Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • https://twitter.com/kajakallas/status/1887762594779279740


    Zitat

    Lithuania, Latvia, and Estonia will permanently disconnect from Russia’s power grid tomorrow.


    Russia can no longer use energy as a tool of blackmail.


    This is a victory for freedom and European unity.


    Das hatte ich gesehen, hielt es aber für irrelevant. Allerdings war mir eine Implikation nicht klar. Der Energieverbund mit Russland hatte auch Kaliningrad in das russische Netz eingebunden:


    https://www.euractiv.com/secti…ussian-exclave-in-the-eu/


    Zitat

    Kaliningrad faces new isolation within Europe as the Baltic States have opted for the European electricity grid over Russia's.

    Zitat

    Until now, the exclave has remained connected to the electricity grid controlled by Moscow.


    But from 7 to 9 February, the Baltics will transition away from the Russian power grid and, in doing so, they will take the nuclear-armed exclave out of the mega-grid controlled by the Kremlin.


    "After Baltic Power System synchronisation with Continental Europe, Kaliningrad area will operate in the island mode," said Lithuanian grid operator Litgrid, who is in charge of the grid cut alongside their Baltic counterparts.

  • Zitat

    Lithuania, Latvia, and Estonia will permanently disconnect from Russia’s power grid tomorrow.

    Man kann es der Psychopathin Kallas und den Bürgermeistern der baltischen Staaten gar nicht oft genug um die Ohren hauen, wann immer sie sich ihres eisernen Kampfes für "unsere" Freiheit rühmen:


    Die völkisch-nationalistischenwertepatriotischen Regierungen unserer baltischen EU-Partnerländer Litauen (2,897 Mio.), Lettland (1,842 Mio.) und Estland (1,373 Mio.) haben zusammen mit ca. 6,11 Mio. EinwohnerInnen (von denen ein nicht unbeträchtlicher Teil von bis zu einem Viertel der jeweiligen nationalen Bevölkerungen ethnische RussInnen sind) immer noch knapp 200.000 weniger EU-BürgerInnen unter ihrer Herrschaft, als zum Beispiel alleine in der deutschen Metropolregion Berlin-Brandenburg (6,3 Mio.) leben.

  • https://apnews.com/article/put…ad6d538026ec161a9cf57830f


    Zitat

    US officials are bound for Europe for top-level talks on Ukraine


    President Donald Trump’s national security adviser said Sunday that top administration officials will meet with European officials this week about how to end the war in Ukraine, nearly three years after Russia launched an all-out invasion.

    Zitat
    But Waltz also underscored the Trump administration is looking to use this week’s engagements to begin talks on clawing back some of the United States’ assistance to Ukraine. He said European allies will also need to take a greater role in supporting Ukraine going forward.


    Also vielleicht wollen sie ja den Kriegsausgang auf uns schieben, was möglich ist.


    Zitat

    [...] And I think an underlying principle here is that the Europeans have to own this conflict going forward. [...]


    Aber wenn sie glauben, dass wir ihre bereits nicht ausreichenden Beiträge ersetzen könnten, dann unterliegen die Usis weiter Fehlvorstellungen. Das gilt insbesondere, wenn sie die Lage im Interesse von Verhandlungen nicht noch weiter destabilisiert sehen wollen.


    Eventuell ist nur die Zeit nach einem vermeintlichen "deal" gemeint:


    Zitat

    [...] President Trump is going to end it. And then in terms of security guarantees, that is squarely going to be with the Europeans.

  • Also vielleicht wollen sie ja den Kriegsausgang auf uns schieben, was möglich ist.

    Der Move war doch erwartbar. Wenn Trump zur Auffassung gelangt, dass in Sachen UA-Krieg für ihn und sein "MericaFirst" nichts zu holen ist... dann (das Ukrainedesaster an Biden dranpappen, da gehörts ja auch hin) einfach umdrehen, weggehen und das Ganze den viel zu weit aus dem Fenster gelehnten Europäern überlassen.


    Der Ball dazu liegt doch genau auf dem Elfmeterpunkt.


    Die Europäer haben doch die ganze Zeit eindimensional, nahezu unisono, hysterisch und ohne Alternativen anzudenken geschweige denn auszuloten - permanent an der Realität und ihren eigenen Möglichkeiten vorbei herumlamentiert und -posaunt, wie ungeheuer wichtig Ihnen der ukrainische Sieg ist und jeden, der es wollte oder auch nicht, darüber belehrt, dass es darunter nicht ginge und wofür man alles Sorge tragen werde und notfalls auch allein ... Und dabei soviele Brücken mit soviel absoluten bzw nicht wieder reviderbaren Aussagen gesprengt, wie nur irgend möglich ...


