#508 - Ökonom Lars Feld (Ex-Chef der "Wirtschaftsweisen")


  • Zu Gast im Studio: Lars P. Feld, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg und Leiter des dortigen Walter Eucken Instituts. Von 2011 bis 2021 war er Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Rat der Wirtschaftsweisen“) und war zuletzt von März 2020 bis Februar 2021 dessen Vorsitzender + eure naiven Fragen am Ende!


    Her mit euren Fragen ;)


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  • Hi Tilo,


    kannst du bitte fragen warum nochmal genau die hohen Staatsschulden schlimmer sind als hohe ökologische Schulden (2°C-Ziel reissen, Artensterben, mangel an Trinkwasser, ....).

    [Ich als Laie versteh's einfach nicht.]


    Und lass' dir doch mal von ihm die MMT erklären und was er davon hält.

    [Bei offensichtlichen Wissenslücken immer schön nachfragen.]


    Danke!

  • Wahrscheinlich zu kompliziert und zu leicht als "ideologisch" abzuwehren, aber was anderes fällt mir jetzt nicht ein:


    Herr Professor Feld ist nicht nur Direktor des Walter Eucken-Institutes der Universität Freiburg, sondern auch Sprecher des Kronberger Kreises der Stiftung Marktwirtschaft, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Wirtschaftsrat der CDU, sowie u.a. auch Mitglied der Ludwig Erhard-Stiftung und der alterwürdigen Mont Pélerin-Society, zu deren Gründern auch die gemeinhin als Urväter des Neoliberalismus betrachteten Ökonomen Friedrich August von Hayek und Milton Friedmann gehörten.


    KritikerInnen (-> PDF) des NeoWirtschaftsliberalismus ordnen diese Institutionen einem neoliberalen Thinktank-Netzwerk zu, welchem weltweit noch unzählige andere privat und öffentlich finanzierte Intitiativen, Stiftungen, und Institute angehörten, die es sich zur Aufgabe gemacht hätten, neoliberale Prinzipien auf allen Ebenen politisch durchzusetzen.


    Vielleicht könnte man dazu mal ganz naiv folgendes fragen:

    • Was ist Neoliberalismus?
    • Was Ordoliberalismus und wie unterscheidet er sich vom Neoliberalismus?
    • Bist Du ein Neoliberaler oder ein ordoliberaler Ökonom?

    oder, provokant:

    • Glaubst Du, dass man als Ökonom politischen EntscheiderInnen als neutraler Berater zu Seite stehen kann, bzw. dass man als Wissenschaftler eine ausgewogene Position vertreten kann, wenn man gleichzeitig Mitglied in so vielen, ausschliesslich arbeitgebernahen Institutionen ist?
  • Im Teil, der sich um seine Tätigkeit als Pflegehelfer dreht, kann man ihn ja fast als sympathisch bezeichnen, dann geht das Elend los...

    "Die Orientierung, möglichst viel Gewinn rauszuholen zu wollen, ja, ich will jetzt nicht allen Menschen unterstellen, dass sie Nutzenmaximierer sind, aber man fährt besser, wenn man das tut."


    Puh... Nachdem ich den Moment, als er am Anfang davon sprach, dass ihm die Agenda 2010 nicht weit genug ging, überstanden hatte, kam ich hier doch arg ins Straucheln...

    Homo Oeconomicus, ick hör dir trapsen <X


    Was er kurz danach über Ausbeutung und Saisonarbeiter vom Stapel lässt, ekelhaft.

    Damit unterbreche ich das ganze auch mal nach 50 Minuten, bevor ich am Ende nicht schlafen kann, weil die Halsschlagader so laut pocht.

  • Die Argumentation war ja nicht, dass alle Menschen Nutzenmaximiere sind, sonder besser davon auszugehen, um dann bessere Regelungen dafür zu machen. Statt davon auszugehen, dass alle tugendhaft Handeln, um dann regellos zu bleiben. (Er könnte die Logik ja mal auf das Klima übertragen. PS: Ok, habe jetzt weiter gehört, hat er im Grunde.)


    Das mit flexsecurity ist tatsächlich so eine Sache, da hätte man eventuell etwas länger verbleiben können.


    Das mit der Ausbeutung macht einen echt sprachlos. Ich muss mir das auch in zwei Etappen anschauen.


    Ansonsten guter Gesprächspartner, der die ordoliberale Schule hier gut vertritt und auch präzise versucht zu antworten.


    Ps: das mit der mmt fand ich dann sogar ganz lustig.

