Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Apropos Türkei:


    Naja, das war jetzt die türkische Zustimmung zur Einladung von Finnland und Schweden. Bin mir nicht sicher, ob das heißt, dass sie damit schon final zugestimmt haben.

    Nein, heißt es nicht, muss noch von allen Parlamenten bestätigt werden, also auch dem türkischen.


    Die Finnen, ähnlich die Schweden, zieren sich:


    https://yle.fi/news/3-12518775



    Dementsprechend kam man sagen, die Kröte steckt bisher nur im Mund.


    https://www.theguardian.com/wo…swedens-accession-to-nato


    Zitat

    Just two days after agreeing to lift deal-breaking objections to Sweden and Finland’s Nato accession, Turkey’s president has warned that Ankara could still block the process if the two countries fail to fully meet his expectations.

  • Ein Ethnonationalismus in einer schon bestehenden staatlichen Ordnung zielt dagegen darauf ab, die Position typischerweise der dominanten Gruppe noch zu verstärken.

    Aber die wollten ja auch - genau wie ihre heutigen Verehrer - aus der Ukraine einen ethnischen Nationalstaat machen.


    In der Tat ist die Ukraine ein Beispiel dafür. Man könnte es so sehen, dass dort zwei ethnische Gruppen miteinander ringen: Diejenigen, die eine Nationalisierung auf der Basis der westukrainischen Nationalbewegung und ihrer historischen Perspektive, wie sie insbesondere in die ukrainischen Diaspora in Nordamerika konserviert wurde, für das gesamte Land wollen, und diejenigen, die eine weniger scharf vom Russischen abgegrenzte eigene Kultur der ukrainischen Lande vertreten mit angeschlossener ukrainischer Diaspora in Russland (die größere denke ich). Letztere Gruppe wurde durch die Ereignisse von 2014 innenpolitisch deutlich geschwächt. Dass hat der ersteren Gruppe, die die russisch-sprachigen Ukrainer und ukrainischen Russen als Störelement für die ukrainische Nationalidentität sieht, erlaubt zum Beispiel sowas wie die Sprachgesetzgebung durchzusetzen, um langfristig eine Ukrainisierung zu erreichen, das ist Ethnonationalismus. Gleichzeitig zeigt es auf, wie eine Nation konstruiert wird. Insofern, die Trennschärfe dieser ganzen Konzepte lässt zu wünschen übrig.

  • Die US-Hegemonie über den globalen Westen besteht in dieser heutigen Form erst seit dem Ende des 2. Weltkriegs, als die USA als erste und einzige Kriegführende Nation in der Geschichte Atomwaffen gegen eine andere Nation eingesetzt haben. So richtig Fahrt aufgenommen hat die Dominanz des US-Empire aber erst 50 Jahre später, als die Sowjetunion zusammenbrach und deren frühere Einflusssphäre durch die USA und ihre verbündeten zum Freiwild für westliches Kapitalinvestment erklärt wurde.

    Stimmt. Wo hab ich was anderes behauptet? Wobei wirtschaftlich gesehen, mit 50% des Welt-BIP, nach dem 2. Weltkrieg der Höhepunkt war. Wirtschaftlich war die kommunistische Einflusssphäre unbedeutend und der Rubel nie Konkurrenz für den Petro-Dollar.


    Wie immer hat man natürlich nicht im geringsten darüber nachgedacht, dass sich ein Land noch nie alleine durch die heilende Kraft des freien Marktes in eine liberale Demokratie verwandelt hat.

    Naja, was heißt alleine? Japan bspw. hat das gemacht oder Süd-Korea. Russland als europäischer Staat scheint zumindest potentiell demokratie-fähig. Und es gab auch Ansätze zu einer Demokratisierung. Ein Problem scheint zu sein, dass die Einnahmen des Staates aus dem Erdöl-Verkauf kommen.


    Die Grundzüge der Kolonialzeit sind mir bekannt, aber danke für die Auffrischung. :)

    England war keine europäische Hegemonialmacht wie die USA und musste mit konkurrierenden Kolonialmächten durchaus auf Augenhöhe, um seine Besitztümer streiten.


