Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • https://twitter.com/DefenceU/status/1659228602104270849



    Ich möchte darauf hinweisen, dass das zwei Tage später veröffentlich wurde.

  • https://www.bloomberg.com/news…hima-g-7-summit-in-person


    Zitat

    Ukrainian President Volodymyr Zelenskiy will travel to Hiroshima, Japan, to join the Group of Seven leaders in person, according to people familiar with the plans.


    Zelenskiy will fly on a US military plane to Japan after an expected stop in Saudi Arabia to attend the Arab League summit, said the people, who asked not to be identified discussing confidential information.


    Ein Verdacht, der geäußert wird, das ist kein diplomatischer Rundumschlag von Selenskyj, sondern er meidet die Ukraine.

  • Eine Übersetzung davon könnte sein: Wir werden niemals eine neutrale Ukraine akzeptieren.


    Bevor am Maidan der Streichholz reingeworfen wurde und sämtliche Extremisten grünes Licht bekamen, da hat die diplomatische West-Werteunion noch zum gewählten Präsidenten gesagt: "Entweder 100% WIR, oder 100% DIE, nichts dazwischen, Ost oder West!"


    Man sollte sich schämen...

  • Ich würde den Denkansatz auch nicht so negativ sehen, wie schon gesagt, es wäre das einzig machbar Szenario aktuell. Eine entmilitarisierte Zone auf beiden Seiten einer festgelegten Linie - die vielleicht mit UN-Beobachtern die beide Seiten kontrollieren.


    Militärisch wäre Ruhe und Diplomatie könnte gewohnt langsame Schritte tun.

  • https://www.reuters.com/world/…-al-hadath-tv-2023-05-19/


    Zitat

    DUBAI, May 19 (Reuters) - Ukrainian President Volodymyr Zelenskiy attended a summit of the Arab League in Saudi Arabia on Friday to canvas support for his people, while Saudi Crown Prince Mohammed bin Salman expressed his readiness to mediate in the war between Moscow and Kyiv.


    Also das ist direkt:


    Zitat

    In his address to the summit, Zelenskiy said some countries including members of the Arab League preferred to "turn a blind eye" to Russia's illegal annexation of Ukrainian land and to its jailing of some Ukrainians during the 15-month war.


    (Syrien erkennt die Annektion an.)


    Ich glaube letzteres meint Kriegsgefangene.


    Zitat

    "I am sure we can all be united in saving people from the cages of Russian prisons," he said, speaking in English.


  • Prigoschin wurde hier danach gefragt:


    https://t.me/concordgroup_official/1000


    Und er antwortet wohl sinngemäß wir haben vor einigen Tagen auf seinen Aufenthaltsort geschossen, aber wissen auch nicht, was mit ihm ist. Ich vermute, er spricht über die gleiche Gelegenheit, wo er schonmal meinte sie hätten vielleicht Sirski getroffen.


    Was auffällig ist, es wurden nachdem dieses Gerücht aufkam Bilder von Saluschni veröffentlicht bei einer Hochzeit, die aber schon einige Zeit zurücklag. Und jetzt gibt es ein Bild, was ihn beim Schwimmen auf Zypern zeigen soll. Aber auch da wird gesagt, es sei ein älteres Bild und wäre zudem in Mariupol aufgenommen wurden. Allerdings diese Bilder wurden wohl nicht von offiziellen Stellen herausgegeben.

  • Ach guck. Kaum bricht hier so ein bisschen Multipolarität aus, sind so Selbstverständlichkeiten wie: "Hätten wir mal den Irak-Krieg so durchsanktioniert wie den UA-Krieg und die Kriegsverbrechen vernünftig geahndet..." plötzlich salonfähige Meiningen geworden. (Masala ab 07:20)


    Warum?


    Na weil die mittlerweile heiss umworbenen "Unentschiedenen Staaten" so lästig doll drauf rumreiten. Und wir die zu entschiedenen Staaten machen wollen. Für uns. Gegen China. Da muss man Zugeständnisse an "Sichtweisen" machen. Und diesmal müssen wir es übrigens ernst meinen. Mit den Unentschiedenen. Nicht so kolonial von oben herab immer. Das kennen die nämlich schon. Von uns.


    Die Hilflosigkeit ist mit den Händen zu greifen.


