Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Der Aufmerksamkeitsfokus wird voll auf Endsieg und neue Panzer gechannelt. Dass der Russe ein Unholt ist, wissen ja mittlerweile alle, die man überzeugen konnte. Potential ist erschöpft.


    Was ich natürlich vermute ist ein Nachlernen, warum diese Angriffe jetzt sowas Besonderes sein sollen, wenn die Russen das doch sowieso schon die ganze Zeit machen. Dass die Angriffe bisher von russischer Seite komplett unkommentiert bleiben, kann vielleicht auch zu einer Irritation betragen.

  • Ja und manchmal braucht man auch gar kein leak:


    https://foreignpolicy.com/2022…olz-ukraine-defense-nato/



    Ich glaube, das ist der good cop.


    (Was labert der da eigentlich? Wenn überhaupt jemand der Westen ist, dann ja wohl wir.)

  • Was ich natürlich vermute ist ein Nachlernen, warum diese Angriffe jetzt sowas Besonderes sein sollen, wenn die Russen das doch sowieso schon die ganze Zeit machen. Dass die Angriffe bisher von russischer Seite komplett unkommentiert bleiben, kann vielleicht auch zu einer Irritation betragen.

    Also im Moment denken doch alle, dass der Russe das nur aus hilflosen Rachegelüsten macht. Die Munition wird ihm ja bald ausgehen, wenn er schon in Nordkorea Patronen für die alten Kalaschnikows kaufen muss. Die PR-Abteilung von Zelenskyj bedient das doch auch genau so.


    Ein bisschen was wird wohl auch dran sein. Ich glaube nicht, dass die Russen genug Marschflugkörper haben, um da NATO-Style alles kaputt zu bomben und mit Flugzeugen trauen sie sich nicht weit über ukrainisch kontrolliertes Territorium, weil da wahrscheinich zweitausend amerikanische Aufklärungsflugzeuge, Drohnen und Satelliten den Luftraum überwachen und die ukrainische Flugabwehr mit Zieldaten versorgen.

  • Hm, wir versuchen wohl uns bei mehr Ländern der Welt unbeliebt zu machen.


    https://www.ft.com/content/952…c8-447e-bbae-a10a206d7e9e


    Zugängliche Kopie: https://archive.ph/HjSrP



    Stellt sich allerdings die Frage, ob das einfach nur gut zureden ist oder ob Kniescheiben dabei eine Rolle spielen.

  • Hm, wir versuchen wohl uns bei mehr Ländern der Welt unbeliebt zu machen.

    Ich dachte das wäre Aufgabe der Außenkriegsministerin?



    (Leider habe ich kein FAZ Abo und muss darauf vertrauen, dass mir linksradikale Querfrontextremisten hier keine russischen Desinformationen andrehen)

  • Immerhin beglückt sie auch ihr eigentliches Zielpublikum mit ihren Werten und behelligt nicht nur uns damit. Wenn es nur nach den Ansagen abgehobener Eliten ginge, sollte das Säckel für einen Aufstand jedenfalls so langsam voll sein:


    https://www.reuters.com/world/…-is-priceless-2022-09-15/


    Zitat

    Asked about the potential impact of Europe's unfolding cost of living and energy crises on support for Ukraine, Von der Leyen said supporting Ukraine "comes at a high cost, but our freedom, the international peace order, and democracy, is priceless."


    In gewisser Hinsicht muss ich Von der Leyen (die Reuters übrigens Urszula nennt) Recht geben. Es stellt sich raus, diese Unterstützung ist wirklich unbezahlbar.

  • Die sagen (natürlich) dass das Dokument falsch sei:

    https://www.rand.org/news/press/2022/09/14.html

    Wir waren uns diesbezüglich ja auch weitgehend einig. Aber wenn nicht von RAND, woher kommt es dann?


