Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Ich glaube, dass du den Sinn des Videos nicht ganz verstanden hast.

    Doch, doch. Der Sinn dieses Videos war es, sich auf das Niveau der völkischen Geschichtsverdreherei Putins herab zu begeben und derselben eine möglichst autoritativ vorgetragene eigene Interpretation engegen zu stellen.


    Da ich aber von vorne herein noch nie der Anscht war, dass Putins "historische" Einlassungen irgendeinen anderen Zweck hatten, als seine Interventionen in der Ukraine gegenüber seiner eigenen Bevölkerung mit völkischer Propaganda zu legitimieren, brauche ich auch keinen selbsternannten Historiker, der mir auf Youtube völkische Gegenpropaganda vorliest.


    Der Punkt ist, dass das zur möglchst schnellen Beendigung des Angriffskrieges von äußerst untergeordneter Bedeutung ist, weil wir hier aus dem Westen null Einfluss darauf haben, wie russische Regierungspropaganda in Russland rezipiert wird, und niemand, der hier im Forum die westliche Haltung kritisch sieht, jemals geäußert hat, dass er Putin für einen großen Historiker hielte.

    Etwas was den von dir bevorzugten "Influencern" anscheinend fehlt.

    Welche "Influencer" bevorzuge ich denn?


    ich poste hier hauptsächlich geschriebene - gerne auch mal längere - Artikel die keiner liest, weil alle nur noch Videos gucken und Podcasts hören und sich dann für mündige, aufgeklärte BürgerInnen halten, weil das offenbar im Gehirn unter "hab' ich mal von woanders so gehört, also stimmt's" als Faktum abgespeichert wird.

  • Nicht freiwillig. Sie wussten, dass sie es nicht mehr schaffen, Kiew einzunehmen, und dass ihre Streitkräfte aufgerieben werden, wenn sie sich nicht zurückziehen. Aber im Donbaz hoffen sie, militärisch sich halten zu können.


    Also ich würde nicht zugestehen, dass sie versucht haben Kiew einzunehmen, aber nehmen wir mal an, sie waren dort tatsächlich stark unter Druck. Im Rest des Nordens, wo sie mit Tschernihiw und Sumy zwei Zentren nahe an der russischen Grenze umzingelt hatten, galt das nicht. Der Rückzug im Norden ist freiwillig erfolgt, um Kampfkraft an der vorbereiteten Front im Donezbecken zu konzentrieren.


    Gerüchte aus der russischen Abteilung für hybride Kriegsführung. [...] Klar, kommt es nur außerhalb merkwürdig rüber, da wo man nicht am Tropf der russischen Propaganda hängt.


    Aus dem ukrainischen Wahlkampf von 2019? Ach warte natürlich, deshalb hat dieser fiese Pro-Russe Poroschenko das gegen (den noch pro-russischeren) Selenskyj eingesetzt:


    https://taz.de/Ukraine-vor-der-Stichwahl/!5586959/


    Ich würde vermuten, noch eher als den Russen war Ukrainern wie Olga klar auf wen Putins Bemerkungen gemünzt sind:


    Zitat

    "Ich habe am 31. März Selenski gewählt, einfach weil ich Poroschenko eine Lektion erteilen wollte", berichtet Olga, eine junge Friseurin aus Kiew, der taz. "Doch irgendwas wird da schon dran sein an den Gerüchten, Selenski würde Drogen konsumieren." Auch ihr sei dessen Euphorie am Wahlabend unnatürlich vorgekommen.


    Insofern mag die Instrumentalisierung der Gerüchte Propaganda sein, aber deine "drogensüchtigen Juden-Nazis der Regierung in Kiew" sind halt genauso westliche Propaganda.


    Ja, nach der Invasion. Davor hat er anderes behauptet. Sobald eine Lüge nicht mehr zu halten ist, weil die Fakten zu offensichtlich werden, kommt eine neue.


    Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Das war die Ansprache von Putin zur Invasion:


    https://web.archive.org/web/20…ents/president/news/67843


    Zitat

    In this context, in accordance with Article 51 (Chapter VII) of the UN Charter, with permission of Russia's Federation Council, and in execution of the treaties of friendship and mutual assistance with the Donetsk People's Republic and the Lugansk People's Republic, ratified by the Federal Assembly on February 22, I made a decision to carry out a special military operation.



    The purpose of this operation is to protect people who, for eight years now, have been facing humiliation and genocide perpetrated by the Kiev regime. To this end, we will seek to demilitarise and denazify Ukraine, as well as bring to trial those who perpetrated numerous bloody crimes against civilians, including against citizens of the Russian Federation.


