Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Die Sicherheitsarchitektur die uns über den kalten Krieg gerettet hat wurde unilateral von den USA aufgekündigt um eine zynische Imperiale Weltordnung aufzubauen die anderen Staaten und ihrer Bewohner gegenüber mit Verachtung und Geringschätzung begegnet.


    Putin handelt gemäß dieser imperialistischen Weltordnung die wir alle mitgetragen haben und für die zahllose Präzedenzfälle geschaffen wurden. Wenn man akzepiert, dass der Wohlstand des Westens als Folge von imperialer Ausbeutung mittels militärischem Druck gesichert wird, dann ist es extrem verlogen Putin dafür zu kritisieren dass er dieser imperialistischen Logik folgt von der wir alle so profitiert haben. Es ist nicht Putin den wir bekämpfen müssen, sondern die kapitalistischen Eliten überall, die die Welt an den Rand des Abgrunds gebracht haben.


    Diese Weltordnung wurde vor allem geschaffen um eine kapitalistische Elite zu bereichern und letztendlich richtet sie sich gegen die gesamte Weltbevölkerung. Die Milliardäre dieser Welt kennen keine Nationalität, sie nutzen nur den Nationalismus um die ausgebeuteten Massen für ihre interessen zu mobilisieren.


    Putins Angriff ist auf die Ukraine nicht nur einfach ein Spiegelbild der imperialistischen US Politik, sondern de Fakto das gleiche. Ein Krieg einer internationalen Oligarchie gegen den Rest der Welt..

  • Solche Probleme gibt es natürlich immer. Insofern wird man auch Beispiele dafür sehen, die von der Gegenseite besonders verbreitet werden. Allerdings scheint mir die Bewertung hier tatsächlich umgekehrt zu laufen. Man hatte eine gewisse Erwartung, wie schnell die Russen vorankommen würden, die ist nicht eingetreten. Es gibt eine Reihe von möglichen Erklärungen, warum nicht, wie Logistik, wie stärker als erwarteter Widerstand. Diese Möglichkeit wird dann aber im medialen Narrativ zur Beschreibung der Situation. Deswegen die Euphorie in den letzten paar Tagen.


    Was man erstmal in Frage stellen sollte, wo überhaupt die Erwartung herkommt, wie der russische Fortschritt verlaufen müsste.

    Ja Wemir ist schon klar. Man kann hier kaum etwas wissen. Belassen wir es ruhig dabei.

  • Die Democratic Socialists of America haben sich mit dem US-Establishment angelegt. Neben der Verurteilung des Handelns der russischen Regierung, haben sie noch das hier zu sagen:


    https://www.dsausa.org/stateme…sias-invasion-of-ukraine/


    Zitat

    DSA reaffirms our call for the US to withdraw from NATO and to end the imperialist expansionism that set the stage for this conflict. We call on antiwar activists in the US and across the world to oppose violent escalations, demand a lasting diplomatic solution, and stress the crucial need to accept any and all refugees resulting from this crisis. Much of the next ten years are coming into view through this attack. While the failures of neoliberal order are clear to everyone, the ruling class is trying to build a new world, through a dystopic transition grounded in militarism, imperialism, and war. Socialists have a duty to build an alternative.

  • Nach der 1 Stufe, nun die 2 Stufe ...



    Russian Nuclear Triad Takes Up Standby Alert Duty With Reinforced Staff


    The Minister of Defence of the Russian Federation has reported that the duty shifts of the command posts of the Strategic Missile Troops, the Northern and Pacific Fleets, and Long-Range Aviation Command began to carry out combat duty with reinforced personnel.


    This means that the order gave earlier to get them ready is now being fulfilled and they’re operating in a high alert/readiness mode. Nukes will be armed and prepared, ready to strike, if order given.




  • Ich erinnere nochmal and das Köhler Zitat wegen dem er zurücktreten musste:

    Zitat von Horst Köhler 22.05.2010


    "Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen. Alles das soll diskutiert werden und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg."