    Der Volksmund spricht:

    „Wer den Furz zuerst gerochen, dem ist er aus dem Arsch gekrochen.“

    Die (bislang) früheste Erwähnung des Papiers, datierend auf den 1.9.2022, fand ich bei einem gewissem in St. Petersburg ansässigem Blogger deutscher Herkunft.

  • unterdessen erklärt Onkel Robert schon mal im Namen der G7 der Volksrepublik China den Handelskrieg:



    Die Rückkehr der Geopolitik! Oh Mann. Offenkundig erkennt Habeck Geopolitik nicht mal, wenn sie die ihm anvertraute Wirtschaft in den Hintern beißt.


    Auch erstaunlich wie er was davon erzählt, dass nicht mehr eine kleine Gruppe von Ländern die Handelsregeln vorgeben soll, dass sich die Welthandelsordnung auf Multilateralismus gründen muss, um dann anzuschließen, er sieht die Aufgabe der WTO vorallem darin, Standards durchzusetzen, so dass der Westen keine kompetitiven Nachteile hat, also Anpassung an westlich vorgegebene Standards. Viel Glück übrigens dabei, wenn die Republikaner wieder das Ruder in den USA übernehmen.


    Schließlich kleines Problem, was ihm vielleicht entgangen ist, um bei den Regeln des Welthandels mitbestimmen zu können, braucht man wirtschaftliches Gewicht.

  • Auch erstaunlich wie er was davon erzählt, dass nicht mehr eine kleine Gruppe von Ländern die Handelsregeln vorgeben soll

    Am besten gefällt mir, dass er erklärt, die G7 seien ja damals gegründet worden, um internationale Gleichberechtigung und so Gedöns durchzusetzen.


    Offenbar ist ihm entgangen, dass es dafür mit der UNO schon eine internationale Organisation gab, und dass die G7 eigentlich in den 70ern als group of five gegründet wurden und ursprünglich ein eher inoffizieller, informeller Rat von Finanzministern westlicher Industrienationen war, bevor sie dann formalisiert, um Kanada und Vertreter der EU (damals noch EG) erweitert, und schliesslich nach dem Zerfall der UdSSR mit der Aufnahme von Russland in die G8 verwandelt wurde.

    Nach der Krim-Annexion hat man Russland natürlich wieder gefeuert und sich fortan vornehmlich damit befasst, sich gegenseitig die "regelbasierte Ordnung" schön zu reden und zu beraten, wie man sie dem Rest der Welt oktroyieren kann.


    Vielleicht hätte er vorher mal seine Kollegin und Parteifreundin Annalena Charlotte Alma konsultieren sollen - Die kommt schliesslich vom Völkerrecht.


    Das schlimme ist, dass er offenbar tatsächlich glaubt, das Ganze sei ein geeignetes Instrument um die Welt gerechter zu machen, und keine weitere Kungelrunde der reichsten Länder (minus China) des Planeten, um die globale Ausbeutung zu ihren Gunsten voran zu treiben und sich selbst und allen anderen einzureden, dass das irgendwas mit höheren #Werten und Regeln zu tun habe.


  • Das wording hat ein bisschen gedauert, weil man partout keinen plausiblen Weg finden konnte, Russland direkt verantwortlich zu machen. Aber jetzt kann immerhin verkündet werden, dass wir und unsere transatlantischen Wertepartner weder Kosten noch Mühen gescheut haben, um eine diplomatische Lösung zu finden, und das dann trotzdem noch als Teil des Kampfes gegen Russland zu verkaufen.

  • Das nächste Butcha ist in Arbeit:


  • Ich vermute, jedenfalls was so die größere Zahl der Toten in Gräbern um Kiew angeht, hat die internationale Untersuchung sie eher als Opfer direkter Kampfhandlungen eingeordnet und deshalb haben wir nur noch so wenig darüber gehört. Ein Zeichen könnte sein, wenn die Ukrainer daraus "lernen" und es diesmal keine solche internationale Beteiligung gibt (z.B. wegen der Sicherheitslage) oder erst sehr viel später.