    In dem Moment, wo russische Soldaten auf das weitere Territorium der Ukraine vorgedrungen sind, wurde das ganze als militärische Spezialoperation bezeichnet.


    Die Russen werfen den Ukrainern alles möglich vor. Ich sehe nur nicht, was man daraus ableiten könnte, [...]


    Wie gesagt, such dir einen Z-Fan.

  • Wenn er hingegen behauptet, er wolle die Ukraine "entnazifizieren", dann ist das seine Strategie - also die Wahrheit - und seine tatsächliche Absicht ist es, alle UkrainerInnen die nicht beweisen können, dass sie keine Nazis sind zu versklaven und zu ermorden (und ggf. vorher noch zu vergewaltigen).

    Ne. Das ist auch Taktik. Strategie sind die größeren Ziele. Die multipolare Weltordnung. Ein Europa von Wladiwostok bis Lissabon. Ukrainer und Russen sind ein Volk.

  • Ne. Das ist auch Taktik.

    Moment mal... jetzt bin ich verwirrt. Wenn das Taktik ist und Putin taktisch immer lügt, willst Du mir dann damit sagen, dass er die Ukraine gar nicht "entanzifizieren" und alle UkrainerInnen die nicht beweisen können, dass sie keine Nazis sind, gar nicht vergewaltigen und ermorden will?


    Oder meinst Du dass das mit dem Ermorden und Vergewaltigen eher gemacht wird, um das Brudervolk, das ja - wie Du selbst (s.u.) anmerkst - aus stragtegischer Sicht praktisch identisch mit dem russischen ist, auszurotten, bzw. um völkische RussInnen zu SklavInnen völkischer RussInnen zu machen?


    Ich glaube, dein Haltungskompass ist kaputt. Das ergibt ja gar keinen Sinn.

    Die multipolare Weltordnung. Ein Europa von Wladiwostok bis Lissabon. Ukrainer und Russen sind ein Volk.

    Ich gehe natürlich gar nicht erst davon aus, dass Dir bewusst sein könnte, dass dieses "von Lissabon bis Wladiwostok" nie als Beschreibung eines russischen Reiches unter Putins Alleinherrschaft gemeint war, sondern ein mehrfach offen ausgesprochenes Angebot Putins an die EU, gemeinsam mit Russland (und eventuell China) einen Eurasischen Wirtschaftsraum zu eröffnen, an dem sich alle Kapitalisten zwischen Atlantik und Pazifik dumm und dämlich hätten verdienen sollen - und bei dem die USA etwas doof in die Röhre geguckt hätten, weshalb sie ja auch folgerichtig alles daran gesetzt haben diese Verteifung der wirtschaftlichen Beziehungen zu torpedieren, indem sie z.B. die Ukraine zum inoffiziellen NATO-Mitglied erhoben, und in halb Osteuropa nationalistische und russophobe Bewegungen befördert haben.


    Aber Dir sollte wenigstens selbst auffallen, dass "Multipolare Weltordnung" und "Ein Europa von Wladiwostok bis Lissabon" sich ein bisschen widersprechen.

  • Also ich würde nicht zugestehen, dass sie versucht haben Kiew einzunehmen

    Ach die sind aus Spaß durch Tschernobyl gefahren und haben dann Kiew paar Wochen belagert. Die wollten die Stadt gar nicht erobern.


    ein mehrfach offen ausgesprochenes Angebot Putins an die EU, gemeinsam mit Russland (und eventuell China) einen Eurasischen Wirtschaftsraum zu eröffnen, an dem sich alle Kapitalisten zwischen Atlantik und Pazifik dumm und dämlich hätten verdienen sollen

    Da müsste Russland aber vorher Demokratisch werden, und aufhören allen die widersprechen mit T-72-Panzern eines auf den Deckel geben zu wollen, dann wären vielleicht die Angebote an Ukraine und EU etwas attraktiver. Wenn Putin eines geschafft hat, dann die EU wieder Richtung Amerika zu schieben - besten Dank.

  • Ist mir jetzt auch schon öfters aufgefallen, wie aus diesem vor Jahren schon beworbenen Handelsraum eine imperialistische Ambition Putins umgedichtet wird. Wieder sehr naiv von mir, aber ich dachte ernsthaft, dieses billige misframing wäre auch für den letzten zu dumm.

  • ich dachte ernsthaft, dieses billige misframing wäre auch für den letzten zu dumm.

    Nicht wenn man die richtige Haltung™ hat!


    Da müsste Russland aber vorher Demokratisch werden, und aufhören allen die widersprechen mit T-72-Panzern eines auf den Deckel geben zu wollen, dann wären vielleicht die Angebote an Ukraine und EU etwas attraktiver. Wenn Putin eines geschafft hat, dann die EU wieder Richtung Amerika zu schieben - besten Dank.


