Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Ja, das ist doch alles Scheisse. Gas fließt, Transitkosten werden gezahlt, Kiew ist nicht zerbombt, Tschernobyl steht auch noch ... das wird als der krasseste Vernichtungskrieg aller Zeiten in die Geschichte eingehen.

    Mit den Späßen würd ich noch warten.

    1. Es braut sich in der Ostukraine was zusammen

    2. Im Südwesten Weißrusslands steht noch eine Reserve

    3. schlimmsten Falls gab es wirklich Gasangriffe in Mariupol

  • Ja, das ist doch alles Scheisse. Gas fließt, Transitkosten werden gezahlt, Kiew ist nicht zerbombt, Tschernobyl steht auch noch ... das wird als der krasseste Vernichtungskrieg aller Zeiten in die Geschichte eingehen.

    Nach unserer Logik ist es ein deutliches Zeichen für Putins Schwäche, dass Russland gegen jede strategische Vernunft die zivile Infrastruktur der Ukraine (Gas, Wasser, Strom etc.) weitgehend intakt lässt und so ein halbwegs normales Leben im Krieg ermöglicht. Sind halt unfähig, diese Verlierer.

    Aber Giftgas in Mariopol einsetzen, just in dem Moment als die Stadt erobert wurde, das tut Putin, wie damals der syrische Schlächter, einfach, weil er als Begrüßung seine Boshaftigkeit demonstrieren möchte.

  • Ekelhaft, sorry.

    Nein das ist nicht ekelhaft. Das ist einfach nur die Absurdität dieser ganzen Erzählung vom "Vernichtungskrieg" auf den Punkt gebracht.


    Wenn Boris Johnson ganz entspannt mit Herrn Zelenskyj - und einem Tross an PR-Menschen und einem Kamerateam - duch die Kiewer Innenstadt spazieren kann, und wenn dann - ganz zufällig in den ansonsten komplett leergeräumten Straßen - ein Passant an der Ecke steht und die britische Trump-Kopie in den höchsten tönen lobt, während eigentlich ringsum ein "Vernichtungskrieg" tobt, dann ist das entweder der dümmste Vernichtungskrieg aller Zeiten den je eine Nation mit totaler Lufüberlegenheit geführt hat, oder Russland hat halt doch nicht vor, das ganze Land zu vernichten.


    In jedem Fall ist es die Inszenierung eines absurden Theaterstückes, von dem das geneigte Publikum im Westen glaubt, es wäre eine Antike Tragödie.


    Und bevor mir jetzt gleich Verhöhnung der Opfer vorgeworfen wird schreibe ich gerne nochmal, dass ich absolut keine Zweifel daran habe, dass die russische Armee in den umkämpften Gebieten Kriegsvebrechen begangen hat, und dass ZivilistInnen (nicht Herr Zelenskyj und seine Oligarchen) darunter schrecklich zu leiden haben.


    Aber so zu tun, als wäre das ein Charakteristkum ausgerechnet dieses Krieges, nur weil bisher noch nie ein Krieg vor einer so allumfassenden Propagandakulisse stattfand, die das alles deutlicher sichtbar macht, als z. B. im Yemen, im Irak, in Afghanistan oder in sonst einem der vielen Kriege, die in den letzten Jahrzehnten überall auf der Welt geführt wurden, ist entweder fürchterlich naiv oder fürchterlich verlogen.

  • Nein das ist nicht ekelhaft. Das ist einfach nur die Absurdität dieser ganzen Erzählung vom "Vernichtungskrieg" auf den Punkt gebracht.

    Wenn geschrieben wird, dass Kiew ja nicht bombardiert wurde, während es abscheuliche Greueltaten in der unmittelbaren Umgebung gab (und übrigens nicht nur in Butscha, ich empfehle die neuste Ausgabe von Pritloves "UKW", ein 2,5h-langes Gespräch mit Enno Lenze der selbst durch die Gebiete gefahren ist, und bestätigt hat dass Butscha nur das große Medien-Ding ist, das aber dort überall so aussieht), dann empfinde ich das als völlig zynisch und unangemessen.

  • Wenn geschrieben wird, dass Kiew ja nicht bombardiert wurde, während es abscheuliche Greueltaten in der unmittelbaren Umgebung gab (und übrigens nicht nur in Butscha, ich empfehle die neuste Ausgabe von Pritloves "UKW", ein 2,5h-langes Gespräch mit Enno Lenze der selbst durch die Gebiete gefahren ist, und bestätigt hat dass Butscha nur das große Medien-Ding ist, das aber dort überall so aussieht), dann empfinde ich das als völlig zynisch und unangemessen.


    [...] schreibe ich gerne nochmal, dass ich absolut keine Zweifel daran habe, dass die russische Armee in den umkämpften Gebieten Kriegsvebrechen begangen hat, und dass ZivilistInnen (nicht Herr Zelenskyj und seine Oligarchen) darunter schrecklich zu leiden haben.


