Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Ggf hat Kiesewetter das hier zur Kenntnis genommen und ist jetzt besorgter Bürger ... "Lastenteilung" und so:

    Pentagon: US arms industry struggling to keep up with China

    [...]

    As it stands now, the U.S. defense industrial base “does not possess the capacity, capability, responsiveness, or resilience required to satisfy the full range of military production needs at speed and scale,” according to a draft version of the report, obtained by POLITICO.

    [...]

    Falls das wirklich Stand der Dinge bei uncleSams stellarem MilBudget ist...


    Also mit Chinas Produktionskapazitäten mitzuhalten ist auf absehbare Zeit vermutlich für kein Land drin, aber die USA haben denke ich tatsächlich Probleme darüberhinaus.


    Das ist ein Bericht für den US-Kongress aus dem Oktober:


    https://crsreports.congress.gov/product/pdf/R/R47751


    Zitat

    The U.S. Defense Industrial Base:

    Background and Issues for Congress

    October 12, 2023

    Zitat

    The U.S. defense industrial base (DIB) is the network of people, organizations, facilities, and resources that provides the U.S. government—particularly the Department of Defense (DOD)—with defense-related materials, products, and services.


    Auffällig ist das hier, wie gesagt Oktober 2023:


    Zitat von S. 24

    ‘Right-Sizing’ the Industrial Base


    Nicht Ausbau, sondern die richtige Größe finden! Ob die Größe aktuell ausreicht wird als offene Frage dargestellt:


    Zitat von S. 24

    One of the most fundamental DIB-related matters for Congress to consider is the level of industrial capacity required to meet the defense needs of the United States. [...] One issue for Congress is whether or not the current defense industrial capacity of the United States is sufficient to meet U.S. national security goals.


    Genauso hier, dass die gegenwärtige Kapazität nicht genügt ist eine Meinung:



    Mit der Gegenmeinung:


    Zitat von S. 26

    Some other analysts and policymakers maintain that existing capacity more than suffices to deter or win a great power conflict. Some cite the economic and production advantages the United States enjoys over its potential adversaries, and assert that, when it comes to defense industrial capacity, "the overall picture is one of stability and health, not decline." Others argue that calls to drastically increase production reflect the incentives of defense contractors, rather than independently existing military requirements, and caution that the establishment of new DIB facilities inherently creates "pressure to keep them open in perpetuity, at a cost of untold billions of dollars."


    Tatsächlich werden die vermeintlichen hohen russischen Verluste als Argument dieser Seite angeführt, dass die industrielle Basis völlig ausreicht:


    Zitat von S. 27

    [...] Others have argued that the efficacy with which Ukraine has used U.S.-origin equipment to inflict losses on Russian forces is proof that leveraging existing capacity can achieve outsized results.


    Nur wir wissen, dass die USA bei einem Verbrauchsgut wie Artilleriemunition bereits über das letzte und dieses Jahr eine Ausweitung der Produktion betrieben hat, die allerdings bisher nicht beim Bedarf der Ukraine hinterherkommt, so dass selbst mit dem Abschöpfen des Depots in Israel (bis vor kurzem) und indirekter Weitergabe aus Südkorea alles zusammengenommen die Ukraine nur auf dem Niveau eines spürbaren Nachteils gegenüber Russland versorgt werden konnte. Die Art, wie die industrielle Basis hier besprochen wird, lässt mich vermuten, dass tatsächlich niemand praktisch an einer Ausweitung der Kapazitäten arbeitet. Das bewegt sich alles im Rahmen des Bestehenden.


    Kann es sein, dass diese Bestandsproduktion nicht ausreicht? Durchaus.


    Die klassischen Industriegürtel der USA sind jetzt schon seit Jahrzehnten im Abstieg. Das heißt vermutlich fehlen Facharbeiter mit Ausbildungen in der industriellen Fertigung. Diese Leute sind stattdessen in den Dienstleistungssektor gegangen oder haben sich verschuldet, um einen Hochschulabschluss zu machen. Das wird eine Hürde für die Ausweitung von Produktion sein.


