Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Münkler hat einen Interessanten Vorschlag für einen „Friedensvertrag” gemacht: Waffenstillstand.


    Ein Waffenstilstand bedeutet erstmal ein Ende des Sterbens und Zerstörens, die Ukrainer behalten ihre Ansprüche auf ihre Territorien und Putin muss seine Truppen nicht abziehen, so dass der Krieg für ihn nicht umsonst gewesen ist. [...]


    Ich denke die Gefahr besteht leider nicht. Ich glaube zwar nicht, dass es der Sinn des Vorgehens ist, aber die Bereitschaft der Russen innerhalb der selbst gesetzten Limitierungen militärisch sinnvolle aber in der oberflächlichen Wahrnehmung, sicherlich der missgünstigen westlichen Medien aber selbst nervöser russischer, nach Niederlagen aussehende Züge zu machen, macht es dem Gegner (also uns) schwer die eigenen Kriegsbefürworter einzuhegen und ein Angebot zu machen, das die Russen ernsthaft erwägen müssten. Mit die größte Sorge der russischen Maximalisten, dass Putin geneigt sein könnte, auf ein "Minsk III" einzugehen, ist glaube ich tatsächlich nicht begründet.

  • Solidarität mit der Ukraine darf kein Filter für Nachrichten sein

    [...] Meine Hypothese nach meinen Besuchen in befreiten Orten im Gebiet Cherson: Je weiter von der Front entfernt, je strategisch unbedeutender der Ort, desto ruhiger verlief die Zeit der Besatzung. Ein Beispiel dafür ist das Dorf Zolota Balka am Ufer des Flusses Dnipro, das ich vor kurzem besuchen konnte. Auch das gehört zum Bild. Ungeachtet aller Gräueltaten der russischen Besatzer und ihrer Hilfstruppen aus den „Volksrepubliken“: Butscha war und ist nicht überall.

    So wie ich in Zolota Balka werden die Kollegen nun mehr und mehr auf das Thema der sogenannten „Kollaboration“ stoßen. In den von Russland (neu) besetzten Gebieten kommt es zu vielfältiger Zusammenarbeit mit den russischen Besatzern und den von ihnen eingesetzten Statthaltern. Die einen lassen sich locken von der Aussicht auf Macht, die sie unter normalen Umständen nie erlangt hätten, ob als Chefarzt einer Klinik, als Bürgermeister oder Gouverneur einer ganzen Region. Andere erwarten wirtschaftliche Vorteile: Im Gebiet Cherson bekamen große Landwirte, die zum Teil auch Abgeordnete des Regionalparlaments waren, Zugriff auf Technik und Ländereien ihrer Konkurrenten, die auf ukrainisch kontrolliertes Territorium geflohen waren. Es gibt eine Vielzahl von Menschen, die sich mit den Gegebenheiten arrangieren: Wenn auf Pensionen aus der Ukraine kein Zugriff mehr besteht, nimmt man eben jene, die von den Russen ausgezahlt werden, gleiches gilt für humanitäre Hilfe. Und es gibt die „Überzeugten“: Menschen, die den Einmarsch der Russen begrüßten, die sogar in die russische Armee eintraten oder am 9. Mai mit einer russischen Flagge auf den zentralen Platz ihrer Stadt zogen. [...]

    Der Autor war selbst vor Ort und beginnt den Artikel mit den üblichen scharfen Verurteilungen der großen "Rücksischtslosigkeit und Brutalität gegenüber der Zivilbevölkerung" durch die russischen Angriffskrieger und einem Lobgesang auf die Resilienz und den heldenhaften Kampf der UkrainerInnen gegen die Invasion. Aber im weiteren Verlauf schreibt er einen für einen deutschen Qualitätsjounalisten erstaunlich differenzierten Beitrag, den er so wahrscheinlich auch nur auf einem eher kleinen Nischenportal wie Übermedien veröffentlichen konnte, ohne sich einen Shitstorm einzuhandeln. Schon ein paar Wochen alt, aber durchaus lesenswert - auch im Hinblick auf die jüngsten "Eroberungen" der ukrainischen Streitkräfte in der Region um Cherson westlich des Dnjepr.

  • Es ist schön, dass sich sogar Leute, wie der nicht ganz unbedeutende Hr Gathmann, nach der Tätigkeit in ZeitOnline & Spiegel seines Zeichens Chefreporter des Cicero , ihrer Profession wieder bewusst werden und sich im 2ten Abschnitt eines Artikels in einem kleinen Nischenprodukt versteckt, journalistischen Grundsätzen annähern wollen.


