establishment noch mehr Angst.

  • Eigentlich war doch der Punkt, dass 90% derer die ins Kapitol eingedrungen sind (mit oder ohne Knüppel) hätte nichtmal Facebook (oder andere SiliconVallyAdel) ausliefern können, weil die unter dem Radar sauer geworden sind.

    Ja, richtig, das war der Artikel, der Kommentar von Utan dadrunter war ja das fragende "Alles Faschisten?". Und dazu sage ich: ja. Die sind nicht unter dem Radar "sauer" geworden. Die sind unter dem Radar zu Faschisten geworden.


    Das war kein unzufriedener Querschnitt der Gesellschaft, das war ein Querschnitt der radikalen Trumpwähler. Die wollten kein "besseres / anderes System", die wollten das kaputte System von dem sie sich (noch) Vorteile versprechen beibehalten (auch auf Kosten noch schwächerer / andersdenkender Personengruppen), in dem sie ihren Wunschkandidaten / Sektenguru / Führer notfalls mit Gewalt reinstallieren.

  • Das mit der Machtergreifung hat man dann auch völlig ohne irgendwelchen Pöbel auf der Straße ganz zivilisiert innerhalb einer breiten Koalition aus ehrbahren Kaufleuten und werteorientierten Politikern ausgekungelt.


    Der Vollzug vielleicht, aber wenn die These ist, dass der Aufstieg der NSDAP nichts mit der Präsenz ihrer Milizen im öffentlichen Raum und den Straßenkämpfen mit den Linken zu tun hatte, hätte ich meine Zweifel.

  • Der Vollzug vielleicht, aber wenn die These ist, dass der Aufstieg der NSDAP nichts mit der Präsenz ihrer Milizen im öffentlichen Raum und den Straßenkämpfen mit den Linken zu tun hatte, hätte ich meine Zweifel.

    Nein. Das ist nicht die These. Die These ist, dass ein Vergleich der Ereignisse vom 6. Dezember mit der Machtergreifung durch Hitler genau so weit hergeholt ist, wie der Trugschluss, dass es sich dabei um einen tatsächlichen, von lager Hand geplanten Putschversuch durch stramm organisierte faschistische Verschwörer gehandelt habe.


    Die in dem Atlantic-Artikel zitierte Studie beschreibt explizit, dass die große Mehrheit jener Beteiligten, gegen die überhaupt im Zusammenhang mit der Erstürmung des Kapitols ermittelt wird keinerlei Verbindung zu den rechten und faschistoiden Organisationen hatte, die da auch mitgemischt haben.


    Indem man die ganze Aktion "den Faschisten" in die Schuhe schiebt, und alle anderen Beteiligten als willige Mitläufer von Faschisten brandmarkt, verlagert man aber die Problemsuche auf eine reine Schuldzuweisung an Menschen, die scheinbar so "deplorable" sind, dass man mit ihnen eigentlich keinen ernsthaften demokratischen Diskurs führen kann.

    Das Problem ist, dass da eben sehr wohl mehrheitlich ein Querschnitt der Mittelschicht und nicht bloß hartgesottene "Faschisten" zugegen war, und dass man daraus leider schliessen muss, dass die so verunsichert sind und dabei so wenig Vertrauen in das etablierte Politische System haben, dass sie lieber einem größenwahnsinnigen Narzissten wie Trump hinterher laufen, der sich ihnen erfolgreich als anti-establishment verkauft hat, als zu akzeptieren, dass ein absolutes Establishment-Gewächs wie Joe Biden die Wahl gewonnen hat.

  • Die in dem Atlantic-Artikel zitierte Studie beschreibt explizit, dass die große Mehrheit jener Beteiligten, gegen die überhaupt im Zusammenhang mit der Erstürmung des Kapitols ermittelt wird keinerlei Verbindung zu den rechten und faschistoiden Organisationen hatte, die da auch mitgemischt haben.

