Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

Ja und? Was willst Du damit jetzt konkret sagen?

Oder wolltest Du nur kritische Fragen stellen?

Zitat von Roy

Nun, die USA haben nach WW2 den Axel Springer Verlag gegründet, ACAB war auch nur eine von vielen WerteideologenInnen, die durch die transatlantische Kaderschmiede gegangen sind und mit dem NED (national endowment for democracy) haben sie eine Institution, mit der seit Jahren (nicht nur in der Ukraine oder Jugoslawien) global für wertebasierte Weichenstellung gesorgt wird.

Ja klar. Aber damals waren sich auch alle hüben wie drüben ziemlich einig darüber - inklusive die ganzen Altnazis, die von der Entnatzifizierung verschont geblieben, und recht schnell wieder in Amt und Würden gelangt waren - dass der Kampf gegen den gottlosen Kommunismus das westliche Wertesystem fortan dominieren sollte. Das war unter deutschen Konservativen und "liberalen" genauso Konsens wie bei ihren amerikanischen Freunden.

Und analog dazu hat man in den Staaten des Warschauer Vertrages natürlich ebenfalls alles was geheimdienstlich, politisch und propagandistisch ging zur ideologischen Festigung des real existierenden Sozialismus gegen den Klassenfeind instrumentalisiert.

Die Situation jetzt ist dann aber doch ein bisschen anders gelagert, meinst Du nicht?

Zitat von Transformer

Nein, ich wollte nur darauf hinweisen, dass weder im mutmaßlichen RAND-Papier, noch unter den Foristen (soweit ich deren Beiträge überschaue) von Wahlmanipulation die Rede war.

Ich schrieb ja auch nicht ohne Grund...:

Zitat von Utan

dass die in der Lage währen, z.B. eine Bundestagswahl so zu manipulieren

...dass das ein Beispiel wäre.

Ich habe das "Papier" und den Kommentar dazu nochmal komplett gelesen und halte das jetzt erst recht für rechte Propaganda, die eigentlich nur zusammen fasst, was in den letzten Monaten zu beobachten war, und das dann durch Rückdatierung als Teil eines sinistren Plans des unter den ganzen Trumpisten und Q-Anon-Querdenkern ohnehin verhassten Deep State im Schulterschluss mit den noch verhassteren Demokraten zu implizieren versucht.

Alleine die Nummer mit dem Impeachment des Präsidenten (Biden) wegen der angeblich manipulierten Wahl ist schon komplett drüber und einfach zu trumpesk, als dass die sowas ernsthaft in so ein Dokument drucken würden.

Zitat von Roy

Was meinst Du mit anders?

Damit meine ich, dass diese ganzen in der Zeit des orgininal Kalten Krieges geknüpften transatlantischen Verbindungen bei aller nach außen propagierten Freiheitsrethorik hinter den politischen Kulissen viel pragmatischer und (im Sinne Henry Kissingers, Brzezinskis, etc.) realpolitischer operierten, als das jetzt der Fall ist. Deutschland (west) hat dabei selbst ganz gewaltig davon profitiert, sich den USA als Speerspitze der freien Marktwirtschaft und der liberalen Demokratie gegen den finsteren Osten anzudienen.

Selbst der verbecherischste aller Angriffskriege durch den totalitären deutschen Führerstaat mit seinen zig Millionen Toten hat die westliche Wertegemeinschaft nicht lange davon abgehalten, die BRD als dessen Nachfolgestaat zu einem Musterland der sozialen Marktwirtschaft und binnen einer Generation wieder zur führenden europäischen Wirtschaftsmacht auszubauen.

An der ideologischen Abgrenzung gegen die gottlosen Kommunismus haben alle diesseits und jenseits des Atlantiks reichlich profitiert. Es waren eher die USA, die sich dann mit dem Vietnamkrieg selbst ein Bein stellten und furchtbar viel Menschen und Material vergeudeten, bevor sie sich dann geschlagen geben mussten.

Jetzt kämpft de Freie Welt nicht mehr gegen die "Kommunistische" Welt - auch China wird nicht als kommunistisch, sondern als "autoritär", "totalitär", etc. bekämpft -, sondern gegen andere Staaten, die ebenfalls de facto kapitalistisch sind, und sie stellt dabei die reine Ideologie nicht nur öffentlich sondern offenbar auch hinter den Kulissen sogar über die Profitinteressen der jeweils heimischen Kapitalfraktionen - sofern die sich nicht als systemrelevant unentbehrlich machen können.

Das passiert auch in den USA, wenn auch weniger dramatisch, weil die amerikanische Wirtschaft schon lange keine Exportüberschüsse fährt, und mit dem erstarkten Dollar billiger an Importe kommt, und weil sie genug fossile Brennstoffe selbst produzieren kann.

Aber eine Rezession in Europa wird natürlich bei global vernetzten Lieferketten und Abhängigkeiten auch an der US-Wirtschaft nicht spurlos vorüber gehen.

Ich finde das ist eine neue Qualität der internationalen Beziehungen - oder vielleicht auch eine ganz alte, wie man sie eher kurz vor dem 1. Weltkrieg beobachten konnte, der auch eher aus rein ideologischen Gründen geführt wurde, und in den sich alle Beteiligten im nachhinein irgendwie hinein gezwungen fühlten.

Zitat von Vecna

Aber was interessiert die Trumpisten die deutsche Wirtschaft?

Die Russen interessiert's vermutlich schon.

Zitat von Transformer

Impeachment ja, aber die möglichen Gründe bleiben offen. Von Wahlmanipulation steht da schon wieder nichts...

Das erzählen die Trumpisten schon seit Biden die Wahl gewonnen hat. Welchen anderen Grund sollten die Republikaner denn anführen, um mit ihrer wahrscheinlichen Mehrheit nach den Mid-Term Elections ein Verfahren gegen den amtierenden Präsidenten anzustrengen?

Das ganze Papier ist offensichtlich auf diese Klientel gemünzt.