Klimawandel [Sammelthread]

  • Ich verstehe immer noch nicht, warum Nordstream 2 jetzt nicht schnell in Betrieb gehen soll?


    Also da sie auch über die Pipelines via Weißrussland weniger liefern als Kapazität vorhanden wäre, gehe ich nicht davon aus, dass es darauf ankommt. Es hilft natürlich der Versorgungssicherheit und die Kosten für Gazprom sind deutlich geringer, was bei der internen Kalkulation, wo das Gas hingeht, vermutlich hilft.


    Wie gesagt, meine Vermutung wäre die Russen können jetzt absehen, dass sie ihr Einspeicherziel erreichen, und ab Anfang November mehr liefern. Wenn das so ist, wird der Markt sehr bald feststellen, dass im Oktober doch nicht viel mehr kommt und dann geht der Preis in eine neue Höhe, aber ab November sollte es eine Entlastung geben.


    Vielleicht handeln die Russen noch heraus, die Mehrkosten für zusätzlichen Transit über die Ukraine oder andere Länder von Gazprom durch die EU-Länder bezahlen zu lassen. - Putin hatte, wenn ich mich recht entsinne, Andeutungen über eine "kommerzielle" Lösung des Problems gemacht.


    Ich denke aber nicht, dass die Russen auf eine unbedingte Inbetriebnahme von Nord Stream 2 in diesem Jahr bestehen. Weil ich letztlich nicht glaube, dass sie fürchten, eine neue deutsche Regierung würde die Pipeline in Frage stellen. Ansonsten scheinen sie mehr damit beschäftigt zu sein, den Spotmarkt zu geißeln.


    Interessant ist daran natürlich, dass bislang keine andere Pipeline diesen Quatsch über sich ergehen lassen musste.


    Nun doch alle anderen Pipelines innerhalb der EU. Die 2019er Änderung der Gasmarkt-Direktive bedeutet letztlich nur, dass (neue) Pipelines mit Ausgangpunkt in einem Nicht-EU-Land (weiß nicht wie der EWR einbezogen ist) jetzt den gleichen Anforderungen unterliegen wie die Pipelines innerhalb der EU. Und ich vermute mal nicht, dass der Regulierer sich komplett neue Regeln für Gazprom ausdenkt.


    Das ist auf jeden Fall ein Lex Gazprom, würde theoretisch aber genauso andere neue Pipelines anderer Betreiber treffen. Ich wüsste nur nicht, dass da andere im Bau wären. Durch die Beschränkung der Gültigkeit auf Neubauten/Neuinbetriebnahme ab einem bestimmten Datum ist das Gesetz sicherlich angreifbarer. Vielleicht führt das am Ende dazu, dass auch alle anderen externen Pipelines dem Regime unterworfen werden müssen.

  • Zitat

    Der Chef des Energiekonzerns Rosneft, Igor Setschin, sagte, dass in einem Pilotprojekt zehn Milliarden Kubikmeter Gas für den Export bereitgestellt werden sollten, um die Preise zu stabilisieren. Rosneft könnte zudem neben Gazprom künftig die Kapazitäten von Nord Stream 2 nutzen.


    Gazprom don't like that.

  • Man wollte dieses Projekt bis jetzt aus politischen Gründen verhindern. Hier gehen also Energieversorger und Stadtwerke nicht aus klimaschutzgründen vor die Hunde, sondern weil sich die EU irgendwann mal einen ganz beschissenen Plan ausgedacht hat wie man Gazprom maximal reizen kann und NS2 entweder verhindert oder der maximalen Kontrolle der EU überführt. Ohne Gesichtsverlust kann die EU oder die BNETZA NS2 nicht mehr in Betrieb gehen lassen.

    Dass es politische Bestrebungen gab, NS2 zu verhindern ist ja klar. Aber letztendlich haben die Amerikaner doch eingelenkt und den Widerstand zumindest offiziell aufgegeben.


