Naja, dafür würde ich Jonny jetzt nicht verantwortlich machen wollen.
Linke überraschend bei 69%
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Nice
Und immer wieder Russland.
Zigaretten, so wertvoll wie Gold - Frank Goosen
Es ist nicht so, dass es in meiner Familie und ihrer Umgebung ausschließlich Wahnsinnige gegeben hätte. Aber manchmal, wenn man sie voneinander reden hört, wenn das Gen der Gehässigkeit und der üblen Nachrede aktiviert wird, kommt man schon ins Grübeln.
In meinem Kopf ist das alles gespeichert als das Gerede von »Erwachsenen«, auf diesen Familienfeiern aufgeschnappt und unverdaut in meinem Hirn eingelegt, haltbar wie Leichenteile in Formaldehyd. Familienfeiern: immer nur Krankheit, Tod und Seuche. Wer wieder alles an »Krepps« verreckt war und wer an Staublunge, der Ritterschlag unter den Krankheiten in unserer Gegend.
Und immer wieder Russland. Sie redeten darüber, als ob es ein missglückter Urlaub gewesen sei, zu viel Regen, zu viel Schnee, zu viel Dreck und Schlamm, zu viele Russen. Aber es hörte sich nicht an, als sei es wirklich schlimm gewesen. Wenn die Männer darüber redeten, dann redeten nur sie darüber, die Frauen hielten den Mund oder gingen raus oder sahen aus dem Fenster, aber sie konnten nicht mitreden, und die Männer wirkten fast glücklich. »Ach, Sie waren auch in Russland« war ein verheißungsvoller Gesprächsauftakt, bald darauf wurde getrunken und geduzt. War denn von uns niemand in Frankreich gewesen? Niemand in Belgien oder Norwegen oder was weiß ich, was für Länder die Nazis alle überfallen hatten. Warum waren nicht wenigstens ein paar von ihnen in amerikanischer Gefangenschaft gelandet anstatt alle »beim Russen«.
Tante Wilhelmine ist bescheuert geworden. Daran war der Russe auf jeden Fall schuld. Ihr Mann, Onkel Theo, war einer der Letzten, die aus Russland zurückkamen, ’55, an der Hand von Adenauer, dem Kanzler der Alliierten. Aber was Onkel Theo da auf seinen Schultern hatte, war nicht mehr sein Kopf, das war etwas anderes. Und er war jemand anderes. Tante Wilhelmine sagte immer, und das ziemlich laut: »Ich erkenne ihn nicht wieder. Ich erkenne ihn nicht wieder.«
Onkel Theo lief die Straße rauf und runter und sammelte Zigaretten, schnorrte sie von den Passanten, sammelte Kippen aus dem Rinnstein auf und klaute sie in der Kneipe vom Nebentisch, wenn keiner hinsah. Alle wussten, dass Onkel Theo Zigaretten klaute, aber keiner sagte was, denn in Russland, wo Onkel Theo so lange gewesen war, da waren Zigaretten wertvoller gewesen als Gold. »Das muss man sich mal überlegen«, sagte mein Großvater, der wegen eines Arbeitsunfalls von ’38 nicht eingezogen worden war, nur ganz am Ende, zum Volkssturm, aber da war nicht mehr viel passiert, »das muss man sich mal überlegen, eine Zigarette mehr wert als ein ganzer Barren Gold!«
Wenn Onkel Theo die Leute auf der Straße um eine Zigarette bat, war das die einzige Gelegenheit, bei der er redete. Sonst kriegte er den Mund nicht mehr auf. »Ich erkenne ihn nicht wieder«, sagte Tante Wilhelmine, »früher hat er Witze erzählt, ganz unanständige, er hat sogar gesungen. Das muss man sich mal vorstellen, ich erkenne ihn nicht wieder.« Zu Hause hat er, wenn er etwas wollte, einfach draufgezeigt. Auf das Brot, das Salz, die Milch, die Butter. Und Tante Wilhelmine hat es ihm dann gegeben. Abends saß er in seinem Sessel und zählte seine Zigaretten. Er rauchte sie nämlich nicht, er sammelte sie nur. In einer Kiste. Dann in zwei Kisten, dann in drei. Und immer so weiter, zwei Jahre lang. Dann hat er sich umgebracht.