    Warum trotzdem alles unausgesprochen und wie ein Naturgesetz auf Konfrontation rausläuft und präventive, ziviliserte Ansätze wie Ausgleich und Kooperation auch nicht mal ansatzweise anklingen, das bleibt ein Geheimnis westlicher Werteweisheit.

  • Der running Gag der medialen Befragung deutscher KriegsexpertInnen ist, dass eine Figur wie Professor Carlo einfach zehn Minuten am Stück banalste Gemeinplätze absondern kann, die außerhalb der "liberalen" deutschen Wertebubble schon längst bekannt sind, und dann trotzdem für einen ganz bedeutenden Wissenschaftler gehalten wird, weil er gerade erst heraus gefunden hat, dass auch Staaten außerhalb der westlichen Wertegemeinschaft eigene Interessen haben, die ihnen nicht von Putin und Xi aufgezwungen werden, bloß weil sie "unseren" #Werten nicht gerecht werden.


    Nicht schlecht für einen "Realisten".

  • Ist zwar noch ein Monat bis Sommeranfang, aber wir sind wohl von der Frühjahrs- auf eine Sommeroffensive gewechselt:


    https://www.whitehouse.gov/bri…presidents-trip-to-japan/


    Zitat

    MR. SULLIVAN: [...]


    [...]


    [...] And what the President was really getting at back in February is that we were in the midst of a massive effort to ensure that Ukraine would have what it needed to be able to launch this counteroffensive this summer. [...]

  • Wir können natürlich solange weiter Geld und Rest-Neu-Militärbestände schicken, bis wir darauf angewiesen sind vom Globalen Süden Entwicklungshilfe zu bekommen - falls da noch jemand Mitgefühl mit uns hat : )


    Geld kann man endlos drucken, Waffen und Soldaten nicht.

  • Unsere Regierung hat dieses Pamphlet auf dem Propagandaniveau von "Krieg ist Frieden" für uns unterschrieben:


    https://www.bundesregierung.de…e-eng-data.pdf?download=1


    Zitat

    [...] We express serious concern over economic coercion and call on all countries to refrain from its use, which not only undermines the functioning of and trust in the multilateral trading system, but also infringes upon the international order centered on respect for sovereignty and the rule of law, and ultimately undermines global security and stability. [...]

  • Ja wo sind wir denn? Wenn jetzt jeder dahergelaufene Bananenrepublikführer meint, er könne ökonomischen Zwang anwenden um seine Interessen durchzusetzen, gerade so als wäre er ein Mitglied der G7, dann bricht doch die regelbasierte Ordnung zusammen!

  • Interessantes Paper - aus der Zeit vor der gewendeten Zeit - das die NATO-Osterweiterung vor allem als identitätspolitisches Projekt betrachtet, welches die Eliten in den beitrittswilligen Staaten weniger als Sicherheit vor der russischen Barbarei ansahen, denn als einen Weg der national(istisch)en Identitätsstiftung mittels Anerkennung der neuen Mitglieder als vollwertige und willige Subjekte des dominanten Wertekanons durch die in der NATO konzentrierte imperiale Macht des Westens.

    “Love, Peace and Nato”: Imperial Subject-Making in Central Europe

    [...] Central Europe here includes the 10 formerly socialist states that acceded into NATO in either 1999 or 2004. In these states, NATO accession is normally discussed as “more” than “just” a security matter. In governmental rhetoric, academic research, and mainstream media coverage alike, accession is cast first and foremost as the ultimate codification of the region’s identity and values.

    Conceptually, the discursive assemblage of NATO, values, and identity illuminates the production of subjects. NATO accession was not simply imposed on Central European states or their electorates; far from it. Across the region, accession was widely perceived as empowerment: as becoming an agent, gaining recognition and acceptance, and attaining a confirmation of westerness.


    Accession campaigns did not simply rehearse negative arguments about foreign threats. They equally emphasized positive notions of cultural belonging and moral values. They worked not against but through the civil society. They sought not to separate NATO from social life, but to integrate it into entertainment, education, and civic life more broadly. NATO membership was and is constituted as an essential precondition for becoming a subject in international affairs. Accession thus represents a process by which power regulates social life from the interior, through the creation of particular kinds of subjects, particular realms of consensus, and a particular normative space of imperial right. This process is an integral part of the militarization of social life—a multilayered sociopolitical dynamic by which militarism gains popular and elite acceptance (Enloe 2004:219).