    Die Verbindung ist das sie aus ähnlichen Motiven (Aushebeln eines demokratischen Wahlergebnisses) auf derselben Veranstaltung mitgelaufen sind. Daher der Begriff "Mitläufer". Daher auch die Aussage...

    Faschismus wird doch immer getragen von einer breiten Masse an Mitläufern.

  • Nein. Das ist nicht die These. Die These ist, dass ein Vergleich der Ereignisse vom 6. Dezember mit der Machtergreifung durch Hitler genau so weit hergeholt ist, wie der Trugschluss, dass es sich dabei um einen tatsächlichen, von lager Hand geplanten Putschversuch durch stramm organisierte faschistische Verschwörer gehandelt habe.


    Ist wohl noch die Feldherrnhalle-Phase.

  • Die Verbindung ist das sie aus ähnlichen Motiven (Aushebeln eines demokratischen Wahlergebnisses) auf derselben Veranstaltung mitgelaufen sind. Daher der Begriff "Mitläufer". Daher auch die Aussage...


    Faschismus wird doch immer getragen von einer breiten Masse an Mitläufern.

    Ja gut Para. So gesehen wird jede Demo von allen möglichen MitläuferInnen getragen.


    Aber wenn ich jetzt zum Beispiel am, 1. Mai in Berlin auf einer Demo gegen Gentrifizierung und Ausverkauf der Innenstadt mitlaufe, und neben mir der schwarze Block dabei auch noch latent gewaltbereit den Kampf gegen das "faschistische" #patriarchat skandiert und sich in den Seitenstraßen mit der Staatsgewalt prügelt - bin ich dann automatisch ein krimineller "Extremist" der den Staat zerstören will, zur Gewalt gegen PolizistInnen aufruft, und Autos anzündet, nur weil das politische Establishment und sein angeschlossener Mainstream-Medienapparat das am nächsten Tag in der Zeitung behaupten?


    Und nochmal: Der National-"Sozialismus" war - genau wie alle anderen faschistischen Bewegungen - hinter aller antibürgerlichen Rhetorik letztendlich ein von den etablierten Eliten gestütztes Projekt, welches nur gelingen konnte, weil sich ein ausreichend großer Teil des großbürgerlichen Establishments dahinter stellte, welches allzuviel Demokratie als lästige Hürde bei der Profitmaximierung ansah. Die Nazis haben dann später vor allem mit den Vertretern des Großkapitals gemeinsame Sache gemacht und sich einen Scheiss für die Arbeiterklasse oder das selbständige Kleinbürgertum interessiert.


    Das amerikanische Großkapital, z.B. in Form der großen Wirtschaftsverbände, Finanzinstitute und Tech-Monopolisten, hat sich higegen - im Einklang mit den Generalitäten der Streitkräfte - in der Frage der angeblich gestohlenen Wahl ziemlich eindeutig hinter den neu gewählten Präsidenten Biden und seine korpokratische Partei gestellt.


    Das ist ja auch überhaupt kein Wunder, denn - ganz anders als damals in der Weimarer Republik - existiert in den heutigen USA so gut wie gar keine nennenswerte linke Opposition, die den Profitinteressen des Kapitals ernsthaft mit Massenbewegungen von unten herauf gefährlich werden könnte. Da geht's überhaupt nicht um die Macht-Übernahme - die Macht der Konzerne und Banken und ihre Verflechtung mit der politischen Klasse ist dort bereits nahezu totalitär, und das sogar gänzlich ohne irgendeinen anrüchigen "Faschismus" - , sondern nur um Fragen der Machtverteilung innerhalb des zweipoligen Politbüros der herrschenden Klasse.


    Ob dabei die Mittel- und Unterschicht bis zum völligen Existenzverlust geschröpft wird, ist beiden Fraktionen der Kapitalistischen Einheitspartei Amerikas - bis auf die kleine Ausnahme einer winzigen parlamentarischen Minderheit, die allerdings leider auch nicht umhin kommt, sich von den zwängen des politischen Systems auf Linie bringen zu lassen - offenbar vollkommen egal und das gemeine Volk hat diese Gleichgültigkeit in der Pandemie jetzt nochmal extra hart zu spüren bekommen.


