Klimawandel [Sammelthread]

  • Da sieht man die ideologische Gesinnung der Grünen, NS2 als politische Strafinstrument abzuschalten. Wobei ich denke selbst wenn wir es blockieren würden gäbe es Vertragsstrafen und wir würden trotzdem zahlen aber selbstverschuldet nichts bekommen : )


    Es sieht generell hart aus, die EU wollte auch mehr Kohle aus Russland, die haben dankend abgelehnt, sie versorgen erstmal ihre asiatischen Stammkundschaft.

    naja....durch ist das Ding jetzt noch nicht. Und wenn es nun so kommen sollte, dass sie tatsächlich im Oktober liefern, kann man schon vermuten, dass es sich um ein äußerst erfolgreiches Erpressungsmanöver handelte.

    Zweifel bleiben, aber diese ständige Preistreiberei ist vorerst gestoppt. Welcher Versorger kauft bei diesen Mondpreisen, die sich aus Versorgungsängsten ergeben, jetzt noch Strom oder Gas, wenn die Pipeline voller Gas in der Ostsee liegt und letztlich nur noch die Sesselpupser aus Bonn da die Hand draufhalten. Die haben jetzt mal so richtig Druck...

  • Die Grünen hegen mittlerweile überwiegend Ressentiments gegen das russische Regime. Allerdings denke ich ihre Energiepolitiker bewerten die Situation nochmal anders.


    Weshalb ich diese Idee einer Erpressung für politische Rhetorik halte, ist neben diesen Erkenntnissen zur tatsächlichen Versorgungsmöglichkeit durch Gazprom die fehlende Voraussetzung dafür: Nämlich, dass sich Deutschland irgendwie ziert Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen. Ich denke nicht, dass Merkel all diese Mühe aufgewendet hat, die Unternehmung gegen zahllose Widerstände durchzubekommen, um auf der letzten Wegstrecke nochmal ihre Meinung zu ändern.


    Diese Regulierung, die eine formale Trennung zwischen Betreiber der Pipeline und Gaslieferant vorsieht, ist doch letztlich der europäischen Kompromisslösung von vor einigen Jahren geschuldet. (Ich meine es war die, für die sich die Bundesregierung angeblich ihren Vorbehalte gegen Artikel 13 der Direktiventwurfs zum Urheberrecht im Unionsmarkt von den Franzosen abgekauft haben soll.) Die deutschen Behörden haben regulative Freiheit bekommen, so dass uns im Wesentlichen niemand mehr reinreden kann. Aber die Anforderungen der Gasmarkt-Direktive, die damals auf Pipelines mit Ausgangspunkt im Nicht-EU-Ausland ausgeweitet wurde, müssen natürlich dennoch erfüllt werden.

  • Die Grünen hegen mittlerweile überwiegend Ressentiments gegen das russische Regime. Allerdings denke ich ihre Energiepolitiker bewerten die Situation nochmal anders.


    Weshalb ich diese Idee einer Erpressung für politische Rhetorik halte, ist neben diesen Erkenntnissen zur tatsächlichen Versorgungsmöglichkeit durch Gazprom die fehlende Voraussetzung dafür: Nämlich, dass sich Deutschland irgendwie ziert Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen. Ich denke nicht, dass Merkel all diese Mühe aufgewendet hat, die Unternehmung gegen zahllose Widerstände durchzubekommen, um auf der letzten Wegstrecke nochmal ihre Meinung zu ändern.

    Eine neue Regierung mit grüner Beteiligung könnte hier sicherlich schon noch eine andere Meinung haben. Ich habe noch keinen grünen Politiker gehört, der sich für NS2 ausgesprochen hat. Auch die FDP hat hier prominente Projektgegner in den Reihen (Lambsdorff?).


