Nach der Wahl ist vor der Wahl - US-Politik nach Trump

  • LoL

  • Ich will die Diskussion eigentlich abkürzen, da wir vermutlich nicht mehr auf einen Nenner kommen. Aus meiner Sicht lässt sich das Ganze in einem Satz zusammenfassen. Es ist eine sich selbsterfüllende Prophezeiung.


    Warte mal hast du das so verstanden, dass ich meine es ist politisch nicht sinnvoll für die Biden-Kampagne jetzt auf Medicare-For-All als zentrales Wahlversprechen zu setzen? Denn im Gegenteil ich sagte ja, es wäre die perfekte Botschaft für diesen Wahlkampf und mit Sicherheit ein Erfolg beim Wähler. Ich glaube lediglich nicht, dass die Biden-Kampagne darauf setzen wird.


    Zu inkonsistent für Trump, der war gut. Für Trump ist das natürlich ungleich schwieriger, aber er hatte ja kürzlich erst bewiesen, dass die Republikaner ihm letztlich doch folgen (müssen), wenn es darauf ankommt.


    Ich weiß, aber ich denke das trotzdem. :) Wie gesagt tolle Krankenversicherung versprechen klar, warum nicht, aber das wird verpuffen. Zu sagen, er macht den Plan von Sanders, das hätte ein anderes Gewicht. Natürlich könnte man ihm nicht glauben, dass er das umsetzen würde oder auch nur in der Lage dazu wäre. Insofern ist dann die Frage, ob ihm das jemand glaubt, außer die Leute, die sowieso alles glauben, was er ihnen erzählt.


    Zum zweiten Punkt, klar theoretisch hätte Trump seine enorme Zustimmung innerhalb der republikanischen Partei strategisch gegen das republikanische Establishment einsetzen können. Das Problem liegt darin, dass ich strategisch und Trump zusammen in einem Satz gebraucht habe.

  • mal was aus den Blätter von albrecht...

    Biden auf dem Weg nach links

    https://www.blaetter.de/ausgab…en-auf-dem-weg-nach-links


    Okay, nein.


    Zitat

    Am 9. April kündigte er, auch unter dem Eindruck der Pandemie, an, als Präsident das Zugangsalter für Medicare-Leistungen von 65 auf 60 Jahre senken zu wollen, wodurch dieses Programm für weitere 23 Millionen Menschen geöffnet würde (darunter mindestens eine Million in Florida sowie jeweils mindestens 500 000 in Pennsylvania, Michigan und Ohio).


    In beiden Fällen übernimmt Biden die Positionen Warrens oder Sanders‘ allerdings nicht zur Gänze.


    So kann man es auch beschreiben, wenn man ein Prozent von dem übernimmt, was der Plan war. Medicare-For-All ist bei den Demokraten enorm beliebt. Dieses Minimalzugeständnis mit der Senkung des Eintrittsalter für das bestehende Medicare-System demonstriert im Gegenteil wie resistent Biden gegenüber dieser Idee ist. Und wenn ich mich gerade nicht irre, war Sanders Entschuldungsplan für Ausbildungsschulden deutlich durchgreifender als der von Warren. Sie ist da gar nicht der Standard.


    Ergänzung: Man sieht, dass der Autor Opfer der üblichen Washingtoner conventional wisdom ist, an dieser Aussage:


    Zitat

    (Die linke Kritik an allen derartigen „free college for everyone“-Vorhaben moniert, dass sie auf eine unnötige Subvention für die Kinder der Wohlhabenden hinauslaufe; Bidens Version meidet diese Klippe.)


    Das ist keine wirkliche linke Kritik. Im Gegenteil, die US-Linke hat verstanden, dass Programme, die die Menschen mit Vermögen und hohen Einkommen aussparen, das Ziel von Kürzungen und Abschaffungsdiskussionen werden. Solche Kritik kommt von Leuten, die sich nicht offensichtlich gegen den eigentlichen Vorschlag stellen wollen und mit diesem Argument Opposition vermeintlich aus Gründen der Gerechtigkeit zum Ausdruck bringen.

