Klimawandel [Sammelthread]

  • Die ganzen Sanktionen gegen Russland zahlt man irgendwann selbst zurück, immer.


    Europa drängt Russland den Gas-Durchfluss durch die Ukraine zu erhöhen, Putin sagte eben, das alte Pipeline-System liege bei 80% Belastung und "wenn man Pech hat" könnte die ganze Route ausfallen - Russland spielt auf unserer Außen/Energiepolitik wie auf einer Kinderflöte - die Hilflosigkeit im Westen ist erschreckend. Ist auch erschreckend das Europa keine langfristigen partnerschaftlichen Strategien hat und statt dessen abwechselnd manisch oder depressiv reagiert und dann noch schmollend Hilfe vom sogenannten Feind einfordert...

  • Hier ist ein "reality check" von BBC zu der Frage: "Europe gas prices: How far is Russia responsible?" Die haben kein Fazit, aber ich würde sagen es ist: Puh ... vielleicht?


    https://www.bbc.com/news/58888451


    So und dann lese ich das hier:


    Zitat

    The UK's gas storage is currently at full capacity - but Russia only provides about 5% of the country's usage, so it's less reliant on Russian imports than other European countries.


    Also nicht nur importiert das United Kingdom offenbar fast kein Gas direkt aus Russland - da könnte man noch sagen, ja gut aber von Spotmarktpreisen in Europa sind sie genauso betroffen. Aber dann schreiben sie ja auch, dass deren Gasspeicher im Gegensatz zu denen im Rest von Europa und Russland voll sind.


    Aber sich hinstellen und mit am lautesten rumposaunen. Was erlaube?

  • Dann noch das hier:


    https://www.nytimes.com/2021/1…-nord-stream-germany.html



    Okay, scheint sich mit meiner Einschätzung zu beißen. Also habe ich mal das Transkript rausgesucht:


    http://kremlin.ru/events/president/transcripts/66916


    Zitat

    Х.Гэмбл: Заместитель Председателя Правительства Российской Федерации Александр Новак на прошлой неделе высказал предположение, что быстрое устранение регуляторных сложностей перед началом работы «Северного потока-2» может по крайней мере в краткосрочной перспективе смягчить газовый кризис в Европе. Скажите, пожалуйста, Вы получили от Европы какие то сигналы, что они могут ускорить этот процесс устранения административных барьеров, для того чтобы как можно скорее «Северный поток» заработал?


    В.Путин: Нет. Наоборот, мы видим, что административные барьеры не снимаются, существуют различные вопросы, связанные с Третьим энергетическим пакетом в Европе, которому подчиняется в том числе и этот проект. Там существует ряд деталей, с которыми я не хотел бы сейчас здесь вдаваться в подробности. Они существуют, эти административные барьеры, они пока не преодолены, не сняты. Знаю, что у компании «Северный поток-2» идёт дискуссия, в том числе и с немецкими властями. Немецкий регулятор должен принять соответствующее решение, а они пока этого решения не приняли. Но, конечно, если бы мы смогли увеличить поставки по этому маршруту, это уж на сто процентов, можно совершенно уверенно сказать, что напряжённость на европейском энергетическом рынке, конечно, существенно бы понизилась. Это повлияло бы, конечно, и на цены на европейском рынке на газ. Это очевидная вещь. Но административные барьеры пока не дают возможности это сделать.


    Das englische Transkript vom Kreml ist leider noch nicht vollständig: http://en.kremlin.ru/events/president/transcripts/66916


    Aber, ich glaube die Übersetzung der New York Times hat einen Fehler:


    Zitat

    Но, конечно, если бы мы смогли увеличить поставки по этому маршруту, это уж на сто процентов, можно совершенно уверенно сказать, что напряжённость на европейском энергетическом рынке, конечно, существенно бы понизилась. Это повлияло бы, конечно, и на цены на европейском рынке на газ. Это очевидная вещь.

    Zitat

    “Of course, if we could expand supplies along this route, then, 100 percent, I can say with absolute certainty, the tension on the European energy market would significantly decline, and that would influence prices, of course. This is an obvious thing.”


