Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • https://www.helsinkitimes.fi/f…-criticism-of-russia.html


    Zitat

    MIKA AALTOLA, the director of the Finnish Institute of International Affairs, says the Russian invasion of Ukraine has brought about a pronounced change in what researchers can say about Russia in Finland.


    “The rules of acceptability have at times been very rigid when talking about foreign policy and Russia. Now the situation has changed, and there are no longer such limitations,” he stated to Helsingin Sanomat on Thursday.


    “But you don’t have to go back too many months to a time when we still had them,” he added.

    Aaltola said the limitations have typically taken the form of self-censorship as researchers have had to consider what they can say without burning any bridges due to concerns about future funding and relationships with interviewees.


    Das Interview auf Finnisch: https://www.hs.fi/politiikka/art-2000008953731.html


    Aber das scheint mir durchaus plausibel. Das Forschungsfeld ist inhärent politisiert und die Wissenschaft ist nie völlig frei von solchen Formen des Einflusses. Allerdings begeht Aaltola meines Erachtens einen anderen Fehler mit dieser Deutung. Ich vermute, die Einbindung der finnischen Wissenschaftlicher in den westlichen Forschungsdiskurs ist sehr stark und insofern müsste man sich auch fragen, ob die Beeinflussung durch deren Perspektive die Forscher weniger kompatibel zur Perspektive einer neutralen Positionierung gemacht hat.

  • Selbst wenn man den feuchten Traum einiger hier durchspielt, Deutschland hält sich einfach komplett raus, bricht mit seinen Verbündeten der NATO, ist innerhalb der EU komplett isoliert. Würde Putin uns Gas schicken? Vermutlich. Aber der Schaden mit den vielen anderen Staaten, auf die wir durch umfangreiche Handelsbeziehungen und politisch wie kulturell eng vernetzt sind, wäre noch viel größer.


    Das mit der Isolierung sehe ich völlig anders. Deutschland gehörte in der EU mit zu den zögerlichsten Ländern, dadurch dass auch wir - und sei es vorallem rhetorisch - so klar gegen Russland Stellung bezogen haben, wurde das Spektrum der Handlungsmöglichkeiten innerhalb der EU stark verringert. Hätten wir uns wirklich dagegen gestellt, also nur Hilfsgüter/-zahlungen, Flüchtlinge aufnehmen, aber keine Waffenlieferungen und Sanktionen, dann hätten sich eine Reihe anderer Länder zwischen uns und der Haltung, die sie tatsächlich eingenommen haben, positioniert. Man sieht ja, nachdem sich die Stimmung getrübt hat, wo überall Widerstände auftauchen.

  • Naja. Ich mein, was willste machen?

    Sagen wir wir hätten eine Flugverbotszone errichtet und es würde jetzt auch Raketen auf Deutsche Industriegebiete regnen. Ich wäre der erste der irgendwo auf dem Land Unterschlupf suchen würde und zweitens so schnell wie möglich die Flucht ins nicht direkt in den Krieg involvierte Ausland planen würde. Und dort würde ich versuchen so schnell wie möglich so normal wie möglich zu leben. Weils halt nicht mein Krieg ist. Da bin ich, wie eigentlich in vielem ganz klassisch neolieberal und denke zuerst an mich.


    Andererseits würde ich mir natürlich trotzdem nicht wünschen das Deutschland den Krieg verlieren würde und wäre auch dafür, dass mein Zufluchtsland hier militärisch unterstützt. Hier normal leben ziehe ich im Ausland normal leben dann doch irgendwie vor. Nur dafür kämpfen würde ich nicht, davon hat man ja nichts wenn man tot ist. Ich würde es auch von keinem verlangen.


    Bei mir wärs Sportverein und Essen kochen, weniger shoppen und Selfies machen, aber dass ist dann ja eher Freizeitgestaltung und was für einen normal leben ist.

    Ich mache mir die im Forum zu diesem Thema mehrheitlich geäußerte Meinung nicht zu eigen und wiederspreche ihr hiermit ausdrücklich!

