Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Ich habe jetzt gelegentlich einige Ausschnitte von US-Sendern zum Ukraine-Krieg gesehen. Das ist ja auch vollkommen drüber. Dieses eher harmlose Stück ist offenbar notwendig, weil CNN sich selbst so erfolgreich verkauft hat, dass die Ukrainer den Krieg sicher in der Tasche haben, dass man Diskrepanzen zu diesem sicheren Ausgang im Verhalten der Russen erklären muss, in diesem Fall Putins Auftreten:


    https://www.youtube.com/watch?v=24NDPx3ygmk



    Erstaunlich ist, dass die Erklärung auch nötig ist, weil meines Erachtens durch eine US-Politik-Schablone die Natur des gezeigten Materials völlig falsch gelesen wird. Dieses Kreml-PR-Video kannte ich schon. Ich würde sagen, es soll recht offensichtlich demonstrieren, dass sich Putin für die Ausstattung der Soldaten und für die Qualität der Ausrüstung usw. interessiert. Dazu gehört dann die Dienstwaffe selbst auszuprobieren. Das soll natürlich auch Nähe zu den Soldaten herstellen.


    CNN sieht hier statt dessen eine Demonstration der Stärke - weil Putin eine Waffe abfeuert. Klar, im US-Kontext ist das Teil aller möglicher politischer Propaganda. Würde nicht ausschließen, dass jemand in der Redaktion dachte, man die dummen Russen, man kann doch nicht wenn man seine Waffe abfeuert, um zu zeigen wie stark und männlich man ist, ein Tarnnetz drüberhängen. Was für Amateure, deshalb verlieren sie auch den Krieg.


    Die interviewte Expertin hat vielleicht noch einen halben Punkt, wenn sie sagt, Putin assoziiert sich mit diesen Aufnahmen mit dem Kriegsgeschehen. Und das ist aus der Logik des Beitrags dann wiederum erstaunlich, weil ja die Russen den Krieg definitiv verlieren. Aber eigentlich ergibt es keinen Sinn, weil wie sollte Putin sich von dem Krieg distanzieren? Sind die Usis mittlerweile so gewohnt, ihre Kriege zu verlieren, dass sie denken ist doch egal, setzt man halt eine Runde aus und fängt woanders einen neuen Krieg an?


    Der normale Medienkonsum würde mir so das Gehirn kochen, keine Ahnung wie man außer in Schnipseln aushält.

  • Ich würde sagen, das Russische Kaiserreich hat deutlich mehr getan um ein ukrainisches Nationalbewusstsein zu unterdrücken als Sowjetrussland, die Sowjetunion oder die Russische Föderation. Im Gegenteil ganz am Anfang gab es sogar kurzzeitig eine Nationalitätenföderung, später wurde die Ukraine stark wirtschaftlich entwickelt - viel von der Infrastruktur, die auch heute morgen wieder in die Luft geht, ist sowjetisches Erbe - und in der Phase, als es Russland noch mit soft power versucht hat, wurde das Land kräftig alimentiert.

    Sowas wie Holodomor oder Deportationen sind mir aus dem Zarenreich nicht bekannt. Aber inwiefern widerspricht wirtschaftliche Entwicklung der Unterdrückung der Nationalität? Japan hat Korea auch stark wirtschaftlich entwickelt. Das Deutsche Reich hat Elsass-Lothringen stark entwickelt. China hat Tibet stark entwickelt und alimentiert. Zwischen Wirtschaftsförderung und Unterdrückung der Nationalbewegung besteht kein Widerspruch.


    Nun eigentlich haben sie einen biethnischen Staat bekommen und über den Versuch einen Nationalismus westukrainischer Prägung zu verallgemeinern ist das Land in einen Bürgerkrieg geraten. Am Ende kommt vielleicht ein Nationalstaat bei raus.

    Die allermeisten Nationalstaaten sind bi- oder multiethnisch.


    Wozu?

    Wozu hat er die Teilmobilmachung ausgerufen?

  • Kurzes Update:

    Der Ukrainekrieg hat uns ja deutlich vor Augen geführt, wie extrem relevant die UKR in den Augen westlicher Strategen ist so dass sie aus dem Stand über das weltweit 3.höchste Militärbudget verfügt und neben der ganzen Militärhardware, die die angrenzenden Staaten verstopft, der NATO-Support so grenzwertig ist, dass die Grenze zur Kriegsbeteiligung nicht mehr klar gezogen werden kann.