  • Der kleine Ausblick mal in einer größeren Runde diskutieren zu wollen, finde ich sehr gut. Lars Feld wirkt zumindest fähig dazu. Vielleicht kann man dann noch einen Wissenschaftler aus der keynesianischen Richtung holen, um so über die Probleme der Zeit zu sprechen.

  • Fand seine Antwort auf die Wachstumsfrage ganz witzig:

    Jede ökonomische Einführung hat mit der großen Knappheit zu beginnen, aber wenn man von der Klimafrage absieht ist das kein Thema, also nein heute vielleicht ein bisschen mehr als vor zwanzig Jahren, da konnte das ja keiner Ahnen und wir können bestimmt ganz gut im Kreiswirtschaften.

    Vielleicht sollte er sich was Knappheit angeht auch mal am worst case orientieren XD

    sondern besser davon auszugehen, um dann bessere Regelungen dafür zu machen.

  • Puh... Nachdem ich den Moment, als er am Anfang davon sprach, dass ihm die Agenda 2010 nicht weit genug ging, überstanden hatte, kam ich hier doch arg ins Straucheln...

    Homo Oeconomicus, ick hör dir trapsen <X


    Was er kurz danach über Ausbeutung und Saisonarbeiter vom Stapel lässt, ekelhaft.

    Damit unterbreche ich das ganze auch mal nach 50 Minuten, bevor ich am Ende nicht schlafen kann, weil die Halsschlagader so laut pocht.

    Das wird im Verlauf von dem Video auch nicht besser, ich habe es mir jetzt komplett angeguckt, aber musste auch mehrmals Pause machen, die Standpunkte die der da raushaut klingen wie die typische INSM Propaganda, aber das ist ja auch kein Wunder, für den Verein ist er ja unter anderem tätig...

    Tätigkeiten für Lobbyverbände

    Feld schreibt Gutachten für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und hat den Vorsitz des wissenschaftlichen Beirats des Wirtschaftsrats der CDU e. V.

  • Die Herangehensweise erscheint mir seltsam, dass es keine Gesellschaft, sondern nur einzelne Menschen gibt, die Entscheidungen treffen. Das ist so, als ob ich sage: es gibt kein Gehirn, sondern nur einzelne Gehirnzellen, die Entscheidungen treffen. Daraus ergibt sich alles weitere. Ich mache eine Theorie, wie die einzelne Hirnzelle sich verhält, und leite daraus alles ab. Aber welchen Erkenntnis-Gewinn bringt mir das?

  • Eine Frage hätte ich schon zum Interview, ich sehe eine ganze Menge am momentanen Wirtschaftsmodell sehr, sehr kritisch.

    Und Hr. Feld ist ein wirklich lupenreiner Neoliberaler, eingewoben in akademische Wohlfühlatmosphäre. Eine Menge Menschen in DE, aber auch weltweit leiden unter diesem Wirtschaftsmodell, vom Klimawandel, eine klare Folge des Kapitalismus, ganz zu schweigen.

    Wäre es da nicht angebracht gewesen diesen Ökonomen mal mit den kleinen und großen Konsequenzen seiner Arbeit zu konfrontieren?

  • Industrieller erzähl mal. ausführlich. was gefällt dir an ihm und seinen Ideen?

    Hab viel Arbeit gerade, da reicht es eigentlich nur für die provokanten Spitzen...


    Aber hab ja selbst nen Kurs bei Kirchgässner besucht und zu Zeiten meines Studiums auch einige "Österreicher" kennengelernt. Was mir da schon immer negativ aufgestoßen ist, auch wenn ich selbst viel von der österreichischen Schule um Mises, Hayek, Schumpeter, Kirzner vor allem halte, sind die teilweise ideologischen Prägungen, die alles, was nicht direkt dem Kanon der österreichischen Schule entspricht, massiv attackieren und zurückweisen.

    Ich bin jetzt auch kein Fan von Keynes, aber man muss doch mal festhalten, dass eine antizyklische Geld- und Fiskalpolitik in der imperfekten Welt, in der wir nunmal leben, sinnvoll ist, vielleicht sogar sinnvoller, als eine laissez-faire Politik, auch wenn man versuchen kann, die Rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb derer das eben besser möglich ist.


    Mir gefällt bei Lars Feld eben, dass er in der Hinsicht überhaupt nicht ideologisch ist, dass für ihn theoretische und empirische Methoden wichtig sind (sieht man ja auch ganz selten) und dass er immer am bestmöglichen ökonomischen Ergebnis interessiert ist.


    Und natürlich führt das dazu, dass er zum Beispiel eine Klimapolitik vertritt und auch im Interview vertreten hat, die weit über das hinausgeht (bezogen auf effektive Reduzierung von CO2 - Emmissionen), als das selbst bei einer Umsetzung des Wahlprogramms der Grünen der Fall gewesen wäre.


