Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Meiner Überzeugung nach muss Putin lernen, dass er nicht mehr länger mit Appeasement-Politik verwöhnt werden wird. Er darf nicht immer und immer wieder seine Salami-Scheiben bekommen, die er sich mittels Attacken und Verhandlungen erpresst. Dagegen hilft meiner neuen Ansicht nach nur noch Abschreckung -- ob durch NATO oder Euro-Armee; das ist eine andere Diskussion. Aber sich einem massakrierenden Diktator zu unterwerfen, halte ich für einen katastrophalen Fehler.

    Annalena, bist Du es? Ich glaube Du verwechselst wer hier wen eigentlich "verwöhnt" hat. Ein typischer Fehler westlicher Arroganz. Wir werden hier im nächsten Jahrzehnt einen wirtschaftlichen Abstieg ohne Vergleich hinlegen. Mit NS2 hätten wir hingegen unkaputtbaren Wohlstand in Europa organisiert bekommen... aber so... ist das alles nur noch "schwierig". Wir hatten mehr von dieser Partnerschaft als Putins Russland. Nur sind westliche Strategen wie Du zu überheblich um das zu erkennen.

  • Welche These? Dass die Ukrainer die Front mit genug lokal konzentrierten Kräften durchstoßen könnten, sehe ich nicht als unmöglich an.

    Na, dass den Ukrainern die Soldaten ausgehen. Sie schaffen es kaum Bachmut zu verteidigen, ganz zu schweigen von einer Offensive.


    Also ein lokaler Vorstoß kommt wohl kaum bis zur Krim. Da muss die russische Front schon zusammenbrechen.

  • Deswegen bestehe ich immer darauf, dass unser System mit Demokratie inkorrekt bezeichnet ist. Erzeugt bei den Leuten eine falsche Erwartungshaltung, die man vielleicht zeitweise affirmiert, aber auch nur bis zur schließlichen Enttäuschung.

  • Ihr Schwarzmaler, Ihr.


    Unser derzeitiges Demokratie-System muss man doch nicht gleich komplett schwarz malen.


    Ja, die Demokratie ist nicht perfekt; es gibt viel zu verbessern (JonnyMadFox, zum Beispiel, hat hierzu irgendwo einen, wie ich finde, diskussionswürdigen Verbesserungspunkt genannt).

  • Na, dass den Ukrainern die Soldaten ausgehen. [...]


    Das ist keine These von mir. Wenn ich mir die Möglichkeiten anschaue, was hinter der Handvoll Puzzlestücke für eine Realität stehen könnte, dann bin ich mir erstmal nur einigermaßen sicher, dass die Verluste für die Ukrainer höher sind als sie zugeben. Beim Verhältnis zu den Russen halte ich für möglich, dass es für die Ukrainer schlechter aussieht.


    Beides heißt nicht, dass den Ukrainern die Soldaten ausgehen. Ich denke das ist auch nicht unbedingt die Frage. Es ist eher eine Frage der Qualität, also des Ausbildungsgrades und Erfahrungstands der Soldaten, die sie haben. Du kannst auch Zivilisten, denen du eine Waffe in die Hand gedrückt hast, in eine Offensive schicken. Das ist nur wenig aussichtsreich.


    Wenn du also eine Million Leute hast und deine Verluste niedrig sind, dann solltest du sowohl genug effektive Soldaten haben, die du auf die Offensive und sonstige Fronten, die verteidigt werden müssen verteilen kannst, als auch ausreichend Masse an weniger effektiven Soldaten, die Einheiten rund um einen professionellen Kern auffüllen. Wenn deine Verluste aber eigentlich deutlich höher sind, würde das eine intensive Mobilisierung trotz hoher Zahlen auf dem Papier, die dann auch immer öfter gegen Widerstand durchgesetzt werden muss, erklären.


    [...] Sie schaffen es kaum Bachmut zu verteidigen, [...]


    Das liegt an der Kampfkraft, in der die verfügbaren Leute ein Faktor sind, aber nicht der einzige. Es ist nicht klar, dass Wagner bzw. die russischen Streitkräfte mehr Soldaten einsetzen. Die Verteidiger konnten vermutlich - wie vorher ausgeführt - auch aus Materialgründen nicht genug entgegensetzen und haben deshalb alles bis auf den äußeren westlichen Stadtrand verloren.


    Nun, haben wir ja aktuell das Prigoschin-Drama. Wenn man das nicht für völlig inszeniert hält, steht dahinter am wahrscheinlichsten, dass die Verluste von Wagner mit dem eigentlichen Kampf innerhalb der Stadt gestiegen sind und insbesondere soll es in den letzten zwei Tagen einen länger nicht gesehenen intensiven Artillerie-Einsatz durch die Ukrainer gegeben haben. Eine Spekulation ist, dass Munition, die für die Offensive zurückgehalten wurde, freigegeben wurde, um eine Gegenoffensive in der Stadt zu ermöglichen, vielleicht tatsächlich nur um eine vollständige Einnahme bis hinter den 9. Mai zu verzögern.


