Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Russia is preparing for a long war

    Interessanter Nebeneffekt der westlichen Sanktionen: Durch die weitgehend Isolation von den volatil(er)en westlichen Finanz- und Rohstoffmärkten hat sich die russische Wirtschaft mitten in der globalen Wirtschaftskrise relativ stabilisiert und wird zudem von einer Art Kriegs-Keynesianismus massiv vom Staat gestützt, während sich Europa unter deutscher Führung in alter Tradition gerade wieder ganz beherzt noch tiefer in die Krise hinein sparen will.


    Laut Einschätzung der Autorin bleibt Putin und der russischen Elite eigentlich gar keine andere Wahl, als den Krieg noch möglichst lange weiter zu führen - sofern die Russen dabei keine allzu hohen Verluste an humanen Ressourcen mehr erleiden - oder ihn in einen echten kalten Krieg samt permanentem Rüstungswettlauf zu transformieren, weil die nun von der Kriegswirtschaft abhängig gemachte russische Industrie sonst auf kalten Entzug gesetzt, und in die Depression schlittern würde.

    Hinzu kommt, dass die politische Führung den Kampf gegen die westliche Bedrohung längst zum Kern der Staatsräson und nationalen Sache gemacht, und den noch politisch interessierten Teil der Bevölkerung größtenteils darauf eingeschworen hat.


    Wenn das so stimmt, dann hat der Wertewesten mit seiner hirnlosen Reaktion auf den russischen Angriffskrieg tatkräftig dabei mitgeholfen, sich genau die Sorte eines systemischen Erzfeindes (wieder) zu erschaffen, zu dessen Abwehr die NATO ursprünglich gegründet wurde. Wenn "wir" jetzt noch den USA in das pazifische Abenteuer folgen ist der geopolitische Zirkelschluss vollendet.

  • Das ist interessant, weil mehr als die Hälfte der Staaten in der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft selbst von Leuten regiert werden, die durch einen Putsch oder sonstige Unterdrückung ihrer politischen Gegner an die Macht gekommen sind.


    Nun, die Mitgliedschaft von Burkina Faso, Guinea und Mali ist jeweils wegen einem Militärcoup suspendiert. Nicht ganz sicher, wo sie da die Grenze ziehen.

  • Nicht ganz sicher, wo sie da die Grenze ziehen.

    Das scheinen auch - jedenfalls nach meiner sehr oberflächlichen Wikipedia-"Recherche" - bei den anderen Staaten recht fließende Grenzen zu sein. Selbst jene von denen, die noch gewählte Präsidenten haben, und offiziell als Demokratien durchgehen, ähneln in Sachen Rechtstaat, Presse- und Oppositionsfreiheit eher Russland oder der Türkei als dem. was sich der Wertewesten so unter freiheitlich demokratischer Grundordnung vorstellt.

  • Aber ich glaube eigentlich nicht, dass die Russen darauf hinarbeiten, eine Kriegswirtschaft aufrecht zu erhalten. Ich denke sie balancieren die Mobilisierung für Militärgüterproduktion mit der restlichen Wirtschaft. Die "Vision" ist schlicht den Krieg zu gewinnen, was für Putin genug politisches Kapital erzeugen sollte, um solange weiter zu machen, wie ihm das vorschwebt.

  • Die "Vision" ist schlicht den Krieg zu gewinnen

    Das hielte ich für genauso realistisch wie Selenskyjs und seiner Gang erklärtes Ziel, die ganze Ukraine inklusive Krim zurück zu erobern.


    Kann sein, wenn irgendwas unvorhergesehenes passiert, oder der Westen doch noch irgendeine Wunderwaffe aus dem Hut zaubert. Aber ansonsten werden die sich da einfach immer tiefer eingraben und immer mal wieder Scharmützel liefern, bis der Konflikt dann einfriert und der kalte Krieg wieder von vorne anfängt.

  • Weiß nicht, ob das hier von offizieller Seite kommt:


    https://twitter.com/SarahAshtonLV/status/1685727207035994112



    (Auch keine Ahnung, was am 24. August sein soll. Einen Monat vorher angekündigter Angriff zum ukrainischen Unabhängigkeitstag?)


    Es wäre insofern interessant, weil sich die Ukrainer Angriffe in Russland, die der Westen (in Teilen) offiziell ablehnt, zu eigen machen. Wie auch gerade mit dem letzten, wenn auch nicht dem neusten Angriff auf die Kertsch-Brücke. Was wiederum bedeuten könnte, dass sie nicht mehr viel Erwartung an eine Steigerung der Unterstützung aus dem Westen haben, also im Sinne davon, dass sie jetzt mehr in die Hand beißen können als bisher.

  • Das hielte ich für genauso realistisch wie Selenskyjs und seiner Gang erklärtes Ziel, die ganze Ukraine inklusive Krim zurück zu erobern.


    Kann sein, wenn irgendwas unvorhergesehenes passiert, oder der Westen doch noch irgendeine Wunderwaffe aus dem Hut zaubert. Aber ansonsten werden die sich da einfach immer tiefer eingraben und immer mal wieder Scharmützel liefern, bis der Konflikt dann einfriert und der kalte Krieg wieder von vorne anfängt.