    Die chinesischen Wachstumsraten gingen erst so richtig durch die Decke, als China sich dem über die Jahrhunderte durch Ausbeutung, Sklaverei und Krieg in seinen Kolonien akkumulierten Investitionskapital des Westens öffnete und sich zur verlängerten Werkbank westlicher Industriekonzerne machte.

    Genau. Die Annahme, dass Wachstum und Wohlstand nur an der Spitze der Hackordnung generiert werden kann, ist also falsch. Also ist auch die Annahme, dass der Verlust der "Weltherrschaft" automatisch zu Wohlstandsverlust führen muss, nicht zwingend. England hat sein gewaltiges Kolonialreich gegen die aufstrebenden Industriemächte USA und Deutschland auch nichts genützt. Ebenso wenig wie seine Herrschaft über die Finanzmärkte.


    Wenn also morgen der Yuan zur Welt-Leitwährung wird, mag die westliche Weltherrschaft dahin sein, aber der westliche Wohlstand deswegen noch lange nicht.


    st der Zusammenbruch der Weltwirtschaft genau das was nach ansicht vieler Ökonomen demnächst passieren wird

    Vielleicht. Aber das würde Russland und China mit in den Abgrund reißen.

  • Halte ich für ein ungewöhnliches Szenario. Wenn die ukrainischen Streitkräfte keinen effektiven Widerstand mehr leisten können, ziehen sie sich auf die befestigten Städte zurück, füllen die Reihen wieder auf, kriegen neue Ausrüstung und dann sind sie wieder kampffähig.


    Verstehe das ist dann die unendlich elastische Armee, für die Verluste, Stimmung, Infrastruktur und Ausbildungsstand keine Rolle spielen, mit der man bis zum letzten Ukrainer kämpfen kann. Arbeitest du für einen westlichen think tank?


    Die beruht im Wesentlichen darauf, dass der Westen 60% des Welt BIP repräsentiert.


    Deswegen habe ich das gesagt, worauf du antwortest. Du gehst ja wohl nicht davon aus, dass 60% des physischen Wirtschaftsgeschehen der Welt durch ein Siebtel der Menschheit vollbracht wird? Zum Teil wird die Arbeit woanders gemacht und der größte Gewinnanteil wird im Westen realisiert, zum Teil wird die geleistete Arbeit einfach höher bewertet.


    Du kannst mit zwei dutzend Ingenieuren in einem sehr komplexen Arbeitsprozess eine Maschine bauen und für eine halbe Million Euro verkaufen oder du kannst jemandem eine halbe Million für einen zweijährigen Beratervertrag bezahlen, wo du eigentlich nur die Kontakte einkaufst und die meiste praktische Arbeit von einem mitangestellten Sekretär gemacht wird. Nun ist der Preis für beides eine Frage der Bewertung, aber du wirst viele materielle Argumente finden, warum die Maschine nicht das doppelte kosten sollte, während die Beratungsdienstleistung leicht auch das vierfache kosten kann und ihr Preis vielmehr eine Frage des gefühlten Wertes ist. Westliche Volkswirtschaften haben eine höheren Dienstleistungsanteil und schon deshalb ist ihre wirtschaftliche Aktivität höher bewertet.


    Dazu kommt dann eine stärker verbreitete financialisation also eine durch das Finanzwesen bestimmte Wirtschaft, produktive Unternehmen, die sich zunehmend als Verwalter von Portfolios (Tochterfirmen, Patente, Marken usw.) verstehen, und Unternehmen, die vorallem die Zukunftsaussichten einzelner Innovationen vermarkten.


    Das alles mündet in eine Entkopplung der Realwirtschaft von der Bewertung von Titeln, mit anderen Worten eine Überbewertung und funktioniert auch, weil Überschusse aus der ganzen Welt in den Westen fließen. Diese Flüsse wiederum sind historisch begründet.


    Also wenn man jetzt etwa die Idee mit der globalen Preisgrenze für russisches Öl umsetzen wöllte (ich denke sie ist eine Totgeburt): Ein Ansatz dafür ist die Schiffsversicherer im Westen dazu zu bestimmen, die Versicherung an die Einhaltung der Preisgrenze zu knüpfen. Wenn sich dann Unternehmen aus nicht-westlichen Ländern finden, die einspringen und damit ihre Marktsegmente vergrößern, geht dieses Geschäft, auch die in diesem Bereich anhängigen hochpreisigen Dienstleistungen, irgendwo anders hin. Hochseefrachtschiffahrt und alle Dienstleistungen drumherum sind soweit ich weiß immer noch sehr westlich dominiert und das ist natürlich ein Erbe der Kolonialzeit, wo diese Routen meist etabliert wurden.


