Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • So lange wir darüber nichts genaues wissen, sollten wir wirklich sehr vorsichtig damit sein, über des Kreml-Herrschers imperialistische Ambitionen zu spekulieren.

    Die Tausenden Ukrainer, die DRIN sind, und teilweise versuchen, abzuhauen... was sollen die denn Deiner Meinung nach tun, ausser "spekulieren"? Gut - man kann die 40 Mio Menschen als egal ansehen. Man kann denen natürlich sagen "heeeyyyy... Leute... keine Hektik... Putin hat zwar einen Großteil seiner Armee vor Eurer Haustür stehen und einige davon sind längst in Eurem Haus und er schmeisst auch Bomben auf Euren Garten... aber... bleib doch einfach mal cool. Sieh das ganze doch einfach als analytisches Denkspiel."


    Nö - das finde ich nicht ganz angemsessen.


    Wenn Putin nix klares sagt, sondern tapetenweise Text runterrattert, wo nunmal explizit auch drin enthalten ist, dass die Ukraine nie ein eigenständiger Staat ist (und er ja auch oft von Klein-Russland redet) ... und gleichzeitig eine Armee vor der Ukraine stehen hat, sowie Angriffe startet... dann MUSS man als Betroffener interpretieren.


    Er ZWINGT letztlich diejenigen, die direkt betroffen sind, und handeln müssen, zu interpretieren. Es ist ja nicht so, dass Ukraine der EU und der USA und der Welt sagt "Leute - haltet Euch doch da raus - das müssen ich und mein großer Buddy, der mich gerade nur ein bissi vermöbeln will, unter uns ausmachen". Einer derjenigen, der betroffen ist, bittet direkt andere um Hilfe. Und zwar sehr sehr sehr nachdrücklich. Da kannste natürlich Putin-freundlich interpretieren und sagen "joaaaa.. ach... der will nur n bissi Deine Infrastruktur kaputt machen und die Regierung verjagen. Liebe Regierung - kommt einfach nach Florida, wo es schön warm ist... und alle anderen... seht die Bomben einfach als n bissi Party-Musik an". Man kann die ganze Situation aber auch anders interpretieren. Und nach der absurden Dummfug-Lügerei der letzten Wochen MUSS man eben so interpretieren, dass man sich auf Schlimmeres vorbereitet. Alles andere wäre absurd fahrlässig.


    Was das mit "Kommunismus" oder "Linken" zu tun hat, ist mir ein Rätsel. Ist völlig irrelevant. Das russische Militär (sorry - hier stand vorher Russland - das ist natürlich falsch) greift die Ukraine landesweit an. Das ist ein Fakt. Darauf MUSS man reagieren und man MUSS interpretieren als verantwortlich handelnder.

  • Ein Tag Krieg, Selenskyj signalisiert, dass er über Neutralität verhandeln will. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.


    Chirurgische Kriegsführung ist natürlich ein Mythos, aber ich denke wir sind hier zumindestens in der Theorie so nah dran, wie vielleicht möglich. Russische Militärplaner werden die ukrainische militärische Infrastruktur jahrelang durchleuchtet haben. Wenn die russischen Truppen die Städte nicht betreten und es hier keine Annexionsinteressen gibt, so wie es behauptet wird, dann kann man das Ziel einer Demilitarisierung in Form der Zerstörung von Kriegsmaterial sehr schnell erreichen und die meisten Opfer bleiben Soldaten.

  • Die Tausenden Ukrainer, die DRIN sind, und teilweise versuchen, abzuhauen... was sollen die denn Deiner Meinung nach tun, ausser "spekulieren"? Gut - man kann die 40 Mio Menschen als egal ansehen. Man kann denen natürlich sagen "heeeyyyy... Leute... keine Hektik... Putin hat zwar einen Großteil seiner Armee vor Eurer Haustür stehen und einige davon sind längst in Eurem Haus und er schmeisst auch Bomben auf Euren Garten... aber... bleib doch einfach mal cool. Sieh das ganze doch einfach als analytisches Denkspiel."


    Nö - das finde ich nicht ganz angemsessen.

    Dass das für die Ukrainische Bevölkerung schrecklich ist, ist doch klar. Müssen wir darüber diskutieren?


    Aber hältst Du es für uns als - bislang noch - nicht direkt Betroffene für angemessener, sich jetzt in genau der Empörung und genau den allgemeinen Spekulationen zu ergehen, die wir zuvor noch allenthalben kritisiert haben?

