Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Das stimmt. Ich vermute zum Beispiel, dass die Zahlen vom russischen Verteidigungsministerium oben nicht wirklich ein 1:1-Verhältnis nahelegen, sondern reflektieren, dass ein Teil der Verwundeten bereits wieder einsatzfähig ist. Könnte das Verhältnis von Toten zu Überlebenden, die nicht mehr in den Dienst zurückkehren können, sein.

    Das würde das niedrige Verhältnis erklären. Dann käme man auf etwa 200000 Verluste bis jetzt, wenn die Zahlen nicht übertrieben sind.

    Das ist das Niveau auf dem die Russen einen Vorteil haben. Insofern müsste man immer noch hoffen, dass sie ihr Niveau nicht halten können.

    Nunja, die Russen decken ihren Bedarf aus den Lagerbeständen wie die Ukrainer auch. Wie hoch die Jahresproduktion ist, zeigt sich, wenn die Lage leer sind.


    Mal ein Indiz gegen deine These. Russland baut Schützengräben auf der Krim. Das macht eigentlich nur Sinn, wenn sie befürchten, dass ihre Front zusammenbrechen könnte.


    https://www.t-online.de/nachri…aus-schuetzengraeben.html



    Wenn wir "Demokratie" heute verwenden, reden wir meines Erachtens weniger von abstrakten Konzepten als von der Idee der besten Ordnung.

    Das denke ich nicht. Vor ein paar Jahren war die Definition von "Demokratie" bei Wikipedia: "Staatsform in der die wesentlichen politischen Entscheidungen durch Wahlen und Abstimmungen von der Masse der Bevölkerung getroffen werden." Das ist zwar in der westlichen Demokratie de facto nicht der Fall, aber in der Theorie schon.


    In jedem Fall ideologisch wurde das eigene System als höher entwickelt betrachtet, anstatt also als Simulation von echter Nicht-Demokratie wurde die ritualisierte Herstellung der Einheit von Staatsvolk und Führung sogar als eigentliche Demokratie im Sinne der besten Ordnung verstanden.

    Seltsam ist das aber schon, so Scheinwahlen zu veranstalten. In einem System reiner Repräsentation haben Wahlen eigentlich keinerlei Funktion.


    Bei Gesamtergebnissen von 99% stellt sich natürlich die Frage, ob der Fall, dass ein Kandidat abgelehnt wurde, tatsächlich mal vorkam war. Kann wenn nur selten gewesen sein. Ich habe keine Ergebnisse für die einzelnen Kandidaten gefunden, insofern keine Ahnung. Ich würde aber vermuten, dass eine schlechterer Zustimmungswert über 50% zumindestens dazu führen konnte, dass der Kandidat bei der nächsten Wahl ausgetauscht wurde und das hat vielleicht zu der erwähnten Fluktuation beigetragen.

    Also wie ich die Beschreibung verstanden habe, musste man die Zustimmung offen ankreuzen, wer die Wahlkabine nutzt, oder gar "nein" ankreuzt, der kriegt Stress mit der Obrigkeit.

  • Die Ukrainer erkennen natürlich die meisten Anschläge in Russland nicht als ihre an, insofern sagt uns das nicht viel, ob sie bei diesem verantwortlich sind.


    https://twitter.com/Podolyak_M/status/1653747936667262976



    Man sieht hier auch die verschiedenen Gründe:


    Der Westen will nicht, dass Russland, insbesondere mit gespendeten Waffen angegriffen, wird. Also sagen die Ukrainer sie würden das nicht tun. (Natürlich haben die USA in einigen Fällen wie dem Dugina-Attentat schon durchgestochen, dass sie die Ukrainer für verantwortlich halten).


    Ich glaube, es gibt ein Muster, wo erfolgreiche Anschläge unkommentiert gelassen werden, aber bei nicht erfolgreichen wird besonders betont, dass man nicht verantwortlich ist.