    Meines Erachtens ist da eigentlich gemeint, dass weil die Route, sprich Nord Stream, bereits zu hundert Prozent ausgelastet ist, man durch Hinzunahme von Nord Stream 2 auf jeden Fall mehr - also mehr, im Sinne von früher - Gas ausliefern kann, aber nicht im Sinne von dann sind sie bereit mehr Gas zu liefern, als von den momentanen Verträgen gedeckt ist.


    Die Überlegung dahinter ist, dass Gas, das über die Nord Stream-Route geht, auch nicht einfach auf einem anderen Transitweg geschickt werden kann, ohne den Preis zu verändern. Wenn der Kunde bereit ist draufzuzahlen um das Gas schneller zu bekommen, würde Gazprom das vielleicht auch tun. Ändert aber an der grundsätzlich engen Produktionsseite meines Erachtens nichts. Das Gas ist ja immer in irgendwelchen Zwischenspeichern und fließt nicht von Jamal bis nach Mecklenburg-Vorpommern durch.


    Naja, mal schauen, was die Kreml-Übersetzung draus macht.

  • Mein Gasspeicher ist auch voll. Frage mich, wie groß UKs ist.


    Upps, offenbar nicht allzu groß. Das erklärt dann wohl doch die Aufregung:


    https://www.theguardian.com/bu…to-winter-gas-price-hikes


    Zitat

    The UK’s stores hold enough gas to meet the demand of four to five winter days, or just 1% of Europe’s total available storage. The Netherlands has capacity more than nine times the UK’s, while Germany’s is 16 times the size.

  • Frage mich, wie groß UKs ist.

    Nicht groß, hier ein paar Füllstände von vor einigen Tagen im Vergleich:

    gsuk0hj6x.jpg

    Die Gründe für die niedrige Gasspeicherkapazität in UK sind auch interessant:

    ‘Relying on luck’: why does the UK have such limited gas storage?

    Analysis: Closure of huge storage plant, misplaced optimism in fracking and demise of North Sea gas have all played a part

    ...

    The UK’s stores hold enough gas to meet the demand of four to five winter days, or just 1% of Europe’s total available storage. ...

    ...The Rough storage facility, owned by Centrica, the parent company of British Gas, provided 70% of the UK gas storage capacity for more than 30 years before it shut in 2017 following a government decision not to subsidise the costly maintenance and upgrades needed to keep the site going. ...

    For decades the UK had been able to avoid investment in costly storage in favour of tapping its domestic North Sea reserves for gas on demand. So why did the UK believe it could continue to do without even as those reserves declined?

    In 2013, the then energy minister Michael Fallon said the decision to allow Rough to close would save the UK £750m over 10 years.

    ...critics warned that the shutdown of the North Sea site would leave the UK exposed to the volatility of the global gas market, and forced to compete with other nations to attract imports with sky-high prices.

    ...

    Edit: Wemire war etwas schneller...

  • Die ganzen Sanktionen gegen Russland zahlt man irgendwann selbst zurück, immer.


    Europa drängt Russland den Gas-Durchfluss durch die Ukraine zu erhöhen, Putin sagte eben, das alte Pipeline-System liege bei 80% Belastung und "wenn man Pech hat" könnte die ganze Route ausfallen - Russland spielt auf unserer Außen/Energiepolitik wie auf einer Kinderflöte - die Hilflosigkeit im Westen ist erschreckend. Ist auch erschreckend das Europa keine langfristigen partnerschaftlichen Strategien hat und statt dessen abwechselnd manisch oder depressiv reagiert und dann noch schmollend Hilfe vom sogenannten Feind einfordert...

    So ist es!!

  • Ich würde sagen sie bekommen eine Betriebsgenehmigung Mitte Dezember (dieses Jahr, natürlich).


