Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Es wird ein wenig offtopic, aber ich mag mich aus Gründen auch nicht in den Kapitalismus-Thread verirren.

    Effdehpehkratie.

    Geldherrschaft.

    Plutokratie ist der Zustand eines Volkes, in dem Geldmänner vermöge ihres Kapitalbesitzes Staat und Gesellschaft beherrschen. In den konstitutionellen Staaten vermag die G. nur mittelbar ihren politischen Einfluß zur Geltung zu bringen; sie kommt dagegen leichter zur Blüte unter der Regierung des Cäsarismus (Imperialismus) sowie in parlamentarisch regierten Staaten bei starker Einschränkung des Wahlrechts durch Zensus.

    Mittelbar dürfte hier das Stichwort sein. Der Einfluss über Institution und Netzwerke lässt sich heute wohl nicht mehr leugnen, wenngleich sich imperialistische und vom Kapital getriebene Interessen hier wenig überraschend überschneiden. Für einen New Deal im Sinne Roosevelts dürfte zukünftig der Zugriff auf Ressourcen fehlen, die innen verteilt werden können.

    Ein Zensuswahlrecht in unterschiedlicher Ausprägung wird von verschiedenen mehr oder weniger offen auoritär geprägten Strömungen ja in letzter Zeit immer mal wieder ins Spiel gebracht. Sei es unumwunden, wie die von Marcus Krall gefoderte Version, in der man mit jeder Sozialeistung das Wahlrecht verliert, oder wie die von einigen Fans der demografischen Konterrevolution vorgebrachte Variante, in der das Alter eine Rolle spielen soll. Ich sehe auch darin einen nicht ungefährlichen Präzedenzfall. Andererseits vergingen vom Beginn des Kolonats bis zur Entstehung des Feudalismus ja auch ein paar hundert Jahre.

  • Ich habe bei meiner infamen Kritik an der Demokratiefähigkeit der demokratischen Bundesrepublik Deutschland natürlich sträflich vernachlässigt, dass wir hier eine freie Presse haben, deren Mitglieder es als vierte Gewalt und Chronisten des Zeitgeschehens als ihre demokratische Bürger*innenpflicht ansehen, die demokratischen Gewissensentscheidungsfindungsprozesse unserer frei gewählten Volksvertretung auch gegen die inneren Feinde der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu verteidigen.


    Dieses feine Stück investigativer Faktencheckarbeit sei hier nur als Beispiel angeführt:



    Wichtig zu wissen ist, dass der Chinese nur außen kapitalistisch angemalt, aber innen drin immer noch ein brutaler, gottloser Kommunist ist, der "uns" als seinen ideologischen Feind ansieht - was dem Chinesen natürlich überhaupt nicht zusteht und eine Unverschämtheit ist, die wir gar nicht gewohnt sind!

    Und überhaupt hat Annalena Charlotte Alma in Beijing gar nicht herum moralisiert, sondern den Chinesen mit demokratischer Willenskraft (💪💪💪) in unser aller Interesse von bösen Taten abgeschreckt, die er bisher noch gar nicht begangen hat - so wie es schon seit je her diplomatische Tradition gewesen ist. Danke Kai.

  • "Der Fernsehphilosoph hat im Podcast [...]"


    Auch die Leute vom ZDF merken nix mehr.


    Edit: Habe den ganzen Clip jetzt angeschaut. Allein das Format (der Schnitt!) ist total grausig, und dann wohnt da ein Mann neben ihm im Laptop, den er persönlich kennt, seiner Meinung ist und von dem auch die Washington Post schreibt, dass er ein cooler Dude ist - köstlich. Ich schätze, in seinem LinkedIn-Netzwerk hätte er bestimmt noch andere Kolleg*innen anschreiben können um sein selbstreferenzielles Masturbieren zum Gruppenwichsen aufzublasen.


    Dann muss es natürlich wieder um Fragen des "was darf ein Mann, was darf eine Frau" gehen, ein Themenpunkt, der völlig am Thema vorbei geht und China ist Kommunismus und idealogischer Feind, weil nur die Partei herrscht --> Kommunismus. Der Precht sollte ein Faktencheckcheck Rebound machen, ist doch im ZDF. Und vielleicht, nur ganz vielleicht, haben wir dann auch dort ein noch schöneres Karussell, als hier.


    Ohje, ohje, ohje....

  • Ich finde hinter "Fernsehphilosoph" steckt subversiv eigentlich immer drin, dass man der "Berufsgruppe" der Philosophen eigentlich in Gänze eher ablehnend gegenüber steht.

    Ich denke, das wird schwer davon abhängig sein, wie staatstragend deren philosophische Erkenntnisse daher kommen.


    Beim Einschlafhelfer der kritischen Theorie J. Habermas hatten sie eigentlich auch nie viel zu bemängeln, so lange der dabei mithalf, den bundesdeutschen Linksintellektualismus von störenden Marxismen und sonstigen Radikalitäten freizuhalten, bis der sich auf seine alten Tage dann plötzlich nochmal erdreistete, in der Süddeutschen Zeitung ganz vorsichtig einen Mangel an öffentlichem Diskurs in Sachen Weltkriegsführung zu monieren.