    […]


    The second aspect of the legitimation of NATO—the constitution of military power as good—is a key part of what Hardt and Negri (2000:9) call the new inscription of authority. Today’s global power relations, they argue, are based not on force itself, but on the capacity to present force as being in the service of right and peace.

    These relations rely on an “ethico-political dynamic”, which envelops the entire space of what it considers civilization—a boundless, universal space (ibid.:11). This ethico-political dynamic lays the foundation for a renewed notion of just war: no longer an activity of defense or resistance, but one that is justified in itself, by the appeal to essential values and justice.


    This just war combines two elements: first, the legitimacy of the military apparatus insofar as it is ethically grounded, and second, the effectiveness of military action to achieve the desired order and peace. The Empire’s powers of intervention do not begin directly with its weapons of lethal force but rather with its moral instruments (Hardt and Negri 2000:35). They are based on the production of the normative space of imperial right.
    Intervention becomes juridically legitimate only when it is inserted into existing international consensuses. The first task of the Empire is “to enlarge the realm of the consensuses that support its own power” (ibid.:15). 2 The military complex becomes a key part of the production of moral good (see also Flint and Falah 2004 for an in-depth discussion of the concept of just war). [...]


    NATO enlargement exemplifies this mechanism. Whereas national security discourses still invoke the negative notion of threat, however “soft” and however indirect, NATO enlargement discourse invokes only positive categories—values, democracy, openness.

    NATO, like Empire, is a “machine for universal integration. It does not fortify its boundaries to push others away, but rather pulls them within its pacific order” (Hardt and Negri 2000:198).


    […]


    This narrative of NATO enlightened and good is especially pervasive in Central Europe, where it enframes virtually all utterances of security, defense, and foreign policy more broadly (Oas 2005). Across the region and throughout the integration process, NATO membership was cast in dramatic and existential terms as integral parts of the region’s return to its European home.

    The pro-NATO lobby did not imply a threat to NATO’s member or candidate states. It conceived of membership not as an answer to strategic issues but as a reward for and a marker of “sameness” with the west on the basis of “values” (Popescu 2005:461). [...]


    The narrative is a productive one. Linking NATO membership to acceptance by, and agency in, the international system, it constitutes that membership as an essential attribute of political subjectivity. The making of NATO into a household term and pairing it with freedom and democracy is not just a matter of official speeches. It percolates through political debate and sets the tone of public utterances. It is operationalized through a wide range of practices in a variety of settings—parliamentary debates, news media, entertainment, and education. Governmental actions are certainly important, but they are a part of practices involving a host of actors from the civil society. In all accession states, pro-NATO campaigns included an array of activities executed by NGOs.


    […]


    To record these details and to foreground the pervasiveness of the pro-NATO campaigns is not to claim that Central European electorates necessarily supported NATO accession. Opinion polls yield varied results, depending on the timing and the target group of the poll, and on the questions asked and results reported.


    In broad terms, NATO accession was popular across Central Europe and many people clearly believed that accession expresses their country’s western identity. At the same time, the extensive and intensive governmental campaigns indeed indicate that political elites “were taking no chances” because they were unsure about popular opinion (Gaube 2002). Throughout Central Europe, governments pursued all venues of public information; from ministers writing in newspapers to NATO information offices (funded in part by NATO).


    Through such activities, NATO was made so ever-present and everyday as to be boring. One study of Bulgarian public opinion states just that: that the public is so accustomed to hearing of it as to pay no attention (Domozetov 2001). The characterization of Slovenian discussion on NATO as a “debate among the convinced” ( ˇSabiˇc and Jeluˇsiˇc 2002) applies to other accession states as well. In the Czech case, “there was never any wide-scale Czech public debate on what NATO entry would mean, no realistic discussion of how much it would cost and no explaining the issue to the people” (Stroehlein 1999).

    When public opinion was not sufficiently supportive of NATO accession, the chattering classes simply ignored it in the name of democracy (which was to be achieved and/or protected only by NATO membership). When intellectuals or opposition politicians occasionally questioned NATO they found no debate on which to rely.


