Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Mein Punkt war aber, dass der Artikel für diesen Punkt keinerlei Belege liefert. Die Tatsache, dass die USA statt Landungsbooten und Kampfflugzeugen lieber Anti-Schiffsraketen liefert, belegt diese Behauptung nicht.

    Dass man in Taiwan etwas ähnliches plane, wie in der Ukraine ist natürlich eine Spekulation von German Foreign Policy, die sich nur auf Indizien bezieht - die also in etwa genau das tut, was diverse "ExpertInnen" täglich bei Lanz & Co. und in anderen deutschen Qualitätsmedien bezüglich der mutmaßlichen Ziele des Putinschen "Vernichtungs-" und Welteroberugskrieges veranstalten und ihre Spekulationen damit zu scheinbar unzweifelhaften Fakten umfunktionieren.

    Im zitierten Artikel ist allerdings unter Fußnote [2] eine Quelle angegeben, die eigentlich recht ausführlich belegt, dass sich zwischen den politischen Führungen in den USA und in Taiwan Differenzen darüber aufgetan haben, wie die militärische Zusammenarbeit künftig gestaltet werden sollte, und dass beide Seiten da unterschiedliche strategische Zielsetzungen haben. Eine Minute Google-Suche fördert den entsprechenden Text zutage:

    US, Taiwan grapple with key differences in debate over deterring China

    'We do have some different views,' Taiwanese lawmaker acknowledges

    Die Autorin schreibt das für das amerikanische politische Magazin CQ (Congressional Quarterly) Rollcall das den Anspruch hat, einen guten Draht in den amerikanischen Kongress zu haben und bis vor einigen Jahren noch zum renommierten Economist gehörte, bevor es dann vom privaten amerikanischen Datensammelkonzern FiscalNote gekauft wurde, welcher von einem (süd)koreanischstämmigen Amerikaner mit Harvard-Abschluss gegründet wurde, und in dessen advisory board unter anderem der ruhmreiche US-Antiterrorgeneral Stanley McChrystal sitzt.

    Ob diese Publikation jetzt so besonders objektiv der Wahrheit, oder eher den globalen Pofitinteressen des militärisch-industriellen Komplexes verpflichtet ist (der vermtlich mehr an Verträgen über schweres, extrem teures Gerät, wie z.B. F16-Kampfflugzeugen, als an sochen für Kleinkram, wie tragbaren Panzer- und Luftabwehr-Raketen interessiert ist), kann man sicher diskutieren, aber irgendeine Nähe zu China kann man mit ziemlicher Sicherheit ausschliessen.


    A propos Quellen - Präsentieren eigentlich Kiegsprofessor Carlo und seine NAFO-Kumpels irgendwelche Belege, wenn sie bei Jung & Naiv, im deutschen Qualitätsfernsehen, oder beim Sicherheitspodcast Live-Event ihre "Expertisen" zum Besten geben, oder muss man da einfach darauf vetrauen, dass man als "Forscher" an einer Bundeswehruniversität nichts geringerem als der reinen Wissenschaft verschrieben ist, und schon wissen wird, mit wem man telefonieren muss, um eine Meinung zu hören, die zum staatstragenden Narrativ passt?

  • A propos Quellen - Präsentieren eigentlich Kiegsprofessor Carlo und seine NAFO-Kumpels irgendwelche Belege, wenn sie bei Jung & Naiv, im deutschen Qualitätsfernsehen, oder beim Sicherheitspodcast Live-Event ihre "Expertisen" zum Besten geben

    Quellen gibt man bei schriftlichen Aufsätzen an und nicht in Talkshows oder Podcasts. :)


    Ich werde schauen, ob ich Marsalas neues Buch irgendwo günstig auftreiben kann, dann berichte ich, ob er Quellen für seine steilen Thesen angegeben hat.

  • https://www.theguardian.com/uk…-raf-plane-over-black-sea


    Zitat

    The UK defence secretary has revealed that a Russian fighter jet recently “released a missile” in the vicinity of a British aircraft over the Black Sea.


    Ben Wallace told the Commons the incident occurred in “international airspace over the Black Sea” on 29 September, adding that an “unarmed RAF RC-135 Rivet Joint” plane was “interacted with” by two Russian Su-27s, one of which “released a missile in the vicinity of the RAF Rivet Joint beyond visual range”.


    Wallace told the Commons that Russia blamed the missile release on a “technical malfunction”.


    "released a missile" - Ist das ein Euphemismus für einen Warnschuss?