    Was fehlt? Nein - nicht Diplomatie, wir sind schliesslich in Sachen RuleBasedOrder unterwegs, sondern - völlig klar, das, was zu Anfang unbedingt vermieden werden sollte - neben kleinflächig jetzt auch grossflächig BootsOnTheGround. Die Vehemenz, warum das zu Kriegsbeginn unbedingt vermieden werden sollte, war lediglich der Annahme geschuldet, RU würde es dem Westen gleichtun und der erste Kriegsakt wäre Infrastruktur, Transport und zivile EInrichtungen so hingebungsvoll und flächendeckend zu zerstören, dass ein Truppeneinsatz keine Relevanz mehr hätte.


    Da das nicht geschehen ist, sondern erst jetzt allem Anschein nach von RU nachgeholt wird, ist völlig erwartbar die Verlockung aufseiten der NATO gross, diesen strategischen Fehler auszunutzen und das BootsOnTheGround-Szenario wieder vorzuholen, bevor das endgültig vom Tisch ist. Und so verdichten sich die Anzeichen, dass es dazu kommen könnte.


    CaptainFreedom aktiviert die 101st Airborne und schickt nach 80 Jahren wieder nach oldEurope und zwar gleich bis auf ein paar Kilometer an die UKR und Snake Island heran. Also nur für den Fall, das die NATO angegriffen wird oder was Schlimmes passiert.

    Petraeus könnte sich eine Libyen-Lösung vorstellen, so dass die USA und "some other countries" aktiv werden würden, für den Fall, dass was Schlimmes passiert.

    Polen und Litauen verstärken massiv die Truppen an der Grenze zu Belarus, für den Fall, dass was Schlimmes passiert.


    Fehlt nur noch, dass was Schlimmes passiert.


    8) Denkt daran, eine direkte Konfrontation zwischen NATO und Russland muss unbedingt vermieden werden.

  • Immerhin fordert Werteführer Wolodymyr jetzt keine Präventiv- sondern nur noch Vergeltungsschläge in Moskau:


  • Wie man eine Pipeline fachmännisch sprengt:


    Hast in der Zusammenfassung vergessen: "und warum es vermutlich nicht der Russe, sondern unsere Verbündeten waren."


    Interessantes Video, erinnert mich voll an die ersten 9/11 Videos, wo es um Thermit ging und Glatte Schnitte bei Stahlträgern etc. Nur, dass er hier plausible Erklärungen geliefert hat.

  • NFKRZ ein russischer Youtuber zeigt original russische Propagandavideos. Ein "Geh zur Wahl" Spot, mein Favorit, und dann ein Spot, warum Amerika nicht so gut ist wie Russland. Gott was hab ich gelacht. Aff-fen-geil. Ich schau es grad nochmal, selbst die Details sind zum schießen.


  • Sowas wie Holodomor oder Deportationen sind mir aus dem Zarenreich nicht bekannt.


    "Sowas wie Holodomor"? Also eine Hungersnot? Die gab es auch im russischen Kaiserreich, genauso wie Zwangsumsiedlungen. Wobei ich mich frage an welche Zwangsumsiedlung von Ukrainern zu Sowjetzeiten du genau denkst.


    Aber inwiefern widerspricht wirtschaftliche Entwicklung der Unterdrückung der Nationalität? Japan hat Korea auch stark wirtschaftlich entwickelt. Das Deutsche Reich hat Elsass-Lothringen stark entwickelt. China hat Tibet stark entwickelt und alimentiert. Zwischen Wirtschaftsförderung und Unterdrückung der Nationalbewegung besteht kein Widerspruch.


    Das widerspricht sich nicht. Tatsächlich ist mit dieser wirtschaftlichen Entwicklung auch ein gewisser Grad von Russifizierung einhergegangen und das ist bei den anderen Beispielen ähnlich. Aber im Kaiserreich wurde zum Beispiel die ukrainische Sprache verboten und das war unter den Sowjets nicht der Fall, selbst wenn sie auch da nach der frühen Phase der Nationalitätenpolitik nicht mehr so gefördert wurde. Im Kaiserreich entwickelte sich auch die Trennung, dass die Landbevölkerung ukrainisch war und die Stadtbevölkerung einen höheren Anteil von Russen hatte. Dagegen die Industrialisierung der Region unter den Sowjets hat den Lebensstandard gehoben und damit auch mehr Raum für die Entwicklung der ukrainischen Kultur geschaffen. Die ukrainische Sowjetrepublik hat zum Beispiel eine Menge Bücher publiziert und ein Teil wurde auf Ukrainisch herausgegeben. Das war in der Spätphase des Kaiserreichs denke ich überhaupt nicht möglich und ich nehme an zu früheren Zeiten gab es keine große Verlagsaktivität.


