Kannst ja gerne ausführen, welche Punkte falsch waren.
Ab 10:31 fällt der lapidare Satz:
"When Russia lost the first world war to the central powers in 1917, most of the area in what is today Ukraine fell under the control of the Germans and Austro-Hungarians."
Das ist schon eine - gelinde gesagt - sehr eigenwillige Interpretation des Kriegsverlaufes, weil damit ZuschauerInnen, die sich mit diesem Thema noch nie anderweitig beschäftigt haben suggeriert wird, Russland habe den 1. Weltkrieg angefangen und verloren.
Natürlich hatte das Zarenreich imperiale Machtansprüche in seiner westlichen Nachbaraschft, die hatten aber auch "the Germans and Austro-Hungarians" in ihrer östlichen. Böse Zungen behaupten gar, das deutsche Kaiserreich habe diesen Krieg begonnen., oder ihn zumindest erst zu einem Weltrkieg eskaliert, als man die Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajewo in Berlin als Vorwand nutzte, um den österreichischen Verbündeten zu Hilfe zu kommen und einen Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland zu erklären. Um den 1. Weltkrieg "verlieren" zu können, hätte Russland ihn beginnen, und dann von seinern Gegnern geschlagen, oder zur Kapitulation gezwungen werden müssen.
Tatsächlich hat sich Russland aber eher selbst besiegt, weil dort eine Revolution stattfand in deren Verlauf der Zar gestürzt und damit die kriegführende russische Monarchie beendet und ein Friedensvertrag ausgehandeltwurde.
Diese Details - also den Umstand, dass der 1. Weltkrieg eigentlich von Deutschland und Österreich-Ungarn vom Zaun gebrochen und verloren wurde, und nicht von Russland, sowie die Tatsache, dass es russische Revolutionäre waren, die die russische Kriegsbeteiligung beedeten, lässt der selbsterklärte Historiker, Osteuropaexperte und Youtube-Influencer Matus Laser aus der Slovakei leider nonchalant unter den Tisch fallen.
Warum er das tut - ob es Absicht ist, oder ob er es nicht besser weiß - erschliesst sich dem Zuschauer leider nicht. Mangels eigenen Detailwissens über die Geschichte der Ukraine kann ich auch nicht nachprüfen, ob sein Vortrag noch mehr solcher Fehler oder Auslassungen enthält, aber es fällt schon auf, dass diese kleine aber sehr spezielle Verdrehung eines wichtigen Teils der russischen Geschichte sich hervorragend dazu eignet, den generellen Tenor des Videos zu unterstreichen, welcher ganz klar gegen Putins eigene kreative Umdeutung des historischen Geschehens gerichtet ist, und offensichtlich darauf abzielt, Russland als historischen Aggressor darzustellen, gegen den sich die aufrechten Westslaven in seiner Nachbarschaft schon immer tapfer zur Wehr setzen mussten.
Auch die expansiven, bzw. imperialistischen König- und Kaisserreiche Polen und Litauen, sowie Ungarn-Österreich, die sich zu früheren Zeiten große Teile der heutigen Ukraine gewaltsam einverleibten, kommen in dieser Erzählung im Verhältnis zu Russland nur als Nebendarsteller vor.
Gänzlich unerwähnt bleibt, dass die Ukrainischen Nationalisten während des zweiten Weltkrieges nicht einfach nur Kollaborateure waren, die sich mit den Nazis nur unter Zwang verbündeten, um sich vor deren Vernichtungsaktionen zu schützen, und sich dann später als tapfere Partisanen betätigten, so wie es in vielen anderen von den Deutschen besetzten Ländern der Fall war, sondern dass es in der Ukraine eine Faschistische Partei gab, die sich aktiv an Pogromen der SS beteiligte, welche nicht nur gegen Russen und Kommunisten, sondern auch gegen ukrainische Juden und andere ethnische Minderheiten verübt wurden.
Das eigentlich interessante an diesem Video ist aber, dass Du es hier als Alternative zu dem von Wemir geposteten Video reingestellt hast, weil es eigentlich eine völlig andere Thematik behandelt, indem es keine Analyse der politischen Entwicklungen der Post-Sowjetischen Ära betreibt, sondern die historischen Konflikte der letzten tausend Jahre aus der Perspektive eines Kampfes zwischen Ethnien betrachtet.
Damit tut der Verfassser eigentlich genau das, was man Putin - zum Teil auch völlig zu recht - vorwirft, nur mit vertauschten Rollen: Er reduziert einen geopolitischen Konflikt, der von den USA und ihren NATO-Verbündeten über die letzten dreißig Jahre politisch vorangetrieben, und schliesslich von Russland zu einem brutalen Stellvertreterkrieg eskaliert wurde, zu einem Kampf zwischen Volksgruppen, der schon seit Jahrhunderten von den guten Völkern Osteuropas gegen das böse Volk der eurasisch-russischen Barbaren geführt wird.
Kann man so sehen. Aber gerade aus der Sicht eines Landes, das sich in der jüngeren Vergangenheit wie kein anderes Land der Welt als Verteidiger eines besonder guten und tapferen Volkes gegen die aus Sicht seiner Volksführer minderwertigen, feigen und bösen Völker in seiner östlichen Nachbarschaft hervor getan hat, sollte man vielleicht etwas vorsichtiger mit "historischen" Deutungen umgehen, die sich darauf kaprizieren, genau einem der vielen Völker die sich in den letzten tausend Jahren in Europa gegenseitig überfallen, ausgeplündert und ermordet haben, die Rolle des Schurkenvolkes zuzuweisen.