Klimawandel [Sammelthread]

  • PR-Desaster des grünen Kapitalismus: Was von der Graichen-Affäre bleibt

    Staatssekretär Graichen ist weg. Die Koalitionskrise setzt sich fort. Sozialen Klimaschutz hat keine der sich bekämpfenden Kapitalfraktionen auf dem Zettel.

  • Aber hier geht es ja nicht nur um Wahrnehmung der medialen Berichterstattung, wie du schon korrekterweise gesagt hast, die privaten Haushalte machen nur einen Bruchteil aus beim Energieverbrauch [...]

    Deine eigenen Aussagen haben die Haushalte beim Strom 25% und beim Gas knapp 30% Anteil aller Segmente.

    Ich nenne das nicht einen Bruchteil, sondern einen großen Anteil!


    Aber wir können uns gerne mehr auf den Verkehr konzentrieren. Herr Wissmann, übernehmen Sie!

    Achso, Verkehr ist ja ein Totalausfall bei der CO2 Reduktion...


    Wo wollen wir denn dann anfangen, bei der Betonherstellung und einfach mal Wohnungsneubau und Neubau sonstiger Infrastruktur einstellen?


    Bitte nicht falsch verstehen, ich bin FÜR CO2 Reduktion und GEGEN Klimakatastrophe. Aber wenn wir alle Einsparmöglichkeiten ausschließen bleibt irgendwie nichts übrig...

  • PR-Desaster des grünen Kapitalismus: Was von der Graichen-Affäre bleibt

    Staatssekretär Graichen ist weg. Die Koalitionskrise setzt sich fort. Sozialen Klimaschutz hat keine der sich bekämpfenden Kapitalfraktionen auf dem Zettel.

    Tja, Graichen hat Ahnung von Klimaschutz und hatte auch ein Interesse daran, die CO2 Reduktion voranzubringen.


    Keine Ahnung, was sozialer Klimaschutz sein soll. Mindestens 40% Förderung (inkl. Einbau) bei Wärmepumpen scheinbar nicht... Und es ist wohl auch nicht sozial, von Hausbesitzern (also priveligierten Menschen), erwarten zu dürfen, dass die bei 70 Jahre alten Häusern mal die Fenster und die Haustüre tauschen...

  • Keine Ahnung, was sozialer Klimaschutz sein soll. Mindestens 40% Förderung (inkl. Einbau) bei Wärmepumpen scheinbar nicht... Und es ist wohl auch nicht sozial, von Hausbesitzern (also priveligierten Menschen), erwarten zu dürfen, dass die bei 70 Jahre alten Häusern mal die Fenster und die Haustüre tauschen...

    Du bist auch schön auf die Fiktion reingefallen, dass das nur privilegierte EigenheimbesitzerInnen betrifft.


    In Deutschland leben immer noch ca. 50% der Leute in Mietwohnungen. In den begehrten Ballungszentren ist der Anteil noch deutlich höher und liegt meist über 70% der Bevölkerung. Von denen können sich die EigentümerInnen der bewohnten Betongoldanlagen ihre Kosten für deren energetische Sanierung und Aufwertung ihrer Investitionen nach herrschender Gesetzeslage über die Modernisierungsumlage auf den Mietzins refinanzieren lassen, ohne dass dabei irgendeine Mietpreisbremse greifen würde. Das betrifft böse Boomer und RentnerInnen genauso wie gute junge FamilienleistungsträgerInnen.


    Zu einer Begrenzung dieses schönen Eigentümerprivilegs zugunsten einer Entlastung der abhängig Wohnenden haben weder die Koalitionsparteien noch die christliche Oppositionsführerschaft bisher die geringsten Anstalten gemacht - genauso wenig wie sie bisher irgendeinen Gesetzentwurf vorgelegt hätten, der die auch ohne teure Wärmewende schon horrend angestiegenen Mieten begrenzen würde.


    Aber offensichtlich geht das dem linksgrünliberalen, besserverdieneneden Teil der bürgerlichen Mitte, der sich jetzt, beseelt von ganz fortschrittlichem Denken, schützend vor Onkel Robert und seinen mutigen Entwurf zur Begrünung der kapitalistischen Eigentumsverwertung stellt und jegliche Kritik daran als reines Produkt der rechten Kampagne abkanzelt, vollkommen am Arsch vorbei.

  • Wenn ich das richtig sehe, sind die sozialen Aspekte des Gesetzes überhaupt noch nicht diskutiert, weil die Regierung durch die FDP in dem Teil steckengeblieben sind, wo es um die Berücksichtigung von Technologien geht, die in einigen Jahrzehnten eventuell vorhanden sein könnten, wenn sie entwickelt werden würden...