    Wem das jetzt zu anti-dialektisch ist, weil die Synthese als erstes kommt und dann erst These und Antithese interpoliert werden, der hat nicht verstanden, dass die Zeit nach der Zeitenwende rückwärts läuft. Wirkung vor Ursache, Gegenwart vor Geschichte, Ergebnis vor Gleichung, Kackwurst vor Weißwurscht.

  • Könnte eventuell ein klitzekleines bisschen an Putins Kriegen der letzten 15 Jahren liegen.


    Ja das macht total Sinn, Tilman, dass wir keine engen Handelsbeziehungen mit 10.000 seitigen Handelsverträgen mit Staaten unterhalten, die irgendwo Regime stürzen, völkerrechtswidrig Bomben werfen, oder gar einmarschieren und ein paar hunderttausend Menschen umbringen.

  • Nein, sorry. Putin steht der EU seit langem äußerst Unfreundlich gegenüber. Er hat die Flüchtlingskrise 2015 nicht nur durch seinen Syrien-Krieg befeuert, sondern über sein als AfD-Parteizeitung ausgebautes RTDeutsch auch noch Stimmung gegen die Flüchtlinge gemacht. Er hat Flüchtlinge nach Belarus schaffen lassen, um Stimmung zu machen (übrigens um die Bundestagswahl herum). Er hat durch die ganze Corona-Krise hindurch Stimmung über RT gegen die Impfung gemacht, obwohl in Russland selbstverständlich auch geimpft wurde. Das ist eine so bösartige Einmischung, der Typ will alles nur nicht freundschaftlich mit Europa zusammenarbeiten. Der will seinen Stiefel durchdrücken. In einer optimistischeren Sicht will er nur der Hegemon Europas werden, aber wenn sich Möglichkeiten ergeben Europa komplett zu beherrschen würde er sie selbstverständlich nutzen. Das ist der Grund, warum jetzt Europa schlagkräftige Armeen braucht, um auch ohne Amerika (vielleicht in zwei Jahren Trump!) sich verteidigen zu können. Putin ist nicht doof, wenn er sich die Finger verbrennt lässt er es natürlich. Aber wenn jemand Schwäche zeigt, dann greift er kaltblütig zu. Da sollte sich niemand Illusionen machen.

  • Siehe Grosny oder Aleppo, wenn zwei Parteien mit dem groben Besteck spielen dann bleibt da nichts mehr übrig. Das passt eben nicht zum geforderten Zivilistenschutz, die Verhandlungen liefen da noch, rückblickend würde ich das nicht als Schwäche deuten (auch nicht als Spritmangel).


    Die USA hätten Shock and Awe mäßig die Hauptstadt dem Boden gleichgemacht, unter den ersten Treffern wären alle Regierungsgebäude/Privatvillen gewesen und wer dann noch etwas auf Soldaten schmeißt wird beschossen (kennen wir doch).


    Die Zahl der rechten Milizen sinkt wohl rapide, auch wenn ich denke es gibt da ein strukturelles Anschauungsproblem das dem schnell wieder Nachschub zuführt. Man müsste da wie die Besatzer damals auch erzieherisch tätig werden, Medien im Auge behalten, Lehrpläne checken, entnazifiziern der Gesellschaft - man muss vermitteln das es ein Gift ist das sonst wieder das Land zerstört (bei uns hat es ja funktioniert).

  • ich poste hier hauptsächlich geschriebene - gerne auch mal längere - Artikel die keiner liest, weil alle nur noch Videos gucken und Podcasts hören und sich dann für mündige, aufgeklärte BürgerInnen halten, weil das offenbar im Gehirn unter "hab' ich mal von woanders so gehört, also stimmt's" als Faktum abgespeichert wird.

    Mir ist schon klar, dass der Affe sich bei langen Texten wohlfühlt in denen überall der antikommunistische Poltergeist verortet wird, wie denen von Daniel Lazare.


    Sein Problem ist, dass Leute diese Texte dann wirklich lesen, und sie als das entlarven, was sie wirklich sind: Totale Zeitverschwendung mit verschwindend geringen Erkenntnisgewinn.

    ..., brauche ich auch keinen selbsternannten Historiker, der mir auf Youtube völkische Gegenpropaganda vorliest.

    Was hat es mit den "selbsternannten" Historiker auf sich. Jemand mit einem Masterabschluss in Geschichte, der auf Youtube Geschichtevideos zu seiner Spezialisierung Europa macht, ist kein Historiker?


    Was für ein deutscher Boomertake. "Er muss erst einen Ph.D. erreichen und eine Post-Doc-Stelle an einer Universität bekommen, bis dahin nenne ich ihn 'selbsternannter' Historiker. STAMPF! STAMPF! SCHNAUF! SCHNAUF!"

