Alles anzeigenAlso laut SPON hat die New York Times Satellitenfotos einer "privaten" US-Satellitenfirma ausgewertet und festgestellt, dass (Zitat!) "einige" der 20 Leichen, die laut Angaben von AFP-Journalisten, die mit dem ukrainischen Militär vor Ort waren, auf der Straße gefunden wurden und die man als ZivilistInnen identifiziert habe, schon seit Wochen dort gelegen hätten.
Das beweist bestenfalls nur, dass das russische Außenministerium mit seiner Behauptung falsch lag, bzw. gelogen hat, die Fotos jener Leichen seien gefälscht worden.
Es wäre sicher vollkommen realitästfern, davon auszugehen, dass die russische Armee bei ihrem Überfall auf die Ukraine keine Kriegverbrechen an ZivilistInnen begangen hätte. Ob in Butscha allerdings tatsächlich ein "Genozid" stattgefunden hat, wie es mittlerweile vielerorts auch in amerikanischen Medien kolportiert wird, oder ob Putin einen solchen gar angeordnet habe, um den von offizieller ukrainischer Seite und von diversen deutschen "Experten" mehrfach behaupteten "Vernichtungskrieg" voran zu treiben, klären diese Bilder nicht.
Dass im Krieg ZivilistInnen sterben - oft auch durch direkte Kriegsverbrechen des Militärs - ist kein Novum dieses russischen Angriffskrieges. Es gibt unzählige Beispiele dafür aus allen möglichen Kriegen, auch aus solchen, in denen die Truppen des Wertewestens die Aggressoren waren.
Die US-Regierungen der vergangenen Jahrzehnte waren sich der traurigen Tatsache, dass Kriege zu Kriegsverbrechen führen (auch wenn sie sie nicht selbst angeordnet hatten, wie zum Beispiel bei Angriffen mit Streubomben im Irak, oder mit Phosphorbomben in Afghanistan) stets voll bewusst.
Der US-Kongress war sich sogar so sicher, dass auch seine eigenen Militärs vor der Verübung von Gräueltaten nicht gefeit sind, dass er dem eigens für solche Fälle eingerichteten Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag nicht nur bis heute die Zusammenarbeit mit amerikanischen Behörden verweigert, sondern dem Commander in Chief sogar per Gesetz carte blanche dafür ausgestellt hat, angeklagte Angehörige der US-Streitkräfte notfalls mit einem Militäreinsatz gewaltsam befreien zu lassen, sollten die internationalen Strafverfolger ihrer habhaft werden.
Die meisten hier im Forum, auch uns, eint wahrscheinlich ein gewisser Ekel in Bezug auf die unfassbar selbstgerechte, geschichtsvergessene und stets eskalierende Kommentierung dieses Krieges. Die Bilder aus Bucha reihen sich perfekt in diese vor Pathos triefenden Texte. Wovor ich z.B. auch etwas Angst habe ist eine Hollywoodverfilmung dieses Krieges. Das wird noch furchtbarer als die jetzige Berichterstattung; Helden und Monster, das ist alles, was hierzu berichtet wird und natürlich reicht das lange nicht aus um diesen Krieg zu verstehen.
Trotzdem fühlt sich eine Haltung ala: "so what? - es ist halt Krieg" oder "ich glaube unseren Medien eh nichts mehr" (ich weiß, das ist Polemik) auch nicht richtig an. Diese kitschige Empörung unserer Medien und Politiker nervt wirklich jeden hier. Ich finde nicht, dass überhaupt etwas Kluges von irgendeinem Regierungsmitglied zu diesem Krieg bislang je gesagt wurde. (Habecks "Spur der Verwüstung durch unsere Lebensweise" fand ich da noch herausragend.)
Aber wie geht man jetzt mit so etwas (Bucha) um? Leugnen hilft nicht. Man kann das auch nicht klein reden oder begründen.
Die Trauer, wenn ich solche Bilder sehe, lähmt mich und was wirklich Kluges fällt mir hierzu auch bloß nicht ein. Es wäre einfach am besten diesen Krieg sofort zu beenden. Egal wie, egal von welcher Seite aus.