    Ich stimme Dir aber in soweit zu, dass ich es unverschämt finde, den Umbau auf Wärmepumpe und die energetische Sanierung komplett auf die Miete umzulegen, obwohl doch Vermieter gesetzlich für die Heizungssanierung usw. Geld zurücklegen müssen. D.h. eigentlich dürften nur die Mehrkosten gegenüber der Standardtechnik umgelegt werden. Ebenso bei energetischen Sanierungsmaßnahmen. Beim Dämmen muß auch gestrichen werden, dass ist aber eine Leistung, für die mit der Mietzahlung angespart wurde. 3-fach verglaste Fenster sind teurer als 2-fach verglaste. Aber die Fenster zu sanieren ist nun mal grundsätzlich alle 25 Jahre notwendig und daher vorausgeplant und angespart (also von Vermietern, die wie Unternehmer handeln, nicht von denen, die naiv an die Sache rangehen).


    Das ändert natürlich nichts daran, das Besitzer von selbstbewohnten Immobilien eine höhere Verantwortung für ihren Wohnraum haben als Mieter.


    Im Übrigen habe ich ein Problem mit der Panik und dem Alarmismus. Es sind aktuell nur die betroffen, deren Heizung 2024 die 30 Jahre Betriebsdauer erreicht. Alle anderen können warten, bis sich der Markt beruhigt und die Preise sinken.

    Wie sich der CO2 Preis für Gas und Heizungen entwickelt, wissen wir auch nicht. Sicher ist nur, dass es teurer wird.

    Von der energetischen Samierung sind auch nur die betroffen, deren Haus deutlich über 100kWh pro m² Wohnfläche und Jahr benötigt. Alle anderen müssen nur prüfen lassen, ob ihre Heizkörper genug Fläche für die Wärmeübertragung bei niedrigen Vorlauftemperaturen haben.

    Ich habe mal spasseshalber nachgesehen. MFH aus meiner Gemeinde, die um 1975 gebaut wurden, mit wenig bis gar keiner energetischen Sanierung, haben einen Heizbedarf um die 120kWh/m²*a. Es geht also tatsächlich um das EFH als absolute Bruchbuden, bei der seit 50-70 jahren überhaupt nichts mehr saniert wurde (also nicht mal die Fenster getauscht) und um denkmalgeschütze Häuser.

  • Wenn ich das richtig sehe, sind die sozialen Aspekte des Gesetzes überhaupt noch nicht diskutiert, weil die Regierung durch die FDP in dem Teil steckengeblieben sind, wo es um die Berücksichtigung von Technologien geht, die in einigen Jahrzehnten eventuell vorhanden sein könnten, wenn sie entwickelt werden würden...

    Auch das halte ich für eine faule Ausrede von sPD und Grünen. Es stimmt natürlich, dass die fdP aus rein parteipolitischen Gründen das Gesetz blockiert, aber Habecks Entwurf enthielt halt einfach gar keinen wirklichen Plan zur sozialen Entlastung. Alles was man bisher in Planung hatte, bezog sich auf die erwähnten EigenheimbesitzerInnen, denen je nach Einkommen bis zu 70(?)% Förderung, versprochen wurde.

    Der größte Hohn ist die Regelung für Haushalte mit unter 20.000 EUR Jahreseinkommen. Wer so wenig verdient und trotzdem in einem Eigenheim lebt, gehört wahrscheinlich zu einem absolut winzigen Bruchteil der Bevölkerung, auf den es dann auch bei der CO2-Einsparung sicher nicht ankommt.


    Ansonsten reden PolitikerInnen aus sPD und Grüne zwar ständig in talkshows und auf twitter darüber, dass man durchaus die hehre Absicht habe, das ganze sozialverträglich umzusetzen - was schon darauf hinweist, dass es da tatsächlich einen Handlungsbedarf gäbe, wie die Sozialverbände es ja auch mehrfach angemahnt hatten - aber sie haben bisher noch überhaupt nicht konkretisiert, was sie diesbezüglich zu unternehmen gedenken. Man wollte also erst mal die Wärmewende als individuelle Verantwortung der BürgerInnen in Gesetzesform gießen und sich dann erst hinterher Gedanken darüber machen, wie die Leute die nicht in Eigenheimen wohnen - nochmal: in Deutschland sind das über 50% und in Städten wie Berlin oder Frankfurt über 70% - das eigentlich bezahlen sollen.


    Und das haben die im vollen Bewusstsein der Tatsache gemacht, dass der Herr Finanzminister von der "liberalen" Partei dafür ganz sicher kein zusätzliches "Sondervermögen" locker machen wird und dass die Kommunen ohnehin schon heillos überschuldet sind.