    Die Russen haben dafür übrigens den Begriff der Goldenen Milliarde, "золотой миллиард", und da zählen sie sich nicht dazu. Was mich hierauf bringt:


    Ich habe nochmal über dieses Kolonial-Dingens nachgedacht und mir scheint schon das Grundkonzept fehlerhaft. Russland ist zwar kein westlicher Staat, aber es ist eine europäische Kolonialmacht. Putin will auch nicht das Prinzip des (Neo-)Kolonialismus umstürzen, ganz im Gegenteil. Er will einen größeren Anteil. Ukraine, Kasachstan, Georgien, das sollen russischen Kolonien werden, wie Tschetschenien eine ist.


    Ich sprach aber nicht von Kolonialmächten, die gibt es nur noch in rudimentärer Form, ich sprach vom kolonialen Erbe. Natürlich hat auch Russland enorm von seinem kolonialen Erbe profitiert. Übrigens die Ukraine genauso. Der Süden, den die Russen ihr gerade abnehmen, wurde als Neurussland kolonialisiert. Das war vorher tartarisches Land. Die Reichsregierung hat dort Russen, Ukrainer, aber zum Beispiel auch Deutsche angesiedelt. Und es sind (oder vielleicht waren) mit die attraktivsten Landesteile der Ukraine.


    Nur der Wert, den die anderen europäischen Kolonialmächte aus der Herrschaft über den Rest der Welt gezogen haben, ist deutlich größer gewesen. Russland hat vorallem große dünnbesiedelte Räume in Asien kontrolliert, die anderen Europäer die dichtbesiedelten intensiv bewirtschaften Küsten rund um die Welt. Erst unter den Sowjets mit der rapiden Industrialisierung konnte der Reichtum an Ressourcen so wirklich intensiv genutzt werden. Das Erbe ist also viel größer, das den anderen europäischen Mächten als Folge der Dekolonialisierung geblieben ist. Und an die Spitze der entstehenden neokolonialen Ordnung haben sich die USA gesetzt, als weniger bedeutende Kolonialmacht, die sich aber vermutlich gerade deshalb anfänglich als unbelasteter Partner präsentieren konnte.


    Wenn man die Ideen hinter der Goldenen Milliarde anschaut, dann ist das letztlich eine russische Variante der Problematisierung des Verhältnis zwischen Westen und globalem Süden. Damit ist man auch anschlussfähig in Afrika, anderen Teilen von Asien oder Südamerika. Die dort teilweise zu findende Sympathie ist kein Zufall und hat natürlich auch Wurzeln in der Beziehung zur Sowjetunion.

    Ich denke die rowdy rat hat hier irgendwann mal den Begriff "tankie" fallen lassen. Auch bei einigen Linken ist das der Grund für die zu beobachtende Sympathie - also beides die Ideologie und die sowjetischen Wurzeln.


    Schließlich habe nicht behauptet, dass die Russen darauf abzielen unser koloniales Erbe abzuwickeln. Ich habe gesagt, es ist ein laufender Prozess, der beschleunigt wird, übrigens bisher mehr durch das, was wir tun, anstatt irgendwelcher russischen Gegenmaßnahmen. Aber jetzt, wo ich darüber nachdenke, tatsächlich sind diese Überlegungen Teil des ideologischen Unterbaus in diesem Kampf mit dem Westen, als den es nicht so wenige in der russischen Gesellschaft ansehen. Wenn also die Chinesen eine teils enorm deregulierte Marktwirtschaft in ihrem Sozialismus mit chinesischem Charakter unterbringen konnten, dann haben wir es hier durchaus mit einem Antikolonialismus mit russischem Charakter zu tun.

  • Naja, was heißt alleine? Japan bspw. hat das gemacht oder Süd-Korea.