    Nun, das ist das Narrativ im Westen seit sich die ukrainische Offensive als so ineffektiv entpuppt hat. Aber wenn das hier im Wesentlichen ein Abnutzungskrieg ist und die Ukrainer sind trotz westlicher Unterstützung unterlegen, dann läuft das auf einen russischen Sieg hinaus. Solange die russische Militärführung nicht überzeugt ist, dass die Kampfkraft der ukrainischen Streitkräfte und die Wiederaufrüstungsmöglichkeiten des Westens erschöpft sind, wird sich freilich nicht viel bewegen. Ich denke wesentlich größere Risiken sehen die Russen gerade in einem Einfrieren des Konfliktes, was das Potential hätte, die erreichte Abnutzung wieder auszugleichen.

  • Nun, das ist das Narrativ im Westen seit sich die ukrainische Offensive als so ineffektiv entpuppt hat. Aber wenn das hier im Wesentlichen ein Abnutzungskrieg ist und die Ukrainer sind trotz westlicher Unterstützung unterlegen, dann läuft das auf einen russischen Sieg hinaus.

    Der Westen - also vor allem die USA - wollen den Krieg ja genauso in die Länge ziehen. Da glaubt doch auch keiner mehr, dass die Ukrainer ihr Ziel der vollständigen Rückeroberung erreichen können und mehrere Offizielle und hohe Offiziere haben immer wieder betont, dass es da keine schnellen Siege geben wird. Gleichzeiteig wird man aber alles tun, damit "Russland nicht gewinnt" (O.Scholz). Man könnte also fast sagen, dass der Westen und Russland sich eigentlich recht einig darin sind, dass es für beide Seiten das geringste Übel wäre, den Krieg einfach immer weiter laufen zu lassen und allmählich die Intensitöt runter zu schrauben, wenn sich die große offensive tatsächlich als Mißerfolg erweisen sollte.


    Der einzige störende Faktor sind die Ukrainer, denen vielleicht so langsam dämmert, wozu sie dabei vernutzt werden.

  • Dass sie hinterher behauptet, bzw. impliziert hat, die Verträge seien eigentlich zu genau dem Zweck geschlossen worden

    Das hat sie ja nie behauptet. Sie hat gesagt, die Verträge hätten der Ukraine Zeit zur Aufrüstung gegeben. Aber nicht, dass sei das Ziel der Verträge gewesen. Man könnte vermuten, sie wollte diesen Eindruck erwecken, aber eigentlich impliziert hat sie das nicht.

  • Das hat sie ja nie behauptet. Sie hat gesagt, die Verträge hätten der Ukraine Zeit zur Aufrüstung gegeben. Aber nicht, dass sei das Ziel der Verträge gewesen. Man könnte vermuten, sie wollte diesen Eindruck erwecken, aber eigentlich impliziert hat sie das nicht.

    Mit "impliziert" war gemeint, dass sie das so nicht direkt behauptet hat.


    Zugegeben, das ist unglücklich formuliert, aber eigentlich habe ich doch klar gemacht, was meiner Ansicht nach damals Merkels (und Hollandes) Absicht war, als sie die Minsker Verträge unterzeichneten, als ich schrieb:

    Merkel hat damals Minsk auch gerade deshalb zusammen mit Hollande voran getrieben, um einer weiteren Aufrüstung der Ukraine durch die amerikanischen Wertepartner entgegen zu wirken.

    Was ist das eigentlich für eine seltsame Obsession hier neuerdings jedes Wort auf die Goldwaage zu legen?

  • Was ist das eigentlich für eine seltsame Obsession hier neuerdings jedes Wort auf die Goldwaage zu legen?

    Naja, du hast geschrieben, ihre Behauptung sei nicht glaubhaft, was impliziert, sie hätte das behauptet.


    Wenn sie die russ. Invasion wirklich für unvermeidlich gehalten hätte, hätte sie danach eigentlich die Abhängigkeit von russischem Gas verringern müssen. Aber die Planung mit NS2 ging offensichtlich auch danach noch genau in die andere Richtung. Und sie hat - zu meinem Erstaunen - gegen den ausdrücklichen Willen der Amis und der osteuropäischen Staaten an NS2 festgehalten. Also offensichtlich auf den "Draht nach Moskau" gesetzt, die guten Beziehungen und billigen Gaslieferungen erhalten zu können. Was wenig Sinn macht, wenn sie die Invasion als unvermeidlich ansah.

  • Naja, du hast geschrieben, ihre Behauptung sei nicht glaubhaft, was impliziert, sie hätte das behauptet.


    Wenn sie die russ. Invasion wirklich für unvermeidlich gehalten hätte, hätte sie danach eigentlich die Abhängigkeit von russischem Gas verringern müssen. Aber die Planung mit NS2 ging offensichtlich auch danach noch genau in die andere Richtung. Und sie hat - zu meinem Erstaunen - gegen den ausdrücklichen Willen der Amis und der osteuropäischen Staaten an NS2 festgehalten. Also offensichtlich auf den "Draht nach Moskau" gesetzt, die guten Beziehungen und billigen Gaslieferungen erhalten zu können. Was wenig Sinn macht, wenn sie die Invasion als unvermeidlich ansah.