    Na dann - also bitte. Bei soviel Einsatz - Europe - na hopp: the stage is yours.


    And I think an underlying principle here is that the Europeans have to own this conflict going forward. President Trump is going to end it. And then in terms of security guarantees, that is squarely going to be with the Europeans.’’

    Schlicht und einfach. Europa kann nichts tun. Die sind - wahrscheinlich aus ... "Kompetenzgründen" ihrem eigenen Narrativ zum Opfer gefallen. Aber jeder betreibt Realpolitik eben nach seinen Möglichkeiten.

    8) So long and thanks for all the fish.

  • Der Move war doch erwartbar. Wenn Trump zur Auffassung gelangt, dass in Sachen UA-Krieg für ihn und sein "MericaFirst" nichts zu holen ist... dann (das Ukrainedesaster an Biden dranpappen, da gehörts ja auch hin) einfach umdrehen, weggehen und das Ganze den viel zu weit aus dem Fenster gelehnten Europäern überlassen.


    Nun ich sehe hier vorallem ein Zeitfenster, das sich für Trump schließt, so dass die mutmaßliche Niederlage im Ukrainekrieg nicht auf ihn zurückfällt, also insbesondere als Machtverlust der USA gedeutet wird. Das Problem ist, dass Trump durchaus nicht mit einem beliebigen Ausgang leben kann, sonst würde er einfach sagen, die USA ziehen sich komplett aus dem Konflikt zurück. Alle Unterstützung wird eingestellt. Alle Sanktionen (infolge des Krieges) werden aufgehoben. Vielleicht noch, wir wollen, dass der Krieg endet. Falls die beiden Kriegsparteien zur Verhandlungen bereit, stehen wir als Vermittler zur Verfügung, ansonsten haben wir nichts mehr damit zu tun.


    Klar, man würde ihn dann für einen russischen Sieg verantwortlich machen, aber das wäre auf der Basis einer klaren Entscheidung, nicht weil die USA zusammen mit ihren Verbündeten am Ende zu wenig ausrichten konnten. Und während Trump natürlich nicht verspricht, dass die Ukrainer gewinnen werden, gilt das auch für das, was er verspricht, nämlich ein zeitnahes Einfrieren des Konflikts. Aus dem Grund betont Waltz, dass die Russen auch einige schlechte Karten für Verhandlungen haben und die USA mehr Asse in der Hinterhand:


    Zitat

    Waltz said the Russian economy is not doing well and that Trump “is prepared to tax, to tariff, to sanction” Moscow to get Putin to the negotiating table.


    Aber wenn die am Ende einfach nicht darauf angewiesen sind auf irgendwelche Bedingungen der USA einzugehen, fällt das genauso auf die US-Regierung zurück.


    So halb weiter drin zu hängen, aber gleichzeitig Verantwortung für den Ausgang auf die Europäer abzuwälzen:


    Na dann - also bitte. Bei soviel Einsatz - Europe - na hopp: the stage is yours.


    Wird denke ich nicht genügen, sich aus der Affäre zu ziehen, auch deshalb weil inklusive uns selbst ja niemand glaubt, dass wir die Rolle den Beitrag der USA ersetzen können.


    Deswegen:


    Die Chancen steigen, dass das Ende des Ukraine-Krieges Trumps Afghanistan-Rückzug werden wird:

  • Du hast wohl recht, denn es ist eigentlich schon zu spät. Wäre ansonsten zu erwarten gewesen, dass er den UA-Krieg längst sehr schwungvoll, lauthals & vollständig an die GrownUpsBackInOffice drangeklebt hat, dem ist aber nicht so, jedenfalls nicht mit der nötigen Verve um da genug sichtbaren Abstand zu generieren.

    Wird denke ich nicht genügen, sich aus der Affäre zu ziehen, auch deshalb weil inklusive uns selbst ja niemand glaubt, dass wir die Rolle den Beitrag der USA ersetzen können.