    Wenn man weiter oben im Bericht schaut, haben sie auf S. 8 eine Karte, wo Florida, Kalifornien, Texas und New York - die bevölkerungsreichsten Bundesstaaten - sowie Virginia - also alles was Washington D.C. zuarbeitet - als die Hauptempfänger von Auftragsvergabe im Militärbereich ausgewiesen sind. Aber die Industrie ist überall im Land verteilt. Das soll ja auch eine gezielte Strategie sein, um bei möglichst vielen Angehörigen des Kongress einen Fuß in der Tür zu haben, weil man Arbeitsplätze für ihre Wählerschaft stellt. Bei der Hochskalierung kann sich das allerdings als Problem erweisen. Ich nehme an, es geht meistens um die Herstellung von Komponenten. Wenn man die nicht zusammen in einem integrierten Industriepark oder zumindestens einer Region hat, wird die Ausweitung aller Bestandteile wesentlich aufwendiger sein.


    Schließlich eine weitere Erklärung, die ich gelesen habe, ist die Natur des Wachstums der großen Rüstungsunternehmen. S. 9 hat eine Tabelle mit den Big Five: Lockheed Martin, RTX (vorher Raytheon), General Dynamics, Boeing, Northrop Grumman. Die haben unter sich tatsächlich ziemlich viele Unternehmen der US-Rüstungsindustrie in ihre Unternehmen konsolidiert. Das kann man auf S. 30, Grafik 8 sehen. Das heißt sie sind vorallem durch Zukauf gewachsen, nicht so sehr, weil Nachfrage nach ihren Produkten durch ein Wachstum ihrer Kapazitäten begleitet wurde. Die verwalten also jeweils ein Firmenimperium aus lauter kleineren Produktionen und viele davon sind auf Profit optimiert worden. Dafür wurde an Ressourcen gespart, die man jetzt bräuchte, um die Herstellung auszuweiten, und nicht mehr weiter in Modernisierung investiert, so wie eine unabhängige Firmenleitung das gemacht hätte, um kompetitiv zu bleiben.


    Lange Rede kurzer Sinn, obwohl die USA mit ihrem Rekordmilitärhaushalten auch Rekordsummen an ihre Rüstungsindustrie bezahlen, kann es tatsächlich sein, dass die reale industrielle Basis bei Mehrbedarf nicht mithalten kann, weil sie über viele Jahre zu sehr abgebaut wurde. So lange man es mit Gegnern zu tun hatte, die über keinen Staat oder einen Staat ohne nennenswerte industrielle Produktionsleistung verfügen, hat der Status Quo genügt und ist vorallem immer höher bepreist worden, aber zu einer Skalierung, die mit anderen Großproduzenten mithalten kann, ist man möglicherweise aktuell nicht in der Lage.

  • Lange Rede kurzer Sinn, obwohl die USA mit ihrem Rekordmilitärhaushalten auch Rekordsummen an ihre Rüstungsindustrie bezahlen, kann es tatsächlich sein, dass die reale industrielle Basis bei Mehrbedarf nicht mithalten kann, weil sie über viele Jahre zu sehr abgebaut wurde.

    Der Großteil des Rekordmilitärhaushaltes wird allerdings auch gar nicht für Entwicklung und Beschaffung neuen Materials ausgegeben, sondern für den Erhalt des bestehenden Kriegsmaschinenparks, für den Betrieb von ca. 800 Miliärbasen auf dem ganzen Planeten, für diverse militärische Einsätze und Spezialoperationen, sowie für die laufenden Kosten des dafür zuständigen Personals im aktiven Dienst und im Ruhestand:

    Budget Basics: National Defense

    [...] The majority of the overall defense budget, $727 billion in FY2022, was spent by the Department of Defense (DoD) on military activities. The remaining $39 billion was spent on defense-related activities carried out by other agencies, such as the Department of Energy and the Federal Bureau of Investigation.

    DoD funding for military activities support a broad range of activities. The largest category, operation and maintenance, cost $291 billion in 2022. It covers the cost of military operations such as training and planning, maintenance of equipment, and most of the military healthcare system (separate from outlays made by the Department of Veterans Affairs). The second largest category, military personnel, supports pay and retirement benefits for service members and cost $181 billion in 2022.