    Insofern ist das letztlich immer eine Frage der Investition vorhandener Ressourcen. Würden sich die Ukrainer entscheiden auf eine Offensive im Süden zu verzichten und stattdessen zu versuchen Bachmut wieder zurück zu holen, könnten dort vermutlich ein ganze Menge Ressourcen zum Einsatz gebracht werden. Aber solange die Stadt einfach nur eine gehaltene Verteidigungslinie war, scheint sie - jedenfalls wenn man der Kritik der ukrainischen Sponsoren folgt - eher zu teuer gewesen zu sein. Und deshalb ist die Rechtfertigung, dass sie für die Russen noch teurer ist.

  • Ich bin ja immer skeptisch, dass wir unsere Arsenale wirklich um wesentlich mehr als nützliche Überschüsse erleichtert haben, um sie den Ukrainern zu geben. Aber bei diesem italienischen Artikel klingt es so:


    https://www.corriere.it/esteri…d-8b0b-6cde02623b65.shtml



    Via Google. Translate:



    Und auch hier wieder die Einschätzung, dass die Auffüllung lange dauern wird:



    Via Google Translate:


    Zitat

    [...] Und die Zulieferunternehmen sind nicht in der Lage, die Anforderungen zu bewältigen: Es wären enorme Investitionen erforderlich, die nur durch Verträge festgelegt (und teilweise bezahlt) werden könnten. Ergebnis: Im Moment haben die Produzenten eine «reduzierte Kapazität». Lieferaufträge für Munition haben eine Laufzeit von drei Jahren, bei Flugkörpern sechs Jahre.


    In diesem Zusammenhang versuchte Rom, Washington zu kontaktieren, um die Wiederherstellung der Reserven sicherzustellen, aber die Vereinigten Staaten antworteten, dass "wir uns anstellen müssen". Und die Schlange ist lang. Denn die Schwierigkeiten eint (fast) alle Staaten der Europäischen Union, so sehr, dass beim letzten EU-Treffen beschlossen wurde, auch die Kohäsionsfonds für gemeinsame Einkäufe in Anspruch zu nehmen.

  • Ich bin ja immer skeptisch, dass wir unsere Arsenale wirklich um wesentlich mehr als nützliche Überschüsse erleichtert haben, um sie den Ukrainern zu geben.

    Wenn wir mit wir uns meinen, also DE, dann haben wir unser Arsenal wahrscheinlich auf militärisches Fliegengewicht erleichtert. Man hat ja schon bei der Schweiz versucht alte Leopardlis zurück zu kaufen und auch beim Thema Gepard Mun gibt es wohl nicht mehr als im Lieferumfang enthalten waren.

    Ich will garnicht wissen wie wir jetzt dastehen im vergleich zu den Italienern... Erst schnorrt man sich bei den Scheichs Gas zu überpreisen zusammen um dann an Amerikas Rockzipfel zu hängen wegen Schießpulver und Ersatzgerät. Da muss man sich im klaren sein dass wir EU Staaten nach außen schon etwas Marionettenhaft rüberkommen. Passt leider sehr ins Bild weil mit Schwarzpulver herstellen muss man sich ja echt noch die Hände schmutzig machen und das sind ja für uns Europäer gänzlich überholte Wertschöpfungsmodelle. Man hat den Eindruck das einzige was wir hier noch selbst produzieren sind Versicherungs-Policen, Finanzprodukte und Presse- Erklärungen.. :thumbup:

  • Was ich in Eurer Ideologie zu sehen glaube, ist die Verweigerung jeglicher Entscheidung. Ich lese da nur Vorwürfe aber keine Lösungsvorschläge.

    Mich würde wirklich mal interessieren, was Du Dir unter "unserer" "Ideologie" genau vorstellst.


    Mal abgesehen davon, dass sich hier mitnichten alle in allen "ideologischen" Fragen einig sind, erkläre ich Dir aber gerne was meine "Ideologie" bezüglich der freien demokratischen Willensbilsung und Entscheidungsmacht ist.


    Ich bin Demokrat und meine Entscheidungen stehen auf den Wahlzetteln.


    Meine "Ideologie" ist, dass wir hier in einer repräsentativen Demokratie leben, in der nicht "wir" entscheiden, was die Räson des Staates zu sein hat, sondern eine Staatsregierung, die von VertreterInnen der im Bundestag vertretenen Parteien des Volkes gewählt wird, welche laut dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland nur dem eigenen Gewissen unterworfen, und gleichzeitig auch für die Gesetzgebung zuständig sind.


    Welche Koalitionen die Abgeordneten des deutschen Bundestages bilden, um eine Gesetzgebungs- und Regierungsmehrheit zu erreichen, und auf welche politischen Kpmpromisse sie sich dabei einigen, ist nicht Gegenstand einer öffentlichen politischen Willensbildung oder gar einer Befragung der WählerInnen.

    der Prozess von Entscheidungsfindung und Entscheidung

    ...bleibt dabei ausschliessliche Angelegenheit der politischen VertreterInnen und ihrer jeweiligen Gewissensfreiheit. Das von ihnen zu regierende Volk ist darin nicht einbezogen und darf allenfalls als Zaungäste die Hofberichterstattung der staatstragenden Medien darüber verfolgen.

