#508 - Ökonom Lars Feld (Ex-Chef der "Wirtschaftsweisen")

  • Puh, ich habe das Gegenbeispiel gefunden:


    https://www.theguardian.com/gl…-poverty-says-un-academic


    Dachte für eine Sekunde Industrieller könnte recht haben.


    Zitat

    "Over the past decade, the UN, world leaders and pundits have promoted a self-congratulatory message of impending victory over poverty, but almost all of these accounts rely on the World Bank's international poverty line, which is utterly unfit for the purpose of tracking such progress," said Alston. The expert condemned the near universal reliance on the bank's line, which he said is deeply flawed and yields a deceptively positive picture."


    Although the World Bank claims that the number of people in extreme poverty fell from 1.9 billion in 1990 to 736 million in 2015, says Alston, he adds that is "scandalously unambitious", and evidence shows it doesn't even cover the cost of food or housing in many countries.


    The poverty decline it purports to show is due largely to rising incomes in a single country, China. And it obscures poverty among women and those often excluded from official surveys, such as migrant workers and refugees.

    Zitat

    "[...] I remember visiting China, and meeting with key people in charge of a taskforce eradicating extreme poverty, where it would be clear the discussion was how you could take [a] village or situation to get people the extra three cents a day [to get them over the threshold], not about how to improve their miserable situation. It was a statistical challenge."


    Also hat der Neoliberalismus aus propagandistischem Eigeninteresse das Narrativ der Kommunistischen Partei Chinas von der Beseitigung der Armut gestützt. Hm, ergibt schon Sinn die Versorgungslage der chinesischen Bevölkerung war 1990 deutlich besser als die armer Bevölkerungen anderswo. Vorstellbar, dass es vergleichsweise billig war Menschen massenhaft über eine niedrige Schwelle zu bringen. Ich habe dieses Geschichtchen immer so hingenommen, aber der Eindruck war ja doch ein anderer, schnelle technische Modernisierung und damit Produktivitätssteigerung bei sehr ungleichem Einkommenswachstum in den verschiedenen Bevölkerungsgruppen.

  • Um das Gegenbeispiel zu finden muss man nicht lange recherchieren, da reicht der Blick nach Deutschland und Europa, anderswo noch weitaus drastischer zu besichtigen.


    Tut mir leid, das ist normalerweise nicht meine Wortwahl, aber solche Leute sind für mich die lachende Fratze des Großkapitals. Und solche Wissenschaftler sitzen in Gremien die über den Mindestlohn entscheiden, oder mitbestimmen. Ich wünsche dem Herren mal 2 Jahre Beschäftigung unter prekären Bedingungen als Zusteller beim, aus Kapitalsicht, bestens funktionierendem Weltkonzern Amazon, oder als Betroffener von Hartz4.


    Das würde die Sicht möglicherweise entscheidend verändern.

  • Der methodologischen Individualismus, wo das Individuum der Anfangs und Endpunkt ist, ist pure Ideologie. Weil damit natürlich nicht das System als ganzes gesehen wird und der Mensch nicht als ein Produkt der Gesellschaft gilt. Aus deiner Kritik ist er nicht wieder rausgekommen👍

  • Um das Gegenbeispiel zu finden muss man nicht lange recherchieren, da reicht der Blick nach Deutschland und Europa, anderswo noch weitaus drastischer zu besichtigen.


    Vielleicht hat sich die Ironie nicht so ganz übertragen. Ich würde natürlich niemals annehmen, dass Industrieller mit irgendwas richtig liegt.

  • Der methodologischen Individualismus, wo das Individuum der Anfangs und Endpunkt ist, ist pure Ideologie. Weil damit natürlich nicht das System als ganzes gesehen wird und der Mensch nicht als ein Produkt der Gesellschaft gilt. Aus deiner Kritik ist er nicht wieder rausgekommen👍

    Übrigens falls es jemanden interessiert:


    Philip Mirowski Lecture: Should economists be experts in markets or "human nature"? (Plurale Ökonomie)



    Die Neoklassik ist Ende des 19. Jahrhunderts als ein "rip-off" der klassischen Physik entstanden. Das Homo Oeconomicus Modell wurde seit dieser Zeit immer wieder für seine zu simplen Annahmen über den Menschen kritisiert. Diese regelmäßige Kritik, die immer in Perioden kommt, hat aber nicht ein einziges mal zu irgendeinem ernstem Austausch von z. B. Psychologie und Wirtschaftswissenschaften geführt. Und Mirowski sagt, dass jeder Versuch, den Wirtschaftswissenschaftler zu erklären, dass sich Menschen nicht so verhalten, wie in ihren Modellen, sei eine "waste of time" und man müsse die Orthodoxie auf eine andere Art kritisieren. Mehr dazu in der Lecture.

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