Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Sündenböcke, Schuldige, Nachfolger ... wird demnächst immer intensiver ausgemacht.


  • Oh, ein Verbündeter ....


  • Oh, ein Verbündeter ....



    Ne, ein Spaßmacher:


    https://twitter.com/michael_da…tatus/1596562015044395009


  • Die Ukrainer haben offenbar eine Reihe von Notversorgungszentren aufgebaut, "пункт незламності" etwa "unzerbrechlicher Punkt":


    https://nezlamnist.gov.ua


    Die sind auch nicht ganz, was ich erwartet habe. Es sind wohl nicht nur so Zelte wie zum Beispiel dieses hier:


    https://pressa.rv.ua/news/punk…e-bilshe-pivsotni-lyudej/


    1669447068_unnamed-file.jpg


    Aber man findet schon ziemlich viele davon, wenn man mal "пункт незламності" in die Bildersuche einer Suchmaschine eingibt.


    Seufz.

  • Von einer ukranischen Photografin/Journalistin


  • Diese Art von Artikel hat man jetzt ständig:


    https://www.nytimes.com/2022/1…ons-shortage-ukraine.html


    Zitat

    U.S. and NATO Scramble to Arm Ukraine and Refill Their Own Arsenals


    The West thought an artillery and tank war in Europe would never happen again and shrunk weapons stockpiles. It was wrong.


    Vor vier Tagen bei Politico:


    https://www.politico.com/newsl…nd-build-weapons-00070649


    Zitat

    The rush to buy and build weapons

  • Die letzten Kriegsgefangenen waren auch keine voll tätowierten Überzeugungs-SS`ler mit Sixpack, das waren Männer mittleren Alters, Ehemänner, Väter und vielleicht hatten sie schon Enkel (sprich die wollten eher nach Hause wie nach Walhalla) - da ist man eher bereit die Hand hochzuheben wenn Russen in Sichtweite kommen.

  • https://www.politico.eu/articl…us-of-profiting-from-war/



    Der EU-Handel war viel bedeutsamer für Russland als der Handel mit den USA. Insofern war auch von Anfang an klar, dass die Auswirkungen eines Wirtschaftskriegs für die EU drastischer ausfallen würden. Genauso wie, dass die USA als (wenn auch als Ersatz inadäquate) alternative Gaslieferanten vom Wegfall russischer Energielieferungen profitieren würden. Insofern kann ich mir kaum vorstellen, dass man in der EU wirklich geglaubt hat, dass die USA die Bürde teilen würden, wenn es schlecht läuft. Vermutlich hatte man einfach keine realistische Vorstellung, wie schlecht es im ungüstigen Fall laufen könnte und damit wie schlecht es laufen würde.


    Ich denke daher, dass ist der einigermaßen verzweifelte Versuch, den USA zu drohen:


    Zitat

    “We are really at a historic juncture,” the senior EU official said, arguing that the double hit of trade disruption from U.S. subsidies and high energy prices risks turning public opinion against both the war effort and the transatlantic alliance. “America needs to realize that public opinion is shifting in many EU countries.”


    Allerdings gehe ich davon aus, dass die Usis genauso im Sog sind. Man kann also auf "demand destruction" auch dort hoffen.

  • The Economist hat dieses charmante Cover für die aktuelle Wochenausgabe:


    20221126_DE_US.jpg


    Aus dem zugehörigen Hauptartikel ein schönes Beispiel für zirkuläre Logik:


    https://www.economist.com/lead…of-energy-and-geopolitics


    Zitat

    Vladimir Putin’s energy weapon will exact a toll beyond Ukraine. Our modelling suggests that, in a normal winter, a 10% rise in real energy prices is associated with a 0.6% increase in deaths. Hence the energy crunch this year could cause over 100,000 extra deaths of elderly people across Europe. If so, Mr Putin’s energy weapon could take more lives outside Ukraine than his artillery, missiles and drones do directly within it. That is one more reason why Ukraine’s resistance to Russia is Europe’s fight, too.