    […]


    A schoolgirl’s picture about a light circle of family and a dark circle of weapons around it is smoothly interpreted as an image of a secure world, an image that supports a military alliance. One can question accession into a military alliance, but how can one question “returning to our European roots” or “making Europe whole and free”? How can one question one’s country gaining international recognition and passing “from an object to a subject” in international affairs?

    To highlight this process of subject-making is to point out that the heavily pro-NATO rhetoric that we hear from Central Europe is not simply a natural reaction to the decades of Soviet domination. It is not a reactive process of responding to a threat, but a productive process of subject-making. This is not to say that it is false but that it is a social product.


    Beyond Central Europe, the paper illuminates the twin processes of militarization and the production of imperial right. Both processes are at their core concerned with subject-making. NATO enlargement, I argue, was based not merely on ignoring the public. It was also based on making NATO into an unremarkable and integral part of social life.

    Accession was effected not through negative categories of threat but through positive narratives of fully fledged politically active western subjects. It locates geopolitics at the scale of individual action and individual identity.

    The accession discourse produces NATO membership as a state’s precondition for being—as a requirement for being recognized as a modern, mature western subject. It constitutes NATO not just in terms of state action, but also in terms of individual responsibility and individual emotions. It constitutes the military–industrial–media–entertainment complex not simply as necessary or inevitable but also as morally good. Within it, accession is not something that happens to people, that is imposed on the electorate for “reasons of the state”. It is a constructive process that emphasizes the participation of individuals and social groups. […]


    The process is not concerned merely with putting individuals into the service of power. It rather seeks to integrate individuals into its very functioning. It works by enlarging the unremarkable realms of consensus that underpin the normative space of imperial right.

    _____________________________________________________

    Merje Kuus: “Love, Peace and Nato”: Imperial Subject-Making in Central Europe, Vancouver, 2007 (-> PDF)

  • Unsere Regierung hat dieses Pamphlet auf dem Propagandaniveau von "Krieg ist Frieden" für uns unterschrieben:

    Ich vermute mal, als ehemaliger MiteIgner von NordStream ...<hust>...haben wir unterschrieben - nicht, um der potentiell drohenden Gefahr seitens BRICS zu begegenen ... sondern ... äh - weil wir mit US im Boot einfach keine Wahl hatten...


    8) Um LNG-Terminals zu verunfallen, brauchen die nicht mal mehr die Ärztin.


    Ansonsten - kläff, kläff. Eine Drohung aus dem Gestern mit nassem Pulver. Wir haben RU aus SWIFT ausgeschlossen ... nothing happens.


    Eines der grossen Erkennntnisse des UA-Krieges, neben der Tatsache, dass RU nicht die militärischen Fähigkeiten besitzt, die wir ihnen aus Unkenntnis(?) zugeschrieben und dessen Umsetzung wir aus unserer Sicht selbstverständlich als landesweit vernichtenden Shock&Awe erwartet haben, ist, dass unser wirtschaftliches Waffenarsenal nicht nur versagt, sondern sich sogar in Gegenteil verkehrt hat.


    Die Welt hat gelernt, dass der Westen in wirtschaftlicher Hinsicht nicht mehr das Mass aller Dinge, sondern nur noch Teil der Landschaft ist, während das am stärksten sanktionierte Land der Welt - selbst überrascht - sich wirtschaftlicher Stablilität erfreut.

    Profis wechseln irgendwann die Strategie, Gesichtverlust hin oder her, Maniacs können nicht davon lassen, Fehler solange zu wiederholen, bis das völlige Aus kommt. Wir erlassen immer noch Sanktionspakete. Kümmert aber keinen.


    Das wird noch lustig mit dieser Multipolarität.

  • Dass man das rohstoffreichste Land der Welt mit Sanktionen nicht wirklich treffen kann, war mir zumindest von Anfang an klar. Mehr noch, dass wir als rohstoffarmes Land unter den eigenen Sanktionen mehr leiden werden als Russland auch… Der tumbe Blick auf das BIP… mit der Bemerkung „wie Italien“ reichte nicht aus um all die Folgen zu übersehen. So ist Russland gerade dabei diesen (Stellvertreter-)Krieg militärisch zu verlieren, aber wirtschaftlich, und damit den wichtigeren, zu gewinnen. Wer Putins Auftritte kennt, kann auf die Idee kommen, dass ihm dieses Spielfeld mehr liegt als das militärische.

