Stammtisch & Kaffeekranzerl

  • Weil ... ?


    Ich komm ned drauf.

    es ist irgendwie ein dummes Meme und so wie ich das mitbekommen habe, zielt es wohl darauf ab, dass er überall antisemitismus-symbolik sieht (Krake steht oft für die jüdische oder zionistische verschwörung in Karikaturen, es gibt ein Prospekt dazu von der BPB, bzw es wird auch hier besprochen, S. 26: https://www.amadeu-antonio-sti…x148_web_doppelseiten.pdf) und ein Teil der Linken (vlt auch Rechte) macht sich darüber lustig, indem jedes Mal, wenn irgendwo eine Krake/Tintenfisch zu sehen ist, man so sich denkt, dass Grigat da anruft und sich beschwert.


    gibt viele beispiele zB auch hier https://www.reddit.com/r/Dachs…n_name_ich_rufe_an_wegen/


    es gibt sogar eine Facebook-seite: https://www.facebook.com/peopl…an-wegen/100066690740500/


    ... that's said - ich glaube er macht bestimmt wichtige arbeit und man sollte wachsam sein gegenüber antisemitische Symboliken

  • es ist irgendwie ein dummes Meme und so wie ich das mitbekommen habe, zielt es wohl darauf ab, dass er überall antisemitismus-symbolik sieht

    Grigat ist Antideutscher. Um zu diesem erlesenen Kreis "linker" Sektierer gehören zu dürfen MUSS man überall Antisemitismus entdecken und ganz besonders aufmerksam andere Linke unter den permanenten Verdacht stellen, ihre Kapitalismuskritik sei eigentlich nur verkappter Judenhass.


    Deshalb dürfen Leute wie Grigat ja auch in "liberalen" und konservativen Zeitungen Artikel veröffentlichen, die radikale Linke nicht mit der Kneifzange anfassen würden. Die regelmäßige Verhonepipelung mit der Krake ist da noch eine sehr milde Form der Gegenwehr.

  • Grigat ist Antideutscher. Um zu diesem erlesenen Kreis "linker" Sektierer gehören zu dürfen MUSS man überall Antisemitismus entdecken und ganz besonders aufmerksam andere Linke unter den permanenten Verdacht stellen, ihre Kapitalismuskritik sei eigentlich nur verkappter Judenhass.


    Deshalb dürfen Leute wie Grigat ja auch in "liberalen" und konservativen Zeitungen Artikel veröffentlichen, die radikale Linke nicht mit der Kneifzange anfassen würden. Die regelmäßige Verhonepipelung mit der Krake ist da noch eine sehr milde Form der Gegenwehr.

    ja, ich versteh das, aber mir wurde mal erzählt, dass antideutsche ganz coole, progressive Punkte haben aber dann auch gleichzeitig protestieren gehen mit dem Slogan "Bomber harris, do it again!" (was bezogen ist auf Bombardierung von Dresden und Hamburg im 2. wk) - was wirklich surreal und ekelhaft ist und ich verstehe immer noch nicht, wie man Adorno-rezeption mit der Forderung verbinden kann, Deutschland abzuschaffen... Dazu kommt dann noch diese inzwischen typische Nahost-debatte zwischen antids und antiimps innerhalb der Linken, die schnelle irrational und emotional wird...

    ich glaube der Streit um den Ukrainekrieg hat momentan die gleiche Wirkung im linken Lager.

  • Das Problem der Antideutschen ist, dass sie den deutschen Faschismus so einzigartig finden, dass sie jeder Erklärung über das Zustandekommen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zwanghaft widersprechen, die versucht, sie aus den historischen Gegebenheiten und voran gegangenen Krisen des Kapitalismus zu erklären.

    Dabei wird sozusagen "das deutsche Wesen" an sich als Ursache für die Mordmaschine der Nazis verantwortlich gemacht, und daraus abgeleitet, dass Deutschland als Idee eigentlich zerstört gehört. Daraus kommen dann solche Sprüche wie "Bomber Harris do it again!".


    Der Konflikt mit den Antiimperialistischen Linken kommt auch dort her, weil die Antideutschen vor allem die USA als westliche Führungsmacht beim Sieg über Hitler komplett verherrlichen. Das führt dann zusammen mit der zwanghaften Verteidigung der Israelischen Staatsmacht gegen jegliche Kritik an der von ihr praktizierten Gewaltherrschaft gegen die Palästinenser bisweilen dazu, dass Antideutsche regelrecht pro-kapitalistisch argumentieren, weil sie die kapitalistischen USA und das kapitalistische Israel immer noch besser finden als den Faschismus.


