Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Putin ist am Ende auch nur ein Machtpolitiker der ganz alten Schule, der am Ende des Tages auch nur Krieg als ein Mittel der Politik betrachtet.

    Leider. Ich dachte er wäre moderner in seinen Ansichten und Strategien. Er hätte die Krim ja nicht annektieren müssen, sondern sagen können: angesichts der anti-russischen Progrome muss ich leider die Krim so lange militärisch besetzen, bis die Lage in der Ukraine für Russen wieder sicher ist. Die territoriale Integrität der Ukraine, das Budapester Memorandum, achte ich natürlich trotzdem.


    Statt dessen schnell annektiert. Mit der Annexion der Krim wirft er nicht nur der Ukraine und dem Westen den Fehdehandschuh hin, sondern auch jeder der ehemaligen Sowjetrepubliken, wo russische Minderheiten angesiedelt wurden - also wohl jeder. Wie soll sich die Zusammenarbeit mit diesen Verbündeten denn gestalten? Es wird pariert, oder Putin marschiert ein und annektiert die russischen Gebiete per Volksentscheid?


    Leider hat die Krim keine Landverbindung zu Russland, also muss diese alberne Brücke für Multimilliarden gebaut werden. Die Ukrainer drehen natürlich das Wasser ab, also muss die Landverbindung nach Russland erobert werden. Das Territorium arrondieren nannte man das früher.


    Russland ist ein Vielvölkerstaat. Volksabstimmungen, um aus Russland auszutreten, sind gesetzlich verboten. Nach innen gilt das Prinzip von Staatsräson und territorialer Integrität. Nach außen gilt das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Natürlich dürfen russische Provinzen anderer Staaten Russland beitreten. Nicht-russische Provinzen in Russland haben natürlich kein Selbstbestimmungsrecht. Für das Selbstbestimmungsrecht der Russen in der Ukraine dürfen sie aber kämpfen und sterben.


    Da hat nichts Hand und Fuß.

  • Also zunächst, wenn ich vom Ende des Westens spreche, meine ich immer die politische Formation in ihrer Rolle als dominierende Region der Welt.

    Da kann man sich die Prognosen fast nach Belieben aussuchen. Habe grade einen Wirtschaftsexperten auf Youtube gesehen, der meinte bis 2030 wäre China erledigt.



    Das Ausmaß an Kooperation mit dem Rest von Europa war einer "europhilen" Orientierung eines gewichtigen Teils der russischen Bevölkerung geschuldet bis hoch zum "Deutschen im Kreml" selbst. Mehr, als dass ökonomische Notwendigkeit dahinter steht, vorallem jetzt mit dem Stand der Entwicklung im Rest von Asien, zwanzig, dreißig Jahre zurück kann man sich darüber streiten.

    Das glaub ich nicht, dass Russlands Wirtschaftspolitik von sentimentalen Erwägungen bestimmt wird. Dass BIP von China war vor 2010 wohl nicht hoch genug, um die EU als Einkäufer von Rohstoffen zu ersetzen. Außerdem sind die Öl- und Gasfelder aus denen die EU über Pipelines beliefert wird, nicht dieselben, die China beliefern. Es gab also keine Möglichkeit Öl und Gas nach China umzuleiten, Russland hätte die Förderung für Europa lediglich stilllegen können. Aber dafür gab es vor der Invasion keinen Grund.


    Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass Putin Europa aus politischen Gründen bevorzugt beliefert hat, um einen politischen Hebel in der Hand zu haben. China den Gashahn abzudrehen, wäre vermutlich eine blöde Idee.

  • Ist jetzt nicht wirklich von der NATO, sondern von jemandem namens Pawlo:


    https://twitter.com/NATO/status/1628687961477750790



    Ich nehme an, es ist eher Propaganda, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass es tatsächlich ein Gefühl der Aufwertung bei einigen Ukrainern durch den Krieg gibt. Der ukrainische Nationalismus gibt so ein Kompensationsbedürfnis vermutlich her.

  • Der ukrainische Nationalismus gibt so ein Kompensationsbedürfnis vermutlich her.

    Ich habe heute gelernt, dass man es als aufrechter Demokrat als Teil seiner höchsteigenen Menschenwürde begreifen sollte, die Nationale Identität mit dem eigenen Leben zu verteidigen, wenn man kein arroganter Moralist sein will.

  • Warum ist ihm dieses Großmachtsding so wichtig? Wenn er die Nato wirklich hätte ärgern wollen, hätte er auf Abrüstung setzen müssen um die NATO überflüssig zu machen. Er hatte die Möglichkeit und die Macht gehabt hier analytisch cleverer vorzugehen... 20Jahre lang. Dieses dominante Rumgepose, dieses Militärgehabe... das war am Ende auch sein Problem. Er hats doch am Ende mindestens genauso versiebt.

    Das finde ich so treffend schön beschrieben. Bin ebenfalls dieser Ansicht, besonders bei der "Plattitüde" der NATO-Osterweiterung seien eine Gefahr für russische Sicherheitsinteressen. Mit dem Angriffskrieg hat er diesen Staaten (2004) sogar noch Recht gegeben mit ihren Befürchtungen.