    Several smaller categories accounted for the rest of DoD spending. Procurement of weapons and systems cost $136 billion in 2022 and $107 billion was spent on research and development of weapons and equipment. The military also spent over $10 billion on the construction and management of military facilities and $1 billion on family housing.


    https://www.pgpf.org/sites/default/files/defense-spending-covers-a-wide-range-of-activities_0.jpg

    [...] The composition of DoD spending has varied over time. Operation and maintenance accounted for 38 percent of military spending in 2022, which is up from roughly one-quarter of all military spending in 1972. Although the United States was involved in the Vietnam War around that time and operational costs were significant, a much larger share of military spending was devoted to military personnel and procuring weapons and systems at that time.

    Two large categories of spending have a close relationship with the defense budget, though they technically fall outside of it. The first is veterans’ benefits and services, on which the federal government spent $274 billion in 2022. Those commitments arise in part from past military decisions. The second is international affairs, to which the federal government devoted $72 billion in 2022 for activities such as humanitarian assistance and international development. That spending influences political and economic developments in other countries and can therefore affect future decisions on military involvement and defense spending. Those categories, and their relationship to national defense, highlight the federal government’s significant budgetary commitment in this area.[...]


    https://www.pgpf.org/sites/default/files/the-composition-of-defense-spending-has-changed-over-time.jpg


    (Diese Stiftung eines Ex-US-Wirtschaftsministers und milliardenschweren Mitgründers des Immobilieninvestment-Giganten Blackstone ist wohl so eine Art amerikanischer Bund der Steuerzahler)

  • Nachdem wildWildWest sich nun anschickt, abseits von Sanktionen nun auch militärisch gegen die uninnovative Regionaltankstelle unter grösstem Hallali den Kürzeren zu ziehen wäre es dann wenigstens eine gute Nachricht, dass in Zukunft aus fundamentalen Gründen - degenerierte Wirtschaftsbasis, Überexpansion oder auch strategische Inkompetenz bis hin zu mangelnder Verfügbarkeit/Tauglichkeit von Nachwuchs - und angesichts potenter Konkurrenz das Kriegführen als Option zunehmend flachfällt.


    Und Verhandlungen und Kompromisse mal wieder in den Vordergrund rücken anstatt leichtfertig und regelmässig irgendwelche Proxies zu missbrauchen.


    Aber vermutlich werden sie jetzt, wo es um die blanke Sicherstellung von Machtposition und -projektion geht, wie immer ganz ganz furchtbar kreativ.

  • https://twitter.com/RpsAgainst…tatus/1731500531955167272


  • https://twitter.com/RpsAgainst…tatus/1731500531955167272


    haha. Sein Hals muss wirklich beweglich sein. Vor ein paar Monaten hat er noch das genaue Gegenteil propagiert.

  • „Das ist Krieg. Das ist halt so.” Alternativlos. Kann man nix machen. So ein Investment muss sich ja auch irgendwann mal lohnen für die ganzen mutigen Berater. So viel Blut an den Händen wäscht sich schliesslich nicht von alleine ab.

  • LOL ^^

    Muss man den kennen?


    Er erwähnt ja gar nicht, dass es primär nicht gegen BummBummFarbiken geht, sondern für dringend gebrauchte Wohnungen. ... Vermutlich fühlt sich der ansässige CDU Bürgermeister auch einfach noch nicht genug geschmiert. Das wird schon noch...

  • Muss man den kennen?

    Also ich bitte Sie, Herr Roy. Nico Lange ist einer der angesehensten und besten Sicherheitsexperten Deutschlands. Kein geringerer als Professor Carlo - der zu den wenigen Sicherheitsexperten gehört, die noch angesehener sind - hat erst kürzlich mit Herrn Dr. Lange in der ZEIT ein viel beachtetes Szenario des drohenden Untergangs des Abendlandes im Falle eines russischen Sieges an der Ostfront mit anschliessender Invasion des Baltikums veröffentlicht. Dieses wurde auch hier ausführlich gewürdigt. Bitte informieren sie sich!