    Aber da die Änderung der Gasrichtlinie ja nun auch schon zweieinhalb Jahre alt ist, kann man doch nicht zuerst die Fertigstellung der Pipeline genehmigen, und dann im Nachhinein feststellen wollen, dass sie aus wettbewerbsrechtlichen Gründen so gar nicht betrieben werden könne.


    Das ergibt doch keinen Sinn.

  • Dass es politische Bestrebungen gab, NS2 zu verhindern ist ja klar. Aber letztendlich haben die Amerikaner doch eingelenkt und den Widerstand zumindest offiziell aufgegeben.


    Aber da die Änderung der Gasrichtlinie ja nun auch schon zweieinhalb Jahre alt ist, kann man doch nicht zuerst die Fertigstellung der Pipeline genehmigen, und dann im Nachhinein feststellen wollen, dass sie aus wettbewerbsrechtlichen Gründen so gar nicht betrieben werden könne.


    Das ergibt doch keinen Sinn.

    Ich denke dazu müsste man sich jetzt mal diese Richtlinie genauer anschauen… Sie dient definitiv dazu Gazproms Rolle als Eigentümer zu beschneiden. So richtig Zeit mich damit auseinanderzusetzen hatte ich vor lauter Panik aber bislang nicht. Wemir magst Du uns was darüber erzählen, warum diese Richtlinie eigentlich so wichtig ist und warum wir das jetzt unbedingt „brauchen“? Oder ist es nur Schikane?

  • Die Ausdehnung auf Nord Stream 2 würde ich für Schikane halten als politisches Zugeständnis an die Gegner des Projekts innerhalb der EU

    Ja gut. das kann ja durchaus sein.


    Aber wenn die Gaspreise überall in Europa explodieren und kleinere Versorger in den Ruin treiben, dann fehlt mir da irgendwie das klare Kosten/Nutzen-Verhältnis.


    Letztendlich geht's bei der ganzen Anti-Russland-Geschichte doch auch nur ums Geschäft.

  • So halb, in einigen der osteuropäischen Länder gibt es einfach eine tiefe Abneigung gegen Russland. Und insbesondere die Polen haben die deutsch-russische Kooperation bei Nord Stream 2 direkt mit einer Neuauflage des deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrags in Zusammenhang gebracht.


    https://biznesalert.pl/nord-st…pierw-moskwe-potem-kijow/


    (Eine der neueren Erwähnungen.)

  • Ja gut. das kann ja durchaus sein.


    Aber wenn die Gaspreise überall in Europa explodieren und kleinere Versorger in den Ruin treiben, dann fehlt mir da irgendwie das klare Kosten/Nutzen-Verhältnis.


    Letztendlich geht's bei der ganzen Anti-Russland-Geschichte doch auch nur ums Geschäft.

    Also Theorie habe ich schon dazu; wenn es der Plan von Trump damals war die Preise für LNG für die Schieferölproduzenten möglichst hoch zu treiben, dann ist dieser Plan schonmal vollends aufgegangen. Man schickte ja völlig bewusst Europa ins Wettbieten mit Asien um LNG-Mengen. (Während der Corona-Pandemie gab es sicherlich erstmal viel zu viel Angebot, aber danach eben nicht mehr…)

    Die Polen verdienen wie die Ukrainer an der Gasdurchleitung und waren in dieser Hinsicht amerikanische Verbündete im Verhindern von NS2.