    Trumps einzige Qualität war, dass er den Frust und die Wut, die sich aus der Erkenntnis dieser Gleichgültigkeit der Politik gegenüber ihren WählerInnen ergibt, instinktiv zu nutzen wusste, indem er sich als scheinbar populistischer Trockenleger des Establishment-Sumpfes präsentierte. Dass er dabei keinerlei Skrupel hatte, sich bei tatsächlich faschistoiden Bewegungen einzuschmeicheln, so lange er sich davon eine Stärkung seiner Machtposition erhoffen konnte, ist - neben dem Umstand, dass er seinerseits ein absolutes Elitengewächs und ein Erzkapitalist ist - aus einer idealistischen, linksliberalen Perspektive betrachtet natürlich moralisch absolut verachtenswert.

    Aber man muss auch einfach mal verstehen, dass der Großteil der AmerikanerInnen - völlig unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrer Hautfarbe - absolut keine idealistische linksliberale Perspektive auf das politische Geschehen hat. Nur weil eine Mehrheit der WählerInnen beider Einheitsparteiflügel sich für M4A oder eine Erhöhung des Mindestlohnes auf 15$ ausgesprochen hat, heißt das noch lange nicht, dass sie auch eine inklusive, emanzipatorische Politik mit offenen Grenzen für Einwanderer, oder gar eine Demokratisierung der Wirtschaft unterstützen würden.


    Und erst recht wird man dafür keine Unterstützung in der breiten Masse generieren können, wenn man den Leuten ihre Ignoranz als moralischen Makel vorhält, der sie zu rassistischen Menschenfeinden und "Faschisten" abstempelt, die man nur noch radikal bekämpfen könne, weil ihre verachtenswerten Ansichten ja wohl in einem demokratischen Diskurs nichts verloren haben.


    Jetzt kann man sich als Linke/r natürlich an die Seite der (neol)liberalen Demokraten und ihrer großbürgerlichen Claquere aus dem Medien- und Unterhaltungsbetrieb stellen, diese über Generationen antrainierte Haltung der "petite Bourgeoisie" als verabscheuungswürdig und indiskutabel brandmarken, und dann die Verbannung all jener aus dem öffentlichen Diskurs fordern, die sich eher von materiellen Verlustängsten und kultureller Verunsicherung leiten lassen als von idealistischen Wertvorstellungen. Dann kann man schön unter sich einen superliberalen Diskurs führen, während sich der ungebildete "Mob" draußen an der Mauer um das Regierungsviertel die Mistgabeln stumpf stösst.


    Oder man kann anerkennen, dass die Demokraten zwar vorne am Rednerpult gerne mit irgendwelchen hehren Werten herum wedeln, aber hinter der Bühne mit ihrer bedingungslosen Bevorzugung von Kapitalinteressen vor den Bedürfnissen der Bevölkerung nach einem halbwegs abgesicherten Dasein genauso wie die Republikaner dazu beigetragen haben, dass sich jetzt immer häufiger "Mobs" in den Straßen bilden, die allerdings keinesfalls so geschlossen auftreten wie die "Kampfbünde" der Weimarer Republik, sondern auf beiden Seiten politisch diffus gegen "die da Oben" agitieren, bzw. gleich irgendwelchen hahnebüchenen Verschwörungsideologien aufsitzen, oder mit hirnloser Gewalt gegen die etablierten Strukturen ankämpfen, weil sie sich anders keine Befreiung aus dem Gefühl der völlig den herrschenden Verhältnissen ausgelieferten Machtlosigkeit mehr verschaffen zu können glauben, die sich aus den permanenten Verlust- und Existenzängsten ergjbt, welche mit jeder neuen Krise noch ein Stück weiter eskalieren.