    Aber so zu tun, als wäre das ein Charakteristkum ausgerechnet dieses Krieges, nur weil bisher noch nie ein Krieg vor einer so allumfassenden Propagandakulisse stattfand, die das alles deutlicher sichtbar macht, als z. B. im Yemen, im Irak, in Afghanistan oder in sonst einem der vielen Kriege, die in den letzten Jahrzehnten überall auf der Welt geführt wurden, ist entweder fürchterlich naiv oder fürchterlich verlogen.

    Im übrigen finde ich es schon ziemlich lustig, dass Du ausgerechnet Tim Pritlove (der schon mit Pavel Mayers eigenartigen Theorien über das Wesen des gemeinen Russen ziemlich ins Klo gegriffen hat) und Enno Lenze hier als Kronzeugen anschleppst. Lenze hat noch aus der Ukraine einen Artikel verfasst in dem er beschriebt, wie er auf der Fahrt nach Kiew (wo er dann offenbar hauptsächlich in der Lobby und an der Bar des Journalistenhotels mit richtigen Kriegsberichterstattern abhing) durch die vor seiner heldenhaften Anreise ins Kriegsgebiet umkämpften Außenbezirke von Kiew Leichen auf der Straße hat liegen sehen, die er als Zivilistinnen identifiziert hat.

    Später hat er dann noch den für die ARD - nach dem Abzug der Russen dort ebenfalls hingereisten - Georg Restle auf twitter dafür gemaßregelt, dass der wenigstens so viel journalistischen Restverstand übrig hatte, die Kriegsverbrechen erst mal nur "mutmaßlich" den Russen zuszuschreiben, und sich dann noch damit gebrüstet, er sei zumindest am Ortsrand des zum Sperrgebiet erklärten Butcha gewesen.

    Schliesslich hat er dann bei der ersten Gelegenheit, sich an der Heimatfront wichtig zu machen, sofort die rückreise angetreten, als ihm die Maischberger-Redaktion einen Platz in einer talkshow angeboten hat, - und sich dann fürchterlich darüber empört, dass man ihn kurz vor der Sendung doch wieder ausgeladen hat.


    Das alles ist kein Beweis für irgendwas, außer dafür, dass im Krieg Menschen getötet werden und das Menschen die Menschen töten zu Unmenschen werden können - egal ob das Russen, Ukrainer, Tschetschenen oder irgendwelche bezahlten Wehrsportler aus dem Ausland sind.


    Die entscheidende Frage die man sich bei einem Krieg immer wieder stellen sollte, bevor man damit anfängt eine Seite völlig haltlos zu dämonisieren ist: wie kam es zu diesem Krieg, und welche Schlüsse kann man daraus ziehen ,um ihn so schnell es geht wieder zu beenden?


    Wenn ich der Gegenseite aber alles menschliche abspreche und sie zur wahnsinnigen Bestie erkläre - und sei es nur in meinem eigenen Kopf -, dann erübrigt sich jede weitere rationale Auseinandersetzung. Dann zählt in der Tat nur noch, den Gegner zu vernichten.

  • Ich muss mir keine Doppelzüngigkeit vorwerfen lassen. Ich hab an den Demos gegen den Irakkrieg teilgenommen, ich habe immer scharf kritisiert was die Amis in Abu Ghraib und Guantanamo gemacht haben. Ich hab daraus allerdings nicht den Schluss gezogen, dass es keine Werte mehr gibt sondern nur noch Anarchie und man die Augen verschließen muss. Ich find das echt für ein linkes Forum komisch, dass man lieber sich über den "Wertewesten" lustig macht, statt mal selbst die Werte einzufordern. Hab ich beim Irak-Krieg gemacht, bei Guantanamo, bei den Drohnen-Morden, und tu ich auch bei dem was Russland jetzt in der Ukraine tut. Und ich schäme mich auch dafür, dass ich mich in der Vergangenheit nicht für das interessiert habe, was Putin in Tschetschenien, und in Syrien getan hat. Das scheint in der Tat seine normale Form der Kriegsführung zu sein. Ich wusste das nicht, viele wussten das denke ich nicht. Ich lese jetzt immernoch auf Twitter ständig von irgendwelchen Putin-Trollen, wo Syrien den USA zugschlagen wird. Ja die haben da auch bombardiert, so weit so schlimm, ist aber ein Scheiß gegen den abartigen Krieg den Putin da durchgezogen hat. Diese Armee ist komplett verroht, und die Willkür, die Morde und die Vergewaltigungen scheinen zur Taktik den Gegner zu brechen dazuzugehören. Das hatte ich bislang tatsächlich nicht gewusst, und mir auch nicht vorstellen können.


    Aber wie gesagt, ich muss mir da keine Einseitigkeit vorwerfen. Ich war da zum Glück immer ziemlich klar, und habe auch die USA und Deutschland (Afghanistan) kritisiert.