  • aber ich werfe dir jetzt einfach mal trotzig entgegen, dass da auf unsere seite immer noch die gleichen oder ähnlich gebaute leute sitzen

    Absolut. Deshalb habe ich (glaube ich) ja auch sehr auf Kriege in EUROPA hingewiesen. Dass wir Europäer eine sehr egomane Sichtweise der Welt haben, ist Tatsache. Und das harsch zu kritisieren... da bin ich sofort dabei.


    Aber diese egomane Sichtweise ist nunmal so. Und ändert an der Tatsache nicht, dass eben Krieg zwischen Nationalstaaten in Europa das Thema ist, welches überwunden schien - nun aber der Schein verschwunden sein sollte.


    Und auch hier kann man natürlich die Gegenfrage stellen: Ist es für Kriege in aller Welt eher gut oder schlecht oder schlicht egal, ob Europa die Zeit der Kriege zwischen Nationalstaaten überwunden hätte? Kann man sicher drüber streiten. Ich vermute, dass es für Kriege in der Welt nicht gerade besser wird, wenn innerhalb von Europa ebenfalls wieder Kriege normalisiert würden.


    Die Idee, dass hier einfach nur Russland geschwächt werden soll, ist in Anbetracht der Tatsache, dass Putin den Krieg begonnen hat... etwas schwierig. Ich würde eher sagen, Putin SELBER hätte sich dann geschwächt. Ich glaube nicht, dass hier NATO/EU völlig beliebig handelt, sondern tatsächlich etwas genauer hinschaut. Angenommen, die Ukraine hätte direkt beim Ausruf des Krieges gerufen "hey Russland - kommt rein - arbeitet mir uns zusammen - wir unterwerfen uns" oder so... vielleicht wär die Reaktion dann anders gewesen? Als die Krim eingenommen wurde, gab es zwar Proteste und auch kleine Sanktionen, aber damals hat NATO/EU eindeutig auch gesagt, dass da kein Krieg stattfindet und die Bewohner damit grössenteils nicht unzufrieden waren und sogar auf die Ukraine versucht, beschwichtigend einzuwirken.

    Wenn es NUR darum gegangen wäre, Russland zu schwächen... das hätte man vor 8 Jahren auch schon viel stärker haben können.


    Ich denke schon, dass die Tatsache, wie die Ukraine reagiert hat, auch einen Anteil hat. Aber auch, dass offenbar etwas zu früh Geheimdiensberichte über eine Invasion an die USA gelangt sind, die dort ernst genommen wurden. Und damit hat man Putin konfrontiert. Und er hat dann halt gelogen, aber weitergemacht mit seinen Vorbereitungen. Und er wurde weiter damit konfrontiert UND DANN schon mit scharfen Sanktions-Drohungen direkt angesprochen. Und hat diese ignoriert. Das dürfte auch eine kleine Rolle gespielt haben. Wenn man in den Vorbereitungen für einen Regelbruch schon erwischt wird... dann aber einfach weitermacht, trotz intensiver Androhungen von Konsequenzen... najaaaaa... dass sich Zuschauer drumherum irgendwie verarscht fühlen, und man dann umso harscher bei seinen Androhungen auf Konsequenzen bleibt, ist nicht so verwunderlich.


    Edit: Nach etwas Nachdenken würde ich sogar sagen, dass die doch recht intensive VORHERIGE Androhung der Konsequenzen und das nicht-glauben, als Putin sagte, er will doch gar keinen Krieg gegen die Ukraine starten, dagegen spricht, dass es hier vor allem um eine Gelegenheit geht, Russland zu schwächen. Wenn man unbedingt selber den Krieg wollte... wieso sollte man vorher warnen? Er hätte ja auch die Warnung Ernst nehmen können. Er hätte sogar ehrlich auftreten können und sagen können "Leute - Ihr habt Recht - ich WILL die Ukraine angreifen und einen baldigen Krieg starten - ich habe dafür meine Gründe - ich bin ich richtig sauer und will da voll reingrätschen... lasst uns dann nochmal zusammensetzen und EHRLICH sagen, worum es Euch und mir geht". Das hätte er sogar nur intern machen können. Vielleicht hat er das sogar in Gesprächen auf höchster Ebene? Und war dann einfach nur unzufrieden und hatte viel höhere Forderungen?