  • Also ich bitte Sie, Herr Roy. Nico Lange ist einer der angesehensten und besten Sicherheitsexperten Deutschlands. Kein geringerer als Professor Carlo - der zu den wenigen Sicherheitsexperten gehört, die noch angesehener sind - hat erst kürzlich mit Herrn Dr. Lange in der ZEIT ein viel beachtetes Szenario des drohenden Untergangs des Abendlandes im Falle eines russischen Sieges an der Ostfront mit anschliessender Invasion des Baltikums veröffentlicht. Dieses wurde auch hier ausführlich gewürdigt. Bitte informieren sie sich!

    Sorry, dass muss in meiner Auszeit („zum runterkommen”) passiert sein. ^^


    Schönes Szenario, dass sich die Freakos da ausgedacht haben. Man riecht förmlich die Zigarettenqualmschwangere und mit scharfem Alkohol übersättigte Luft in Masalas Unibüro, als sie das zusammen geschrieben haben.


    Ich sehe auch förmlich die arme unterbezahlte Putzkraft vor meinen Augen, die sich auch zu später Stund noch nicht in den Raum traute und warten musste, bis das dumpfe, lallende Gelächter allmählich im grell ausgeleuchteten Flur verstummte, bevor sie dann vorsichtig die Tür öffnen konnte, um behutsam um die leblos wirkenden zwei Körper auf dem Boden herumzuwischen. In der linken Hand eines der Alkoholleichen befand sich ein Handy, aus dem noch immer der heitere, ebenfalls leicht gelallte Gesang alter Wehrmachtslieder erklang. Sie hob es vorsichtig auf, um der Person am anderen Ende der Leitung mitzuteilen, dass hier leider niemand mehr wach sei und wünschte Frau Strack-Zimmermann noch eine gute Nacht und legte auf.

  • Schönes Szenario, dass sich die Freakos da ausgedacht haben. Man riecht förmlich die Zigarettenqualmschwangere und mit scharfem Alkohol übersättigte Luft in Masalas Unibüro, als sie das zusammen geschrieben haben.

    Der Tagesthemen-Beitrag, auf den sich Herr Nico in dem Twix bezieht ist aber auch allererste Güte deutsches Qualitätsfernsehen:

    Munitionsherstellung: Interessenkonflikt in Troisdorf

    Munitionsherstellung: Interessenkonflikt in Troisdorf (ARD Tagesthemen, 04.12.23)


  • Der Tagesthemen-Beitrag, auf den sich Herr Nico in dem Twix bezieht ist aber auch allererste Güte deutsches Qualitätsfernsehen:

    Munitionsherstellung: Interessenkonflikt in Troisdorf

    Munitionsherstellung: Interessenkonflikt in Troisdorf (ARD Tagesthemen, 04.12.23)


    ja, habs schon gesehen. Sie war sich auch an diesem Tag für eine völlig unterbelichtete Metapher nicht zu schade und beklagt ihren drohenden Gesichtsverlust vor den US amerikanischen Kollegen wegen dieser piefigen Kommune. Aber ich bleib dabei, der CDU Bürgermeister will einfach nur seinen Preis in die Höhe treiben.

  • Wind Of Change


  • Lange Artikelserie, zu viele Kommentare meinerseits:


    https://www.washingtonpost.com…e-us-planning-russia-war/ (Teil 1)

    https://www.washingtonpost.com…lled-russia-war-defenses/ (Teil 2)


    Zitat

    Stalemate: Ukraine’s failed counteroffensive


    Miscalculations, divisions marked offensive planning by U.S., Ukraine


    (Gehört also zum Patt-Narrativ: "As winter approaches, and the front lines freeze into place, Ukraine’s most senior military officials acknowledge that the war has reached a stalemate.")


    Die Selbstbeschreibung des Artikels:


    Zitat

    This examination of the lead-up to Ukraine’s counteroffensive is based on interviews with more than 30 senior officials from Ukraine, the United States and European nations. It provides new insights and previously unreported details about America’s deep involvement in the military planning behind the counteroffensive and the factors that contributed to its disappointments. The second part of this two-part account examines how the battle unfolded on the ground over the summer and fall, and the widening fissures between Washington and Kyiv. Some of the officials spoke on the condition of anonymity to discuss sensitive deliberations.