    Ich sehe nicht, was die Menschen in der Ukraine davon haben, wenn sich in Deutschland jetzt jeder C-Promi zusammen mit Analena Baerbock und twitter-user @hansi3456 in moralischen Urteilen über eine Sachlage ergeht, von der offenbar niemand wirklich weiß, wie sie tatsächlich aussieht, oder welche Konsequenzen sich daraus am Ende ergeben werden?


    Und ich frage auch Dich gerne nochmal: Hast Du Belege dafür, dass die russische Armee massenhaft Zivilisten getötet hat, oder das Kiew kurz vor der Eroberung steht?


    Ich sag' ja nicht, dass das ausgeschlossen ist, aber bisher haben wir dazu nur Propaganda von beiden Seiten, auf die man sich nicht verlassen kann. Putins Rede liegt immerhin so vor wie er sie gehalten hat. Man muss ihm ja nicht glauben, was er darin behauptet, aber sie ist zumindest eine handfeste Quelle.

  • Chirurgische Kriegsführung ist natürlich ein Mythos, aber ich denke wir sind hier zumindestens in der Theorie so nah dran, wie vielleicht möglich. Russische Militärplaner werden die ukrainische militärische Infrastruktur jahrelang durchleuchtet haben. Wenn die russischen Truppen die Städte nicht betreten und es hier keine Annexionsinteressen gibt, so wie es behauptet wird, dann kann man das Ziel einer Demilitarisierung in Form der Zerstörung von Kriegsmaterial sehr schnell erreichen und die meisten Opfer bleiben Soldaten.


    Könnte mir vorstellen, viele Syrer denken sich schon jetzt, ach schau an und so sieht das aus, wenn sie sich Mühe geben.

  • Chirurgische Kriegsführung ist natürlich ein Mythos, aber ich denke wir sind hier zumindestens in der Theorie so nah dran, wie vielleicht möglich.


    Muss man ihnen lassen, ist ein anderes Bild wie Flächenbombardierungen die wir sonst kennen.


    Die wichtigen militärischen Ziele wurden anscheinend direkt getroffen, größtenteils fahren die russischen Kolonnen ungehindert durch die Ukraine bis sie auf Einheiten treffen die noch kämpfen wollen. Sind viele weiße Fahnen zu sehen und durchschnittliche ukrainische Soldaten die sich ergeben und anständig behandelt werden, wie das bei Typen mit Vollkörper-Nazi-Tattoo ausgeht kann man nur vermuten.


    Ich bin sicher einige in Kiev werden demnächst gezielt mit Spezialeinheiten aus Kiev rausgeholt, mit der magischen 8 auf dem Rücken. Dann kann es auch schnell vorbei sein ...

  • Was wäre denn deine Lösung?

    Welche Geschenke/Erklärungen möchtest du meinen Kindern anbieten, dass sie es okay finden wenn ich mal eben Kiev verteidigen fahren soll? Moralische Empörung ist leicht mal pfundweise in den Raum gerotzt, aber danach?

    Das ist nicht wie Aussenpolitik funktioniert.


    Putin hat mit dem vorgespielten Ausweichen eine letzte Angebotsfrist gesetzt für den Westen, man hat sich mal wieder entschieden ihm ins Gesicht zu spucken (wir sehen keine Truppen abrücken). Unsere Transatlantiker haben, wie weiland Wilhelm II. den Ösis, einen Blankoscheck nach Übersee (Atlantik, nicht Chiemsee) geschickt, jetzt schau mer mal womit wir den decken sollen.

    Ost und West haben geblufft bis der Arzt kommt und Putin will jetzt sehen.


    Bei der NRF und gerade auch in dessen Vorausverband VJTF (30 Tage selbständige Operationsführung ohne substantielle Versorgung) hängen ein paar tausend Deutsche mit drinn wenn das Fass überkocht, also vielleich die Kanister etwas weiter ab vom Feuer lagern...

  • P.s.

    Was das mit "Kommunismus" oder "Linken" zu tun hat, ist mir ein Rätsel. Ist völlig irrelevant.

    Für Dich mag das irrelevant sein, aber für mich als jemand der sich hier immer als Linker Salonmarxist aus dem Fenster gehängt hat ist es das selbstverständlich nicht.