    Dass Putin selber aber die harschen Konsequenzen ignorieren wollte, obwohl die nun wirklich oft genug in den Wochen zuvor angedroht wurden... da ist nun wirklich nicht draus zu drehen, dass es dem Westen vor allem um seine Schwächung ging. Er hätte es selber abwenden können. Hätte diplomatisch geschickter mehr Druck aufbauen können. Wozu aber eben auch seine Ziele (ähem) "nachvollziehbarer" sein müssten. Ich habe immer noch keine Ahnung, was die genau eigentlich sind.

  • Ich denke schon, dass die Tatsache, wie die Ukraine reagiert hat, auch einen Anteil hat.

    ja natürlich, wäre die stimmung in der ukraine anders, oder die widerstandsfähigkeit geringer gäbe es dieses offene fenster ja gar nicht. aber man könnte die karten die man gegeben bekommen hat auch anders spielen, man entscheidet sich nun schon sehr bewusst dazu sie sehr sehr aggressiv zu nutzen. und ja, das hätte man vielleicht auch früher machen können, das wäre dann aber in der europäischen zivilbevölkerung nicht so gut angekommen. bevor putin wirklich begonnen hat anzugreifen war eine mehrheit der deutschen gegen waffenlieferungen an die ukraine. das hat sich nun vermutlich geändert.


    durch den einmarsch hat putin einen großen fehler gemacht indem er bei den meisten zum alleinigen übeltäter dieses konflikts wurde, er hat da rote linien überschritten, die es dem westen jetzt erlauben agressiver gegen ihn vorzugehen. hätte der westen das vorher gemacht, hätte das die verantwortlichen politiker vermutlich wahlen gekostet, jetzt würde es sie vermutlich wahlen kosten, würden sie die ukraine nicht unterstützen. die macht der bilder ist da eben sehr groß und die ukrainer und auch selenskyy spielen das spiel halt auch einfach verdammt gut. ich würde mir aber immer noch wünschen, dass unsere politiker sich da weniger davon beeindrucken lassen und mittel und langfristiger denken.


    soll putin luhansk und donezk haben, dafür darf die ukraine als entmilitarisiertes land perspektivisch in die eu bei gleichzeiten sicherheitsgarantien der ukraine durch russland. das problem daran ist aber natürlich, dass es diese sicherheitsgarantien schon gab als die ukraine ihre atomwaffen an russland abgab und sie jetzt gerade merken, dass sie das papier nicht wert waren auf dem sie geschrieben wurden. also das wird dem ukrainischen volk sicher schwer zu verkaufen sein. und außerdem ist eine nicht befriedung des konflikts natürlich auch sehr lukrativ für unsere rüstungsunternehmen.

  • man entscheidet sich nun schon sehr bewusst dazu sie sehr sehr aggressiv zu nutzen. und ja, das hätte man vielleicht auch früher machen können


    durch den einmarsch hat putin einen großen fehler gemacht indem er bei den meisten zum alleinigen übeltäter dieses konflikts wurde, er hat da rote linien überschritten, die es dem westen jetzt erlauben agressiver gegen ihn vorzugehen. hätte der westen das vorher gemacht, hätte das die verantwortlichen politiker vermutlich wahlen gekostet

    Da kam mein Edit dann zu spät.


    Ausgerechnet hier finde ich, dass "der Westen" aber genau richtig agiert hat. Eben noch KEINE (zusätzlichen) Sanktionen aussprechen, solange Putin noch gar nix gemacht hat, aber als man die klaren Hinweise hatte, sehr klare Drohungen von Konsequenzen aussprechen.


    So funktionieren unsere rechtstaatlichen Prinzipien nunmal. Man gibt keine Strafen für Gedankenverbrechen raus. Wenn jemand VOR HAT, was Schlimmes zu tun... dann muss man das schon extrem gut nachweisen können. Es gibt durchaus prophylaktische Paragraphen im Privatleben, aber wie soll das unter Staaten sinnvoll funktionieren?


    Ich finde gerade mit den intensiven Drohungen, OHNE schon was getan zu haben, hat der Westen ausnahmsweise mal gut gehandelt. Daher ist auch nun eine sehr harsche Sanktionierung umso vertretbarer. Wir waren so offen und haben klar gemacht: "Wir wissen, was Du planst. Wehe Du tust es. Das wird schlimm". Und er tat es! Trotzdem!