    Was aber statt dessen gerade geschieht, ist die Vereinigung zur großen "unity" des ("links"-) liberalen Lagers zur weiteren Abschottung ihres selbstreferneziellen elitären Wertediskurses gegen die in Sachen liberaler, humanistisch inspirierter Wertediskurs weitgehend ungebildeten Proleten auf der Straße, während die tatsächliche politische Arbeit sich eigentlich weiterhin hauptsächlich mit der Bedienung von Kapitalinteressen und mit mal mehr mal weniger stark anzureizenden trickle-down economics beschäftigt - also mit Erhalt und Ausbau genau jener Verhältnisse, die überhaupt erst dazu geführt haben, dass aus einer peinlichen Witzfigur wie Donald Trump ein erzböser "political genius" (N. Chomsky) werden konnte.

  • So gesehen wird jede Demo von allen möglichen MitläuferInnen getragen.

    Nicht jede Demo hat einen Kern der mit dem Ziel angereist ist die Demokratie auszusetzen. Genaugenommen fasst der Begriff "Demo (evtl. aus dem Ruder gelaufen)" dieses Ereignis auch schon gar nicht mehr.

    ich jetzt zum Beispiel am, 1. Mai in Berlin auf einer Demo gegen Gentrifizierung und Ausverkauf der Innenstadt mitlaufe

    bin ich dann automatisch ein krimineller "Extremist" der den Staat zerstören will,

    Du hast die Frage eigentlich selber beantwortet: nein, denn Dein Anliegen war berechtigt, legitim und demokratisch. Sich das Land "zurückzuholen" nachdem der legitime Wahlsieg an jemanden anders ging ist nichts davon.


    Und wenn die Demo aus dem Ruder läuft und Du zB in einem überfallenen und eingenommenen Polizeirevier Selfies machst oder Notebooks und Briefpapier klaust... naja, dann brauchst Dich auch nicht wundern wenn es juristische Konsequenzen gibt und die Medien in den Schlagzeilen nicht mit dem Skalpell haarschaft zwischen Deinen Intentionen und denen der gewaltbereiten Umstürzler trennen (können).


    Die Einschätzung der US-Medien und Sicherheitsbehörden scheint mir in diesem Fall allerdings auch deutlich näher an der Realität angesiedelt als zB das atemlose Gepöbel von Springer zB nach dem G20-Protest.

    genau wie alle anderen faschistischen Bewegungen - hinter aller antibürgerlichen Rhetorik letztendlich ein von den etablierten Eliten gestütztes Projekt, welches nur gelingen konnte, weil sich ein ausreichend großer Teil des großbürgerlichen Establishments dahinter stellte

    Und genau diese Beteiligung von bürgerlichen Kräften wie zB Ärzten, Technikern, Immobilienmaklern usw usf hat die Studie aufgezeigt. Was fehlt Dir noch? Achja, das Großkapital? Reicht zB Mercer?


    https://www.cnbc.com/2021/01/1…promoted-rally-march.html


    Verstehe nicht wo dieser Impuls herkommt, den voluntary fascist safety advocate zu geben.

  • Verstehe nicht wo dieser Impuls herkommt, den voluntary fascist safety advocate zu geben.

    Wow, Para. Jetzt bin ich schon ein Anwalt für Faschisten.


    Hast Du zu viel mit unserem eisernen Widerstandskämpfer Syd diskutiert und Dich dabei irgendwie mit seinem Querdenkersyndrom infiziert?


    Aber mal - Spaß beiseite - nur so unter uns zwei leidenschaftlichen Konspiratismuskritikern...

    Und genau diese Beteiligung von bürgerlichen Kräften wie zB Ärzten, Technikern, Immobilienmaklern usw usf hat die Studie aufgezeigt. Was fehlt Dir noch? Achja, das Großkapital? Reicht zB Mercer?

    Die (mittlerweile aktualisierte) Studie besagt, dass 41 Prozent der Beteiligten unter die Kategorien "business owner" (13% ) oder "white collar" (28%) fallen.