    Die "energy weapon" haben die Russen gegen uns eingesetzt - jedenfalls da, wo wir ihnen nicht zuvor gekommen sind - als Antwort im Wirtschaftskrieg. (Könnte sein, wenn wir nur die Ukrainer in ihrer Kriegsführung unterstützt hätten, dass die Russen irgendwann ihrerseits zu wirtschaftlichen Maßnahmen gegen uns gegriffen hätten. Aber das wissen wir nicht.)


    Der ukrainische Widerstand ist genau deshalb unser Kampf, weil wir ihn dazu gemacht haben. Das war für einige Länder konsequent - die Heimat vom Economist gehört dazu - andere haben sich bequatschen lassen. Aber daraus, dass wir mit dem Wirtschaftskrieg den Kampf gegen Russland aufgenommen haben und das auch negative Konsequenzen hat, kann nicht folgen, dass wir diesen Kampf auch wegen solcher Konsequenzen führen.


    Und während es EU-Politiker mit Drohungen probieren, versucht sich dieser Artikel am Betteln:


    Zitat

    To avoid a dangerous rift, America must see the bigger picture. Mr Biden’s protectionism threatens to drain Europe of vitality even as America props up Ukraine’s army, and armadas of tankers cross the Atlantic to supply Europe’s energy. The chief aim of Bidenomics is to stop China dominating key industries: America has no strategic interest in siphoning European investment. It should make European firms eligible for its energy subsidies, and integrate transatlantic energy markets more deeply.

  • Es sprechen viele von einer russischen Offensive, sogar Zelensky. Heute war schon massiver Beschuss an der ganzen Frontlinie, ein große Gleisknotenpunte und Strecken im Hinterland zur Versorgung im Osten wurden langfristig außer Betrieb genommen.


    Viele Fotoserien zeigen ja die frappierende Ähnlichkeit mit den Gräben von 1914, scheint aber niemanden politisch/diplomatisch zu engagieren mal was zu tun. Lukashenko sagte 4 mal in letzten Statement "Wir müssen es jetzt stoppen! Danach kommt die vollkommene Zerstörung".


    Was mich aber am allermeisten neben den in HD-Qualität sterbenden Menschen abschreckt, sehr viele Ukrainer sind keinen Millimeter kritischer wie vorm Maidan, weder die in der Ukraine noch die im Exil. Es gibt da soviel Parallelen zu 1945, eigentlich müsste man den ganzen Staat, Schulsystem, Justiz, politisches System, Polizei und wichtige Jobs Personenchecks machen, Nazis-Raus-Aus-Dem-Staat-Politik. Das dauert erstmal Jahre und den Kindern den Mist in der Schule alles wieder auszureden dauert Generationen (letzteres geht bei einem funktionierenden Rumpfstaat/Schulsystem auch ohne Besatzer),.

  • Von einer ukranischen Photografin/Journalistin



    Die Beschreibung dazu:


    https://www.nytimes.com/2022/1…/ukraine-war-bakhmut.html



    Diese Beschreibungen gibt es nur für die ukrainische Seite, aber der Artikel versucht eine Äquivalenz der Situation beider Seiten aufzuzeigen, wie mit "Bloody Vortex for 2 Militaries" umschrieben. Denke nicht, dass die gegeben ist.


    Zitat

    For months, they have thrown masses of troops and matériel into battle here as the Russians mount desperate attempts to capture the city and the Ukrainians to hold it.

    Zitat

    The intensity of Russia’s attempts to seize the city has baffled military analysts. Elsewhere along their 600-mile front line, the Russians are mostly digging in for winter to entrench and conserve resources.


    Soweit ich das verstehe stimmt das Bild von vielen Versuchen über Monate hinweg eigentlich nicht. Die Russen/Wagner hatten sich bis vor kurzem nicht auf Bachmut fokussiert, sondern erstmal die umliegenden Orte, Industrieanlagen usw. in Angriff genommen.


    Wie schonmal ausgeführt mit Bachmut durchbricht man vermutlich den Gürtel von Befestigungen, die über die letzten acht Jahre ausgebaut wurde. Die Verteidigungslinie, die es dahinter geben wird, könnte erst in diesem Krieg errichtet worden sein und ist dann nicht so robust.