    Aber klar, so langsam aber sicher gehen die jetzigen Energiepreise an die Substanz der Unternehmen und unsere Politiker werden bald vor einem Scherbenhaufen stehen, wenn sie nichts dazu unternehmen die Preise merklich wieder ins Lot zu bringen. Selbst 50 €/MWh wären im Gas gerade ein Träumchen. Im Strom kostet der Donnerstag bereits 300 €/MWh. Das geht so nicht mehr. Das ist wirklich das Ende der Fahnenstange.


    Trotzdem habe ich nicht den Eindruck, dass das unsere Politiker gerade begreifen. Die leben einfach in ihrer eigenen Welt und verstehen wahrscheinlich nicht die Tragweite des Problems. Nach einer kurzen Beruhigung gestern, geht es heute weiter nach oben. Wahrscheinlich muss es wirklich erst eskalieren, bevor es besser werden kann.


    Diese Regulierung, die eine formale Trennung zwischen Betreiber der Pipeline und Gaslieferant vorsieht, ist doch letztlich der europäischen Kompromisslösung von vor einigen Jahren geschuldet. (Ich meine es war die, für die sich die Bundesregierung angeblich ihren Vorbehalte gegen Artikel 13 der Direktiventwurfs zum Urheberrecht im Unionsmarkt von den Franzosen abgekauft haben soll.) Die deutschen Behörden haben regulative Freiheit bekommen, so dass uns im Wesentlichen niemand mehr reinreden kann. Aber die Anforderungen der Gasmarkt-Direktive, die damals auf Pipelines mit Ausgangspunkt im Nicht-EU-Ausland ausgeweitet wurde, müssen natürlich dennoch erfüllt werden.

    Und was steht da so drin? Dass jeder Lieferant diese Pipeline nutzen können soll.... so oder so ähnlich. Wer soll denn dort Gas einspeisen und liefern? Die Stadtwerke Greifswald? Eine absolut schwachsinnige Regelung führt den kompletten europäischen Energiemarkt gerade an den Rand. Freilich kann man nicht alles auf diese Geschichte schieben, allerdings spielt dieses Projekt bei dem was gerade vor sich geht, schon eine der Hauptrollen.


    Zitat von Wemire

    "ist neben diesen Erkenntnissen zur tatsächlichen Versorgungsmöglichkeit durch Gazprom"

    Naja.... ich weiß Du hast da mal eine Interessante Quelle gebracht und da kann auch wirklich etwas dran sein. Auf der anderen Seite liegen die russischen Gasfelder nun mal wirklich j.w.d. und kein Schwein weiß was da im Grunde vor sich geht. Ich nehme jetzt mal nicht an, dass die die Pipeline jetzt befüllen ohne anschließend ordentlich liefern zu können. Und ob eine zusätzliche Belieferung nur über NS2 möglich ist.... wer kann das schon wissen?

  • Derzeit können sich, was NS2 und die Situation auf dem Gasmarkt betrifft angeht, alledings alle Propagandisten bestätigt fühlen. Diejenigen, die immer betonen, dass wir das Gas brauchen und auf der einen Seite und auf der anderen diejenigen, die immer von der russichen Abhägigkeit reden. Dass die aktuellen Probleme mit wein wenig Weitblick mehr vermeidbar gewesen wären und eigentlich keine Seite die ganze Geschcihte erzählt, spielt dabei keine Rolle.

    Wo bleiben eigentlich gerade die Flüssiggastanker?

    🕊 Lumpenpazifisten und Friedensschwurbler aller Länder, vereinigt euch! 🕊

  • Eine neue Regierung mit grüner Beteiligung könnte hier sicherlich schon noch eine andere Meinung haben.


    Also ich glaube es nicht, aber wird man sehen. Meines Erachtens ist eine Akzeptanz des Status Quo die Konsequenz ihres fehlgeleiteten Versprechens vom grünen Wachstum. Deswegen ist der Unterschied zur FDP ja auch nur die Umkehrung in Wachstum first, grünes second. Halte ich auch für den Grund hinter diesem Eindruck:


    Trotzdem habe ich nicht den Eindruck, dass das unsere Politiker gerade begreifen. Die leben einfach in ihrer eigenen Welt und verstehen wahrscheinlich nicht die Tragweite des Problems. Nach einer kurzen Beruhigung gestern, geht es heute weiter nach oben. Wahrscheinlich muss es wirklich erst eskalieren, bevor es besser werden kann.


