Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • EU goes Warrior-Ethos


  • EU goes Warrior-Ethos



    Tja, was soll ich sagen. Da kommen viele Leute lästig rüber. Das Land erfüllt kaum die Kriterien, um nur den Kandidatenstatus zu bekommen, und einige dort fantasieren davon, wie sie die EU fundamental erneuern, indem sie ein ausdrückliches Friedensprojekt um eine Kriegermentalität ergänzen. Toll.

  • Zwischen all dem deutschen/EU Hatespeech eine Information zur Sache:


  • Das muss mir in der Text-Fülle wohl durchgeflutscht sein. Aber es ging mir auch weniger um solche lässliche Sünden wie Propaganda-Sprech. Sondern die Lebenslügen des System Putins. Der Anspruch das Völkerrecht und die staatliche Souveränität zu verteidigen gegen den Westen, während er gleichzeitig eine Einflusssphäre gegenüber schwächeren Staaten verlangt. Die Behauptung die Sicherheit Russlands zu erhöhen mit der Invasion.


    Du meinst es wäre besser vom Westen sich ehrlich zu machen so wie Russland und China und einfach zu sagen: Ob Staat X Konzentrationslager betreibt ist mir egal, solange die Partnerschaft mir Vorteile bringt? Das moralische Thema einfach ausklammern?


    Wenn Putin über den Ukraine-Krieg stürzen sollte, würde ein neuer Präsident gewählt. Bisher scheint Russland den Regime-Wechsel durch Wahl ziemlich gut hinzukriegen. Nach einem gescheiterten faschistischen Staatsführer kommt meist ein eher gemäßigter. Faschismus braucht den Erfolg.


    Ich halte die moralische Diskussion wie empörend dieses oder jenes Verhalten ist, ohnehin für unergiebig. Viel interessanter sind die logischen Widersprüche.


    Aber diese Art Interessenpolitik unterscheidet nicht die westlichen von den nicht-westlichen Staaten. Lediglich den moralischen Werte-Überbau spart sich Russland, ansonsten macht es genau die gleiche Politik wie die USA (außerhalb des Westens).

  • Zwischen all dem deutschen/EU Hatespeech eine Information zur Sache:

    Da gehts aber um die Nahrungsknappheit in der Dritten Welt. Weil Russland (und Leute hier im Forum ebenfalls) immer wieder behaupten, das würde an Sanktionen liegen (was schon deshalb Quatsch ist, weil die NATO ja nicht zwischen Russland und Drittstaaten steht, selbst wenn man die Waren sanktionieren würde, könnten Dritte sie ja trotzdem handeln).

  • Mir kommt er zunehmend eher vor wie ein Schauspieler (was ja immerhin sein erlernter Beruf ist), der eine Rolle spielt und Texte aufsagt, die von anderen geschrieben wurden. Und wenn das Autorenteam entscheidet, dass der Text geändert werden muss, dann sagt er halt den geänderten Text auf.

    Ein Politikdarsteller. Was denkst du, von wem kommt der Text? Aus den USA, oder eher von den Oligarchen vor Ort?

  • was schon deshalb Quatsch ist, weil die NATO ja nicht zwischen Russland und Drittstaaten steht, selbst wenn man die Waren sanktionieren würde, könnten Dritte sie ja trotzdem handeln).

    Die NATO sanktioniert doch gar nicht, oder? Die NATO ist ein Kriegsbündnis.


    Sanktionen werden von den Staaten ausgesprochen. Und wer sich nicht mit daran hält, wird im Zweifel mitsanktioniert. So haben es die USA auch mit Staaten gemacht, die mit Iran oder Venezuela Handel betreiben wollten. ZB auch europäische. Du erinnerst dich vielleicht. Das war auch schon großes Thema bei den RegPKs vor gar nicht so langer Zeit.


    Viele Unternehmen haben aus Angst davor nun auch keinen Dünger mehr bei den Russen gekauft.

  • CIA-Cocaine-Plane?


  • Zwischen all dem deutschen/EU Hatespeech eine Information zur Sache:


    Müssen wir echt wieder bei dem Thema von vor mehreren Wochen (Monaten?) anfangen...?