    Am Ende kann man dann als grünsoziale Partei auch einfach sagen, man hätte ja gerne mehr für den gemeinen Pöbel in seinen räudigen Mietskasernen getan, aber schliesslich stehe die Schuldenbremse im NaturGrundgesetz und da kann man dann halt leider nichts machen.


    Bei Habecks geplanter Subventionierung von Strom für die Industrie (der bisher noch überhaupt nicht so grün und nachhaltig produziert werden kann, wie es für den Klimaschutz eigentlich nötig wäre) hielt sich die Aufregung hingegen auch beim christlichen Oppositionsführer schwer in Grenzen. Denn in einem sind die sich halt leider alle - bis hin zu Teilen der Linkspartei - völlig einig: Die Sicherung des Wirtschaftsstandortes und seines profitablen Investitionsklimas hat oberste Priorität vor allem sozialen Gedöns und da hat auch die Demokratie nichts zu melden.

    Und die einzigen, die sich dagegen - völlig brav, gewaltlos und staatskonform - auflehnen, drangsaliert man mit Hausdurchsuchungen und versucht, ihre Spender damit abzuschrecken, dass man sie kurzerhand per Behördendekret und ohne Richterspruch zu einer kriminellen Vereinigung erklärt.


  • Zur Geschichte und dem Ursprung der "Energiewende" in Deutschland.



    Inhalt:


    A novel exploration of the deeper political, economic, and geopolitical history behind Germany's daring campaign to restructure its energy system around green power.

    Since the 1990s, Germany has embarked on a daring campaign to restructure its energy system around renewable power, sparking a global revolution in solar and wind technology. But this pioneering energy transition has been plagued with problems.

    In Energy and Power, Stephen G. Gross explains the deeper origins of the Energiewende--Germany's transition to green energy--and offers the first comprehensive history of German energy and climate policy from World War II to the present. The book follows the Federal Republic as it passed through five energy transitions from the dramatic shift to oil that nearly wiped out the nation's hard coal sector, to the oil shocks and the rise of the Green movement in the 1970s and 1980s, the co-creation of a natural gas infrastructure with Russia, and the transition to renewable power today. He shows how debates over energy profoundly shaped the course of German history and influenced the landmark developments that define modern Europe. As Gross argues, the intense and early politicization of energy led the Federal Republic to diverge from the United States and rethink its fossil economy well before global warming became a public issue, building a green energy system in the name of many social goals. Yet Germany's experience also illustrates the difficulty, the political battles, and the unintended consequences that surround energy transitions.

    By combining economy theory with a study of interest groups, ideas, and political mobilization, Energy and Power offers a novel explanation for why energy transitions happen. Further, it provides a powerful lens to move beyond conventional debates on Germany's East-West divide, or its postwar engagement with the Holocaust, to explore how this nation has shaped the contemporary world in other important ways.



    Das könnte auch einige hier interessieren. Anscheinend das erste wissenschaftliche Buch das sich mit der Geschichte der "Energiewende" in De befasst.

  • der twitteraccount von stephen gross:


  • Es stimmt natürlich, dass die fdP aus rein parteipolitischen Gründen das Gesetz blockiert, aber Habecks Entwurf enthielt halt einfach gar keinen wirklichen Plan zur sozialen Entlastung. Alles was man bisher in Planung hatte, bezog sich auf die erwähnten EigenheimbesitzerInnen, denen je nach Einkommen bis zu 70(?)% Förderung, versprochen wurde.


    Bisher wurden 40% der Kauf- und Einbaukosten der Wärmepumpe bei EFH gezahlt. Wird eine Ölheizung ersetzt kommen nochmal 5% dazu. Bis jetzt gilt das noch. Wie das bei MFH ist, weiß ich nicht.


    nochmal: in Deutschland sind das über 50% und in Städten wie Berlin oder Frankfurt über 70% - das eigentlich bezahlen sollen.

    Das verstehe ich schon, ich bin auch Mieter. Aber hast Du Dir schon mal Gedanken gemacht, was zukünftig die Wärme bei den Nebenkosten kosten wird, wenn die CO2 Abgabe auf Gas und Öl hochgeht? Das interessiert die Vermieter überhaupt nicht, das geben die 1:1 weiter.

    Und das haben die im vollen Bewusstsein der Tatsache gemacht, dass der Herr Finanzminister von der "liberalen" Partei dafür ganz sicher kein zusätzliches "Sondervermögen" locker machen wird und dass die Kommunen ohnehin schon heillos überschuldet sind.

    Am Ende kann man dann als grünsoziale Partei auch einfach sagen, man hätte ja gerne mehr für den gemeinen Pöbel in seinen räudigen Mietskasernen getan, aber schliesslich stehe die Schuldenbremse im NaturGrundgesetz und da kann man dann halt leider nichts machen.