    Wenn man absieht, dass man Nord Stream 2 erstmal akzeptieren muss, aber gegenüber Russland keine rhetorischen Zugeständnisse machen will, sagt man im Moment lieber gar nichts.


    Ich habe noch keinen grünen Politiker gehört, der sich für NS2 ausgesprochen hat.


    Jürgen Trittin mit Einschränkung vor ein paar Jahren: https://www.spiegel.de/wirtsch…d-stream-2-a-1244845.html


    Habe mal nach etwas neuerem gesucht. Hier ein Streitgespräch mit Bartsch von Anfang des Jahres:


    https://internationalepolitik.de/de/nord-stream-2-stoppen


    Da spricht sich Trittin gegen Nord Stream 2 aus. Allerdings ist das letztlich die gleiche Position, die er schon vorher vertreten hat. Wenn man es mit der Umstellung der Energiequellen ernst meint, sollte man das gesamte System neuer russischer Pipelines nicht fördern, weil es in die falsche Richtung geht. Trittin fehlt allerdings dieses tiefe Ressentiment gegen die russische Regierung, was die jüngere Generation von Grünen mindestens artikuliert.


    Und was steht da so drin? Dass jeder Lieferant diese Pipeline nutzen können soll.... so oder so ähnlich. Wer soll denn dort Gas einspeisen und liefern? Die Stadtwerke Greifswald? Eine absolut schwachsinnige Regelung führt den kompletten europäischen Energiemarkt gerade an den Rand. Freilich kann man nicht alles auf diese Geschichte schieben, allerdings spielt dieses Projekt bei dem was gerade vor sich geht, schon eine der Hauptrollen.


    Das ist die Änderung der Direktive: https://eur-lex.europa.eu/lega…PDF/?uri=CELEX:32019L0692


    Aber vermutlich muss man in die geänderte Direktive in ihrer Gesamtheit schauen. Mit den USA hat sich Deutschland offenbar geeinigt, aber man kann davon ausgehen, dass die ganze Zeit andere europäische Staaten über die EU versuchen eine Inbetriebnahme von Nord Stream 2 zu sabotieren. Wie gesagt, soweit ich weiß, haben wir den regulatorischen Spielraum, aber ich denke nicht, dass das bedeutet, dass unsere Aufsichtsbehörde beliebig agieren kann.


    Naja.... ich weiß Du hast da mal eine Interessante Quelle gebracht und da kann auch wirklich etwas dran sein. Auf der anderen Seite liegen die russischen Gasfelder nun mal wirklich j.w.d. und kein Schwein weiß was da im Grunde vor sich geht.


    Ich habe danach nochmal weitergeschaut. Und wenn man mal 10 Jahre zurückgeht, findet man lauter Quellen, die den Rückgang der Gasproduktion in der NPT-Region vorhersagen. Beispiel:


    https://www.sciencedirect.com/…abs/pii/S0301421510006579


    Zitat

    A field-by-field study of 83 giant gas fields shows that the major producing Russian gas fields are in decline, and by 2013 much larger supplies from the Yamal Peninsula and the Shtokman field will be needed in order to avoid a decline in production.


    Die alten westsibirischen Gasfelder haben die Spitze ihrer Produktion wohl auch schon kurz nach 2010 erreicht.


    Ich nehme jetzt mal nicht an, dass die die Pipeline jetzt befüllen ohne anschließend ordentlich liefern zu können. Und ob eine zusätzliche Belieferung nur über NS2 möglich ist.... wer kann das schon wissen?


    Naja, die Produktion in Jamal expandiert. Da ist genug vorhanden.