  • Ich hoffe jemand archiviert die alle:


    https://twitter.com/DefenceU/status/1654164130905849868


  • Witzig, "ich war 5 Jahre China-Korrespondent beim ZDF und erkläre euch jetzt mal den ZDF-Standpunkt zu China, unverbindlich, hängt nur der Lebensstandard meiner Familie von ab...."


    Stipendium der Transatlantiker ... dann mal los : )


    Ich glaube tatsächlich, dass der sich dafür aus voller Überzeugung freiwillig gemeldet hat.

  • Hast du einen griffigen Namensvorschlag?


    Im Prinzip Repräsentantenherrschaft. Ich sage meist Repräsentationssystem oder Repräsentation. Im Griechischen ist der Abgeordnete wohl am ehesten Βουλευτής, aber Buleutekratie rollt dann doch nicht so von der Zunge.


    Ihr Schwarzmaler, Ihr.


    Unser derzeitiges Demokratie-System muss man doch nicht gleich komplett schwarz malen.


    Ja, die Demokratie ist nicht perfekt; es gibt viel zu verbessern (JonnyMadFox, zum Beispiel, hat hierzu irgendwo einen, wie ich finde, diskussionswürdigen Verbesserungspunkt genannt).

    Effdehpehkratie.


    Du missverstehst mich. Ich spreche über unser Herrschaftssystem in der Theorie, das nur durch eine historische Begriffswandlung als Demokratie bezeichnet wird unter Beibehaltung bestimmter Zuschreibungen, die, da es nicht wirklich eine Volksherrschaft ist, aber nicht zutreffen.


    Hatte ich gerade ein paar Beiträge zurück:


    Und auch in der Theorie entsprechen Repräsentationssysteme so wie im Westen umgesetzt nicht diesem Anspruch. Die Wähler können zum Zeitpunkt der Wahl nicht absehen, welche zukünftigen Entscheidungen ihr Repräsentant treffen muss. Sie können selbst einen grob differenzierten Vertretungsauftrag nicht durch die Wahl kommunizieren und damit den eigentlichen Einfluss, die Belohnung oder Abstrafung bei periodisch wiederholten Wahlen, nicht kommunikativ geltend machen. Schließlich wird es gerade als Vorzug der Repräsentation betrachtet, dass Repräsentanten sich selbst ein Urteil bilden, was im Interesse derjenigen ist, die sie vertreten.


    Der eine "hack", wenn man das mal so nennen will, ist die Begleitung der Wahlperiode mit Parteiarbeit, außerparlamentarischer Opposition, Lobbyismus, Medienaufmerksamkeit. An der Stelle kann man dann sowas wie freie Presse, Versammlungsfreiheit etc. als konstitutive Elemente für das theoretische Funktionieren dazunehmen und könnte auf die Idee kommen zu behaupten, dass so Entscheidungen zustande kommen. Einziges Problem: Das sind alles Minderheiteninstrumente. In der Attischen Demokratie gab es aus praktischen Zwängen ein schon niedriges Quorum von 20%. Deutschland hat 60 Millionen Wahlberechtigte. 20% sind 12 Millionen Bürger, wenn 51% davon eine spezifische Entscheidung wollen, müssten also 6.12 Millionen Bürger eines der oberen Instrumente in kollektiver Handlung verwenden. Ich vermute das ist noch nie passiert.


    Aber klar auch dieses theoretische System ist nicht wirklich das, was wir umsetzen.

  • Wenn wir mit wir uns meinen, also DE, dann haben wir unser Arsenal wahrscheinlich auf militärisches Fliegengewicht erleichtert. Man hat ja schon bei der Schweiz versucht alte Leopardlis zurück zu kaufen und auch beim Thema Gepard Mun gibt es wohl nicht mehr als im Lieferumfang enthalten waren.


    Wir als der europäische Teil des Westens. Nun, gerade bei Deutschland gehe ich von den bekannt engen Verhältnissen aus. Aber es ist eine Erkenntnis aus dem Konflikt für mich, dass die Situation in den anderen europäischen Ländern auch nicht so viel besser aussieht. Die paar Leopard 2, die wir gegeben haben, halte ich für Teil des Überschuss, die Gepard waren meinem Verständnis nach ausgemustert, die Leopard 1, die wir noch transferieren wollen, wohl auch, dieses Luftabwehrsystem ist zwar neu aber bisher ein Unikat. Und da wir so Späße planen wie die NATO-Ostflanke sichern zu wollen, nehme ich an, können wir nicht tatsächlich leer räumen, selbst wenn der Istzustand ein niedriges Niveau darstellt.

  • Ist euch schonmal aufgefallen, dass es bei der Verteidigung unserer Werte oft um die Wertelage in anderen Ländern geht, die nicht "uns" sind? Ihr wisst ja, dass mir Systematik am Herzen liegt. Insofern frage ich mich gänzlich ohne polemische Hintergedanken, ob es nicht korrekterweise Angriff unserer Werte heißen müsste?

  • Auch die Leute vom ZDF merken nix mehr.