    Ernähren können wir uns wunderbar selbst, verhungern lassen wir wenn den Süden. Also wenn du schon versuchst Stimmung zu machen, dann machs halt wenigstens richtig, denn Material wäre halt echt mehr als genug da, aber du musst halt am laufenden Band mit Müll ankommen, was dann auch noch das absolute Gegenteil bewirkt.

  • Wenn Putin über den Ukraine-Krieg stürzen sollte, würde ein neuer Präsident gewählt. Bisher scheint Russland den Regime-Wechsel durch Wahl ziemlich gut hinzukriegen. Nach einem gescheiterten faschistischen Staatsführer kommt meist ein eher gemäßigter. Faschismus braucht den Erfolg.

    Wann hat denn in Russland das letzte Mal eine demokratische Wahl stattgefunden, bei der nicht Putin, oder ein von ihm gesteuerter Stellvertreter Präsident wurde? Selbst der vom Westen gestützte und mit zahlreichen Beratern zur Privatisierung des Russischen Staates versorgte Boris Jelzin konnte sich nur an der Macht halten, weil er Panzer vor der Duma auffahren und das Parlament beschiessen ließ, um den gemäßigten Sowjet-Sozialisten Gorbatschow zum Abdanken zu zwingen.

    Als Jelzin dann vollends dem Suff verfiel und sich seine eigene Korruption nicht mehr effektiv verheimlichen ließ, wurde sein Protègé Putin zum Chef befördert. Dass der vorher beim KGB war, oder das er schon in St. Petersburg selbst massiv in die Korruption der politischen Führung involviert gewesen war, spielte damals keine Rolle. Niemand im Westen hatte etwas dagegen, dass Putin sich im Kreml als großer Aufräumer und Korruptionsbekämpfer inszenierte. In Ungnade fiel er erst, als er damit anfing zwischen Regierungstreuen und eher wstlich orientierten Oligarchen zu unterscheiden und letztere entweder des Landes zu verweisen, sie ins Straflager zu expedieren, oder sie auf anderen Wegen verschwinden zu lassen.

    Dabei ging es dem Westen nie um den Schutz der russischen Bevölkerung vor der Ausbeutung durch die Oligarchen. Während Jelzins Amtszeit in den wilden 90er Jahren waren große Teile davon von absoluter Armut und Hunger bedroht, während man ihre ehemaligen Arbeitsplätze munter weiter an das westliche Kapital und neu aus dem Boden geschossene russische Superreiche verhökerte.

    Putin hat sich dann beim einfachen Volk - wo er sich auch heute noch großer Zustimmung erfreut - beliebt gemacht, weil er die Ausbeutung und die Korruption zwar nicht komplett beendet, aber sie immerhin reduziert und in kontrolliertere Bahnen gelenkt, und wichtige Posten in der Administration mit seinen Bekanntschaften aus dem alten Sicherheitsapparat besetzt hat, um die Kontrolle darüber zu erlangen.


    Russland war noch nie eine Demokratie, weder vor noch nach der Sowjetunion. Lediglich in einer kurzen Phase nach der Revolution hatten die Bolschewisten zunächst tatsächlich Arbeiter- und Bauernräte (Sowjets) zugelassen. Sie sind dann aber unter Stalins Regie schnell dazu übergegangen, die Kontrolle über die Produktionsmittel und den politischen Apparat in die Hände der KPdSU- Parteibonzen zu legen.


    Putins Regime mag heute - vor allem auch durch die massive KriegsSpezialoperationspropaganda durchaus in Teilen faschistoide Züge annehmen, aber er war nie ein tatsächlicher Faschist. Das geben seine diversen Einlassungen zum politischen System einfach nicht her und es kann nur behauptet werden, wenn man sie sich kreativ ohne faktische Grundlage auf dieses Narrativ hin zurecht interpretiert. Gleichzeitig war er auch noch nie ein "lupenreiner Demokrat", so wie sein Freund Gazprom-Gerd ihn mal irrigerweise bezeichnete, sondern er ist - wie die meisten seiner WeggefährtInnen - nach dem Ende der Sowjetunion sehr schnell von einem "kommunistischen" KGB-Parteisoldaten zu einem rechten Neoliberalisten konvertiert. Er hält die "liberale" Demokratie nach westlichem Vorbild offensichtlich nicht für dazu geeignet, das riesige, multi-ethnische Russland, das historisch keinerlei Erfahrung mit der Demokratie hat, zu regieren.