    Wir glauben das auch nicht, wir können bloss unser eigenes Narrativ nicht so spontan fallenlassen. Das ganze europäische UA-Verantwortungstheater da ist Selbstbetrug-Royal, das wissen - wie du sagst - alle. Keine Ahnung, was Captain Merica da noch an Hebel ggü den Russen sieht, um da so involviert zu bleiben ... <räusper> mit Ausnahme der europäischen Sicherheitsordnung als solcher. Ansonsten nur Verluste, das muss denen doch auch auffallen.

  • Ja sicher. Aber mir ging es um die Aussage, dahinter steckte auf Seiten der USA eher die Durchsetzung der eigenen Ideologie - a.k.a. "gemeinsame Werte" - , als in Europa. [...]

    Jetzt kann man natürlich einwenden, dass der Anspruch, überhaupt eine globale Führungsmacht zu sein, an sich schon aus einer ideologischen oder gar religiösen Überzeugung von der eigenen, von Gott gegebenen Überlegenheit entstanden sei, [...]


    Nun, ich denke da haben wir etwas aneinander vorbeigeredet, denn bei der ideologischen Feindschaft, von der ich hier sprach:


    [...] und sich ansonsten auf den Rest der Welt konzentrieren sollten, wo es einfach nicht diese ideologische Feindschaft gibt, selbst wenn da Vasallen wie wir darunter sind.


    Meinte ich nicht sowas wie Systemgegensätze, sondern tatsächlich einen Anspruch, hier spezifisch die feste Überzeugung der USA, dass die Chinesen ihre vermeintliche Führungsrolle übernehmen wollen verbunden mit grenzenloser Phantasie - und damit meine ich ohne Beachtung von Grenzen der Machtbarkeit - was man alles tun muss, um das zu verhindern.


    Zu einer tiefen ideologischen Überzeugung wird das aber erst durch etwas anderes im Hintergrund und zwar eigentlich genau dieser Punkt:


    Zitat

    [...] aber das ändert ja erst mal nichts an der Tatsache, dass die USA eben bis vor kurzem wirklich die einzig verbliebene globale Supermacht waren. Selbst wenn man als amerikanischer Thinktanker oder Diplomat insgeheim der Ansicht gewesen wäre, dass die das eigentlich überhaupt nicht verdient hätten, wäre man ja dennoch nicht umhin gekommen, es als Faktum anzuerkennen, und die amerikanische Geopolitik aus dieser Position heraus zu denken.


    Meines Erachtens haben die USA die Unausweichlichkeit, dass sie nach dem Ende der Sowjetunion in die Rolle eines Welthegemons kommen würden, überschätzt. Und zwar durchaus basierend auf der ihnen eigenen Ideologie eines manifest destiny, dass die USA aufgrund ihres nationalen Charakters dazu prädestiniert sind. Es mag auch ein wenig mit den Osteuropäern zu tun haben, ihrem überschwänglichen Empfang und dem Bestreben sich in die Gefolgschaft der USA einzuordnen. Eine Gefolgschaft, die sie mit Blick auf die Westeuropäer vielleicht als ein Privileg statt einer (kapitalistischen) Notwendigkeit missverstanden haben. Während die Usis so einen falschen Eindruck von der Beliebtheit ihrer Führung erhielten.


    Dabei würde ich sagen gleichzeitig sieht man in Westeuropa eine gewisse, wenn auch nicht sehr fokussierte Absetzbewegung, hauptsächlich ein Gefühl, dass die enge Abstimmung weniger wichtig wird. Vorallem aber im Rest der Welt zum Beispiel in Südamerika bekommen die USA richtigen Gegenwind. Dabei China in die vorgesehene untergeordnete Rolle zu zwingen, sind sie ja im Prinzip gescheitert. Das Umsichschlagen nach den 2001er Anschlägen mag einen gewissen Respekt vor der Gefährlichkeit eingeflößt haben - ähnlich wie das jetzt auch mit Israel ist - aber Legitimität schafft man damit nicht. Und die Nebenwirkung der Begeisterung dafür den post-sowjetischen Raum in die eigene Einflussphäre zu holen, ist der aktuelle Konflikt mit Russland.