    Bei der deutschen LINKEN kann man zur Zeit jedenfalls eine bedenkliche Tendenz dazu feststellen, sich jetzt, wo man sich von Putin über die wahren invasionspläne - die man bisher noch als unrealistisch abgetan hatte - offenbar schwer getäuscht fühlt, dem westlichen Konsens anzuschliessen und zusammen mit politischen Vetretern des Kapitals pathetische Anklagen gegen Putin zu erheben und darüber offenbar völlig zu vergessen, dass nicht nur der Kreml-Hitler, sondern auch die Ukrainische politische Elite und ihre "Freunde" in Washington D.C. nicht isoliert von den Kapitalinteressen ihrer jeweiligen Oligarchen-Zirkel agieren, und dass dieser Konflikt nicht alleine auf den Machthunger eines einzelnen Größenwahnsinnigen Möchtegern-Zaren zurückzuführen ist, sondern, dass hinter der globalen Geopolitik natürlich auch heute ganz handfeste ökonomische Interessen stehen.


    Auch im Hinblick darauf, was als Reaktion oder in direkter Folge davon in der Ukraine und in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen passiert, kann man diesen Umstand aus linker Sicht nicht einfach beiseite schieben, weil jetzt die Kanonen donnern und es nach Ansicht der jeweiligen Meinungsführerschaft nur noch Zwei Seiten geben darf, bis der Feind - wenn schon nicht militärisch dann wenigtstens "nur" ökonomisch - besiegt ist.


    Nur mal als Beispiel dafür, wie man das Thema als Link(sradikal)e Partei auch sehen könnte - hier ein Zitat aus dem Statement der weder mit der EU noch mit Russland besonders innig verbundenen griechischen Kommunisten dazu:


  • Und ich frage auch Dich gerne nochmal: Hast Du Belege dafür, dass die russische Armee massenhaft Zivilisten getötet hat, oder das Kiew kurz vor der Eroberung steht?


    Ich sag' ja nicht, dass das ausgeschlossen ist

    Zur Frage - natürlich nicht.

    Zu Deiner Ergänzung: Ja was zum Geier bedeutet das für DIE HANDLUNGEN, wenn dies nicht ausgeschlossen ist. Du SELBER sagst doch direkt damit, dass man spekulieren muss. Weil man es eben nicht weiss.


    Und "nicht ausgeschlossen" klingt so nach Alien-Angriff, den man auch nie ausschließen kann. Das hier ist doch n bissi anders.

    Putin hat erstens gelogen hat, dass sich die Balken biegen in der Vorbereitung auf seinen Angriff und somit ist unklar, was wirklich von ihm geplant wird und... und zweitens hängt das gar nicht allein von Putin ab.

    Das ukrainische Militär ist ja auch noch da. Die Ukraine ist nicht Luxemburg. Und das weiss ja eben auch Putin. Die Idee "mal eben" das Militär der Ukraine "ausschalten" zu können, oder ohne Tausende von toten Zivilisten das Land ins "Agraralter" zurückzubomben, wie hier zu lesen ist... WTF?


    Ne - da kann man nicht "abwarten und mal gucken, wann ich aufhören kann zu spekulieren". Da muss man tatsächlich handeln. Wenn Putin nicht in der Lage ist, sich klar zu äussern, ZWINGT er andere dazu, ihn interpretieren zu müssen. Klar - nicht ich. Nicht Du. Aber die handelnden Regierungschefs und Regierungen.

    Ich empöre mich über die offensichtliche Dummheit Putins zu denken, dass "der Westen" dies relativ locker hinnehmen würde, nachdem er alle direkt angelogen hat und sie ihm da schon die Lüge (vermutlich wegen klarer Geheimdienst-Berichte) nicht geglaubt haben, und wirklich GEDROHT haben mit Sanktionen. Er hats ignoriert.


    Das alles wirkt auf mich nicht ansatzweise nach einer intelligenten Aktion von Putin. Das klingt wie "hat er sich vor Monaten in den Kopf gesetzt und will es nun einfach durchziehen". Der Westen hat nun deutlich mehr Gründe, die Ukraine demnächst in die NATO aufzunehmen, wenn der Krieg endet. Die USA wollten unbedingt ihr altes Feindbild zurück und haben Putin dafür wirklich auf unsinnige Weise in vielerlei Hinsicht über Jahre exkludiert (das alles WEISS ich doch). Aber nun scheint Putin trotzig zu sagen: Wenn Ihr es unbedingt wollte... da... bitteschön.