  • Zitat

    Am 9. April kündigte er, auch unter dem Eindruck der Pandemie, an, als Präsident das Zugangsalter für Medicare-Leistungen von 65 auf 60 Jahre senken zu wollen, wodurch dieses Programm für weitere 23 Millionen Menschen geöffnet würde (darunter mindestens eine Million in Florida sowie jeweils mindestens 500 000 in Pennsylvania, Michigan und Ohio).

    Ist das jetzt ein "großer" Erfolg? Auch hier gilt: Kontext beachten:

    H. Clinton hatte einen ähnlichen 'Vorschlag' 2016 - allerdings mit einem Alter von nicht 60, sondern 55.


    nase2 wurde hier bereits mit Ansage von Tilo gebannt - jetzt ist er scheinbar mit dem gleichen beleidigenden Ton zurück, so groß scheint sein Geltungsbedürfnis.

  • warum wurde dann bernie oder warren nicht gewählt?


    Da gibt es viele Antworten drauf.


    verstehe die blätter sind die nicht links genug ... und der autor ist nicht herr seine synapsen und schreibt eigentlich nur das ab was ihn die systempresse in washington vorschreibt.


    Klar, passiert sehr häufig. Die deutschen Korrespondenten sitzen in New York oder Washington D. C. und sind voll in dieser Mainstream-Medienblase drin. Sieht man immer wieder an den Artikeln. Wenn man sich stattdessen direkt informiert, muss man immer noch auf die alternativen Sichtweisen stoßen. Und jemand wie Tilo, der Leute beim Intercept kennt, ist eher die Ausnahme, deutsche Journalisten haben wenn dann auch eher Kontakt zu US-Kollegen im Mainstream, einfach weil deren Publikationen es sich leisten können, am internationalen Austausch teilzunehmen.


    Darüber wie links die Blätter für deutsche und internationale Politik sind, sagt Vorhandensein oder Fehlen dieser Einsicht hingegen gar nichts aus.

  • für mich ist das alles ein guter anfang, schritt für schritt jetzt nur das große ganze zu fordern alles oder nichts fürht zu dem was die konservativen seit jahren blockieren können.

    zuz glauben das aus den usa ein arbeiter und bauern staat wird... hat echt keine ahnung von den amerikanern.

    Da würde mich von so einem ausgewiesenen Amerika-Experten jetzt aber mal interessieren, welcher signifikante Teil der progressives in den USA eine Revolution um "alles oder nichts" oder die Umwandlung in einen "Arbeiter- und Bauernstaat" gefordert hätte?

    Die AnhängerInnen von Bernie Sanders können das jedenfalls schon mal nicht gewesen sein. Die haben nämlich nur versucht, einen moderat linken Sozialdemokraten ins Präsidentenamt zu bringen, dessen radikalste Forderung darin bestand für das reichste Land der Welt eine bezahlbare öffentliche Krankenversicherung für alle und kostenfreie höhere Bildung einzuführen, und dessen Programm ungefähr so linksradikal war wie das der sPD in den 70er Jahren, als man das "S" noch mit halbwegs gutem Gewissen groß schreiben konnte.


    Medicare4all war ganz sicher nicht der Grund dafür, dass Sanders nicht die Nominierung erhielt. Da zeigen auch die aktuellen Umfragen nach wie vor, dass es dafür durchaus Mehrheiten im Land gäbe. Gescheitert ist Sanders, weil der DNC und sein angeschlossener Medienapparat den Leuten erfolgreich einreden konnte, dass Sanders bei der Präsidentschaftswahl nicht hätte gewinnen können.

    Das ist das selbe elende Propaganda-Spiel das auch hierzulande immer wieder gespielt und von sämtlichen VertreterInnen des gehobenen Bürgertums weiter verbreitet wird - auch wenn sie für linksliberale "Blätter" schreiben:

    Bloß keine KandidatInnen aufstellen, die sich zu weit links dessen positionieren, was als bürgerliche Mitte™ verklärt, und ausgerechnet von Leuten medienwirksam als gesellschaftlicher Konsens proklamiert wird, die dem Alltag der profanen Mittelschicht schon lange in höhere Sphären entschwebt sind. Das verschreckt den Wähler. Das versteht er nicht. Da wählt er lieber rechts.