    Wir haben vorher doch noch rumgefeixt, was Biden da fürn Alarmismus betreibt. Und Putin hätte Biden sogar wie nen Deppen da stehen lassen können, wenn er eben seine Pläne abgebrochen hätte. Das alles hat nicht gereicht. Putin wollte UNBEDINGT seine Invasion durchziehen. Trotz aller Warnungen die die Warnenden trotz Spott ausgesprochen haben, weils doch nicht sein kann, dass der Putin SOWAS tun würde.

  • dass man sanktionen verhängen musste war klar, aber was genau die sanktionen beinhalten war dann doch noch nicht festgelegt, über den ausschluss aus dem swift-verfahren wurde ja bis zuletzt noch diskutiert und das ist ja nicht das einzige. und ja sicher ist die harte sanktionierung irgendwie vertretbarer, zumindest moralisch und aus fragen der glaubwürdigkeit des westens, aber sie setzen auch eine eskalationsspirale in gang, an deren ende eine katastrophe stehen könnte. also eine deutlich größere, als die die wir eh schon haben.


    ich seh irgendwie nicht, wie man ohne verständigung mit russland zu irgendeinem vernünftigen ergebis kommt und gleichzeitig sind wir das das angeht eh bald an einem point of no return und gleichzeitig ist die russische position natürlich nicht akzeptabel. es ist doch jetzt schon so gut wie unmöglich sich mit einem russland unter putins führung zu einigen, diplomatie kann es erst wieder geben wenn er weg ist und man wird dann auch alles daran setzen müssen, dass er gestürzt wird. also das muss man sich schonmal vor augen führen, dass das ein extrem gefährliches spiel ist was da gespielt wird. bei aller empörung über putins vorgehen.

  • aber sie heizen auch eine eskalationsspirale in gang, an deren ende eine katastrophe stehen könnte.


    ich seh irgendwie nicht, wie man ohne verständigung mit russland zu irgendeinem vernünftigen ergebis kommt und gleichzeitig sind wir das das angeht eh bald an einem point of no return

    Ich sehe Deine Sorgen und teile sie ja. Die Eskalationsspirale habe ich selber hier auch schon vor Tagen angesprochen.

    Gleichzeitig muss man Putin bzw. jedem, der Regeln bricht, klar machen, dass dies Konsequenzen haben kann. Und wenn man vorher schon diese ankündigt, MUSS man diese auch umsetzen, sonst denkt der Regelbrecher, dass er tun kann, was er will und glaubt auch in Zukunft keinen Drohungen von Konsequenzen bei weiteren Regelbrüchen nicht mehr. Diese kann man aber ja auch jederzeit wieder zurückdrehen. Die Intensität der Sanktionen hängt sicher auch damit zusammen, dass man nun Entgegenkommen von Putin erwartet, wenn man die Sanktionen wieder zurücknimmt.


    Ich sehe den "Point of no return" in dem Moment, wo der erste wirklich den roten Knopp drückt und einen großen Nuklearschlag durchführt. Selbst wenn Putin oder der Westen oder wer auch immer nur eine kleine taktische Nuke einsetzt, wäre noch Verhandlung möglich. Aber na klar - je höher auf der Eskalations-Spirale, desto schriller die Töne und Taten.


    Ich denke, dass wir noch ein ganzes Stück entfernt sind, vom "Point of no Return". Wichtig ist wohl, was Ukraine und Westen nun Putin anbieten, wenn er die Kampfhandlung einstellt. Doch noch nicht aus Swift raus bzw. den Rauswurf auf Eis legen? Das wär z.B. was.

    Er müsste aber auch endlich mal seine Ziele mitteilen. ER hat den Krieg begonnen. Den wird er ja wohl nicht durchgeführt haben, damit die Ukraine alte Militärmaschinen kaputt macht und später selber entsorgen muss. Es hatte Ziele. Wie kann die Ukraine/Westen bei den Zielen entgegenkommen. Und wie sehr hat er sich selber teilweise diese Ziele nun sogar zerstört.


