Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Vermutlich will man das unter unseren WertejournalistInnen und MoralbellizistInnen auch deshalb nicht wahrhaben, weil man dann ja zugeben müsste, dass der Russe bisher eher keinen "Vernichtungs-", sondern einen ganz banalen (Teil-) Eroberungskrieg geführt hat, bei dem er immerhin weniger zerstörerisch vorging, als die Amerikaner und ihre Verbündeten, als sie den Irak damals als allererstes mal per Kampfflugzeug und Marschflugkörper von seiner Infrastruktur befreiten, bevor sie ihre Panzer auch nur in die Nähe der irakischen Armee brachten.


    Aber dass Putin jetzt einfach den Schwanz einziehen und sich widerstandslos zu Hause zum Horst machen lassen wird, können die doch eigentlich gar nicht ernsthaft glauben, ohne schmerzhafte kognitive Dissonanzen mit dem Bildnis des brutalen Inbegriffs megalomaner toxischer Alpha-Männlichkeit zu erzeugen, das sie ihm seit Jahren in ihrem kollektiven Wertebewusstsein errichtet haben.

    Ja eben. Davon ist nicht auszugehen und deshalb ist die Annahme, die Russen hätten nach wie vor das Eskalationspotential in ihrer Hand, überzeugend. Wenn die Ukrainer schon Zivilisten von der Straße einsammeln müssen, um ihre herben Verluste zu kompensieren, sehe ich da nichts nachhaltiges an dem kleinen PR-Sturm.


    Es sieht mehr danach aus, dass ihnen das Narrativ im Westen verloren geht und das jetzt ein letzter verzweifelter Versuch ist, den Westen entscheidend zu involvieren. Unsere Heimatfrontbellezisten haben den Ruf anscheinend verstanden und nutzen das kleine Zeitfenster auf allen Kanälen massiv.


    Letztendlich sind wir jetzt langsam genau da, wovor immer gewarnt wurde. Es wird wohl deutlich dreckiger und blutiger und damit nimmt die Eskalationsspirale eine fahrt auf, die keinem denkendem Menschen gefallen kann.

  • Wenn man "West-Ost, West-Ost, West-Ost. West-Ost..." immer wieder ganz schnell hintereinander sagt, kommt dabei irgendwann sowas wie "Westeros" heraus.


    Das wäre dann allerdings eher ein Nord-Süd Konflikt.:/

    biden ist ein alter kranker mann, solche leute braucht man als vorposten, sprich: vollpfosten. der wurde genauso plaziert wie alle andren,auch die bei uns. ich würde keinen von denen aufknüfen oder was man sonst noch alles hier liest. ab nach sibierien hätte man früher gesagt, aber ohne rückkehroption.

  • [...] scheint mir eigentlich nur zwei Schlüsse zu zulassen: Entweder das Gebiet war sowieso schon ausgehöhlt oder es gab einen Abzugsplan, der schnell umgesetzt werden konnte, also man saß bereits auf gepackten Koffern.


    Also wenn das stimmt war es ausgehöhlt:


    https://ria.ru/20220912/kharkov-1816116254.html



    Via Google Translate:



    Ich habe Angaben von 10-30 Tausend für die Größe der Offensive gesehen, demnach hätten die Russen und Separatisten dort nur 1250-3750 Leute gehabt. Ist natürlich unklar auf welches Gebiet sich diese Angabe beziehen soll, nur die Grenzbereiche oder der ganze Raum, der bis Samstag freigemacht wurde, oder sogar alles bis Sonntag.

  • Wow...



    Das sieht mir nicht danach aus, als hätte der Krieg in Russland noch uneingeschränkte Unterstützung einer gleichgeschalteten Elite. Selbst der alte Duma-Apparatschik nennt es einen Krieg (wenn die Übersetzung korrekt ist) und das wurde offenbar trotzdem ausgestrahlt und bisher auch niemand verhaftet.


    Interessant ist, dass der lauteste Kritiker, der Ex-Stellvertretende Dumapräsident Boris Nadezhdin, gleich zu Beginn davon spricht, Putin sei falsch beraten worden, bevor er dann von einem (laut englischen Untertiteln) "colonial war" spricht und von einem anderen Duma-Abgeordneten ermahnt wird, seine Zunge im Zaum zu halten. Man gibt also nicht unbedingt dem Präsidenten die Schuld (zumindest nicht öffentlich im Fernsehen). Aber eigentlich sehen alle - egal ob für oder gegen den Krieg eingestellt - dass es überhaupt nicht gut läuft.