    Edit: …und natürlich konnten auch die Amerikaner keine Interesse daran haben, dass Pipelinegas in Westeuropa durch weniger Durchleitungsgebühren nochmal deutlich billiger wird. Da ist LNG nämlich irgendwann wirklich raus…


    Also geschäftliche Gründe das zu verhindern gab es viele


    Tilo Fand Dein Nachfragen bei der BPK rund um NS2 extrem gut! Vielleicht wusstest Du es nicht, aber man merkte der guten Dame vom Wirtschaftsministerium, die etwas blass und zittrig wirkte, schon an, dass ihr bewusst war, dass jedes Wort aus ihrem Mund rund um die Welt Milliardenbeträge bewegen kann. Mich würde mal interessieren inwieweit das Wirtschaftsministerium/Bundesnetzagentur die wirtschaftliche Lage der Stadtwerke und Versorger noch im Blick hat. Die sollen schließlich später mal all die regionalen Klimaschutzprojekte finanzieren und stemmen. Diese Energiepolitik und der jetzige Energiemarkt, der völlig unberechenbar geworden ist und für viele Versorger auch hohe finanzielle Schäden bedeutet, macht derartige Investitionen allerdings geradezu unmöglich. Mancherorts geht es nur noch ums nackte Überleben.

  • Klar, die Transitländer der alten Routen sind hier wirtschaftlich die Verlierer.


    Wobei ich mich frage, ob bei der polnischen Erklärung keinen neuen Liefervertrag mehr mit Gazprom einzugehen, vielleicht auch die sich rapide verschlechternden Beziehungen zu Weißrussland eine Rolle spielen. Denn die profitieren ihrerseits als Transitland von Gasexporten nach Polen. Da kaufen sie dann am Ende doch lieber Gas auf dem EU-Markt, selbst wenn es über Nord Stream 2 reingekommen ist.


    Grundsätzlich wollen die Polen aber auch die Gefahr, dass Gaslieferungen als Druckmittel gegen sie eingesetzt werden, reduzieren. Solange sie als Transitland gebraucht wurden, war die Überlegung, dass Russland sich das nicht leisten kann. Da sind wir wieder bei der Abneigung bzw. dem davon abgeleiteten Misstrauen, dass die Russen dank Nord Stream 2 nun frei sind zu diesem Druckmittel zu greifen.

  • Klar, die Transitländer der alten Routen sind hier wirtschaftlich die Verlierer.


    Wobei ich mich frage, ob bei der polnischen Erklärung keinen neuen Liefervertrag mehr mit Gazprom einzugehen, vielleicht auch die sich rapide verschlechternden Beziehungen zu Weißrussland eine Rolle spielen. Denn die profitieren ihrerseits als Transitland von Gasexporten nach Polen. Da kaufen sie dann am Ende doch lieber Gas auf dem EU-Markt, selbst wenn es über Nord Stream 2 reingekommen ist.


    Grundsätzlich wollen die Polen aber auch die Gefahr, dass Gaslieferungen als Druckmittel gegen sie eingesetzt werden, reduzieren. Solange sie als Transitland gebraucht wurden, war die Überlegung, dass Russland sich das nicht leisten kann. Da sind wir wieder bei der Abneigung bzw. dem davon abgeleiteten Misstrauen, dass die Russen dank Nord Stream 2 nun frei sind zu diesem Druckmittel zu greifen.

    Und die Polen bauen eben auch eifrig LNG Hubs und könnten langfristig als Erdgasimporteur auf diesem Weg profitieren… und solange kein russisches Pipeline-Gas in rohen Mengen durch NS2 fließt ziemlich gewaltig.


    https://www.gtai.de/gtai-de/tr…eitert-lng-terminal-21746

  • Ich habe den Eindruck die Einschätzung, dass Gazprom an der Grenze seiner Produktionsmöglichkeiten operiert, setzt sich durch. Hier ist eine weitere von Adeline Van Houtte eine Analystin bei der Economist Intelligence Unit:


    Zitat

    Comments from Mr Putin appear to have provided some comfort to the market. However, whether these additional gas supplies depend on a quick approval of Nord Stream 2 or not may not be the main issue.


    Currently, the Russian domestic gas market remains tight, with its inventories running low, output already near its peak and winter looming in Russia as well, limiting gas export capacity.


    There is also little sign that Gazprom — the Russian gas export pipeline monopoly, which supplies 35% of European gas needs — is attempting to pump more gas to Europe's spot buyers via existing routes, and overall given its small room for manoeuvre, it is unlikely that Gazprom could deliver more than around 190bcm (billion cubic meters) to Europe this year. European prices are unlikely to cool substantially in 2021.