    Wohlgemerkt: dabei bezieht sie sich unter den Tausenden, die auf der Trump-Rally und später vorm Kapitol zunächst mal gewaltlos demonstriert haben und von denen dann schätzungsweise ca. 800 tatsächlich in das Kapitol eingedrungen sind, lediglich auf die 193 Personen, gegen die bisher Anklage erhoben wurde.


    Das bedeutet erstens dass wir hier von nicht ganz 25% der Eindringlinge und eigentlichen "insurgents" reden, die ihrerseits nur einen kleinen Teil des geasmten "Mobs" ausmachen, der am 6. September in Washington D.C. gegen die vermeintlich gefälschte Wahl auf der Straße demonstrierte.

    Zweitens sehen wir daran, dass die verbliebene und deutliche(!) Merheit von 59% - der Angegklagten! - nicht zu den "Ärzten, Technikern, Immobilienmaklern usw usf" gehörten. Abgesehen davon, dass weder die Kategorie "business owner" noch "white collar" in der derzeitigen desolaten Lage der amerikanischen Wirtschaft als Maßstab dafür genommen werden kann, ob die Betreffenden jetzt zum wohlhabenden Teil der Bourgeoisie gehören oder nicht. Das business kann auch ein Restaurant sein, das wegen der Pandemie seit monaten geschlossen ist, und nur noch mit massiver Verschuldung vor der endgültigen Aufgabe gerettet werden kann, und die white collar workerin hat womöglich noch 200.000 Dollar Studienkredit abzubezahlen und der private Pensionsfonds in den sie für ihre Altersvorsorge einzahlt, hat gerade pleite gemacht, weil er die Erparnisse seiner AnlegerInnen in die falsche Finanzmarktblase investiert hat.


    Und drittens ist es weder statistisch korrekt noch sonst irgendwie nachvollziehbar, aus der Unterstützung durch einzelne reiche Leute wie Robert Mercer eine breite Unterstützung des "Putsches" durch "das" Kapital abzuleiten.

    Wenn Miliardenerben wie wie August von Finck Jr. über seine Goldhandelsbude deutschnationale "Flügel"-Demagogen der AfD unterstützen, oder rechtslibertäre Sozialdarwinisten wie Markus Krall als Geschäftsführer beschäftigen, ziehst Du daraus dann auch den Schluss, dass das deutsche Großkapital bereits in signifikantem Ausmaß hinter einer Machtübernahme durch völkische Nationalisten steht?

    Selbst der verbeliebene Koch-Brother, dessen finanzielle Unterstützung aus den Ölmilliarden seiner Unternehmungen die Tea Party und damit die unheilige Alianz aus irrationalem Fanatismus und marktradikaler Ideolgie überhaupt erst zu einer maßgeblichen Bewegung innerhalb der Republikaner machte, hat sich explizit von Trump und den "Putschisten" distanziert.

    Und wenn ich - vielleicht wissenschaftlich nicht besonders korrekt "Großkapital" - schreibe, dann meine ich damit natürlich nicht irgendwelche einzelnen Unternehmen oder individuelle Kapitalisten, die sich berufen fühlen, mit ein paar lächerlichen Millionen rechtsradaikale bis -extremistische Kräfte zu fördern, sondern global agierende Banken und Konzerne, für die das in Sachen Politikfinanzierung ein Taschengeld ist, und die zusammen jährlich Billionen umsetzen und Millionen von Arbeitsplätzen im Land kontrollieren.


    Speziell in den USA, wo ParlamentarierInnen alle zwei Jahre erneut Wahlkampf betreiben und denselben ausschliesslich durch private Spenden finanzieren müssen, und wo seit 250 Jahren ein politisches System etabliert ist, das noch aus einer Zeit stammt, in der das gehobene Bürgertum aus Sklavenhaltern und Großgrundbesitzern bestand, deren größte Sorge es war, dass der gemeine Pöbel zu viel Einfluss auf die junge Demokratie ausüben könnte, wenn man dem keine konstitutionellen Riegel vorschöbe, muss jenes Großkapital überhaupt keinen Mob auf die Straße agitieren, um der Politischen Klasse seinen kollektiven Willen aufzuzwingen, weil jenes System schon von Anfang an darauf ausgelegt war, die demokratische Repräsentation fest in die Hände des begüterten Großbürgertums zu legen und jede Form von grass roots Demokratie zu verunmöglichen.