    Ukraine "Heim ins Reich"? No way.

    Ukraine als "neutrales" Land? Wird schwierig nach dieser Aktion.

    Abspaltung von Donbass/Luhansk? Wär eine Idee - idealerweise mit internationalen Truppen dort.

    Zusage, dass Ukraine zumindest z.B. die nächsten 15 Jahre nicht in NATO und EU reinkommt, aber trotzdem bestimmte Sicherheitszusagen und besondere wirtschaftliche Förderung erhält? Wär ne Idee.


    Putin hat durch diesen Angriff aber ne Menge kaputt gemacht, was von vielen im Westen sicher mit Händereiben betrachtet wird. Das gebe ich sofort zu, dass ne Menge bei uns insb. im politischen Mainstream es insgeheim garantiert geil finden, dass Putin seine Rolle als "Bösewicht" nun endlich aktiv eingenommen hat. Halleluja :(


    Das werden möglicherweise üble Tage, Wochen, Monate evtl auch Jahre werden.

  • Ja Wemir ist schon klar. Man kann hier kaum etwas wissen. Belassen wir es ruhig dabei.


    In der Allgemeinheit meine ich es aber nicht. Wir wissen ja durchaus so grob den Fortschritt, zumindestens im Raum. Mir geht es eher um die Wahrnehmung eines langsamen Vorankommens und die Erklärungen dafür. Was da aber überwiegend fehlt, ist die Überlegung, was wäre angesichts des gewählten russischen Vorgehens überhaupt ein "angemessener" Fortschritt. (Woher kommt die Erwartung, ist eine Vorstufe zu dieser Überlegung.)

  • So funktionieren unsere rechtstaatlichen Prinzipien nunmal. Man gibt keine Strafen für Gedankenverbrechen raus. Wenn jemand VOR HAT, was Schlimmes zu tun... dann muss man das schon extrem gut nachweisen können. Es gibt durchaus prophylaktische Paragraphen im Privatleben, aber wie soll das unter Staaten sinnvoll funktionieren?

    Da kommen wir in das unbequeme Terrain unserer Weltordnung. Die USA haben den preemptive strike im Völkerrecht verankert, durch Anwendung. Wieso dürfen die das? Eigentlich dürfen sie es nicht, auf Grund des, in der UN-Charta verankerten, Gewaltverbots. Es kann allerdings auch keine Sanktionen geben, da sie im dafür zuständigen UN-Sicherheitsrat ein Vetorecht haben.

    Russland spielt das im Prinzip einfach nach. Der Sicherheitsrat wäre das Gericht das Staaten zur Ordnung ruft und anderen ein Mandat für bewaffnetes Eingreifen erteilt, ist nur nicht möglich, wenn der zu verurteilende Vetomacht ist.

  • Chris Hedges, der im Gegensatz zu vielen unsere heutigen WertejournalistInnen die Schrecken des Krieges als Korrespondent in Ex-Jugoslawien und im Irak noch hautnah miterlebte, und später bei der New York Times "gecancelt" wurde, weil er sich gegen George W. Bushs völkerrechtliche Invasion des Irak ausgesprochen hatte, erklärt hier nochmal, warum die Bedrohung durch die NATO-Osterweiterung, von der Putin immer wieder spricht, kein erst kürzlich entstandenes Hirngespinst eines durchgedrehten Paranoikers ist, sondern den zuständigen Damen und Herren in Washington schon seit langem bekannt war, und dennoch geflissentlich ignoriert, und durch die Regierungen Trump(!) und Biden noch weiter eskaliert wurde:

    The Ukraine catastrophe and how we got here: Chronicle of a war foretold

    I was there for the end of the Cold War — and we all understood how the new peace could collapse. We didn't stop it. (Salon - 26.02.2022)


    "[...] The consequences of pushing NATO up to Russia's western borders — there is now a NATO missile base in Poland, 100 miles from the Russian frontier — were well known to policy makers. Yet they did it anyway. It made no geopolitical sense. But it made commercial sense. War, after all, is a business, a very lucrative one. It is why we spent two decades in Afghanistan although there was near universal consensus after a few years of fruitless fighting that we had waded into a quagmire we could never win.