    Wir reden hier von jährlich etwa 500.000 Heizungen, die ersetzt werden. Nicht mehr als vorher auch, denn Gasheizungen haben eine 30-jährige Betriebserlaubnis. Die werden Vermieter auch ausnutzen, die sind nicht so bekloppt wie EFH Besitzer.

    Es geht also erstmal nur um die Heizungen, die 2024 zu alt werden oder unreparierbar kaputt gehen. Alle anderen haben Glück, weil Wärmepumpen so billig wie Gasheizungen werden. Letztes Jahr wurden in China 15 Millionen Wärmepumpen installiert. Die haben überhaupt kein Problem uns 2024 oder 2025 500.000 zu schicken. Die Mondpreise können sich hier nicht mehr halten. Vielleicht war es doch für Vissmann gut zu verkaufen.


    Die energetische Sanierung ist ein Problem, stimmt. Aber wie lange willst Du die noch verschieben? Es ändert sich doch nichts. Die Mietskasernen werden weiter runtergerockt und der maximale Profit rausgezogen. In 5 oder 10 Jahren kostet es noch mehr, die MFH wieder instand zu setzen. Klar wäre es OK., wenn die Vermieter die Sanierung bezahlen. Trotzdem werden die die Kaltmiete erhöhen oder sind die doof? Ich kann auch die Regierung zum Teil verstehen. Warum sollte die Regierung jetzt Unternehmern die Geschäftsgrundlage instand setzen, wenn die sich nie darum gekümmert haben? Ist blöd für uns Mieter.

    Vielleicht brauchen wir da ein Gesetz, das Fristen für eine Sanierung vorschreibt und einen aktuellen Standard fordert. Z.B. Fenster nach 25 Jahren. Ob die dann nur 23 oder auch 28 Jahre gehalten hätten spielt keine Rolle, ist alles besser als 40 Jahre auf den Tausch zu warten.

    In meiner Gemeinde gibt es Hochhäuser, die so um 1975 gebaut wurden. Da pfeift der Wind durch die Eingangstür (trotz Windfang, also durch 2 Türen!). Ich frage mich, wie das die Bewohner des Erdgeschosses bei Wind aushalten.

  • Wir reden hier von jährlich etwa 500.000 Heizungen, die ersetzt werden. Nicht mehr als vorher auch, denn Gasheizungen haben eine 30-jährige Betriebserlaubnis. Die werden Vermieter auch ausnutzen, die sind nicht so bekloppt wie EFH Besitzer.

    Es geht also erstmal nur um die Heizungen, die 2024 zu alt werden oder unreparierbar kaputt gehen. Alle anderen haben Glück, weil Wärmepumpen so billig wie Gasheizungen werden. Letztes Jahr wurden in China 15 Millionen Wärmepumpen installiert. Die haben überhaupt kein Problem uns 2024 oder 2025 500.000 zu schicken. Die Mondpreise können sich hier nicht mehr halten. Vielleicht war es doch für Vissmann gut zu verkaufen.

    Diese 500.000 zu ersetzenden Heizungen, von denen "wir" reden, sind kein realer Wert sondern lediglich der Plan der Bundesregierung. Tatsächlich erhöht sich zur Zeit die Nachfrage nach neuen Gas- und Ölheizungen ziemlich dramatisch, weil viele Eigentümer ihre alten fossilen Heizanlagen lieber schnell noch für die nächten 30 Jahre mit moderneren, aber immer noch fossilen Heizanlagen ersetzen wollen, die in der Anschaffung zur zeit noch ca. drei mal günstiger sind, als die Installation von Wärmepumpen, welche gerade in Deutschland ohnehin schon teuere Mangelware sind und für deren Einbau es gar nicht genug qualifizierte Fachkräfte gibt.

    Ansturm auf Öl- und Gasheizungen: „Habeck hat genau das Gegenteil erreicht“

    Habecks Heizgesetz sorgt bei Hauseigentümern für Verunsicherung. Aus Furcht vor teuren Umbauten explodiert jetzt die Nachfrage nach Öl- und Gasheizungen. (Merkur - 16.05.23)

    Hohe Nachfrage - Lohnt sich eine neue Öl- und Gasheizung noch?

    Heizungsbauer werden überrannt: Viele Menschen mit einer Öl- oder Gasheizung wollen sich noch schnell ein modernes Gerät kaufen, bevor die Auflagen für die Anlagen angezogen werden. Was bringt das? (n-tv - 11.05.23)

    Last Minute Run: Steigende Nachfrage nach Öl- und Gasheizungen

    Ab 2024 könnte ein Einbauverbot für neue Gas- und Ölheizungen gelten. Das geplante Vorhaben der Bundesregierung sorgt auch in Niederbayern und der Oberpfalz für eine erhöhte Nachfrage für genau solche, mit fossiler Energie betriebene Heizsysteme. (BR - 23.03.23)

    Hohe Nachfrage: Lohnt sich eine neue Öl- und Gasheizung noch?