  • Ist doch insgesamt unglaublich wie hier offensichtlich auf primitivste Art und Weise indoktriniert werden soll. Im Endeffekt ist ein Staat, der so etwas nötig hat, aber im Grunde auch schon wieder relativ nah an seinem Ende.

    Kennst du dieses russische Kinder-Lehrvideo mit Wanja und Kolja? :D

  • Kennst du dieses russische Kinder-Lehrvideo mit Wanja und Kolja?

    Denkst Du es ist hier nicht allen klar, dass die russische Autokratie massive Propaganda für die eigene Bevölkerung betreibt und abweichende Meinungen unterdrückt?


    Der Punkt ist, dass der Wertewesten sich ja gerade auf die Fahnen schreibt, ein Hort von Pluralität und Meinungsfreiheit zu sein, und sich damit als freiheitlich-demokratisches Bollwerk gegen das Böse aus Russland und China ausweist - und dass dann trotzdem von privaten wie von öffentlich-rechtlichen Medien und auch von staatlichen institutionen, wie z.B. von grünen Super- und Außenministerien, oder von der Landeszentrale für politische Bildung in BaWü ziemlich massiv Propaganda gemacht, und sogar versucht wird, die öffentliche Meinung schon im Kindesalter politisch auf die westliche Linie zu trimmen.


    Das geschieht zwar längst nicht so brutal und auf Befehl von ganz oben wie in Russland, sondern eher durch Lobbyismus, freiwillige Selbstzensur, "soziale" medien, und gesellschaftlichen Druck zur richtigen Haltung™.

    Aber dafür ist es auch viel weniger offensichtlich und wirkt daher besonders überzeugend.


    In der späteren DDR wussten auch sehr viele Leute, dass sie vom Staat und seinen Staatsmedien nur Propaganda serviert bekommen. Man hat halt gute Miene zum bösen Spiel gemacht, um nicht ins Visier der Staatsmacht und ihrer Spitzeldienste zu geraten. Aber da waren längst nicht so viele Leute überzeugt von der alternativlosen Richtigkeit der propagierten Staatsräson, wie das nach außen hin dargestellt wurde.

  • Denkst Du es ist hier nicht allen klar, dass die russische Autokratie massive Propaganda für die eigene Bevölkerung betreibt und abweichende Meinungen unterdrückt?

    Ich spiele natürlich an auf: "Im Endeffekt ist ein Staat, der so etwas nötig hat, aber im Grunde auch schon wieder relativ nah an seinem Ende."


    Da muss Russland dem Video nach zu urteilen wohl ziemlich nah am Ende sein.

  • Da muss Russland dem Video nach zu urteilen wohl ziemlich nah am Ende sein.

    In Russland ist halt vor allem der letzte Rest an Demokratie ziemlich am Ende.


    Aber die russische Führung hat gegenüber westlichen PolitikerInnen den Vorteil, dass sie sich nie auf das moralisch hohe Ross gesetzt hat, für Demokratie und Meinungsvielfalt in der Welt zuständig zu sein.

  • Aber die russische Führung hat gegenüber westlichen PolitikerInnen den Vorteil, dass sie sich nie auf das moralisch hohe Ross gesetzt hat, für Demokratie und Meinungsvielfalt in der Welt zuständig zu sein.

    Die setzt sich ständig auf das moralisch hohe Ross. Sie bekämpfen Nazis in der Ukraine, um einen Genozid zu verhindern. Streiten für das Völkerrecht, dass sie zur alleinigen Basis internationaler Beziehungen machen wollen. Haben die überlegene wertebasierte Gesellschaftsordnung, die sie gegen "Gayropa" und den dekadenten Westen verteidigen müssen.