  • Derzeit können sich, was NS2 und die Situation auf dem Gasmarkt betrifft angeht, alledings alle Propagandisten bestätigt fühlen. Diejenigen, die immer betonen, dass wir das Gas brauchen und auf der einen Seite und auf der anderen diejenigen, die immer von der russichen Abhägigkeit reden. Dass die aktuellen Probleme mit wein wenig Weitblick mehr vermeidbar gewesen wären und eigentlich keine Seite die ganze Geschcihte erzählt, spielt dabei keine Rolle.

    Wo bleiben eigentlich gerade die Flüssiggastanker?

    Landen größtenteils in Asien. Die zahlen gerade noch mehr als wir. (JKM bei kanpp unter 125€/MWh)

  • Um das mal weiter zu unterfüttern. Über die Versorgungsprobleme von Gazprom haben auch schon zwei Bloomberg-Artikel spekuliert, Anfang und Ende September:


    https://www.bloomberg.com/news…size-of-exports-to-europe
    https://www.bloomberg.com/news…in-time-for-the-deep-cold



    Und dieser behördliche Aufruf bezieht sich tatsächlich auf den heimischen Markt, der ebenfalls eine ungedeckte Nachfrage hat:


    https://www.reuters.com/busine…tic-gas-sales-2021-09-27/


    Der neuere Bloomberg-Artikel erwähnt diese Aussage von Gazprom:


    https://www.gazprom.com/press/…/september/article537599/


    Zitat

    Gazprom is actively injecting gas into Russian UGS facilities. The daily average indicator for the first half of September is 325 million cubic meters.


    Das ist tatsächlich nicht sehr viel. Kommt auf knapp 10 Mrd m³ in einem Monat heraus. Laut dem Intellinews-Artikel kommen sie von einem Füllstand von 25 Mrd m³ und brauchen im Winter 75 Mrd m³. Im ersten Bloomberg-Artikel wird von einem Ziel von 72.6 Mrd m³ gesprochen. Zur Einordnung da der Artikel von einem "record level" spricht, es ist nicht so als ob sie deutlich mehr einspeichern als in den Vorjahren (jeweils auch 72 Mrd m³):


    https://www.gazprom.com/press/…9/november/article491485/
    https://www.gazprom.com/press/…/september/article513188/


    In jedem Fall mit 325 M m³ pro Tag kommen sie bis November nicht so viel weiter. Gazprom ist natürlich auch nicht der einzige russische Gasproduzent, aber vermutlich wird die Einspeicherung auch noch deutlich gesteigert werden. Dementsprechend ist weniger für den Export vorhanden. Wenn sie bis 1. November fertig sein wollen, wird vermutlich auch im Oktober nicht viel zusätzlich aus Russland kommen.


    Von Vitali Jermakow, der am Ende des neueren Bloomberg-Artikels zitiert wird, kommt in einem anderen Artikel noch diese Aussage:


    https://www.energyintel.com/00…96-de35-ab7e-1e96325a0000


    Zitat

    "Russian gas output has risen robustly and has been close to its maximum productive capacities but the necessity to fill the depleted domestic gas storage facilities in the third quarter of 2021 limited the availability of Russian gas for Europe when it was most needed," Oxford Institute of Energy Studies senior research fellow Vitaly Yermakov wrote in a note this week.


    Es gibt sogar Zweifel, dass wenn Nord Stream 2 jetzt schon laufen würde, ausreichend Gas vorhanden ist.


    Gazprom liefert jetzt auch über die südliche Route nach Europa hinein:


    https://www.gazprom.com/press/…21/october/article538916/


    Zitat

    Today, Hungary and Croatia started receiving Russian natural gas via a new route: the gas is supplied by the TurkStream gas pipeline and further across the national gas transmission systems of Bulgaria, Serbia, and Hungary.


    Das ist die transkaukasische Abzweigung vor der zentralen Route in die Ukraine. Das zapft also auch nicht wirklich andere Quellen an.


