Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • klar, wir auch. Aber vollkommen überheben wird sich Putin dann doch nicht.

    Nein, natürlich nicht. Es geht hier um Einordnung. Es schlafwandelt gerade ein nicht unerheblicher Teil der Weltbevölkerung (auch wenn es nicht die Mehrheit ist) in eine Katastrophe und rechtfertigt jeden Schritt in die Richtung mit dem letzten Schritt, der schon völlig wahnsinnig war. Das ist ein Level an positiver Rückkopplung von Eskalation, das nicht mal der große Endgegner (nein, nicht China sondern der Klimawandel) an den Tag legt.

  • Die meisten hier im Forum, auch uns, eint wahrscheinlich ein gewisser Ekel in Bezug auf die unfassbar selbstgerechte, geschichtsvergessene und stets eskalierende Kommentierung dieses Krieges. Die Bilder aus Bucha reihen sich perfekt in diese vor Pathos triefenden Texte. Wovor ich z.B. auch etwas Angst habe ist eine Hollywoodverfilmung dieses Krieges. Das wird noch furchtbarer als die jetzige Berichterstattung; Helden und Monster, das ist alles, was hierzu berichtet wird und natürlich reicht das lange nicht aus um diesen Krieg zu verstehen.


    Trotzdem fühlt sich eine Haltung ala: "so what? - es ist halt Krieg" oder "ich glaube unseren Medien eh nichts mehr" (ich weiß, das ist Polemik) auch nicht richtig an. Diese kitschige Empörung unserer Medien und Politiker nervt wirklich jeden hier. Ich finde nicht, dass überhaupt etwas Kluges von irgendeinem Regierungsmitglied zu diesem Krieg bislang je gesagt wurde. (Habecks "Spur der Verwüstung durch unsere Lebensweise" fand ich da noch herausragend.)

    Aber wie geht man jetzt mit so etwas (Bucha) um? Leugnen hilft nicht. Man kann das auch nicht klein reden oder begründen.

    Die Trauer, wenn ich solche Bilder sehe, lähmt mich und was wirklich Kluges fällt mir hierzu auch bloß nicht ein. Es wäre einfach am besten diesen Krieg sofort zu beenden. Egal wie, egal von welcher Seite aus.

  • Kann da von einem der da mehr Ahnung von hat noch ne Einschätzung dazu abgegeben werden?

    Danton 1.1 , Wemir



    Zitat

    Ein Leser erklärt die Hintergründe zur Gazprom-Germania-Nummer. Anmerkung der Redaktion: "Literaturwissenschaftler" = Habeck. RF = Russische Föderation.



    Die Aufteilung in Tochterfirmen dient vermutlich nicht nur der Risiko- und Steuerminimierung sondern in erster Linie der optimalen Verteilung der Einnahmen auf die zu begünstigenden Putin-Kumpels. :-)

    (edit: der Leserbriefteil ist irgendwie verloren gegangen, daher nun nochmal als separates Zitat eingefügt)


    https://blog.fefe.de/?ts=9cb54d35

  • Es geht sowieso schon so viel durcheinander, man muss doch ned immer noch mehr reinmischen, auch wenns grad überhaupt nicht dazu gehört.

    Du meinst, anstatt zu einer halbwegs vernunftgeleiteten, an tatsächlich überprüfbaren Fakten orientierten Sicht auf diesen Krieg zu kommen, sollten wir uns lieber von dieser lästigen Geschichte befreien und einfach mit ganz unschuldiger, jungfräulicher Unvoreingenommenheit jede Meldung von Kriegspopulisten (Ronzheimer), von staatlicher Propaganda (Ukraine, Russland), oder von amerikanischen Zeitungen (NYT) für bare Münze nehmen, die zum Teil schon beim letzten großen Angriffskrieg (mit US-Beteiligung) maßgeblich an der Verbreitung von übertriebenen bis komplett erlogenen Geheimdienstmeldungen über die weltsicherheitsbedrohende Verkommenheit des Feindes beteiligt waren, und behauptet haben, dazu läge ihnen die allerärteste hard evidence vor?