    Insofern ist es eine merkwürdige Mischung daraus, dass man an die Existenz dieser Führungsposition glaubt. Obwohl die Nivellierung des technischen und wirtschaftlichen Abstands, der den Europäern vor über hundert Jahren tatsächlich mal sowas wie die Rolle von Weltherrschern gegeben hat, sie eigentlich nicht mehr zulässt. Und gleichzeitig projeziert man den relativen Einflussverlust auf einen Feind, der darauf hinwirkt selbst in diese Position zu geraten. Früher waren das die Sowjets. Aber bezeichenderweise beginnt die Suche nach dem nächsten Feind praktisch sofort:


    https://www.nytimes.com/1992/0…gence-of-a-new-rival.html



    "even [...] a larger regional [...] role" - Wie gesagt meines Erachtens schon an dem Punkt eher Anspruch, als Wirklichkeit, aber da fing es dann auch an:


    https://www.nytimes.com/1997/0…n-region-china-tries.html


  • So weit so gut. Der andere Teil vom Missverständnis kommt daher, dass er hier durchaus eine ideologische Überschneidung mit den Vorstellungen der Europäer gibt. Und zwar liegt sie genau in westlicher Suprematie, was auch dem Anspruch der US-Amerikaner letztlich zu Grunde liegt. Bloß aus deren Sicht sind wir die etwas verweichlichten, vergangenen Träger dieses Anspruchs und sie die "neue" vitale Kraft, ohne den Ballast der Vergangenheit, weshalb westliche Suprematie in der US-amerikanischen Ausprägung nochmal eine höhere Qualität annimmt und ihnen den Führungsanspruch innerhalb des Westens gibt. Wir machen den Usis diesen Führungsanspruch ja auch nicht strittig, aber mit einem ähnlichen kulturellen Dünkel wie in anderen Bereichen ist der Blick darauf wie auf eine gröbere Version unser selbst. Wir haben aus unser Vergangenheit gelernt und sind weiser und bedachter geworden, die USA sind halt noch mit Wildwestmethoden unterwegs.


    Dass uns auch der Rest der Welt so sieht, ist die nicht weiter reflektierte Annahme und wie gesagt erst mit dem Ukrainekrieg wirklich spürbar in Frage gestellt worden. Denn als die Europäer sich mit zum Teil deutlicher Begeisterung in die Aufrechterhaltung des Krieges bei kaum vorhandenden Versuchen ihn durch Verhandlungen zu beenden gestürzt haben, wurde sowas wie aus der Vergangenheit gelernt, weise, bedacht in Frage gestellt. Und dass wir uns dafür selbst geschadet haben, ist vielleicht nicht mal so wichtig wie, dass unser Wirtschaftskrieg auch für viele andere Länder negative Folgen hatte, zumal wir nicht wirklich mit dem Argument überzeugen konnten, dass diese wirtschaftliche Auseinandersetzung mit allen Kollateralschäden auch vollständig in der Verantwortung der Russen liegt.


    Bei der ideologischen Motivation, die uns an diesen Punkt gebracht hat, würde ich aber noch zwei Aspekte herausarbeiten:


    Erstens wir haben es immer noch mit Politikern in Europa zu tun, die eine große Wette eingegangen sind. (Noch sind die ja überwiegend entweder nicht oder nicht durch Leute mit konträrer Position ersetzt worden.) Bei einigen war es die Wette, dass die Russen militärisch schwach sind, beim Großteil, dass sie in jedem Fall, wirtschaftlich zu schwach sind, um den Krieg durchzuhalten. Und weil dank der intensiven Propaganda für diese Siegeshypothese, die initialen Kosten hier auszuscheren als sehr hoch angesehen wurden, hat man auf der anderen Seite immer mehr Kosten angehäuft. Das Eingeständnis, dass das alles umsonst war, lässt sich kaum politisch verkaufen. Ein Festklammern an der ideologischen Begründung hat also auch damit zu tun.


    Zweitens hier gibt es auch eine Reaktivierung von suprematischen Überzeugungen, insbesondere auch in Form von "Reimport". Die Vorstellung vom asiatischer und damit rückständiger werdenden Osten geht natürlich auf die Westeuropäer zurück, auch wenn sie wohl deutlich stärker bei den Osteuopäern verankert war und in der dortigen Form auch mitübernommen wurde. Das sind dann all die Leute, die von der "Klarheit", mit der die Russen gesehen werden, beeindruckt waren. Entscheidend wertet das die Eigensicht auf, weil man ja das vermeintlich fortschrittliche Gegenbild dazu ist. Das kam praktisch zur Unzeit. In einem Moment, wo man eher mehr darüber reflektieren musste, warum der Rest der Welt nicht wirklich auf unserer Seite ist, gab es diese Selbstbeweihräucherung, dass im Gegenteil die ganzen Zweifel unangebracht, wenn nicht sogar russische Propaganda sind und man mehr für die Überlegenheit der eigenen Werte eintreten muss.


