Ich hab da gestern noch mal drüber nachgedacht. "Ergebt euch doch, ihr habt eh keine Chance. Warum müssen noch sinnlos Menschen sterben" (auch nach Precht). Das klingt erstmal logisch, heißt aber für sehr viele Menschen dass sie ihre Heimat verlieren, vielleicht sogar für immer.
Es geht nicht darum, dass die Ukraine sich ergeben soll, sondern darum, dass ihre Bevölkerung nicht als "Kollateralschaden" zwischen den konkurrierenden Machtblöcken NATO und Russland zerschossen wird.
Die Kritik richtet sich gegen unsere eigene Regierung und ihre Verbündeten, die in ihren Schicken Brüsseler, Berliner und Washingtoner Büros im Warmen und Trockenen sitzen und mit dem Heldentod der UkrainerInnen Welt-Stratego spielen, während sie die globale Wirtschaft - die sie selbst in ihrem kapitalistischen Wahn zur maximal profitablen Umverteiliung von Süd nach Nord und von Ost nach West zuvor so abhängig von internationalen Lieferketten und Finanzsystemen gemacht haben - dabei mit in den Abgrund reißen, nur damit man sich nicht vorwerfen lassen muss, man habe dem Russenhitler nicht hart genug seine Grenzen aufgezeigt.
Es geht darum, den Krieg nicht unnötig in die Länge zu ziehen, indem man sich weigert, mit den Russen einen Kompromiß zu finden, und statt dessen eisern daran festhält, es ginge hierbei um irgendein souverändes Selbstbestimmungsrecht der Ukraine oder um humanistische Moral und nicht um die Behauptung von ideologischen Einflusssphären.
Ich kann da nur für mich sprechen, aber ich möchte in so einem System nicht leben, und ich denke viele Ukrainer möchten das auch nicht.
Ich kann auch nur für mich sprechen und ich wäre lieber weiter lebendig, als mich für den Machterhalt irgendeiner Elite an der Front verheizen zu lassen. Wer unter der Erde liegt kann nicht mehr kämpfen. Und wer hier im sicheren Westen ehrlich meint, dass es von Nöten sei, für eine Ideologie zu sterben, der sollte wenigstens so solidarisch sein und sich in der Ukraine freiwillig zum Kampfeinsatz melden.