    In a classified diplomatic cable obtained and released by WikiLeaks, dated Feb. 1, 2008, which was written from Moscow and addressed to the Joint Chiefs of Staff, the NATO-European Union Cooperative, the National Security Council, the Russia Moscow Political Collective, the secretary of defense and the secretary of state, there was an unequivocal understanding that expanding NATO risked an eventual conflict with Russia, especially over Ukraine:


    "Not only does Russia perceive encirclement [by NATO], and efforts to undermine Russia's influence in the region, but it also fears unpredictable and uncontrolled consequences which would seriously affect Russian security interests. Experts tell us that Russia is particularly worried that the strong divisions in Ukraine over NATO membership, with much of the ethnic-Russian community against membership, could lead to a major split, involving violence or at worst, civil war. In that eventuality, Russia would have to decide whether to intervene; a decision Russia does not want to have to face. ... Dmitri Trenin, Deputy Director of the Carnegie Moscow Center, expressed concern that Ukraine was, in the long-term, the most potentially destabilizing factor in U.S.-Russian relations, given the level of emotion and neuralgia triggered by its quest for NATO membership. ... Because membership remained divisive in Ukrainian domestic politics, it created an opening for Russian intervention. Trenin expressed concern that elements within the Russian establishment would be encouraged to meddle, stimulating U.S. overt encouragement of opposing political forces, and leaving the U.S. and Russia in a classic confrontational posture."


    The Obama administration, not wanting to further inflame tensions with Russia, blocked arms sales to Kyiv. But this act of prudence was abandoned by the Trump and Biden administrations. Weapons from the U.S. and U.K. have poured into Ukraine, part of the $1.5 billion in promised military aid. The equipment includes hundreds of sophisticated Javelins and NLAW anti-tank weapons despite repeated protests by Moscow.

    The U.S. and its NATO allies have no intention of sending troops to Ukraine. Rather, they will flood the country with weapons, which is what they did in the 2008 conflict between Russia and Georgia.

    The conflict in Ukraine echoes the novel "Chronicle of a Death Foretold" by Gabriel García Márquez. In the novel it is acknowledged by the narrator that "there had never been a death more foretold" and yet no one was able or willing to stop it. All of us who reported from Eastern Europe in 1989 knew the consequences of provoking Russia, and yet few have raised their voices to halt the madness. The methodical steps toward war took on a life of their own, moving us like sleepwalkers towards disaster. [...]


    The war state needs enemies to sustain itself. When an enemy can't be found, an enemy is manufactured. Putin has become, in the words of Sen. Angus King of Maine, the new Hitler, out to grab Ukraine and the rest of Eastern Europe. The full-throated cries for war, echoed shamelessly by the press, are justified by draining the conflict of historical context, by elevating ourselves as the saviors and depicting whomever we oppose, from Saddam Hussein to Putin, as the new Nazi leader.

    I don't know where this will end up. We must remember, as Putin reminded us, that Russia is a nuclear power. We must remember that once you open the Pandora's box of war it unleashes dark and murderous forces no one can control. I know this from personal experience. The match has been lit. The tragedy is that there was never any dispute about how the conflagration would start. "





  • Die Hauptziele hat er doch mitgeteilt. Glauben halt viele nicht.

    Naja - Hedges scheint ja folgendes als Ziel zu sehen:


    Zitat von Hedges-Zitat von Utan

    "We must remember, as Putin reminded us, that Russia is a nuclear power."


    Ist natürlich eine Sichtweise. Er startet diesen Krieg um uns daran zu erinnern, dass er 1500 scharfe Nuklearwaffen hat. Hmmmmm...


    Dass Russland SELBER dafür sorgt, dass die osteuropäischen Länder unbedingt unter den NATO-Schirm wollen? Nö - kann natürlich nicht sein. Die Amis zwingen die Länder quasi dazu, weil es nur um Waffen-Geschäfte geht. Man muss sich nur die B9-Länderchefs anhören... die sind so dermassen am Jammern, dass sie in die NATO von den Amis gezwungen wurden und auch noch teilweise dafür zahlen müssen.