    Völlig verloren geht dabei die eigentlich auch von Adorno geteilte Erkenntnis, dass der Faschismus ohne den Kapitalismus, seine amoralische Rationalisierung und Verdinglichung gesellschaftlicher Verhältnisse, und seinen Hang zur Machtkonzentration und Krisenhaftigkeit gar nicht entstanden wäre.


    Letztendlich wird unter dem antideutschen Label einfach nur wahnhaft moralisiert - also voll im Trend der laufenden Weltkriegsdebatten - und sich in einer postmaterialistischen Gesinnungskritik ergangen, obwohl die Antideutschen eigentlich mal für sich beansprucht haben, ein Bollwerk gegen vulgärlinke, verkürzte Kapitalismuskritik - und den darin oft tatsächlich versteckten Antisemitismus - zu sein.


    Selbstredend unterstützen die deswegen auch die USA und deren Stellvertreterkrieg in der Ukraine gegen den grausamen, kulturell barbarisierten Russenhitler und seine faschistischen deutschen UnterstützerInnen - und treffen sich auch da mit dem "links"liberalen Spektrum und mit der grünen Weltkriegspartei -, während eher aus der marxistischen, historisch-matrialistischen Ecke kommende Linke darauf einen nicht so moralisierenden, und nicht so binär auf Gut gegen Böse verengten Blick haben.

  • Ohgottogottogott... ich möchte diesen Teppich nicht kaufen.


    Danke für die Erklärungen; manche Leute gehören noch nicht mal ignoriert.

    umso akademischer und geisteswissenschaftlicher, desto höher die Chance auf die zu treffen btw.

    habe auch gehört, dass sehr viele hohe Politiker verdeckt dabei sind oder waren, aber das können Leute auch gerne als VT abtun.

  • um im twitterjargon zu bleiben: leute werden antideutsch anstatt in therapie zu gehen

  • Es kann nie schaden, sich ein eigenes Bild von jemandem zu machen.

    Ja sicher. Aber es kann auch nie schaden, sich mal zu fragen, warum ein "Linker" sich so auf den Kampf gegen den Antisemitismus und die Verteidigung Israels fixiert, dass er dabei völlig ausblendet, welche ökonomischen und politischen Machtverhältnisse z.B. palästinensische Muslime wohl so empfänglich für antisemitische Demagogen machen.

  • ich möchte diesen Teppich nicht kaufen.

    Leider fragt Dich keiner, ob Du den kaufen willst. Den bestellt Deine Regierung einfach für Dich und lässt sich dann von Dir die Rechnung dafür bezahlen.


    Die gleiche moralisierende Verabsolutierung des Bösen, die von Antideutschen gegenüber den Feinden der Israelischen Staatsgewalt und ihrer "antiamerikanischen" Verbündeten aus dem antiimperialistischen Lager betrieben wird, bekommst Du dann auch gleich kostenpflichtig mitgliefert, wenn Deine Regierung sie dem Russenhitler angedeihen lässt, und sich gegenüber der ukrainischen Staatsführung und deren amerikanischer Stellvetreterkriegsführung Schuztmacht zu absoluter Solidarität verpflichtet.


    Aber da stört's Dich halt nicht, weil das Staatsziel ja auch Dein Ziel ist.

  • Aber ja, das Bekenntnis zum „Antideutschen“ liefert Griegat selber, zusammen mit einer Erklärung, was er darunter versteht.


    https://www.cafecritique.priv.at/antideutsch.html

    Wohl wissend, dass diese beiden Lager auch durch noch so ausführliche Diskussionen wohl niemals zusammen zu bringen sind, verweise ich nur der Vollständigkeit halber auf den anti-antideutschen linken Gegenstandpunkt aus der "marxistischen" Zeitschrift "Gegenstandpunkt":

    Wer ist der Antideutscheste im Land? - „Konkret im Krieg“

    Das kokette Wortspiel aus der Märznummer der Zeitschrift ist ernst. Anlässlich des großen Krieges, mit dem die USA auf die Anschläge des 11.September antworten, um ihre letzten staatlichen wie nichtstaatlichen Feinde auszulöschen, ist in der „konkret“-Redaktion ein kleiner Krieg ausgebrochen, dem sich das Blatt begeistert hingibt: Endlich wieder einmal eine Großkontroverse, bei der sich so richtig gefetzt wird.


    [...] Wie eh und je handeln „konkret“-Artikel, wenn sie Tatsachen des Kapitalismus und Imperialismus zum Gegenstand machen, nicht vom Was und Warum derselben. An die Stelle der Ermittlung der Gründe und Zwecke weltpolitischer Großtaten setzen sie die Einschätzung der moralischen Situation: Sie teilen ihren Lesern mit, wo der Feind steht und wie das Objekt der allfälligen Solidarität heißt – kurz, wie der aufrechte Linke sich zu positionieren hat.

