Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Precht kriegt ganz schön Gegenwind, seit er nicht mehr Mainstream ist, was Covid und Ukraine angeht. Kann mich nicht erinnern davor auch nur ein kritisches Wort über ihn gelesen zu haben. Inzwischen ist schon fraglich, ob er überhaupt ein Philosoph ist.

    Möglich. Nun muss man aber auch kein Philosoph sein, um Lanz' reaktionäres Bullshitbingo zu identifizieren. Ich kann das. Ich bin kein Philosoph. Ehrlich.

  • Wenn unsere gelenkte Regierung einen Krieg an Russland Grenze 8 Jahre nicht beenden will, ist das nicht auch eine Billigung eines Angriffskriegs (durch Unterlassung)?

    Ich glaube es wäre eher schwierig, der ukrainischen Armee einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg anzuhängen, wenn sie von der ukrainischen Regierung zur Bekämpfung von Aufständischen im eigenen Land eingesetzt wird, die vom Nachbarland unterstützt und mit Waffen und Munition beliefert werden.

  • Wenn unsere gelenkte Regierung einen Krieg an Russland Grenze 8 Jahre nicht beenden will, ist das nicht auch eine Billigung eines Angriffskriegs (durch Unterlassung)?

    Schili, was glaubst du, warum gerade Steinmeier jetzt so verdroschen wird? Den Begriff Steinmeier-Formel sollte man kennen und wissen, dass es Deutschland und Frankreich waren, die jahrelang auf Minsk 2 gedrängt haben. Die mediale Kommunikation nach innen muss nicht zwingend der diplomatischen Haltung eines Landes entsprechen.


    Spekulieren darf man, wie sehr der Regierungswechsel bei uns zu den jüngsten Eskalationen beigetragen hat, mit denen Deutschland augenscheinlich von seinen "Bündnispartnern" düpiert wurde.

    Fakt ist, die Drohkulisse der neuen feministischen Außenpolitik und Olaf Scholzs Kriegsrhetorik auf der jüngsten MSC waren sicher keine Hilfe mehr, um den Krieg noch aufzuhalten. Starke Politiker hätten spätestens nach Selenskies Ablehnung des Minsker Abkommen in Paris und der Drohung mit Atomwaffen in München die Ukraine öffentlich wirksam in die Pflicht genommen, bevor die Erzählung feststeht. Diese Option sah man offensichtlich nicht mehr, warum auch immer.

  • Ich glaube Carlo Masala meint euch ^^


  • Die einen sind in love mit Ex-Generälen, die anderen mit ganz aktuellen Waffensystemen und Kriegsparteien.


    What a time to be a neoliberaler Ideologe, der auf twitter noch nie was anderes gemacht hat, als alles was links ist (oder was er dafür hält) als wahlweise totalitäre Stalinisten oder naive Realitätsleugner darzustellen.

  • Wenns da nur einen Oberbefehlshaber gegeben hätte, welcher den Einmarschbefehl hätte stoppen können.



    ich weiß, total naive vorstellung.

    Klar, soweit waren wir bereits vor ein paar Wochen. Genauso könnten die Ukrainer einfach die Waffen niederlegen und sich Ihrem Schicksal ergeben. Wir sind aber nicht bei Wünsch-dir-was, genauso wenig wie die Russen. Am Ende werden alle Beteiligten trotzdem einen Kompromiss finden müssen. Die Fragen sind nur, zu welchem Preis und wie der aussehen kann. Die aktuelle Verhandlungsrunde läuft "auf dem Schlachtfeld". Deren Ergebnis bestimmt dann die Ausgangslage für die nächste.


    Der Werte-getriebene Durchschnittseuropäer kann es sich mit dieser naiven Sicht durchaus bequem machen, mit der er die Konsequenzen (auch für sich selbst) einer solchen Entscheidung nicht mehr berücksichtigen muss und sich so seiner eigenen Moral versichern kann. Für die politische Amtsträger gilt das hingegen nicht. Und da sollte man auch als deutsche Kartoffel in der Lage sein, die Perspektive zu wechseln.


    Glücklicherweise verfügen wenigstens die USA als Leitmacht des Bündnisses noch über unzählige Experten, die unermüdlich darauf hingewiesen haben, dass der Einmarschbefehl - und damit der offizielle Beitritt Russlands zum seit 2014 laufenden Bürgerkrieg, in dem die USA schon im ersten größeren Schlagabtausch genauso aktiv beteiligt waren, wie die Russen - die Konsequenz sein würde, wenn man die Ukraine in unsere Bündnisstruktur hineindrücken will. Man hätte halt nur mal auf diese intellektuellen Kapazitäten zurückgreifen müssen.


    Für Russland war dein Vorschlag spätestens in dem Moment keine Option mehr, als die nukleare Wiederbewaffnung (Selensky), mit der freien Bündniswahl (Olaf Scholz) aka NATO-Beitritt verbunden und für unverhandelbar erklärt wurden. Das Timing des Aufmarsches kurz vor zwei so wichtigen Terminen war sicher kein Zufall. Auf der anderen Seite steht ja noch im Raum, dass auch die Ukrainer kurz vor einer Großoffensive zur Rückeroberung des Donbas standen.