    Aber: Man sieht an Schilli als Russland-PR-Bot, wie dumm man als Individuum auf sowas reagieren kann - quasi wie ein trotziges Kind, welches dann lieber alles kaputt machen will, als zu akzeptieren, dass sein Stolz halt auch mal verletzt wird, und trotz verletztem Stolz dann zu schauen wäre, was das Sinnvollste in dieser Situation ist.


    Wenn Putin tatsächlich genauso trotzig und dummdreist ist, wie er aktuell AUF MICH wirkt... dann ist dem tatsächlich sehr sehr viel zuzutrauen. Wie war der Spruch aus "the International" vom Bankchef, der seinen Sohn fragt, was man zu tun hat, wenn man keinen Ausweg sieht? Tiefer reingehen... oder so ähnlich.

    Ich sehe nicht, dass die These vom so intelligenten Schachspieler Putin aktuell auch nur ansatzweise zutrifft.


    Edit: Die gefühlte Nähe der deutschen Linken zur russischen Regierung verstehe ich seit 20 Jahren nicht. Ist völlig absurd aus meiner Sicht. Dass ein paar ewig gestrige Hardcore-Stalinisten der Sowjetunion nachtrauern mag sein. Aber Stalinisten sind für mich linksextreme Irre - so wie Stalin faktisch nicht zurechnungsfähig war. Das sind nicht "die Linken". Wer eine Nähe zum kapitalistischen Russland als Linker predigt, hat nicht kapiert, worums geht. Das spielt aus meiner aktuellen Sicht tatsächlich keine Rolle, weil mir die deutsche Linke völlig Schnuppe ist. Dass sie Dir wichtig ist, ist ja OK. Mir aber nicht.


    Putin "anzuklagen", dass er einen grösseren Krieg vom Zaun bricht, ist nicht pathetisch, sondern der aktuellen Situation angemessen. Er greift ein grössere Land großflächig an. Das ist ein beginnender Krieg. Selbst wenn Putin nur "einen Militärschlag" wollte... die Ukraine vielleicht nicht mehr. Who knows.

    Dass Putin aktuell als nicht erklärbar gilt und somit grössenwahnsinnig ein Erklärungsmuster ist, hat er sich selber zuzuschreiben. Wie gesagt - aus meiner Sicht scheint er einfach "dem Westen" nun das geben zu wollen, was dieser ja schon jahrelang behauptet hat. Eben den Möchtegern-Zaren. Und wenn er diese Karte nun spielt... wer weiss, was er tatsächlich noch so alles denkt. Unterschätze nie den Zorn und die Rachelust eines Verschmähten.

  • Fog of war ... we don`t know.


  • Keine Altersbeschränkungen für Waffen?



    Alle Verfahren für den Beitritt zum Heimatschutz werden vereinfacht. Tragen Sie nur Ihren Reisepass und Ihren Identifikationscode. Es gibt keine Altersbeschränkungen.


  • Das ukrainische Militär ist ja auch noch da. Die Ukraine ist nicht Luxemburg. Und das weiss ja eben auch Putin. Die Idee "mal eben" das Militär der Ukraine "ausschalten" zu können, oder ohne Tausende von toten Zivilisten das Land ins "Agraralter" zurückzubomben, wie hier zu lesen ist... WTF?

    Du wirst hier von mir ganz sicher nicht lesen, dass ich das für ein realistisches oder gar wünschenswertes Szenario halte.

    Ne - da kann man nicht "abwarten und mal gucken, wann ich aufhören kann zu spekulieren". Da muss man tatsächlich handeln.

    Okay. Aber was soll "man" denn da Deiner Meinung nach tun? Wütende tweets schreiben? Vor der russischen Botschaft in Berlin zusammen mit der jungen Union und den Jungliberalen mit Ukraine-Solidaritätsfähnchen demonstrieren? Wird das Putin davon abhalten seine Pläne durchzuziehen - wie auch immer die tatsächlich aussehen?


    Ich würde sagen, wenn man sich über eines sicher sein kann, dann darüber dass die Russen sich von moralischer Empörung im Westen nicht beeindrucken lassen.

  • Okay. Aber was soll "man" denn da Deiner Meinung nach tun?

    [...]

    Ich würde sagen, wenn man sich über eines sicher sein kann, dann darüber dass die Russen sich von moralischer Empörung im Westen nicht beeindrucken lassen.