  • Du meinst, anstatt zu einer halbwegs vernunftgeleiteten, an tatsächlich überprüfbaren Fakten orientierten Sicht auf diesen Krieg zu kommen, sollten wir uns lieber von dieser lästigen Geschichte befreien und einfach mit ganz unschuldiger, jungfräulicher Unvoreingenommenheit jede Meldung von Kriegspopulisten (Ronzheimer), von staatlicher Propaganda (Ukraine, Russland), oder von amerikanischen Zeitungen (NYT) für bare Münze nehmen, die zum Teil schon beim letzten großen Angriffskrieg (mit US-Beteiligung) maßgeblich an der Verbreitung von übertriebenen bis komplett erlogenen Geheimdienstmeldungen über die weltsicherheitsbedrohende Verkommenheit des Feindes beteiligt waren, und behauptet haben, dazu läge ihnen die allerärteste hard evidence vor?

    Ohne das alles wären Kriege und Eskalationen nur schwer vermarktbar und wir unmöglich aus unserer pazifistischen Lethargie "zu befreien". Diese elende Angst vor einem Weltkrieg und dem nuklearen Exodus überall nerven ja schon genug.

  • Schwer zu sagen. Ich kenne diese Verflechtungen nicht. Was ich allerdings recht wohlwollend zur Kenntnis genommen habe, waren Hinweise, sowohl von Habeck, als auch von Scholz, dass eine Umstellung auf LNG bspw. in keinem Fall zum kommenden Winter zu machen wäre. Ich halte somit ein Energieembargo für ziemlich ausgeschlossen, es sei denn es kommt zu Chemiewaffeneinsätzen oder ähnlichem. Und selbst wenn man von Seiten der Bundesregierung nicht offiziell in Rubel zahlen möchte, würde man irgendein Konstrukt über, von mir aus, Dubai entwerfen, dass die Zahlungen weiterhin ermöglicht. Die Lieferanten werden auch nicht wollen, dass Ihre A-Kunden wie die BASF vor die Hunde gehen. Da bestehen ja auch beidseitige Abhängigkeiten. Für ein Lieferstopp steht viel zu viel auf dem Spiel. So einen Lieferstopp kannst Du eben auch nicht einfach mit Geld zuschütten. Da ginge ganz real etwas kaputt.

  • und rechtfertigt jeden Schritt in die Richtung mit dem letzten Schritt, der schon völlig wahnsinnig war.

    Schwierig, man muss natürlich eine Trennlinie haben wie weit man gehen kann. Ich sehe momentan ein unausgesprochenes Übereinkommen, dass Russland nicht über die Ukraine hinaus feuert solange sich keine geschlossenen fremden Einheiten oder sogar Verbände in die Ukraine begeben. Die Ukraine kann sich dabei aussuchen ob sie bereit ist diesen Kampf zu tragen oder sich ergiebt. Ob die Lage aus russischer Sicht so bleibt ist fraglich. Ich fürchte nicht, dass sie die NATO irgendwo angehen, wenn die Ukraine ihnen die Nase so blutig schlägt dass nichts mehr vorwärts geht werden sie sich kaum einen noch stärkeren Gegner suchen. Meine Befürchtung geht eher in Richtung "wozu ist Putin bereit wenn er mit dem Rücken zur Wand kommt", wobei dabei militärisch UND wirtschaftlich gemeint ist, auch in Sanktionsform. Wenn er da auf beiden Gebieten im Westen nichts mehr zu verlieren hat, kommt der grauslige Bereich "Wenn Gewalt nicht mehr hilft, hilft mehr Gewalt.".

