Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Es ist z.B. für mich sehr zweifelhaft ob der EROEI von Fracking LNG, das über Schiffe nach Deutschland transportiert wird, die Schwelle überschreitet die für ein weiteres Betreiben unseres Industriellen outputs überhaupt ausreicht oder insgesamt ein Verlusstgeschäfft ist.


    Besonders Fragwürdig ist natürlich, ob unsere Wirtschaftsleistung damit die Rüstungspläne und die Energiewende möglich machen kann.

  • Energiewende und Klimakrise sind eh kein Thema mehr. Hat Putin nämlich auch gleich abgeräumt. Völlig klar.


    Es wäre für mein westliches Gewissen deutlich befriedigender wenn ich wüsste, dass ich Putin/dem Russen die Schuld für das Reißen der KlimaZiele verantwortlich machen könnte.

  • Es wäre für mein westliches Gewissen deutlich befriedigender wenn ich wüsste, dass ich Putin/dem Russen die Schuld für das Reißen der KlimaZiele verantwortlich machen könnte.


    Oh, die wahre Gefahr für das Klima kommt aus Russland. Ist halt bloß kein Russe, sondern russischer Nichtmehrso-Permafrost.

  • Es wäre für mein westliches Gewissen deutlich befriedigender wenn ich wüsste, dass ich Putin/dem Russen die Schuld für das Reißen der KlimaZiele verantwortlich machen könnte.

    Wenn man hier so durch die Stadt und Kneipen tingelt, dann bekomme ich den Eindruck, dass schon erstaunlich viele Mitmenschen gerade hochgradig befriedigt sind und trotzdem noch mit einer kolossalen Dauererektion zu kämpfen haben. ... Das geht soweit, dass ich mich provoziert fühle, am liebsten meinen neuen Lieblingsbuchstaben des Alphabets offen zur Schau zutragen.

  • Aber egal welche sonstigen sinistren Motive Putin tatsächlich haben mag - Gegenstand seiner öffentlichen Kernforderung und der schärfsten Kritik Russlands - auch von Lawrow mehrfach geäußert - am Verhalten der Ukrainischen Regierungen seit der orangen "Revolution" 2004 war die Annäherung an den Westen und an die NATO.

    Der Vorwurf, Kiew verhandele insbesondere im Hinblick auf die russischen Kernforderungen - Keine NATO-Mitgliedschaft, Anerkennung der "Volksrepubliken" in den von diesen beanspruchten Grenzen(!), und Verzicht auf die Krim - nicht souverän, sondern stehe unter Einfluss aus Washington, kommt nicht von mir oder von amerikanischen Thinktanks (jedenfalls nicht direkt) sondern von der russischen Regierung.


    Wenn Putins oligarchische Autokratur jetzt Zelenskyjs Oligarchie mit demokratischen Elementen als alleinigen Partner eines möglichen Friedensabkommens akzeptieren würde, ohne dabei explizite Garantien aus Amerika - nicht nur in Puncto Sanktionen, sondern vor allem in Bezug auf die mögliche NATO-Mitgliedschaft! - zur Bedingung zu machen, würde sie ihre eigene Erzählung von der fremdgesteuerten Ukraine torpedieren und sich der Welt als gemeine Schläger offenbaren, die ein kleineres Nachbarland mit Gewalt dazu gezwungen hätten, ihnen ein paar Stücke von sich abzugeben.


    Sehe ich nicht als so großes Problem für die heimische Propaganda an. Die USA haben die anti-russischen nationalistischen Kräfte in der Ukraine gestärkt, aber dafür gibt es ja die Entnazifizierung. Stücke abgeben wäre nur bei "neuen" territorialen Gewinnen relevant. Dass die Krim zu Russland gehört und der Donbass die Unabhängigkeit spätestens nach acht Jahren Krieg verdient hat, ist doch in Russland längst breit akzeptiert.


    Es ist sogar so, dass die russische Regierung aktuell mehrfach den Verdacht geäußert hat, dass vermutlich die USA von außen die ukrainische Delegation in den Verhandlungen beeinflussen. Sie haben auch mal aufgerufen, der Westen sollte lieber auf die Ukrainer einwirken, damit sie die Verhandlungen ernster nehmen.


    Aber mein Punkt ist, ich sehe bisher keinerlei Anzeichen, dass sie vorhaben mit den US-Amerikanern zu verhandeln. Und ehrlich gesagt, wenn sie denken, dass sie seitens der NATO kein Zugeständnis in Form eines Beitrittsausschluss für die Ukraine bekommen werden, dann halte ich das für eine zutreffende Einschätzung. Da ist meines Erachtens schlicht nichts zu holen und das ist auch mit ein Grund für den Krieg. Die Sanktionen sind etwas anderes, aber wie gesagt auch da bisher kein Anzeichen, dass sie in den Verhandlungen eine Rolle spielen.