    Teil 2:


    Zitat

    This account of how the counteroffensive unfolded is the second in a two-part series and illuminates the brutal and often futile attempts to breach Russian lines, as well as the widening rift between Ukrainian and U.S. commanders over tactics and strategy. The first article examined the Ukrainian and U.S. planning that went into the operation.


    This second part is based on interviews with more than 30 senior Ukrainian and U.S. military officials, as well as over two dozen officers and troops on the front line. Some officials and soldiers spoke on the condition of anonymity to describe military operations.


    Der Artikeleinstieg davor, eine rekonstruierte Szene, ist auch schon interessant, wegen der zeitlichen Einordnung:


    Zitat

    On June 15, in a conference room at NATO headquarters in Brussels, Defense Secretary Lloyd Austin, flanked by top U.S. commanders, sat around a table with his Ukrainian counterpart, who was joined by aides from Kyiv. The room was heavy with an air of frustration.


    Austin, in his deliberate baritone, asked Ukrainian Defense Minister Oleksii Reznikov about Ukraine’s decision-making in the opening days of its long-awaited counteroffensive, pressing him on why his forces weren’t using Western-supplied mine-clearing equipment to enable a larger, mechanized assault, or using smoke to conceal their advances. Despite Russia’s thick defensive lines, Austin said, the Kremlin’s troops weren’t invincible.


    Beginn der Offensive war Anfang Juni, ich meine der 4. Juni.


    Es wäre schon irre, wenn sie ein hochproduziertes Video mit dem Aufruf Stille über die Aktivitäten des Militärs zu bewahren veröffentlichen, um den Beginn ihrer Offensive zu signalisieren. Aber würde zu diesem Krieg passen. X/


    (Weiter unten "The meeting in Brussels, less than two weeks into the campaign, [...]")


    Also nach nicht mal zwei Wochen war laut dieser geschilderten Szene klar, dass die Taktik für einen Durchbruch der russischen Front nicht funktioniert. Das deckt sich in meiner Erinnerung mit der Einschätzung von außen.


    Resnikows Antwort:


    Zitat

    Reznikov, a bald, bespectacled lawyer, said Ukraine’s military commanders were the ones making those decisions. But he noted that Ukraine’s armored vehicles were being destroyed by Russian helicopters, drones and artillery with every attempt to advance. Without air support, he said, the only option was to use artillery to shell Russian lines, dismount from the targeted vehicles and proceed on foot.


    “We can’t maneuver because of the land-mine density and tank ambushes,” Reznikov said, according to an official who was present.


    Das wäre vermutlich der beste Moment gewesen, um die Offensive zu stoppen und grundsätzlich zu überdenken, allerdings lief sie danach mehrere Monate weiter. Unter den gleichen Bedingungen und kaum Variation der Taktik.


    Ein paar ausgewählte Zitate aus dem Rest des ersten Artikels.


    Aus einer Liste von Elementen, die die Form der Offensive mitbestimmt haben:


    Zitat
    • Ukrainian, U.S. and British military officers held eight major tabletop war games to build a campaign plan. But Washington miscalculated the extent to which Ukraine’s forces could be transformed into a Western-style fighting force in a short period — especially without giving Kyiv air power integral to modern militaries.
    Zitat
    • U.S. military officials were confident that a mechanized frontal attack on Russian lines was feasible with the troops and weapons that Ukraine had. The simulations concluded that Kyiv’s forces, in the best case, could reach the Sea of Azov and cut off Russian troops in the south in 60 to 90 days.


    Weiter unten:


    Zitat

    The most optimistic scenario for cutting the land bridge was 60 to 90 days. [...]


    Zwei bis drei Monate um den Südkorridor zu zerschneiden, zurück zur Anfangsszene nach knapp einem Viertel bis einem Sechstel der Zeit praktisch keine Fortschritt in diese Richtung und das war der best case für die Zeit, die man benötigt. Einer der Gründe das ganze zu überdenken.


    Zitat
    • The United States advocated a focused assault along that southern axis, but Ukraine’s leadership believed its forces had to attack at three distinct points along the 600-mile front, southward toward both Melitopol and Berdyansk on the Sea of Azov and east toward the embattled city of Bakhmut.


