Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Weißte was es dem Russen richtig zeigen würde? Wenn wir einen Ukrainer zum NATO-Generalsekretär machen. Doof ist nur, dass die Ukraine nicht in der NATO ist. Aber wir haben das zweitbeste gefunden: Eine Kanadierin mit ukrainischen Wurzeln!

    Dass damit zum ersten mal explizit mit der NATO-Tradition gebrochen würde, den Posten des Generalsekretärs immer mit Europäer(inne)n zu besetzen, und nun stattdessen neben dem seit der Gründung ausschliesslich US-Amerikanischen militärischen Oberbefehlshaber auch die politische "Führungs-"position mit einer Person vom nordamerikanischen Kontinent besetzt wäre, könnte ihn vielleicht auch ein bisschen ärgern.


  • Häh, haben die Russen je mal behauptet, die Ukraine plant konkret einen Angriff auf Russland (einen Plan, für den sich Dokumente finden ließen)?


    Freilich hat Selenskyj dieses präsidentiale Dekret im März 2021 unterschrieben, das möglicherweise all das begonnen hat, wo er unter anderem militärische Mittel für die "De-Okkupierung" der Krim autorisiert hat, was aus Sicht der Russen auf einen Angriff auf Russland hinauslaufen würde:


    https://www.president.gov.ua/documents/1172021-37533

  • Dass die Ukraine Russland hätte angreifen wollen höre ich auch zum ersten Mal.

    Ich glaube das wurde tatsächlich mal an Anfang von russischer Seite behauptet. Aber kann sein, dass damit auch das angebliche ukrainische Bio- und Atomwaffenprogramm gemeint war.


    Was die ganzen "liberalen" Moralbelliztisten halt nicht kapieren (wollen) ist, dass die russische Definition von "Sicherheitsinteressen" die der Kreml durch die Westanbindung der Ukraine gefährdet sah, weniger darin bestand, dass man befürchtete, direkt von der Ukraine, oder - von deren Territorium ausgehend - von der NATO angegriffen zu werden, sondern darin, dass man in Moskau davon seinen eigenen Anspruch auf eine geopolitische Einflusssphäre in der Nachbarschaft, und letztendlich auch das ohnehin schon bröckelige nukleare Gleichgewicht durch die Möglichkeit der Stationierung von NATO-Mittelstreckenwaffen und Raketenabwehrsystemen bedroht sah.


    Das was der Westen für sich ganz selbstverständlich in Anspruch nimmt, wird natürlich nicht als legitimes Interesse Russlands respektiert. Es ist zwar eigentlich auf beiden Seiten eine Imperialistische Doktrin, aber weil "wir" ja nach außen die Freiheit unserer Verbündeten und Subjekte als höchsten Wert hochalten, und der autokratische Russe viel offener dazu steht, dass es ihm um Kontrolle in seinem Einflussbereich geht, wird das eine nicht wie das andere wahrgenommen, obwohl es in beiden Fällen darum geht, andere Staaten zu dominieren und zu kontrollieren, und auch vor härtester Gewalt nicht zurück geschreckt wird, wenn die sich das nicht gefallen lassen wollen.

  • Ich habe ja viele Reden von Putin, Lawrow und Co gelesen und schaue immer mal bei TASS rein, und da war mir nie aufgefallen dass eine unmittelbare Invasion Moskaus durch die Ukraine befürchtet wurde.

    Das was der Westen für sich ganz selbstverständlich in Anspruch nimmt, wird natürlich nicht als legitimes Interesse Russlands respektiert. Es ist zwar eigentlich auf beiden Seiten eine Imperialistische Doktrin, aber weil "wir" ja nach außen die Freiheit unserer Verbündeten und Subjekte als höchsten Wert hochalten, und der autokratische Russe viel offener dazu steht, dass es ihm um Kontrolle in seinem Einflussbereich geht, wird das eine nicht wie das andere wahrgenommen, obwohl es in beiden Fällen darum geht, andere Staaten zu dominieren und zu kontrollieren, und auch vor härtester Gewalt nicht zurück geschreckt wird, wenn die sich das nicht gefallen lassen wollen.

    Letztendlich hast Du da wohl recht. Aber mir fällt schon auf dass der Russe eher in Gegenden invasionsauffällig wird in denen tatsächlich ethnische Russen ansässig sind (Südossetien, Transnistrien, Krim, Donbass), und eher seltener sonstwo. Wir dagegen bomben die Menschenrechte überall herbei wo uns das gerade auch zufällig andere Vorteile bringt. Da gibt es also schon ein schlimm und ein weniger schlimm.

  • Weißte was es dem Russen richtig zeigen würde? Wenn wir einen Ukrainer zum NATO-Generalsekretär machen.


    Drücken wir gleich den Roten Knopf...


  • Nun, der NATO-Generalsekretär ist praktisch der Grüßaugust dieses Vereins und hat da recht wenig zu kamellen. Am Ende sind es doch die Amis, die da federführend sind, oder habe ich da in den letzten Jahrzehnten was verpasst?