    Das muss man nicht richtig oder gar gut finden - schon gleich gar nicht als linker Kapitalismuskritiker -, aber zu glauben, man könne das russische System einfach per Regime-Change in eine parlamentarische Demokratie nach westlichen Vorstellungen verwandeln ist bestenfalls naiv und schlimmstenfalls ein zynischer Vorwand, um das Land ins Chaos zu stürzen und es so daran zu hindern, sich als die geopolitische Großmacht aufzuführen, die es nunmal leider(!) allein aus dem Grund ist, dass es über einen dem US-Arsenal ebenbürtigen Vorrat an Nuklearwaffen und über die zu ihrer schnellen Verbringung ins Zielgebiet nötigen Trägersysteme verfügt.


    Selbst die Ukraine, in der seit dem Ende der Sowjetunion deutlich mehr Wechsel der politischen Führung durch Wahlen - oder den ein oder anderen Putsch - stattfanden, regieren heute immer noch nicht gewählte, nur der Verfassung, ihrem Gewissen und dem Wählerwillen verpflichtete RepräsentantInnen der Bevölkerung, sondern eine Bande von Oligarchen, die Parteien finanzieren, sich selbst oder ihnen gewogene Präsidenten und Regierungschefs ins Amt bringen, und sich je nach Opportunität auch problemlos mit explizit antidemokratischen Kräften aus dem rechtsextremen oder - früher - dem russlandtreuen Spektrum verbünden, um ihre Macht un ihre monetären Pfründe auf Kosten der Bevölkerung zu sichern.


    Ein Politikdarsteller. Was denkst du, von wem kommt der Text? Aus den USA, oder eher von den Oligarchen vor Ort?

    Auch dort war es dem freien Westen schon immer herzlich egal, ob die von ihm jeweils mit viel Geld und Beratern beförderten Oligarchen-Fraktionen das demokratische Spektrum ausreichend repräsentierten. Ob das nun der eher rechtskonservative Oligarch Poroschenko war, oder sein eher "progressiv" neoliberal orientierter innenpolitischer Feind Zelenskyj, ist im Grunde völlig egal - Hauptsache sie "reformieren" das Land nach den Maßgaben westlicher Kapitalinteressen und präsentierten sich dabei außenpoltisch stramm antirussisch.

    Dementsprechend spielt Zelenskyj die Rolle, die seine Finanziers ihm zugedacht haben. Das wird sicher nicht direkt aus Washington D.C. diktiert. Aber selbstverständlich weiß der Apparat der hinter Captain Freedom steht, was er tun muss und was er öffentlich zu verkünden lassen hat, um sich weiterhin die politische und finanzielle Unterstützung von Captain America zu sichern.


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    Du meinst es wäre besser vom Westen sich ehrlich zu machen so wie Russland und China und einfach zu sagen: Ob Staat X Konzentrationslager betreibt ist mir egal, solange die Partnerschaft mir Vorteile bringt?

    Ich meine es wäre besser, wenn der Westen in diesem konkreten Konflikt damit aufhören würde, den Krieg weiter unter dem Vorwand am laufen zu halten, dass die Ukraine dabei unsere westlichen Werte von Freiheit und Demokratie verteidige, und man sich statt dessen dafür einsetzte, dass er so schnell wie möglich beendet wird. Und er kann nur beendet werden, wenn mit Putin ein Kompromiss ausgehandelt wird, der es ihm erlaubt, öffentlich zu behaupten, dass seine "Spezialoperation" erfolgreich die NATO aus seiner unmittelbaren Nachbarschaft vertrieben und die Sicherheit der sogenannten "Volksrepubliken" und der Krim gewährleistet habe.


