Stammtisch & Kaffeekranzerl

  • Das ist das solidarische Prinzip dahinter. Das ist ganz ohne Staat möglich.

    Sicher, aber dann gibt es auch keine Rechtssicherheit über das, was einem dann im Ernstfall zusteht und es gäbe womöglich sowas wie Kleinstaaterei der Arbeitervereine.

    Man kann jetzt darüber diskutieren, ob es einen oder mehrere Töpfe geben soll, aber im Grunde wurde immerhin dafür gesorgt, dass es diese Töpfe geben muss. Das war dann durchaus ein in gewisser Weise erzwunger Fortschritt, der im Detail sicher deutlich zu wünschen ließ.


    In diesem Sinne kann man da aber durchaus eine Gemeinsamkeit zwischen den Liberalen ausmachen, wenn gefordert wird, der Staat möge sich raushalten. Die einen propagieren das Allheilmittel im selbstregulierenden Individualismus die anderen im individuellen sich selbstfindenden und -organisierenden Kollektiv.


    Unser Zusammenleben ist aber schon aufgrund der schieren Menge an Menschen nicht auf so simple allgemeingültige Formeln herunzerzubrechen. Ich bin jedenfalls froh, dass meine Unfallversicherung heute genauso zahlungspflichtig ist, wie die aller anderen.

    Wir sehen ja aktuell auch gut, was die Folgen sind, wenn bestimmte Gruppen ihre eigenen Töpfe schaffen, dank Beitragsbemessungsgrenze und fehlender Sozialversicherungspflicht für bestimmte Einkommen.


    Sozialismus für die Reichen, Kapitalismus für den Rest.

  • Wer sagt, dass es keine Rechtssicherheit dann geben kann? Das zeigt nur deine Fantasielosigkeit.



    In diesem Sinne kann man da aber durchaus eine Gemeinsamkeit zwischen den Liberalen ausmachen, wenn gefordert wird, der Staat möge sich raushalten.


    Liberale fordern aber Privatinitiative von Unternehmern und Märkte anstatt Staat, und keine demokratische Selbstverwaltung. Das ist halt so das Gegenteil davon😅 Und es gibt ja schon Genossenschaften, Betriebsversicherung usw. alles alternativen. Wahrscheinlich muss erst die Zivilisation zusammenbrechen, damit einige Leute damit aufhören sich an diese maroden und instabilen Systeme zu klammern und mal anfangen darüber hinauszudenken ;)

  • Naja, waschen ohne nass zu machen geht nicht. Es zeigt vielleicht meine Fantasielosigkeit oder, dass da eine wenig gteifbare Utopie propagiert wird, die alles sein könnte.

    Da ich dich aber inzwischen ein bisschen kenne und es ja kürzlich eine wenig erhellende aber lange Debatte über Gesellschaften gab, denke ich, dass ich nicht so falsch lag.


    Du hast ja kürzlich auch eine Situation beschrieben, in der du entgegen deine Überzeugung den Staat verteidigt hast. Ein gewisser Konflikt muss da also bestehen.


    Als ich oben Unfallversicherung schrieb, meinte ich übrigens die Berufsgenossenschaft meiner Zunft.


    Ansonsten gerne mehr Genossenschaften. Da bin ich absolut dafür, auch dass der Staat diese durch Gesetzgebung fördert.

  • Ansonsten gerne mehr Genossenschaften. Da bin ich absolut dafür, auch dass der Staat diese durch Gesetzgebung fördert.

    Ist auch mehr oder minder meine Position. "Einfach" das VW-Gesetz ausweiten auf 51-100% der Unternehmensanteile aller öffentlich gehandelten (deutschen) Unternehmen, eine extremere Form des norwegischen SWF. Für kleine nicht öffentlich gehandelte Unternehmen Genossenschaftsmodelle oder starke Betriebsräte und du hast praktisch real existierenden demokratischen Sozialismus.

    Ähnlich wie Norwegens SWF können die Kapitalerträge teils in den Sozialstaat fließen, teils in internationale Konzerne reinvestiert werden.


    Immer noch eine Utopie, aber ich halte das für praktikabler als das radikaler Dezentralismus in dem die deutsche Landkarte aussieht wie 1640 nur mit einem syndiaklistischen statt feudalen System.

    10-- 1-01 10=- 1-00 1--2 10=0 1-2= 1-01 10=0 1-01 1-20 10=1 10=2 10=1 1-10 10=0 10=1 1-00 1-21 1-21 1-02

  • Immer noch eine Utopie, aber ich halte das für praktikabler als das radikaler Dezentralismus in dem die deutsche Landkarte aussieht wie 1640 nur mit einem syndiaklistischen statt feudalen System.