    Selbstverständlich nicht ohne in der Einleitung den üblichen 3-Sprung hinzulegen:

    • DIe unverzichtbare Rückvergewisserung an das eigene Lager
    • Überleitung per Aufzählung von Fehlleistung anhand unabstreitbar grotesker Beispiele von Propaganda
    • Wiederentdeckung von Trivia: die Wahrheit wohnt nie an nur einem Ort

    Von soviel Mut bestätigt bleibe ich zu diesem Thema ungerührt beim einfachen und einfach unkaputtbaren Ch. Wehrschütz und mache einen noch grösseren Bogen um die deutsche MSM-Journaille. Man weiss ja nie, wann die wieder umfallen um dann im Anschluss kleine Artikel in kleinen Nischenprodukten versenken zu müssen um wieder rauszukommen.

  • Von soviel Mut bestätigt bleibe ich zu diesem Thema ungerührt beim einfachen und einfach unkaputtbaren Ch. Wehrschütz

    Pfft. Was kommst Du denn jetzt mit so einem transalpinen Schluchtenscheisser daher?


    Dessen uriges kleines Bergland ist doch nicht mal Teil unserer Werteverteidigungsgemeinschaft. Der muss ja nicht die schwere Last der Verantwortung für die freiheitlich-demokratische Willensbildung in der freien Welt tragen. Da Ist natürlich leicht mal einfach so daherdifferenziert.

  • Wider Erwarten fand man im umkämpften Kherson tote Soldaten - das spricht eine deutliche Sprache, sagt Zelensky.



    Und wie gewohnt:


  • Das Zerwürfnis wächst:


    https://www.aa.com.tr/en/turki…or-minister-soylu/2737533


    Zitat

    Türkiye does not accept the message of condolence from the US on Sunday's deadly terror attack in Istanbul, the country’s interior minister said on Monday.


    https://www.aa.com.tr/tr/gunde…yeni-de-yakaladik/2737385


    Zitat

    "Biz, bize verilen mesajı biliyoruz, bize verilen mesajı aldık. Tekrar altını çizerek ifade ediyorum: Amerikan Büyükelçiliğinin taziye dilemesini kabul etmiyoruz, reddediyoruz. Kobani'yi, terör bölgelerini besleyen ve oradan Türkiye'nin huzurunu bozmaya çalışan bu anlayışa, kendi senatolarından para gönderen bir devletle müttefikliğimiz elbette tartışılmalıdır. Biz kimsenin düşmanı değiliz, kimsenin topraklarında gözümüz yok, kimseye kalleşlik yapmıyoruz ama bu kalleşliklere elbette ki tahammül edecek gücümüzün kalmadığını ifade etmek istiyorum."


    Via Google Translate:


    Zitat

    „Wir kennen die Nachricht, die uns gegeben wurde, wir haben die Nachricht erhalten, die uns gegeben wurde. Ich betone noch einmal: Wir akzeptieren und lehnen das Beileid der amerikanischen Botschaft nicht ab. Wir akzeptieren nicht Kobani, diejenigen, die Geld senden ihren Senat zu dieser Übereinkunft, die Terrorzonen füttert und versucht, von dort aus den Frieden der Türkei zu stören.“ Natürlich sollte unser Bündnis mit einem Staat diskutiert werden. Wir sind niemandes Feind, wir haben niemandes Land im Auge, wir verraten nicht irgendjemanden, aber ich möchte zum Ausdruck bringen, dass wir natürlich keine Kraft haben, diesen Verrat zu ertragen."


    Kleine Erinnerung, dass die Maschinenübersetzung auch mal richtig fehlschlagen kann. So wird der Satz isoliert übersetzt:


    Zitat

    Amerikan Büyükelçiliğinin taziye dilemesini kabul etmiyoruz, reddediyoruz.


    Wir nehmen das Beileid der amerikanischen Botschaft nicht an, wir lehnen es ab.

  • Du meinst, die Hoffnung, dass die Russen irgendwann von sich aus den Rückzug aus dem gesamten Land antreten.


    https://twitter.com/TpyxaNews/status/1592110501202481152


  • Tote russische Soldaten?


    Wahrscheinlich auch, Zelensky meinte natürlich russische Kriegsverbrechen.