    Zitat

    In summer, after Russian forces captured the neighboring province of Luhansk, seizing Bakhmut might have looked like a natural progression in Russia’s campaign to conquer the east — a step toward two more important cities, Sloviansk and Kramatorsk. But now, analysts said, given the degradation of Russian forces and their ammunition shortages after a series of setbacks, that goal seems improbable, especially after the loss of their foothold in the northeast.


    Das scheint zu implizieren, dass die russischen Truppen durch die Rückschläge geschwächt wurden und deswegen auch unter Munitionsmangel leiden (weil sie soviel an die Ukrainer verloren haben?). Aber diese Rückschläge bestanden ja aus einem Rückzug und einer Evakuierung, die das Leben der Soldaten vor Ort gerade geschont haben.


    Zu der Behauptung passt, dass die Autoren andeuten, dass die Ukrainer jetzt genauso gut ausgestattet sind wie die Russen:


    Zitat

    Russia’s strategy in Bakhmut is reminiscent of its seizure of the eastern cities of Sievierodonetsk and Lysychansk in June. There, Russian troops relied on superior artillery fire to overpower Ukrainian forces and gain ground. But the Ukrainian forces they faced then were short of both shells and Western-supplied artillery — something that is no longer as pressing, especially in Bakhmut.


    “In the six months that I’ve been in Bakhmut, I have never seen our artillery working like this,” said a Ukrainian soldier in the city, referring to the volume of Ukrainian shells fired. He spoke on the condition of anonymity because he was not authorized to speak to the media.


    But at this point in the war both armies may find the pace of bombardment hard to sustain. The Russians are reportedly trying to buy munitions from North Korea and Iran. And Ukraine continues to ask for more artillery shells from NATO and other donor countries, even though those nations’ stockpiles are dwindling.


    Gut also die vom Westen gestreuten Gerüchte über russische Munitionskäufe scheinen hier die Begründung zu sein, nicht konkrete Berichte von der Front, dass sich etwas an dem Missverhältnis in der Ausstattung geändert hat, abgesehen von einer nicht vergleichenden Aussage über die Aktivität der Artillerie.


    Nebenbei auch sehr merkwürdig der nächste Absatz:


    Zitat

    One of the Pentagon’s frequent concerns is that the Ukrainians are firing ammunition at an unsustainable rate — especially in places like Bakhmut — under the false assumption that the West’s supply of ordnance is unlimited, said the U.S. defense official, who spoke on the condition of anonymity to discuss sensitive information.


    Wollen sie wirklich sagen, dass das Pentagon denkt, dass die Ukrainer ihnen nicht abnehmen, dass sie nicht mehr Munition schicken können, und deshalb alles verschießen, damit der Westen gezwungen ist mehr nachzuschieben?


    Zitat

    “The Russian military is still dealing with unrealistic political demands to show progress,” said Michael Kofman, the director of Russian studies at C.N.A., a research institute in Arlington, Va. “But given poor quality of available forces and decreasing stocks of artillery ammunition, they are unlikely to be successful, because once again the Russian military appears to be feeding units piecemeal without adequate support.”

    Zitat

    In recent weeks, Moscow’s need for any type of military victory has made itself felt in pockets elsewhere along the front line. [...]


    Man fragt sich etwas, wo diese unrealistischen politischen Forderungen und die Notwendigkeit unbedingt einen Sieg vorzuzeigen Anfang des Monats im Westen von Cherson waren.


    Zitat

    As Bakhmut — shelled continually by the Russians since July — devolves into a battle of attrition, its strategic significance has changed, too. Even if Russia’s hopes of expanding its territory here have dwindled, it can still make the city a resource-intensive black hole for Kyiv, taking troops from other Ukrainian priorities, potentially including future offensives.


    “Battles like Bakhmut consume forces that could be used elsewhere,” Mr. Kofman said, adding that Russian forces are using people they deem “expendable,” but even so, they cannot afford to waste that much artillery.