    Gestrichen. Ich habe etwas über das Genehmigungsverfahren gelesen:


    https://www.bundesnetzagentur.…6/BK7-21-0056_Antrag.html


    Zitat

    Die Frist nach § 4a Abs. 5 EnWG hat am 08.09.21 begonnen. Die Bundesnetzagentur hat damit vier Monate Zeit, um einen Entscheidungsentwurf zu erstellen und der Europäischen Kommission zu übermitteln.


    https://www.gesetze-im-internet.de/enwg_2005/__4a.html


    Laut Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) § 4a Abs. 6:


    Zitat

    (6) Die Regulierungsbehörde hat binnen zwei Monaten nach Zugang der Stellungnahme der Europäischen Kommission oder nach Ablauf der Frist des Artikels 51 Absatz 1 der Verordnung (EU) Nr. 2019/943 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. Juni 2019 über den Elektrizitätsbinnenmarkt (ABl. L 158 vom 14.6.2019, S. 54) oder des Artikels 3 Absatz 1 der Verordnung (EG) Nr. 715/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. Juli 2009 über die Bedingungen für den Zugang zu den Erdgasfernleitungsnetzen und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1775/2005 (ABl. L 211 vom 14.8.2009, S. 36, L 229 vom 1.9.2009, S. 29), ohne dass der Regulierungsbehörde eine Stellungnahme der Europäischen Kommission zugegangen ist, eine Entscheidung zu treffen. Hat die Europäische Kommission eine Stellungnahme übermittelt, berücksichtigt die Regulierungsbehörde diese so weit wie möglich in ihrer Entscheidung. Die Entscheidung wird zusammen mit der Stellungnahme der Europäischen Kommission im Amtsblatt der Bundesnetzagentur in nicht personenbezogener Form bekannt gegeben. Trifft die Regulierungsbehörde innerhalb der Frist nach Satz 1 keine Entscheidung, gilt der betreffende Transportnetzbetreiber bis zu einer Entscheidung der Regulierungsbehörde als zertifiziert.


    https://eur-lex.europa.eu/LexU…2009:211:0036:0054:DE:PDF


    Laut Artikels 3 Absatz 1 der Verordnung Nr. 715/2009


    Zitat

    Artikel 3


    Zertifizierung von Fernleitungsnetzbetreibern


    Wenn die Kommission die Mitteilung über die Zertifizie­rung eines Fernleitungsnetzbetreibers nach Artikel 10 Absatz 6 der Richtlinie 2009/73/EG erhalten hat, prüft sie diese Mitteilung unmittelbar nach ihrem Eingang. Die Kommission übermittelt der zuständigen nationalen Regulierungsbehörde innerhalb von zwei Monaten nach dem Tag das Eingangs der Mitteilung ihre Stellung­nahme bezüglich der Vereinbarkeit mit Artikel 10 Absatz 2 oder Artikel 11 sowie mit Artikel 9 der Richtlinie 2009/73/EG.


    Sobald der Zertifizierungsentwurf des Bundesnetzagentur an die EU-Kommission gegangen ist, besteht eine Frist von zwei Monaten bevor eine Entscheidung über die Zertifizierung durch die Bundesnetzagentur fallen kann. Und bei diesem politisch heiklen Thema kann ich mir nicht vorstellen, dass die Kommission ihre Stellungnahme unmittelbar wieder rausschickt, ohne sich zumindestens mehrere Wochen Zeit zu lassen.


    Wenn der Entwurf morgen rausgeht, selbst wenn die Kommission die zwei Monate ohne Antwort verstreichen lässt, könnte es also noch Mitte Dezember werden, aber dieser zusätzliche Zeitfaktor lässt mir das doch zu unsicher erscheinen.


    Ich ändere meinen Tipp also auf Mitte Januar 2022.


    (Wobei ich auch gelesen habe, dass der Betrieb schon mit dem Entwurf erlaubt werden kann. Ich sehe dafür allerdings keine Grundlage im Gesetz. Wenn es zutrifft, würde ich vielleicht sogar auf ein Datum vor Mitte Dezember tippen.)


    Um so weniger habe ich den Eindruck, dass die Russen hier auf eine schnelle Inbetriebnahme hoffen und die Lieferungen von Gazprom davon abhängig machen. Wenn Druck aufgebaut wird, dann denke ich eher mit dem Ziel die Gasmarktregeln zu ändern oder langfristige Verträge zu bekommen.

  • Übrigens die Komplikationen der Zulassung sind letztlich ein Ausdruck davon, dass viele andere europäische Staaten Nord Stream 2 nicht wollten, aber ich will nochmal sagen ohne Trumps Sanktionen wäre diese Kuh vermutlich längst vom Eis.