    Sollte der Westen jetzt wegen Bucha den Handel mit Russland komplett einstellen (auch ein mords Schuß ins eigene Knie!) und die Ukraine vielleicht sogar im Osten Boden gut machen, könnte ich mir eine völlige Gewalteskalation (mangels anderer Handlungsoption) in der Reihenfolge wahlloser Beschuss von Zivilen Objekten und bevölkerung, mit immer grausameren Waffen Artillerie (Spreng-/ Brand-/ Bombletmunition), irgendwelchen Gasschweinereien, eine/zwei Atombombe(n) auf je eine Stadt (Gleichziehen der "Regionalmacht" mit dem Weltsheriff ).

    Von daher sollte sich die Ukraine genau überlegen wieviel Rückeroberung sinnvoll ist, auch wenn immer noch etwas mehr ginge.


    Zu Bucha bezweifle ich alle verlautbarten Versionen und dass wir je erfahren werden was da lief. Wer da wann wen wie umgebracht und von wo nach wo geschliffen hat und ob das einzelne waren die durchgedreht sind oder ob es eine von oben, weiter oben oder ganz oben angeordnete Sache war.

    Von so einem eng begrenztem Ereignis in den völligen wirtschaftlichen Sanktionsmodus "no quarter will be given, nor asked" zu wechseln wäre wirklich deppert.


    Trotz allem seh ich den nuklearen Holocaust (bisher) nicht, immerhin.

  • Aber wie geht man jetzt mit so etwas (Bucha) um? Leugnen hilft nicht. Man kann das auch nicht klein reden oder begründen.

    Ernst gemeinte Frage: Was wissen wir tatsächlich über Butcha und was glauben wir zu wissen, weil es uns auf allen möglichen Kanälen als Tatsache dargestellt wird?


    Welche überprüfbaren, objektiven Informationen haben wir darüber?


    Jeder erfahrene Kriegsberichterstatter, der noch einen Funken an journalistischem Arbeitsethos hat, wird Dir erzählen, dass es in einem Krieg fast unmöglich ist, von heute auf morgen definitive Wahrheiten zu recherchieren. Das gilt in einem Krieg wie diesem, der von einer Beispiellosen, auf social media potenzierten Propaganda auf beiden Seiten befeuert wird, mehr als je zuvor.

    Die Trauer, wenn ich solche Bilder sehe, lähmt mich und was wirklich Kluges fällt mir hierzu auch bloß nicht ein.

    Die Lähmung, die sicher ganz viele Leute empfinden, wenn ihnen immer wieder die selben gruseligen Bilder vor die Nase gehalten werden, und die sehr viele von ihnen dann damit zu lösen versuchen, dass sie sie in Wut gegen den in den Bildunterschriften und Kommentaren als Unmenschliches Monster präsentierten Übeltäter verwandeln, ist genau der Effekt der verhindert, dass man diesen Eindruck hinterfragt.

    Alle Propaganda zielt darauf ab, Emotionen in eine bestimmte Richtung zu lenken, Das war bei den Nazis schon so, dass ist in Russland so, und das ist leider auch im aufgeklärten Westen so, wo sich ein Großteil der KonsumentInnen ohenhin nur noch mit Bildern, Videos und Erzählungen beschäftigt, die von allen möglichen PR-Produzenten als Klickbait erschaffen und von den Algorithmen der sozialen medien zu noch höheren Klickzahlen gebracht werden, und wo sich nur noch wenige die Mühe machen, oder die Zeit dazu haben, sich umständlich und langwierig mit Hintergründen zu beschäftigen, die keine schnelle Befriedigung des eigenen Weltbildes liefern und die das finden einfacher, schnell konsumierbarer "Lösungen" ganz fürchterlich komplizieren.


    Es wäre einfach am besten diesen Krieg sofort zu beenden. Egal wie, egal von welcher Seite aus.

    Da stimme ich zu 100% zu.


    Aber ich fürchte, das "wie" ist einer Menge einflussreicher Akteure auf beiden Seiten(!) sehr viel wichtiger als das "ob" und das "wann". Und Schlagzeilen wie "Massaker", "Vernichtungskrieg" und "Genozid" werden das Leiden der Zivilbevölkerung in der Ukraine nicht verkürzen, sondern im schlimmsten Fall zu einer Eskalation führen, bei der tatsächlich die gesamte Ukraine zum ersten Schlachtfeld des dritten Weltkrieges wird.