    Ich glaube die Russen, oder zumindestens Putin, sind im Moment immer noch an dem Punkt, wo sie von den Ukrainern einfach nur ihre Kernforderungen erfüllt haben wollen. Zumindestens so wie die Verhandlungen geführt werden. Es ist ja auch eine Möglichkeit, dass die nur vorgeschoben sind.

  • Es ist z.B. für mich sehr zweifelhaft ob der EROEI von Fracking LNG, das über Schiffe nach Deutschland transportiert wird, die Schwelle überschreitet die für ein weiteres Betreiben unseres Industriellen outputs überhaupt ausreicht oder insgesamt ein Verlusstgeschäfft ist.


    Besonders Fragwürdig ist natürlich, ob unsere Wirtschaftsleistung damit die Rüstungspläne und die Energiewende möglich machen kann.

    Ich sag mal so, dieser Konflikt hat in Sachen Energiewende wirklich 2 Seiten. Zum Einen wird es den Kohleausstieg bis 2030 wohl nicht mehr geben können. Die damalige Strategie Erneuerbare bis zum Maximum auszubauen und mit flexiblen Gaskraftwerken zu flankieren funktioniert mangels Erdgas wahrscheinlich nicht mehr. Aus heutiger Sicht kann dieses Konzept eher nicht mehr gefahren werden, bzw. überlegt sich heute jeder Energieversorger den Bau eines Gaskraftwerkes 3mal. Damit fehlt dann natürlich die flexible Erzeugung. Auf der anderen Seite ist es gerade ziemlich einfach hohe Investitionskosten in bspw. PV, Windkraft oder eben Bioabfallvergärungsanlagen zu lenken. Damals gab es immer wieder Vorbehalte ala "ist das wirklich wirtschaftlich?". Diese Bedenken spielen mittlerweile kaum noch eine Rolle, einfach weil Energie aus fossilen Brennstoffen auch langfristig mindestens doppelt so teuer werden wird. Man braucht jetzt keine Subventionen mehr um EE-Anlagen zu bauen. Aktuell sind das regelrechte Goldgruben. Deshalb sollten solche Anlagen nun auch vermehrt gebaut werden können, ganz ohne staatliche Zuschüsse. Die Technik ist i.d.R. schon jahrzehntelang erprobt und kann in das bestehende Netz integriert werden. Nach und nach werden jetzt auch Wasserstoffprojekte an den Start gebracht werden (die allerdings noch Subventionen brauchen).


    Ich bin selber gespannt wie schnell das alles vonstatten gehen kann, nur; staatliche Gelder brauchst Du eigentlich gerade nur für Wasserstoffprojekte. Alles andere ist derzeit, aber auch mittelfristig, ziemlich lukrativ.

    Wenn man das jetzt 2-3 Jahre lang so macht braucht es auch noch nicht unbedingt diese flexiblen Gaskraftwerke. Noch haben wir es mit eher tief hängenden Trauben im Wärme- und Verkehrssektor zu tun, wo noch sehr flexibel abgenommen werden kann. Darauf kann man sich jetzt stürzen. Dort gibt es noch genug zu elektrifizieren und Überkapazitäten aus dem Stromnetz können sofort bspw. ins Wärmenetz über Wärmepumpen eingespeist werden (selbst im Sommer). Man ersetzt dort i.d.R. sofort Gas oder gar Heizöl.


    n bisschen Off-Topic ich weiß.

  • Sehe ich nicht als so großes Problem für die heimische Propaganda an.

    Vielleicht nicht gegenüber der russischen Bevölkerung. Die breite Masse bekommt dort ja sowieso nur noch mit, was der Kreml sie hören lassen will. Aber ich bezweifle schwer, dass Putin hier einen völlig durchgeknallten Alleingang gemacht hat, ohne sich mindestens mit China grob abgestimmt zu haben.


    Gerade wenn Du auf die westliche imperiale Logik verweist, musst Du doch auch sehen, dass es außerhalb der westlichen propagand-Bubble mittlerweile eine sehr große Menge Menschen auf der Welt gibt, die genau diese Logik nicht mit der Muttermilch aufgesogen haben - oder zumindest nicht als internationale "Friedensordnung" , die the rule of law und das Völkerrecht heiligt, sondern als mitunter ziemlich unfriedliches, ungerechtes Machtgefälle zwischen sich und den Ländern, in denen die Profite aus ihrer Ausbeutung angehäuft werden, und von denen diktiert wird, welches Recht unter den Völkern zu gelten habe.