  • https://www.theguardian.com/uk…-raf-plane-over-black-sea



    "released a missile" - Ist das ein Euphemismus für einen Warnschuss?

    Naja Warnschuss würde ja ne Absicht beinhalten. Da die Russen, sofern das da berichtete stimmt, es auf nen technischen Fehler schieben, war es ja zumindest kein offener Warnschuss. Was eine offene Absicht in Kombination mit in internationalem Luftraum bedeuten würde/könnte dürfte da auch noch mit rein spielen.

  • "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben."


    Geplatzte (sabotierte) Einigung im Frühjahr


    Neue russische Ziele oder Bluff für eine bessere Verhandlungsposition?

  • Hm, weiß nicht, aber neu ist das nicht. Ganz am Anfang vom Krieg hat Putin mal eine explizite Warnung ausgesprochen:


    http://en.kremlin.ru/events/president/news/67913


    Zitat

    People who do not want to understand this, especially among today's leadership, must understand that if they continue to do what they are doing – I have already said this too – they will call into question the very future of Ukrainian statehood. And if this happens, it will be entirely on them.


    Ich persönlich glaube, dass die Russen weder ein Interesse an der Westukraine haben, noch eine erfolgreiche Integration für möglich halten. Es bliebe also höchstens die Zerschlagung des verbliebenen Landes als Umsetzung.

  • Aktuell sieht es doch so aus, als hätte die Ukraine ihre beste Chance auf ein staatliches Überleben zu Beginn verspielt, als man sich vom Clown of Monkey Island bequatschen ließ, bis zum Ende zu Kämpfen und nicht der Teilautonomie des Ostens zuzustimmen. Auch da sagte Putin schon, die Möglichkeiten für die Ukraine würden ab da nicht besser werden.


    Sollten die Russen wirklich noch Odessa nehmen und dann die Grenzen Konsolidieren, wird Selenskyi hoffen, dass genug Azow-Nazis gefallen sind und ihm nicht mehr nach dem Leben trachten können. So oder so stehen die Chancen leider nicht schlecht, dass sich ab da dann die Staatlichkeit der (Rest)Ukraine in einem echten Bürgerkrieg erledigen könnte. Genug Waffen sind ja im Land.


    Wie wir bzw Ost-Europa sich dabei verhalten könnten und die Teile vielleicht dann unter sich aufteilen (natürlich auch mit historisch belegten Ansprüchen), ist ein gruselig spannendes Szenario. Auf jeden Fall darf man sich auf die Lanz Sendungen dazu freuen.

  • Ja, diese Zeilen wurden im Westen als Vernichtungsziel gedeutet. Im Zusammenhang mit seinen anderen Aussagen kann man das aber auch einfach als Benennung einer offensichtlichen Gefahr eines noch recht jungen und fragilen multiethnischen Staates sehen, wenn dieser nicht bereit ist, seine innenpolitischen Spannungen einvernehmlich zu lösen. Die Schweiz könnte da vielleicht beraten.


    Das glaube ich auch, ändert aber nichts daran, dass Russland möglicherweise den Krieg wirklich nur beenden kann, wenn es militärisch über den Osten hinausgehend Erfolge erzielt. Wie dann die Vereinbarungen aussehen, ist eine Frage, die am Verhandlungstisch gelöst werden muss.


    Aktuell wird in beiden Lagern der Gegner schwach geredet. Insofern scheint ein Ende noch nicht greifbar. ^^

  • Sollten die Russen wirklich noch Odessa nehmen und dann die Grenzen Konsolidieren, wird Selenskyi hoffen, dass genug Azow-Nazis gefallen sind und ihm nicht mehr nach dem Leben trachten können. So oder so stehen die Chancen leider nicht schlecht, dass sich ab da dann die Staatlichkeit der (Rest)Ukraine in einem echten Bürgerkrieg erledigen könnte. Genug Waffen sind ja im Land.

    Nun, in Anbetracht der "Erfolge" der letzten Monate muss sich die mobilisierte Truppe aber dazu ganz schön strecken. Aber wenn es dazu kommen sollte, dürfte Odessa wohl wirklich ausreichen.


    Mal sehen, wie die Midterms-Offensive laufen wird.

  • Nun, in Anbetracht der "Erfolge" der letzten Monate muss sich die mobilisierte Truppe aber dazu ganz schön strecken. Aber wenn es dazu kommen sollte, dürfte Odessa wohl wirklich ausreichen.