    Das heißt es ist nicht pure ideologische Überzeugung, sondern das sind Begleitfaktoren, die gerade die ideologische Außendarstellung verstärkt haben.


    Aber, und ich hoffe auf diesem langen Umweg ist dann klar, was mir vorschwebte, mit Bezug auf spezifisch Feindschaft gegen China (im Gegensatz zu Russland) ist das eine viel schwächere ideologische Motivation als wenn die USA in den Chinesen den Feind sehen, dessen Überwindung jegliche, auch eigene, Zweifel an ihrem Schicksal ausräumen soll.

  • Übrigens ist es Ende der Woche wieder soweit:


    https://securityconference.org/msc-2025


    Zitat

    Münchner Sicherheitskonferenz 2025


    Die 61. Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) wird vom 14. bis zum 16. Februar 2025 im Hotel Bayerischer Hof in München stattfinden. Die MSC 2025 wird wieder eine einzigartige Plattform für hochrangige Debatten zu den größten außen- und sicherheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit sein.


    Herausforderungen wie Gaza, Grönland, Kanada und Panama. :saint:

  • Zweitens hier gibt es auch eine Reaktivierung von suprematischen Überzeugungen, insbesondere auch in Form von "Reimport". Die Vorstellung vom asiatischer und damit rückständiger werdenden Osten geht natürlich auf die Westeuropäer zurück, auch wenn sie wohl deutlich stärker bei den Osteuopäern verankert war und in der dortigen Form auch mitübernommen wurde. Das sind dann all die Leute, die von der "Klarheit", mit der die Russen gesehen werden, beeindruckt waren. Entscheidend wertet das die Eigensicht auf, weil man ja das vermeintlich fortschrittliche Gegenbild dazu ist. Das kam praktisch zur Unzeit. In einem Moment, wo man eher mehr darüber reflektieren musste, warum der Rest der Welt nicht wirklich auf unserer Seite ist, gab es diese Selbstbeweihräucherung, dass im Gegenteil die ganzen Zweifel unangebracht, wenn nicht sogar russische Propaganda sind und man mehr für die Überlegenheit der eigenen Werte eintreten muss.


    Das heißt es ist nicht pure ideologische Überzeugung, sondern das sind Begleitfaktoren, die gerade die ideologische Außendarstellung verstärkt haben.

    Vielleicht haben wir ein Missverständnis darüber was wir jeweils unter "ideologisch" verstehen.


    Was Du in diesem Absatz, meiner Ansicht nach auch völlig korrekt, mit "suprematistischen Überzeugugen" beschreibst, nenne ich einen westlichen Chauvinismus, der sich in den einzelnen Ländern des globalen Westens zwar in unterschiedlichen Ausprägungen findet - insbesondere in Osteuropa bis hin zum astreinen völkischen Nationalismus - der aber eigentlich die ganze EU von Grund auf dominiert.

    Deutschland, als größte ökonomische Macht, und als inoffiziell längst als Führungsmacht der EU agierender Staat, ist allerdings gleichzeitig die Nation, in der ein offener, oder gar völkischer Nationalismus unter den führenden politischen und Intellektuellen Eliten des "demokratischen" Spektrums aus historischen Gründen nach wie vor am verpöntesten ist, so dass man sich hierzulande folgerichtig immer dann öffentlich am stärksten für "unsere" gemeinsamen europäischen #Werte verantwortlich fühlt, wenn man damit eigentlich - was die konkreten, praktischen Ziele angeht - nichts anderes meint, als make Germany great again.


    Insofern haben die USA, als Führungsmacht des globalen Westens, und Deutschland als - zumindest selbst gefühlte - Führungsmacht Europas (unter amerikanischer Schirmherrschaft) durchaus gemein, dass sie beide aufgrund historischer Umstände, an denen ihre heutigen herrschenden Klassen keinen Anteil mehr hatten, zu großer Macht gekommen sind, und dass sie ihren immensen nationalen Wohlstand nicht nur aus der - für Europa und seine nordamerikanischen Kolonien seit Jahrhunderten gewissermaßen traditionell verankerten - Ausbeutung der restlichen Welt extrahiert, und über viele Generationen hinweg angehäuft haben, sondern dass sie das auch gegenüber ihren engsten Partnern tun, wenn ihre Regierungen das für nötig halten.


