Klimawandel [Sammelthread]

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    Wenn jetzt die Konkurrenz etwa in Frankreich auch auf Atomstrom zurückgreifen kann, dann wäre das für die Unternehmen dort ein großer Vorteil: Sie könnten etwa den mit Atomstrom und Wasserstoff hergestellt Stahl als grün deklarieren. Deutsche Unternehmen müssten kostspielige Investitionen in Erneuerbare stemmen, ansonsten müssten sie für die Kompensation des entstandenen Kohlendioxid Geld zahlen. Das schreckt auch Kapitalgeber ab, die grüne Investments suchen.

    Was da erzählt wird klingt nach der Vergangenheit und nicht der Zukunft, so vonwegen günstiger Atomstrom und teure EE...das mag vllt jetzt noch kurzfristig so sein weil die EE bis vor wenigen Jahren sehr teuer waren und quasi über die EEG Umlage bzw über den Strompreis "subventioniert" worden sind (und wir diese Nachlasten noch einige Zeit zahlen müssen) und im Gegensatz die Franzosen noch ihre uralten abgerockten Reaktoren betreiben können und das daher eher günstig ist diese laufen zu lassen, allerdings bleibt das nur solange so bis so ein Ding mal richtig Probleme macht (großflächige radioaktive Verseuchung) oder spätestens bis die Reaktoren alle ersetzt werden müssen und die alten abgebaut werden müssen, die Kosten für Abbau und Neubau sind so hoch und die Bauzeit dauert so lange, ich würde mich wundern wenn die Franzosen es schaffen auch nur die Hälfte der Reaktoren zu ersetzen, ich glaube nichtmal an ein Viertel, dafür wird das zu teuer bzw gibt es halt günstigere Optionen, darunter auch PV und Windkraft.


    Frage mich daher woher der Autor das hat, mit der Realität hat das nichts zu tun was er sich da so vorstellt.

    Welches Land außer Frankreich hat so einen hohen Anteil an Nuklearstrom, dass das ins Gewicht fällt?

    Bis vor Fukushima war z.B. Japan auch ein Land mit viel Atomkraft, die hatten 54 Reaktoren am laufen, danach haben die sehr viele abgeschaltet und jetzt laufen noch 6 Reaktoren.

  • Bis vor Fukushima war z.B. Japan auch ein Land mit viel Atomkraft, die hatten 54 Reaktoren am laufen, danach haben die sehr viele abgeschaltet und jetzt laufen noch 6 Reaktoren.


    Wir sind gerade so nicht mehr in den Top 20 laut dieser Wikipedia-Liste: https://en.wikipedia.org/wiki/Nuclear_power_by_country


    # Land Anteil Kernenergie
    1 France 70.6%
    2 Slovakia 53.1%
    3 Ukraine 51.2%
    4 Hungary 48.0%
    5 Bulgaria 40.8%
    6 Belgium 39.1%
    7 Slovenia 37.8%
    8 Czech Republic 37.3%
    9 Armenia 34.5%
    10 Finland 33.9%
    11 Switzerland 32.9%
    12 Sweden 29.8%
    13 South Korea 29.6%
    14 Spain 22.2%
    15 Russia 20.6%
    16 Romania 19.9%
    17 United States 19.7%
    18 Canada 14.6%
    19 United Kingdom 14.5%
    20 Taiwan 12.7%
    21 Germany 11.3%


    Tatsächlich teilweise höhere Anteile als ich gedacht hätte, aber von den großen Industrieländern hat nur Frankreich einen Anteil über einem Drittel.

  • Vorab, was das Wort "experimental" sowie "could" bedeutet ist dir klar?


    Um es direkt zu sagen, was du da rausgesucht hast ist auch einfach nur Werbung von der Atomlobby, diesmal nur aus China, aber inhaltlich ist es fast das selbe wie die russischen Märchengeschichten die u. a. von Nuklearia vom BN800 verbreitet werden, nur als Miniversion, nennt man SMR (small modular reactor).

    Die Stichworte sind ähnlich wie beim BN800 Natriumkühlung, Transmutation usw...


    Nochmal zur Erinnerung, bei einem Brutreaktor wie dem BN800 kommt hinten mehr Scheiß raus als man vorher reingesteckt hat, da ist nichts mit weniger Müll...

    Die BN-Reaktoren sollen ein Brutverhältnis bis zu 1,3 erreichen können, also 30 % mehr Plutonium aus Uran-238 erzeugen können, als sie in der gleichen Zeit an spaltbarem Material verbrauchen.