    Das Wiederaufflammen des weiter schwälenden Bürgerkrieges lag jedenfalls in der Luft, wofür die Beteiligten sich auch entsprechend positioniert hatten.


    Gegebenenfalls sollte man vielleicht doch mal berücksichtigen, dass unabhängig von der formalen Aufnahme in die NATO, die Integration in deren Strukturen seit Jahren aktiv vorangetrieben wird und bereits ein solches Maß erreicht hat, dass die normative Kraft des Faktischen Russland zu einer Reaktion zwang. Die Amerikaner spielen da abseits der leitmedialen Öffentlichkeit sogar mit recht offenen Karten, wohl wissend, dass kaum jemand davon Notiz nimmt.


    Ich weiß, nervige Details.

  • Ich glaube Carlo Masala meint euch ^^


    NATO Carlo? Tilli, schau wie weit Sie dich schon haben, dass du solche Gestalten hier reinträgst. "Paläontologische Linke" ist aber zugegebenermaßen eine lustige Wortschöpfung. ... Wenn ich dann weiter drüber nachdenke: steht "Kriegsgeile Grüne" dem dann gegenüber?


    "Love zu Generälen a.D." verstehe ich nicht. Das muss irgend so ein Mensa-Insider vom NATO College sein. Die lachen bestimmt ganz gut bei Bagel und Kaffee drüber und klopfen sich auf die Schulter, mit jedem Tag an der die Ukrainer weiter für sie sterben. Zeitenwende.

  • Autsch!


  • Interessanter Plot-Twist:

    Selenskyj-Berater dementiert Steinmeier-Ausladung

    Der ukrainische Offizielle Serhiy Leschtschenko bestreitet, dass der Bundespräsident in Kiew unerwünscht ist.


    [...] Bundespräsident Steinmeier hatte am Dienstag zunächst angekündigt, Kiew mit seinem polnischen Amtskollegen sowie den Präsidenten von Estland, Litauen und Lettland besuchen zu wollen. Sein Anliegen sei es gewesen, ein „starkes Zeichen europäischer Solidarität mit der Ukraine zu setzen“. Dies sei aber „in Kiew nicht gewollt“ worden.

    Die Bild-Zeitung berichtete in diesem Zusammenhang, dass Selenskyj Steinmeiers Besuchspläne wegen dessen enger Beziehungen zu Russland und einer jahrelangen Unterstützung für die Gaspipeline Nord Stream 2 abgelehnt habe. Doch diese Einschätzung sei, wie der ukrainische Berater Leschtschenko sagt, nicht zutreffend. Zuvor hatte bereits der ehemalige ukrainische Boxprofi Wladimir Klitschko die Hoffnung geäußert, dass Bundespräsident Steinmeier seinen Kiew-Besuch werde nachholen können.[...]


    LOL


    Jetzt wüsste ich gerne wie viele grünliberale twitter-HeldInnen jetzt schnell ihre empörten tweets löschen, in denen sie Steinmeier als Putinversteher gebrandet haben, weil sie dachten, das wäre im Sinne von Zelenskyjs PR-Abteilung und seiner Exzellenz, des Botschafters der Freiheit.


    Man hätte den Bundeswalter ja für so viele Sachen kritisieren können - Agenda 2010 mit erfunden, Kurnaz in Guantanamo vergammeln lassen, 3x große Koalition, absolut einschläfernde Sonntagsreden, etc. - aber die meinen, er ist am Krieg in der Ukraine schuld, weil er ein Abkommen mit ausgehandelt hat, an das sich die Vertragsparteien dann beide nicht gehalten haben.

  • So liebe Kinder und das merkt ihr euch mal schön, denn sowas kommt dabei rum, wenn man zu oft mit Putin telefoniert:


    https://tass.com/world/1436905


    Zitat

    PARIS, April 13. /TASS/. French President Emmanuel Macron said on Wednesday that he is making every effort to end hostilities in Ukraine and restore peace in the region. At the same time, he disagreed with the words of US President Joe Biden, who claimed that what is happening in Ukraine seems to him to be "genocide."


    "You have to be very careful with terms today, because we are talking about brotherly peoples (Russian and Ukrainian - TASS)," Macron said on Wednesday on the France 2 TV channel, answering the host’s questions.

  • Ich würde weiter dabei bleiben, dass der Krieg in seiner Auswirkung überschätzt wird. Er ist eher der traurige und schreckliche - aber so kann man zumindestens hoffen - Endpunkt eines langen Konfliktes oder führt auf einen solchen hin.


    Der Wirtschaftskrieg dagegen beschleunigt eine laufende Neuausrichtung der Weltwirtschaft, aber bei dieser Formulierung von Janet Yellen habe ich mich gefragt, ob wir vielleicht sogar bereits an einem Kippunkt stehen:


    https://www.bloombergquint.com…ermining-russia-sanctions


    Zitat

    Yellen used the speech -- at a think tank established in the 1960s to foster support for NATO and the concept of collective security, and coming a week before a spring gathering of global finance chiefs -- to lay out the contours of a revitalized international financial and economic architecture. While she said she hopes to avoid a “bipolar” split between U.S.- and China-led systems, her remarks may deepen bilateral tensions.