    Das stimmt zwar, aber so rein symbolisch hat man bisher sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Organisation des Nordatlantik-Vertrages ihren transatlantischen Freundschaftscharakter zumindest insofern öffentlich zur Schau stellt, als es immer eine Arbeitsteilung zwischen Europa als Grüßaugust und Amerika als Prügelaugust gab.


    Aber vielleicht argumentieren sie sich das ja so zurecht, dass Kanada immerhin noch eine europäische Monarchin einen europäischen Monarchen als offizielles Staatsoberhaupt hat, und somit praktisch zu Europa gehört. Und bei Frau Freeland kommt als Bonus noch hinzu, dass sie nicht nur formale Untertanin der Britischen Krone ist, sondern dass auch noch ukrainisches - also geradezu ur-europäisches - Blut durch ihre Adern fließt. Dieser ethnisch-kulturelle Erbzusammenhang ist ja heutzutage als Distinktionsmerkmal gegenüber minderwertigem Volksgut wieder sehr wichtig geworden - gerade angesichts des grausamen Mongolensturmes auf das Westrom am Dnjepr.

  • Letztendlich hast Du da wohl recht. Aber mir fällt schon auf dass der Russe eher in Gegenden invasionsauffällig wird in denen tatsächlich ethnische Russen ansässig sind (Südossetien, Transnistrien, Krim, Donbass), und eher seltener sonstwo. Wir dagegen bomben die Menschenrechte überall herbei wo uns das gerade auch zufällig andere Vorteile bringt. Da gibt es also schon ein schlimm und ein weniger schlimm.

    Ehrlich gesagt ist es mir total egal, ob da "ethnische" Russen leben. Nur weil einer deren Sprache spricht, oder seine Vorfahren mal innerhalb ihrer eigenen, über die Jahrhunderte durch Mord und Totschlag immer wieder verschobenen Grenzen gelebt haben, heißt das ja nicht, dass die russische Regierung deshalb einen Herrschaftsanspruch über ihn hat. Es ist auch mitnichten so, dass alle russischsprachigen UkrainerInnen hellauf begeistert waren, als Putin seine Truppen entsandte um sie mit seiner "spezialoperation" vom Kiewer Joch zu befreien - zumal das russische Militär dabei nicht gerade wenige von denen per Artilleriebeschuss auch von ihren Häusern, Äckern und lebenswichtiger Infrastruktur befreit hat.


    Man ist natürlich als Gegner der globalen Machtambitionen des US-geführten NATO-Imperiums dazu geneigt, zu konstatieren, dass die politische Führung Russlands ihre Einflusssphäre bisher hauptsächlich auf die unmittelbare Nachbarschaft beschränkt hat, während man in Washington D.C. nicht nur die eigenen südlichen Nachbarn seit Generationen mit Mord und Totschlag überzieht, sondern auch den Anspruch erhebt, in weit von der Heimat entfernten Regionen Weltpolizei, Weltankläger und Weltscharfrichter in Personalunion zu spielen.

    Aber letztendlich würde man sich damit ein Stück weit die Argumentation der ImperialistInnen und MoralbellizistInnen aneignen, welche die politische, ökonomische und Militärische Dominanz des eigenen Staatenbundes über andere Länder grundsätzlich für legitim halten, so lange es nur einen plausiblen Grund dafür gibt.


    Mein Punkt war nicht, den russischen Großmachtanspruch zu legitimieren, sondern darauf hinzuweisen, dass er sich in seinem grundsätzlich illegitimen Charakter nicht vom Anspruch der führenden politischen Klasse des Westens unterscheidet, die Welt notfalls auch mit Gewalt ihrer "regelbasierten" Ordnug zu unterwerfen und somit in ihrer Einflussphäre die Kontrolle zu übernehmen .

    Wenn in westlichen Medien, Parlamenten und Expertenrunden immer wieder darauf abgestellt wird, Putin sei ein neofaschistischer Russenhitler, dem es bei der ganzen grausamen Mörderei nur darum ginge, in so vielen Ländern wie möglich russische "Werte" durchzusetzen, und ein konkurrierendes Wertesystem zu zerstören, indem er dessen Trägerinnen als Volk vernichtet, dann ist das - meiner Ansicht nach - nichts weiter als die Projektion der westlichen Rechtfertigungslogik auf die geopolitische Konkurrenz. Ganz ähnlich wird auch gegen China argumentiert - wenn auch bisher noch deutlich weniger kriegslüstern - weil da halt auch ein starker alter Mann im Zentralkommitee der kommunistischen Partei den Ton angibt und einen Anspruch darauf erhebt, den "Sozialismus mit chinesischem Charakter" vor dem Einfluss des westlichen Wertesystems in Schutz zu nehmen.