Aufgehängt am Fensterkreuz. Und Tante Wilhelmine hat ihn gefunden, wer sonst. »Mein Gott, Theo, ich erkenne dich gar nicht wieder!«, soll sie als Erstes gesagt haben. Aber so genau weiß das keiner, denn es war ja keiner dabei, und vielleicht haben sie sich nur über sie lustig gemacht. Sie hat sowieso erst keinem was gesagt, als sie ihn gefunden hat, sondern: sie ist einkaufen gegangen. Es war nötig, sie hatte keine Eier und keine Margarine mehr. Sie kaufte auch ein paar Flaschen Bier für ihren Mann, wenn er abends beim Zigarettenzählen einen heben wollte, weil es etwas zu feiern gab, wenn er wieder etwas reicher geworden war. Denn jede Zigarette war mehr wert als ein ganzer Klumpen Gold, da konnte man schon mal einen drauf trinken. Viel später, Stunden später, ist dann die Tante Wilhelmine zur Nachbarin gegangen und hat gesagt: »Ich glaube, wir müssen einen Krankenwagen rufen, dem Theo geht’s nicht gut.«
Zehn Jahre Russland hatte er überlebt, aber zwei Jahre neues Deutschland hatten ihm den Rest gegeben.
Wie gesagt, es ist nicht so, dass es in meiner Familie und ihrer Umgebung nur Schwachsinnige gegeben hätte. Aber manchmal ziehe ich lieber die Mütze tiefer in die Stirn, wenn ich an einem Spiegel vorbeigehe.
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😅😅Haha
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In Bayern?
Dann wird die Wahl vermutlich mit Fackeln und Mistgabeln und Dreschflegeln und den Karabinern der Gebirgsschützen, sagen wir mal angefochten.
Steht das da?
Nein?
Dann werde ich wohl vielleicht eher das gemeint haben, was ich tatsächlich geschrieben habe und nicht das, was Du mir gerne unterschieben möchtest, um es dann zu demontieren.
Tatsächlich hast Du von Anfang an, und gleich mehrmals geschrieben, dass Du es richtig findest "Die Boomer" kollektv dafür verantwortlich zu machen, dass hier in den letzten vier-fünf Jahrzenhten die falschen Parteien an der Macht waren und lauter falsche Sachen gemacht haben, und dass diese FalschwählerInnen diese falschen Sachen dann auch noch "goutiert", also für gut befunden hätten.
Ich habe dein scharfes Urteil über eine ganze Generation lediglich insofern zu Deinen Gunsten positiv interpretiert, als ich Dir unterstellt habe, Du würdest "den Boomern" wenigstens zutrauen, sie hätten gewusst was sie taten, und seien deshalb auch heute noch für ihre wissentliche Falschwählerei schuldig zu sprechen.
Aber es kann natürlich auch sein, dass ich Dir da irrtümlicherweise zu viel rationales Denken zugetraut habe, und dass Du alte Leute einfach nur scheisse findest weil sie alt sind.
- Womit wir dann wieder zu dem dämlichen Vergleich mit "den Ausländern" zurück gekommen wären, die der andere Kollege meinte hier anbringen zu müssen, bevor Du Dich dann für ihn und Euren gemeinsamen Hass auf "die Boomer" in die Bresche schlugst, um diese unter "den künftigen Generationen" leider offenbar weit verbreitete Sichtweise gegen die diesbezügliche Kritik eines verbohrten alten Affen in Schutz zu nehmen.
Wie dem auch sei - es wird mich niemand von der Überzeugung abbringen, dass es in jedem Fall absolut bescheuert ist, einer ganze Generation - sei es die erste oder die letzte - pauschal und kollektiv die Schuld für irgendwas zu geben und dann Kritikern dieser Schuldzuweisung vorzuwerfen, sie würden nicht...
differenziert
...genug argumentieren.
Tatsächlich hast Du von Anfang an, und gleich mehrmals geschrieben, dass Du es richtig findest "Die Boomer" kollektv dafür verantwortlich zu machen, dass hier in den letzten vier-fünf Jahrzenhten die falschen Parteien an der Macht waren und lauter falsche Sachen gemacht haben, und dass diese FalschwählerInnen diese falschen Sachen dann auch noch "goutiert", also für gut befunden hätten.
Äh... ja.
Und?
Was genau hat das mit Deiner "Interpretation" dessen zu tun?
...wenn Du schon meinst, dass das Wählen ein Akt mündiger, vollumfänglich aufgeklärter und politisch informierter BürgerInnen sei, die ihre Wahlentscheidung in vollem Bewusstsein der Konsequenzen treffen...