    In Kherson war schon Siegesfeier ...


  • Die beinahe gestörte Siegesfeier:


    https://www.pravda.com.ua/eng/news/2022/11/13/7376199/



    Teufels Advokat: Natürlich man will nicht, dass Journalisten munter durch eine gerade befriedete Kampfzone und über potentiell vermintes Terrain stolpern. Und wenn die sich nicht daran halten, hat das Konsequenzen.


    Ich denke auf die Innenstadt von Cherson nach dem russischen Abzug traf das nicht zu. Insofern ist hier wohl eher der nicht für eine Veröffentlichung geeignete Teil der "Stabilisierungsmaßnahmen" ausschlaggebend gewesen sein.

  • Würde ja passen ...


  • Der Zustand des ukrainischen Stromnetzes ist nicht so ganz klar. Es sind jetzt glaube ich zwei Wochen nach der letzten großen Angriffswelle, die Terminpläne für geplante Abschaltungen gibt es weiter:


    https://t.me/Ukrenergo/1668



    Via Google Translate:


    Zitat

    Verbrauchseinschränkungen am 14. November: Details zu Ausfällen


    Am Montag, dem 14. November, von 00:00 bis 24:00 Uhr wird es in den Regionen Kiew, Kiew, Tschernihiw, Tscherkassy, Schytomyr, Sumy, Charkiw, Poltawa und Donezk geplante Schließungen geben.


    In anderen Regionen der Ukraine werden Stromausfälle derzeit nicht vorhergesagt.


    Gestern musste DTEK auch wieder zur Notabschaltung greifen:


    https://www.facebook.com/dtekk…taL36QqThkf62Hxu1vNzQpz4l



    Via Google Translate:



    Einen Teil des Netzes scheint Ukrenergo für erstmal irreparabel zu erklären:


    https://t.me/Ukrenergo/1670



    Via Google Translate:


    Zitat

    „Die Energiezentren Kiew und Charkiw sind große Regionen des Stromverbrauchs, in die Strom aus den Regionen übertragen wird, in denen er derzeit produziert wird. Aber das Netz in diesen Gebieten wurde sehr schwer beschädigt und wird nach und nach von den Kräften von Ukrenergo und anderen Energieunternehmen wiederhergestellt. Kein Stromsystem hat jemals so große Schäden erlitten wie die ukrainische Energiewirtschaft seit dem 10. Oktober. Daher ist es im Moment nicht notwendig, über ihre vollständige Beseitigung zu sprechen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Wolodymyr Kudrytskyi in der Sendung des Telethons „Edyny Novyni“.


    Und hier berichten sie darüber, dass ihnen die EU 1.5 Milliarden Euro monatlich für die Wiederherstellung des Stromnetzes gibt:



    Via Google Translate:


    Zitat

    Eineinhalb Milliarden Euro jeden Monat – so viel Geld soll die EU für den Wiederaufbau der durch russische Raketen- und Drohnenangriffe zerstörten Energieinfrastruktur fließen lassen.


    Neben finanzieller Unterstützung können Energieunternehmen auch auf die Bereitstellung der erforderlichen spezifischen Ausrüstung und Ausrüstung zählen, um das beschädigte zu ersetzen. Die EU-Kommissarin für Energie, Kadri Simson, sagte dies in ihrem Interview für RFE/RL.


    Das fand ich doch sehr merkwürdig, weil wir der ukrainischen Regierung aktuell nicht mal die versprochene eine Milliarde pro Monat für ihren Haushalt bis zum Ende dieses Jahres auszahlen und stattdessen versuchen eine Finanzierung von 1.5 Milliarden pro Monat nächstes Jahr hinzubekommen. Wenn man in das verlinkte Interview mit Simson schaut, ist auch genau das gemeint:


    https://www.radiosvoboda.org/a…adri-simson/32125499.html



    Via Google Translate:


    Zitat

    - Wie schwierig wird der kommende Winter nach Ihrer professionellen Einschätzung für die Ukraine, wie wird er überstanden und wie lange wird es dauern, die gesamte Infrastruktur zu reparieren?