    Dahinter steht noch die alte Denke der USA, dass sie die Welt wieder teilen müssen (und dabei den affluenteren Teil hinter sich versammeln). In Wirklichkeit scheint es aber im "Nicht"-Westen ein echtes Interesse an einer multipolaren Weltordnung zu geben. China, Indien, Russland keines dieser Länder will eines der anderen als Führer eines neuen antiwestlichen Blocks sehen und keines scheint gleichzeitig diese Rolle anzustreben und vermutlich wird auch keines davon genug andere Länder hinter sich versammeln, um selbst einen Block zu bilden. Insofern besteht hier tatsächlich die Möglichkeit, dass ein bilaterales Netz wirtschaftlicher Beziehungen zwischen Staaten die Dominanz des Dollar, die US-Kontrolle der großen Finanzsysteme und die Hebelkraft, die die USA bilateral oft geltend machen kann, ablöst.

  • Kujat Team Vad


  • Der Wirtschaftskrieg dagegen beschleunigt eine laufende Neuausrichtung der Weltwirtschaft, aber bei dieser Formulierung von Janet Yellen habe ich mich gefragt, ob wir vielleicht sogar bereits an einem Kippunkt stehen:


    Alles was Du geschrieben hast würde ich ähnlich unterschreiben, die Weltwirtschaft geht aktuell den Bach runter und das merken wohlhabende Länder mehr wie arme Länder. Wir spüren es sehr und es ist erst der Beginn: Energie +90%, Erzeugerpreisindex +30%, Lebensmittelpreise bis zu 200% - alle Rohstoffpreise explodieren weiter (und die Zahlen sind rückwirkend, das kommt erst noch alles beim Verbraucher an) - ganze Industriebereichen drohen Pleitewellen.

    Ich war schon im Supermarkt und konnte nicht kaufen was ich brauchte, ich musste kaufen was gerade da war, ob man es nun braucht oder nicht - so lief das in der DDR am Ende.


    Wemir, Du scheinst doch ein kluger Kopf zu sein, ich denke älter als 18 : ) Hast Du mal in Deinem Leben so eine Medienphase erlebt wie die letzten Monate? Das ist 24 Stunden am Tag grenzwertige Propaganda, in mindestens 3 Sender noch geschmackloser als das ... ich habe viel erlebt, aber sowas führte nie zu etwas Gutem.

  • Brigadegeneral a.D. Vad, exSicherheitsberater von Merkel, will keine schweren Waffen an die Ukraine liefern wegen dritter Weltkriegsgefahr.

    Ah, danke. Und mit dem sind jetzt alle “in love”, die eine solche Einschätzung teilen? Ist ja Wahnsinn, mit welcher Rhetorik heute gearbeitet wird. McCarthy hat gerade posthum eine Dauererrektion, schätze ich.

  • Insofern besteht hier tatsächlich die Möglichkeit, dass ein bilaterales Netz wirtschaftlicher Beziehungen zwischen Staaten die Dominanz des Dollar, die US-Kontrolle der großen Finanzsysteme und die Hebelkraft, die die USA bilateral oft geltend machen kann, ablöst.

    Ich glaube das sollte man sich lieber nicht wünschen.


    Der globalisierte Kapitalismus ist ja nicht deshalb so ein Problem, weil er global vernetzt ist, sondern weil diese Vernetzung nur das Ziel hat, aus Kapital noch mehr Kapital zu machen.


    Wenn sich das jetzt schnell entnetzt, dann wird sich alleine dadurch an diesem Ziel überhaupt nichts ändern. Die Profiteure der Kapitalakkumulation werden nur noch deutlich brutaler dafür kämpfen, auch weiter zu profitieren.


    Die leidtragenden dieses Klassenkampfes von oben werden dann sicher zuallererst diejenigen sein die kein Kapital haben.

  • Sieht so aus als hätten die Briten unter der Fiktion einer ukrainischen Operation die Moskwa, das Flagschiff der Schwarzmeerflotte, schwer beschädigt und vielleicht sogar versenkt. Muss der eigentliche Grund für den Besuch von Boris Johnson in Kiew gewesen sein. Mal schauen wie sportlich es die Russen nehmen, aber eine schwere Vergeltung wird erwartet.


    Ich muss zugeben im ersten Moment hatte ich fast eine leichte Panikattacke, weil ich dachte jetzt haben "wir" den Bogen überspannt, aber nach einigem Überlegen werden zum Glück für uns doch nur die Ukrainer den Preis bezahlen. (Und vermutlich auf irregulärem Weg später die Briten.)


    Korrektur: Ich hatte eine britische Handschrift an den Berichten über die verwendete Waffe festgemacht, die ich für die gerade gelieferten oder in Lieferung befindlichen Harpoon gehalten haben. Aber es sollen angeblich Neptun gewesen sein. Kleine Verwechselung.

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