Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • In dem Thread wird der Deutsch-Polnische Pipeline-Deal erklärt, der Deutschland unabhängig von Russland machen soll:

  • In dem Thread wird der Deutsch-Polnische Pipeline-Deal erklärt, der Deutschland unabhängig von Russland machen soll:

    Ja aber wo kommt denn das Öl her, das Deutschland laut diesem thread angeblich per Schiff nach Polen schippert, um es in eine polnische Pipeline einzuspeisen, die es dann über den polnischen Teil der russische Pipeline zurück nach Deutschland leiten soll, während Polen sich (lt. Politico - s.o.) weiter vorbehält, sich erst zum Jahresende von dem 64% Anteil an russischem Öl loszusagen?


    Da fehlen immer noch ein paar "technische" Details.

  • Fridman besitzt Medien in Russland über die er Anti-Kriegs Propaganda betreibt? Ich finde bei Google nur, dass er sich in westlichen Medien kritisch äußert.


    Das war der Unterschied, den ich gemacht habe: Fridman persönlich kann sich dagegen äußern, aber ein russisches Medium, das er kontrolliert (und erheblich ist), würde besonders in der jetzigen Lage vermutlich im ersten Schritt durch die Gesetzgebung gegen Falschinformationen über den Krieg ausgeschaltet werden. Aber wenn man das mal umkehrt und in Deutschland ein Privatsender den Krieg befürworten würde, hätten wir auch entsprechende Gesetze zum Beispiel genau gegen die öffentliche Befürwortung eines völkerrechtswidrigen Angriffskriegs und danach auch andere Repressionsmittel wie der Entzug einer Sendelizenz.


    Gegen die russischen Auslandsstaatsmedien ist man ja schon vorher vorgegangen mit dem Argument, dass sie versuchen in die deutsche Politik einzugreifen. Mit anderen Worten, weil sie als Bedrohung des Systems gesehen wurden. Mit dem Krieg wurden sie dann EU-weit verboten, übrigens auf rechtlich durchaus fragwürdigem Weg:


    https://www.lto.de/recht/hinte…kompetenzueberschreitung/


    Sprich, es gibt überhaupt keine Bedrohung für die Herrschaftsstrukturen in Frankreich? In Russland aber schon?


    Das ist sicherlich ein Unterschied zu einem autoritären Staat, solange die kapitalistische Ordnung nicht angetastet wird, ist die konkrete Staatsführung aus Sicht wichtiger Elemente der Oligarchie recht austauschbar. Und ich würde sagen selbst Jean-Luc Mélenchon wird da noch nicht als enorme Bedrohung gesehen, allerdings sind Macron und Le Pen aus dieser Perspektive vermutlich austauschbarer als Mélenchon. In einem autoritären Staat will die herrschende Gruppierung ihre dominante Position behalten, was aber nicht heißt, dass alle anderen Fraktionen gar keinen Spielraum haben. Sonst würde man von einem Totalitarismus sprechen, was meines Erachtens eine eher theoretische Konstruktion ist.

  • Ich kann dieses Erpressung-mit-Gas-Geleier insbesondere von der EU-Kommission nicht mehr hören. Ich verstehe bis heute nicht, wo eigentlich der große Unterschied ist. Vorher wurde Gazprom von dem europäischen Käufer mit Euro oder US-Dollar bezahlt, jetzt wird bei der Gazprom-Bank in Euro oder US-Dollar eingezahlt. Diese tauscht den Betrag dann in Rubel, das auf ein Konto für den Käufer geht, von dem das Gas bezahlt wird. Warum dieser Modus eine Rubel-Rally ausgelöst hat, ist mir komplett schleierhaft. In jedem Fall scheint mir das eine Kleinigkeit zu sein, die vermutlich mit den bestehenden Verträgen kompatibel ist. Insofern weigern sich Polen und Bulgarien schlicht zu bezahlen, selbst wenn das mit diesem kleinen Zugeständnis einhergeht, und wenn mit Ansage nicht bezahlt wird, dann fließt natürlich auch kein Gas.

  • In Lord of War wurde einfach der Schiffsname getauscht. Funktioniert sicher auch bei der heißen Ware aus Russland.