    Ich meine das gilt allgemein für die Donbass-Fronten, wo Russland die Bereitschaft der Ukrainer Positionen länger zu halten, als es vielleicht sinnvoll ist, für eine Abnutzungsschlacht genutzt hat. Aber der im Vergleich höhere Materialaufwand und das sehr langsame Vorgehen, mit Juli sind es jetzt fünf Monate, dient auch wieder dazu das Leben der eigenen Truppen zu schonen. Die Frage ist also wenn, ob die Russen relativ zu dem, was sie selbst aufwenden können, zu viel Material einsetzen.


    Wobei die Ukrainer sogar behaupten, dass die Russen Sturmangriffe machen, die sehr viele Soldaten umbringen:


    Zitat

    Troops from other brigades have arrived in recent weeks to plug holes in the lines and shore up formations floundering after heavy casualties. But even though the numbers of Ukrainian wounded and dead are steep, the attacking Russians are suffering far worse, Ukrainian soldiers say, as their exposed assaults are cut down by artillery and machine-gun fire.

    Zitat

    The mobilized Russian troops “are just taking a rifle and walking right down like in Soviet times,” said another Ukrainian medic going by the call sign Smile. “He gets killed and the next one comes up the same way.”


    Soweit man das russische Vorgehen bisher beobachten konnte, ist das eher unwahrscheinlich. Der Sinn gerade des massiven Artillerieeinsatzes ist es die gegnerische Position so zu schwächen, dass man im Anschluss gegen geringen Widerstand vorrücken kann.


    Zitat

    Colder temperatures and muddy trenches are also causing injuries on both sides. Pro-Russian military bloggers have complained about a lack of cold-weather clothing, especially among recently mobilized forces. [...]


    Als sie eingezogen wurden und ihre Ausrüstung bekommen haben. Da waren die Leute aber noch nicht mal durch das Auffrischungstraining.


    Also zusammengefasst: Die Russen sollen verzweifelt an einem Sieg arbeiten und deshalb alles gegen Bachmut werfen, obwohl sie gerade erst eine so verkaufte Niederlage in Form eines Rückzugs in Kauf genommen haben. Sie sollen Munitionsknappheit haben, und als Beleg dafür wird weiterhin dieser angebliche Munitionskauf von Nordkorea angeführt, wobei die ersten Berichte darüber jetzt auch schon fast drei Monate her sind. Und wegen dieser Knappheit sind sie dann wohl auf Augenhöhe mit den Ukrainern, was das Artillerieduell angeht, und müssen deshalb auf verlustreiche Wellenangriffe setzen.


    Nun gut, wie immer werden wir es sehen. Ich vermute jedenfalls, nachdem sich lange kaum jemand im Westen für Bachmut interessiert hat, lesen wir jetzt nicht darüber, weil die Ukrainer kurz davor stehen, das russische Vordringen zurück zu rollen.

  • Und während es EU-Politiker mit Drohungen probieren, versucht sich dieser Artikel am Betteln:

    Zitat

    To avoid a dangerous rift, America must see the bigger picture. Mr Biden’s protectionism threatens to drain Europe of vitality even as America props up Ukraine’s army, and armadas of tankers cross the Atlantic to supply Europe’s energy. The chief aim of Bidenomics is to stop China dominating key industries: America has no strategic interest in siphoning European investment. It should make European firms eligible for its energy subsidies, and integrate transatlantic energy markets more deeply.

    Der Economist ist in dieser Hinsicht leider nicht mehr zu gebrauchen. Es ist ja schon einigermaßen dämlich, so zu tun, als würde die US-Regierung ein "bigger picture" nicht sehen, in welchem die Fortführung des amerikanisch-russischen Stellverteterkrieges in der Ukraine dazu führt, dass die EU vollkommen von teurer amerikanischer Energie abhängig gemacht, und europäisches Kapital in Massen zur Investition in den USA genötigt wird. Völlig der Realität entrückt ist es dann aber, zu konstatieren, die Amerikaner hätten daran überhaupt kein "strategisches Interesse".