    Der Eindruck von Widerstand der russischen Bevölkerung gegen die russische Regierung soll geweckt werden.

  • Selenskyj ist übrigens überraschend in Finnland aufgetaucht:


    https://yle.fi/a/74-20029968


    Angeblich demnächst auch bei uns:


    https://www.tagesschau.de/inla…yj-besuch-berlin-100.html


    Zitat

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird am 13. Mai Berlin besuchen.

    Zitat

    Am 14. Mai soll er mit militärischen Ehren durch Bundeskanzler Olaf Scholz offiziell empfangen werden. Danach sei ein Flug per Helikopter nach Aachen geplant, wo er mit dem Karlspreis geehrt wird

  • https://twitter.com/KyivPost/status/1653769407099707395



    :/

  • Nimmt etwas überhand:


    https://twitter.com/KimDotcom/status/1653799231797497857


  • https://blog.fefe.de/?ts=9aacf28c


    Zitat

    Endlich auch mal gute Wirtschaftsnachrichten: Der Dollar verliert langsam seinen Status als "Reservewährung". 2001 waren noch 73% der Einlagen in Dollar, heute sind es noch 58%.

    “The dollar suffered a stunning collapse in 2022 in its market share as a reserve currency, presumably due to its muscular use of sanctions,” Jen and Freire wrote. “Exceptional actions taken by the US and its allies against Russia have startled large reserve-holding countries,” most of which are emerging economies from the so-called Global South, they said.

    Oh, ach? Die Sanktionen sind auch mal schädlich für die USA, nicht immer nur für alle anderen?

  • Ich versteh die Logik trotzdem nicht.

    Was hat sich hier jetzt dadurch so sehr geändert, dass dadurch nun der offene militärische Konflikt zwischen NATO und Russland und wohl in der Logik dann ja mindestens noch China ausgelöst wurde oder quasi unausweichlich oder auch nur wahrscheinlicher geworden ist?

  • Also wenn da jetzt nicht in den Raum gestellt wird, dass des von wem anderen als den Ukrainern oder irgendwelchen Russen gemacht wurde, kann ich der Logik warum das nun zum WW3 führen sollte nicht folgen.


    Kim Dotcom will sagen, entweder waren es die Ukrainer oder die Russen. So oder so kann es ein Zeichen für eine Esklalation in Richtung eines Austausch mit Kernwaffen sein. Aber er hat wohl nicht "On the Beach" gesehen.

  • Ja aber ich seh jetzt nicht, dass Russland deswegen UKR wegnuked und alle anderen möglichen Reaktionen sehe ich schwerlich als ne Steigerung der Eskalation, welche zum Eintreten des Westens in den offenen Krieg führen dürfte. Wirklich das einzige was mir gerade noch einfällt wäre, wenn Russland nun ein Attentat in einem westlichen Land auf die Führung der UKR ausführt und auch dann müsste da wenn eigentlich schon noch Personal des entsprechenden Landes mit betroffen sein.

  • Mal ein Indiz gegen deine These. Russland baut Schützengräben auf der Krim. Das macht eigentlich nur Sinn, wenn sie befürchten, dass ihre Front zusammenbrechen könnte.


    https://www.t-online.de/nachri…aus-schuetzengraeben.html


    Welche These? Dass die Ukrainer die Front mit genug lokal konzentrierten Kräften durchstoßen könnten, sehe ich nicht als unmöglich an.


    Die Gräben befinden sich woanders:


    INTERACTIVE-Crimea-Satellite-Sanad-Investigation-map.jpg


    (Am Zugang zur Halbinsel, wo ich sie auch erwartet hätte. Weniger an dem Isthmus zur Kertsch-Halbinsel, aber wie sie im Artikel schreiben, vermutlich eine Vorsichtsmaßnahme gegen einen schnellen Vorstoß über Europastraße 97.)