    Jo, mehr oder weniger, es hat sich laut folgendem Artikel vom 23.04.2022 bereits "ein undurchsichtiger Markt gebildet, der die Herkunft des Öls verschleiert"...

    Wie der Westen heimlich russisches Öl kauft

    Die Spur führt aufs Meer: Viele Konzerne haben angekündigt, ihre Importe aus Russland massiv einzuschränken. Doch Schiffsverfolgungsdaten zeigen, dass EU-Staaten zuletzt wieder mehr russisches Öl eingeführt haben.

    Obwohl die Europäische Union (EU) noch kein offizielles Öl-Embargo erlassen hat, sanktioniert der Markt sich quasi selbst. Die Ölhändler sorgen sich um ihre Reputation, die der Handel mit Rohöl einer Regierung mit sich bringt, die der Kriegsverbrechen beschuldigt wird. Aktuelle Daten zeigen jedoch, dass Russland zuletzt wieder mehr Öl an den Westen verkauft hat – und damit seinem Paria-Status auf den Weltenergiemärkten trotzt. Dazu nutzen die Beteiligten eine alte Praxis, die schon in der Vergangenheit Exporte aus sanktionierten Ländern wie dem Iran und Venezuela ermöglicht hat.

    ...

    Der simple Trick, den man aus den Schiffsverfolgungsdaten herauslesen kann: Verschifft wird das Öl aus russischen Häfen zunehmend mit angeblich unbekanntem Ziel. Nach Angaben von TankerTrackers.com wurden im April bisher mehr als 11,1 Millionen Barrel in Tankschiffe verladen, die bei ihrem Start keine fest geplante Route hatten – mehr als in jedes andere Land. Vor dem Ukraine-Krieg kam das so gut wie nie vor. So hat sich ein undurchsichtiger Markt gebildet, der die Herkunft des Öls verschleiert.

    Die Kennzeichnung "Bestimmungsort unbekannt" ist laut Analysten und Händlern ein Zeichen dafür, dass das Öl zunächst auf See zu größeren Schiffen gebracht und dort erneut verladen wird. Das Rohöl aus Russland wird dann an Bord mit der Schiffsladung aus anderen Herkunftsländern vermischt, sodass am Ende nicht klar ist, woher die Tankerfracht eigentlich stammt.

    ...

    Dass die Herkunft des Öls auf diese Weise verschleiert wird, kommt den Abnehmerländern aus mehreren Gründen zupass: Sie gelangen so weiterhin an dringend benötigtes Rohöl, um die eigene Wirtschaft am Laufen zu halten, und verhindern weitere Anstiege der Kraftstoffpreise auf dem heimischen Markt. Gleichzeitig profitieren sie von hohen Rabatten im Vergleich zu nicht-russischem Rohöl.

  • Finnland will laut TASS auch nicht in Rubel zahlen:


    https://tass.com/economy/1444429


    Zitat

    STOCKHOLM, April 27. /TASS/. Finland does not intend to agree with the Russia’s condition of paying for gas supplied from Russia in rubles, Minister for European Affairs and Ownership Steering Tytti Tuppurainen told Helsingin Sanomat newspaper.


    "We make the decision in the government committee for economic policy that Finland will not opt for ruble payments," the newspaper said, citing the Minister.


    The government’s position was communicated to Finnish state-owned gas company Gasum, Tuppurainen added.


    Allerdings habe ich sonst noch keine Bestätigung dazu gefunden.


    Gehe ich eigentlich richtig in der Annahme, dass Gazprom weiterhin nicht auf dem Spotmarkt verkauft? Wenn ja, dann bedeutet das doch, dass jedes Land, das die "Rubel-Zahlung" verweigert, die insgesamt in den europäischen Markt fließende Menge vermindert, weil diese Menge durch die Langzeitverträge bestimmt wird und nicht von einem anderen Land übernommen werden kann. Bestenfalls haben diese Verträge Optionen auf mehr Abnahme - ich würde allerdings denken, dass die schon gezogen wurden. Dieser Fehlbetrag muss jetzt natürlich zumindestens teilweise auf dem Spotmarkt ausgeglichen werden, auf dem allerdings bereits Knappheit herrscht.