    Beide Länder haben das nicht einfach aus eigener Kraft heraus gemacht, sondern sie standen nach verheerenden Kriegen quasi unter US-Schirmherrschaft und wurden beide - genau wie Westdeutschland - von den Amerikanern als Bollwerke gegen den Kommunismus aufgebaut und ganz gezielt gefördert. Militärisch ist Japan - ebenfalls analog zur BRD, nur mit dem Unterschied das es mit Russland und China gleich zwei Feinde des Westens direkt vor der Haustür hat - auch heute noch komplett auf den Schutz der USA angewiesen.


    Südkorea war zudem nach dem Koreakrieg und der Zweiteilung des Landes alles andere als demokratisch, sondern wurde bis Mitte der 80er Jahre von einer Militärdiktatur regiert, die zwar kapitalistisch war, aber nicht demokratisch, und nur sehr wenig Arbeiterrechte zuließ.

    Auch heute ist Südkorea zwar ein demokratisches Land aber es herrschen dort immer noch sehr starre Hierarchien, traditionelle Rollenbilder und ein ziemlich harter Neoliberalismus, der zwar das Bruttoinlandsprodukt und das durchschnittliche Einkommen durch eine starke Export-Fixierung mittlerweile auf westliches Niveau angehoben hat, dabei aber die Landbevökerung zum Teil immer noch in Armut leben lässt.

    Das alles wäre ohne die Protektion und finanzielle Unterstützung der USA nicht möglich gewesen. Deshalb ist Südkorea heute auch immer noch sehr Abhängig vom Westen und ideologisch absolut Chinafeindlich und antikommunistisch.


    England war keine europäische Hegemonialmacht wie die USA und musste mit konkurrierenden Kolonialmächten durchaus auf Augenhöhe, um seine Besitztümer streiten.

    Im 19. jahrundert war Großbritannien die dominante wirtschaftliche und größte Seemacht auf der Welt mit Kolonien auf allen Kontinenten und dem unschlagbaren Vorteil, dass dort die Industrielle Revolution ihren Anfang genommen hatte. Mit dem industriellen Kapitalismus verschob sich allerdings auch in allen westlichen Ländern die Geopolitik noch mehr auf wirtschaftliche Aspekte. Aber so richtig aufgehört, sich gegenseitig wegen irgendwelcher Erbfeidschaften zu bekriegen hat man auch erst nach dem 1. Weltrkrieg.

    Natürlich stand das British Empire mit anderen Kolonialmächten in Konkurrenz, aber es war für lange Zeit die erfolgreichste unter ihnen, hat die wirtschaftliche und technologische Entwicklung seiner Konkurrenten nachhaltig geprägt und wurde von ihnen in vielerlei Hinsicht nachgeahmt - allen voran von den ehemaligen britischen Kolonien in Nordamerika.


    Wenn wir also heute von "der Westen" sprechen, dann heißt das natürlich nicht, dass die USA allen anderen Verbündeten, mit denen sie ja auf dem Weltmarkt ebenfalls durchaus konkurrieren, genau vorschreiben können, was sie zu tun haben, sondern es heißt, dass das gemeinsame Interesse der heutigen kapitalistischen Staaten an der Akkumulation des Kapials ihrer herrschenden kapitalistischen Klassen dazu führt, dass die Nationen des globalen Westens auf gleiche Art vorgehen, um die Profite ihres Großkapitals aus der Ausbeutung anderer Länder außerhalb ihrer Wertegemeinschaft zu extrahieren, und sich militärisch zusammenschliessen - zum Beispiel in der NATO - um zu garantieren, dass das auch noch möglichst lange so weiter geht.


    Wenn die NATO daran scheitert und keine Alternative dazu in Sicht ist, wird sich diese westliche Hegemonie aber Stück für stück auflösen. Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist in diesem Zusammenhang nur eines von vielen Symptomen des gleichen Phänomens - wenn auch natürlich das aus europäischer Sicht schlimmste bisher.

    Ob China dann die Lücke füllen kann und zur neuen Hegemonialmacht wird ist überhaupt nicht klar. Möglicherweise hat China gar kein Interesse daran, sich militärisch in ähnlicher Weise über den ganzen Globus auszubreiten und damit seine Schlagkraft auszudünnen, so wie es die USA heute tun.

    Aber wenn unserer politischen Klasse nicht bald etwas klügeres einfällt, als die ganze Welt - notfalls auch mit Gewalt - nur nach ihren eigenen ideologischen Maßstäben zu organisieren, dann wird der kollektive Westen seine Dominanz über den Welthandel mittel- bis langfristig verlieren.