    :) Zumindest agieren sie vom Muster deckungsgleich zu Baerbock. Da haben sich ja 2 gefunden. Immer schön in Missionarsstellung, bloss nicht ernsthaft auseinandersetzen sondern Dekotadeln und für ausschliesslich die eigene Peergroup massregelnd anmahnen.


    Baerbock erzieht vermeintlich die Chinesen, das ZDF die eigene Zuschauerschaft. Baerbock hilft damit nicht einem Uiguren und das ZDF überzeugt genau keinen halbwegs intelligenten Konsumenten. Quasi derselbe ROI wie bei Karl Eduard.


    Raffiniert.

  • https://twitter.com/DefenceU/status/1652707674838953987



    Go home Russia, until it's too l...


    :/

  • Wenn deine Verluste aber eigentlich deutlich höher sind, würde das eine intensive Mobilisierung trotz hoher Zahlen auf dem Papier, die dann auch immer öfter gegen Widerstand durchgesetzt werden muss, erklären.

    Gegen welchen Widerstand? Politischen Widerstand?


    Beides heißt nicht, dass den Ukrainern die Soldaten ausgehen. Ich denke das ist auch nicht unbedingt die Frage. Es ist eher eine Frage der Qualität, also des Ausbildungsgrades und Erfahrungstands der Soldaten, die sie haben. Du kannst auch Zivilisten, denen du eine Waffe in die Hand gedrückt hast, in eine Offensive schicken. Das ist nur wenig aussichtsreich.

    Die Ukrainer haben schon lange vor Putin mobil gemacht, also auch mehr Zeit gehabt für die Ausbildung. Manche werden auch im Westen ausgebildet. Insofern sollte ihre Qualität besser sein.



    Das liegt an der Kampfkraft, in der die verfügbaren Leute ein Faktor sind, aber nicht der einzige. Es ist nicht klar, dass Wagner bzw. die russischen Streitkräfte mehr Soldaten einsetzen. Die Verteidiger konnten vermutlich - wie vorher ausgeführt - auch aus Materialgründen nicht genug entgegensetzen und haben deshalb alles bis auf den äußeren westlichen Stadtrand verloren.

    Oder sie wollen Bachmut gar nicht verteidigen, sondern lediglich den Russen möglichst hohe Verluste zufügen, während sie die Stadt wie geplant aufgeben.



    Nun, haben wir ja aktuell das Prigoschin-Drama. Wenn man das nicht für völlig inszeniert hält, steht dahinter am wahrscheinlichsten, dass die Verluste von Wagner mit dem eigentlichen Kampf innerhalb der Stadt gestiegen sind und insbesondere soll es in den letzten zwei Tagen einen länger nicht gesehenen intensiven Artillerie-Einsatz durch die Ukrainer gegeben haben. Eine Spekulation ist, dass Munition, die für die Offensive zurückgehalten wurde, freigegeben wurde, um eine Gegenoffensive in der Stadt zu ermöglichen, vielleicht tatsächlich nur um eine vollständige Einnahme bis hinter den 9. Mai zu verzögern.

    Habs auch grad gehört. Krass. Prigoschin soll angekündigt haben, Wagner aus Bachmut abzuziehen zum 9. Mai. Das grenzt schon an Hochverrat. Er soll Gerassimow und Shoigu übel beleidigt haben. Wieso sollte das inszeniert sein? Für die russische Moral kann das kaum von Vorteil sein, wenn die militärischen Anführer sich öffentlich gegenseitig beleidigen und beschuldigen. Das wirkt schon sehr unprofessionell.


    Insofern ist das letztlich immer eine Frage der Investition vorhandener Ressourcen. Würden sich die Ukrainer entscheiden auf eine Offensive im Süden zu verzichten und stattdessen zu versuchen Bachmut wieder zurück zu holen, könnten dort vermutlich ein ganze Menge Ressourcen zum Einsatz gebracht werden.

    Glaube ich nicht. Die Ukraine wird zumindest versuchen, wieder eine Offensive zu starten. Angeblich gibt es auch schon Vorbereitungen.


    Deswegen bestehe ich immer darauf, dass unser System mit Demokratie inkorrekt bezeichnet ist. Erzeugt bei den Leuten eine falsche Erwartungshaltung, die man vielleicht zeitweise affirmiert, aber auch nur bis zur schließlichen Enttäuschung.

    Das ist aber schon seit Jahrtausenden so, dass Gesellschaften in denen die Regierung gewählt wird, als Demokratie bezeichnet werden.

    Unser derzeitiges Demokratie-System muss man doch nicht gleich komplett schwarz malen.


    Ja, die Demokratie ist nicht perfekt

    Das ist aber ein bisschen Wischiwaschi. Es gibt einige Studien, z.B. von der Oxford Universität, die belegen, dass nur 1-2% der Bevölkerung Einfluss auf die wichtigen politischen Entscheidungen haben, und der Rest keinen Einfluss darauf hat. Daher ist unser System keine Demokratie, wenn man unter Demokratie versteht, dass die breite Bevölkerung die politischen Entscheidungen trifft.

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