    Ironie aus:


    So sehr ich die Amis, die NATO und "den Westen" auch kritisieren will und es auch so sehe, dass die NATO-Aufnahme eine Scheiss-Idee war und man andere Lösungen wenigstens mal stärker hätte andenken sollen und ne Menge (aber bei weitem nicht alles) gemacht wird, um Waffen und alles mögliche zu verkaufen... aber durch die letzten Tage hat Putin ABSOLUT ALLE Sorgen dieser Länder und ABSOLUT ALLE intensiven Wünsche dieser Länder, in die NATO aufgenommen worden zu sein oder aufgenommen zu werden als absolut richtig belegt.


    Herzlichen Glückwunsch Herr Putin.


    Von der (ich bleibe dabei: GEFÜHLTEN) Bedrohung Russlands zu reden... schön. Wieso nicht. Lasst uns über unsere Gefühle reden.


    Diese als Fakt darzustellen, weil ein paar konventionelle Raketen näher an Russland gestellt werden... ähm... halte ich für mehr als grenzwertig, aber OK. Ich erinnere mich damals an die Diskussion und wie bescheuert ich es selber fand, in Polen Raketen zu stationieren. Sobald ein Land Teil der NATO ist, steht es eben unter dem Nuklear-Schutzschirm - wozu dann konventionelle Raketen? Totaler Bullshit. Aber auch keine Bedrohung. Vermutlich tatsächlich vor allem Geschäft. Solange der Rub... ääähhh... Dollar rollt, ist den Amis alles egal. Das ist in der Tat fast so bescheuert, wie einen Krieg gegen die Ukraine zu starten.


    Daher scheint es so zu sein, dass BEIDE SEITEN die nukleare Abschreckung vergessen haben.


    Über die (aktuell definitiv nicht mehr nur gefühlte) Bedrohung der osteuropäischen Staaten DURCH Russland KEIN WORT zu reden... ist jetzt auch nicht gerade ideal. Aber vielleicht kam das von Hedges ja in einem anderen Teil des Artikels durch.


    Ich bin doch mit dabei, auf die NATO und die Amis drauf zu hauen. Aber ich haue DEFINITIV genauso auf Putin und seinen Bullshit drauf. Und wenn sich jemand bedroht FÜHLT, der die ganze Welt einäschern kann... und deshalb die Bedrohung viel schwächerer Länder sogar UNTERMAUERT durch einen Angriffskrieg und seinen Angriffskrieg mit eigener Bedrohung erklärt... dem kann man echt keine rationale Herangehensweise attestieren.


    Dass die Amis sicher oft Krieg woll(t)en um Kohle zu machen, kann ich sofort unterschreiben. Aber in diesem konkreten Fall passen die vielfältigen Warnungen und Drohungen VOR DEM ANGRIFF da einfach nicht rein.

    Ausnahmweise mal haben die Amis offenbar KEINEN Krieg gewollt. Den wollte Putin. Und es gab keine akute, faktische Bedrohungslage gegen Russland. Die gabs nunmal nicht. Egal, wie sehr man die herbeireden möchte. Sie ist faktisch nicht vorhanden. Auch nicht durch 100 oder 1000 Raketen in Polen. Zudem ist die Urkaine auch gar nicht Polen. Die Raketen stehen da ja immer noch.


    Und was will Putin nun? Fordern, dass die B9 aus der NATO austreten? LOL? Durch einen ANGRIFFSKRIEG diese Forderung bestärken? WTF?


    Dass in der Vergangenheit extrem viel so gelaufen ist, um Russland sauer zu machen, deren Machtinteressen einzuschränken... verstehe ich alles. Na klar. Dass Russland das z.B. als Demütigung empfindet - könnte ich verstehen. Aber als Bedrohung? Nein.

    Und genau das ist aus meiner Sicht das Problem mit Putin: Er ist zu feige, seine Position der Schwäche einzugestehen - insbesondere nach Innen faselt er ständig vom "GrossRussischen Reich", statt die Wirtschaft seines Landes zu entwickeln. Er ist zu schwach und hat absolut gar nichts zu bieten, um Osteuropa zu vereinnahmen - ausser Angst! Wollen die aber nicht mehr.


    Und nun schlägt er dann halt mal zu. Wie dumm.