  • Wir reden hier von einem richtigen, großen Krieg, die beiden größten Europäischen Staaten führen gerade Krieg gegeneinander. Europa und der Westen kann die russische Aggression nicht unbeantwortet lassen,

    Selbst wenn man den feuchten Traum einiger hier durchspielt, Deutschland hält sich einfach komplett raus, bricht mit seinen Verbündeten der NATO, ist innerhalb der EU komplett isoliert.

    Das ist halt wieder diese binäre Alles-oder-Nichts-Erzählung, die sich seit fünf Monaten in den Köpfen der hiesigen politischen Führung, ihrer Hofberichterstattung und in der "liberalen" bürgerlichen Mitte festgesetzt hat. Entweder "wir" besiegen Putin, oder er kann machen was er will. Dazwischen ist Vakuum. Diplomatie ist abgeschafft.


    Deutschland wäre in der EU nicht "komplett isoliert" gewesen, hätte es z.B. mit Frankreich zusammen viel massiver in Brüssel und vor allem in Washington D.C. auf eine Verhandlungslösung nach dem Vorbild der Minsker Abkommen hingearbeitet.

    Man hätte ja zum Beispiel die Lieferung von Waffen aus der EU an die Bedingung knüpfen können, dass Kiew Zugeständnisse bezüglich Krim und Donbass macht und künftig einen neutralen Status anstrebt. Das war ja zu Beginn auch durchaus von Zelenskyj so zu vernehmen und man hat darüber auch bereits Verhandlungen mit russischen Diplomaten geführt. Aber dann kam "Butcha!" und BoJo ist nach Kiew gefahren, und hat Captain Freedom klar gemacht, dass man in Washington und London nicht an einer Verhandlungslösung interessiert sei.


    Hätte Deutschland da sein Gewicht als größte Volkswirtschaft der EU, von deren Außenhandel viele der anderen Mitgliedstaaten - vor allem die osteuropäischen! - durchaus abhängig sind, in die Waagschale geworfen, hätte man sich zusammen mit Frankreich und vielleicht auch Italien, womöglich auch hinter den Kulissen gegen das dann natürlich einsetzende öffentliche Getöse aus Warschau und dem Baltikum durchsetzen können.


    Der wirklich harte Widerstand gegen ein solches Vorgehen kam allerdings - genauso wie schon bei den Minsker Abkommen - aus den USA und Großbritannien. Von dort aus hat man nicht nur Kiew sehr eindringlich dazu gedrängt, mit den Russen nicht zu verhandeln und statt dessen auf einen militärischen Sieg zu setzen. Dazu gab es dann auch jede Menge schwere Waffen und die nötige Fernaufklärung um sie möglichst effektiv einzusetzen.


    Man hat auch eifrig in Polen, den baltischen Staaten und im östlichen Skandinavien weiter die hanebüchene Horrorvision von einem russischen Angriff gegen die östlichen und nordöstlichen EU-Länder geschürt, sollte der Russenhitler nicht bereits in der Ukraine vernichtend geschlagen werden.

    Und selbstverständlich hat man dieses Narrativ auch durch die emotional völlig aufgescheuchte deutsche Medienlandschaft und durch die Freundeskreise der tarngrünen TransatlantikerInnen gejagt bis alle ernsthaft der Ansicht waren, Putin führe einen "vernichtungskrieg" der nicht nur auf die völlige Zerstörung der Ukrainischen Identität, sondern auf die Vernichtung "unserer" freiheitlich-demokratischen Werte selbst gerichtet sei.

    Dabei hilft natürlich das seit vielen Jahren gepflegte und immer drastischer ausgeschmückte Schreckensbild von Putin als nicht nur moralisch, sondern mittlerweile auch physisch verkommenem, blindwütigem Frauen- und Schwulenhasser, der nur noch von seiner leidenschaftlichen, hitleresken Verachtung für die verweichlichten liberalen Demokratien aufrecht gehalten wird, und keine Skrupel hat, seine Untertanen ins äußerste Elend zu stürzen, um seinen Kreuzzug gegen die westlichen Werte mit grausamster Gewalt bis zum bitteren Ende zu führen.