    Und gerade für ein gleichermaßen rohstoffarmes, wie so dermaßen auf den Export von Welthandelsgütern fixiertes Land wie Deutschland wäre das eine absolute Katastrophe.

  • Verstehe das ist dann die unendlich elastische Armee, für die Verluste, Stimmung, Infrastruktur und Ausbildungsstand keine Rolle spielen, mit der man bis zum letzten Ukrainer kämpfen kann.

    Nicht zu vergessen, die gesamte Zivilbevölkerung, die fest entschlossen dazu ist, sich lieber heldenmutig für ihren Staat zu opfern, als dem Russen auch nur einen Quadratzentimeter von dessen Staatsgebiet zu überlassen!

  • Ich habe bisher nicht verstanden, wie es die ukrainische Regierung bei jeder Stadt nicht schafft, die Zivilisten zu evakuieren bevor die Häuserkämpfe losgehen.


    Nun die Wohngebiete sind das eine, aber erstaunlich ist, dass sich auch in dem Asot-Werk offenbar wieder Zivilisten befanden. Es hat ja keiner wirklich verstanden, warum die Ukrainer da nochmal Leute reingeschickt haben, aber vielleicht hatten sie gehofft nochmal so ein wochenlanges, medial begleitetes "Halten" der Stadt durchführen zu können wie mit Asowstal.

  • Also hoffe ich einfach mal, dass zumindestens diese Krise [(Kaliningrad)] bald abgewendet ist.


    Hört sich adäquat an:


    https://www.merkur.de/politik/…it-blockade-91644642.html


    Zitat

    Die neue Leitlinie der EU-Kommission soll darlegen, wie genau die EU-Sanktionen in Litauen gehandhabt werden. Der Süddeutschen Zeitung zufolge soll der Gütertransport per Bahn von Russland nach Kaliningrad weiterhin erlaubt sein. Selbst Güter, die auf der Sanktionsliste stehen, sollen demnach weiter und ohne Einschränkungen per Bahn transportiert werden dürfen. Lediglich „Auffälligkeiten“ sollen überprüft werden können, berichtet die Zeitung weiter. Demnach ist der Transit erlaubt - Litauen dürfe und solle jedoch wissen, welche Waren transportiert würden, hieß es aus Brüssel.

  • Schön zu wissen, dass jemand nachfragt:


    https://www.rnd.de/wirtschaft/…QATZAGXNJ5LTCQ25D5NU.html


    Zitat

    In Berlin wiederholt eine Sprecherin von Bundesenergieminister Robert Habeck (Grüne) Woche für Woche auf RND-Anfrage gebetmühlenartig: „Wir sind in intensiven Gesprächen mit der kanadischen Regierung und sind der Überzeugung, dass das Problem gelöst werden kann. Die Gespräche laufen noch.“


    Aber diese "positive" Aussicht macht mich schwach:


    Zitat

    Kanada drückt da offensichtlich ordentlich auf die Tube: „Es gibt viele Gespräche mit Bundeskanzler Scholz“, sagte Justin Trudeau zum Abschied aus Deutschland. „Und ich freue mich darauf, sie fortzusetzen, wenn er im August nach Kanada kommt.“


    Scholz reist dann zum Staatsbesuch nach Ottawa. Vielleicht bringt er spätestens bei seiner Rückkehr die Siemens-Turbine nach Europa mit.


    Stehlen und als diplomatische Fracht rausschmuggeln. Immerhin endlich ein Plan.

  • Ist diese Gasturbine eigentlich ein Unikat oder warum will man unbedingt auf die aus Kanada warten...könnte man die nicht auch mit einer anderen Turbine (mit ähnlichen Druck/Leistungswerten) ersetzen?


    Rein technisch sollte das doch machbar sein...

  • Von Rolls-Royce, Auftragsarbeit für Nord Stream, und mir scheint das Werk in Kanada ist der einzige Ort, wo die Wartung möglich ist. Kann natürlich sein, dass Siemens Energy an einer anderen Lösung arbeitet für die zweite Gasturbine, die sie noch nicht nach Kanada geschickt haben. Eines ihrer anderen Reparaturstätten im Netzwerk entsprechend ausstatten und die kanadischen Spezialisten einfliegen, würde mir einfallen. Aber wer weiß vielleicht braucht man auch Technik vor Ort dafür, die sich nicht leicht bewegen lässt.