    Die Demokraten haben zu Beginn der Verhandlung über Trumps Impeachment im Senat ein einigermaßen reißerisch zusammengeschnittenes Best Of Insurrection Video mit einer schönen Parallelmontage der zeitgleichen Ereignisse im und um das Parlament abspielen lassen. Es fehlt eigentlich nur noch der kitschig-pompöse Hans Zimmer-Soundtrack, um dem Publikum die intendierte Dramaturgie noch härter mit dem Holzhammer überzubraten. Mutige Schreibtischhelden Verteidiger der liberalen Demokratie, wie etwa der mittlerweile leider zum demokratischen Pausenclown mutierte S. Colbert, fanden den Streifen so "shocking", dass sie ihn ihrem empfindsamen Publikum lieber gar nicht erst direkt vorspielen wollten.

    Der Film zeigt in der Tat viele verstörende Szenen. In einer davon läuft der wütende Mob durch einen Korridor und öffnet wahllos - offensichtlich ohne genauere Kenntnis des Gebäudeplanes - irgendwelche Türen. Man kann dabei einen der Insurrectionists hören, wie er durch ein Megaphon ruft: "defend your constitution!". In einer anderen Szene rufen die Leute "treason! treason! treason!" - also eigentlich das, was man ihnen selbst vorwirft.


    Jetzt kann man natürlich zu recht anmerken, dass es wohl kaum der amerikanischen Verfassung entspricht, die Auszählung der electoral votes durch gewaltsame Übernahme des Parlamentsgebäudes zu verhindern. Aber aus Sicht der Eindringlinge - so verquer die uns abgeklärten, weltbürgerlichen Internetschlaumeiern auch erscheinen mag - und der vielen tausend Menschen, die draußen gegen die Proklamation Joe Bidens zum Wahlsieger demonstrierten, war die ganze Aktion eben kein Aufstand gegen den demokratischen Staat, sondern der Versuch patriotischer StaatsbürgerInnen, ihre Demokratie gegen eine illegitime Übernahme durch ihre vermeintlichen Feinde zu schützen.


    Mir geht es dabei überhaupt nicht darum, diesen völligen Irrsinn irgendwie zu legitimieren, oder mich gar zum Anwalt von "Faschisten" zu machen.

    Was ich daran aber in höchstem Maße bedenklich finde, ist die absolut schwarzweiß-malerische Erzählung von good vs evil die sich der "liberale" Mainstream - und leider auch Teile der linken progressives und ihres aktivistischen twitter- und youtube-Kommentariates - darüber zusammenspinnt, und daraus offenbar nur den Schluss ziehen kann, dass das Mittel zur Verhinderung künftiger Aufstände von ähnlichem, oder gar noch größerem Kaliber die kategorische moralische Ausgrenzung der vielen Tausend "MitläuferInnen" am 6. Januar, sowie der Millionen von enttäuschten Trump-WählerInnen aus dem gesellschaftlichen Diskurs sei, indem man sie allesamt als RassistInnen, white supremacists oder FaschistInnen, oder zumindest als deren willige HelfershelferInnen abstempelt und rechts liegen lässt - und als Konsequenz daraus dann erst recht die bestehenden Strukturen gegen die Bedrohung durch solche abscheulichen Feinde von freedom and democracy befestigt und diese Befestigung zum Bestandteil des War on Terror macht. Denn genau diese Ausgrenzung wird todsicher dazu führen, dass sich ähnliche und noch schlimmere Szenen wiederholen werden.


