Der Film Thread

  • Nachtrag:

    Ich hatte von Anfang an den Eindruck der Film sei mit Schwerpunkt für das englischsprachige Publikum angelegt, dafür war der Anfang mit den Füchsen in ihrem foxhole (ein Dauerbrenner schlecht übersetzter Kriegsfilme, wie die Runden verbleibender Muniton) zu heftig in your face. Die Szene mit dem vergeblich durch die Gegend getragenem Kameraden wurde fast 1:1 vom 1930er Film übernommen und das war gut so.

    Dieses Buch wurde zweimal großartig verfilmt und für die jeweilige Generation als abschreckend angepasst. Hier denke ich hat der aktuelle Film zugunsten von Geschichtserklärung versagt.

    Von der Freiwilligmeldung zur Front war die einzige Zwischenstation die Einkleidung, in den Vorgängerfilmen wurde der Irrsinn des Massenvernichtungskrieges schon in der Ausbildung klar, 2022 wollte man das mit der Einblendung der Verlustzahlen am Ende linkisch nachschieben dafür gab es viel Erzberger...

  • Der aktuelle Film ist für mich nichts. In vielen Dingen ist er zu stark überzeichnet, pb das jetzt die erklärung der Dolchstoßlegende ist oder der spinnerte General der zum Ende des Krieges noch mal siegen will.

    Der Anfang war noch gut gemacht, der Wahnsinn mit den Uniformen der Gefallenen vorgezeichnet. Aber sowas wie die Erklärung der Feuerwalze im Unterstand an der Front, ist zu sehr erzieherisch aufgelegt, da wird das Publikum doch unterschätzt; diese Unterhaltung hätte es dort nicht gegeben. Zum Ende hin wird der Ersatz mit neuen jungen bis jüngsten Soldaten dagegen nur zart angedeutet. Hinten raus ist der Film einfach schwach, paar Effekte weniger und vielleicht ein Schmetterling hätten da gut getan.

    Wie siehtst du den Film im Vergleich mit 1917?

    Ich mache mir die im Forum zu diesem Thema mehrheitlich geäußerte Meinung nicht zu eigen und wiederspreche ihr hiermit ausdrücklich!

  • Wie siehtst du den Film im Vergleich mit 1917?

    Schwierig, da kommt zum tragen, dass Enttäuschung stark vom Erwartungsmanagement abhängt. 1917 war ein Film komplett in eigenem Recht (Drehbuch selbst geschrieben), da geht man anders ran als an bekannten Stoff. War ein guter Film der auch die Absurditäten des Krieges eingefangen hat (Begegnung mit Doppeldecker auf Gehöft) aus einer ganz eigenen Perspektive.

    Das ist beim letzten "Im Westen nichts Neues" anders, der muss sich natürlich an Buch und Vorgängerfilmen messen lassen. Der erste Film war eine gute Adaption des Stoffes, gerade für seine Zeit, under der Zweite eine sehr gute Modernisierung des Stoffs in Farbe und neuen Gesellschaftsbildern. Der dritte Film dagegen hat eine Lehrerhaltung eingenommen, mag persönlicher Geschmack sein aber so direkt belehrt werd ich von Filmen ungern - vielleichtbraucht es die Haltung aber auch für eine Generation die mit Militär und Krieg völlig die Fühlung verloren hat, der Titel ist nur noch lose im Werk erkennbar

    1917 und den 2022er iWnN kann man da nicht vergleichen im Hinblick auf Inhalt bzw Werkstreue.

  • Der dritte Film dagegen hat eine Lehrerhaltung eingenommen, mag persönlicher Geschmack sein aber so direkt belehrt werd ich von Filmen ungern - vielleichtbraucht es die Haltung aber auch für eine Generation die mit Militär und Krieg völlig die Fühlung verloren hat, der Titel ist nur noch lose im Werk erkennbar

    Welche belehrenden Stellen meinst du denn? An dem Film mochte ich tatsächlich auch nicht diese überkanditelten Szenen mit einem pathosgeladenen Erzberger. Heißt aber ja nicht, dass es sich in der Form nicht ähnlich zugetragen hat. Gerade das Ende fand ich konsequent. Du meinst "Hinten raus ist der Film einfach schwach, paar Effekte weniger und vielleicht ein Schmetterling hätten da gut getan." hätte die - zugegeben - in your face Message ja völlig entwertet.

    Der Umstand, dass man sich gegen Ende dachte "großer Gott, wann hören diesen sinnlosen Szenen des Abschlachtens endlich auf" ist dann doch irgendwie die völlig banal dargstellte Pointe an der Geschichte. Da muss nichts subversiv oder in Andeutungen verbleiben.

  • Welche belehrenden Stellen meinst du denn? An dem Film mochte ich tatsächlich auch nicht diese überkanditelten Szenen mit einem pathosgeladenen Erzberger. Heißt aber ja nicht, dass es sich in der Form nicht ähnlich zugetragen hat. Gerade das Ende fand ich konsequent. Du meinst "Hinten raus ist der Film einfach schwach, paar Effekte weniger und vielleicht ein Schmetterling hätten da gut getan." hätte die - zugegeben - in your face Message ja völlig entwertet.