    Denn Stellung zu beziehen, sich auf eine Seite zu schlagen, den Guten die Stange zu halten und den Bösen eine Verurteilung hinterher zu rufen – das gilt in ihren Kreisen als politische Praxis und als der praktische Nährwert aller Theorie. Um Missverständnissen gleich vorzubeugen: Selbstverständlich führt Einsicht in die politischen und ökonomischen Zwecke, die in einem Konflikt am Werke sind, zu einer begründeten Parteinahme – nur eben oft genug nicht für eine der im Streit liegenden Parteien und Alternativen, sondern zur Ablehnung beider.

    Eine solche Konsequenz erschiene den Machern von „konkret“ jedoch unnütz und unpraktisch; sie fühlten sich „außer der Welt“, unbeteiligt und unwichtig, wenn sie sich nicht an ein prozessierendes Gutes anhängen und ein bereits in die Schusslinie real existierender Mächte geratenes Böses hassen könnten.

    [...] Dem Desinteresse der „Antinationalen“ an einer Kritik der aktuellen deutschen Staatsräson entspricht ihr Desinteresse an einer Kritik des nationalen Denkens. Sie verurteilen am deutschen Nationalismus das Deutsche und eben nicht den Fehler, den die Objekte nationalstaatlicher Herrschaft begehen, wenn sie die Ziele der Staatsmacht zu ihrer Sache machen, nur weil sie von ihr abhängen. Sie kritisieren den Nationalismus nicht – da gäbe es auswärts nichts anderes zu sagen als daheim –, sondern beantragen seine Verkehrung ins Gegenteil. Statt des üblichen Stolzes wird Abscheu, statt der Liebe zum Vaterland wird Hass auf’s nationale „Wir“ zum ewigen Gebot für das Kollektiv der Deutschen – und nur für dieses. Das sehen Antideutsche nämlich bleibend und unheilbar diskreditiert durch den historischen „Fehltritt“, den dieses Kollektiv sich seinerzeit geleistet hat. Und der besteht, nochmals, nicht im Faschismus selbst, auch nicht in ihrer Bereitschaft zu einem zweiten Weltkrieg, überhaupt nicht in einer politischen Einstellung, an der eine wirkliche Kontinuität zwischen den Zeiten der Nazi-Herrschaft und der BRD des 21. Jahrhunderts wirklich ausfindig zu machen wäre, sondern allein im praktisch betätigten Judenhass. Der soll einerseits mit gar keinem politischen Standpunkt zusammenhängen, vielmehr eine ganz spezielle und exklusiv deutsche moralische Singularität darstellen, als solche jedoch andererseits das bleibend Allgemeine am Deutschtum, sein bleibendes Charaktermerkmal ausmachen. Nach einem allgemeineren Grund für den antijüdischen Exzess der Deutschen, in deren ausgrenzender patriotischer Moral womöglich, auch nur zu fragen, lehnen die „konkret“-Autoren ab; so entschieden, als käme ihnen ihre totale moralische Absage an den deutschen Nationalismus abhanden, wenn sie das Nationalistische daran, den von den Nazis so aberwitzig radikalisierten Säuberungswahn, zur Kenntnis nähmen; ja als wäre ihnen daran alles recht, wenn bloß das von ihnen postulierte einzigartig Deutsche nicht wäre. So erweisen sie sich als die letzten Fanatiker der „Vergangenheitsbewältigung“, jenes vom offiziellen Nachkriegsdeutschland auf die Juden beschränkten Schuldeingeständnisses und der auf Israel begrenzten Bereitschaft zur Wiedergutmachung. Sie betätigen sich als Aufpasser über diese langsam verblassende ideologische Pflichtübung und verordnen sie den nachgeborenen Deutschen als die einzige Weise, wie sie allenfalls gute und dann nicht mehr im eigentlichen schlechten Sinn Deutsche werden könnten. Dass die anderen Deutschen sich um diese political correctness nicht scheren, registrieren sie als allseitige deutsche Unbußfertigkeit, fassen diese als einen Willen zur Wiederholungstat auf und interpretieren von da aus die Welt. [...]

    Ist zwar schon zwanzig Jahre alt - Die linke Zeitschrift Konkret galt damals neben der Junge Welt-Abspaltung Jungle World sozusagen als Hausblatt der Antideutschen - , lässt sich aber eigentlich fast eins zu eins auf den laufenden Konflikt in der Ukraine und die Debatte zwischen "links"liberalen MoralistInnen und ihren link(sradikal)en und antiimperialistischen KritikerInnen übertragen.

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