    Mal abgesehen davon, dass ihr es immer wieder fertig bringt, anarchistische Ideen zu einer zukünftigen Gesellschaft so lange zu verdrehen, bis sie eurem gegenwärtigen gefühlten Realismus komplett zuwider laufen, um sie dann an heutigen oder vergangenen Maßstäben scheitern zu lassen und damit komplett ins lächerliche zu ziehen - Mit welcher demokratischen Regierungsmehrheit wäre das denn "praktikabel" und wie soll die erreicht werden?

  • Immer noch eine Utopie, aber ich halte das für praktikabler als das radikaler Dezentralismus in dem die deutsche Landkarte aussieht wie 1640 nur mit einem syndiaklistischen statt feudalen System.

    Mit dem letzten Satz beschreibst du wahrscheinlich die Situation wie sie heutzutage ist ;) Unverantwortliche Minidiktaturen, die ihre Lohnsklaven befehligen.

  • Mit welcher demokratischen Regierungsmehrheit wäre das denn "praktikabel" und wie soll die erreicht werden?

    Wäre es in der aktuellen politischen Sitution "praktikabel" hätte ich nicht "Utopie" geschrieben. Aber es existieren immerhin die Strukturen und es gibt kontemporäre Beispiele dafür im Land. Isabella Weber hatte sich vor kurzem für staatliche Investmentfonds ausgesprochen, ich glaube um die Entwicklung von Klimaschutztechnologien voranzutreiben. Dazu sagte sie explizit, dass der Staat Unternehmensanteile erhalten sollte und nicht einfach nur subventionieren.

    Warum ich es für praktikabler halte ist, dass die aktuelle staatliche Struktur erhalten bleibt. Du musst niemandem ein "anderes System" verkaufen, bestehende demokratische Institutionen und Gewaltenteilung bleiben intakt, sie werden lediglich ausgeweitet.

    Aber in unserer politischen Landschaft in der nahezu 100% unser Vertreter in Politik und Medien ideologisch fest in ihrem Neoliberalismus oder sogar Libertarismus sind, ist sogar Keynes zu radikal links.

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  • Wäre es in der aktuellen politischen Sitution "praktikabel" hätte ich nicht "Utopie" geschrieben. Aber es existieren immerhin die Strukturen und es gibt kontemporäre Beispiele dafür im Land. Isabella Weber hatte sich vor kurzem für staatliche Investmentfonds ausgesprochen, ich glaube um die Entwicklung von Klimaschutztechnologien voranzutreiben. Dazu sagte sie explizit, dass der Staat Unternehmensanteile erhalten sollte und nicht einfach nur subventionieren.

    Warum ich es für praktikabler halte ist, dass die aktuelle staatliche Struktur erhalten bleibt. Du musst niemandem ein "anderes System" verkaufen, bestehende demokratische Institutionen und Gewaltenteilung bleiben intakt, sie werden lediglich ausgeweitet.

    Aber in unserer politischen Landschaft in der nahezu 100% unser Vertreter in Politik und Medien ideologisch fest in ihrem Neoliberalismus oder sogar Libertarismus sind, ist sogar Keynes zu radikal links.

    Ja hier gestehst du es dir ja ein, dass das System nicht funktioniert. Warum ändert sich denn nichts seit Jahrhunderten? Weil der Kapitalismus nicht ohne eine Unternehmerklasse funktionieren kann, die den Staat lobbyiert und die ihre Interessen durchsetzen will. Da helfen auch kleine Reformen nichts langfristig gesehen. Die Unternehmer werden wohl kaum zulassen, dass sie ihre Macht und ihren Einfluss verlieren. Wie willst du deren Macht einschränken?

  • Ja hier gestehst du es dir ja ein, dass das System nicht funktioniert. Warum ändert sich denn nichts seit Jahrhunderten? Weil der Kapitalismus nicht ohne eine Unternehmerklasse funktionieren kann, die den Staat lobbyiert und die ihre Interessen durchsetzen will. Da helfen auch kleine Reformen nichts langfristig gesehen. Die Unternehmer werden wohl kaum zulassen, dass sie ihre Macht und ihren Einfluss verlieren. Wie willst du deren Macht einschränken?

    Aber da muss man auch wieder abschätzen: es wird nicht alles gut, wenn alles dezentriert und ohne Lobbyismus gemacht wird.

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