    De facto ist es uns ohnehin völlig egal, welche Despoten wo welche noch so ungeheuerlichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verüben, so lange sie dabei nur die Vormachtsstellung des Westlichen Wirtschafts- und Militärbündnisses akzeptieren. deutsche politker mögen dann beim Auslandsbesuch in China, Saudi-Arabien, oder Mali für deutsche Kameras ein paar kritische Worte zur Menschenrechtslage absondern, aber am eigentlichen, blutigen Geschäft ändert sich deshalb überhaupt nichts.

    Laut UNHCR sind heute mit über 100 Millionen weltweit mehr Menschen auf der Flucht vor Hunger, Klimawandel und Krieg als jemals zuvor in der Geschichte. Die USA, Kanada, Großbritannien, die EU, und ihre pazifischen Verbündeten tun ihr Bestes dafür, dass diesen Menschen die Migration in unser freiheitlich-demokratisches Wertesystem und unseren nach wie vor - trotz Pandemie und Sanktionswahnsinn - von irrsinnigem Überfluss geprägten materiellen Wohlstand nicht gelingt.


    Diese ungleichen, ausbeuterischen Verhältnisse sind dem Wesen des globalisierten Kapitalismus von Anfang an eingeschrieben und eine Vorrausetzung dafür, dass er überhaupt die letzten zwei-dreihundert Jahre lang so effizient zu unseren Gunsten funktioniert hat. Sie werden nur dann beendet werden können, wenn Kapitalismus nicht mehr das herrschende sozioökonomische System auf dem Planeten Erde ist.

    Aber da das - wenn überhaupt jemals - mit Sicherheit nicht von heute auf morgen passieren wird, sollten wir es unserer politischen Klasse zumindest nicht mehr einfach so durchgehen lassen, sich als die BewahrerInnen des weltweiten Friedens und der Freiheit zu verkaufen, und uns für die Verteidigung angeblicher Werte zu vereinnahmen, damit wir es als unsere moralische Staatsbürgerpflicht akzeptieren, zum Machterhalt unserer eigenen Eliten Krieg gegen andere Machteliten zu führen.

    Aber diese Art Interessenpolitik unterscheidet nicht die westlichen von den nicht-westlichen Staaten. Lediglich den moralischen Werte-Überbau spart sich Russland, ansonsten macht es genau die gleiche Politik wie die USA (außerhalb des Westens).be

    Die moralische Heuchelei an sich ist sicher in Russland oder in jeder anderen Despotie mit der das westliche Wertesystem sich im Konflikt befindet - oder deren kriegerische Angriffe auf andere Länder von ihm gebilligt und unterstützt werden - nicht weniger verurteilenswert.

    Aber der entscheidende Unterschied ist die absolute Tatsache, dass "wir" "uns" dabei den Löwenanteil der Weltweiten Produktion an Rohstoffen, Gütern und Dienstleistungen einverleiben und "unsere" Leistungsträger sich dabei auf Kosten der restlichen Weltbevölkerung so bereichern und damit so viel Macht entwickeln können, dass sie die westliche Demokratie längst viel effizienter manipulieren und kontrollieren können, als Putins Oligarchen-Kamarilla das in Russland tut.

    Das fällt nur bei uns nicht so auf, weil die ideologische Selbstverblendung unserer bürgerlichen Gesellschaften mittels eines durchkommerzialisierten Systems der veröffentlichten Meinung viel subtiler funktioniert, als in Gesellschaften - wie z.B. der russischen - wo sie nur durch offene staatliche Repression durchgesetzt werden kann, und sich dabei dennoch für das westliche bürgerliche Individuum wie eine völlig rationale und mündige politische Willensbildung anfühlt.

  • Du meinst es wäre besser vom Westen sich ehrlich zu machen so wie Russland und China und einfach zu sagen: Ob Staat X Konzentrationslager betreibt ist mir egal, solange die Partnerschaft mir Vorteile bringt? Das moralische Thema einfach ausklammern?

    öhm, Saudi-Arabien, Israel, Katar, USA, Assange ...

  • Nachdem Sean Penn und Adam Stiller in Kiew waren, ich würde gerne Welke, Böhmermann und Lanz beim Zelensky sehen - nur als Bestätigung das die vom ZDF auf der richtigen Seite sind...



    Wenn ich das richtig verstanden habe, Frau Völkerrecht-Baerbock, der Landkorridor zu einer Exklave muss frei zugänglich sein, otherwise it`s Völkerrechtsbruch.