    Ich nehme an, man kann die Gasturbinen austauschen. Aber Umbau, möglicherweise Anpassungen an anderen Teilen des Systems, wird das wirklich ohne längeren Betriebsstopp funktionieren?

  • Rein technisch sollte das doch machbar sein...

    Wenn's nach Lego-Prinzip funktionieren würde, könnte die Lufthansa gerade ein paar Triebwerksturbinen der zurzeit stillstehenden Flugzeuge ausleihen. 🙈


    Denke allerdings, das ist dann doch ein wenig zu speziell (im Bild ein Kompressor der Kompressor-Station Portovaya):

    gazprom-compressor-station-portovaya_3433_20121007.jpg


    Die eingebauten Turbinen sind in Dimensionierung und Auslegung bestimmt etwas spezieller. Kann mir nicht vorstellen, dass da Plug&Play angesagt ist. Das Einpassen von was bestehendem ist da mitunter komplexer als Neubau, und braucht mitunter auch mehr Zeit.


    Solche Maschinen werden meist auch nicht auf Vorrat (über die normalen Wartungs- und Risiko-Planungen hinaus) gebaut, bzw stehen irgendwo anders ungenutzt rum.


    Gibt wohl auch temporäre Hilfs- und Ersatzmittel (z.B. Kompressoren auf LKWs, die in die Pipeline-Infrastruktur eingebunden werden können. Längerfristig – mit ausreichend Leistung und eingepasst auf die ursprüngliche Auslegung der Anlage – wird vermutlich aber nicht so schnell ranzuschaffen sein. Die Konstruktions- und Materialbedarfspläne liegen bei irgendeiner privaten Bude (z.B. Rolls-Royce) im PDM, so dass auch kein beliebiges Werk das einfach mal nachbauen kann.


    Es wäre im Sinne der vielfach beschworenen Notwendigkeit von "Realpolitik" augenscheinlich einfacher und aufrichtig sich einzugestehen, dass hiesige politische Ziele mit falsch gewählten Werkzeugen nicht erreicht wurden, und entsprechende Konsequenzen zu ziehen.

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  • ...

    Die eingebauten Turbinen sind in Dimensionierung und Auslegung bestimmt etwas spezieller. Kann mir nicht vorstellen, dass da Plug&Play angesagt ist. Das Einpassen von was bestehendem ist da mitunter komplexer als Neubau, und braucht mitunter auch mehr Zeit.


    Solche Maschinen werden meist auch nicht auf Vorrat (über die normalen Wartungs- und Risiko-Planungen hinaus) gebaut, bzw stehen irgendwo anders ungenutzt rum.

    ...

    Es gibt ja auf der Welt noch mehr Pipelines und andere Hersteller als die bei uns, da ist bestimmt auch was dabei was so halbwegs von der Dimensionierung/Auslegung passt, da muss man dann vllt ein paar Anpassungen vom Setup und Anschluss machen, aber "Plug&Play" habe ich auch nicht erwartet, es ging nur um die technische Machbarkeit...klar ist das kein riesiger Massenmarkt und daher wird es auch keinen großen Vorrat geben...aber das irgendwo bei irgendwelchen Herstellern so ein Ding ungenutzt rum steht kann ich mir dann doch vorstellen, es müssen ja bei einem Defekt oder für Wartungszwecke irgendwo Ersatzanlagen vorhanden sein.


    Ich habe eher den Eindruck man hat garkein großes Interesse daran dieses Problem zu lösen, von allen Seiten.

    Es wäre im Sinne der vielfach beschworenen Notwendigkeit von "Realpolitik" augenscheinlich einfacher und aufrichtig sich einzugestehen, dass hiesige politische Ziele mit falsch gewählten Werkzeugen nicht erreicht wurden, und entsprechende Konsequenzen zu ziehen.

    Ich glaube "realpolitisch" hat man kein Interesse daran irgendwelche Konsequenzen zu ziehen...

  • Die Ukraine ist die neueste Katastrophe amerikanischer Neocons

    Die Deutschen wollen es nicht hören, doch es gehört zur Wahrheit: Die amerikanischen Neocons sind für den Ukraine-Krieg mitverantwortlich. Ein Essay.