    Das denke ich nicht. Vor ein paar Jahren war die Definition von "Demokratie" bei Wikipedia: "Staatsform in der die wesentlichen politischen Entscheidungen durch Wahlen und Abstimmungen von der Masse der Bevölkerung getroffen werden." Das ist zwar in der westlichen Demokratie de facto nicht der Fall, aber in der Theorie schon.


    Ich würde sagen für die Gesellschaften des Westens ist die Demokratie ein Synonym für die beste Ordnung. Die Wissenschaft ist lediglich nicht frei davon.


    Und auch in der Theorie entsprechen Repräsentationssysteme so wie im Westen umgesetzt nicht diesem Anspruch. Die Wähler können zum Zeitpunkt der Wahl nicht absehen, welche zukünftigen Entscheidungen ihr Repräsentant treffen muss. Sie können selbst einen grob differenzierten Vertretungsauftrag nicht durch die Wahl kommunizieren und damit den eigentlichen Einfluss, die Belohnung oder Abstrafung bei periodisch wiederholten Wahlen, nicht kommunikativ geltend machen. Schließlich wird es gerade als Vorzug der Repräsentation betrachtet, dass Repräsentanten sich selbst ein Urteil bilden, was im Interesse derjenigen ist, die sie vertreten.


    Der eine "hack", wenn man das mal so nennen will, ist die Begleitung der Wahlperiode mit Parteiarbeit, außerparlamentarischer Opposition, Lobbyismus, Medienaufmerksamkeit. An der Stelle kann man dann sowas wie freie Presse, Versammlungsfreiheit etc. als konstitutive Elemente für das theoretische Funktionieren dazunehmen und könnte auf die Idee kommen zu behaupten, dass so Entscheidungen zustande kommen. Einziges Problem: Das sind alles Minderheiteninstrumente. In der Attischen Demokratie gab es aus praktischen Zwängen ein schon niedriges Quorum von 20%. Deutschland hat 60 Millionen Wahlberechtigte. 20% sind 12 Millionen Bürger, wenn 51% davon eine spezifische Entscheidung wollen, müssten also 6.12 Millionen Bürger eines der oberen Instrumente in kollektiver Handlung verwenden. Ich vermute das ist noch nie passiert.


    Also wie ich die Beschreibung verstanden habe, musste man die Zustimmung offen ankreuzen, wer die Wahlkabine nutzt, oder gar "nein" ankreuzt, der kriegt Stress mit der Obrigkeit.


    Es wurde als Zeichen von Dissenz registriert und das brachte die Gefahr von Repression mit sich. Allerdings würde ich da auch nicht von einer zu idealtypischen Vorstellung ausgehen. Wäre es möglich, dass in einem Winkel der Sowjetunion eine besonders verärgerte Gemeinschaft in größerer Zahl gegen den Kandidaten gestimmt hat und damit den Schutz der Masse genoss? Würde ich nicht ausschließen. Insofern kann es durchaus sein, dass die Partei an solchen Signalen interessiert war, andererseits, so wie es oft lief, hatte der lokale Zweig der Partei eher kein Interesse an solchen Signalen und die wurden dann vielleicht auch nicht weitergegeben. Wäre wirklich interessant zu wissen, ob Einzelergebnisse überhaupt veröffentlicht wurden. Wie gesagt, ich habe keine nach Kandidaten aufgelösten Angaben gefunden.

  • Herr Prof. Rosa ist jetzt auch Putinist-Whataboutist:

    Zwischenruf zur Frage der Gewalt

    Angesichts des Krieges im Sudan fordert der Westen die Parteien zu Gewaltverzicht und Verhandlungen auf. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg indes werden Friedensbemühungen als Bündnis mit dem Bösen angeprangert. Ist das konsistent? Ein Impuls von Hartmut Rosa.