    Bei diesem politischen Entscheidungsfindungsprozess handelt es sich nicht um eine offen ausgetragene Debatte, sondern er wird hinter verschlossenen Türen zwischen VertreterInnen der beteiligten Parteiführungen ausgehandelt, und schliesslich dem zu vertretenden Volk in Vertragsform als vollendete Tatsache vorgesetzt. Ob den Zaungästen das gefällt oder nicht, spielt für die Ermächtigung der ProzessteilnehmerInnen überhaupt keine Rolle.


    Ob sich die Koalitionäre dann nach Erlangung ihrer Regierungsmacht und gesetzgeberischen Mehrheit an die untereinander getroffenen Abmachungen halten, oder ob sie die im Wahlkampf gegenüber ihren jeweiligen WählerInnen gemachten Versprechen umsetzen, ist ebenfalls nicht Sache des Wahlvolkes, sondern gänzlich die gemeinsame Gewissensentscheidung der Fraktions- und Regierungsmitglieder.


    Auch die Frage, ob die Staatsregierung einer anderen Staatsregierung den Krieg erklärt, ob sie bewaffnete Truppen ins Ausland schickt, ob sie sich an internationalen Sanktionsregimen gegen andere Staaten beteiligt, ob und an wen sie den Export von Waffen in Kriegsgebiete genehmigt oder ihn gar selbst anordnet, ist in der repräsentativen Demokratie nicht Sache des demokratischen "Souveräns" - der wahlberechtigten StaatsbürgerInnen -, sondern die freie Gewissensentscheidung der sie regierenden Staatsführung, sowie der Mitglieder der parlamentarischen Mehrheitskoalition von der sie gewählt wurde, und von der sie sich gegebenenfalls nötige Gesetzesentwürfe oder -Änderungen beschliessen lässt.


    Das einzige Korrektiv dieses zwischen legislativer Bundestagsmehrheit und exekutiver Staatsführung geschlossenen Machtbündnisses ist in der Bundesrepublik Deutschland ein föderales System, in welchem die Vertreterinnen der Landesregierungen der Bundesgesetzgebung mehrheitlich zustimmen müssen.

    Für das Zustandekommen der Landesregierungen und Parlamentsmehrheiten gelten allerdings alle oben genannten Kriterien der parlamentarisch-demokratischen Gewissensarbeit und politischen Willensbildung gleichermaßen, und in außen- und verteidigungspolitischen Fragen haben sie ohnehin nichts mitzureden, so lange dafür keine Bundesgesetze geändert werden müssen.


    Selbst Letzteres ist jedoch in der hier verhandelten Frage keine wirkliche Hürde für die souveräne Machtausübung der deutschen Staatsregierung über ihr Staatsterritorium und ihre staatseigenen Gewaltstreitkräfte, bzw, deren schwere Waffenarsenale, denn Gott sei Dank - denkt sich der überzeugte Demokrat vielleicht - haben wir in der demokratischen Bundesrepublik Deutschland als OppositionsführerIn auf Bundesebene eine demokratische Volkspartei, die in den meisten Landesregierungen immer noch vertreten ist, oder gar deren Regierungschefs stellt, und die in der Frage, was bezüglich des russischen Angriffskrieges gegen den ukrainischen Staat die deutsche Staatsräson zu sein hat, grundsätzlich mit den Regierungsparteien auf Bundesebene übereinstimmt und lediglich hier und da kritisiert, dass jene Staatsräson von letzteren nicht beherzt genug umgesetzt werde.


    Dieser Staatsräson legen die führenden und demokratisch gewählten Regierungs- und OppositionspolitikerInnen in ihren Entscheidungsprozessen natürlich auch eine gemeinsam gefühlte Verantwortung für Internationale Bündnisse mit anderen - mal mehr, mal weniger demokratisch gewählten - Regierungspartei- und StaatsführerInnen zugrunde.

    Insbesondere die amerikanische Staatsräson liegt ihnen in Sachen des gemeinsam nach freier Gewissensentscheidung zu verantwortenden Umganges mit den russischen und chinesischen Erzfeinden der liberalen Demokratie sehr am Herzen, denn die amerikanische Demokratie ist schliesslich die älteste der Welt und wurde von den reichen, weißen, sklavenhaltenden und großgrundbesitzenden Ex-Kolonialherren, die heute als quasi-heilige Gründervater von God's own country gelten, schon vor gut 250 Jahren in die staatsgründende Verfassungsgesetzgebung der Vereinigten Staaten von Amerika hinein geschrieben, und verhindert auch heute noch zielsicher, dass sich der gemeine Pöbel allzu störend in die freien Gewissensentscheidungsprozesse seiner herrschenden Klasse und deren politischer Vertretung einmischt.

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