    Die Autoren der Studie sehen in dem Aufstand jedenfalls keinen rein auf rechtsextreme Kader und ihre "Mitläufer" beschränkte Aktion, sondern ein Resultat einer in weiten Teilen der Mittelschicht um sich greifenden Wut, und sie plädieren selbst eher für eine Deeskalation als für eine weitere Steigerug dieses undifferenzierten Gut/Böse-Schemas und der kriegerischen Rhetorik, die damit einhergeht:

    What we are dealing with here is not merely a mix of right-wing organizations, but a broader mass movement with violence at its core

    This is fundamentally a political movement, one not only centered in “red” parts of the country, but also consisting of pro-Trump supporters who are in the political minority in many places

    Normal CVE won’t work in this case. What we need is not simply social programs for poor, unemployed or arrests targeting pre-existing extremist organizations, but de-escalation approaches for anger among large swaths of mainstream society

  • Abgesehen davon, dass weder die Kategorie "business owner" noch "white collar" in der derzeitigen desolaten Lage der amerikanischen Wirtschaft als Maßstab dafür genommen werden kann, ob die Betreffenden jetzt zum wohlhabenden Teil der Bourgeoisie gehören oder nicht. Das business kann auch ein Restaurant sein, das wegen der Pandemie seit monaten geschlossen ist, und nur noch mit massiver Verschuldung vor der endgültigen Aufgabe gerettet werden kann, und die white collar workerin hat womöglich noch 200.000 Dollar Studienkredit abzubezahlen und der private Pensionsfonds in den sie für ihre Altersvorsorge einzahlt, hat gerade pleite gemacht, weil er die Erparnisse seiner AnlegerInnen in die falsche Finanzmarktblase investiert hat.

    Darunter leiden auch Demokraten. Die waren aber nicht vor Ort. Das war kein Protest gegen die Gesamtlage, sondern gegen die Demokratie und den legitimen Machtwechsel. Da kann man dann Ursachen suchen (und finden) until the cows come home. Die können aber IMO nicht als Begründung dafür herhalten bei der Strafverfolgung oder der gesellschaftlichen Beurteilung noch mehr Samthandschuhe auszupacken.

    Und drittens ist es weder statistisch korrekt noch sonst irgendwie nachvollziehbar, aus der Unterstützung durch einzelne reiche Leute wie Robert Mercer eine breite Unterstützung des "Putsches" durch "das" Kapital abzuleiten.

    Naja, wenn wir eine konsequent-transparente Übersicht über die Finanzierungsströme dieser PACs hätten bräuchten wir in der Tat nix ableiten. Leider ist das in vielen Fälle einfach dark money, wir wissen nicht woher es kommt. Und wenn sich dann doch mal eine einsame Rauchwolke wie Mercer offenbart muss man befürchten das es da auch ein Feuer geben könnte.

    Wenn Miliardenerben wie wie August von Finck Jr. über seine Goldhandelsbude deutschnationale "Flügel"-Demagogen der AfD unterstützen, oder rechtslibertäre Sozialdarwinisten wie Markus Krall als Geschäftsführer beschäftigen, ziehst Du daraus dann auch den Schluss, dass das deutsche Großkapital bereits in signifikantem Ausmaß hinter einer Machtübernahme durch völkische Nationalisten steht?

    Nein. Aber wenn ich mal auf die Gesamtheit der "stinkreichen" Politikunterstützer gucke stelle ich doch fest das die überdurchschnittlich stramm konservativ und schlimmer aufsgestellt sind. Da kannste Mercer nehmen, Mövenpick, den Morast rund um Kralls Degussa, Murdoch oder wie auch immer. Liberale Geldsäcke? Soros vielleicht, wobei der nach meiner Verortung auch eher Radikaldemokrat denn wirklich Linker ist.


    Aber auch wenn der Rest nicht wie ein Mann hinter "einer Machtübernahme durch völkische Nationalisten steht" befürchte ich doch das es ihnen tendenziell egal wäre. Im Faschismus fluppt das mit dem Kapital erfahrungsgemäß echt gut. Denen kann es egal sein, ähnlich wie Klimawandel, weil sie auf die eine oder andere Weise von den Auswirkungen isoliert sind. "Alles, nur nicht Sozialismus" scheint die Kampfthese zu sein. Könnte auch der Wahlspruch der Springerpresse sein, zufälligerweise...