    Was sich die Amerikaner dann als "manifest destiny" zum quasi-göttlichen Auftrag dazu verklären, sich den Rest der Welt untertan zu machen, kann im säkularisierten Europa und seiner besonders gottlosen Führungsmacht Deutschland natürlich nicht mehr mit dem Pioniergeist religiöser europäischer Puritaner aus dem 17. und 18. Jahrhundert begründet werden, sondern man muss es sich damit rechtfertigen, dass man sich mit der Aufklärung und der Bildung moderner Nationalstaaten, mit Gewaltenteilung und repräsentativer, parlamentarischer Demokratie im Dienste des Volkes eine, gegenüber dem überwiegend immer noch wenig bis gar nicht demokratisierten Rest der Welt deutlich überlegene, weil gerechtere, freiheitlichere und fortschrittlichere Kultur entwickelt habe.


    Der große Unterschied ist, dass die USA seit dem Ende des zweiten Weltkrieges tatsächlich als westliche, und seit dem Ende des Kalten Krieges auch als globale Führungsmacht da standen - und zwar real, ganz konkret und praktisch, ökonomisch wie militärisch.

    Sie standen also im Prinzip bereits vor der Vollendung ihres göttlichen Auftrages und mussten nun das Ergebnis verwalten, während das von Deutschland betriebene Projekt der Einigung Europas bis heute nur zustande gebracht hat, dass man sich eine Freihandelszone mit gemeinsamer Währung geschaffen hat, um den europäischen Wettbewerb der Nationen - möglichst zum Vorteil der deutschen Exportwirtschaft - besser zu regeln..


    Dass heißt, während die Amerikaner ihre geopolitische Macht ganz unverblümt ausüben, und die New York Times, wie in Deinem Zitat oben, schon 1992 einfach ganz klar benennen und zitieren konnte, worum es der US-Führung bei der Neuorganisation Eurasiens nach dem Ende der Sowjetunion wirklich ging, hat man sich in Europa und im wiedervereinigten Deutschland darauf kapriziert, sich sowohl die Unterwerfung unter dieses globale US-Regime, als auch den eigenen Anspruch, die europäische Führungsnation zu sein, ideologisch gegen jede innere wie äußere Kritik abzusichern.


    Und damit war man in Deutschland leider parteiübergreifend sehr erfolgreich, so dass sich die Ideologie zur Absicherung des eigenen Suprematie-Anspruches - also eben die Erzählung von der aufgeklärtesten, fortschrittlichsten, gerechtesten und freiheitlichsten Kultur, deren Hüter*innen es mit ihrem guten Gewissen gar nicht anders vereinbaren können, als für ihren Erhalt und ihre Verbreitung in der Welt zu sorgen, und dazu notfalls auch militärische Gewalt anzuwenden, hat sich in ein tautologisch seine eigene Existenz als Begründung seiner Notwendigkeit anführendes, selbstreferenzielles Glaubenssystem verfestigt.

    Und je weniger sich der eigentliche Grund für den Glauben an die eigene Herrlichkeit - die ökonomische Dominanz über die eigenen Wertepartner und den Rest der Welt - aufrecht erhalten lässt, umso eifriger glauben die Gläubigen daran, dass nur gezielt verbreiteter Unglaube durch innere wie äußere Häretiker und Agenten der Hölle dafür verantwortlich sein kann.


    In den USA war - zumindest innerhalb der herrschenden Eliten - eben diese ideologische Selbstrechtfertigung gar nicht mehr nötig, so lange sich die Herrschaft des amerikanischen Imperiums mit full spectrum dominance über die sieben Weltmeere, auf allen Kontinenten und sogar im erdnahen Weltraum, sowie - am allerwichtigsten - mit dem US-Dollar als globaler Leit- und Reservewährung und Zahlungsmittel für den internationalen Rohstoffhandel quasi immer wieder von selbst schon alleine durch die immensen weltweiten Kapitalflüsse an die New Yorker Börse bestätigte.

    Die OpEds der geostrategischen ExpertInnen und die Papers der einschlägigen Thinktanks sind voll von ganz konkreten Empfehlungen dazu, was das Imperium zu unternehmen habe, um seine erreichte Herrschaft weiterhin aufrecht zu erhalten, aber sie sprechen eher selten davon, warum damit irgendwelche höheren Werte verteidigt werden sollten.