    [...] Die westliche Politik und die globalen Organisationen von der EU bis zur UNO reagieren, wie sie es in solchen Fällen des Gewaltausbruchs in Afrika und auch anderswo in der Welt eigentlich immer tun: Sie rufen zu einer sofortigen Einstellung der Gewalthandlungen auf, zu einer Feuerpause, gefolgt von einem Waffenstillstand und der Aufnahme von Verhandlungen. So fordert es auch die deutsche Außenministerin, Annalena Baerbock. Das scheint auch nur vernünftig und richtig zu sein, insbesondere um der Schonung der Zivilbevölkerung willen.

    Indessen: [Bürgerkriegsparteiführer] General Hemeti ist nichts anderes als ein brutaler Kriegsverbrecher, der im Darfur-Konflikt und auch im Südsudan für zahlreiche, von internationalen Beobachtern als genozidal eingestufte Massaker an der Zivilbevölkerung Verantwortung trägt und Folter ebenso wie Massenvergewaltigungen zu einem systematischen strategischen Mittel seiner Kriegsführung machte. Er ist ein brutaler Warlord, der für den Tod von Hunderttausenden Menschen verantwortlich ist. Er beherrscht große Goldminen und arbeitet zur Sicherung ihrer Ausbeutung eng mit Wagner-Söldnern zusammen; darüber hinaus soll er auch am völkerrechtswidrigen Krieg Saudi-Arabiens im Jemen beteiligt sein. Wie kann es sein, dass der Westen zu Verhandlungen mit ihm aufruft? Legitimiert und belohnt das nicht einen Aggressor und Gewalttäter? Verhöhnt und entmündigt das nicht seine Opfer? Perpetuiert das nicht das Unrecht im Sudan? Fordert die von Olaf Scholz ausgerufene und in Medien und Politik mantra-artig bekräftigte Zeitenwende nicht, dass irrationalen Massenmördern mit Waffen und noch mehr Waffen begegnet werden muss, bis das Böse besiegt ist? [...]

    Daher kann es nicht überraschen, wenn aus außer-europäischer Perspektive auf den Krieg in Europa in derselben Logik reagiert wird: Ebendeshalb bieten sich etwa Indonesien und Brasilien als Vermittler für den Konflikt an. Gemessen an dem, was der Westen beim Ausbruch von Krieg und Gewalt in aller Welt fast gewohnheitsmäßig fordert, müsste er auch im Ukraine-Krieg ein sofortiges Ende der Gewalt und die Aufnahme von Verhandlungen verlangen. Westliche Politiker allerdings reagieren darauf mit dem Vorwurf opportunistischen Paktierens mit dem Bösen. Das aber kann letztlich nur bedeuten: Entweder es gelten für Europa Sonderregeln. Dann sollten wir uns nicht mehr wundern, wenn viele nicht-westliche Länder geostrategisch auf Distanz zum Westen gehen. Oder aber unsere Politik ist gefährlich inkonsistent. Es mag sein, dass verantwortliches politisches Handeln bisweilen wenigstens vorübergehend das Aushalten ebensolcher Inkonsistenz verlangt. Dann aber fordert, wie uns Friedrich Nietzsche und Max Weber gelehrt haben, die intellektuelle Redlichkeit, dass wir uns diese wenigstens bewusstmachen und eingestehen.

  • Rosa blendet mal wieder bestimmte Details aus, damit seine inkonsistente Argumentation sinnvoll erscheint.


    Ich habe den Hype um Rosa noch nie verstanden. Was hat er in den letzten zehn Jahren neues zu sagen gehabt? Bekannt geworden ist er mit seinen zahllosen "Resonanz"-Metaphern -- ein Begriff, der im soziologischen Kontext nicht einmal von ihm stammt. Meistens beschreiben seine Texte altbekanntes -- auf geradezu poetische Art, und das scheint den Leuten zu gefallen. Wie das Geschwafel von Astrologen, wo das entsprechende Publikum dann freudig zustimmt, wenn etwas persönliches im Gesagten wiedererkannt wird. "Ja, genau so ist es. Jaaa, so schön gesagt. Ich spüre meine Resonanz mit der Welt!"

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