Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Richtig. Das heißt aber auch auf sinnlose kriegsverlängernde Waffenlieferungen zu verzichten, deren einziger Nutzen ist, noch mehr Menschenleben zu kosten.

    Diesen Punkt hat Precht auch gebracht, dass die Fortsetzung eines Krieges, der militärisch nicht zu gewinnen ist, keinerlei Nutzen hat. Ich hab da eine Weile drüber nachgedacht, welchen Nutzen das theoretisch haben könnte, solch einen Kampf zu führen:


    Putin könnte Reputation verlieren. Precht sagt zwar, dass Putins Reputation zwar schon völlig zerstört ist, das gilt aber nur für den Westen. Im Inland würde seine Reputation leiden, wenn der Krieg andauert, die russische Armee versagt und er Städte bombardiert. Hinzu kommt, dass die Beziehungen zwischen Russland und Ukraine immer schlechter werden, was es schwieriger macht, die Ukraine in die russische Föderation einzugliedern.


    Ein zweiter Nutzen könnte sein, dass die Sanktionen effektiver werden. Ein Krieg ist teuer und belastet die russische Wirtschaft, die durch den Wirtschaftskrieg angegriffen wird.


    Einen weiteren Nutzen haben Waffenlieferungen falls es zu Verhandlungen kommt. Je höher der Preis, den Putin zahlen müsste, um die Ukraine zu unterwerfen, desto besser die Bedingungen die er anbieten wird, um diesen Preis zu vermeiden.

  • Der Pulitzerpreisträger James Risen von The Intercept, der sich mal eine recht interessante Debatte mit seinem Ex-Kollegen Glenn Greenwald über die Russiagate-Verschwörungstheorie lieferte, bei welcher er die Position verteidigte, die Russische Regierung habe die Wahl Donald Trumps herbei konspiriert, und der sich auch sonst bisher nicht unbedingt als besonders Putin-freundlich erwies, hat mit einer Menge anonymer US-intelligence sources geredet:

    U.S. INTELLIGENCE SAYS PUTIN MADE A LAST-MINUTE DECISION TO INVADE UKRAINE

    The U.S. likely relied in part on intercepted communications among senior Russian government and military officials.


    [...] The intelligence community’s assessment that Putin waited until almost the last minute to decide to start a war with Ukraine, which has not been previously reported, is significant because it could help explain how ill-prepared and uncoordinated the Russian military has appeared since it invaded. There have been widespread reports that Putin kept many Russian leaders out of the loop, that they were stunned by his decision to attack, and that the Russian government was not fully ready for war. “I was shocked because for a long time, I thought that a military operation was not feasible. It was not plausible,” Andrey Kortunov, a member of a Kremlin panel of foreign policy advisers, told Britain’s Sky News on March 2. Kortunov said that he and other foreign policy advisers had been sidelined by Putin.

    The Russian president has instead surrounded himself with a small circle of like-minded military and intelligence officials who do his bidding. This has prompted outside experts to describe the current Russian government as being run by the siloviki, a small cadre of senior people with security, intelligence, and military backgrounds. It means that an increasingly isolated Putin made the decision to invade largely by himself. But that isolation makes it difficult to control a sprawling enterprise like a major war.

    It’s possible that Putin made his decision earlier than U.S. intelligence concluded that he did. Current intelligence officials who described the CIA’s reporting on Putin’s intentions refused to identify the specific intelligence the agency used to determine when he decided to invade, making it difficult to judge the quality of the assessments. For example, whether U.S. intelligence was able to determine Putin’s plans because it gained access to his personal communications — thus giving the U.S. real-time information about his thinking — remains a closely guarded secret.[...]


    Fazit: So genau weiß man es eigentlich nicht, und alle Quellen sind selbstverständlich anonym. Aber wenn man mal annähme dass da irgendwas dran ist, dann sähe das nicht gerade nach einem lang angelegten Plan zur Annexion des gesamten ukrainischen Staatsgebietes, oder zu einem Vernichtungskrieg gegen das Nachbarland aus, sondern nach genau der kurz und relativ schmerzlos über die Bühne zu bringenden "Spezialoperation", zu der Putin, Lawrov & Co. ihren Angriffskrieg von Anfang an zurecht euphemisierten - und die dann natürlich komplett nach hinten los ging.