    Inwiefern diese Entwicklung nun zu Frieden führt, oder Frieden gar verhindert, kann ich nicht einschätzen. Meinungen?

  • Eines der grossen Erkennntnisse des UA-Krieges, neben der Tatsache, dass RU nicht die militärischen Fähigkeiten besitzt, die wir ihnen aus Unkenntnis(?) zugeschrieben [...]


    Ich vermute die Einschätzung der militärischen und militärisch-industriellen Möglichkeiten Russlands ist durch den Krieg hinweg auf gleichbleibend schlechtem Niveau geblieben, wobei natürlich auch immer die Frage ist, über wessen Einschätzung wir sprechen.


    Ich meine klar, von den Medien hattest du vor dem Krieg solche Vergleiche:


    INTERACTIVE-Ukraine-Russia-head-to-head.png



    Was immer einen falschen Eindruck erweckt hat, weil die Ukrainer im Fall der Invasion natürlich alle ihre Soldaten und alles Material einsetzen werden, Russland als größtes Flächenland der Erde mit drei von fünf Flotten der Marine außerhalb des Operationsgebietes, mit einem strategischen Streitkräftearm, mit Auslandseinsätzen dagegen nur einen Teil davon zur Verfügung hat und vermutlich zunächst einen noch kleineren Teil davon verwendet hat.


    Aber entscheidender ist der Maßstab und ich denke das ist bewusst oder unbewusst die Invasion von Irak 2003. Dieser Maßstab wurde von Medien, Medienexperten und Experten gleichermaßen angelegt. Und dann sind natürlich anderthalb Monate gegen anderthalb Jahre im Sommer klares Versagen der Russen.


    Wie so oft ist hier ein Problem, was man allgemein nicht über den Maßstab weiß, also was man nicht präsent hat. Die Invasion lief vom 19. März bis 30. April 2003. Allerdings die Luftstreitkräfte der USA und Briten operierten bereits in dem Jahrzehnt davor über dem Irak um (international umstrittene) Flugverbotszonen umzusetzen. Ein dreiviertel Jahr vor der Invasion wurde das zu ihrer Vorbereitung genutzt:


    https://en.wikipedia.org/wiki/2003_invasion_of_Iraq



    Die Iraker hatten im Dritten Golfkrieg vorallem das, was aus dem Zweiten Golfkrieg noch an Möglichkeiten zur Verteidigung des Luftraums übrig geblieben war. Bei Raketenabwehrsystemen war das zwar auch vorallem sowjetische Technik, mit der Qualität der Luftabwehr in der Ukraine kann man sie nicht vergleichen. Selbst wenn die Russen schon ein dreiviertel Jahr vor der Invasion über der Ukraine operieren und militärische Ziele hätten angreifen können, wäre die Bedrohung durch die ukrainische Luftabwehr größer gewesen als die, der sich USA und Briten ausgesetzt sahen.


    Im Nachhinein ist klar, dass die Angriffe der Russen auf die Infrastruktur der Stromversorgung über den Winter auch - wenn nicht sogar hauptsächlich - das Ziel hatten, die ukrainische Luftabwehr zu zwingen sich zum einen zu demaskieren, so dass sie angegriffen werden kann, und zum anderen ihre Lagerbestände an Abfangraketen zu verbrauchen. Und selbst im jetzigen geminderten Zustand, wo sich die Russen freier im Luftraum bewegen als im ersten Jahr des Krieges, scheint mir sie tun das immer noch nicht so frei wie die US-Koalition vom ersten Tag der Irak-Invasion an.


    Wenn man also die Kampagne von Luftangriffen vor der Invasion des Iraks hinzunimmt - klar nicht unter Legende durchgeführt, wäre sie vielleicht zeitlich komprimierter gewesen - ist man beim Doppelten bis Vierfachen der anderthalb Monate. Der Erwartungshorizont, der sich aus dem Vergleich mit Irak ergibt, sollte also eher ein Viertel- bis halbes Jahr sein. Aber selbst dann hatten die Russen immer noch keine Lufthoheit über Teilen der Ukraine aus einer Dekade regelmäßiger Angriffe am Tag Eins. (Also hätten sie über dem Donbass vielleicht haben können, aber soweit ich weiß nicht genutzt.)