    Und auch wenn die Sonntagsreden amerikanischer Spitzenpolitiker vielleicht vor patriotischem Pathos und moralistischen Appellen nur so triefen, sollte man nicht vergessen, dass solche Texte vor allem für die Befriedung und Vereinnahmung des gemeinen Pöbels für die Gute Sache der Nation gedacht sind, und nicht unbedingt als Ausdruck echter Überzeugungen innerhalb der herrschenden Klasse.

    Aber, und ich hoffe auf diesem langen Umweg ist dann klar, was mir vorschwebte, mit Bezug auf spezifisch Feindschaft gegen China (im Gegensatz zu Russland) ist das eine viel schwächere ideologische Motivation als wenn die USA in den Chinesen den Feind sehen, dessen Überwindung jegliche, auch eigene, Zweifel an ihrem Schicksal ausräumen soll.

    Diese herrschende Klasse in den USA ist heute allerdings absolut - und zu recht - davon überzeugt, dass die Volksrepublik China ihrer Nation ernsthaft die Rolle als ökonomische . und möglicherweise auch, schon früher als bisher gedacht, als militärische - Führungsmacht streitig machen könnte.

    Und genau daher rührt auch die in den pathetischen Reden amerikanischer PolitikerInnen immer offener ausgedrückte Feindschaft gegenüber dem jetzt auch wieder als Hort gottloser Kommunisten geschmähten Reich der Mitte und seinem "autokratischen" Staats- und Parteivorsitzenden.

    Und anders als das ökonomisch zum Schwellenland reduzierte Russland, das sich die Mitglieder der EU nur unter massivem Propagandaeinsatz und Rückgriffen auf die Ideologie der eigenen kulturellen Überlegenheit, die der rückständige Russe einfach nicht ertrage und vernichten wolle, und die es daher unbedingt bis zum letzten Ukrainer zu verteidigen gelte, gegenseitig als ernsthafte Bedrohung der westlichen Dominanz einreden konnten, stellt der ökonomische Aufstieg Chinas zur führenden Industrienation für die Vorherrschaft der USA eine tatsächliche Bedrohung dar.


    Das wirklich ideologische daran ist eigentlich der Umstand, dass diese Bedrohung nur deshalb überhaupt so real ist, weil die USA ein erzkapitalistisches Land sind, dessen materielle Wohlstandsproduktion unter dieser systemischen Prämisse auf Gedeih und Verderb davon abhängig ist, dass sich dort investiertes privates Kapital höher rentieren kann, als an anderen Investitionsstandorten, und dass es daher für jede amerikanische Führung undenkbar wäre, diese ökonomische Vorherrschaft innerhalb der Staatenkonkurrenz zu teilen oder gar an eine andere Nation abzugeben. Aber diese grundsätzliche - kapitalistische - Ideologie teilen die USA natürlich mit dem überwiegenden Rest der Welt, inklusive Deutschland und Russland.

  • https://www.reuters.com/world/…ection-re-run-2025-02-10/


    Zitat

    Romania's outgoing president quits to pre-empt impeachment bid before election re-run


    BUCHAREST, Feb 10 (Reuters) - Romania's outgoing centrist president Klaus Iohannis resigned on Monday to pre-empt an impeachment bid by opposition parties in parliament, with voters highly polarized and the far-right graining ground ahead of a repeat presidential election in May.


  • Na toll. Zeit-Online will, dass ich Geld zahle um in Erfahrung zu bringen, wie unsere Demokratie (mir zugegeben bekanntermaßen) ausgehebelt wird. Nachdem ich eine Minute aufgewendet hab um zu erfahren, was nun passiert ist, bin ich auf diesen Artikel gestoßen


    https://www.tagesschau.de/wirt…ruestung-ethisch-100.html


    und trinke dann wohl ausnahmsweise doch ein drittes Bierchen. Wie sagte Marty Hart in True Detective?

    You know the good years when you're in them? Or do you just wait for them until you get ass cancer and realize that the good years came and went?

  • Wat? Wieso muss das die Firma erklären und nicht die Abgeordneten?