    Die britischen QualitätsjournalistInnen haben offensichtlich vergessen, wozu so ein weltumspannendes Imperium gut ist, Vielleicht sollten die mal googlen wie das mit dem British Empire so lief.

  • Die parlamentarische Vertretung der liberalen Demokratie findet, dass man Geschichte auch mal verfälschen politisch neu interpretieren kann, wenn es dem Kriegsziel nützlich ist:

    Stalins "Holodomor" - Bundestag soll Völkermord anerkennen

    Nach dem Willen der Ampelkoalition und der Union soll der Bundestag die vor 90 Jahren von Stalin herbeigeführte Hungersnot in der Ukraine als Völkermord anerkennen. Etwa vier Millionen Menschen kamen im Holodomor ums Leben.

    Die Ampelkoalition und die Union fordern den Bundestag auf, die vor 90 Jahren vom sowjetischen Diktator Josef Stalin gezielt herbeigeführte Hungersnot in der Ukraine als Völkermord anerzukennen. Das berichteten "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und der "Spiegel" unter Berufung auf einen entsprechenden gemeinsamen Antrag von SPD, Grünen, FDP und CDU/CSU.

    Der Resolutionsentwurf soll demnach am Mittwoch im Bundestag beraten und beschlossen werden. Dem sogenannten Holodomor ("Mord durch Hunger") fielen in den Jahren 1932 und 1933 bis zu vier Millionen Ukrainer zum Opfer. Tote gab es damals auch in anderen Teilen der Sowjetunion, etwa in Kasachstan und im Süden Russlands. Ursache der historischen Hungersnot war eine von Stalin befohlene Kollektivierung von Landwirtschaft und Getreideabgaben. [...]

    "Der Deutsche Bundestag teilt eine solche Einordnung", schreiben die Initiatoren um den Grünen-Abgeordneten Robin Wagener, Vorsitzender der deutsch-ukrainischen Parlamentariergruppe im Bundestag. Weiter heißt es in dem Resolutionsentwurf, der Holodomor reihe sich ein "in die Liste menschenverachtender Verbrechen totalitärer Systeme, in deren Zuge vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa Millionen Menschenleben ausgelöscht wurden". Das Verbrechen sei Teil der gemeinsamen europäischen Geschichte.

    Dieses "Menschheitsverbrechen" sei in Deutschland und der Europäischen Union aber bisher wenig bekannt. Die Bundesregierung sei aufgefordert, zur Verbreitung des Wissens über den Holodomor und zum Gedenken an dessen Opfer beizutragen.

    Wagener sagte der Zeitung zufolge, der russische Präsident Wladimir Putin stehe "in der grausamen und verbrecherischen Tradition Stalins". Heute werde die Ukraine erneut mit russischem Terror überzogen. "Erneut sollen durch Gewalt und Terror der Ukraine die Lebensgrundlagen entzogen, das gesamte Land unterworfen werden." Die politische Einordnung des Holodomors als Völkermord sei ein "Signal der Mahnung" [...]

    Das erste deutsche Staatsfernsehen (und hier auch das zweite) sieht da jedenfalls gar keinen kritischen Recherchebedarf und verkündet die kriegswichtigen Informationen aus der tarngrünen Kriegspartei einfach mal direkt ohne weitere Prüfung. Dass die Einordnung des Holodomor als gezielter Genozid gegen die Ukraine weiterhin unter HistorikerInnen höchst umstritten ist (auch wenn Timothy Snyder und seine Ultras beim Zentrum LibMod eisern etwas anderes behaupten), und dass selbst der wissenschaftliche Dienst des Bundestages das schon 2008 so sah und sogar darauf hinwies, dass sie vor allem dem ukrainischen Staat dazu dienen sollte, sich von der russisch dominierten Sowjetunion abzugrenzen, interessiert beim Leitmedium offenbar niemand. Gefunden habe ich das auch nur über twitter:


    [...] Den Anhängern der Genozid-Theorie wird auf Basis auch neuer Forschungen entgegengehalten, dass die Politik der Bolschewiki widersprüchlicher gewesen sei, als es Inter- pretationsansätze na he legten, die ausschließlich von nationalen oder politischen Faktoren im Zusammenhang mit der Hungersnot 1932/33 ausgingen (Jilge 2007: 249). Das Verhalten der sowjetischen Führung beim Hungertod 1932/33 in der Ukraine wird von den Gegnern der Genozid-Theorie durchaus als Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestuft. Sie verweisen aber darauf, dass von der sowjetischen Führung offenbar nicht das Ziel angestrebt worden wäre, das gesamte ukrainische Volk oder die gesamte ukrainische Bauernschaft zu ermorden (Barth 2006: 137; Jahn 2004: 27/28).29 So seien die ukrainischen Städte sowie die in ihnen beschäftigte Industriearbeiterschaft nicht Ziel der Hungermorde gewesen (Barth 2006: 144).


    Kritiker der Genozid-Theorie verweisen zudem auch darauf, das die ukrainische kommunistische Parteiorganisationen sowie die ukrainischen Sicherheitskräfte sich aktiv an den von der Moskauer Führung angeordneten Maßnahmen gegen die Bauernschaft beteiligt und die verbrecherischen Befehle ausgeführt hätten und schon deshalb von einem Genozid am ukrainischen Volk nicht gesprochen werden könne.30

    Ferner spreche gegen einen Genozid an den Ukrainern, dass es sich bei der Hungersnot 1932/33 um ein gesamtsowjetisches Phänomen gehandelt habe und rund die Hälfte der Opfer außerhalb der Ukraine zu beklagen gewesen seien. Dazu gehörten unter anderem auch außerukrainische Gebiete, etwa solche in Kuban, im Nordkaukasus und im Ural31 (Boeckh 2007: 54). Es wird auch darauf verwiesen, dass rund 20 % der Hungeropfer der Bauernschaft in der Ukraine anderen Ethnien angehörten und damit nicht ausschließlich ethnische Ukrainer Opfer des „Holodomor“ gewesen seien.


    Zudem weisen Kritiker der Genozid-Theorie auch darauf hin, dass der „Holodo- mor“ und die hinter ihm stehende Theorie des Genozids verstärkt seit der staatlichen Unabhängigkeit des Landes eine wichtige Funktion für die Konstruktion der nationalen ukrainischen Identität spiele. So sei die Deutung der Hungersnot als Genozid auch Teil der Bestrebung, „durch eine als einzigartig gedeutete totalitäre Erfahrung die Nation als besondere Opfer- und Erinnerungsgemeinschaft zu konstituieren und ihre Einheit histo- risch zu legitimieren“ (Jilge 2007: 30).

    Mit der Klassifizierung als Genozid grenzten sich die ukrainischen Befürworter der Völkermordthese auch bewusst von der kommunistischen Vergangenheit bzw. der von den Russen dominierten Sowjetunion ab (Barth 2006: 137; Boeckh 2007: 54/55; Sapper, Weichsel, Gebert, 2004: 3; Simon 2008: 83). So entwickelte sich der „Holodomor“ zum Beispiel zu einem Kernelement des antisowjetischen Geschichtsbildes der ukrainischen Nationalbewegung „Ruch“, die „das ukrainische Dorf“ als „Hort des nationalen Gedächtnisses“ als von der sowjetischen Führung brutal unterdrückt darzustellen suche (Jilge 2007: 24). Andere Betrachter verweisen wiederum darauf, dass es auch in Zukunft unwahrscheinlich sei, dass sich die Genozid-these eindeutig mit historischen Dokumenten belegen ließe (Schmidt 2008). [...]