  • Das klingt alles sehr nachvollziehbar und doch liegt dem ja die Prämisse zu Grunde, dass weitere Eskalationen nur von den Russen kommen können. Mir machen das ukrainische Regime und unsere Schlaffwandelei in Verbindung mit den USA und ihrer Bereitschaft maximal zu destabilisieren, die mit Abstand größten Sorgen, weil sie nicht kalkulierbar sind. Der "Mad Man" spricht hier nicht russisch.

  • Das klingt alles sehr nachvollziehbar und doch liegt dem ja die Prämisse zu Grunde, dass weitere Eskalationen nur von den Russen kommen können. Mir machen das ukrainische Regime und unsere Schlaffwandelei in Verbindung mit den USA und ihrer Bereitschaft maximal zu destabilisieren, die mit Abstand größten Sorgen, weil sie nicht kalkulierbar sind. Der "Mad Man" spricht hier nicht russisch.

    Das meinte ich mit "Von daher sollte sich die Ukraine genau überlegen wieviel Rückeroberung sinnvoll ist, auch wenn immer noch etwas mehr ginge.". Auf die Krim sollte kein ukrainisches Militär marschieren, schon die Wasserader der Krim ist schwierig...

    Dass unsere ganzen Transatlantiker völlig frei drehen ist tragisch und irgendwie ist es schad um die grüne Partei aber die sind in den 80/90er komplett unterwandert worden und da kommt man mit maximalwokeness eben nimmer raus. Den Röttgen und ein paar andere Konsorten würd ich gern zur ukrainischen Fremdenlegion schicken, nur 14 Tage im Dreck und einmal angekokelter Mensch; der/die würde(n) einfach öfter die Fresse halten.

  • die grüne Partei aber die sind in den 80/90er komplett unterwandert worden und da kommt man mit maximalwokeness eben nimmer raus. Den Röttgen und ein paar andere Konsorten würd ich gern zur ukrainischen Fremdenlegion schicken,

    Es ist schon grotesk, dass man mittlerweile schon Leute wie Lambsdorff als Stimme der Vernunft wahrnehmen muss.

  • Mir machen das ukrainische Regime und unsere Schlaffwandelei in Verbindung mit den USA und ihrer Bereitschaft maximal zu destabilisieren, die mit Abstand größten Sorgen, weil sie nicht kalkulierbar sind. Der "Mad Man" spricht hier nicht russisch.


    Ich glaube nicht, dass von der Ukraine - außer für Separatisten und Kollaborateure im eigenen Land - eine militärische Gefahr ausgeht.


    Die Gefahr besteht eher darin, dass die ukrainische Regierung - und ihre ins westliche Ausland entsandten VertreterInnen - die schon vor dem Krieg ziemlich hochtrabende moralische Selbstüberschätzung wichtiger Teile der hiesigen politischen Klasse und ihrer öffentlichkeitswrksamen Anhängerschaft in den Overdrive-Modus versetzt und weiteren, hirnlos affektgesteuerten Aktionismus hervorruft, wie die jüngste Ausweisung von 40 russischen "Diplomaten" alleine aufgrund von Mutmaßungen über Kriegsverbrechen, von denen zu diesem Zeitpunkt niemand sagen kann, ob sie mit Wissen oder gar auf Befehl der russischen Führung begangen wurden.


    Die wären allerdings ganz sicher nicht begangen worden, wenn Putin diesen Krieg nicht angefangen, und wenn die USA ihn nicht dazu provoziert hätten.


    Die wirklichen Mad Men mit den dicken Atom-Eiern sitzen in Washington D.C. und in Moskau.

  • Ich glaube nicht, dass von der Ukraine - außer für Separatisten und Kollaborateure im eigenen Land - eine militärische Gefahr ausgeht.