    Shaun Walker, der Guardian-Journalist, der das auf twitter gepostet hat, schreibt auch noch, dass es in dieser Sendung überraschend zivilisiert zuging, und man sich nicht - wie offenbar in solchen Schaudiskussionen üblich - übertrieben theatralisch gestritten, sondern relativ sachlich diskutiert habe.

  • Um das herauszufinden müsste man einfach nochmal lesen was ich am Anfang schrieb. Da mir niemand zeigen konnte dass Baud definitiv falsch liegt, nur dass man anderer Meinung sein kann, ist der "Verschwörungstheoretiker"-Stempel wohl tatsächlich unangebracht. (Damit sage ich nicht dass ich alles glaube was Baud schreibt. Im Gegenteil.)

    Wie soll jemand zeigen dass Baud falsch liegt, wenn du alle Informationsquellen als unzuverlässig ansiehst? Das ist doch schon rein logisch unmöglich. Ich seh nur nicht, auf welcher Basis man das Thema dann diskutieren sollte.

  • Gibt übrigens noch eine weitere Erklärung, warum die Russen - bisher wohl immer noch unkommentiert - die Infrastruktur der Stromversorgung angegriffen haben bzw. einen Vorwand gesehen haben das zu tun. Nämlich als Vergeltung für diese behaupteten Angriffe:


    https://eng.mil.ru/en/special_…re.htm?id=12437734@egNews



    TASS-Bericht von gestern zu den Angriffen in Donetsk:


    https://tass.com/politics/1505951


  • Offenbar haben sich die Russen gestern auch im Nordosten der Region Charkow ziemlich weit zurückgezogen. Also auch dort, wo die Ukrainer von sich aus erstmal nicht vorgestoßen waren. Mit anderen Worten sie haben es tatsächlich schon wieder gemacht. Das ganze ist ähnlich wie der Rückzug aus dem Norden vor Monaten.


    Im Gegensatz zu damals scheint hier tatsächlich die ukrainische Offensive zumindestens initial den Rückzug erzwungen zu haben. Aber die Geschwindigkeit und dass sich Berichte wirklicher Kampfhandlungen am Boden auf einige temporär gehaltene Positionen wie Balaklija beschränkten und erst wieder an der mutmaßlichen neuen Frontlinie, die die Russen bereit sind zu verteidigen, auftauchen, scheint mir eigentlich nur zwei Schlüsse zu zulassen: Entweder das Gebiet war sowieso schon ausgehöhlt oder es gab einen Abzugsplan, der schnell umgesetzt werden konnte, also man saß bereits auf gepackten Koffern. Letztlich werden wir es sehen, wenn die Ukrainer auch dort vordringen können, wo die Russen versuchen die Front zu stabilisieren, dann geht vielleicht noch etwas anderes vor sich.


    Der Anfang von diesem Al Jazeera-Artikel zeichnet das gleiche Bild, wie ich es mir erschlossen habe:


    https://www.aljazeera.com/news…unteroffensive-in-kharkiv



  • how the turn tables ...

  • Hört auf zu spekulieren, Das wird heute Abend alles auf der demokratischen Agora öffentlich und ultimativ ausdiskutiert. Sicher sehr kontrovers:


  • Auch die Propaganda muss den Schwung nutzen, denn es sieht bisher so aus als würden die kleinen ukrainischen Offensiven, die nach dem Erfolg gestartet wurden, weitgehend gegen die Wand laufen. Der vermutlich auch mit Blick auf diese Wirkung verursachte weitflächige Stromausfall scheint bereits ein Dämpfer gewesen zu sein.

  • Auch die Propaganda muss den Schwung nutzen, denn es sieht bisher so aus als würden die kleinen ukrainischen Offensiven, die nach dem Erfolg gestartet wurden, weitgehend gegen die Wand laufen. Der vermutlich auch mit Blick auf diese Wirkung verursachte weitflächige Stromausfall scheint bereits ein Dämpfer gewesen zu sein.


    Es sieht mehr danach aus, dass ihnen das Narrativ im Westen verloren geht und das jetzt ein letzter verzweifelter Versuch ist, den Westen entscheidend zu involvieren. Unsere Heimatfrontbellezisten haben den Ruf anscheinend verstanden und nutzen das kleine Zeitfenster auf allen Kanälen massiv.

    Die Uhr tickt (tack tick tack tick tack).

  • Auch die Propaganda muss den Schwung nutzen, denn es sieht bisher so aus als würden die kleinen ukrainischen Offensiven, die nach dem Erfolg gestartet wurden, weitgehend gegen die Wand laufen. Der vermutlich auch mit Blick auf diese Wirkung verursachte weitflächige Stromausfall scheint bereits ein Dämpfer gewesen zu sein.