    Viele Menschen mit einer Öl- oder Gasheizung wollen sich noch schnell ein modernes Gerät kaufen, bevor die Auflagen angezogen werden. Was bringt das? (Nord24 - 18.04.23)

    Run auf Öl- und Gasheizungen - Bis zur Energiewende ist es noch ein langer Weg

    Ab 2024, so will es die Bundesregierung, soll es keine neuen Öl- und Gasheizungen mehr geben. Aktuell ist die Nachfrage sehr groß - auch in NRW. Am Freitag befasst sich der Bundesrat mit den Plänen. (WDR - 11.05.23)

    Wie sinnvoll ist es, vor 2024 noch schnell eine Gasheizung einzubauen?

    Ab 2024 sollen keine reinen Gasheizungen mehr in Wohnhäusern verbaut werden. Das sorgt in 2023 in Rheinland-Pfalz für hohe Nachfrage. Aber lohnt sich das tatsächlich? (SWR - 16.05.23)


    Eine neue Ölheizung oder Gasbrennwerttherme jetzt ist zwar billiger als eine Wärmepumpe nach dem befürchteten Inkrafttreten des Gesetzes (sofern es denn kommt), aber auch das ist in den meisten Fällen schon eine Verbesserung der Energieeffizienz gegenüber älteren fossilen Heizanlagen, und somit eine energetische Sanierung und Aufwertung der Immobilien, deren wertsteigernde Investitionskosten auf die MieterInnen in bewohnten Betongoldanlagen umgelegt werden können. Wenn noch eine Gebäudedämmung hinzu kommt - was bei sehr vielen Bestandsimmobilien dringend nötig wäre, um überhaupt siginfikante Einsparungen bei den Heiz-Nebenkosten für MieterInnen zu erzielen - dann erhöhen sich die Mieten auch entsprechend.


    Ob das sinnvoll ist oder langfristig nicht noch teurer wird, spielt erstmal gar keine Rolle, weil Bundesregierung wie Opposition dabei nichts dümmeres einfällt, als die Energiewende dergestalt über den Markt regel zu lassen, dass für die mietenden EndverbraucherInnen dabei am Ende kaum eine Wahl bleibt, als von ihrem ohnehin schon knappen Geld künftig noch mehr dafür auszugeben, dass sie ein beheiztes Dach über dem Kopf haben, während man nicht nur den EigentümerInnen bewohnter Immobilien, sondern auch jenen, die kostbares deutsches Industriekapital ihr Eigen nennen dürfen, nach Kräften unter die Arme greift und sie fördert und subventioniert, damit das deutsche Investitionsklima am Klimaschutz keinen allzu großen Schaden nimmt.


    Dann baut der grüne Herr Klimaschutzminister eben lieber noch ein paar LNG-Terminals in die Oststsee, damit deutsche Unternehmen nicht unter Energiemangel leiden müssen, während man den Leuten die keine Unternehmen und kein Betongoldkapital besitzen vorhält, sie sollen sich mal nicht so haben und gefälligst ihren individuellen Beitrag zur guten Sache leisten, anstatt sich von der Springer-Hetzpresse gegen den Klimaschutz aufwiegeln zu lassen.


    Die energetische Sanierung ist ein Problem, stimmt. Aber wie lange willst Du die noch verschieben? Es ändert sich doch nichts. Die Mietskasernen werden weiter runtergerockt und der maximale Profit rausgezogen. In 5 oder 10 Jahren kostet es noch mehr, die MFH wieder instand zu setzen. Klar wäre es OK., wenn die Vermieter die Sanierung bezahlen. Trotzdem werden die die Kaltmiete erhöhen oder sind die doof? Ich kann auch die Regierung zum Teil verstehen. Warum sollte die Regierung jetzt Unternehmern die Geschäftsgrundlage instand setzen, wenn die sich nie darum gekümmert haben? Ist blöd für uns Mieter.

    Ja blöd für die Mieter. Die EigentümerInnen der bewohnten Kapitalanlagen haben schliesslich das gute bürgerliche Recht, aus ihrem Eigentum den maximalen Profit zu extrahieren. Da kann man als Bundesregierung und Koalition mit gesetzgeberischer Parlamentsmehrheit einfach überhaupt nix machen und deshalb wird einfach der Markt so "reguliert", dass zukünftig nur noch die teuerste Aufwertungsvariante eingebaut werden darf.

    Aber an der Geschäftsgrundlage der Immobilienunternehmen - Geldvermehrung durch Mietzins und durch Spekulationsgewinne mit Wertanlagenhandel - kann man natürlich nichts ändern. Da muss der gemeine Mietpöbel halt jetzt durch, denn wer in der freien Marktwirtschaft wohnen will, muss wohnen auch bezahlen können.