    Wenn Putin die Isolation von den westlichen Futtertrögen langfristig aushalten will, dann kann er nicht riskieren auch beim Rest der Welt in Ungnade zu fallen, wo man ihn jetzt - natürlich auch dank massiver Auslandspropganda - wenn schon nicht als Speerspitze des Widerstandes gegen das US-imperium, dann doch zumindest als konsequenten Verteidiger eigener Interessen gegen dessen Hegemonie betrachtet.

  • Ganz und gar nicht Off-Topic.


    Der Ukraine Konflikt verändert politisch die Agenda. Gerade das wird in der Öffentlichkeit nicht diskutiert weil das ja nach "Putinversteher" riecht. Wer die Politik der totalen Aufrüstung und des Wirtschaftskrieges in Frage stellt macht sich bei Lanz und Co. Schuldig an der Unterwerfung der Ukrainer. Für den Befreiungskampf der Ukraine muss man eben "selbstverständlich" Energiewende, Kohleausstieg und Atomausstieg opfern, sagen jetzt all die Klimaschmutzlobbyisten die jetzt aus ihren Löchern kriechen.


    Es sind eben gerade die Interessensgruppen im Öl, Gas Kohlegeschäft der USA, die die Energiewende schon immer torpediert haben, die an Frieden kein Interesse haben und deren Interessen sich jetzt mit denen des MIK decken. Unsere Bevölkerung lässt sich von diesen Scheißkerlen instrumentalisieren und die Politik, getrieben von emotionalen Aufruhr der in den Medien entfacht wird, schlittert von einer verfehlten Ad-Hoc Politik in die nächste.


    Es gibt für die Entstehung der vielen internationalen Konflikte Ursachen. Die liegen im Scheitern des Imperialen Kapitalismus, der Endlchkeit der Ressourcen und der Belastbarkeit unseres Klimas Rechnung zu tragen. Für jeden kleinen Schritt der in diese Richtung gemacht wurden, machen wir jetzt wieder zwei zurück. Das wird nicht nur den Konflikt in der Ukraine verschlimmern sondern zu weiteren Konflikte führen.


    Wer Frieden will muss die Energiewende schaffen. So einfach ist der Zusammenhang.

  • Ich stimme Dir insofern zu, dass ein wichtiges Motiv dieses Stellvertreterkrieges im LNG-Geschäft der US-Konzerne zu finden ist. Darüber hinaus habe ich bislang gedacht, dass unsere Energieabhängigkeit von Russland das Gröbste eher noch verhindert. Wären wir von Russland vollkommen unabhängig, würden wir evtl. noch stärker eskalieren... bzw. uns von den Amis noch rücksichtsloser vor den Karren spannen lassen. Ich sah diese Pipelines tatsächlich als friedenserhaltende Maßnahmen und bis zu diesem Krieg hat das ja auch sehr gut geklappt.

  • Wenn Putin die Isolation von den westlichen Futtertrögen langfristig aushalten will, dann kann er nicht riskieren auch beim Rest der Welt in Ungnade zu fallen, wo man ihn jetzt - natürlich auch dank massiver Auslandspropganda - wenn schon nicht als Speerspitze des Widerstandes gegen das US-imperium, dann doch zumindest als konsequenten Verteidiger eigener Interessen gegen dessen Hegemonie betrachtet.


    Also wenn der Plan ist vorzeigbare Zugeständnisse des Westens zu bekommen, dann sehe ich das nicht als erfolgsversprechend an.


    Lawrow hat sich gerade nochmal in der Richtung geäußert, dass der Westen die Ukrainer auffordern sollte auf die russischen Verhandlungspositionen einzugehen. Und dabei behauptet er, es gäbe durchaus Einsicht in eigene Fehler auf der westlichen Seite, aber das würde keiner laut sagen:


    https://tass.com/politics/1428261


    Zitat

    Lavrov also expressed hope that the West would urge Kiev to adopt a constructive position. "I still see that there is a chance for an agreement [between Russia and Ukraine], because there is an understanding of our Western partners' gross mistakes of many years, it is present, although for understandable reasons they will hardly say it out loud," the minister noted.


    Insofern denke ich nicht, dass die Russen glauben vom Westen verbindliche Zusagen bekommen zu können. Bestenfalls treten einige Länder als Garantiemächte eines russisch-ukranischen Friedensvertrags auf und befürworten damit offiziell Neutralität usw.