    Diese Wälder um Isjum wurden jedenfalls "Sherwood Forest" genannt, weil sich ukrainische Truppen dort lange gehalten und immer wieder angegriffen haben sollen. Dass es lauter Gräber in den Wäldern gibt, ist durchaus zu erwarten.


    Ich denke allerdings auch, das hat nicht das gleiche Potential.

  • Ich denke allerdings, das hat nicht das gleiche Potential

    Potenzial muss natürlich propgandistisch transformativ in die entsprechende Hochspannung umgesetzt werden:

    Ukraine will Journalisten in Isjum entdecktes Massengrab zeigen

    Nach Butscha und Mariupol fanden ukrainische Behörden nach eigenen Angaben auch in Isjum Anzeichen für Kriegsverbrechen. In anderen Teilen des Gebiets Charkiw wird ebenfalls nach Leichen gesucht. Die News.


    In Isjum wurde nach ukrainischen Angaben der grausige Fund eines Massengrabs gemacht. Nun befürchten ukrainische Behörden weitere: Wie der ukrainische Vermisstenbeauftragte Oleg Kotenko der Agentur Unian zufolge sagte, werde im Gebiet Charkiw in kürzlich zurückeroberten Gebieten nach weiteren Leichen gesucht. Die Suche werde durch Minen erschwer, dennoch werde jede Anstrenung unternommen – insbesondere auch, um die Körper gefallener Soldaten an ihre Familien übergeben zu können. Neben Isjum hatte die russische Armee am Wochenende weitere Ortschaften fluchtartig verlassen.

    08.27 Uhr: Nach Berichten über den Fund eines Massengrabs im ostukrainischen Isjum sollen am Freitag Journalisten in die Stadt gebracht werden. »Wir wollen, dass die Welt erfährt, was wirklich passiert und wozu die russische Okkupation geführt hat«, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft am Donnerstagabend. Die Russen hatten das Gebiet am Samstag laut Angaben aus Kiew nach einer Gegenoffensive der ukrainischen Kräfte fluchtartig verlassen. Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte von einer »Umgruppierung« seiner Truppen gesprochen, während selbst kremlnahe Quellen von einer verheerenden Niederlage sprachen.

    Es wäre nicht das erste entdeckte Massengrab im Ukrainekrieg. Nach dem Abzug der russischen Truppen im Frühjahr aus dem Kiewer Vorort Butscha 

    hatte die ukrainische Seite dort sowie in zahlreichen anderen Orten, darunter in der von Moskau eingenommenen Hafenstadt Mariupol, schwerste Kriegsverbrechen beklagt. »Butscha, Mariupol und jetzt leider auch Isjum: Russland hinterlässt überall Tod und muss sich dafür verantworten«, sagte Selenskyj. »Die Welt muss Russland zur echten Verantwortung für diesen Krieg ziehen.« [...]

    Lustigerweise hatte der SPON heute in den frühen Morgenstunden über die mutmaßlichen Todesursachen noch so berichtet, wie es auch die ukrainische Pravda aus dem tweet oben beschrieb:


    [...] Die ukrainischen Behörden haben in der zurückeroberten Stadt Isjum ein Massengrab mit mehr als 440 Leichen entdeckt. »Einige starben durch Artilleriebeschuss, andere starben durch Luftangriffe«, sagte der leitende Polizeibeamte Serhij Bolwinow gegenüber Sky News. »Ich kann sagen, dass es sich um eine der größten Begräbnisstätten in den befreiten Gebieten handelt.« Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte die Funde. (Mehr dazu erfahren Sie hier.) [...]

    Aber da saß wahrscheinlich nur irgendeine übernächtigte Hilfskraft am Agenturticker. Als die richtigen QualitätsjounalistInnen dann zum Frühdienst an der strategischen Kommunikation mit der Öffentlichkeit antraten, wurde dieses kaltherzige Ablesen von Fakten natürlich umgehend beendet und durch eine gleichsam empathische, wie wertebasierte Berichterstattung ersetzt.

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