    Das stimmt natürlich. Aber sie scheinen ja die Finte zu Beginn des Krieges zu wiederholen und Truppen in Belarus zu positionieren. Wenn die sich wieder in Richtung Kiew (!) aufmachen, wird man in der Hauptstadt erneut die Qual der Wahl haben.

  • Vielleicht haben die Russen deshalb mit den Angriffen auf die Energieinfrastruktur gewartet, mit Drohnen ist es besonders billig:


    https://www.theguardian.com/wo…stly-exceeds-russia-costs



    Gut, nun kann man in Frage stellen, ob die Ukrainer wirklich so eine hohe Abschussquote haben. Mein Eindruck ist, es gibt viel mehr Aufnahmen von Einschlägen als von Abschüssen. Andererseits versuchen sie vermutlich meistens darauf zu schießen, so dass das Material erfolgsunabhängig verbraucht wird - aber vielleicht nicht immer mit den teuersten Systemen.


    Zitat

    About 60% had been destroyed in the air, according to an earlier analysis by British intelligence on 6 October. But the Molfar data suggests up to 80% of the 208 Shahed-136s launched up to 17 October were shot down. According to Molfar’s data, about 70% of the drones were launched in daylight before noon.


    Mir scheint diese Abschussquoten passen auch nicht so ganz zum dringlichen Ruf nach mehr Luftabwehrsystemen, denn die sind ja auch nicht perfekt. Weiß nicht ob es etwa sehr viel besser als 80% wird, insbesondere wenn man nicht so eine integrierte Luftabwehr wie die Russen hat (und die Ukrainer, mittlerweile vermutlich hatten), was bei zusammengestückelten Systemen aus dem Westen nicht zu erwarten ist.

  • Keine Fans von Borrell:


    https://i.diem25.org/en/petitions/85



    Wobei das auch so klingt, als wäre alles außerhalb Europas unterentwickelt. Potentiell ein bissel white savior-ish, aber der Gedanke zählt.

  • Diese Ansage von Selenskyj sagt mir, dass die Ukrainer tatsächlich planen könnten, den Damm des Kachowkaer Stausees bei Nowa Kachowka zu zerstören:


    https://www.president.gov.ua/e…-usya-yevropa-mayut-78613


    Zitat

    Russia is deliberately creating the grounds for a large-scale disaster in the south of Ukraine. We have information that Russian terrorists mined the dam and aggregates of the Kakhovka hydroelectric power plant. This is one of the large power facilities. The dam of this hydroelectric power plant holds about 18 million cubic meters of water. If Russian terrorists blow up this dam, more than 80 settlements, including Kherson, will be in the zone of rapid flooding. Hundreds, hundreds of thousands of people may be affected.

  • Das stimmt natürlich. Aber sie scheinen ja die Finte zu Beginn des Krieges zu wiederholen und Truppen in Belarus zu positionieren. Wenn die sich wieder in Richtung Kiew (!) aufmachen, wird man in der Hauptstadt erneut die Qual der Wahl haben.

    Wer weiß schon, was die wirklich vorhaben, außer der britische Geheimdienst.


    Der iranische Drohnenspam scheint der ukrainischen Luftabwehr jedenfalls gerade schwer zuzusetzen. Andererseits hieß es von russophiler Seite, kurz bevor man den Rückwärtsgang einlegte, auch schon mal, die letzte befestigte Verteidigungslinie stehe kurz vor dem Fall. Auf unserer heißt es dagegen seit Monaten, die Russen hätten kaum mehr Munition, bedrohen damit jedoch ganz Europa.


    Da wirft jede Seite immer mehr, aber nie genug Menschen und Material rein. Wir gehen mal mindestens bis zum letzten Ukrainer. Der Weg weg vom Gesichtsverlust wird dabei natürlich immer länger.

  • Diese Ansage von Selenskyj sagt mir, dass die Ukrainer tatsächlich planen könnten, den Damm des Kachowkaer Stausees bei Nowa Kachowka zu zerstören:


    https://www.president.gov.ua/e…-usya-yevropa-mayut-78613

    In dem Fall würde ich sagen, beide Seiten könnten das theoretisch als strategische Option in Betracht ziehen, für den Fall, dass es nicht so läuft, wie gewünscht. Wäre ja nicht der erste Damm in diesem Krieg. Je länger der Krieg dauert, desto weniger Skrupel wird es geben.