    All das wurde - genauso wie der harte völkische Nationalismus der ukrainischen Regierungen, den überzeugte national-neoliberale "Demokraten" wie Ex-Botschafter Melnyk in der Tat sehr treffend im Ausland repräsentieren - nach Kräften von den USA und ihren britischen Vasallen voran getrieben.

    In Westeuropa hat man es nie gewagt, sich offen dagegen zu positionieren und den von allen deutschen Nachwende-Regierungen - von Kohl über Schröder bis Merkel - zumindest versuchten Mittelweg einer wirtschaftlichen Annäherung an Russland unter Berücksichtigung der russischen Sicherheitsinteressen ernsthaft gegen die geopolitischen Ambitionen Washingtons zu behaupten.


    Putin hätte schon vor acht Jahren die Ukraine angreifen können, wenn es ihm wirklich von Anfang an darum gegangen wäre sie zu "vernichten". Es wäre ihm sicher sehr viel leichter gefallen, weil die ukrainische Armee damals noch längst nicht so hochgerüstet und modernisiert war, wie sie es heute ist, nachdem ihre Streitkräfte systematisch defacto zu einem inoffiziellen Mitglied er NATO und zum verlängerten Arm der USA umgebaut wurden.

    Statt dessen hat er sich aber auf die mit Frankreich und Deutschland ausgehandelten Minsker Abkommen eingelassen, und auch die "Volksrepubliken" nicht offiziell anerkannt. Erst als klar wurde, dass sich die Westeuropäer nicht wirklich gegen die USA und deren massiven Einfluss auf Kiew stellen würden, während ukrainische Armee und ihre patriotischen Volkssturmabteilungen zu Beginn des Jahres trotz der massiven russischen Truppenaufmärsche hinter der Grenze den Beschuss der Separatisten drastisch erhöhte, ist ihm die Sicherung durchgebrannt und er hat einen brutalen Angriffskrieg gestartet, in dem er jetzt feststeckt und weder vor noch zurück kommt - jedenfalls nicht mit konventionellen Waffen.


    in Washington ist man nach fünf Monaten Gemetzel und Zerstörung mittlerweile wohl ganz zufrieden mit der Situation, und übt sogar hier und da leise Kritik an Kriegsheld Zelenskyj und den korrupten Oligarchen, die ihn an die Macht gebracht haben.

    Idealerweise hätte die Ukraine natürlich den krieg "gewonnen" und die russischen Invasoren vernichtet oder aus dem Land gejagt. Aber mit einem womöglich noch Jahre andauernden und langsam einfrierenden Stellungskrieg, der die Ukraine am permanenten Tropf der Abhängigkeit von westlichen Hilfszahlungen und Waffennachschub hängen lässt, und Russland zusammen mit den Sanktionen langsam aber sicher tatsächlich irgendwann ruinieren wird, kann man auf der anderen Seite des Atlantiks offenbar auch ganz gut leben, und wendet sich daher allmählich dem eigentlichen Endgegner China zu.


    Die Deppen und Leidtragenden sind deutsche und europäische ArbeitnehmerInnen und Arbeitslose, 144 Millionen Russen, denen irgendwann auch die Kartoffeln ausgehen werden, und allen voran die ukrainische Bevölkerung, die ohnehin schon vor dem Krieg die ärmste Europas war und jetzt in der Ostukraine in den rauchenden Trümmern ihrer Häuser hockt, und - je nach Volksgruppe - nur noch vom Hass, entweder auf die russischen Barbaren oder auf die "Banderisten" und Azov-Nazis am leben gehalten wird.

  • Die setzt sich ständig auf das moralisch hohe Ross. Sie bekämpfen Nazis in der Ukraine, um einen Genozid zu verhindern. Streiten für das Völkerrecht, dass sie zur alleinigen Basis internationaler Beziehungen machen wollen. Haben die überlegene wertebasierte Gesellschaftsordnung, die sie gegen "Gayropa" und den dekadenten Westen verteidigen müssen.