    Das wird aber niemanden abhalten das als russische Vorenthaltung von Gas zu interpretieren. Zumal die Russen ihrerseits Limitierungen nicht offenlegen werden. Gerade die britische Regierung mit ihrer abschmierenden Versorgungslage kann einen Sündenbock für wenigstens einen Teil davon gut gebrauchen.

  • So halb, in einigen der osteuropäischen Länder gibt es einfach eine tiefe Abneigung gegen Russland. Und insbesondere die Polen haben die deutsch-russische Kooperation bei Nord Stream 2 direkt mit einer Neuauflage des deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrags in Zusammenhang gebracht.

    Nee. Das kaufe ich so nicht.


    Die Osteuropäer werden von den mächtigeren Wirtschaftsnationen - insbesondere Deutschland - zwar gerne vorgeschoben, um die Angst vor Russland, vor Flüchtlingen, oder vor Schuldenschnitten für Südeuropa zu schüren, aber hier geht's ja offensichtlich um eine Situation, die schlimmstenfalls zu einer Energiekrise in ganz Europa führen könnte. Und da gehören natürlich auch Polen und die baltischen Staaten dazu.


    Außerdem erscheint es mir eher unwahrscheinlich, dass Grüne Russlandfeinde, die Putin für seine zweifelhafte Haltung zu Menschenrechten, freiheitlich-demokratischer Grundorndung, Rechtsstaat und sonstigem Werte™-Blabla anprangern, dabei die nationalistische Angst-Propaganda einer rechtslastigen polnischen Regierung besonders am Herzen liegt, die selbst autokratische Züge aufweist.


    Es mag ja sein, dass da tatsächlich auch irgendwelche festgefahrenen Ressentiments mit rein spielen, aber man muss sowas ja wenigstens vor der Bevölkerung mit irgendewas zurecht rationalisieren.

    Wenn hier tatsächlich im Januar die Heizungen ausfallen, kann sich doch keine Regierung hinstellen und sagen, man habe das russische Gas leider nicht einspeisen können, weil die Polen sich einbilden, noch ein Hühnchen mit Russland rupfen zu müssen.


    Mir fehlt da im Moment einfach das rationale Narrativ.

  • Also ich denke nicht, dass es einen Widerstand gegen Nord Stream 2 gibt, der die Erwartung hat, den Betrieb noch aufzuhalten. Aber alles, was jetzt noch an Wartezeit anfällt ist ein stückweit die Trägheit all der früheren Versuche Widerstand aufzubauen. Insofern die Bundesnetzagentur selbst daran interessiert ist, Nord Stream 2 so schnell wie möglich zu eröffnen - muss sie die Zulassung gegen die übrigen Beteiligten absichern.


    Die mussten zum Beispiel PGNIG, ein großer polnischer Gaskonzern im Staatsbesitz, als Verfahrensbegleiter aufnehmen. Und deren Presseerklärung:


    https://pgnig.pl/aktualnosci/-…tream-2/newsGroupId/10184


    hier in englischer Übersetzung:


    https://gasnews.eu/all-news/pg…ertification-proceedings/


    klingt nicht so, als wären die auf eine schnelle Inbetriebnahme aus:


    Zitat

    “In the certification proceedings, we will also seek to ensure that the owner of Nord Stream 2 cannot avoid the application of ownership unbundling requirements, third party access and transparent tariffs which take into account the costs of the entire pipeline. We will prove consistently that Nord Stream 2 AG does not meet the formal and substantive requirements for the operator of the pipeline, in particular those relating to security of supply and the corporate structure of the company,” said Paweł Majewski.


    Letztlich wird deren Meinung nicht ausschlaggebend sein, aber anhören und einbeziehen muss man sie wohl.