    Hat er nicht im Grunde die selben Fehler wie Stalin gemacht, statt in den eigenen Staat zu investieren (ich denke jetzt mal "groß", wie Sozialstaat & Infrastruktur, u.v.m.), wurde zu viel auf Militärausgaben gesetzt, die ja am Ende doch nicht reichen würden. Was ihm bleibt ist Brutalität und Erpressung.


    Die 90er haben anscheinend die gleiche Kerbe in Rus hinterlassen zwischen Arm und Reich, wie sie im Westen auch existiert. Ich frag mich da öfter was dieses gegen die Verwestlichung noch heißen soll? Wir sind alle in dem selben Club, indem wir Menschenrechte verletzten, in den USA sind erfolgreiche Milliardäre, in Russland heißen sie Oligarchen...Die USA haben selbst wirklich genug getan, dass auch das Vertrauen in ihre Politik demontiert ist. Und die Kohle aus dem Gas und Öl wäre ja da gewesen, um im Staat eigene Projekte voranzutreiben... also das ist wirklich bizarr.

    Wenn dann immer gesagt wird Putin gilt als Chefstratege, frage ich mich auch worauf das alles hinauslaufen soll, selbst in dem Szenario, wenn er ist erfolgreich. Wie lange will er denn seinen Erfolg genießen? Jünger wird er nicht und auf lange Sicht die pro-europäischen Regionen zu unterdrücken und zu beherrschen soll funktionieren...? Da würde nie Ruhe reinkommen. Das klingt wirklich einfach alles nicht nachhaltig und zeugt wirklich von dem reinen Machtstreben. Und diesen Groll muss man erst mal aufrechterhalten Jahrzehnte lang von unwiderstehlichen Gaspreisen bis hin zu russischen Geldern in Rechten Parteien (in FR, UK und NL usw.)... Und Trump.

  • Das glaub ich nicht, dass Russlands Wirtschaftspolitik von sentimentalen Erwägungen bestimmt wird. Dass BIP von China war vor 2010 wohl nicht hoch genug, um die EU als Einkäufer von Rohstoffen zu ersetzen. Außerdem sind die Öl- und Gasfelder aus denen die EU über Pipelines beliefert wird, nicht dieselben, die China beliefern. Es gab also keine Möglichkeit Öl und Gas nach China umzuleiten, Russland hätte die Förderung für Europa lediglich stilllegen können. Aber dafür gab es vor der Invasion keinen Grund.


    Nun, ich dachte nicht an Gas oder Öl. Aber das NPT-Gasfeld, aus dem Europa die längste Zeit über versorgt wurde, ist ziemlich in der Mitte von Russland. Das Gasfeld, das spezifisch Deutschland aktuell (nicht mehr) beliefert, liegt nördlich davon an der Küste. Rein von der Distanz ist es kein so ein großer Unterschied. Bis zur chinesischen Grenze nach Xinjiang sollte es sogar ähnlich weit sein, wie zu einem europäischen Nachbarn. Allerdings ist das Gelände nicht unbedingt durchgängig für den Pipelinebau geeignet. Da gibt es viel Gebirge im Weg. Der Westen von Russland ist auch selbst sehr viel besser versorgt, was die Anbindung nahegelegt hat. Also vermutlich teurer, aber prinzipiell möglich wäre die Umleitung schon gewesen.

  • Nationale Identität

    Timothy Snyder hat dazu einen schönen Abschnitt geschrieben (2017, S.113 f.):


  • Muss Johnson in irgendeiner ukrainischen Sendung erzählt haben, keine Ahnung, ob das ernst gemeint ist:


    https://www.eurointegration.com.ua/news/2023/02/23/7156808/


    Zitat

    Колишній прем’єр-міністр Великої Британії Борис Джонсон заявив, що претендуватиме на посаду генерального секретаря Північноатлантичного Альянсу.


    Про це, як повідомляє кореспондент "Європейської правди", він сказав в етері телемарафону.


    "Очолити НАТО? Чудова думка. Знаєте, якраз дуже вдала. Хочу наголосити, шановні друзі, що такий задум (у мене) є, і хай ніхто не забуває, що такий кандидат (на посаду генерального секретаря НАТО) у запасі є. Цього разу, я думаю, мені поталанить", – сказав Джонсон.


    Via Google Translate:


    Zitat

    Der frühere britische Premierminister Boris Johnson hat angekündigt, dass er sich um die Position des Generalsekretärs der Nordatlantischen Allianz bewerben wird.


    Wie der Korrespondent von „European Truth“ berichtet, sagte er dies in der Sendung des Spendenmarathons.


    "Die NATO zu führen? Eine wunderbare Idee. Wissen Sie, einfach sehr erfolgreich. Ich möchte betonen, liebe Freunde, dass ich einen solchen Plan habe, und niemanden vergessen lassen, dass ein solcher Kandidat (für den Posten des NATO-Generalsekretärs) ist in Reserve. Diesmal fühle ich mich geschmeichelt", sagte Johnson.

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