    Und am Ende hat man dann halt extreme Zentristen wie Olaf Scholz oder Joe Biden als Kandidaten und eine Bevölkerung, die erst recht davon überzeugt ist, dass man von der Politik nichts zu erwarten habe, dass "Die da Oben" ja sowieso machen was sie wollen, und dass man daran ohnehin nichts ändern könne. Der Erhalt der herrschenden Verhältnisse wird zur self fulfilling prophecy und die bestens organisierten Profiteure derselben schaufeln weiter ordentlich Kohle in die Parteikassen, damit das auch noch möglichst lange so bleibt.


    Bis dann eben einer wie Trump daher kommt, der sich so daneben benimmt, dass eine relevante Masse an WählerInnen ihm tatsächlich abkauft, er gehöre nicht zum Establishment.

  • vor allem ist Michael Tomasky Amerikaner


    Ein Usi meinst du. Das ist tatsächlich etwas anderes. Mal nachgeschaut, okay der ist vielleicht links oder mitte-links in den USA zu verorten, aber schon lange dabei und schon lange in den Medien in New York und Washington. Insofern würde ich den Punkt mit der Mainstream-Medienblase mal stehen lassen.


    Die Einschätzung zu Biden scheint mir dann eine Mischung aus Kenntnis über dessen frühere politische Positionierung - und klar da ist er sicherlich heute etwas weiter links - und Wunschdenken zu sein. So überraschend finde ich die kleinen Zugeständnisse an Sanders nicht. Vermutlich hat die Biden-Kampagne eine Analyse, dass die Art, wie Clinton gegenüber den Sanders-Wählern aufgetreten ist, ihre Niederlage mitverursacht hat. Demnach war es sinnvoll Sanders direkt einzubinden, zumal er dazu bereit war, und dann musste man natürlich am Ende auch ein bisschen seinen Positionen entgegenkommen.


    was hier auch nie als Argument vorkommt ist die Klimakrise. trump will Grönland kaufen weil es bald eisfrei ist.


    Argument wofür?


    Wer war damals eigentlich Vize-Präsident?


    Wessen Sohn war eigentlich bei einem zypriotischen Gasunternehmen mit ukrainischen Operationsgebiet im Verwaltungsrat untergekommen?

  • das ihn die Erderwärmung bewusst ist und er als Raubtierkapitalist nicht nur weiter Profit auf kosten Milliarden Menschen und der erde machen, er will sogar Profit daraus ziehen.


    Trump wollte Grönland für die USA kaufen. Eigentlich zeigt das vorallem seine Rückwärtsgewandheit. In der Zeit als er geboren wurde, haben die USA gerade noch versucht die Insel von Dänemark zu erwerben. Die Idee ist erst über die Jahre der Dekolonialisierung anrüchig geworden. Und es war natürlich bescheuert durchschaubar, dass er auf die Wertsteigerung durch die zunehmende Eisfreiheit setzt. Das ist auch dem "Besitzer" Dänemark klar.


    das du dann einen satz späzer den moralisten spielst und bidens sohn..


    Ich habe eigentlich nur die Assoziationskette weitergesponnen.


    Tatsächlich habe ich mich damals wohl geirrt, als ich von Hunter Bidens Engagement in einem ukrainischen Gasunternehmen gehört hatte. Ich dachte, es wäre ein Anzeichen, dass die US-Fracking-Industrie dort rein will. Aber wie sich dann im Zuge des Trump-Amtenthebungsverfahrens herausstellte, macht Bidens Familie einfach mit dem Namen ihres prominentesten Mitglieds Geld. War also vermutlich unabhängig entsprechender Interessen. Habe ich damals auch nicht im Detail nachgeprüft.


    Moral als Argument gegen Trumps Wahlkampfgegner zu bringen ist schon eine lächerliche Nummer.


    So wie ich es verstanden habe, war das Argument nicht Moral, sondern dass sich die Demokraten nicht gerade als Partei hervortun, die alles tun will, um das Ruder herumzureißen, insbesondere wenn das Geschäfts- oder nationalen Interessen entgegensteht. Ich sehe es zwar auch so, dass Trump in der Hinsicht die schlechtere Wahl ist, aber vorallem insofern, als dass auch die Auswirkungen des Klimawandels beschleunigt und gesteigert werden können. Bidens Pläne werden dem Problem in keiner Weise gerecht. Vermutlich wird das nichtmal der "Green New Deal".