    Die Polen machen auch andere Späße wie für Gazprom eine Strafzahlung von über sechs Milliarden Euro für die Verletzung polnischer Monopolvorschriften durch den Bau von Nord Stream 2 anzuweisen:


    https://www.reuters.com/articl…and-gazprom-idUKKBN26S163


    Also sieht nicht wirklich danach aus, dass die polnische Regierung gerade glaubt eine europäische Gaskrise abwenden zu müssen. Ich weiß ja nicht, vielleicht sehen die sich selbst einer guten Versorgungslage und der Rest ist ihnen eben egal.

  • Ein großer Gewinner dieser Gaskrise sind auch Kohlekraftwerksbetreiber. Die Polen können derzeit mit sehr viel Profit Strom exportieren

  • Ein großer Gewinner dieser Gaskrise sind auch Kohlekraftwerksbetreiber.

    Naja, aber nicht allen Kohlekraftwerksbetreibern geht das so, vor ein paar Tagen konnte man z.B. das hier lesen:

    Keine Kohle: Energiekrise erreicht STEAG-Kraftwerk Bergkamen-A

    Betreiber musste Steinkohle-Kraftwerk diese Woche abschalten. Energiekrise sorgt weiter für hohe Preise.

    Die globale Energiekrise mit Rekordpreisen für Erdgas und Kohle hat mittlerweile spürbare Auswirkungen bis nach Deutschland. Während chinesischen Fabriken teilweise der Strom abgedreht wird, musste diese Woche der Kraftwerksbetreiber Steag das deutsche Steinkohlekraftwerk Bergkamen-A stilllegen. Der Grund, wie STEAG gegenüber Bloomberg bestätigte: Nicht genügend Steinkohle, die per Binnenschiff verfügbar wäre. Was bedeutet das für den Winter in Europa?

    ...

    Edit:

    Die Polen können derzeit mit sehr viel Profit Strom exportieren

    Das tun sie aber nicht wenn ich das richtig sehe, zumindest nicht nach Deutschland, im Gegenteil exportieren wir aus Deutschland noch immer so 1-1,5GW Strom nach Polen(nicht nur diese Woche, die Wochen davor sehen ähnlich aus)

    im-ex.de-plr9ju4.jpg

  • Im Mittel scheinen sie etwas mehr zu exportieren.

    Das würde mich wundern, Polen hat bisher immer mehr importiert als exportiert...

    Polen - Abhängigkeit von Energieimporten bis 2019
    ...17.02.2021

    Die Statistik bildet die Abhängigkeit Polens von Energieimporten zur Deckung des Energiebedarfs in den Jahren 2002 bis 2019 ab. Die Energieabhängigkeit zeigt inwieweit sich eine Wirtschaft auf Importe verlässt, um seinen eigenen Energiebedarf zu decken. Sie wird als Nettoimport dividiert durch die Summe des Bruttoinlandsenergieverbrauchs (inkl. Lager) berechnet. Im Jahr 2019 wurden rund 47 Prozent des Energiebedarfs Polens durch Import gedeckt.

    ...sonst hätte man in den letzten Jahren ja auch nicht solche Nachrichten hier gehabt:

    Polnische Stromversorgung am Limit

    17.07.2019 - 11:38

    Posen (energate) - Die polnische Stromversorgung stößt seit Jahren an ihre Grenzen - vor allem im Winter und bei besonders hohen Temperaturen in den Sommermonaten. Der höchste Stromverbrauch im Winter 2018/19 entfiel auf den 25. Januar mit einem Wert von 26,5 Mio. kWh. Die Produktion in den heimischen Kohle- und Gaskraftwerken konnte zu diesem Zeitpunkt nur 91 Prozent (24,3 Mio. kWh) des Bedarfs decken.


    ...