    Nein, das sicher nicht. Aber wenn ich die Breitschaft über Leichen zu gehen ernst nehme (und dieser Wicht aus der Botschaft bettelt ja geradezu um diese Einschätzung) , muss ich diesem Regime alles Zutrauen.

    Die Gefahr besteht eher darin, dass die ukrainische Regierung - und ihre ins westliche Ausland entsandten VertreterInnen - die schon vor dem Krieg ziemlich hochtrabende moralische Selbstüberschätzung wichtiger Teile der hiesigen politischen Klasse und ihrer öffentlichkeitswrksamen Anhängerschaft in den Overdrive-Modus versetzt und weiteren, hirnlos affektgesteuerten Aktionismus hervorruft, wie die jüngste Ausweisung von 40 russischen "Diplomaten" alleine aufgrund von Mutmaßungen über Kriegsverbrechen, von denen zu diesem Zeitpunkt niemand sagen kann, ob sie mit Wissen oder gar auf Befehl der russischen Führung begangen wurden.

    ja, genau das meine ich.

  • Ernst gemeinte Frage: Was wissen wir tatsächlich über Butcha und was glauben wir zu wissen, weil es uns auf allen möglichen Kanälen als Tatsache dargestellt wird?


    Welche überprüfbaren, objektiven Informationen haben wir darüber?


    Jeder erfahrene Kriegsberichterstatter, der noch einen Funken an journalistischem Arbeitsethos hat, wird Dir erzählen, dass es in einem Krieg fast unmöglich ist, von heute auf morgen definitive Wahrheiten zu recherchieren. Das gilt in einem Krieg wie diesem, der von einer Beispiellosen, auf social media potenzierten Propaganda auf beiden Seiten befeuert wird, mehr als je zuvor.

    Zu den Fragen: Wirklich wissen tun wir wir nichts. Das schließt eine Täterschaft der Russen aber eben auch nicht aus. Man kann derzeit nur vermuten. Ich vermute, dass es tatsächlich Russen waren, ohne jedoch gleich Schaum vor dem Mund zu haben.


    Ansonsten stimme ich Dir auch hier 100%ig zu. Ich nehme unsere Nachrichten derzeit als völlig unreflektierte Propaganda wahr. Das hat nichts mehr mit einem öffentlich rechtlichen Auftrag zu tun die Menschen mit Informationen zu versorgen. Es ist heftigste Kriegspropaganda wie im Lehrbuch. Mich erstaunt hier auch wirklich das Ausmaß und der völlig unreflektierte Applaus im Bundestag dem ukr. Präsidenten gegenüber oder, noch schlimmer, dem ukr. Botschafter gegenüber. Gleichzeitig werden Russen entmenschlicht. Wenn man zufällig im Club (ja das geht wieder) mit Russen ins Gespräch kommt, fangen sie sofort an sich zu entschuldigen. Mir tun die Russen übrigens genauso leid. Ich weiß nicht wie man im deutschen Fernsehen diese Art der Entmenschlichung so unkritisch begleiten kann. Beide Großväter von mir waren im 2. WK junge Soldaten bzw. Flakhelfer. Es stand für mich nie infrage, dass diese jungen Männer, Soldat hin oder her, nicht genauso ein Opfer dieses Krieges waren. Die deutsche Kultur strotzt nur so von Anti-Kriegsfilmen, Anti-Kriegsliteratur und Anti-Kriegsliedern. Und im Kern geht es darum, dass auf beiden Seiten der Front Menschen stehen, die eigentlich nicht schießen und nicht erschossen werden wollen. (ausgenommen vielleicht Ernst Jünger)

    Warum erinnert sich hier publikumswirksam niemand an diese Kultur?! Warum wird sie (und das entsetzt mich wirklich) schon fast als Hemmnis dafür wahrgenommen "das Richtige zu tun"?! Auch das ist eine ernst gemeinte Frage. Ich fühle mich ein wenig als würde meine Identität angegriffen und verhöhnt werden. Einem Menschen, der seine Kindheit in der DDR verbrachte und von seinen Großeltern Kriegsverbrechen aus erster Hand geschildert bekam, bedeutet der Satz "Nie wieder Krieg" noch etwas! ... Vor allem wenn es um Russland geht. Und jetzt empört man sich darüber, wenn man Waffenlieferungen und Sanktionen, genauso wie eskalierende Sprache ablehnt? Ich verstehe langsam diese Welt nicht mehr.