    Ja so ist das. Aber was sie nicht haben ist ein Führungsanspruch auf die "liberale" Demokratie.

  • Das ist ein Faktor:

    Ich würde hier "der Westen" nicht mit Deutschland gleichsetzen. Deutschland kann sich schlicht nicht gegen die USA bzw eher die 5 eyes stellen.

    Das ist ein Faktor:

    Es gibt die Idee, dass Sanktionen verhängen nicht das verhindert wogegen man sie verhängt. Es wird aber trotzdem gemacht, um die Glaubwürdigkeit aufrechtzuerhalten um in Zukunft weiterhin glaubwürdig mit Sanktionen drohen zu können.


    Also man droht mit Sanktionen in der Hoffnung, dass der Andere das macht was man will, so dass die Sanktionen gar nicht verhängt werden müssen.

    "Unprecedented Sanction" - Randbedingung:

    WIe nachdenklich sagt, gegen die grobe Ausgestaltung und gegen den finalen Beschluss der Sanktionen kann DE nicht viel tun. Man ist gezwungen, in etwa das zu fressen, was andernorts beschlossen wird. Immerhin wurde kolportiert, Scholz hätte SWIFT-Ausschluss von RU verhindert.


    Wie Adelheid sagt, Sanktionen sind ein Abschreckungsmittel, man will sie nicht einsetzen - lediglich wirksam androhen. Nun ist es in diesem Fall so, dass die MotherOfAllSanctions mit 2-3 Monaten Vorlaufzeit angekündigt worden ist, in etwa mit Beginn der 2ten Manöverphase in der ukrainischen Grenzregion. Es wurde von RU aber umgehend klargestellt, man sei der Ansicht, die Sanktionen würden eh verhängt, unabhängig davon, wie man sich verhalte. Sprich, Sanktionen sind eingepreist und verlieren damit den Grossteil ihre Abschreckungswirkung.


    Vor dem Hintergrund, dass der Preis, um den es geht, Land & Staat Ukraine als solches ist:

    Summa sumarum hat man weder die Implementierungen von Minsk1&2 ernstgenommen, noch die wiederholt abgehaltenen Manöver vonseiten RU an der ukrainischen Grenzregion und auch nicht den Forderungskatalog der Russen bzgl. Rückzug der NATO ernsthaft verhandelt sondern brüsk zurückgewiesen um im leichtfertig in Kauf genommenen Ernstfall dann gleich als Erstes erklären zu müssen, dass überraschenderweise die UKR kein NATO-Land sei und deswegen nicht aktiv verteidigt werden wird, sondern von Ukrainern für Ukrainer im Grossen&Ganzen mit Boardmitteln verteidigt werden müsse.


    Und das alles tut man, um dann <Tusch> eingepreiste Sanktionen zu verhängen, die einen, wie angekündigt, bevorzugt selbst herunterfahren?


    Mir fehlt was, ich bin ja eh der Meinung, dass allerspätestens ab Minsk2 hätte Schluss sein müssen mit "Laissez-faire" westlicherseits und man das Normandieformat tatsächlich mal ernst nimmt. Aber wenn man sich dem nicht verpflichtet sieht, stünde zu erwarten, dass wenigstens niedere praktische Vorteile im Kalkül mitgeschleppt werden, die einem "lohnende" Vorteile verschaffen...


    Stattdessen passiert nichts weiter, als dass man schmerzlich die Wirkmacht der eigenen Propaganda auf sich selbst bestätigt (die Russen können nicht mal UKR), hochnotpeinlich die angekündigten wirtschaftlichen Nachteile kassiert (ein Ersatzturbinchen möchte gern abgeholt werden), die Ukraine unter den Bus wirft (bis zum letzten Ukrainer), Russen und Chinesen noch enger aneinanderschweisst und der 85%-"Rest"welt deutlich vor Augen führt, dass Schluss ist mit dem wertewestlichen Führungsanspruch.