  • Man müsste da wie die Besatzer damals auch erzieherisch tätig werden, Medien im Auge behalten, Lehrpläne checken, entnazifiziern der Gesellschaft - man muss vermitteln das es ein Gift ist das sonst wieder das Land zerstört (bei uns hat es ja funktioniert).

    Naja, auch nur bedingt. Das Interesse war nicht bei allen besonders groß. Der BND zehrt von der Vergangenheit noch heute, anderen Institutionen dürften ähnliche Probleme haben, wenn auch weniger ausgeprägt.

    Zitat von David Talbot

    Es war eine der tieferen Ironien der Geschichte, dass es ausgerechnet Joseph Stalin war, der darauf bestand, die Naziführer vor Gericht zu stellen und die westlichen Alliierten über die Vorzüge eines ordentlichen Verfahrens zu belehren. ... Der sowjetische Regierungschef habe Churchill mitgeteilt, dass es »keine Exekutionen ohne vorausgehende Verfahren geben [dürfe]; sonst würde die Welt sagen, wir fürchteten uns, die Verbrecher vor Gericht
    zu stellen
    …«
    Roosevelt ließ sich schließlich auf die Idee eines internationalen Kriegsverbrechertribunals ein. Aber wieder schlug ihm aus seinem eigenen Außenministerium kräftiger Widerstand entgegen. George Kennan, später eine Legende der amerikanischen Außenpolitik, arbeitete als junger Diplomat bei Ausbruch des Kriegs in der US-Botschaft in Berlin und war einer derjenigen, die sich vehement gegen eine Bestrafung von Nazikriegsverbrechern aussprachen.
    Diese Führer aus der deutschen Gesellschaft zu beseitigen wäre nicht nur beim deutschen Volk sehr unpopulär, argumentierte Kennan, es würde auch zu starken Störungen führen. »Wir würden keine andere Gruppe von Leuten finden, die kompetent wäre, die Bürde [der Führung Nachkriegsdeutschlands] auf sich zu nehmen«, insistierte er. »Ob es uns nun gefällt oder nicht, neun Zehntel von dem, was in Deutschland stark, fähig und angesehen ist«, trage den Makel des Nationalsozialismus.
    Erst Ende 1943 begann eine kleine, unterfinanzierte internationale Kommission die dringliche Aufgabe in Angriff zu nehmen,

  • Nein, sorry. Putin steht der EU seit langem äußerst Unfreundlich gegenüber. Er hat die Flüchtlingskrise 2015 nicht nur durch seinen Syrien-Krieg befeuert, sondern über sein als AfD-Parteizeitung ausgebautes RTDeutsch auch noch Stimmung gegen die Flüchtlinge gemacht. Er hat Flüchtlinge nach Belarus schaffen lassen, um Stimmung zu machen (übrigens um die Bundestagswahl herum). Er hat durch die ganze Corona-Krise hindurch Stimmung über RT gegen die Impfung gemacht, obwohl in Russland selbstverständlich auch geimpft wurde. Das ist eine so bösartige Einmischung, der Typ will alles nur nicht freundschaftlich mit Europa zusammenarbeiten. Der will seinen Stiefel durchdrücken. In einer optimistischeren Sicht will er nur der Hegemon Europas werden, aber wenn sich Möglichkeiten ergeben Europa komplett zu beherrschen würde er sie selbstverständlich nutzen. Das ist der Grund, warum jetzt Europa schlagkräftige Armeen braucht, um auch ohne Amerika (vielleicht in zwei Jahren Trump!) sich verteidigen zu können. Putin ist nicht doof, wenn er sich die Finger verbrennt lässt er es natürlich. Aber wenn jemand Schwäche zeigt, dann greift er kaltblütig zu. Da sollte sich niemand Illusionen machen.

    Puh, Nagut. Das ist jetzt viel durcheinander. Ich geh lieber ein Bier trinken. Cheers.

  • Naja, auch nur bedingt. Das Interesse war nicht bei allen besonders groß.


    Das stimmt, Leute mit denen man irgendetwas "wuppen" konnte waren sehr beliebt. Aber das Fußvolk wurde schon pädagogisch betreut - bis wir irgendwann zuviele linke Schüler hatten, und linken Lehrern ein Berufsverbot gaben...


    Wie man es macht, es ist immer falsch : )


    Die Ukraine wird von uns unterstützt und wird so ihre eigene Dolchstoßlegende pflegen und neue Wehrsportgruppen werden blühen und gedeihen. Wie auch bei den Balten, den Polen, Hypernationlismus mit Russophobie, ein Strickmuster in den Untergang.

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