    Natürlich hat sich zu Sowjetzeiten alle Aktivität innerhalb der ideologischen Grenzen bewegt. Dass keine Schriften von Stepan Bandera ukrainischen Nationalisten (nicht sicher, ob Bandera etwas publiziert hat) verlegt werden konnten, ist wohl klar. Das eigentliche Problem war meines Erachtens, nach der Phase als unter Stalin die Ukrainisierung rückabgewickelt wurde, weniger die aktive Unterdrückung sondern eher die Konkurrenz zum Russischen. Es ist wohl auch nicht falsch zu sagen, dass die Russen in der Tendenz ukrainische Kulturleistungen weniger ernst genommen haben, eben mit so einem gewissen Paternalismus darauf geblickt. Letztlich sollte man aber nicht vergessen, dass Nationalität nur sehr wenige materielle Grundlagen hat und damit ziemlich arbiträr ist. Die ukrainische Diaspora hat zum Beispiel auch eine große Gruppe, die in Russland lebt, und deren Blick auf die ukrainische Identität ist ziemlich anders als etwa der derjenigen, die in Nordamerika leben.


    Die allermeisten Nationalstaaten sind bi- oder multiethnisch.


    Die allermeisten Nationalstaaten beinhalten nationale Minderheiten. Sie begreifen sich aber nicht als multiethnisch, sondern eben als Staat der dominierenden Gruppe, selbst wenn sie eine gewisse Multikulturalität pflegen wie etwa Deutschland. Im Fall der Ukraine gab es 2014 ein ausbalanciertes Verhältnis zwischen der eher ukrainischen und der ukrainisch-russischen Mischidentität. Das äußerte sich ja auch in der Politik des Landes. Die Russen haben die Balance im ersten Schritt durch die Ausgliederung der Krim zerstört, natürlich haben sie dabei auf einen erneuten politischen Coup der "ukrainischen" Seite reagiert.


    Wozu hat er die Teilmobilmachung ausgerufen?


    Um mehr Soldaten zu haben. Aber "Generalmobilmachung" würde bedeuten, man beruft alles ein was verfügbar ist. Dabei ist zu bedenken, das ist ein großer Eingriff in die Wirtschaft. Das sind schließlich alles auch (potentielle) Arbeiter. Man würde dafür also die russische Wirtschaft auf Grundversorgungs- und kriegswichtige Industrie runterfahren. Insofern habe ich nie verstanden, warum ständig über Generalmobilmachung gesprochen wurde, vermutlich weil es wie etwas klingt, dass man halt so macht.

  • Die Russen haben angefangen den Stausee zu leeren, um den Schaden bei einer Zerstörung des Damms zu verringern. Ich vermute es wird einige Tage dauern, bevor das Potential deutlich abgebaut ist, aber sie haben wohl auch nicht erst heute damit angefangen:


    https://ria.ru/20221022/vodokhranilische-1825876381.html


    DHX5ECYWJRM35LLZPQTE57G4LE.jpg


    Laut Metadaten:


    Zitat

    Satellite image shows the Kakhovka dam on the Dnipro River near Nova Kakhovka in Ukraine, October 18, 2022. Maxar Technologies/Handout via REUTERS

  • Immerhin fordert Werteführer Wolodymyr jetzt keine Präventiv- sondern nur noch Vergeltungsschläge in Moskau:



    Nun, was er immer wieder in verschiedenen Varianten sagt, die Ukraine sollte eine Artikel-5-artige Garantie vom Westen bekommen (bzw. die überzeichnete Vorstellung davon, was das bedeutet).


    Aber wo sagt er, was von Kernwaffen? Ich habe die Meldung in dieser Form wahrgenommen:


    https://euromaidanpress.com/2022/10/23/182950/

  • P.s.: der tweet kommt ja nicht von irgendwem, sondern von einem blau behakten Berater des ukrainischen Innenministers, der auch der Gründer des berühmten Intstitute of the Future ist, über das wir es hier neulich schon mal hatten.

  • CaptainFreedom aktiviert die 101st Airborne und schickt nach 80 Jahren wieder nach oldEurope und zwar gleich bis auf ein paar Kilometer an die UKR und Snake Island heran. Also nur für den Fall, das die NATO angegriffen wird oder was Schlimmes passiert.

    Petraeus könnte sich eine Libyen-Lösung vorstellen, so dass die USA und "some other countries" aktiv werden würden, für den Fall, dass was Schlimmes passiert.

    Polen und Litauen verstärken massiv die Truppen an der Grenze zu Belarus, für den Fall, dass was Schlimmes passiert.


    Fehlt nur noch, dass was Schlimmes passiert.


    8) Denkt daran, eine direkte Konfrontation zwischen NATO und Russland muss unbedingt vermieden werden.


    Ich hoffe mal, das ist maximal der Versuch der Biden-Administration Russland durch Verunsicherung davon abzuhalten, vor den Kongresswahlen einen Schritt zu unternehmen, der den Erfolg ihrer Ukraine-Politik in Frage stellen würde.


    Übrigens noch 16 Tage bis zu den Wahlen.

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