  • Richtig. Das heißt aber auch auf sinnlose kriegsverlängernde Waffenlieferungen zu verzichten, deren einziger Nutzen ist, noch mehr Menschenleben zu kosten.

    Naja, ob es "sinnlose kriegsverlängernde Waffenlieferungen" sind hängt wohl auch von der Perspektive ab, wir leben halt im Kapitalismus, was für einen Wert Menschenleben für dieses System haben können wir schon lange Zeit beobachten...aus Sicht von Rüstungsunternehmen gibt es bestimmt ein Interesse daran möglichst viele Kriege über einen möglichst langen Zeitraum am laufen zu halten, da muss man sich nichts vormachen...und man sollte sich bzw auch die Politik und Bevölkerung mal fragen in wie weit diese Rüstungsindustrie bzw der MIK in der heutigen Zeit die politischen Entscheidungen beeinflussen.


    Es gab da sogar mal einen amerikanischen Präsidenten der davor gewarnt hat das es zuviel Einfluss vom MIK geben könnte...

    In seiner Abschiedsrede als Präsident vom 17. Januar 1961 warnte Eisenhower eindringlich vor den Gefahren, die ein... „militärisch-industrieller Komplex“ für die USA in Zukunft mit sich bringen würde:


    „Wir in den Institutionen der Regierung müssen uns vor unbefugtem Einfluss – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – durch den militärisch-industriellen Komplex schützen. Das Potenzial für die katastrophale Zunahme fehlgeleiteter Kräfte ist vorhanden und wird weiterhin bestehen. Wir dürfen es nie zulassen, dass die Macht dieser Kombination unsere Freiheiten oder unsere demokratischen Prozesse gefährdet. Wir sollten nichts als gegeben hinnehmen. Nur wachsame und informierte Bürger können das angemessene Vernetzen der gigantischen industriellen und militärischen Verteidigungsmaschinerie mit unseren friedlichen Methoden und Zielen erzwingen, so dass Sicherheit und Freiheit zusammen wachsen und gedeihen können.“

    In den Nachrichten lese ich die letzten Tage öfter solche Sachen, erst gestern das hier in der lokalen Presse...

    Waffenschmiede Heckler & Koch macht deutlich mehr Gewinn

    ...

    Krieg kurbelt Nachfrage an

    H&K stellt Sturmgewehre, Maschinengewehre, Granatwerfer und Pistolen her. Mit seinen 1050 Beschäftigten ist das Unternehmen der größte Handfeuerwaffen-Fabrikant in Deutschland. Zu den Wettbewerbern gehören Haenel aus Thüringen, Sig Sauer aus den USA, FN Herstal aus Belgien, Beretta aus Italien und CZG aus Tschechien.

    Der Krieg in der Ukraine und dessen Folgen kurbeln die Nachfrage nach Rüstungsgütern derzeit an. H&K-Chef Koch sieht diese Entwicklung als wirtschaftlichen Sondereffekt, dessen Umfang noch nicht abzuschätzen sei. «Die Nachfrage dürfte in den kommenden Jahren stärker steigen als bisher von uns prognostiziert», sagt der Manager. Erste zusätzliche Anfragen seien in den vergangenen Wochen bereits eingegangen. Mehr Details hierzu nannte er nicht. ...

    Bei einigen Nachrichtenportalen - wie dieser Handelszeitung - läuft das ganze sogar als Investmentratgeber unter "Musterportfolios"...

    Wie der Krieg die Rüstungsaktien befeuert

    Unter rein ökonomischen Gesichtspunkten ist es von Vorteil, Rüstungsaktien im Portfolio zu haben.

    Die Aktienkurse einiger Rüstungskonzerne sind in den letzten Tagen geradezu, nun ja, explodiert. Das trifft etwa auf die deutschen Firmen Rheinmetall und Hensoldt zu. Von Mitte Februar bis zum 1. März schoss der Kurs der Aktien von Rheinmetall um 65 Prozent in die Höhe. Hensoldt legte im selben Zeitraum 120 Prozent zu.

    ...

    Und z.B. auch hier kann man es in der Rubrik "Ratgeber/Finanzen" finden...