    Ich habe geschrieben, dass ich glaube, dass Merkel die Minsker Verträge mit genau dem Ziel unterstützt hat, die Aufrüstung der Ukraine durch die USA zu verhindern - vermutlich weil sie befürchtete, dass das zu einer russischen Invasion führen würde.


    Nochmal: Was soll die Wortklauberei?

  • Old school: Innereuropäischer Wettbewerb um den lukrativsten Wirtschafts- und Investitionsstandort.


    New school: Innereuropäischer Wettbewerb um den besten Platz am militärischen Rockzipfel des Imperiums.

    Nato-Ostflanke: "Gewisses Niveau der Abschreckung" in Polen

    Das Land wird bald der Nato-Staat mit dem prozentual höchsten Militäretat. Angeblich will es Milliarden von Korea leihen. Doch der Armee drohen Personalprobleme.


    Rechtsnationale Autokraten hochrüsten, damit sie die freie Welt und ihre demokratischen Werte von Rechtsstaatlichkeit und Gleichberechtigung gegen wertelose westmongolische Horden verteidigen - was kann da schon schief gehen?

  • Diese Beförderung hat sie sich aber auch redlich verdient:

    Uber Russia-hawk Victoria Nuland rises to acting deputy secretary of state

    She’s done as much as anyone to sour US-Russia ties; now, she is one of Washington’s top

    diplomats.


    In a little-remarked move, the Biden administration announced Monday that Victoria Nuland will take over as the acting second-in-command at the State Department. She replaces Wendy Sherman, who plans to retire at the end of this week.

    Nuland’s appointment will be a boon for Russia hawks who want to turn up the heat on the Kremlin. But, for those who favor a negotiated end to the conflict in Ukraine, a promotion for the notoriously “undiplomatic diplomat” will be a bitter pill.

    A few quick reminders are in order. When Nuland was serving in the Obama administration, she had a now-infamous leaked call with the U.S. ambassador to Ukraine. As the Maidan Uprising roiled the country, the pair of American diplomats discussed conversations with opposition leaders, and Nuland expressed support for putting Arseniy Yatseniuk into power. (Yatseniuk would become prime minister later that month, after Russia-friendly former President Viktor Yanukovych fled the country.) At one memorable point in the call, Nuland said “Fu–k the EU” in response to Europe’s softer stance on the protests.

    The controversy surrounding the call — and larger implications of U.S. involvement in the ouster of Yanukovych — kicked up tensions with Russia and contributed to Russian President Vladimir Putin’s decision to seize Crimea and support an insurgency in eastern Ukraine. Her handing out  food to demonstrators on the ground in Kyiv probably didn’t help either. Nuland, along with State Department sanctions czar Daniel Fried, then led the effort to punish Putin through sanctions. Another official at State reportedly asked Fried if “the Russians realize that the two hardest-line people in the entire U.S. government are now in a position to go after them?”

    Nuland’s hawkish inclinations continued after she left the Obama administration. Back in 2020, she penned a Foreign Affairs essay entitled “Pinning Down Putin” in which she called for a permanent expansion of NATO bases in the alliance’s eastern flank, a move that would be sure to ratchet up tensions between the United States and Russia. As I’ve previously noted, Nuland also opposed the idea of a “free rollover of New START” — the only remaining agreement that limits Washington and Moscow’s nuclear weapons stockpiles — when it was set to expire in 2021. [...]

  • Gutes Resümee betr. westlicher Ziele & Zwischenstand UA-Krieg.


    1. Die Gelegenheit wird genutzt und RU in einen kostspieligen aber kontrollierbaren Krieg verwickelt, möglichst ohne einen nuklearen Showdown zu forcieren

    2. Der Fortgang des Krieges wird über massive Waffenlieferungen und der Unterdrückung von Verhandlungsbereitschaft sichergestellt

    3. Die extrem hohen Verluste UAs sind eine kalkulierte aber vernachlässigbare Grösse:

    Frustrated US officials are well aware of Ukraine’s toll. [...]

    As is also increasingly admitted, all of this was foreseen. “U.S. Defense Department analysts knew early this year that Ukraine’s front-line troops would struggle...

    4. PR verschleiert die Aussichtslosigkeit der Erreichung der Ziele UAs:

    In other words, US “public pronouncements” have entailed lying to the public to “downplay fallout” of fueling a knowingly catastrophic and futile war.

    5. Das erreichte Ergebnis ist positiv:

    “The West’s most reckless antagonist has been rocked,” Ignatius writes. “NATO has grown much stronger with the additions of Sweden and Finland. Germany has weaned itself from dependence on Russian energy and, in many ways, rediscovered its sense of values.”

    Accordingly, “for the United States and its NATO allies, these 18 months of war have been a strategic windfall, at relatively low cost (other than for the Ukrainians).”

    Für "US & its NATO allies" ein strategischer Glücksfall zum Discountpreis. Nicht so für UA. Aber das hat UA ganz allein entschieden.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!