  • Die Deutschen wollen es nicht hören,

    Die Deutschen wollen es nur (noch) nicht hören, weil ihnen das so beigebracht wird von Leuten wie Lanz, bei dem man nicht weiß, ob der "nur" ein US-Speichellecker oder bereits US-Agent ist. Der Unterschied ist da jedoch eher gering.

  • Lernfrage:

    Turbine ist verschütt und Gasfelder sind nicht einfach an- und abschaltbar.

    Was geschieht derzeit an den Gasfeldern, wo aus unserer Sicht derzeit zu wenig Gas abfließt? Landet das in russischen Speichern? Wird in der Pipeline zwischengelagert? Weiß man wie es gehandhabt wird, wenn im normal Fall solche routine Arbeiten anstehen?

  • Verstehe das ist dann die unendlich elastische Armee, für die Verluste, Stimmung, Infrastruktur und Ausbildungsstand keine Rolle spielen, mit der man bis zum letzten Ukrainer kämpfen kann. Arbeitest du für einen westlichen think tank?

    Ach der "letzte Ukrainer" Spruch aus der Kreml-Propaganda. Sagen wir die Ukraine hat 30 Mio Einwohner und 30.000 Soldaten verloren. Eine Armee wird nicht kampfunfähig weil 1 Promille der Bevölkerung im Krieg gefallen ist. Auch wenn sie nicht "unendlich elastisch" ist.


    Du gehst ja wohl nicht davon aus, dass 60% des physischen Wirtschaftsgeschehen der Welt durch ein Siebtel der Menschheit vollbracht wird? Zum Teil wird die Arbeit woanders gemacht und der größte Gewinnanteil wird im Westen realisiert, zum Teil wird die geleistete Arbeit einfach höher bewertet.


    Doch. Genau das. Die Produktivität des Westens ist über 7 mal höher als die Produktivität vom Rest.

  • Du kannst mit zwei dutzend Ingenieuren in einem sehr komplexen Arbeitsprozess eine Maschine bauen und für eine halbe Million Euro verkaufen oder du kannst jemandem eine halbe Million für einen zweijährigen Beratervertrag bezahlen, wo du eigentlich nur die Kontakte einkaufst und die meiste praktische Arbeit von einem mitangestellten Sekretär gemacht wird. Nun ist der Preis für beides eine Frage der Bewertung, aber du wirst viele materielle Argumente finden, warum die Maschine nicht das doppelte kosten sollte, während die Beratungsdienstleistung leicht auch das vierfache kosten kann und ihr Preis vielmehr eine Frage des gefühlten Wertes ist. Westliche Volkswirtschaften haben eine höheren Dienstleistungsanteil und schon deshalb ist ihre wirtschaftliche Aktivität höher bewertet.

    Aber man muss immer jemand finden, der bereit ist die horrenden Kosten für die Berater zu bezahlen. Jemanden der Maschinen baut. Denn gegenseitig beraten können die sich ja nicht alle, die brauchen schließlich Essen, Wohnung, Kleidung usw. aber gut, wenn der Marktwert nur ein gefühlter Wert ist und es noch einen "wahren" Wert gibt, ist das BIP natürlich dann ohne wahre Aussagekraft.

    Nur der Wert, den die anderen europäischen Kolonialmächte aus der Herrschaft über den Rest der Welt gezogen haben, ist deutlich größer gewesen. Russland hat vorallem große dünnbesiedelte Räume in Asien kontrolliert, die anderen Europäer die dichtbesiedelten intensiv bewirtschaften Küsten rund um die Welt. Erst unter den Sowjets mit der rapiden Industrialisierung konnte der Reichtum an Ressourcen so wirklich intensiv genutzt werden. Das Erbe ist also viel größer, das den anderen europäischen Mächten als Folge der Dekolonialisierung geblieben ist. Und an die Spitze der entstehenden neokolonialen Ordnung haben sich die USA gesetzt, als weniger bedeutende Kolonialmacht, die sich aber vermutlich gerade deshalb anfänglich als unbelasteter Partner präsentieren konnte.

    Deutschland hat da nicht viel dichtbesiedelte intensiv bewirtschaftete Küsten kontrolliert.

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