    Der Umstand, dass man sich gegen Ende dachte "großer Gott, wann hören diesen sinnlosen Szenen des Abschlachtens endlich auf" ist dann doch irgendwie die völlig banal dargstellte Pointe an der Geschichte. Da muss nichts subversiv oder in Andeutungen verbleiben.

    Die Überzeichnung des eh unfassbaren Wahnsinns bis zur Karikatur, ist die Schwäche des neuen Films. Guter Start mit der Verwertung der Uniformen der Gefallenen (speziell die herausgerissenen Wapperl bei der Einkleidung), aber der General, der wie eine Manifestation der Falkenhaynschen Blutpumpe anmutet, mit seiner Offensive des letzten Tages (eigentlich eher ein japanisches Motiv) und eben der Dolchstoßlegendenpart sind völlig drüber. Der Titel, bezieht sich doch auf einen Kriegstagebucheintrag der die Westfront für diesen Tag zusammefasst, im 2022er Film völlig unpassend weil allerlei passiert, Grossangriff mit drauffolgendem Kriegsende.

    In den Vorgängern blieb das Ende im Oktober, einer wurde bei der Beobachtung eines Schmetterlings 1930, der andere beim Zeichnen eines Vogels erschossen 1979, banal im großen Ganzen.

    Das ist der große Schrecken des Krieges, die Wurschtigkeit und das banale Sterben, nicht das große Fanal, sondern der alltägliche Wahnsinn der keinen interessiert.

  • Die Überzeichnung des eh unfassbaren Wahnsinns bis zur Karikatur, ist die Schwäche des neuen Films.

    Hmnaa, da gehe ich nicht ganz mit...


    aber der General, der wie eine Manifestation der Falkenhaynschen Blutpumpe anmutet, mit seiner Offensive des letzten Tages (eigentlich eher ein japanisches Motiv) und eben der Dolchstoßlegendenpart sind völlig drüber.

    Hier stimme ich dir voll zu. Alles abseits der soldatischen Perspektive war einfach kitschig bis klischeehaft überspielt.

    Aber beispielsweise Panzereinsatz, so übertrieben und meinetwegen auch inakkurat er dargestellt wurde, war im Kino einfach extrem beeindruckend (im abschreckenden Sinne). Ich kann dem "Fanal" als Stilmittel insofern etwas abgewinnen. Hätte der Film es so gehandhabt wie die Klassiker, dann wäre er im Wesentlichen ja auch nur ein warmer Aufguss dessen gewesen, was es bereits gab. So ergänzt er das Werk immerhin in dieser Hinsicht.

  • beispielsweise Panzereinsatz, so übertrieben und meinetwegen auch inakkurat er dargestellt wurde,

    Der war nicht schlecht, etwas übertrieben vielleicht und sehr alleine, das sollte eigentlich erst im zweiten Weltkrieg von den Deutschen ausgehen, aber der Panzerschreck war und ist real. Der Kampf mit Kette war ja überdeutlich.

    Mit ein paarmal Überrollbahn kann man das aber ausbilden.

  • Großartig. Neue Staffel schon draußen?

    was unsere chilischote sagt stimmt. muss schon sagen, dass ich sehr überrascht bin, dass ausgerechnet ne superheldenserie auf amazon mit so die beste analyse und den besten kommentar zum zeitgeschehen liefert. umso länger die serie gedauert hat, umso mehr hab ich auch aufgehört die personen als personen zu sehen, die stellen irgendwann nur noch dinge wie faschismus, nationalismus, kapitalismus etc dar und liefern ne blaupause, wie diese dinge miteinander interagieren. kapitalismus(vought) setzt den vom nationalismus in den faschismus abgleitenden(homelander) in die welt und hat dann keine mittel mehr ihn aufzuhalten, größtenteils ja noch nichtmal interesse daran, weil man bestens davon profitiert und irgendwann is es dann zu spät


    find auch krass, wie jeder in diesem system einfach nur ohnmächtig ist und zunehmend wird, wie auch einfach niemand ne vernünftige beziehungsebene aufrechterhalten kann oder will, einfach weil die systemzwänge so stark sind, dass man sich ständig selbst zu stark aufgeben muss.


    hab mich außerdem mehrmals bei dem gedanken erwischt, dass utan irgendwie der butcher dieses forums ist.

  • haha das war auch weniger auf arschloch sein und gewalt bezogen, sondern mehr darauf, dass er halt nicht glaubt dass es einen weg innerhalb des system gibt. zb als hughie dann im kongress arbeitet und die superhelden überwachen soll glaubt er nicht an diesen weg. also zumindest in dem punkt bist du mehr butcher als hughie.

  • Starlight ist die Engelsfigur, die sich auch im allernächsten Angesicht des Bösen am Ende (zumindest an jenem der aktuellen Staffel) als unkorrumpierbar erweist, der Gewalt entsagt, und ihre Superkräfte tatsächlich in den Dienst der humanistischen Sache stellt.

    Sie ist die eigentliche Heldin der Serie. Alle anderen - auch Hughie, dieser duckmäuserische Miltäufer - erliegen irgendwann zumindest zeitweise der Versuchung, selbst zu dem zu werden, was sie eigentlich bekämpfen wollen.


    :)


    Eine solch standhafte Integrität hat hier im Forum nur einer, und ich bin es natürlich nicht.

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