    Wegen Ukraine-Krieg: Aktienkurse dieser Firmen steigen stark an - wer profitiert jetzt besonders?

    ...

    Bei dem Rüstungskonzern Thyssenkrupp, Deutschlands größter Stahlhersteller, zeichnet sich auch ein deutliches Plus ab. Die Unternehmenspapiere legten mit einem Plus von gut 8 Prozent zur Vorwoche ordentlich zu. ... Doch nicht nur von deutschen Rüstungsunternehmen stiegen die Aktienwerte. Beim französischen Rüstungs- und Raumfahrtkonzern Thales legten sie um knapp 27 Prozent zu und auch beim britischen Unternehmen BAE Systems erhöhten sich die Aktien um mehr als 22 Prozent. Der israelische Konzern Elbit Systems konnte in der vergangenen Woche immerhin eine Wertsteigerung von knapp 20 Prozent verzeichnen. ...

    Auch US-Rüstungsunternehmen profitierten in den vergangenen Tagen von dem russischen Angriffskrieg. Der Rüstungs- und Technologiekonzert Lockheed Martin legte in den vergangenen sieben Tag 13,7 Prozent zu. ...

  • Was ich übrigens nach wie vor erstaunlich finde, wie gemächlich der Landgewinn auch im Donezbecken zu sein scheint. Abgesehen von der Frage welcher Teil der ukrainischen Kräfte dort vor Ort war, man hätte ja eigentlich einen Rückzug erwarten können, wenn der Rest des Landes angegriffen wird.

  • Ja alles Gründe die Friedel Springer und co. auch unterschreiben würden.

    Wie menschenverachtend muss man drauf sein, dass man hofft dass Putins Armee versagt und er Städte bombardiert. Ist ja nicht dein Leben.

  • Was ich übrigens nach wie vor erstaunlich finde, wie gemächlich der Landgewinn auch im Donezbecken zu sein scheint. Abgesehen von der Frage welcher Teil der ukrainischen Kräfte dort vor Ort war, man hätte ja eigentlich einen Rückzug erwarten können, wenn der Rest des Landes angegriffen wird.

    Ich weiß nicht wie die Ukraine ihre Reservisten beplant hat, wenn da jemand Quellen hat, bitte aufzeigen, gibt da verschiedene Möglichkeiten. Eine wäre Wehrpflichtige einzuziehen und fest einem Verband zuzuordnen, da müssen die Leute dann im V-Fall hin und werden dann lageabhängig im Rahmen des Verbandes eingesetzt. Das andere Extrem wäre die Jungs irgendwo auszubilden und im V-Fall bilden dann regional vorgehaltene Stäbe aus denen lokale Verteidigungskräfte. Das kann man auch nach Belieben mischen. Zweitere Variante wären wohl eher die die länger halten und sich gegebenenfalls lieber überrollen lassen und in den Kleinen Krieg wechseln, schließlich geht es um das eigene Dorf und Haus.

  • Was ich übrigens nach wie vor erstaunlich finde, wie gemächlich der Landgewinn auch im Donezbecken zu sein scheint. Abgesehen von der Frage welcher Teil der ukrainischen Kräfte dort vor Ort war, man hätte ja eigentlich einen Rückzug erwarten können, wenn der Rest des Landes angegriffen wird.


    Wie Marner sagt, wir haben ja kaum greifbare Zahlen, wir kennen die Strategie und die Ziele nicht. Wäre ja nicht verwerflich im Donbass eine gute Verteidigungsstellung zu haben und da immer wieder Leute gegen anlaufen zu lassen, dann macht man keine Meter, aber verliert auch keine.


    Ansonsten war das eine überschaubare Menge an Truppen auf der russischen Seite und die sind ja nun auch nicht erfolglos geblieben, die Ukraine ist doppelt so groß wie Deutschland und hat 30% militärisch abgeben müssen - während keine weiteren Truppen nachkommen


    Die Schadenfreude der Nachrichten, wie langsam es läuft, wie schwierig es ist, die würde ich so nicht teilen, es ist kein Großangriff, der würde anders aussehen und selbst der würde bei einem Brudervolk noch anders geführt wie ein ungehemmter Krieg gegen Unzivilisierte.



  • Ja alles Gründe die Friedel Springer und co. auch unterschreiben würden.