    Wenn man sich aber mal von diesem ganzen Idealismus löst - den natürlich auch Wladimir Putin und Xi Jinping als moralischen Grund für ihre Dominanzansprüche ins Feld führen - , und das ganze auf das herunterbricht, was es jenseits der Rechtfertigunslyrik der politischen Führungsfiguren eigentlich ist - nämlich: Die Ausübung von Kontrolle nach außen wie nach innen zur Sicherung der jeweiligen Interessen am Fortbestand der etablierten ökonomischen und politischen Systeme - dann unterscheiden die sich von Fernost bis Wildwest in dieser Kontrollfunktion nicht großartig voneinander - zumal sie ja alle, inklusive die Kommunistische Partei Chinas, letztendlich nichts anderes zum Zweck haben, als den kapitalistischen Apparat am laufen zu halten, der ihnen ihre Macht sichert, ihren Bevölkerungen ihren Platz im nationalen Verwertungsprozess zuordnet, und sie daran hindert, sich dagegen aufzulehnen.


    Hält man allerdings die hiesigen Verhältnisse - also das herrschende ökonomische und politische System in den Ländern der "freien" Welt - für alternativlos, und glaubt man der Erzählung, dass es ja tatsächlich das freie Unternehmertum, die freie Arbeitsplatzwahl und die freie Entscheidung bei der Auswahl freier Parteien zur Grundlage habe, dann kann man natürlich nur zu dem Schluss kommen, dass die zu deren Sicherung gewählten politischen FührerInnen einen moralisch überlegenen Anspruch darauf haben, es notfalls auch mit Gewalt gegen seine weniger freiheitlich gesinnte internationale Konkurrenz zu verteidigen, und so dafür zu sorgen, dass die Welt ordentlich kontrolliert ist, die regelbasierte Ordnung weiter Bestand, und das freie Individuum weiter die Freiheit hat, zwischen unterschiedlichen Ausbeutern seiner Arbeitskraft und deren jeweiligen politischen Interessenvereinigungen auszuwählen.

  • Sieht so aus, als ob die Gegenoffensive in Charkow im Gegensatz zu der in Cherson, vorzeigbare Resultate produziert hat. Mal schauen wie nachhaltig das ist.


    Ergänzung: Leider begrenzt die tote britische Monarchin momentan den PR-Erfolg im Westen. Aber im russischen Kommentariat regen sich viele auf.

  • Das stimmt zwar, aber so rein symbolisch hat man bisher sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Organisation des Nordatlantik-Vertrages ihren transatlantischen Freundschaftscharakter zumindest insofern öffentlich zur Schau stellt, als es immer eine Arbeitsteilung zwischen Europa als Grüßaugust und Amerika als Prügelaugust gab.


    Ist ja bisher auch nur eine Name, der rumgereicht wird. Weiß nicht, wann das entschieden sein muss.


    Ich glaube auch Freeland will eigentlich Trudeau beerben.

  • Offenbar schert sich jetzt keiner mehr darum, dass die Ukrainer immer wieder versuchen, das AKW zurück zu erobern, seit die IAEA partout nicht bestätigen wollte, dass die Russen sich da eigentlich selbst beschiessen.

    Ukrainische Truppen scheitern offenbar mit Angriff bei AKW Saporischschja

    09.20 Uhr: Ukrainische Streitkräfte sind russischen Angaben zufolge mit einem Angriff auf die Stadt Energodar, wo das AKW Saporischschja steht, gescheitert. Die Angreifer hätten in der Nacht auf Freitag einen Landeversuch in der Nähe von Energodar unternommen, berichtet die russische Agentur Interfax 

    . Der Schlag sei abgewehrt worden. Die Ukrainer hätten aber ein Umspannwerk attackiert. »Wir reparieren die Leitungen, abends war alles unterbrochen«, zitiert Interfax den russischen Stadtchef von Enerhodar, Alexander Wolga. Derzeit sei Energodar ohne Strom.

  • https://english.alarabiya.net/…rkey-extradition-rulings-


    Zitat

    The Finnish justice ministry said Thursday it would not overturn previously denied extradition requests from Turkey, despite Ankara's request following a deal to accept the Nordic country's entry into NATO.


    The Nordic nation said Turkey had asked Finland to reassess six previously rejected extradition requests.


    Sieht so aus als würden sich die Finnen weigern, schon mal bearbeitete Fälle neu zu prüfen. Ich gehe mal davon aus, die Türken werden versuchen diesen Vorsatz (möglicherweise auch gesetzlich vorgeschrieben) zu brechen und das nicht einfach hinnehmen.

  • Offenbar schert sich jetzt keiner mehr darum, dass die Ukrainer immer wieder versuchen, das AKW zurück zu erobern, seit die IAEA partout nicht bestätigen wollte, dass die Russen sich da eigentlich selbst beschiessen.


    Wobei es jetzt auch nichts kostet zu behaupten, die haben es schon wieder versucht, und es war "nur" "normaler" Beschuss, der die Leitung unterbrochen hat.

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