    Alle Propaganda zielt darauf ab, Emotionen in eine bestimmte Richtung zu lenken, Das war bei den Nazis schon so, dass ist in Russland so, und das ist leider auch im aufgeklärten Westen so, wo sich ein Großteil der KonsumentInnen ohenhin nur noch mit Bildern, Videos und Erzählungen beschäftigt, die von allen möglichen PR-Produzenten als Klickbait erschaffen und von den Algorithmen der sozialen medien zu noch höheren Klickzahlen gebracht werden, und wo sich nur noch wenige die Mühe machen, oder die Zeit dazu haben, sich umständlich und langwierig mit Hintergründen zu beschäftigen, die keine schnelle Befriedigung des eigenen Weltbildes liefern und die das finden einfacher, schnell konsumierbarer "Lösungen" ganz fürchterlich komplizieren.

    Ja, das ist mir bewusst. Ich bin auch nicht wütend, wenn ich so etwas sehe oder halte Waffenlieferungen bzw. Sanktionen gegen Russland plötzlich für hilfreich. Ich nehme es auch klar als Propaganda wahr. Trotzdem liegen dort Menschen, die gelitten haben, mit einer Biografie, einer Familie, Kollegen und Freunden. Es ist fürchterlich. Man hält inne und versucht dann es abzustreifen.

  • Ich glaube, man muss hier zwei Dinge unterscheiden.


    Zum einen Massengräber glaube ich eigentlich sofort. Es gab wohl zum Teil heftige Gefechte um die Vororte und da werden viele Leute gestorben sein, die man dann nur noch so begräbt. Ein klarer Hinweis auf ein Massaker an der Bevölkerung wäre das aber nur, wenn der Ort sofort besetzt wurde und es dort eigentlich keine Gefechte gab.


    Die Leichen in den Massengräbern sollten forensisch untersucht werden, wie unabhängig und/oder verlässlich das unter diesen Bedingungen passiert, ist natürlich offen. Wirkliche Klarheit wird man hier sicherlich lange nicht und am Ende vielleicht nie erlangen.


    Aber das hat nicht die mediale Berichterstattung ausgelöst. Insofern zum anderen sind da die an verschiedenen Stellen zurückgelassenen Toten. Das ist eine deutlich kleinere Zahl (20?) als für die Menschen in Massengräbern angegeben wird, aber das hat eben die Bilder geliefert. Die Überhöhung, ob nun medialer Logik oder Propaganda folgend, ist klar, gegenüber einer unteren Schranke von 1500 toten Zivilisten bisher ist es eine kleine Zahl von Opfern.


    Die größte Konzentration von gefundenen Toten scheint sich in einer Straße am Südrand des Ortes zu befinden, der wohl fließend in Irpin übergeht. Und interessant ist jetzt an den Satellitenaufnahmen, dass die zeigen sollen, dass die meisten davon seit 9.-11. März dort liegen also drei Wochen bis zum Fund (ein weiterer Toter seit 20.-21. März). In dem ersten Dementi vom russischem Verteidigungsminsterium behaupten sie auch folgendes:


    https://eng.mil.ru/en/special_…re.htm?id=12415918@egNews


    Zitat

    The exits from Bucha were not blocked. All local residents were free to leave the town in northern direction, including to the Republic of Belarus. At the same time, the southern outskirts of the city, including residential areas, were shelled round the clock by Ukrainian troops with large-calibre artillery, tanks and multiple launch rocket systems.