  • Grün als Bedrohung: Warum die Klimapolitik die Arbeiter verliert

    In der April-Ausgabe analysierte der Soziologe Sighard Neckel, wie der Reichtum einer globalen Verschmutzerelite das Klima ruiniert. An die Gerechtigkeitsfrage anknüpfend beleuchtet sein Kollege Klaus Dörre, inwieweit der persönliche Klimafußabdruck von der jeweiligen Klassen- position abhängt und welche Resonanz die deutsche Klimapolitik in der Arbeiterschaft hervorruft.

    [...] All das sind Gründe dafür, weshalb die imaginäre Revolte einer radikalen Rechten, die den Klimawandel leugnet oder stark relativiert, mit ihrer fiktiven Aufwertung des Lebens „normaler“ Arbeiter sich inzwischen selbst bei Gewerkschaftsmitgliedern Gehör verschaffen kann. Man rebelliert dabei gegen einen Modus ideologischer Beherrschung, der sich in unterschiedlichen Facetten in zahlreichen Segmenten der neuen Arbeitswelt findet.

    Dabei sind, wie unsere Untersuchungen ebenfalls belegen, Klimawandel, Artensterben und andere ökologische Großgefahren selbst in den untersten Klassensegmenten subjektiv durchaus relevant. Allerdings – und das ist das zentrale Problem – verschwindet die soziale Dimension von Nachhaltigkeit im öffentlichen Diskurs fast völlig.

    Dabei hängt der persönliche Klimafußabdruck eindeutig von der jeweiligen Klassenposition ab, wie Lucas Chancel in seiner jüngsten Untersuchung über soziale Ungleichheit und klimaschädliche Emissionen gezeigt hat. Die Emissionen der ärmeren Bevölkerungshälfte in Europa und Nordamerika sind zwischen 1990 und 2019 um mehr als ein Viertel zurückgegangen, während sie in den (semi-)peripheren Ländern im gleichen Ausmaß zugenommen haben. Das heißt, die untere Hälfte der Einkommens-/Vermögensgruppen in Europa und Nordamerika hat Werte erreicht, die sich denen der Pariser Klimaziele für 2030 mit einer jährlichen Pro-Kopf-Emissionslast von etwa zehn Tonnen in den USA und etwa fünf Tonnen in europäischen Ländern zumindest annähern oder diese gar erreichen. Die wohlhabendsten ein Prozent emittierten 2019 hingegen 26 Prozent mehr als vor 30 Jahren, die reichsten 0,01 Prozent legten gar um 80 Prozent zu.[3]

    Hauptursache für die steigende Emissionslast sind dabei die Investitionen und nicht der individuelle Konsum.[4] Zugespitzt formuliert bedeutet dies, dass Produktions- und Investitionsentscheidungen in der Regel nur von Mitgliedern herrschender Klassenfraktionen, also von winzigen Minderheiten getroffen werden (nach unserer Heuristik 1,2 Prozent). Diese Entscheidungen beeinträchtigen jedoch das (Über-)Leben vor allem derjenigen Klassen, die zum Klimawandel am wenigsten beitragen und die unter den Folgen der Erderhitzung am stärksten leiden. [...]

    Die subjektive Relevanz von ökologischen Nachhaltigkeitszielen setzt ein in die Zukunft gerichtetes Bewusstsein voraus. Ein Zukunftsbewusstsein kann aber nur entstehen, sofern zumindest ein Minimum an Arbeitsplatz- und Einkommenssicherheit gegeben ist, denn erst eine „feste Arbeitsstelle und ein regelmäßiges Einkommen mit dem ganzen Ensemble an Versicherungen auf die Zukunft verschaffen den Zugang zu dem, was man Schwelle der Sicherheit nennen könnte“.[6] Armut und Prekarität behindern die Herausbildung eines Zukunftsbewusstseins und sie schwächen zugleich die subjektive Bedeutung vor allem ökologischer Nachhaltigkeitsziele für die eigene Lebensführung. Die wachsende Zahl Bedürftiger an den Tafeln verdeutlicht, wovon die Rede ist. Ein Bewusstsein über Klimawandel und ökologische Großgefahren ist auch in diesen Klassensegmenten vorhanden, besitzt aber keinerlei lebenspraktische Relevanz. Wer nur von einem Tag auf den anderen planen kann, muss sich um die Zukunft der Gesellschaft keine Sorgen machen, zumal Gesellschaft ein Begriff ist, der in den Alltagsphilosophien der auf Fürsorgeleistungen Angewiesenen gar nicht vorkommt.[...]