    :?:

  • Der Sprecher von Annalena Charlotte Alma kredenzt ein Schmakerl "für die Völkerrechts-Feinschmecker. Herr Jessen hatte gefragt..."



    Hmmjamjam. Lecker!


  • Man darf natürlich nicht vergessen, dass PolitikerInnen nicht zwangsweise die schärfsten Messer in der Schublade sind, und dass ihnen vor allem dann die größten Chancen auf das Erringen von innerparteilichen wie exekutiven Entscheiderpositionen zu Teil werden, wenn sie ein möglichst schamlos großes Maul haben und dabei gleichzeitig ignorant genug sind, um nicht allzu weit über den nächsten Partei- oder Wahltag hinaus zu denken - oder alternativ/ergänzend dazu eine ganz klare Haltung™ an den Tag legen, die sich von profanen Realitäten nicht beirren lässt.


    Es gibt die Idee, dass Sanktionen verhängen nicht das verhindert wogegen man sie verhängt. Es wird aber trotzdem gemacht, um die Glaubwürdigkeit aufrechtzuerhalten um in Zukunft weiterhin glaubwürdig mit Sanktionen drohen zu können.


    A propos Messer und Schubladen - zur Frage der Sinnhaftigkeit von Sanktionen lassen wir doch einfach die Expert*innen und Chefköch*innen des Völkerrechts (partiell wie holistisch) selbst sprechen:

    ACAB: Ja, weil wenn ich... Also es gibt Umfragen, ja, die sagen...: "beeenden die Sanktionen den Krieg?" Sagen die Leute: "Nein". Sag' ich auch "Nein", weil... wir hatten nie die Vorstellung, dass.wir mit Sanktionen diesen Krieg beenden. Das war auch einer der haupt-Streitpunkte, im übrigen... äh... was heißt Streitpunkte... Diskussionspunkte zwischen mir und der ukrainischen Regierung, weil am Anfang war ja: "Wenn ihr Deutschen nur Nord Stream 2 nicht macht, dann ist der Krieg zu Ende. Wenn ihr Waffen liefert, wenn ihr schwere Waffen liefert..." ich hab' immer wieder gesagt: "Wir tun das, aber dann wird der Krieg nicht zu Ende sein". Diese Hoffnung, wir machen diese eine Maßnahme und dann ist der Krieg zu Ende...das war nie die Absicht der Sanktionen. Wir Ham deutlich gemacht: Dieser brutale Bruch des Völkerrechtes hat Folgen. Und warum ham wir das deutlich gemacht? Weil wir ansonsten anderen Ländern signalisiert hätten: Wir aktzeptier'n das einfach so. Wenn ein Land, ein stärkeres Land, ein schwächeres überfällt - und das hat international Konse... keine Konsequenzen, dann sagt man: wir akzeptier'n das. Wir akzeptier'n das, wenn das China plant, wir akzeptier'n das, wenn das ein afrikanisches Land plant. Dafür sind die Sanktionen. Ich nehm' mal 'n einfaches Beispiel aus dem Leben, weil ich diese Frage immer so oft bekomme: In Deutschland, weil wir ein Rechtsstaat sind, gibt es gewisse Regeln. Und wer sich nich an die Regeln hält, ähm...dafür gibt es Strafen. Wenn man nichts Schlimmes tut, dann gibt es einfache Strafen. wenn man jemanden umbricht, logischerweise, dann gibt es schwere Strafen. Fünfzehn Jahre Gefängnis auf Mord. So, trotzdem finden leider noch Morde statt. Niemand bei uns kommt auf die Idee zu sagen: jetzt ham wa das mit diesen fünfzehn Jahren Gefängnis aber 'ne Zeit lang probiert. Is jetzt auch ganz schön teuer, ähm... und irgendwie funktionier'n die Gefängisse auch nich' alle so super - lassen wir das mal. Niemand ist der Vorstellung, dass Abschreckung wieder Straftaten verhindert und deswegen die Sanktionen, da ist auch nicht die Vorstellung dass das allein verhindert, aber wir machen deutlich: ein solcher MASSIVSTER Regelbruch hat Konsequenzen. Und da wir nich' militärisch eingreifen woll'n, aus guten Gründen, ist die einzige Konsequenz die wir derzeit haben eine wirtschaftliche Konsequenz. Und natürlich hat das Spuren in Russland. Wenn man sich mal anschaut wie die Wirtschaftskraft ist. Die ganzen internationalen Unternehmen sind alle aus dem Land.. äh heraus. Die Elite verlässt dieses Land. Sie kommen leider nich... äh... überwiegend nach Deutschland. Sehr viele IT-Experten geh'n an andere äh...Orte dieser ...dieser Welt. Dieser massive Schaden für Russland, der ist doch da. Das Problem ist nur: Das ist dem russischen Präsidenten egal. Wäre dieser Schaden in einer Demokratie, die ganze Bundesregierung könnte zurücktreten, wenn das passieren würde. Aber er ist in einer Autokratie, deswegen ist er derzeit nicht an die direkten Folgen gebunden, bzw. verhaftet seine Leute. Und das ist halt die Schwierigkeit, dass wir mit komplett anderen - wenn ich das mal militärisch mache - Waffen kämpfen. Wir sind darauf angewiesen, als Bundesregierung, dass ökonomische Folgen wie Lebensmittelpreise... Da könn' wir nich sagen: Wir verhaften die Leute, die das anders seh'n - sondern logischerweise sagen wir, wir müssen um Vetrtauen werben. Deswegen bin ich - danke dass sie das, äh... erwähnt haben - unter ander'm hier. ich bin auf 'ner Deutschlandtour si... zur Sicherheitsstrategie, um zu horchen: was belastet die Leute? Und was belastet die Leute? Gaspreise! Und das ist unsere wichtige Aufgabe für den Winter. Wir müssen dafür sorgen, dass dieser Krieg nich zu 'ner Spaltung in der Gesellschaft führt. Die einen könn' sich steigende Gaspreise leisten und die anderen nich - also was ist die Antwort darauf? Um solidarisch zu bleiben, is' Auftrag der Bundesregierung, die sozialen Konsequenzen abzufedern. Und dann würde dieses Land weiter solidarisch mit der Ukraine stehen - nich hundert Prozent, zum Glück nich in einer Demokratie, aber die aller allergroße Mehrheit. Davon bin ich zutiefst überzeugt.