    Und dann kommen wir zum zweifelhaften Vorteil der Ukrainer, den die Iraker nicht genossen haben, unsere enorme Unterstützung mit Material. Ich würde sagen, in dem ersten Viertel- bis halben Jahr des Krieges erreichte diese Unterstützung bereits ein Niveau, wo Erfolge der Russen bei der Degradierung ukrainischer militärischer Fähigkeiten zumindestens teilweise kompensiert werden konnten.


    Zum Beispiel Ende Mai, nach drei Monaten, war die Lieferung von M777-Artillerie das Thema:


    https://www.fr.de/politik/waff…eg-konflikt-91538264.html



    Die Charkow-Offensive Anfang September, das ist nach einem halben Jahr, wurden dann soweit ich mich erinnere mit recht viel gespendeten Fahrzeugen bestritten und auch unter Beteilung von im Ausland trainierten Soldaten sowie ausländischer Söldner.


    Insofern ist die Vorstellung durchaus realistisch, dass die Russen ohne unseren Eingriff in den Krieg im ersten halben Jahr die Befähigung des ukrainischen Militärs zu größeren Offensiven hätten brechen können, unabhängig wie lange danach noch lokal Widerstand geleistet worden wäre. Und das ist vielleicht vergleichbar dem Erfolg, den die US-Koalition Prä-Invasions- und Invasionsphase zusammengenommen hatten.


    Zumal es da noch eine Liste von sonstigen Vorteilen gibt, die die Ukrainer gegenüber den Irakern hatten. Wie die erwähnte Abwesenheit der jahrelang ausgeführten Luftoperationen über Teilen des eigenen Landes in Kombination mit der besseren Luftabwehr, der Zugriff auf die von den Russen praktisch nicht angreifbare militärische Aufklärungsinfrastruktur des Westens oder stark ausgebaute Verteidigungslinien im Donbass aus dem Bürgerkrieg.


    Zusammmengefasst würde ich also eher sagen, uns - und dieses "uns" mag von der Öffentlichkeit über Medien, Politik sogar bis hin zum Sicherheitsapparat reichen - fehlt das Verständnis, um aus der beidseitigen Propaganda und dem mehrdeutigen Kriegsgeschehen ein sinnvolles Bild russischer Fähigkeiten zu entwickeln, es zu den eigenen, in ihren Bedingungen vielleicht auch zu wenig durchdachten, Fähigkeiten in Bezug zu setzen, geschweige denn mit irgendwelchen eher nebulösen Vorstellungen von vorher sinnvoll abzugleichen.


    Um dafür ein letztes Beispiel zu geben. Es gab jetzt im Mai einige spektakuläre Luftangriffe mit riesigen Explosionen wie Pawlograd (die eigentlichen Gerüchte um Saluschni besagen, dass er dabei verletzt oder getötet worden sein soll) oder Chmelnitski. Jetzt kann man glauben, dass die Russen größere Materiallager der ukrainischen Streitkräfte identifiziert und vielleicht sogar große Mengen unserer Spenden/Lieferungen in Luft gejagt haben, oder wie es die pro-ukrainische Seite nachvollziehbarer Weise bevorzugt, dass sie sich alte Treibstofflager oder sowas heraussuchen und diese in die Luft jagen, um genau diesen Eindruck zu erwecken, aber an der Ausstattung der Ukrainer hat sich in Wirklichkeit nichts geändert. Und der Krieg ist praktisch eine Kette solcher interpretierbaren Ereignisse, die je nach Interpretation zu einem ganz unterschiedlichen Bild der Lage führen.

  • [...] So ist Russland gerade dabei diesen (Stellvertreter-)Krieg militärisch zu verlieren, aber wirtschaftlich, und damit den wichtigeren, zu gewinnen. [...]

    Meinungen?


    Also mit Bezug auf den vorherigen Beitrag, ich sehe durchaus die Möglichkeit, dass was wir sehen, die russische Unfähigkeit ist in diesem Krieg noch irgendeinen größeren Wurf zu machen. Genauso ist aber möglich, dass wir seit dem einen für die russische Regierung eher uncharakteristisch eskalativen Schritt, den Krieg anzufangen, ein schnelles Zurückfallen auf eine charakteristisch langsam eskalierende, sparsame und methodische Kriegsführung gesehen haben.