Richtig. Nichts.
Und genau das ist es, was mir bei Dir konstant auf die Nerven geht. Du denkst Dir immer irgendwelche abenteuerlichen Interpretationen aus, an denen Du Dich dann bequem abarbeiten kannst und die Argumentationsstrategie scheint mir zu sein, das Gegenüber mit ins Nirvana mäandernden Textwänden zu ermatten, bis man aufgibt.
Dass die Boomer als Generation (was nicht jeden Einzelnen "beschuldigt", aber in rückblickenden Bewertungen muss man nunmal verallgemeinern - vielleicht könnte der Terminus "Volksparteien" ja irgendeinen statistischen Ursprung haben...) einfach scheiße gewählt haben, im Sinne kurzfristiger Interessenpolitik, kann niemand ernsthaft bestreiten. Du möchtest ihnen gerne einen Persilschein ausstellen, weil das System... Und alle sind ja so unbedarft. Und überhaupt, die da oben machen ja eh, was sie wollen. Vielleicht schaust Du Dir da nochmal an, wie Wahlen in der DDR abliefen, da träfe dieser Vorwurf nämlich tatsächlich zu. Meines Wissens gab es in der BRD aber schon etwas länger mehr als nur eine Partei zur Auswahl und zwar auch mehr Parteien, als die großen zwei und die "Liberalen". Wenn man dann trotzdem en gros sPD/cdU wählt, kann man sich nicht hinterher aus der Verantwortung stehlen, deren Politik legitimiert zu haben. Wie schon gesagt, das kann einem ein Mal richtig auf die Füße fallen mit einer Wahl, wer danach wieder so wählt, der muss mit Schuldzuschreibungen leben! Da gibt es keine Ausreden. Niemand wird gezwungen, sPD oder cdU zu wählen!
Zur restlichen Melange aus Unterstellungen und persönlichen Vorwürfen Deines Beitrages sage ich zu Deinem Wohle mal einfach nichts.
Du möchtest ihnen gerne einen Persilschein ausstellen,
Eigentlich nicht. Ich habe nur offensichtlich kein so starkes Bedürfnis wie Du und die anderen Verteidiger dieser bescheuerten Generationskriegführung, unbedingt irgendeine Gruppe, von der ich mich quasi automatisch qua Gnade der späteren Geburt ganz bequem abgegrenzt fühlen kann, für die herrschenden Verhältnisse moralisch verantwortlich zu machen.
Aber wenn Du unbedingt einen kollektiven Sündenbock brauchst, dann hau rein.
Euer Lieblingsdiktator hat heute Geburtstag.
Meinst du den 13. Juli?
Ja gut, in einer alternate history-Erzählung bestimmt, aber ansonsten fällt der doch eher unter Handlanger.
Ja gut, in einer alternate history-Erzählung bestimmt, aber ansonsten fällt der doch eher unter Handlanger.
Er war immerhin als Nachfolger im Gespräch.
Aber viel wichtiger ist doch, dass er heute einen "Promi-Geburtstag" gehabt hätte.
Eigentlich nicht. Ich habe nur offensichtlich kein so starkes Bedürfnis wie Du und die anderen Verteidiger dieser bescheuerten Generationskriegführung, unbedingt irgendeine Gruppe, von der ich mich quasi automatisch qua Gnade der späteren Geburt ganz bequem abgegrenzt fühlen kann, für die herrschenden Verhältnisse moralisch verantwortlich zu machen.
Aber wenn Du unbedingt einen kollektiven Sündenbock brauchst, dann hau rein.
Es soll ja tatsächlich Boomer geben, die dieses Urteil exakt genauso fällen. Da wird es dann eng, diesen eine quasi automatische qua der späteren Geburt-Abgrenzung unterstellen zu können. Da könnte es vielleicht dann doch notwendig werden, sich inhaltlich mit dem Vorwurf auseinanderzusetzen, anstatt ständig Strohmänner aufzubauen, aber lassen wir das. An Inhalten bist Du ja nicht interessiert.