    Es gibt nicht "man" - ich bin übrigens nur über Putin selber "wütend" bzw. eher zutiefst enttäuscht, dass er sowas Dummes abzieht.


    Die Regierenden handeln ja bereits. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es dabei nicht bleiben wird. MIlitärisch eingreifen wird der Westen vermutlich nicht. Kann ich mir aktuell noch nicht vorstellen.


    Dass sich "die Russen" zum Teil von der ALLGEMEINEN moralischen Empörung über Kriegseinsätze definitiv zum Glück beeindrucken lassen, sieht man daran, dass immerhin ein paar Tausend Russen auf die Strasse gehen, um für Frieden zu demonstrieren.


    Dass hier ausgerechnet in DIESEM Forum ein kriegerischer Einsatz der russischen Regierung ziemlich relativiert wird, während die amerikanischen Einsätze (zurecht!) in Grund und Boden gewertet werden, kapier ich nicht.

    Was Putin da veranstaltet, ist nicht gut. Und ich habe aktuell die gleichzeitige Hoffnung und Befürchtung: Das ganze Unternehmen wird ihm NICHT helfen.

    Und was macht er dann?


    Was wenn es wirklich Sanktionen gibt, die der russischen Regierung direkt richtig weh tun?

  • Dass hier ausgerechnet in DIESEM Forum ein kriegerischer Einsatz der russischen Regierung ziemlich relativiert wird, während die amerikanischen Einsätze (zurecht!) in Grund und Boden gewertet werden, kapier ich nicht.


    Aber du wirst sehen, dass die Frage, ob es das ist, was behauptet wird - im Kern eine Zerstörung der militärischen Infrastruktur und Aufzwingen von Neutralität - gegenüber dem, was du herausgelesen hast - ein Plan größere Teile der Ukraine zu annektieren - schon sehr relevant dabei ist, wie man es am Ende wertet?

  • Aber du wirst sehen, dass die Frage, ob es das ist, was behauptet wird - im Kern eine Zerstörung der militärischen Infrastruktur und Aufzwingen von Neutralität - gegenüber dem, was du herausgelesen hast - ein Plan größere Teile der Ukraine zu annektieren - schon sehr relevant dabei ist, wie man es am Ende wertet?

    Im Sinne eines kriegerischen Angriffs? Nein. Wenn Du Wertung mit Gewichtung meinst... ja. Klar ist es im Nachhinein ein Unterschied, ob mir jemand nur die Zähne ausschlägt und die Hände bricht, oder mich schlicht tötet.

    Aber beides ist zunächst ein Angriff. Ich stelle die ganze Zeit fest: Das russische Militär greift die komplette Ukraine an. Das ist ein kriegerischer Angriff.


    Das Ziel welches verfolgt wird, ist sicher wichtig, DANACH dann zu bewerten. Aber oft genug verschieben sich doch eh die Ziele während einer Aktion. Daher... das einzige, was gerade faktisch zu sehen ist, ist der landesweite, militärische Angriff auf die Ukraine. Darauf muss man reagieren.


    Mit dieser Argumentation hier könnt Ihr übrigens umgekehrt ALLE Dronen-Morde der US-Regierung wunderbar rechtfertigen. Ist Euch das überhaupt klar?


    edit:

    Weitere sehr wichtige Rahmenbedingung: Wieso ausgerechnet jetzt? Wieso nicht vor anderthalb Jahren? Oder in anderthalb Jahren? Krieg sollte ein allerletztes Mittel sein. Es sollte ZWINGENDE Gründe geben, kriegerische Einsätze zu führen. Welches ist aktuell also genau jetzt der zwingende Grund, dass das russische Militär die Ukraine angreift?

  • Dass es eine absolute Tragödie ist, dass es dazu gekommen ist, da können wir uns schnell einig werden. Auch dass es zeigt, dass Putin letztlich Krieg als ein weiteres Mittel in seinem "Handwerkszeug" ansieht, was man nur ablehnen kann. Allerdings sollte das schon vorher klargewesen sein.


    Ich sehe dennoch den Unterschied zwischen einem Krieg im Irak, den man sich in jeder Hinsicht ausgesucht hat, und einem Krieg, der die Unfähigkeit ein im Prinzip legitimes Ziel zu erreichen kompensiert, und einem Krieg, der eine Wahntat darstellt, weil er auf absolut unrealistischen Vorstellungen basiert, so wie man es im Westen vorher und im ersten Moment rezipiert hat. (Weiß nicht wie es gerade ist, ich verzichte mal wieder ab von ein paar Meldungen darauf, mir die Kriegsberichterstattung anzuschauen.)