    Ich habe mal mit informierten Quellen telefoniert. Anscheinend klebt die halbe ukrainische Hardware auf Zügen fest die leider mit den verfügbaren Elektroloks nicht von der Stelle kommen. Da geben sie eine schöne Zielscheibe ab.

  • Ich zieh das mal aus dem Energiekrisen-Thread hier rüber:


    Das wären dann grüne "useful idiots".


    Dass die Grünen FunktionärInnen gerade im Sinne imperialer US-Interessen selbst die "useful idiots" sind, während sie ihre KritikerInnen beschuldigen dem Russenhitler und dessen eigenen imperialen Ambitionen in die Hände zu spielen, würde ich gar nicht bestreiten wollen.


    Was ich bezweifle ist, dass dieses [Edit: DARPA] RAND-Papier echt ist. Und selbst wenn es echt wäre, gäbe es vermutlich auch noch zig andere, ganz ähnliche Papiere, die erklären wie man mit anderen Regierungskoalitionen in Deutschland - oder irgendeinem anderen Land, das die USA in ihrem ewigen Kampf um die Durchsetzung ihrer eigenen Regeln als Basis der Weltordnung als Verbündete oder nützliche Gehilfen betrachten - umzugehen hätte, um die gewünschte Unterstützung zu bekommen.

    Man hört schliesslich das Kriegsgeheul nicht nur aus tarngrünen Ministerien und der Parteiführung, sondern auch aus den Reihen der anderen Koaltionspartner und der Oppositionsparteien, bis hin zu Teilen der LINKEN, die gerade Sahra Wagenknecht aus der Partei canceln und am liebsten gleich die halbe Fraktion mit rauswerfen würden, weil die zugelassen hat, dass Wagenknecht im Bundestag eine Rede hielt, in der sie sich erdreistete, Robert Habeck beim eigenen Wort zu nehmen und von einem Wirtschaftskrieg Deutschlands und der EU gegen Russland zu sprechen.


    Damit will ich sagen, dass diese ganzen transatlantischen und US-Thinktanks natürlich alle möglichen Szenarien durchspielen und entsprechende Empfehlungen an die Politik abgeben. Möglichwerweise mündet das dann auch durchaus in Aktivitäten des amerikanischen Politik- und Sicherheitsapparates. Aber dass die in der Lage währen, z.B. eine Bundestagswahl so zu manipulieren, dass am Ende eine besonders flammende Werteideologin deutsche Außenministerin wird, halte ich für genauso hanebüchen, wie die große Verschwörungstheorie von Trump als Marionette Putins, die selbst dann noch eisern von "liberalen" Medien und PolitikerInnen weiter verbreitet wurde, als Trump längst deutlich mehr Waffenlieferungen an die Ukraine genehmigt hatte, als sein "progressiver" Vorgänger Obama.


    Mag ja sein, dass man in Amerika die Gelegenheit kurz nach einem lange überfälligen Regierungswechsel in Deutschland günstig fand, die Russen zu einem Angriff zu provozieren, oder zumindest sehenden Auges tatenlos daneben zu stehen, während die Situation in der Ostukraine eskaliert, aber letztendlich wurde die Entscheidung zum Einmarsch der russischen Armee nicht in Washington D.C., nicht in Berlin, und auch nicht in Kiew gefällt, sondern in Moskau.

  • Damit will ich sagen, dass diese ganzen transatlantischen und US-Thinktanks natürlich alle möglichen Szenarien durchspielen und entsprechende Empfehlungen an die Politik abgeben. Möglichwerweise mündet das dann auch durchaus in Aktivitäten des amerikanischen Politik- und Sicherheitsapparates. Aber dass die in der Lage währen, z.B. eine Bundestagswahl so zu mainpulieren, dass am Ende eine besonders flammende Werteideologin deutsche Außenministerin wird, halte ich für genauso hanebüchen, ...

    Nun, die USA haben nach WW2 den Axel Springer Verlag gegründet, ACAB war auch nur eine von vielen WerteideologenInnen, die durch die transatlantische Kaderschmiede gegangen sind und mit dem NED (national endowment for democracy) haben sie eine Institution, mit der seit Jahren (nicht nur in der Ukraine oder Jugoslawien) global für wertebasierte Weichenstellung gesorgt wird.


    Will sagen, ein bisschen subtiler ist das natürlich schon. Aber so subtil eigentlich auch nicht.

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