  • Da gehts aber um die Nahrungsknappheit in der Dritten Welt. Weil Russland (und Leute hier im Forum ebenfalls) immer wieder behaupten, das würde an Sanktionen liegen (was schon deshalb Quatsch ist, weil die NATO ja nicht zwischen Russland und Drittstaaten steht, selbst wenn man die Waren sanktionieren würde, könnten Dritte sie ja trotzdem handeln).


    Abgesehen davon, dass die NATO nichts damit zu hat, ist das Unsinn. Es mag ja sein, dass insbesondere die EU gerade enorm ihre Propagandalinie durchdrückt, weil sie sich nicht eingestehen will, dass die Sanktionen Nebenwirkungen haben, die man nicht einfach mit Ausnahmen auf dem Papier wegdekretieren kann, aber die wirkliche Lage wird schon immer noch berichtet:


    Eine Bestätigung, dass sich genau solche oder ähnliche Szenarien abspielen:


    https://www.bloomberg.com/news…als-to-unlock-grain-trade

    Zitat

    The EU and the US have built exemptions into their restrictions on doing business with Russia to allow trade in fertilizer, of which Moscow is a key global supplier. But many shippers, banks and insurer have been staying away from the trade out of fear they could inadvertently fall afoul of the rules.


    Der ganze Artikel dreht sich darum, dass die USA versuchen eine dieser Nebenwirkungen abzufedern:


    Zitat

    The US government is quietly encouraging agricultural and shipping companies to buy and carry more Russian fertilizer, according to people familiar with the efforts, as sanctions fears have led to a sharp drop in supplies, fueling spiraling global food costs.


    Man konnte die Probleme aber auch sofort absehen.

    • Eine der ersten Sanktionen war Überflugrechte zu entziehen, die dann von den Russen symmetrisch beantwortet wurde. Das hat den Frachtluftverkehr durcheinander gebracht. Hilfsgüter werden zum Beispiel oft geflogen. Das war schon während der Pandemie ein Problem für die Hungerhilfe, weil es so wenig Passagierverkehr gab, an den der Frachtverkehr gekoppelt ist. Ein Teil aller Fracht wird nun vermutlich nicht mehr auf den Luftweg transportiert und auf andere Transportwege verlagert, was dort die Last erhöht.
    • Die Sanktionen haben die Energiekosten steigen lassen, aus diversen Gründen. Damit erhöhen sich die Erzeugerpreise auch für Nahrungsmittel. Über Gas haben wir den Zusammenhang mit Dünger.
    • Die Schließung von Häfen für Schiffe unter russischer Flagge für bestimmte Güter, bedeutet, dass Mischkalkulationen des Transports, in denen Nahrungsmittel mit drin sind, vielleicht nicht mehr aufgehen und man damit auf das Geschäft verzichtet.
    • Genauso das Verbot von Importen unterbricht zwar im ersten Schritt nicht den
      Handel zwischen Russland und anderen Ländern, aber es kann wichtige Zwischenhändler ausschalten.
    • Das allgemeine Problem, dass viele Unternehmen über das hinausgehen, was die Sanktionen vorsehen, weil sie fürchten, dass sie ausgeweitet werden, dass Probleme bei der Abwicklung gibt usw. oder weil Unternehmen die Fortsetzung dieser Geschäfte als Stigma sehen.
    • Das allgemeine Problem, selbst wenn man ausschließlich umgehbare Hürden aufbaut, steigen die Preise für Nahrungsmittel.

    Wenn man sich mal ein bisschen umschaut, findet man solche simplen Überlegungen bestätigt.


    Nehmen wir einen Düngemittelhersteller wie Yara, gleich mit den ersten Sanktionen:


    https://www.yara.com/corporate…e-to-latest-eu-sanctions/


    Zitat

    Oslo, 11 March 2022: As a result of additional EU sanctions implemented on 9 March 2022, Yara has stopped all sourcing from suppliers linked to Russian sanctioned entities and persons. Yara is currently reviewing the detailed scope and impact of the sanctions.