  • Kriegsverbrechen her oder hin: Ich halte es für unverantwortlich, eine Kriegspartei so zu dämonisieren, so dass es unmöglich wird, sich mit ihr an den Verhandlungstisch zu setzen. Bleibt nur noch die komplette Vernichtung des Gegners, und das hat keiner im Westen zu Ende gedacht.


    „Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln als eine Minute schießen“

    Helmut Schmidt

  • Ist es nicht grade das Problem dass eine Dämonisierung auf beiden Seiten stattfindet (Stichwort: Ukraine = Naziregime, Westen alles "Liberal-Nazis")?

  • Dass praktisch ganz Osteuropa gegen die Pipeline war, weil mal mindestens Russischer Druck der Form "wir stellen euch das Gas ab" im Raum stand, wenn nicht mehr. Und wir haben aktuell mehr. Das muss man mal akzeptieren: die Ängste der Osteuropäer waren mindestens zum Teil berechtigt, denn wir erleben gerade etwas, was wir uns hier im Westen nicht vorstellen konnten, für die Balten und Polen usw. aber schon länger ziemlich real war.

    Man sollte sich dann doch mal schlau machen welche Interessen die einzelnen Länder im Widerstand gegen NS2 eigentlich verfolgen, bzw. verfolgten. Polen hat bereits ein LNG-Terminal in Swinemünde, ein weiteres soll in Danzig so schnell wie möglich an den Start gehen (https://www.energate-messenger…ller-an-den-start-bringen).


    Zudem entsteht eine Pipeline von Norwegen nach Polen. (https://www.spiegel.de/ausland…0f-44c7-a285-f60a5400ad40).


    Der aktuelle Gastransitvertrag für Yamal läuft unterdessen 2022 "unwiderruflich" aus. (https://energy-europe.eu/oil-a…sseln-des-jamal-vertrags/)


    Was glaubst Du welcher Plan in Polen eigentlich hinter diesem Gebaren verfolgt wird? Ich vermute entweder horrende Transitgebühren für Yamal, die auch wir zu zahlen hätten, oder der Weiterverkauf von LNG mit dicker Marge. Such es Dir aus. Und diesem Plan steht NS2 halt im Weg. Das Gleiche gilt übrigens für Litauen. Die haben auch so ein Terminal und wollen wohl Patte machen.


    Man muss sich einfach mal damit beschäftigen worin die Interessen der einzelnen Länder liegen könnten. Dann muss man nicht so unglaubwürdig irgendetwas von "Werten" und "Demokratie" erzählen.

  • Ist es nicht grade das Problem dass eine Dämonisierung auf beiden Seiten stattfindet (Stichwort: Ukraine = Naziregime, Westen alles "Liberal-Nazis")?

    Auch wenn man das hierzulande nicht gerne hört: es hat mir noch niemand anhand von Putins, Lawrows oder der Einlassungen irgendwelcher sonstigen Leute, die für die russische Regierung sprechen wirklich zweifelfrei klar machen können, dass sich deren Propaganda von den "Nazis" tatsächlich gegen das gesamte ukrainische Volk richtet.


    Und wenn man sich mal anguckt wie die russische Strategie - also nicht die Handlungen einzelner Truppenteile oder Söldnerverbände - bisher verlief, dann kann man da einfach keinen Willen zur totalen Vernichtung der Ukraine erkennen. Ob das alles miserabel geplant und schlecht ausgeführt wurde, ob die Soldaten zu undiszipliniert, oder zu schlecht ausgebildet sind, ob man die Schlagkraft der offenbar auf genau einen solchen Überfall auch mit westlicher Unterstützung Jahre lang hintrainierten Ukrainischen Armee und der diversen "Zivilschutzverbände" auf russischer Seite kolossal unterschätzt hat - das mag alles sein.


    Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass die russische Führung im großen Stil ganz gezielt ukrainische Zivilbevökerung "vernichten" lässt, oder dass sie Gräueltaten zu deren systematischer Terrorisierung angeordnet hätte.


    Und selbst wenn dem so wäre, dann hätten wir kleinen Forumsklusgscheisser hier überhaupt keinen Einfluss darauf, was die russische Seite denkt.

    Darauf was man auf unserer Seite denkt, können wir vielleicht einen klitzekleinen Einfluss haben.

  • Wie viele Leute erreichst du hier?

    Vermutlich nicht viele. Aber ich rede ja - man sollte es kaum glauben - auch noch mit echten Menschen in der freien Wildbahn.


    Zugegeben, auch bei denen wird's immer schwerer den Nebel des Krieges, der sich über die Gehirne legt zu durchdringen. ich mach' das hier natürlich auch zur Frustbewältigung und um mir selbst mehr Klarheit zu verschaffen.


    Ich frage mich sowieso, wieso Tilo uns das noch erlaubt...

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