    Und auch über SMR (also die Dinger aus der chinesischen Atomlobby Werbung) kann man zum Thema Transmutation folgendes lesen...

    Zwar könnten bestimmte Transurane wie Plutonium in ihrer Menge reduziert werden, auf der anderen Seite würde jedoch die Abfallmenge für andere langlebige radioaktive Spaltprodukte ansteigen, z. T. sogar um bis zu 75 Prozent (Cäsium-135) gegenüber der ohne P&T einzulagernden Menge

    Das sind übrigens auch die Konzepte die der bekannte "Starinvestor" Frank Thelen verbreitet, soweit ich mich erinnere erst noch vor ein paar Tagen bei Lanz...da hat ihn der weizenbiertrinkende Harald Lesch auch für ausgelacht weil die Idee mit der Atomkraft technisch gesehen einfach Unsinn ist.

    Und Marcel Fratzscher hat ihm erklärt das es ökonomisch Unsinn ist.

  • https://www.bbc.com/news/world-europe-59246899


    Zitat

    But on Thursday the country's long-time authoritarian leader Alexander Lukashenko warned: "If they impose additional sanctions on us... we must respond".


    "We are heating Europe, and they are threatening us," he said, referring to a Russian gas pipeline that runs through Belarus and into the EU.


    "And what if we halt natural gas supplies? Therefore, I would recommend the leadership of Poland, Lithuanians and other empty-headed people to think before speaking."


    Und deswegen haben wir uns diese Pipelines gebaut.

  • ...ich dachte das Gasverteilungsnetz ist in der EU so integriert, dass sie ohne weiteres das Gas von uns beziehen können?

    Ja, soweit mir bekannt müsste das rein technisch funktionieren, vor ein paar Tagen lief die Yamal Pipeline ja anscheinend auch bereits mal eine kurze Zeit lang rückwärts...

    Russia's Yamal-Europe pipeline in reverse flow mode for 4th day

    Russia's Yamal-Europe pipeline, which normally sends gas westwards across Poland to Germany, was working in reverse mode for a fourth straight day on Tuesday and expected to stay that way until Wednesday, according to data from German operator Gascade. Flows into Germany at the Mallnow metering point, which lies on the Polish border, stopped early on Saturday and have not resumed, according to the data. Instead, gas is heading back east across Poland.

    ...

    ...aber es wäre ein interessanter Plot twist, denn ich frage mich ja schon wie Polen und die Ukraine etc ihre Hetze gegen NS2 in den letzten Wochen und Monaten damit vereinbaren könnten das die von ihnen behauptete Bedrohung durch NS2 sich in das Gegenteil gekehrt hat und jetzt als Schutz gegen eine Bedrohung durch die Deaktivierung der Yamal Pipeline dient.

  • Nun, Polen hat das bisher vorallem als deutsch-russische Zusammenarbeit gegen seine Interessen gesehen. Und das ja auch nicht ganz falsch.


    Mit der Strategie, die sie jetzt fahren, haben sie allerdings die Eröffnung von Nord Stream 2 meines Erachtens längst eingepreist. Sie wollen keine neuen Lieferverträge mehr mit Gazprom abschließen, weil sie durch Russland über die Gaslieferungen nicht mehr erpressbar sein wollen. Sie planen eine eigene Pipeline durch die Ostsee, wo sie sich von Norwegen via Dänemark direkt versorgen lassen wollen und sie bauen ihre Flüssiggas-Terminals. Aber sie werden Gas, was russischen Ursprung hat, auch über den Spotmarkt kaufen, weil es dann nicht mehr die direkte Beziehung gibt. Deshalb sind sie denke ich daran interessiert, dass Russland im vollen Umfang Gas auf den europäischen Markt liefern kann, um die Preise gering zu halten. Ich würde also sagen, bei ihrem Widerstand gegen Nord Stream 2 geht es nicht darum, die Eröffnung zu verhindern, vielleicht nicht mal unbedingt darum sie rauszuzögern, sondern die Profitabilität der Pipeline für Gazprom zu senken, indem man auf der Entflechtung besteht.


    Bei den Ukrainern weiß ich es nicht so genau, denke nicht, dass sie glauben das Projekt verhindern zu können, vermutlich wollen sie einfach gegen Russlands Interessen arbeiten.