  • Diese 500.000 zu ersetzenden Heizungen, von denen "wir" reden, sind kein realer Wert sondern lediglich der Plan der Bundesregierung. Tatsächlich erhöht sich zur Zeit die Nachfrage nach neuen Gas- und Ölheizungen ziemlich dramatisch, weil viele Eigentümer ihre alten fossilen Heizanlagen lieber schnell noch für die nächten 30 Jahre mit moderneren, aber immer noch fossilen Heizanlagen ersetzen wollen, die in der Anschaffung zur zeit noch ca. drei mal günstiger sind, als die Installation von Wärmepumpen, welche gerade in Deutschland ohnehin schon teuere Mangelware sind und für deren Einbau es gar nicht genug qualifizierte Fachkräfte gibt.

    ...

    Eine neue Ölheizung oder Gasbrennwerttherme jetzt ist zwar billiger als eine Wärmepumpe...

    Ich muss da mal einhaken, als Nutzer einer alten Ölheizung beschäftige ich mich momentan ja auch etwas damit...und vieles davon stimmt so eigentlich nicht, da wird halt einfach viel Bullshit und Panik von den Medien (vorallem sowas wie BILD bzw Springer etc) verbreitet, man darf das nicht einfach alles glauben, es könnte eigentlich oft viel einfacher und günstiger sein (was wahrscheinlich durch Einfluss gewisser Akteure/Profiteure verhindert wird/werden soll), dafür müsste man die Wärmepumpen nur generell ab Werk als eine Art "Plug&Play" Systeme ausliefern, dann könnte man sich die "qualifizierten Fachkräfte" - und damit viel Geld - auch einfach sparen, fast jeder Idiot könnte dann eine Wärmepumpe selber einbauen.


    Aus dem Bereich von Klimaanlagen (was ja rein technisch mehr oder weniger auch so eine Art Wärmepumpe ist) sind zB seit längerer Zeit sogenannte "Quick Connect" Systeme bekannt, die kann wie gesagt fast jeder Idiot einbauen, da kann man sich die Fachkraft sparen.


    Ich selbe plane mittlerweile auch damit die Arbeit selber zu erledigen, dann geht es halt deutlich günstiger, bei einer selbst installierten Anlage kommt man je nach Größe vom Haus und Ausführung der Anlage rein vom Material auf einen Preis von max. so 5000-10000€ (für die Zukunft eher noch günstiger, die Massenproduktion beginnt gerade erst, damit kommen auch wieder die Skaleneffekte und die Preise gehen nach unten), lässt man vergleichbare Anlagen durch "qualifizierte Fachkräfte" installieren kommt man eher so mind. auf 20000-30000€, teilweise wird natürlich noch deutlich mehr verlangt, aber das ist dann halt meistens wirklich einfach nur Abzocke.


    Bei einer neuen Gasheizung oder Ölheizung liegt man rein von den Installationskosten her übrigens in einem vergleichbaren Preisbereich, nur das man dort absehbar deutlich steigende Kosten haben wird, verstehe daher auch nicht warum so viele Idioten diesen alten Schrott nochmal neu installieren.


    Man müsste übrigens mal so nebenbei erwähnt die alte Gasheizung oder Ölheizung nicht direkt rauswerfen, man kann Wärmepumpen auch parallel dazu installieren, so habe ich das auch geplant, ich will das ganze dezentral/modular aufbauen, also mit mehreren kleinen Wärmepumpen, die bekommt man relativ günstig und es erhöht die Redundanz bzw verringert die Ausfallsicherheit weil mehrere Systeme parallel arbeiten + meine alte Heizung erstmal weiter als Backup rumsteht, aber über die Zeit mit jeder Ausbaustufe immer weniger genutzt wird bis sie am Ende garnicht mehr gebraucht wird, wenn das neue System dauerhaft stabil läuft fliegt sie halt irgendwann raus.

    Durch einen modularen Aufbau muss man übrigens auch nicht direkt die volle Summe investieren, man kann zeitlich versetzt (über viele Monate oder sogar einige Jahre) mehrere kleine Investitionen tätigen, dann ist das auch nicht plötzlich so eine große Belastung.


    Es ist am Ende wie bei der Photovoltaik etc, gehen würde es generell viel schneller und günstiger, aber es wird von gewissen Teilen der Politik sowie gewissen Teilen der Wirtschaft eher aktiv verhindert, wir leben halt im Kapitalismus, hier werden die Leute schön dumm und abhängig gehalten.

  • LDR


    Du bist offensichtlich nicht repräsentativ für die Mehrheit der Eigenheim- und Mietshausbesitzer.