    Das, ob nun diese Darstellung stimmt oder zumindestens, dass der Bereich umkämpft war, würde zumindestens erklären, warum die Toten dort so lange Zeit gelegen haben ohne geborgen zu werden.


    Bei der verbliebenen Zahl von Toten an anderen Stellen, also auch die die gefesselt gewesen sein sollen, gibt es wohl keine solche Einordnung, die nahelegt, ob sie vor oder nach dem Abzug gestorben sind.

  • Kann da von einem der da mehr Ahnung von hat noch ne Einschätzung dazu abgegeben werden?

    Danton 1.1 , Wemir


    [...]


    Hatte ich auch gesehen. Schwer einzuschätzen. Der Einsender scheint eher auf der Seite von Russland zu stehen oder jedenfalls wenig von den Fähigkeiten unserer politischen Führung zu halten. Könnte sein, dass deshalb hier ein großer gewiefter Plan vermutet wird und in Wirklichkeit hat Gazprom einfach nur das Unternehmen schnell abgestoßen, um einer Enteignung durch Deutschland zuvor zu kommen. Aber der neue Besitzer ist soweit ich gesehen habe wirklich nicht bekannt.


    Daher auch meine Frage:


    Was sagt eigentlich der neue Besitzer von Gazprom Germania dazu, dass man ihm die Kontrolle über die Firma entzogen hat?


    ;)

  • Meine Befürchtung geht eher in Richtung "wozu ist Putin bereit wenn er mit dem Rücken zur Wand kommt", wobei dabei militärisch UND wirtschaftlich gemeint ist, auch in Sanktionsform. Wenn er da auf beiden Gebieten im Westen nichts mehr zu verlieren hat, kommt der grauslige Bereich "Wenn Gewalt nicht mehr hilft, hilft mehr Gewalt.".

    Sollte der Westen jetzt wegen Bucha den Handel mit Russland komplett einstellen (auch ein mords Schuß ins eigene Knie!) und die Ukraine vielleicht sogar im Osten Boden gut machen, könnte ich mir eine völlige Gewalteskalation (mangels anderer Handlungsoption) in der Reihenfolge wahlloser Beschuss von Zivilen Objekten und bevölkerung, mit immer grausameren Waffen Artillerie (Spreng-/ Brand-/ Bombletmunition), irgendwelchen Gasschweinereien, eine/zwei Atombombe(n) auf je eine Stadt (Gleichziehen der "Regionalmacht" mit dem Weltsheriff ).

    "Ich halte die Situation im Moment für extrem gefährlich und extrem unüberschaubar", sagte Tooze im Podcast "Die Stunde Null". "Das ist nicht der alte Kalte Krieg, es ist schlimmer, weil alles unberechenbar ist."


    " Dem Westen müsse klar sein, dass es nicht um Iran oder Venezuela gehe: "Wir verhängen Sanktionen gegen die zweitgrößte Nuklearmacht der Welt, die sich in einem für Putin existenziellen Krieg befindet." Die Russen könnten, da ihr konventioneller Krieg stockt, im Zweifel nur "asymmetrisch in den nuklearen Bereich" eskalieren.


    Tooze befürwortet zwar die Maßnahmen, aber er sagte: "Wir sollten uns über das Risiko im Klaren sein, weil wir es bei Putin mit einer bestimmten Persönlichkeit zu tun haben." Der Westen, sagte Tooze, sei zuvor "schlafwandlerisch" in diese Krise geschlittert – in Anspielung auf das Buch "Die Schlafwandler" von Christopher Clark über den Ersten Weltkrieg. "

  • Wer hat in dieser hochproblematischen Situation Interesse so etwas zu übernehmen? Das ist ein Strohmann, der von russischer Seite aus auserkoren wurde oder vielleicht noch ein Unternehmen wie Uniper, das zumindest in Deutschland die Dicken Mengen von Gazprom drehte. Was anderes kann ich mir da kaum vorstellen.

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