  • Hitlers erklärtes Ziel war schon in den zwanziger Jahren, lange bevor er mit Hilfe der bürgerlichen Mitte zum Reichskanzler ernannt wurde und sich dann zum Diktator aufschwang, nicht der Schutz irgendwelcher deutschen Minderheiten in den Nachbarländern, sondern die Unterwerfung oder Vernichtung all jener, die er als Feinde des deutschen Volkes ansah.

    Deswegen sagte ich, "ich sehe Ähnlichkeiten" und nicht "Putin ist wie Hitler". Die Idee mit der "Zersetzung der russischen Volksgemeinschaft" durch die "westliche Weltverschwörung" von außerhalb und innerhalb würde ich so ähnlich bei Putin auch verorten, allerdings kenne ich sein Schrifttum nicht. Da müsste ich mich erst einlesen, um irgendwelche Ähnlichkeiten zu beurteilen. Ein Unterschied ist, dass Hitler durch den Ersten Weltkrieg wirklich traumatisiert wurde, wogegen bei Putin es eher ein "traumatisiert" ist. Soweit ich weiß, war Putin nicht in Gewalthandlungen verwickelt.


    Ich weiß nicht ob GB hier ein gutes Beispiel ist, denn in GB durfte Schottland ein Referendum abhalten, ob sie unabhängig werden wollen oder nicht. Vorbildlich. In Russland ist allein der Versuch so ein Referendum zu organisieren strafbar. Nur zum Beitritt sind Referenden erlaubt, die organisiert der Chef selber. Und dass es mit Russland kein business as usual gibt, liegt nicht an Putins Verfehlungen in Sachen Demokratie und Menschenrechte, sondern daran, dass er die Ukraine, einen Staat der a) pro-westlich ist und b) dessen territoriale Integrität Russland vertraglich garantiert hat, kaputt zu machen versucht.


    Sehe ich bei den USA etwas anders, als die schiere Macht des Stärkeren. Von den westlichen Demokratien wird die USA durchaus freiwillig als Schutzmacht angesehen und nicht wegen der Drohung sonst militärisch einzuschreiten. Wenn man in allen Staaten der Welt eine Volksabstimmung machen würde, ob sie lieber dem US-Imperium angehören oder einem von Russland beherrschten Imperium, dann bliebe ev. kein einziger Staat für Russland übrig. Wer weiß, ob Weißrussland oder Kasachstan, wenn nicht deren Diktatoren die Außenpolitik machen würden, nicht die Seiten wechseln würden. Ohne die unsäglichen Kriege und Regimechanges der USA verteidigen zu wollen, sehe ich eine gewisse Legitimation der USA, sich als Weltpolizei zu sehen. Softpower. Und es ist erschreckend zu sehen, dass Putin offenbar meint, ohne solche Softpower Großmachtpolitik betreiben zu können. Verhandlungen vortäuschen, dann ein Blitzkrieg, Marionettenregierung installieren, fertig ist der Lack. Das ist keine konstruktive Machtpolitik sondern einfach bullshit. Machiavelli rotiert gerade in seinem Grab.


    Mir fällt aber ehrlich gesagt nichts anderes ein, die bescheuerte Aktion zu erklären, als dass Putin wirklich geglaubt hat, die Ukraine würde quasi kampflos zu ihm überlaufen. Er hat angeblich nicht mal seine volle Mannschaft ins Gefecht geworfen, sondern nur mit halber Kraft angegriffen.


    Merz Rede war fürchterlich. Peinlich, dass wir billige Kriegsrethorik brauchen und Klatschaffen, die das bejubeln.

  • Aber vielleicht kam das von Hedges ja in einem anderen Teil des Artikels durch.

    Zumindest gibst Du zu, dass Du Dir nicht mal die Mühe gemacht hast, den Artikel ganz zu lesen, bevor Du beschlossen hast, dass Hedges keine Ahnung, oder jedenfalls nicht genug moralische Entrüstung geäußert hat, um in Deinen Augen eine qualifzierte Meinung zu einem Thema - Amerikanischer Imperialismus und Krieg - abzugeben, mit dem er sich seit dreißig Jahren intensiv beschäftigt.

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