    Selbst der verbeliebene Koch-Brother, dessen finanzielle Unterstützung aus den Ölmilliarden seiner Unternehmungen die Tea Party und damit die unheilige Alianz aus irrationalem Fanatismus und marktradikaler Ideolgie überhaupt erst zu einer maßgeblichen Bewegung innerhalb der Republikaner machte, hat sich explizit von Trump und den "Putschisten" distanziert.

    Solche Äußerungen halte ich für ähnlich glaubwürdig wie die von Gottschalk der sich von seinen eigenen Aussagen in dieser komischen Fernsehsendung distanziert.

    muss jenes Großkapital überhaupt keinen Mob auf die Straße agitieren, um der Politischen Klasse seinen kollektiven Willen aufzuzwingen, weil jenes System schon von Anfang an darauf ausgelegt war, die demokratische Repräsentation fest in die Hände des begüterten Großbürgertums zu legen und jede Form von grass roots Demokratie zu verunmöglichen.

    Ja, aber sie haben aus den genannten Gründen auch keinen Nachteil von einem Systemwechsel in die Richtung. Eher im Gegenteil.

    Aber aus Sicht der Eindringlinge - so verquer die uns abgeklärten, weltbürgerlichen Internetschlaumeiern auch erscheinen mag - und der vielen tausend Menschen, die draußen gegen die Proklamation Joe Bidens zum Wahlsieger demonstrierten, war die ganze Aktion eben kein Aufstand gegen den demokratischen Staat, sondern der Versuch patriotischer StaatsbürgerInnen, ihre Demokratie gegen eine illegitime Übernahme durch ihre vermeintlichen Feinde zu schützen.

    Aus Sicht der Nazi-(Mitläufer) war es damals ja auch ein vollkommen notwendiger und sinnvoll erscheinender Kampf gegen die Rassenschande mit Juden, den Schandfrieden von Versailles usw usf.


    Bloß weil die sich ein Narrativ stricken können, das man mit ein wenig Gymnastik psychologisch/soziologisch nachvollziehen kann sehe ich da keinen Grund appeasement zu betreiben.

    Die Autoren der Studie sehen in dem Aufstand jedenfalls keinen rein auf rechtsextreme Kader und ihre "Mitläufer" beschränkte Aktion, sondern ein Resultat einer in weiten Teilen der Mittelschicht um sich greifenden Wut, und sie plädieren selbst eher für eine Deeskalation als für eine weitere Steigerug dieses undifferenzierten Gut/Böse-Schemas und der kriegerischen Rhetorik, die damit einhergeht:

    Ne, sie stellen drei Maßnahmen (soziale Programme, Strafverfolgung von erkannten Faschisten und Abrüstung in der Debatte) in eine Reihe der notwendigen Maßnahmen. Kann man so unterschreiben. Darauf kann sich aber der "violent core" nicht ex post facto berufen. "Wir haben den cop erschlagen... weil Studienschulden".

  • Okay.


    Wenn Du nicht verstehen willst, was ich zu erklären versuche und statt dessen lieber weiter eine Apologie von Faschisten oder eine Verteidigung von politisch motivierten rechten Gewalttätern und Polizistenmördern daraus zusammen konstruieren willst, weil das besser in Dein Weltbild passt, dann lassen wir das lieber an dieser Stelle.

  • Vielleicht liegts an Deiner Erklärung, die trotz Ausführlichkeit und der feinen Ironie manchmal einfach nicht auf den Punkt kommen will.


    Oder vielleicht auch daran unterschiedliche Personen das auch unterschiedlich bewerten können und trotz bester Erläuterung Deinerseits Deine Meinung nicht zwingen adoptieren können.


    Wer weiß das schon...

    dann lassen wir das lieber an dieser Stelle.

    :thumbup:

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