    Wie menschenverachtend muss man drauf sein, dass man hofft dass Putins Armee versagt und er Städte bombardiert. Ist ja nicht dein Leben.

    Keine Ahnung. Kenne persönlich keinen. Du hoffst also die Ukrainer zu zwingen unter einer brutalen Marionetten-Diktatur zu leben. Und jeden anderen Staat der Welt, der von einem Diktator angegriffen wird.

  • Der ist auch gut:



    Herr Mayer war mal für die Piraten im Berliner Abgeordnetenhaus.

  • Wäre ja nicht verwerflich im Donbass eine gute Verteidigungsstellung zu haben und da immer wieder Leute gegen anlaufen zu lassen, dann macht man keine Meter, aber verliert auch keine.

    Doch doch, das ist sehr verwerflich. Wie ein Einmarsch ins Sudetenland früher, oder wenn wir heute spontan "Verteidigungsstellung" in Südtirol oder Siebenbürgen beziehen. Wenn man ungefragt Stellungen in anderen Ländern gewinnt oder nimmt, und anschließend verteidigt, heißt die Operationsart trotzdem Angriff.

  • Ah ja - der war's.


    Frau Maddow, "links"-liberale amerikanische Wertejournalistin, langjährige Russlandexpertin von MSNBC und passionierte Pipitape-Konspirologin hat jetzt einen Blog, der auf twitter Holocaustleugnung betreibt:


  • Dann sage ich was ich sagte mit der Einleitung es wäre nicht "nicht unklug" - ein Angriff ist es trotzdem - mit einer 8 jährigen Vorgeschichte, die geflissentlich vergessen wird und medial nicht mehr existiert.


    Ich habe da mittlerweile ein sehr schlechtes Gefühl, noch etwas Benzin ins Feuer, die Rhetorik hochfahren, Weltwirtschaftskrise, Propaganda - da hat es schon mal geknallt und diesmal wären die Knallkörper zumindest lauter.


    Alles was die Grünen über Kindes-Kinder-Wohl erzählt haben ist Geschichte, es ist ein Tanz auf einer Rasierklinge und wir haben da nicht die begabtesten Tänzer weltweit in den entscheidenden Büros.

  • Ah ja - der war's.


    Frau Maddow, "links"-liberale amerikanische Wertejournalistin, langjährige Russlandexpertin von MSNBC und passionierte Pipitape-Konspirologin hat jetzt einen Blog, der auf twitter Holocaustleugnung betreibt:


    Naja, soweit ich weiß gingen nach der Machtübergabe als allererstes Gewerkschaftler, Linke, Kommunisten, Sozialdemokraten in die ersten Konzentrationslager (die damals noch "Umschulung" betrieben und keine Vernichtungslager waren).


    Der Krieg in Europa wurde anders geführt wie der im Osten, die meisten Kriegsgefangenen aus Frankreich/England/Co wurden sehr gut behandelt, je früher im Krieg, je besser, vor allem militärisch respektvoll). Im Osten spielte das sicher garkeine Rolle mehr ...


    ... und ich würde sagen das Russland schon versucht die Zivilisten zu schonen - aber ich erwarte nicht das Medien, russophobe insbesondere, das auch so sehen.

  • Naja, soweit ich weiß gingen nach der Machtübergabe als allererstes Gewerkschaftler, Linke, Kommunisten, Sozialdemokraten in die ersten Konzentrationslager (die damals noch "Umschulung" betrieben und keine Vernichtungslager waren).


    Der Krieg in Europa wurde anders geführt wie der im Osten, die meisten Kriegsgefangenen aus Frankreich/England/Co wurden sehr gut behandelt, je früher im Krieg, je besser, vor allem militärisch respektvoll). Im Osten spielte das sicher garkeine Rolle mehr ...


    ... und ich würde sagen das Russland schon versucht die Zivilisten zu schonen - aber ich erwarte nicht das Medien, russophobe insbesondere, das auch so sehen.

    Not the fucking point!

    Juden konnten seit Generationen deutsch sein dekorierte Veteranen des Ersten Weltkriegs sein, trotzdem hieß es oft "Gehe direkt in das KZ, ziehe keine 400 Mark ein!".

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