    Zu Bachmut weiter unten mehr. Eine Vermutung ist, dass die Idee der USA mehr Schlagkraft an einem Punkt zu konzentrieren nicht funktioniert hätte, weil der Einsatz von Gleitbomben durch die Russen die notwendige Konzentration von Ausrüstung und Truppen limitiert hat. Unter den realen Bedingungen hätte das einfach nur deutlich höhere Verluste kurz hinter der Front bedeutet. Eine andere Frage ist, ob die Logistik der Ukrainer dafür ausreichend aufgestellt gewesen ist.


    Zitat
    • Many in Ukraine and the West underestimated Russia’s ability to rebound from battlefield disasters and exploit its perennial strengths: manpower, mines and a willingness to sacrifice lives on a scale that few other countries can countenance.


    Klassiker der Propaganda. Es wird denke ich noch eine Weile dauern bis die in Frage gestellt werden.


    Die "battlefield disasters" können ja eigentlich nur Kiew ("der Norden"), Charkow und/oder Cherson sein. Dreimal letztlich eine Aufgabe von Gebiet, jedesmal kann man verargumentieren im größeren strategischen und operativen Interesse.


    Und die Opferung von Menschen - also ich bin weiter offen für verschiedenste Verlustverhältnisse zwischen Ukrainern und Russen - jenseits von 1:1 zum Vorteil der russischen Seite. Aber nach allem was ich auf der ukrainischen Seite so gesehen habe, kann ich mir tatsächlich nicht vorstellen, dass sie weniger Tote haben als die Russen. Wenn bei denen also mindestens ca. 40000 tote Kämpfer identifiziert wurden, haben auch die Ukrainer mindestens 40000 tote Kämpfer. Und da sie ein Drittel der Bevölkerung haben (Vorkriegszahlen), sind sie - falls ich recht habe - per definitionem immer dreimal bereiter ihre Leute zu Opfern, wenn es um "scale" geht.


    Zitat

    The campaign’s inconclusive and discouraging early months pose sobering questions for Kyiv’s Western backers about the future, as Zelensky — supported by an overwhelming majority of Ukrainians — vows to fight until Ukraine restores the borders established in its 1991 independence from the Soviet Union.


    "That’s going to take years and a lot of blood," a British security official said, if it’s even possible. "Is Ukraine up for that? What are the manpower implications? The economic implications? Implications for Western support?"


    Ich denke hier zeigt sich, dass der Westen eigentlich immer nur bereit war, Versprechen eines schnellen, spektakulären Sieges zu unterstützen. Genauso wie die meisten Länder Sanktionen, die sie vorher noch für zu schädlich für die eigene Wirtschaft gehalten haben, wegen dem Versprechen einer schnellen Zerstörung der russischen Wirtschaft, die zu einem Einknicken wenn nicht gleich Sturz der russischen Regierung führt, dann doch mitgetragen haben.

  • Zitat

    During one visit to Wiesbaden, Milley spoke with Ukrainian special operations troops — who were working with American Green Berets — in the hope of inspiring them ahead of operations in enemy-controlled areas.


    “There should be no Russian who goes to sleep without wondering if they’re going to get their throat slit in the middle of the night,” Milley said, according to an official with knowledge of the event. “You gotta get back there, and create a campaign behind the lines.”


    Interessant, dass Milley angeregt haben soll, Widerstand in die russisch eroberten Gebieten zu bringen ("gotta get back there"). Im Westen wurde oft verkauft, dass der ganz organisch aufgrund der prinzipiellen Opposition praktisch der gesamten ukrainischen Bevölkerung entstehen würde.


    Zitat

    But Western officials said the war games affirmed their assessment that Ukraine would be best served by concentrating its forces on a single strategic objective [...]


    The rehearsals gave the United States the opportunity to say at several points to the Ukrainians, “I know you really, really, really want to do this, but it’s not going to work,” one former U.S. official said.


    At the end of the day, though, it would be Zelensky, Zaluzhny and other Ukrainian leaders who would make the decision, the former official noted.


    Teil der Motivation, zu diesem Artikel beizutragen, ist sicherlich, dass man für den Misserfolg trotz intensiver Teilnahme an der Planung die Verantwortung von sich schiebt, weil die eigenen Empfehlungen ja ignoriert wurden. Falls die so erfolgt sind, haben sie natürlich den Vorteil, dass sie nicht an der Realität erprobt werden konnten.