    Mein Argument ist nicht, dass die Wärmewende nicht möglich oder nötig wäre oder dass sie gar nicht erst angestrebt werden sollte, sondern dass unseren staatsführenden PolitikerInnen dabei ganz offensichtlich der Schutz und die Subvention von privatem (Wohn-)Eigentum wichtiger sind, als die Interessen der (Wohn-)Eigentumslosen, und dass sie mit dieser eigentlich ganz klassisch neoliberalen Gesetzgebung über die unsichtbare Hand des Marktes (und den dann von moralisch besserdenkenden linksgrünliberalen "KritikerInnen" an das furchtbar egoistische Volk heran getragenen Appellen an die individuelle Eigenverantwortung) sehenden Auges den Klimaschutzgegnern genau die Munition geliefert haben, die sie nun - offenbar recht erfolgreich - gegen Habecks Heizungspläne abgefeuert haben.

    Habeck weicht Heizungstausch-Gesetz auf: Kein Grund zur Freude

    Habecks Ankündigung ist das Ergebnis einer Hetzkampagne der Springer-Medien. Doch sie sendet fatale Signale an Bürger und Wirtschaft. (taz - 29.05.23)


    Es hilft aber nichts, wenn man - wie hier die taz-Autorin - darauf vertraut, dass der Markt die Preise für die klimafreundliche Technologie schon irgendwann billiger machen werde, wenn man die Nachfrage danach nur erst mal per Gesetz ganz schnell ordentlich ankurbelt, und dann die Schuld dafür, dass das auf Widerstand in der verunsicherten Bevölkerung stößt alleine den bösen Menschen von der bösen Fossil-Lobby und der bösen Springer-Hetzpresse in die Schuhe schiebt.

    Die machen auch nur das. was sie schon immer gemacht haben, wenn eine - aus deren verblödeter Sicht - "linke" Partei zu viel Regierungsmacht ausspielt und ihnen nahestehenden (fossilen) Kapitalfraktionen damit ins Handwerk pfuscht, um konkurrierende ("grüne") Kapitalfraktionen zu begünstigen.


    Hier vollzieht sich einfach nur live und in Farbe, was der letzte, klägliche Rest einer ehemals kapitalismuskritischen Linken schon immer beklagt hat - nämlich: dass sich die Staatsführung - selbst wenn sie dabei vielleicht von den besten Absichten der Rettung der Menschheit vor der Klimakatastrophe beseelt ist - unweigerlich dem Druck des privaten Kapitals und dessen mit allen Mitteln ausgefochtener Konkurrenz fügen muss, wenn sie weiterhin den kapitalistischen Staat führen will.



  • https://www.democracynow.org/2…sks_posed_by_extreme_heat

    Zitat

    New Reports Sound the Alarm on Increasing Human Risks Posed by Extreme Heat

    In more climate news, countries in the Middle East and across the Gulf region are more vulnerable to unprecedented extreme heat due to a worsening climate catastrophe. That’s according to new research published by the Nature Sustainability journal, which also says poorer communities are particularly at risk.


    Meanwhile, another study warns nearly half of the population of Phoenix, Arizona, would be in need of immediate medical attention for heat stroke or other heat-related illnesses if a heat wave coincided with a power blackout spanning multiple days. Other cities would also be at risk, as blackouts nationwide have more than doubled since 2015, while heat waves and extreme weather patterns intensify due to climate change.


    https://www.democracynow.org/2…summer_firefighting_force

    Zitat

    Climate Crisis: Canada Wildfires Grow; Heat Wave Scorches Asia; EU Ups Summer Firefighting Force

    [...]

  • https://www.theguardian.com/en…bon-offset-climate-crisis

    Zitat

    The International Energy Agency (IEA) warned back in 2021 that there could be no further expansion of oil, gas and coal production if the world is to stay within the safe limits of global heating at 1.5C and have any chance of avoiding catastrophic climate breakdown.

    Yet fossil fuel companies such as Chevron have continued to expand apace, and a recent study found that the world is on track for an increase of 2.7C, which will lead to “phenomenal” human suffering.


    In recent years, vast amounts of time and resources have been invested into schemes and technologies that trade, cap and capture – rather than cut – greenhouse gas emissions.

  • https://www.rbb24.de/panorama/…-warnstufe-feuerwehr.html

    Zitat von Mi 31.05.23 | 14:54 Uhr

    Waldbrandgefahr auf hohem Niveau - Experte fordert schnellere Maßnahmen

    In ganz Brandenburg gilt seit Mittwoch die zweithöchste Waldbrandgefahrenstufe. Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde warnt vor einer gefährlichen Kombination aus trockenen Böden und feueranfälligen Bäumen.

    [...]

    https://www.morgenpost.de/berl…ming-so-ist-die-lage.html

    Zitat von Aktualisiert: 03.06.2023, 21:26

    Seit Mittwoch [31.05.] brennt es auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog. [...]

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