    10-- 1-01 10=- 1-00 1--2 10=0 1-2= 1-01 10=0 1-01 1-20 10=1 10=2 10=1 1-10 10=0 10=1 1-00 1-21 1-21 1-02

  • Ich möchte garnicht wissen was da an Insidergeschäfte läuft, kennt man ja auch von Nacy Pelosi, man vergibt Milliardenrüstungsaufträge und kauft vorher schon mal die Aktien, nachdem das Paket durch ist explodieren die Kurse.

    Also ich bitte dich, Nancy Pelosi würde niemals Insidergeschäfte machen. Dafür ist sie ja verheiratet.

    10-- 1-01 10=- 1-00 1--2 10=0 1-2= 1-01 10=0 1-01 1-20 10=1 10=2 10=1 1-10 10=0 10=1 1-00 1-21 1-21 1-02

  • Na toll. Zeit-Online will, dass ich Geld zahle um in Erfahrung zu bringen, wie unsere Demokratie (mir zugegeben bekanntermaßen) ausgehebelt wird. Nachdem ich eine Minute aufgewendet hab um zu erfahren, was nun passiert ist, bin ich auf diesen Artikel gestoßen


    https://www.tagesschau.de/wirt…ruestung-ethisch-100.html


    und trinke dann wohl ausnahmsweise doch ein drittes Bierchen. Wie sagte Marty Hart in True Detective?

    You know the good years when you're in them? Or do you just wait for them until you get ass cancer and realize that the good years came and went?

    Wow, dieser Beitrag ist mit Abstand das dümmste das ich seit dem "pflanzenförmigen Sprengstoff" auf der Seite der ARD gelesen habe. Der ist so unglaublich dumm, dass man das einfach nochmal zeigen muss:

    Ethisch in Rüstung investieren?

    Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine wird die Rüstungsbranche von vielen Menschen anders gesehen. Doch ist ein Investment in Panzerbauer deswegen ethisch oder gar nachhaltig? Experten sind skeptisch.

    [...] Mit Russlands Angriff auf die Ukraine habe sich die Wahrnehmung der Verteidigungsindustrie gewandelt, so der österreichische Finanzethiker Klaus Gabriel: "Rüstung wird zunehmend als etwas Positives gesehen einfach aus dem Grund heraus, dass man erkannt hat, dass die Verteidigung eines Hoheitsgebietes erforderlich ist oder auch die Abschreckung gegenüber möglichen Aggressionen notwendig ist."

    Anbieter nachhaltiger Fonds, die er zu ihrem Portfolio berät, dächten beispielsweise darüber nach, ihre Beimischquoten von Rüstungstiteln auszuweiten, sagt Gabriel.[...]

    Gabriel, der jahrelang Vorstand des Cric e.V. war, einem Verein zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit bei der Geldanlage, sieht den aktuellen Nachfrageboom bei Rüstungspapieren auch weniger durch Ethik und Moral getrieben, als durch ein anderes Interesse: Profit.

    Über viele Jahre hätten nachhaltige Investments bessere Gewinne eingefahren als Rüstung. Das sei seit Beginn des Ukraine-Kriegs anders. "Und das macht es natürlich auch für Anleger interessant."

    Doch für ethische Anleger komme ein Investment in solche Produkte seiner Meinung nach nicht in Frage - auch wenn die Kurse gut seien. "Ich weiß um die Notwendigkeit, dass man sich als Staat verteidigen muss und soll", sagt Gabriel. "Aber als Investor muss ich nicht vom Leid, das Krieg und Waffeneinsatz zwangsläufig verursachen, finanziell profitieren." Als nachhaltiger Investor müsse man ein solches Investment auch mal links liegen lassen.

    Experten sind also skeptisch! Uiuiui...


    Es reicht leider nicht, dass Qualitätsjournalistin Leimbach von der ARD-Finanzredaktion ein gebührenfinaziertes Gehalt dafür bekommt, dass sie einen Typen gefunden zu hat, der sich allen Ernstes "Finanzethiker" nennt, und den dann tatsächlich zur führenden Expertenstimme ihres Beitrages macht.

    Der muss das aufmerksame Publikum dann selbstverständlich auch noch darüber aufklären, dass der aktuelle Nachfrageboom bei Rüstungspapieren womöglich gar nicht von der ethischen Entscheidung getrieben ist, unseren innovativen deutschen Waffenschmieden mehr Kapital zur Verteidigung unserer freiheitlich demokratischen Werte gegen den Russensturm zur Verfügung zu stellen, sondern von einem Profitinteresse.


    Wahnsinn! Das gibt's doch gar nicht!!!

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