    Mit anderen Worten jedes Land, dass sich die politischen Akt des Widerstandes leistet, verschlimmert die Energiepreiskrise weiter. Krass wir rauschen echt in eine schwere Wirtschaftskrise rein und kaum Anzeichen von Gegenmaßnahmen. Im Gegenteil man arbeitet daran, wie man sich trotz der Lage noch weitere Sanktionen leisten kann.

  • „Der Wert des Wertes ist der Wert an sich. Er ist viel wert und eigentlich unbezahlbar.“

  • Nun also doch: Deutschland liefert mit den Gepard-Panzern erstmals schweres Kriegsmaterial an die ukrainischen Streitkräfte. Das Herzstück des Panzers aus den 1970er-Jahren besteht aus Schweizer Technik: Die 35-Millimeter-Zwillingskanone des Gepards sowie die dazugehörige Munition wurden von der damaligen Oerlikon-Bührle hergestellt. ...


    Nun zeigt die «Rundschau», dass es in einem der abgelehnten Gesuche um Munition für den Gepard-Panzer ging.

    Ich muss ja ehrlich sagen, mir gefiel die Idee einer Alibi-Lieferung auf den ersten Blick. Leider öffnet sie auch gleichzeitig die Büchse der Pandora.

  • Aber wenn man das mal umkehrt und in Deutschland ein Privatsender den Krieg befürworten würde, hätten wir auch entsprechende Gesetze zum Beispiel genau gegen die öffentliche Befürwortung eines völkerrechtswidrigen Angriffskriegs und danach auch andere Repressionsmittel wie der Entzug einer Sendelizenz.

    Wieso umkehren? Wenn ein Deutscher Privatsender gegen unseren Krieg wäre, analog zu einem russischen Privatsender der gegen Russlands Krieg ist. Gegen den Wirtschaftskrieg Deutschlands, gegen die Waffenlieferungen Deutschlands, oder sogar gegen den Krieg der Ukraine, wie Precht zum Beispiel, könnte er trotzdem weiter senden.

  • Ich kann dieses Erpressung-mit-Gas-Geleier insbesondere von der EU-Kommission nicht mehr hören. Ich verstehe bis heute nicht, wo eigentlich der große Unterschied ist. Vorher wurde Gazprom von dem europäischen Käufer mit Euro oder US-Dollar bezahlt, jetzt wird bei der Gazprom-Bank in Euro oder US-Dollar eingezahlt. Diese tauscht den Betrag dann in Rubel, das auf ein Konto für den Käufer geht, von dem das Gas bezahlt wird. Warum dieser Modus eine Rubel-Rally ausgelöst hat, ist mir komplett schleierhaft

    Vielleicht erklärt sich das hiermit:

    EU schätzt Gasstreit mit Russland kritischer ein als sie zugibt

    Mehrere Krisensitzungen von Brüsseler Diplomaten seit Putins "Rubel-Erlass". Wer sich am Ende durchsetzt, scheint offen.

    Wobei Telepolis hier mal wieder ohne überprüfbare Quellenangaben arbeitet und man nicht so genau sagen kann, ob das wirklich so stimmt. So wie es in dem Artikel dargestellt wird, ist es aber offensichtlich nicht das selbe wie vor dem Putinschen "Rubelerlass", weil die Gazprom-Bank die Euros und Dollars zum laufenden Kurs am freien Markt umtauscht. Steigt der Rubelkurs (den die russische Zentralbank kontrolliert), dann steigen auch die Preise in Nicht-Rubelwährungen, obwohl sie in Rubel gleich bleiben. Kreative Finanzmartkjongleuere mit ordentlich Spielgeld und Mut zum Risiko haben sich das mit Sicherheit schon zu Nutze gemacht, und sich ein schönes Rubelpolster angelegt, als der Kurs kurzzeitig abstürzte.


    Im Artikel heißt es weiter:

    [...] Ein Problem ist auch die Übertragung des Währungsrisikos auf die europäischen Importeure. Denn wenn sich im Verlauf des mehrstufigen Umtauschprozesses die Kurse zuungunsten der Käufer verändern, müssen diese die Differenz begleichen. Dabei legt die russische Zentralbank die Wechselkurse fest.