  • In dem Fall würde ich sagen, beide Seiten könnten das theoretisch als strategische Option in Betracht ziehen, für den Fall, dass es nicht so läuft, wie gewünscht. Wäre ja nicht der erste Damm in diesem Krieg. Je länger der Krieg dauert, desto weniger Skrupel wird es geben.


    Naja, wenn die Russen das westliche Ufer geräumt hätten, würde es vielleicht einen gewissen Sinn ergeben. Aktuell wäre aber die gesamte Logistik über den Dnepr erschwert. Und der Frischwasserkanal zur Krim wird doch aus dem Stausee abgezweigt, bekommen die da nicht wieder Probleme, wenn der Wasserspiegel sinkt?

  • Nachdem McCarthy signalisiert hat, dass unter einem republikanischen Kongress das Geld für den Ukraine-Krieg nicht mehr so locker sitzt, wird angeblich ein letztes Hurra geplant:


    https://www.nbcnews.com/politi…k-lock-billions-rcna53167



    Würde mich auch nicht wundern, wenn McCarthy selbst so eine Idee hinter den Kulissen mit vorantreibt, um dem (republikanischen) Establishment die Finanzierung des Krieges im nächsten Jahr zu sichern, aber gleichzeitig der Basis gegenüber verkaufen zu können, dass der neue Kongress die dort mittlerweile in der Tendenz unpopuläre Unterstützung nicht mehr mitmacht.

  • Naja, wenn die Russen das westliche Ufer geräumt hätten, würde es vielleicht einen gewissen Sinn ergeben. Aktuell wäre aber die gesamte Logistik über den Dnepr erschwert. Und der Frischwasserkanal zur Krim wird doch aus dem Stausee abgezweigt, bekommen die da nicht wieder Probleme, wenn der Wasserspiegel sinkt?

    Ich glaube, das wäre erstmal zweitrangig, wenn die damit einen Vormarsch aufhalten wollen würden. Wurde das nicht kürzlich weiter östlich genau so gemacht, ich meine da gingen Viedos rum, und von den Ukrainern sogar bereits zu Beginn des Krieges. Das Ausmaß wäre jetzt halt neu.

  • Du denkst vermutlich an die russischen Angriffe kurz nach der Charkow-Offensive:


    Weiß nicht, warum die Nachrichten hier so langsam reagieren, aber die Russen haben einen Damm bei Kriwi Rig getroffen. Deswegen ist der Ingulets angeschwollen und auch die Stadt selbst wird geflutet:


    https://www.ukrinform.net/rubr…c-structures-damaged.html


    Das hat aber auch die Front in Cherson betroffen und da haben die Russen den Ukrainern erschwert einen bestehenden Brückenkopf auf der russisch kontrollierten Seite des Flusses zu versorgen. Der Durchbruch in Cherson Wochen später war an einer anderen Stelle, aber ich weiß nicht wie akut gefährdet der Bereich mit dem Brückenkopf wirklich war.

  • Aktuell sieht es doch so aus, als hätte die Ukraine ihre beste Chance auf ein staatliches Überleben zu Beginn verspielt, als man sich vom Clown of Monkey Island bequatschen ließ, bis zum Ende zu Kämpfen und nicht der Teilautonomie des Ostens zuzustimmen. Auch da sagte Putin schon, die Möglichkeiten für die Ukraine würden ab da nicht besser werden.

    Es sieht aktuell so aus als hätte die Ukraine ihre einzige Chance auf ein staatliches Überleben genutzt, indem sie auf Putins Lügen nicht hereingefallen ist, sondern voll auf den Westen gesetzt und die Sache in die eigenen Hand genommen hat. Leider werden wir nie erfahren, ob den Bären zu füttern, den Hunger des Bären besänftigt hätte. Die Ukraine hat einige hundert Jahre Erfahrung mit russischer Macht- und Expansionspolitik und wollte das daher wohl lieber nicht herausfinden.


    Die "Azow Nazis" hat Putin ja gegen russische Kriegsgefangene ausgetauscht. Auf ein Wiedersehen in Mariupol, man trifft sich immer zweimal im Leben. Wer so einen Diktator hat, braucht keine Feinde. Hat aber natürlich trotzdem reichlich.


    Putin wird sicherlich bis zum letzten Dagestaner, Tschetschenen und Nicht-Russen kämpfen, den er unter seiner Knute hat, um seine imperialen Ziele zu verwirklichen. Ob die aber Lust haben für Odessa zu sterben - warten wirs mal ab.

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