    Was Polen vielleicht nicht unbedingt erwartet hat, ist, dass sie selbst und die EU so mit Weißrussland aneinander geraten, dass es zu dieser Situation kommt, wo Nord Stream 2 hätte nützlich sein können. Vielleicht würde die Pipeline auch in einen vorzeitigen Notfallbetrieb gehen, wenn es dazu käme. Ich bezweifle allerdings, dass Russland zulassen würde, dass Weißrussland diese Drohung umsetzt.

  • Nun, Polen hat das bisher vorallem als deutsch-russische Zusammenarbeit gegen seine Interessen gesehen. Und das ja auch nicht ganz falsch.

    Absolut richtig, ich habe ja auch nichts anderes behauptet, die Polen haben ein wirtschaftliches Interesse daran das möglichst viel Gas über die Jamal Pipeline läuft, die profitieren da z.B. von den Transitgebühren welche erst vor einiger Zeit wieder deutlich erhöht wurden:

    Polen erhöht Transitgebühren für Jamal-Pipeline

    Ab 2021 soll der Transit russischen Erdgases durch Polen über die Gasleitung Jamal Europa um 16,5 % teurer werden

    Die polnische Energieregulierungsbehörde hat einen neuen, ab 2021 gültigen Durchleitungstarif für die Transitgasleitung Jamal Europa genehmigt. Wie die Behörde mitteilte, soll sich das Entgelt für den Gastransport im Vergleich zum gültigen Tarif von
    2017 um 16,5 % erhöhen. Bereits 2018 bis 2020 hatte die Behörde versucht, den Transporttarif zu erhöhen. ...

    Was Polen vielleicht nicht unbedingt erwartet hat, ist, dass sie selbst und die EU so mit Weißrussland aneinander geraten, dass es zu dieser Situation kommt, wo Nord Stream 2 hätte nützlich sein können. Vielleicht würde die Pipeline auch in einen vorzeitigen Notfallbetrieb gehen, wenn es dazu käme. Ich bezweifle allerdings, dass Russland zulassen würde, dass Weißrussland diese Drohung umsetzt.

    Ich glaube nicht das Polen usw das nicht hätte erwarten können, so dumm sind die nicht, denen geht es einfach nur um die eigenen Vorteile:

    Russland wird in die Lage versetzt, Gasexporte nach Westeuropa auf direktem Wege zu gewährleisten. Somit ist sowohl der Lieferant als auch der Konsument künftig von Schwierigkeiten durch Transitländer unabhängig, beispielsweise wenn diese Preisangleichungen an das europäische Niveau nicht akzeptieren wollen. Bisher konnten Transitländer das Passieren ihres Territoriums als Druckmittel nutzen, um exklusive Lieferbedingungen für sich selbst durchzusetzen, und so die Versorgungssicherheit Westeuropas gefährden.

  • Kann sein, gut waren die polnisch-weißrussischen Beziehungen wohl auch vorher nicht. Andererseits ist das jetzt schon ziemlich eskaliert. Ich kann nicht einschätzen, ob diese Drohung schon länger als realistische Möglichkeit angesehen wird.

  • Die Klimakonferenz in Glasgow ist vorbei...und nach allem was man so dazu lesen kann hätte man sich diese Veranstaltung (vorallem CO2 technisch fürs Klima) auch sparen können, wie Greta Thunberg schon vor ein paar Tagen meinte, wir haben es da mal wieder nur mit einem Greenwashing Event zu tun...

    Wie erbärmlich

    Mehr Klimaschutz gibt es auch nach der Klimakonferenz nicht - nur so viel, wie vorher eh schon verabredet war. Das reicht nicht, das Ergebnis des Gipfels ist erbärmlich.

    ...auf dieser Klimakonferenz wurden keine Tore geschossen. Höchstens Eigentore verhindert. Bestes Beispiel sind die Regeln zum CO2-Handel. Länder können sich künftig Klimaschutz im Ausland dazukaufen. Das ist schön für große Verschmutzer, weil sie dann zu Hause weniger tun müssen. Aber selbst im allerbesten Fall wird dadurch nicht mehr Klimaschutz entstehen, sondern nur der, der eh verabredet war. Das reicht nicht.

    Die Konferenz war voll von wolkigen Versprechen - Methan reduzieren, weniger Wälder abholzen, früher raus aus der Kohle. Aber allein der Satz zur Kohle im Abschlusstext: so larifari weichgespült, dass selbst die Kohleländer Australien und Indien zustimmen konnten. Weil sie dadurch nichts ändern müssen.