    Die Bejahung der Genozidthese in der Ukraine findet auch darin ihren Ausdruck, dass die Ukraine verstärkt in jüngster Zeit diplomatische Bemühungen um die internationale Anerkennung des „Holodomor“ als Genozid unternimmt (Jilge 2007: 26). In diesem Zusammenhang haben sich auch bisher verschiedene nationale Parlamente in der Welt – insbesondere aus Nord- und Südamerika sowie aus Europa32 – der ukrainischen Inter- pretation des „Holodomor“ als Genozid angeschlossen. In diesem Zusammenhang ist Ende der 1980er Jahre eine Kommission im Umfeld des US-Parlamentes zu dem Er- gebnis gekommen, dass der Hunger als Akt eines Genozids absichtlich gegen die Uk- rainer herbeigeführt worden sei (Boeckh 2007: 54/55). In einer Resolution vom 20. Ok- tober 2003 nahm das Repräsentantenhaus der USA eine Resolution an, in der das Ereig- nis als “Terrorakt und Massentötung, gerichtet gegen das ukrainische Volk” bezeichnet wurde. Seit dem Jahr 2003 bemüht sich die ukrainische Diplomatie auch darum, den „Holodomor“ als Genozid am ukrainischen Volk durch die UN-Vollversammlung aner- kennen zu lassen (Sawyzkyj 2006). Bisher wurde auf der Ebene der Vereinten Nationen der „Holodomor“ aber nicht als Genozid anerkannt. Im Herbst 2003 verabschiedete die 58. Vollversammlung der Vereinten Nationen zum 70-jährigen Gedenken an die Hun- gersnot 1932/33 eine Resolution, in der das Hungersterben als „nationale Tragödie des ukrainischen Volkes“ bezeichnet wurde (Deutsch-Ukrainische Gesellschaft – Rhein- Neckar e.V. 2007). Auch die Generalkonferenz der UNESCO war auf ihrer Tagung im November 2008 dem Anliegen, den „Holodomor“ im Rahmen einer Resolution als Genozid am ukrainischen Volk anzuerkennen, nicht nachgekommen.[...]

    _________________________________________________

    Wissenschaftliche Dienste des deutschen Bundestages: Fragen zur ukrainischen Geschichte im 20. Jahrhundert. Die Hungersnot in der Ukraine 1932/33 ("Holodomor") sowie die Folgen der Resowjetisierung nach Ende des Zweiten Welkrieges, Ausarbeitung WD 1 - 065/08 (PDF), 28.05.2008

  • Weiß nicht mehr wo ich das gelesen habe, aber angeblich war es im Sommer so, dass die Ukrainer 6.000-7,000 Artilleriegranaten pro Tag verschossen haben, während es bei den Russen bis zu 50.000 gewesen sein sollen.


    Wie viele Granaten in den USA pro Tag produziert werden können habe ich auch irgendwo gelesen, ich habe die Nummer allerdings nicht mehr im Kopf. Es waren auf jeden Fall weniger als die 6.000. Vielleicht 1.500(?)?. Allerdings war das jetzt wie gesagt nur USA, zur Natoproduktion insgesamt, wurde nichts angegeben. Und es ging dabei bei der Produktion in den USA um 155mm Geschosse. Die Ukraine verschießt ja auch noch Mörsergranaten und aus Geschützen aus der Sowjetzeit.

    Ich mache mir die im Forum zu diesem Thema mehrheitlich geäußerte Meinung nicht zu eigen und wiederspreche ihr hiermit ausdrücklich!

  • Weiß nicht mehr wo ich das gelesen habe, aber angeblich war es im Sommer so, dass die Ukrainer 6.000-7,000 Artilleriegranaten pro Tag verschossen haben, während es bei den Russen bis zu 50.000 gewesen sein sollen.


    Wie viele Granaten in den USA pro Tag produziert werden können habe ich auch irgendwo gelesen, ich habe die Nummer allerdings nicht mehr im Kopf. Es waren auf jeden Fall weniger als die 6.000. Vielleicht 1.500(?)?.


    Vermutlich hier:


    Diese Art von Artikel hat man jetzt ständig:


    https://www.nytimes.com/2022/1…ons-shortage-ukraine.html

    Zitat

    Last summer in the Donbas region, the Ukrainians were firing 6,000 to 7,000 artillery rounds each day, a senior NATO official said. The Russians were firing 40,000 to 50,000 rounds per day.


    By comparison, the United States produces only 15,000 rounds each month.


    500 sind das am Tag, weniger als 10% des ukrainischen Verbrauchs.

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