    Er hat einfach ein wahnsinnig breites Fachwissen, was man bei anderen Ökonomen wie H-W Sinn, Achim Truger, Marcel Fratzscher, Heiner Flassbeck, die zwar unterschiedliche Richtungen vertreten, aber doch immer wieder die gleichen Talking points bringen, so einfach nicht findet.


    Was mich ja bei vielen Grünen wundert, ist dass sie zwar behaupten, den Klimawandel bekämpfen zu wollen, dann aber nicht erkennen, dass mehr Ausgaben fast immer den gesellschaftlichen CO2-Fußabdruck deutlich vergrößern, selbst wenn es sich um angebliche "Klimainvestitionen" handelt. Wenn man es wirklich ernst meinen würde und das zur wichtigsten Priorität machen wollte (was ich für unsinnig halte, weil dann einfach der Preis anderer Trade-Offs zu groß wird), dann sollte das eher in Richtung Nico Paech sein und gerade ein Flassbeck sollte eigentlich das ökonomische Feindbild Nummer 1 von jedem Grünen sein.

  • Eine Frage hätte ich schon zum Interview, ich sehe eine ganze Menge am momentanen Wirtschaftsmodell sehr, sehr kritisch.

    Und Hr. Feld ist ein wirklich lupenreiner Neoliberaler, eingewoben in akademische Wohlfühlatmosphäre. Eine Menge Menschen in DE, aber auch weltweit leiden unter diesem Wirtschaftsmodell, vom Klimawandel, eine klare Folge des Kapitalismus, ganz zu schweigen.

    Wäre es da nicht angebracht gewesen diesen Ökonomen mal mit den kleinen und großen Konsequenzen seiner Arbeit zu konfrontieren?

    Mit welchen Konsequenzen.

    Die Ungleichheit ist in den letzten 40 Jahren im Zeitalter des Neoliberalismus enorm zurückgegangen.

    1990 haben 1,9Milliarden Menschen in absoluter Armut gelebt und heute sind es unter 600Millionen. Obwohl die Weltbevölkerung in der Zeit massiv angestiegen ist.

    Das sind Fakten. Nicht das Ergebnis der Arbeit von Lars Feld, aber immerhin das Ergebnis der neoliberalen Gesellschaftsordnung der letzten 40 Jahre.

    Wir haben heute weltweit die größten und umfassendsten Sozialsysteme, die wir je in der Geschichte der Menschheit gesehen haben, mit Leistungen, die jede andere Epoche um ein Vielfaches übersteigen. Auch das ist das Ergebnis des Neoliberalismus.

    Auch damit könnte man diesen Ökonomen natürlich konfrontieren.

    Deutschland mit einem eher liberalen Gesundheitssystem mit profitorientierten Krankenhäusern ist mit den meisten Intensivbetten in Europa in die Krise gegangen, Schweden und UK waren auf den beiden letzten Plätzen, wenn ich es richtig in Erinnerung habe genau die beiden Beispiele, die für ihr staatliches Gesundheitssystem genannt wurden ( http://www.wip-pkv.de/fileadmi…heitssysteme__Covid19.pdf ).



    Leider scheinen großflächige Fakten und Ergebnisse den meisten Menschen egal zu sein. Dann doch lieber ein paar Anekdoten, die bringen das eigene Weltbild nicht so ins wanken...

  • Schon klar, die Freiburger Schule.

    Die Jubelarie auf die kapitalistischen Zumutungen dieser Welt.

    Ich halte das für kompletten Unsinn.

    Die sogenannten Ökonomen der heutigen Zeit, oft im Gewand der Geisteswissenschaftler, sind nichts weiter als die Sprachrohre der Herrschenden.


    Wollen Sie im Ernst erzählen das die Gig Ökonomie, die GAFA Konzerne, Blackrock und Co. die ökonomische Zukunft des Planeten sind?


    Ökonomen dieser Art sitzen in den Talkshows dieser Welt und erklären lächelnd warum eigentlich alles bestens ist, und haben für alles einen Preis.


    Und reden im Sinne der Finanzindustrie, der Mt. Pelerin Society, des WEF.


    Es ist vieles absolut nicht in Ordnung auf diesem Planeten.

    Da kann man noch so sympathisch rüberkommen.

    Es ist schlicht nicht die Wahrheit.

  • Ich hab Fakten genannt, die von allen Wissenschaftlern anerkannt werden.

    Du kannst natürlich gerne in einer Phantasiewelt mit alternativen Fakten leben. Viel Spaß dabei!

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