    ...die Versprechen beim Klimaschutz sind immer noch viel zu wenig, vom Einhalten mal ganz zu schweigen. Wir liegen immer noch 1:5 hinten. Und wir loben uns dafür, dass wir den Ball am eigenen Strafraum hin- und herpassen, ohne uns die Haxen zu brechen.
    Wie erbärmlich. Und schon in wenigen Jahren pfeift der Schiri ab.

    Klimagipfel von Glasgow: Ende einer Farce

    Nach zweiwöchigen Verhandlungen endet die Weltklimakonferenz mit einer Abschlusserklärung, die ihr Papier nicht wert ist. Der Kontrast zwischen großer Rhetorik und dem Unwillen zu wirklichem Klimaschutz hat in Glasgow groteske Züge angenommen. Die Konferenz war vor allem eine Show der westlichen Staaten, um ihre Konkurrenz in China und Russland in die Enge zu treiben.

    Die Abschlusserklärung der UN-Klimakonferenz in Glasgow ist so schwach und unverbindlich, dass selbst ihre führenden Verhandler:innen beschämt vor die Kameras traten. EU-Kommissar Frans Timmermans etwa gab noch am Samstagabend seine „große Enttäuschung“ über das Ergebnis bekannt .

    Wenn die USA und die EU-Staaten jetzt China und Russland für das magere Gipfelergebnis verantwortlich machen, ist das jedoch nichts weiter als Heuchelei. Zwar ist China mit einem weltweiten Anteil von ca. 30 Prozent der mit Abstand größte Verursacher von CO2-Emissionen.

    Auf die Bevölkerung berechnet produzieren die USA mit 14,4 Tonnen pro Person und Jahr jedoch noch immer doppelt so viel CO2 wie China. Auch Deutschland, die Niederlande, Finnland und Österreich schneiden in dieser Statistik schlechter ab als das „Reich der Mitte“. ...

    Solche Auftritte von Glasgow wie Boris Johnsons „Eine-Minute-vor-Mitternacht“-Rede, in der er die Staaten der Welt zur Rettung des Klimas aufforderte, entfalten vor diesem Hintergrund und der Ergebnislosigkeit des Gipfels erst recht ihren Zynismus. Der Widerspruch zwischen blumiger Rhetorik und niederen Absichten hätte in Glasgow größer nicht sein können.

    Ich kann alle Menschen verstehen die depressiv/psychisch krank werden und Angst haben vor der Zukunft, nicht nur wegen dem Klima bzw der Umwelt sondern z.B. auch wegen der damit zusammenhängenden Sozialpolitik, bei dem Weg den wir gehen wird das bereits die nächsten Jahre und Jahrzehnte in immer größeren Teilen der Welt eine immer hässlichere Situation werden...


    Edit: Man sieht das es schlimm sein muss wenn sogar der BDI mehr Klimaschutz fordert...

    "Diese Abschlusserklärung ist ein Betrug"

    ...

    So erklärte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI): "Die Industrie bedauert, dass auf der Weltklimakonferenz in Glasgow der dringend notwendige große Wurf für den Klimaschutz nicht gelungen ist. Im Kampf gegen die weiter fortschreitende Erderwärmung sind stärkere internationale Kooperation und verbindliche Klimaschutzziele praktisch aller Staaten unverzichtbar."

    ...
  • Ich glaube ja weiterhin nicht, dass es an Nord Stream 2 hängt. Insofern könnten wir doch mal auf die Eröffnung wetten. Alles zwischen morgen und nie. Ich würde sagen sie bekommen eine Betriebsgenehmigung Mitte Dezember (dieses Jahr, natürlich).


    Nun:


    https://www.bundesnetzagentur.…E/2021/20211116_NOS2.html



    Scheint mir geeignet zu sein, auf eine Verzögerung von Monaten hinauslaufen, aber wer weiß.


    Da ihr alle nicht gewettet habt, liege ich trotzdem am nächsten dran.

  • hier an Haustüren kleben gesehen... zum glück, immerhin, nich bei mir daheim...



    …. vor allem „weil Putin Gaslieferungen kürzt“ 😂.

    Was für ein Schwachsinn! Spätestens nachdem gestern in allen Nachrichten zu hören war, dass unsere Behörde hier derzeit ordentlich Öl ins Feuer gießt, kann man diese Story so einfach ja niemanden mehr verkaufen… aber ich weiß schon…ist wohl ne ältere Ausgabe, wenn mich nicht alles täuscht.

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