  • Das englische Transkript vom Kreml ist leider noch nicht vollständig: http://en.kremlin.ru/events/president/transcripts/66916


    Aber, ich glaube die Übersetzung der New York Times hat einen Fehler:


    Mittlerweile wurde weiterübersetzt. Leider keine Rückendeckung von den Kreml-Übersetzern:


    Zitat

    Но, конечно, если бы мы смогли увеличить поставки по этому маршруту, это уж на сто процентов, можно совершенно уверенно сказать, что напряжённость на европейском энергетическом рынке, конечно, существенно бы понизилась. Это повлияло бы, конечно, и на цены на европейском рынке на газ. Это очевидная вещь.

    Zitat

    Of course, if we could increase deliveries through this route, this would substantially ease tension on the European energy market. I am 100 percent sure about this. Of course, this would affect prices on the European gas market. This is obvious.


    Die verlegen den Teilsatz an eine andere Stelle, aber haben die gleiche Interpretation.

  • Um so weniger habe ich den Eindruck, dass die Russen hier auf eine schnelle Inbetriebnahme hoffen und die Lieferungen von Gazprom davon abhängig machen. Wenn Druck aufgebaut wird, dann denke ich eher mit dem Ziel die Gasmarktregeln zu ändern oder langfristige Verträge zu bekommen.


    https://oilprice.com/Latest-En…-Long-Term-Gas-Deals.html


    Zitat

    Russia’s gas giant Gazprom could increase production capacity if it sees higher demand for volumes under long-term supply contracts from Europe, Russian Deputy Prime Minister Alexander Novak said on Friday.


    Speaking about Gazprom’s production facilities and deliveries to Europe in September, Novak told Russian news outlet Business FM that production capacity can’t just be magically raised.


    “Of course, if Russia’s European partners increase orders and if the volumes in long-term contracts grow, I think that Gazprom will surely develop its production capacity,” Novak told Business FM in an interview on the sidelines of the Russian Energy Week.

  • Mittlerweile wurde weiterübersetzt. Leider keine Rückendeckung von den Kreml-Übersetzern:


    Ha, aber dafür von DeepL:


    Zitat

    Но, конечно, если бы мы смогли увеличить поставки по этому маршруту, это уж на сто процентов, можно совершенно уверенно сказать, что напряжённость на европейском энергетическом рынке, конечно, существенно бы понизилась. Это повлияло бы, конечно, и на цены на европейском рынке на газ. Это очевидная вещь.

    Zitat

    Aber wenn es uns gelänge, die Lieferungen über diese Route zu erhöhen, und zwar um hundert Prozent, dann können wir mit absoluter Sicherheit sagen, dass die Spannungen auf dem europäischen Energiemarkt natürlich deutlich abnehmen würden. Dies würde sich natürlich auch auf die Gaspreise auf dem europäischen Markt auswirken. Das ist eine offensichtliche Sache.


    Jetzt bin ich auf jeden Fall für die Machtübernahme durch die Maschinen.


  • Russian President Vladimir Putin said Russia stands ready to help Europe as its energy crisis continues. Putin said Europe's gas crisis was largely its own fault and that other suppliers, including the U.S., had reduced supplies to the region.


    "We are not using any weapons," Putin told CNBC in Moscow on Wednesday. "Even during the hardest parts of the Cold War Russia regularly has fulfilled its contractual obligations and supplies gas to Europe," he said.


    "So we have increased our supplies but others, including the U.S., have reduced their supplies." Russia can supply more, he said, "but we need requests to do that."

  • Wie passt das eigentlich zusammen?


    https://www.reuters.com/busine…nomy-ministry-2021-10-18/


    Zitat

    Germany does not see any gas supply shortages despite a slight drop in its storage levels from the week before, a spokesperson for the country's economy ministry said on Monday when asked whether reserves were still rising.


    Die ignorieren die Probleme von allen Unternehmen, die sich am Spotmarkt versorgen müssen, oder wie?