    Was sind das für "Russian sanctioned entities and persons"?


    https://www.spglobal.com/commo…ons-hit-russian-producers


    Zitat

    "As a result of the sanctions imposed by the EU on persons linked to certain Russian fertilizer producers, Yara is stopping sourcing from Eurochem, Uralkali, Uralchem, and PhosAgro effective immediately while we carry out a detailed review of the scope and implications of the sanctions," a company spokesperson told S&P Global Commodity Insights in an email.


    The EU further extended sanctions against Russian individuals and companies on March 9, naming several company executives in the fertilizer and chemical sectors.


    Das sind mit die größten Firmen.


    Nicht zu vergessen, die EU hat dann auch den Import von Düngemitteln ausgesetzt. Weiß nicht mal, ob das mittlerweile rückgängig gemacht wurde:


    https://www.consilium.europa.e…gression-against-ukraine/


    Zitat

    EU adopts fifth round of sanctions against Russia over its military aggression against Ukraine


    [...]


    - further export bans, targeting jet fuel and other goods such as quantum computers and advanced semiconductors, high-end electronics, software, sensitive machinery and transportation equipment, and new import bans on products such as: wood, cement, fertilisers, seafood and liquor. The agreed export and import bans only account for EUR 10 billion and EUR 5.5 billion respectively.


    Auch der Präsident von Senegal, der derzeit der Afrikanischen Union vorsitzt, hat nochmal genauer erklärt, was sein Problem mit den EU-Sanktionen ist. Eines seiner Probleme ist genau Dünger:


    https://www.lejdd.fr/Internati…e-a-catherine-nay-4118336


    Zitat

    – Trente-cinq pays africains sont dépendants de la Russie et de l’Ukraine pour le blé et 22 pour les engrais.


    – Le Sénégal est autosuffisant pour son alimentation à 80 % grâce aux productions locales de céréales : le mil ou le riz. Le plus important pour nous, ce sont les engrais. Il faut fertiliser les terres, et nous avons pour cela un laps de temps très court, un mois, un mois et demi, pas plus. On utilise un peu d’engrais parce qu’on n’est pas riches, mais sans engrais on ne produira pas assez de céréales locales. Alors que va-t-on faire ? La déstabilisation de l’Afrique pour cause de famine, c’est aussi important que l’issue de la guerre en Ukraine aujourd’hui.


    DeepL:


    Zitat

    - 35 afrikanische Länder sind bei Weizen von Russland und der Ukraine abhängig, 22 bei Düngemitteln.


    - Senegal versorgt sich zu 80 % selbst mit Nahrungsmitteln dank der lokalen Produktion von Getreide: Hirse oder Reis. Das Wichtigste für uns sind Düngemittel. Wir müssen das Land düngen und haben dafür nur einen sehr kurzen Zeitraum zur Verfügung, einen Monat, anderthalb Monate, nicht mehr. Wir verwenden ein wenig Dünger, weil wir nicht reich sind, aber ohne Dünger werden wir nicht genug lokales Getreide produzieren. Was werden wir also tun? Die Destabilisierung Afrikas aufgrund von Hungersnöten ist genauso wichtig wie der Ausgang des Krieges in der Ukraine heute.


    Und das Problem der Bezahlung (unterstrichene Ergänzung ist meine):


    Zitat

    – [...] Je crois qu’il [(Putin)] a pris conscience de la situation [l’ONU évoque des avalanches de famine] mais elle est aggravée, a-t-il souligné, par les sanctions européennes sur les modes de paiement. Je lui ai dit que nous ne demandons pas d’aides. Nous voulons payer, mais cela devient impossible. Alors, nous demandons aux Européens le même mécanisme que pour le gaz et le pétrole [un sujet qui sera traité au sommet européen des 27 et 28 juin].


    DeepL:


    Zitat

    - [...] Ich glaube, er [(Putin)] ist sich der Situation bewusst [die UNO spricht von Hungerlawinen], aber sie wird, wie er betonte, durch die europäischen Sanktionen bezüglich der Zahlungsmethoden noch verschlimmert. Ich habe ihm gesagt, dass wir nicht um Hilfe bitten. Wir wollen zahlen, aber das wird unmöglich. Also bitten wir die Europäer um denselben Mechanismus wie für Gas und Öl [ein Thema, das auf dem EU-Gipfel am 27. und 28. Juni behandelt wird].