    Der Enthusiamus für die ausgeführten Kriegsspiele scheint auf Seiten der Ukrainer auch nicht besonders hoch gewesen zu sein:


    Zitat

    On that, a senior Ukrainian military official agreed. War-gaming “doesn’t work,” the official said in retrospect, in part because of the new technology that was transforming the battlefield. Ukrainian soldiers were fighting a war unlike anything NATO forces had experienced: a large conventional conflict, with World World I-style trenches overlaid by omnipresent drones and other futuristic tools — and without the air superiority the U.S. military has had in every modern conflict it has fought.


    “All these methods … you can take them neatly and throw them away, you know?” the senior Ukrainian said of the war-game scenarios. “And throw them away because it doesn’t work like that now.”


    Vermutlich haben die Planspiele die spezifische ukrainische Lage nie ausreichend widergespiegelt. Aber wie gesagt, wir werden nicht erfahren, ob die angebliche US-Alternativplanung signifikant andere Ergebnisse gebracht hätte.


    Hier sieht man, dass die Schuld auch zwischen einzelnen Zweigen der US-Regierung verschoben wird:


    Zitat

    U.S. intelligence officials, skeptical of the Pentagon’s enthusiasm, assessed the likelihood of success at no better than 50-50. The estimate frustrated their Defense Department counterparts, especially those at U.S. European Command, who recalled the spies’ erroneous prediction in the days before the 2022 invasion that Kyiv would fall to the Russians within days.


    Some defense officials observed caustically that optimism was not in intelligence officials’ DNA — they were the “Eeyores” of government, the former senior official said, and it was always safer to bet on failure.


    Es gibt einen Abschnitt zu Bachmut und da würde ich der US-Seite zustimmen, dass nach dem Verlust der Stadt hier weiter zu investieren - also in Offensive - vermutlich ein Fehler war.


    Zitat

    “We told [the Americans], ‘If you assumed the seats of our generals, you’d see that if we don’t make Bakhmut a point of contention, [the Russians] would,’” one senior Ukrainian official said. “We can’t let that happen.”


    Wie? Die Russen halten die Stadt.


    Auch interessant zu Artilleriemunition:



    Der andere Punkt, der vermitteln soll, dass die Vorstellungen der USA ein besseres Ergebnis gebracht hätten, ist der zu späte Termin:


    Zitat

    By May, concern was growing within the Biden administration and among allied backers. According to the planning, Ukraine should have already launched its operations. [...]


    But that assessment was changing quickly. The goal had been to strike before Moscow was ready, and the U.S. military had been trying since mid-April to get the Ukrainians moving. “We were given dates. We were given many dates,” a senior U.S. government official said. “We had April this, May that, you know, June. It just kept getting delayed.”


    Meanwhile, enemy defenses were thickening. U.S. military officials were dismayed to see Russian forces use those weeks in April and May to seed significant amounts of additional mines, a development the officials believed ended up making Ukrainian troops’ advance substantially harder.


    Das Hervorgehobene ist eine interessante Behauptung, denn eigentlich wurde immer erzählt, dass die Dichte russischer Minenfelder in Saporoschje eine Überraschung war. Kann eine nachträglich Einfügung in der eigenen Erinnerung sein.


    Aus Teil 2:


    Zitat

    Sak also found a map that the Russians had used to mark their minefields. For just one part of the front — about four miles long and four miles deep — more than 20,000 mines were listed.


    “I wouldn’t say it was unexpected, but we underestimated it,” Sak said. “We conducted engineering and aerial reconnaissance, but many mines were masked or buried. In addition to those by the front line, there were mines deeper into enemy positions. We passed enemy positions and encountered more mines where we thought there were none anymore.”

    Zitat

    Zaluzhny, in response, laid out the challenges in stark terms: no air cover, more mines than expected, and a Russian force that was impressively dug in and moving its reserves around effectively to plug gaps.

  • Mehr aus Teil 2, der ins Detail geht, wie die Offensive auseinandergefallen ist und zu mehr Streit zwischen Usis und Ukrainern geführt haben soll:


    Zitat
    • The commander of U.S. forces in Europe couldn’t get in touch with Ukraine’s top commander for weeks in the early part of the campaign amid tension over the American’s second-guessing of battlefield decisions.