    Man hat neue Waffensystem eingeführt und bei den Drohnen aufgeholt, Gebiete aufgegeben anstatt sie weiter zu verteidigen, Soldaten mobilisiert, aber die erstmal trainiert, eine Kampagne gegen die ukrainische Luftabwehr über Monate gefahren, sich auf lokalisierte langsame Offensiven beschränkt, aber die mit deutlichem Vorteil bei Artillerie und Lutfunterstützung ausgestattet, im Hintergrund soll es eine Umorganisation der Streitkräfte weg von der Bataillonskampfgruppe geben. Klar, wenn das alles von Verlusten begleitet wäre, wie die Ukrainer sie behaupten, dann ist das vielleicht eher ein Zeichen von Ziellosigkeit, aber dafür müsste man den Ukrainern glauben.


    Tatsächlich den Eindruck, dass sie den Krieg verlieren habe ich nicht, die Frage ist eher, ob sie die Möglichkeit haben ihn zeitnah zu gewinnen.


    Davon hängt auch ab, ob das Ausmaß an Aktivierung ihrer Rüstungsproduktion, das die Russen behaupten - was wir also auch nicht überprüfen können - auf den Ukrainekrieg abzielt oder eher eine Vorbereitung auf einen Krieg mit der NATO oder Teilen davon darstellt.

  • Nehme an das ist auch hier in den Medien berichtet worden, wenn es nach den Russen geht, haben sie Bachmut / Artjomowsk jetzt vollständig erobert.


    https://tass.com/defense/1620655


    Zitat

    MOSCOW, May 21. /TASS/. Russian President Vladimir Putin has congratulated assault teams of the Wagner private military company and Russian troops with the liberation of the city of Artyomovsk, the Kremlin’s press office said in a statement on Sunday


    Schauen wir mal, ob die Ukrainer direkt versuchen, es zurück zu erobern. (Die Angriffe der letzten Woche sehen eher aus wie eine Sicherung des Abzugs).

  • Nehme an das ist auch hier in den Medien berichtet worden, wenn es nach den Russen geht, haben sie Bachmut / Artjomowsk jetzt vollständig erobert.

    Selenskyj zur Lage in Bachmut "Es ist eine Tragödie"

    Haben die russischen Truppen Bachmut vollständig eingenommen? Der ukrainische Präsident Selenskyj bestreitet das und erklärt, die Stadt sei fast vollständig zerstört. Russland hatte zuvor die Einnahme vermeldet.


    Die seit Monaten umkämpfte ukrainische Stadt Bachmut ist nach russischen Angaben unter ihrer Kontrolle. Stimmt das? Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestreitet das. Bei einem bilateralen Treffen mit US-Präsident Joe Biden am Rande des G7-Gipfels in Hiroshima fragte ein Reporter Selenskyj, ob die Stadt im Osten der Ukraine noch in ukrainischer Hand sei. Der Journalist ergänzte und schob nach, die Russen hätten gesagt, dass sie Bachmut eingenommen hätten. Der ukrainische Präsident antwortete mit den Worten: "Ich denke nicht."

    Anschließend stellte ein Sprecher des Präsidenten klar, dass die Stadt nicht in russischer Hand sei. "Die Russen sagen, dass sie Bachmut eingenommen haben", schrieb Selenskyj-Sprecher Serhij Nykyforow auf Facebook: "Antwort des Präsidenten: Ich denke nein." Auf diese Weise habe der Präsident die Eroberung von Bachmut durch die russischen Truppen bestritten, fügte der Sprecher hinzu. Auch der Generalstab in Kiew schrieb in seinem morgendlichen Lagebericht: "Der Kampf um die Stadt Bachmut geht weiter."

    Bei seinem Treffen mit Biden betonte Selenskyj, dass die Stadt fast vollständig zerstört sei. Es gebe dort keine Gebäude mehr "und eine Menge toter Russen". Er sagte weiter: "Es ist eine Tragödie." Aber heute sei Bachmut "nur in unseren Herzen". Den ukrainischen Soldaten dort dankte er für ihren Einsatz. [...]

    Scheint eher eine Glaubensfrage zu sein, ob die kaputte Stadtruine jetzt erobert wurde oder nicht.

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