    Wie gesagt die Sanktionen sind vielleicht noch etwas anderes. Wobei ich dachte, dass sie jedenfalls zum Teil sowieso nur gelten bis der Krieg beendet ist.

  • Ich stimme Dir insofern zu, dass ein wichtiges Motiv dieses Stellvertreterkrieges im LNG-Geschäft der US-Konzerne zu finden ist. Darüber hinaus habe ich bislang gedacht, dass unsere Energieabhängigkeit von Russland das Gröbste eher noch verhindert. Wären wir von Russland vollkommen unabhängig, würden wir evtl. noch stärker eskalieren... bzw. uns von den Amis noch rücksichtsloser vor den Karren spannen lassen. Ich sah diese Pipelines tatsächlich als friedenserhaltende Maßnahmen und bis zu diesem Krieg hat das ja auch sehr gut geklappt.

    Ja, "etwas" Widerstand gegen die Massnahmen kam von unserer Seite schon, aber der war doch minimal. Aber jetzt ist bei allen der Konsens, dass russisches Gas und Öl zu kaufen Putin auf seinem vermuteten Welteroberungsfeldzug unterstützen heist. Dabei wäre der Umstand, dass ganz allgemein das Ölgeschäft Kriege finanziert, die dann im wesentlichen um Öl geführt werden, eine so wichtige Erkenntnis.

  • Wie gesagt die Sanktionen sind vielleicht noch etwas anderes. Wobei ich dachte, dass sie jedenfalls zum Teil sowieso nur gelten bis der Krieg beendet ist.

    Du glaubst also, was Biden neulich in [edit: Brüssel Warschau] ausplauderte, als er am Ende seiner Rede noch ein bisschen vom Script weg improvisierte, Putin "cannot remain in Power", sei tatsächlich nur seinem eigenen dementen Hirn entsprungen und nicht Gegenstand heftiger Diskussionen im amerikanischen Führungsapparat, in welchem einige besonders wertebewusste Fraktionen jetzt die Gelegenheit sehen, Russland ein für allemal ökonomisch von der Weltbühne zu werfen, und dass man von diesem Kurs sofort abrücken werde, sobald die Russen ihren Angriffskrieg beenden?


    Das erscheint mir ein bisschen sehr optimistisch.

  • Wie gesagt die Sanktionen sind vielleicht noch etwas anderes. Wobei ich dachte, dass sie jedenfalls zum Teil sowieso nur gelten bis der Krieg beendet ist.

    Kommt denke ich sehr darauf an, was für eine Art Frieden gefunden wird. Und da sehe ich ziemlich schwarz. Einer der besten Fälle wäre noch, Russland schnappt sich die Krim und den Donbass und zieht ansonsten aus der Ukraine ab, Ukraine wird vielleicht neutral.


    Dann hast du ein Land, das ein anderes mit Waffen angegriffen hat, mehrere Städte zerbombt, tausende Tote, und ihr Gebiete völkerrechtswidrig abgenommen hat. Da wird es nicht direkt nach dem Friedensschluss zwischen Ukraine und Russland normale Beziehungen seitens des Westen geben. Die Energieunabhängigkeit von Russland wird denke ich ein dauerhaftes langfristiges Ziel bleiben. Und generell muss man davon ausgehen: nach dem Krieg wird für Putin leider vor dem Krieg sein. Niemand wird sich in Europa darauf verlassen, dass Putin friedlich bleiben wird, und so wird man diplomatisch mit Russland auch umgehen.


    Das heißt nicht dass man mit Russland nicht reden muss und soll, aber durch diesen dummen Scheißkrieg ist so unfassbar viel kaputt gemacht worden, diplomatisch, das wird Jahrzehnte dauern bis da wieder halbwegs Normalität ist. Vorausgesetzt beide Seiten arbeiten hart daran.

  • Kommt denke ich sehr darauf an, was für eine Art Frieden gefunden wird. Und da sehe ich ziemlich schwarz. Einer der besten Fälle wäre noch, Russland schnappt sich die Krim und den Donbass und zieht ansonsten aus der Ukraine ab, Ukraine wird vielleicht neutral.


    Und da sind wir dann an dem Punkt, wo sich alle Fragen werden müssen, ob das den Preis wert war? Die USA werden das ganz klar mit ja beantworten können, weil die strategische Schwächung der Russen in Europa nicht anders zu bekommen war und es eh nicht ihr HC war, was da verheizt wurde. Nebenbei hat man auch noch ganz gut verdient.

  • A propos gut verdient...


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