  • Mal ein Update zur „Energiekrise“ bzw. „Preiskrise“; Aktuell scheint sich der Gaspreis im TTF (europäischer Leitindex) und JKM (asiatischer Leitindex) auf 100€/MWh einzupendeln, was unsere Energieversorger vor echte Probleme stellt. Der „übliche“ Preis lag halt bei 20€/MWh. Im Strom sehen wir eine ähnliche Entwicklung, wobei bei derartig hohen Gaspreisen plötzlich wieder Kohlekraftwerke eine Renaissance erleben und die Strompreise eher beim vier- als beim fünffachen Niveau halten. Man hat das Gefühl, dass man seitens der Politik einfach auf einen milden, windigen Winter hofft, getreu dem Motto: „et hätt noch immer jot jejange“. Das kann sich als fatale Fehleinschätzung herausstellen und man wird bei kalten Wettervorhersagen noch doppelt so hohe Preisniveaus als derzeit bestaunen können. Man wird auf Putin schimpfen, aber das ist natürlich zu einfach und wird außerdem dann niemanden mehr helfen. Fakt ist: Bei einem Winter wie dem letzten reichen die Gasspeicher kaum aus und werden bis an den Rand leer gefahren. Zudem werden wir dank der hohen Kohlekraftwerkslaufzeit unsere Klimaziele mehr als krachend verfehlen. Was ich mich an der Stelle frage: Ist Geopolitik der EU, aber auch Deutschland und nicht zuletzt den Grünen, wirklich wichtiger als Klimapolitik oder gar Versorgungssicherheit? Es scheint so zu sein. Nord Stream 2 ist das Projekt an dem gerade alles hängt. Man kann es aus klimapolitischen Aspekten durchaus kritisieren, jedoch ist es für eine Beerdigung nun doch etwas zu spät. Wenn die EU/DEU den Transit über die Ukraine gewollt hätte, hätte man früher darauf hinwirken müssen. Man hätte schon vor der Planung der Pipeline Signale Richtung Gazprom senden müssen, dass eine 2. Nord Stream unerwünscht ist und der Ukraine finanzielle Mittel an die Hand geben müssen, damit die bisherige Pipeline modernisiert wird. Man hätte auch Gazprom bei den Transitgebühren entgegen kommen müssen, aber so wie es jetzt aussieht, scheint mir die EU (inkl. Pipelinegegner) vollkommen widersprüchlich und unseriös zu argumentieren. Man kann nicht einfach einem 10mrd.-Dollarprojekt nachträglich einen anderen Rechtsrahmen geben (2019- EU-Gasrichtlinie) in der Hoffnung, dass die Pipeline entweder nie in Betrieb genommen oder der Kontrolle deutscher Behörden übergeben wird und dann herum lamentieren, wenn der Betreiber seine schon lange bekannte Marktmacht ausnutzt um nach den alten Rechtsrahmen über die neue Pipeline liefern zu können.

    Gefährlich ist mittlerweile der Umstand, dass keiner von beiden ohne Gesichtsverlust diese Krise mehr lösen kann. Einzig ein aufhebendes Urteil des EUGH wäre vielleicht noch ein Ausweg, aber ansonsten muss bei einem kalten Winter die EU nachgeben oder Gazprom akzeptiert dieses Gesetz (was ich mir überhaupt nicht vorstellen kann). Sollte es eskalieren und Gazprom zur Einschätzung gelangen, dass sich auf einem derartig hohen Preisniveau auch ohne NordStream2 genug Geld verdienen lässt, können wir unsere bisherige Klimaschutzstrategie vergessen. Diese sah schließlich einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien vor in Verbindung mit ausbalancierenden Gaskraftwerken (die anders Atom- und Kohle je nach Wind und Sonne schnell hoch und wieder herunter gefahren werden können). Was ich schon immer befürchtet habe, scheint nun schneller einzutreten, als ich es mir jemals vorstellen konnte; wir werden Probleme mit unserer Energieversorgung bekommen.

    Das Thema wird je nach Wetter den ganzen Winter über bleiben. Bald gehen auch bei uns die Briefe raus, die eine spürbare Preiserhöhung vorsehen und schon im November könnten die Nachrichten voll sein mit Meldungen über den „Preishammer“. Es könnte die erste richtige Krise der neuen Koalition werden…. Man wird die Pipeline in Betrieb nehmen müssen und Klimaschutzorganisationen werden sich von den Grünen verraten fühlen. Man vereinfacht einfach zu viel. Man müsste erklären, zuhören und abwägen anstatt polemische Kommentare auszutauschen. Das ist wirklich das größte Problem, was ich mit dieser ganzen Debatte so habe.

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