    Zudem hat Gazprom inzwischen bekanntgegeben hat, dass eine Weitergabe von russischem Gas an andere Konsumenten als Vertragsverletzung gesehen werde und einen Lieferstopp zufolge haben könne. Das kann als Frontalangriff auf eine geplante EU-Gaseinkaufsplattform gewertet werden.

    Mit dieser Plattform wollen die Mitgliedsstaaten ein Instrument schaffen, um auf dem Weltmarkt mit gemeinsamer Marktstärke aufzutreten. Die Russen wollen das für ihr Gas offenbar unterbinden. [...]


    Damit könnte also auch die Gas-Verschieberei zwischen dem "russenfreundlichen" Deutschland und besonders freiheitsliebenden Osteuropäern ein Ende haben, mit welcher sich letztere bisher nach außen als besonders stramme Antiputinisten gerieren konnten, während sie sich hintenrum russisches Gas aus Deutschland einführen ließen.

  • Die Türkei trollt doch EU und NATO : )


  • So wie es in dem Artikel dargestellt wird, ist es aber offensichtlich nicht das selbe wie vor dem Putinschen "Rubelerlass", weil die Gazprom-Bank die Euros und Dollars zum laufenden Kurs am freien Markt umtauscht. Steigt der Rubelkurs (den die russische Zentralbank kontrolliert), dann steigen auch die Preise in Nicht-Rubelwährungen, obwohl sie in Rubel gleich bleiben.

    Zitat

    Ein Problem ist auch die Übertragung des Währungsrisikos auf die europäischen Importeure. Denn wenn sich im Verlauf des mehrstufigen Umtauschprozesses die Kurse zuungunsten der Käufer verändern, müssen diese die Differenz begleichen. Dabei legt die russische Zentralbank die Wechselkurse fest.


    Naja, die Zentralbank legt den Rubelkurs anhand der laufenden Währungsgeschäfte fest. Und ich nehme an, wenn man als Erdgaskäufer mit Euro oder US-Dollar bezahlt, dann sind die Preise in den Verträgen auch darin festgelegt. Dann müsste das Risiko, wieviel Rubel sie in dem Moment bekommen doch eigentlich weiter bei Gazprom liegen.


    Zitat

    Bislang wurde davon ausgegangen, dass in den meisten Fällen EU-Konten, häufig nicht bei der Gazprom_ank, sondern bei anderen Kreditinstituten, für Zahlungen im Rahmen von Lieferverträgen verwendet werden können.


    Aber was macht das für einen Unterschied, solange das Geld am Ende bei Gazprom landet? Deren Konto ist doch nicht unter westlicher Kontrolle.

  • Die Türkei trollt doch EU und NATO : )


    Die wollen halt, dass die russischen Touristen weiter zu ihnen kommen. Ich kann mir zwar vorstellen, dass Erdogan hier auch zurückzahlt an die westlichen Eliten, die für seinen Abtritt zuletzt durch die Währungskrise die Daumen gedrückt haben, aber letztlich verfolgt die Türkei einfach ihre eigenen Interessen. Man stelle sich mal vor, wir hätten die türkische EU-Integration ernsthafter vorangetrieben, wie dann jetzt die Situation im Schwarzen Meer aussehen könnte.

  • Wieso umkehren? Wenn ein Deutscher Privatsender gegen unseren Krieg wäre, analog zu einem russischen Privatsender der gegen Russlands Krieg ist. Gegen den Wirtschaftskrieg Deutschlands, gegen die Waffenlieferungen Deutschlands, oder sogar gegen den Krieg der Ukraine, wie Precht zum Beispiel, könnte er trotzdem weiter senden.


    Das ist aus deutscher Sicht aber nicht mal eine annäherend ähnliche Bedrohungslage. Am Anfang wurde im Prinzip recht klar gegenüber Russland kommunziert, dass man die russische Bevölkerung aufrufen will den Krieg zu stoppen, wenn nicht gleich das Regime zu stürzen. "Gegen den Wirtschaftskrieg Deutschlands, gegen die Waffenlieferungen Deutschlands, oder sogar gegen den Krieg der Ukraine" bei uns ist dagegen schon eher eine Maßnahme zum Regimeerhalt.

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