    Der (fast) schwarze Montag in Polen

    6. August 2020

    Am 22. Juni 2020 schrammte Polen sehr nah an landesweiten Stromausfällen vorbei: Dem polnischen Stromnetz fehlten als Spitzenwert rund 13 Gigawatt an Strom. Die Regelenergiepreise erreichten Rekordniveau – das System kam an seine Grenzen.
    Eigentlich war es ein ganz normaler, frühsommerlicher Montag in Polen – bis eine Abfolge von unvorhergesehenen Zwischenfällen die größtenteils kohlegefeuerte Beschaulichkeit unterbrach. Eine ganze Reihe von Kraftwerken, darunter die größten Stromerzeugungskomplexe des Landes, meldeten Total- oder Teilausfälle ihrer Erzeugungskapazitäten...

    Edit: Leider findet man bei energy-charts nur Daten bis 2019 zu den jährlichen Stromflüssen, aber da sieht man auch das Polen mehr Import als Export hat...

    sf-pl90jic.jpg

  • Warte mal, was ist das?


    http://www.news.cn/english/2021-10/08/c_1310232914.htm


    Zitat

    Lavrov said that the European Commission retroactively extended legal requirements for the Nord Stream 1 gas pipeline, causing it to operate at just 50-percent capacity.


    Ich habe den Eindruck, dass der Lawrow nicht mehr so ganz auf der Höhe ist. Sollte man vermutlich mal austauschen, aber Putin hängt ja immer an den Leuten. Insofern meint er vielleicht das hier:


    https://www.lto.de/recht/hinte…line-energiesolidaritaet/


    Nicht die EU-Kommission hat eine Regulierung auf Nord Stream 1 ausgeweitet, sondern der Europäische Gerichtshof hat eine von Bundesnetzagentur und EU-Kommission eingeräumte Freistellung von Nutzungsauflagen für die Opal-Pipeline zu Gunsten von Gazprom kassiert. Darunter war die Aufhebung einer Kapazitätsbeschränkung auf 50% und weil die nun doch wieder greift macht das in Folge auch Nord Stream weniger wirtschaftlich.


    Hier sieht man auch wie das funktioniert, geklagt hatte Polen vor dem Gericht der Europäischen Union mit Erfolg. Deutschland ist wiederum gegen dieses Urteil vor den Europäischen Gerichtshof gezogen und hat verloren. Die Polen sind da überall hinterher und Nord Stream 2 wird vermutlich noch einiges an Klagen nach sich ziehen.


    Also wenn es nichts anderes ist. Aber fast hätte ich sagen können und dafür lese ich chinesische Propaganda.

  • Das würde mich wundern, Polen hat bisher immer mehr importiert als exportiert...


    Also in Kalenderwoche 40 meine ich, wenn man die Summe zuschaltet.


    Wenn man sich die Summe für das ganze Jahr ansieht, haben sie in der ersten Jahreshälfte deutlich mehr importiert. Aber in den letzten Monaten scheinen sie mehr Exporte zu haben. Liegt vielleicht tatsächlich an den Preisen.


    https://energy-charts.info/cha…=year&legendItems=0000001

  • Insgesamt habe ich den Eindruck, die Probleme auf dem Energiemarkt sind jetzt auch nicht fundamental anders begründet als die in anderen Märkten.


    Dieser Artikel unterstreicht den Punkt nochmal. Agnostisch gegenüber der Frage, was Gazprom gerade macht:


    https://www.reuters.com/busine…as-price-kemp-2021-10-08/



    (Wie gesagt ich tendiere zur Knappheit.)


    Aber die Grundlage für die Situation ist nicht das Ausmaß russischer Gaslieferungen:



    Ich habe auch die Einschätzung gesehen, dass Europa als "swing market" für LNG fungiert. Wir absorbieren also im Zweifel auch die Preisspitzen. Was bei mir den Eindruck festigt, dass dieses mobilere Flüssiggas gegenüber der statischeren Lieferbeziehung zwischen Quelle und Verbraucher bei einer installierten Gaspipeline eher ein Übel ist. (So man auf Gas setzt.) Wenig überraschend da es von den Usis gepusht wird.

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