    Klingt komisch. Issaber so.

  • dass überraschenderweise die UKR kein NATO-Land sei und deswegen nicht aktiv verteidigt werden wird, sondern von Ukrainern für Ukrainer im Grossen&Ganzen mit Boardmitteln verteidigt werden müsse.

    Wieso überraschenderweise? Darum ging es doch bei dem ganzen Gedöns um den NATO-Beitritt. Dass die USA einen Nicht-NATO-Staat nicht verteidigen würde. Deswegen hat Putin die Ukraine doch angegriffen, weil er wusste, dass die USA nicht in den Krieg eintreten würden. Deswegen wollte die Ukraine doch in die NATO rein. Das war doch jedem von vorneherein klar.

  • Ja so ist das. Aber was sie nicht haben ist ein Führungsanspruch auf die "liberale" Demokratie.

    Geht auch schlecht, weil Russland keine Demokratie ist. Aber den Führungsanspruch auf die multipolare Weltordnung der souveränen Staaten haben sie.

  • Geht auch schlecht, weil Russland keine Demokratie ist. Aber den Führungsanspruch auf die multipolare Weltordnung der souveränen Staaten haben sie.

    Dass die USA keine Demokratie sind,hält sie auch nicht davon ab sich als die Führer der freien Welt zu gerieren. Auch in Russland herrscht das Gerücht dass da faire und freie Wahlen stattfinden und Putin durch ein Parlament legitimiert wird.

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