    - Wir haben für das nächste Jahr einen Finanzierungsplan für die Ukraine vorgeschlagen, und sie (Ukrainer - Anm. d. Red.) werden wirklich die Prioritäten ihres Finanzbedarfs für die Wiederherstellung der Energieinfrastruktur bestimmen. Aber im Allgemeinen wird es der Ukraine einen stabilen Zufluss an Unterstützung geben: 1,5 Milliarden Euro jeden Monat. Und wie gesagt, die Energieinfrastruktur ist ihre klare Priorität, denn ohne Wärme, ohne Strom wird es sehr schwer zu überleben sein. Aber wir können es kaum erwarten, dass dieses Geld geliefert wird. Die Suche nach alternativen Geräten läuft.


    Davon wird also nur ein Bruchteil in die Energieinfrastruktur gehen. Ich nehme an, die Zuwendungen des Westens werden öfter mal großzügiger dargestellt als sie tatsächlich sind.

  • https://twitter.com/MattiMaasikas/status/1591035102460805121



    Cherson, als Teil der Ukraine oder der Russischen Föderation, mit oder ohne russische Besatzer, befindet sich in Europa. Wo es sich nicht befindet: In der Europäischen Union. Und will mir der EU-Botschafter in der Ukraine damit sagen, dass sie direkt eine Außenstelle in Cherson aufgemacht haben? Das Vertrauen von den Russen auch in dieser Frontstadt in Frieden gelassen zu werden, wenn sie erstmal irgendwo abgezogen sind, wäre erstaunlich hoch. Ich weiß ja nicht, ob die EU-Delegation noch in Kiew sitzt.

  • Passend zum Ankauf südkoreanischer Munition:


    https://www.wsj.com/articles/a…lows-momentum-11668345883


    Zitat

    The U.S. and some of its allies are concerned that their stockpiles of weaponry, including some ammunition, are being depleted at an unsustainable rate. U.S. military support for Ukraine this year, now nearing $19 billion, has far outstripped European assistance.


    “We are seeing real, practical problems of making military progress, we are seeing shortages of munitions,” said another Western official.


    Passend aber muss natürlich nicht stimmen. Ich fände es schon erstaunlich, dass so offen die eigenen Limitierungen kommuniziert werden. Deshalb nehme ich an, dass hier immer noch über Überschüsse gesprochen wird und das praktisch auch Warnungen sind, tatsächlich in den Eigenbedarf zu greifen. Wenn ich mir anschaue, wie die US-Regierung unbekümmert signalisiert die Strategic Petroleum Reserve weiter als Schmiermittel für einen Wirtschaftskrieg einsetzen zu können, wären entsprechende Sorgen vermutlich nicht unbegründet.

  • Vielleicht stimmt's ja doch.


    Dem transatlantischen Wertepartner sind bei der Befreieung des nahen Ostens vor ein paar Jahren sogar schon mal die Bomben für den Eigenbedarf ausgegangen. Und da ging's beim großen Schlachten aus der Luft noch nicht mal darum, weiße ChristInnen vor den dämonischen Horden des leibhaftigen Kremlsatans zu retten, sondern nur darum, ein paar Kameltreibern zu zeigen, wo die zivilisierte Welt den Hammer hängen hat.

    The U.S. is running out of bombs to drop on ISIS

    [...] As the U.S. ramps up its campaign against the Islamist terror group in Iraq and Syria, the Air Force is now "expending munitions faster than we can replenish them," Air Force chief of staff Gen. Mark Welsh said in a statement.

    "B-1s have dropped bombs in record numbers. F-15Es are in the fight because they are able to employ a wide range of weapons and do so with great flexibility. We need the funding in place to ensure we're prepared for the long fight," Welsh said in the statement. "This is a critical need."

    The bombing campaign has left the U.S. Air Force with what an Air Force official described as munitions depot stocks "below our desired objective."[...]

    The Air Force's publication of the number of missiles and bombs dropped comes amid continued criticism from Republicans -- in particular those running for president -- who insist the Obama administration has been too timid in the fight against ISIS, with many on the right calling for the U.S. to loosen the rules of engagement and lead a more aggressive fight against the militant group. [...]

  • Stimmt schon, zumal warum sollte das bei Artilleriemunition besser sein, wenn die Luftstreitkräfte eigentlich wichtiger für die typischen US-Militäroperationen sind.


    Ist natürlich relativ ungünstig für die Verhandlungsposition, wenn das ständig durchgestochen wird, während du plötzlich anfängst von diplomatischen Lösungen zu sprechen. Wenn ich die Russen wäre und selbst noch was hätte, würde ich vermutlich sagen, warten wir doch nochmal ein bisschen.

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