    Also Saluschni, weiß nicht, warum sie ihn nicht nennen.


    Zitat

    But the territorial lines of June 2023 have barely changed. And Russian President Vladimir Putin — in contrast to the silence he often maintained in the first year of the war — trumpets at every opportunity what he calls the counteroffensive’s failure. “As for the counteroffensive, which is allegedly stalling, it has failed completely,” Putin said in October.


    Finde ich auch interessant, weil es nicht zu dem Bild passt, das die westliche Propaganda von Putin gezeichnet hat. Ich denke auch, Putin hat sich letztes Jahr nicht öfter zum Krieg geäußert als zu anderen Themen, gerade betreffend die Wirtschaft. Aber jedesmal, wenn er das getan hat, wurde es hier amplifiziert. Ich denke allerdings nicht, dass sich das wirklich groß verändert hat.


    Zitat

    The plan called for the 47th, and the 9th Corps, to breach the first Russian line of defense and take Robotyne. Then the 10th Corps, made up of Ukraine’s paratroopers, would join the fight in a second wave pushing south.


    “We thought it was going to be a simple two-day task” to take Robotyne, said the commander of a Bradley Fighting Vehicle who goes by the call sign Frenchman.


    In der Realität:


    Gar keine Kommentare zum "Durchbruch bei Robotyne"?


    Zwei Monate später war der "Durchbruch bei Robotyne" ...


    Die Ukrainer haben zum Ende des mutmaßlichen Zeitfensters für die Offensive und nach Schelte von US/UK offenbar nochmal Kräfte hier zusammengezogen. Ein kleinerer Erfolg wäre nicht überraschend, aber es müsste sehr viel passieren, bevor die Schwelle des Bemerkenswerten gerissen wird. Nach einem Monat Dauernegativeinschätzungen zur militärischen Lage der Ukrainer hängt einfach nur die Messlatte sehr niedrig, deswegen springt man offenbar auf einen - meines Erachtens - Scheinerfolg auf. Ich habe heute die Entwicklungen noch nicht verfolgt, aber dein erstes Video mit dem angeblich schwarzen Tag ist zwei Tage alt und die letzten beiden Tage habe ich keine Auswirkungen eines "Durchbruchs" gesehen.


    ... ein kurzlebiges Medienspektakel ...


    ... und niemand interessiert sich mehr für Robotyne. So schnell kann es gehen.


    Wo die Ukrainer in ein komplett zerstörtes Dorf - auch weil es so komplett zerstört war - einrücken konnten, ohne dass das wirklich etwas an der Gesamtlage verändert hat. Oder vielleicht war es, dass sie jenseits des Dorfes mal hinter der ersten "offiziellen" russischen Verteidigungslinie Soldaten infiltrieren konnten, ohne dass das wirklich etwas an der Gesamtlage verändert hat. So genau erinnere ich mich dann doch nicht mehr.


    Der zweite Teil endet dann mit einer Beschreibung des Patts ("stalemate"), inklusive einer Erwähnung von Awdejewka, die meines Erachtens nicht den Ernst der Lage einfängt, sondern es als die russische Variante der ukrainischen Offensive darstellt mit angedeutet ähnlichem Ausgang, entsprechend der Idee des Patts:



    Sie wurden plötzlich dahin verlegt. Hm, warum nur. :/

  • Jetzt wo wir sowieso Atomwaffen brauchen, wegen der Weltordnung und CRINK, können wir ja auch wieder Kernkraftwerke bauen.


    Ah, deshalb die Bemerkung:


    https://www.zeit.de/politik/de…as-antisemitismus-ukraine


    Zitat

    ZEIT ONLINE: Gehört zur Abschreckung auch, dass die Bundesrepublik sich eigene Atomwaffen
    anschafft?


    Fischer: Das ist in der Tat die schwierigste Frage. Sollte die Bundesrepublik Atomwaffen besitzen? Nein. Europa? Ja. Die EU braucht eine eigene atomare Abschreckung.


    "Ich schäme mich für unser Land" - vermutlich, weil wir keine Kernwaffen haben.

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