    Wenn tatsächlich solche Ausnahmen für Zahlungsabwicklung, wie etwa SWIFT, beim nächsten EU-Gipfel diskutiert werden, wie nicht mal Sall sagt, sondern die Redaktion von Le Journal du Dimanche hier eingefügt hat, dann scheinen solche Probleme zu bestehen.


    Weiter mit Teil 2.

  • Teil 2:


    Erhöhte Kosten und Belastung des Transportverkehrs durch Maßnahmen der Sanktionsdurchsetzung:


    https://www.maritime-executive…port-ban-on-russian-ships


    Zitat

    To ensure a smooth implementation process, ESPO called on EU authorities and national governments to assign enough staff and resources to the task of enforcement.


    "The ban on Russian vessels from EU ports as well as the import and export bans on different categories of goods implies a lot of additional checks to be done in ports to control and determine which vessels and cargo are covered by the ban and which ones are to be exempted," said ESPO. "Blocked cargo and ships could create additional congestion in ports and in terminals in ports, which are already facing the consequences of a saturated supply chain."


    Das selbe und Berichte, darüber dass viele Unternehmen von sich aus nicht mehr mit Russland handeln:


    https://safety4sea.com/allianz…-supply-chain-disruption/


    Zitat

    The conflict is also having a knock-on effect for shipping outside the conflict zone. US and EU sanctions, in particular, pose a significant compliance challenge for shipping companies and insurers. Many western companies have voluntarily opted to cease trade with Russia, creating a complex and uncertain legal situation for contracts, including insurance.


    Stellt sich raus, anteilig arbeiten sehr viele russische Seeleute (auch ukrainische) in der Industrie und auch das erzeugt Probleme:


    Zitat

    [...] A significant proportion of the world’s 1.89 million seafarers originate from Russia and Ukraine: according to the International Chamber of Shipping (ICS), Russian seafarers account for just over 10% of the shipping industry’s total workforce, while a further 4% are from Ukraine. With many direct flights to Russia suspended, and with fewer vessels calling at Russian and Ukrainian ports, seafarers from these countries may struggle to return home at the end of the current contracts.


    Ein paar genauere Angaben zu Logistikunternehmen, die nicht mehr am russischen Handel teilnehmen:


    https://www.logisticsmgmt.com/…om_one_crisis_to_the_next


    Zitat

    The international liner shipping companies reacted with an immediate booking stop first for cargo to and from Ukraine, then for cargo that was no longer allowed to be transported to and from Russian ports due to the EU sanctions in force against Russia.


    Except for COSCO, five of the world’s six largest liner shipping companies (CMA CGM, MSC, Maersk, Hapag-Lloyd and ONE) have dropped Russia from their schedule. The consequences are backlogs and delays in various European transshipment ports, as re-routing and interim storage of cargo are often difficult to manage due to the lack of capacity and cause additional costs. MSC has already warned that alternative capacities for unloading cargo at port sites, for example in the Black Sea and the Mediterranean, are becoming increasingly scarce.


    Aber das Problem besteht allgemeiner bei anderen am russischen Handel beteiligten Branchen:


    https://www.reuters.com/busine…d-food-supply-2022-03-23/


    Zitat

    Sanctions have disrupted sales of fertilizer and crops from Russia. Many Western banks and traders are steering clear of Russian supplies for fear of running afoul of the rapidly changing rules, while shipping firms are avoiding the Black Sea region


    Und Düngemittelmarkt ist dadurch wirklich unter Druck:


    Zitat

    But the fertilizer crisis is in some respects more worrying because it could inhibit food production in the rest of the world that could help take up the slack, said Maximo Torero, chief economist for the U.N. Food and Agriculture Organization.


    "If we don't resolve the problem of fertilizer, and trade of fertilizers doesn't continue, then we'll have a very serious problem of [food] supply next year," Torero told Reuters.


    Was letztlich heißt die nächste Ernte ist schon beeinträchtigt.


    Kurz gesagt, ja diese Sanktionen erzeugen Probleme für die Nahrungsmittelversorgung der Welt und zwar nicht wenig.

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