  • Dass es eine absolute Tragödie ist, dass es dazu gekommen ist, da können wir uns schnell einig werden. Auch dass es zeigt, dass Putin letztlich Krieg als ein weiteres Mittel in seinem "Handwerkszeug" ansieht, was man nur ablehnen kann. Allerdings sollte das schon vorher klargewesen sein.


    Ich sehe dennoch den Unterschied zwischen einem Krieg im Irak, den man sich in jeder Hinsicht ausgesucht hat, und einem Krieg, der die Unfähigkeit ein im Prinzip legitimes Ziel zu erreichen kompensiert, und einem Krieg, der eine Wahntat darstellt, weil er auf absolut unrealistischen Vorstellungen basiert, so wie man es im Westen vorher und im ersten Moment rezipiert hat. (Weiß nicht wie es gerade ist, ich verzichte mal wieder ab von ein paar Meldungen darauf, mir die Kriegsberichterstattung anzuschauen.)

    Oke - "Tragödie". Gilt das auch für den Irak-Krieg? Afghanistan? Eventuell demnächst Taiwan? Zweiter Weltkrieg? Sind Kriege nun "Tragödien"?


    Den Krieg im Irak hat man sich NICHT "in jeder Hinsicht" ausgesucht. Das würde bedeuten, es gäbe eigentlich keinen Unterschied zwischen einem Krieg gegen den Irak und Finnland. Hat man sich einfach nur "ausgesucht". Es gab... Achtung... HISTORISCHE Gründe, wieso die USA den Irak angegriffen hat - sogar sehr frische historische Gründe der vorhergehenden 10-20 Jahre. Irak war erst Vasall und dann "Verräter".


    Du versuchst mit Deinen Vergleichen doch nicht den Angriff auf die Ukraine als legitimer darzustellen, als einen Angriff auf den Irak? Das wirkt gerade so. Herzlichen Glückwunsch.

    Laut USA war der Angriff auf den Irak auch gar kein Krieg... sondern... eine "militärische Operation", oder? Was natürlich Quatsch ist. Beides ist Krieg.

    Gestern wurde der Ukraine-Krieg des russischen Militärs gestartet.

  • Es sollte ZWINGENDE Gründe geben, kriegerische Einsätze zu führen. Welches ist aktuell also genau jetzt der zwingende Grund, dass das russische Militär die Ukraine angreift?

    Es gibt aus meiner Sicht eigentlich überhaupt keinen Grund für einen Angriffskrieg. Und dennoch werden auf der ganzen Welt permanent Staaten, Regionen oder Volksgruppen von anderen kriegerisch angegriffen.


    Putin hat seine Gründe mehrmals sehr ausführlich öffentlich benannt. Ich halte sie zunächst mal für nachvollziehbar. Das heißt nicht, dass ich sie für legitim, und schon gar nicht dass ich sie für ZWINGEND halte.


    Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er sie nunmal leider aus seiner Sicht offenbar für gut und zwingend genug hält, um weitere Diplomatische Lösungen auf absehbare Zeit zu verunmöglichen.


    Es ist niemand - schon gar nicht der ukrainischen Bevölkerung - damit geholfen, wenn man ihm jetzt im Westen kollektiv abspricht, überhaupt nachvollziehbare Motive zu haben und sich stattdessen auf die tautologische Schlussfolgerung beschränkt, dass Aggressoren Aggressoren sind, weil sie aggressiv handeln.


    Genau diese Missachtung der russischen Perspektive ist ganz sicher einer der Hauptgründe dafür, dass es jetzt so weit gekommen ist. Da muss man gar keine küchenpsychologische Ferndiagnosen oder Kreml-Sterndeuterei betreiben. Man kann es schon seit Jahren in den Verlautbarungen der russischen Regierung nachlesen.

  • Ich denke, ganz pragmatisch, können wir doch nicht unsere Sicherheit am Hindukusch verteidigen und Russland selbiges an den eigenen Grenzen verwehren. Auch die Scheuklappen helfen da nicht.


    „Wir“ haben ja schließlich auch alles kommen sehen und trotzdem nicht verhandelt. Warum? Warum die Ukraine opfern?

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