Ich brauche keinen Sündenbock, die Boomer sind nur dummerweise auch heute in unserer Demokratie qua Demographie noch die dominierende Gruppe. Um die Probleme heute lösen zu können, müsste man aber auch mal in eine Problemanalyse kommen, um die Ursachen bestimmen zu können. Sonst wird das mit der Lösung auch schwierig. Schon irgendwie lustig, dass man ausgerechnet Dir das offensichtlich erklären muss, ist das doch sonst immer Dein argumentatives Steckenpferd, wenn Du zu Deinen Textwänden ansetzt, um uns zum x-ten Male unsere Bürgerlichkeit zu attestieren. Dass Du hier dann auch wieder die vermeintliche Moral hervorzerrst, indem Du mir völlig unironisch mit der ganz großen Moralkeule einen hassbedingten Altersdiskriminierungsfeldzug unterstellst... Na ja, was soll man noch sagen?
Nur nochmal so als Info: "die herrschenden Verhältnisse" fallen nicht einfach vom Himmel und sie bleiben auch nicht einfach so jahrzehntelang bestehen...
Ich brauche keinen Sündenbock, die Boomer sind nur dummerweise auch heute in unserer Demokratie qua Demographie noch die dominierende Gruppe.
Du brauchst keinen Sündenbock, aber "die Boomer" sind "die dominierende Gruppe" und das ist ein Problem, weil die alles falsch gemacht haben.
Ja klar.
analyse
Ursachen
Inhalte.
So wichtig.
Alles anzeigenDu brauchst keinen Sündenbock, aber "die Boomer" sind "die dominierende Gruppe" und das ist ein Problem, weil die alles falsch gemacht haben.
Ja klar.
Inhalte.
So wichtig.
Kannst Du zwischen einer leider zutreffenden Problembeschreibung und einer "Sündenbockisierung" nicht unterscheiden? Nur weil Dir die Beschreibung nicht passt, macht sie das erstens nicht falsch und zweitens nicht zur Ablenkung mittels Sündenbock.
Wie gesagt, Du biegst es Dir gerne so hin, dass es auf den ersten Blick nach einer Argumentation aussieht, es ist aber keine. Du könntest ja, nur so rein theoretisch, versteht sich, auch Argumente bringen, die meine Problembeschreibung als falsch erkennbar machten. Bringst Du aber nicht, was Du bringst ist lediglich Systemapologese à la "die da oben" und "hilfloses Wahlvieh". Wenn Dir das reicht, bitte, richte Dich ein in der Opferpose, aber Verständnis brauchst Du dafür keines zu erwarten.
Kannst Du zwischen einer leider zutreffenden Problembeschreibung und einer "Sündenbockisierung" nicht unterscheiden?
Wenn ich zum Beispiel sagen würde: "Im Kapitalismus wird aus Geld mehr Geld gemacht, und der daraus resultierende Reichtum von unten nach oben umverteilt, so dass arme Menschen arm bleiben und reiche Menschen noch reicher werden", dann wäre das zwar eine krude Vereinfachung der herrschenden Verhältnisse, aber trotzdem eine Problembeschreibung.
Wenn ich hingegen sagen würde: "Die Gruppe der Menschen, die zwischen 1950 und 1964 geboren wurden, sind kollektiv Schuld daran, dass heute viele arme Menschen jung und viele reiche Menschen alt sind.", dann wäre das keine Problembeschreibung, sondern eine Schuldzuweisung.
Wenn Du den Unterschied zwischen beiden Ansätzen nicht verstehst, dann ist das leider nicht mein Problem.
Schönes Wochenende noch.
Alles anzeigenWenn ich zum Beispiel sagen würde: "Im Kapitalismus wird aus Geld mehr Geld gemacht, und der daraus resultierende Reichtum von unten nach oben umverteilt, so dass arme Menschen arm bleiben und reiche Menschen noch reicher werden", dann wäre das zwar eine krude Vereinfachung der herrschenden Verhältnisse, aber trotzdem eine Problembeschreibung.
Wenn ich hingegen sagen würde: "Die Gruppe der Menschen, die zwischen 1950 und 1964 geboren wurden, sind kollektiv Schuld daran, dass heute viele arme Menschen jung und viele reiche Menschen alt sind.", dann wäre das keine Problembeschreibung, sondern eine Schuldzuweisung.
Wenn Du den Unterschied zwischen beiden Ansätzen nicht verstehst, dann ist das leider nicht mein Problem.
Schönes Wochenende noch.
Nur blöd halt, dass ich nicht "die Menschen" verurteile, sondern deren - in demokratischen Wahlen ausgedrücktes - politisches Handeln...
Aber nice try.
Was ist der Unterschied zwischen einem Segelflugzeug und einem Hegelflugzeug?
Das Hegelflugzeug fliegt durch Aufhebung.
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