  • habe da nur auf deine frage geantwortet.

    du hast gefragt.


    Und ich habe nur darauf reagiert, dass Trump Profit aus dem Kauf schlagen will, aber vielleicht meintest du ja nicht persönlich.


    naja .. wer sagt den das er nicht Ahnung in diesen Bereich hat. nicht das ich von seinem Kompetenzen überzeugt wäre oder das glaube...


    Hunter Biden hat keine diesbezügliche Kompetenz. Das war reines Profitieren vom Namen.


    Scheinbar ist dir entgangen das Trump das Ruder umgerissen hat und zwar in eine sehr sehr düstere Richtung. selbst wenn es wieder zur "alten normalität" zurück komm,en würde wäre das ein fortschritt.


    Mir muss man das harm reduction-Argument nicht erklären. Das habe ich oft genug selbst getan. Bei den Folgen des Klimawandels gibt allerdings keinen Grund zum Optimismus. Null.


    du hast Argumente gebracht die gegen den blätter atikel gerichtet waren. nun biste mit allen deinen Argumenten die gegen diese sicht des Autoren gebracht hast zurück gerudert.


    Meine Kritik an dem Artikel gilt weiterhin. Da ist bei dir ein falscher Eindruck entstanden, ich habe nichts davon zurückgenommen.


    Trump schafft die post ab um die wahlen zu manipulieren und dir ist bidens sohn wichtig .. ok den deppen hier im forum schon aber das du dich auf deren stufe stellst.. ?


    Also ich bin auch hier im Forum ...


    Wie gesagt, das mit Bidens Sohn war nur Spaß an der Ergänzung. Der Inhalt dieser Replik ist da schon relevanter:


    Welcher Präsidentschaftskandidat hatte eigentlich kürzlich im Interview folgendes für seine Präsidentschaft angekündigt: "Fracking is not going to be on the chopping block"

  • Traurige, treffende Zusammenfassung, wie sehr Uygur, stellvertretend für die "let's vote Trump out, rest comes later", in die Luft schlägt, um im Nachgang einer evtl. Biden-Wahl progressive Werte durchzusetzen.



    Was, Wenn nach der Wahl die establ. Demokraten die Progressiven weiterhin ausbremsen?
    Uygur: "We will be FURIOUS!"


    Ich dachte, ich schaue ein Video von 2016 - da hat er exakt das Gleiche gesagt. So cringe.

  • 2016 haben die Demokraten verloren. Ich verstehe die Analogie ehrlich gesagt nicht.

    Die Demokraten haben ein sehr prominentes und von weiten Teilen der Bevölkerung gewünschtes Thema (Healthcare) abgewürgt, obwohles imo eine Wahl eines Demokr. Präsidenten hätte vereinfachen können.
    Nun zu meinen, wenn die Dems erst an die Macht kommen, dann werden sie im Anschluss für die Menschen Politik machen, ist beyond naive.

  • Die Demokraten haben ein sehr prominentes und von weiten Teilen der Bevölkerung gewünschtes Thema (Healthcare) abgewürgt, obwohles imo eine Wahl eines Demokr. Präsidenten hätte vereinfachen können.
    Nun zu meinen, wenn die Dems erst an die Macht kommen, dann werden sie im Anschluss für die Menschen Politik machen, ist beyond naive.


    Er geht ja nicht davon aus, dass sie es von sich aus machen, sondern dass man sie durch politischen Druck, Demonstrationen, Kampagnen und weitere Gegenkandidaten gegen Establishmentdemokraten bei primaries, dahin bringen muss, dass sie etwas tun. Bei Trump sieht er dagegen gar nicht erst die Chance.


    Ich würde sagen, Uygur ist da alles andere als naiv. was die Notwendigkeit angeht. Er ist sehr ambitioniert, was die politischen Möglichkeiten der Linken diesen Druck zu erzeugen angeht, und das könnte man vielleicht naiv nennen. Aber was soll er sagen. Die Linke hat halt diese Runde verloren und sein Credo scheint zu sein, einfach immer weiter kämpfen.

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