    Schließlich hier ist eine Übersicht von Gazprom, was sie gegenwärtig liefern:


    https://www.gazprom.de/investors/disclosure/actual-supplies/

  • Danke für die Quellen. Bislang war ja Deine Erkenntnis die, dass für NS2 ein „neues“ oder anderes Gasfeld angezapft wird und daher auch nur mehr Gas mit NS2 möglich wäre…. Das ist ja auch die Hoffnung vieler und Gazprom kann jetzt soviel Geld verdienen, wie niemals zuvor. (Also Geld drucken wäre wirklich viel zu langsam im Vergleich dazu.)

    Was glaubst Du? Heute hat ein Generalanwalt NS2 geraten die Gasrichtlinie nochmal anzufechten.

  • Danke für die Quellen. Bislang war ja Deine Erkenntnis die, dass für NS2 ein „neues“ oder anderes Gasfeld angezapft wird und daher auch nur mehr Gas mit NS2 möglich wäre….


    Nun nicht ganz. Die Erdgasfelder auf der Jamal-Halbinsel versorgen auch Nord Stream und die Jamal-Europa- und Nordlichter-Pipeline, die durch Weißrussland laufen. Hier eine Karte von Wikipedia:


    Major_russian_gas_pipelines_to_europe.png


    Vor Jahren bevor Jamal ausreichend erschlossen war, wurden die nördlichen Pipelines auch noch aus der NPT-Region versorgt. Das ist meinem Verständnis nach die Abzweigung, die aus dem Strang aus Nadym von Punga nach Uchta verläuft.


    Nord Stream ist glaube ich ausgelastet, aber ich meine gelesen zu haben, dass der weißrussische Zweig ähnlich wie die zentrale Route über die Ukraine momentan nicht ausgebucht ist. Das mag allerdings damit zu tun haben, dass die Polen ihren Langzeitvertrag mit Gazprom nicht verlängern. Die setzen ab jetzt wohl auf LNG-Terminals und den europäischen Spotmarkt. (Ergänzung: Der Vertrag läuft erst nächstes Jahr aus. Sie haben jetzt nur bekannt gegeben, dass sie ihn nicht mehr verlängern wollen: https://www.polskieradio.pl/39…-gas-supply-deal-official)


    Also insofern, weiß ich nicht, ob das ein Zeichen ist, dass auch die Produktion im Norden im Moment (bis die russischen Gasspeicher gefüllt sind) nicht ausreichend liefert - wenn man die Möglichkeit einer Vorenthaltung ausnimmt.


    Was glaubst Du? Heute hat ein Generalanwalt NS2 geraten die Gasrichtlinie nochmal anzufechten.


    Tja, aber geht das schneller als die Zulassung?

  • Nord Stream ist glaube ich ausgelastet, aber ich meine gelesen zu haben, dass der weißrussische Zweig ähnlich wie die zentrale Route über die Ukraine momentan nicht ausgebucht ist.


    Zur Ergänzung:


    https://www.reuters.com/busine…up-prices-ifx-2021-09-20/



    Wenn man bei der Lieferübersicht auf die Angaben für die letzten Monate schaut:


    https://www.gazprom.com/invest…sclosure/actual-supplies/


    Sieht man im Juli, als die Jamal-Europa-Pipeline gewartet wurde, geht der Gasexport auf 50 M m³ / Tag zurück (das müsste dann auf die zentrale Route und Nord Stream zusammen entfallen). Ich nehme an, das heißt über Weißrussland kommen von Russland 150 M m³ / Tag in die EU. - Mir ist nicht so ganz klar, wie die Lieferungen von Weißrussland an die EU zu verstehen sind. - Aber da sowohl diese als auch die Lieferungen an die Ukraine im Oktober niedriger sind, ist es wohl plausibel, dass einiges an Kapazität frei ist, aber Gazprom seine Lieferungen nicht, um diese Kapazität erhöht hat. Da diese Pipelines aus den gleichen Feldern wie Nord Stream / Nord Stream 2 Gas beziehen, sollte die Erklärung von der über die zentrale Route nicht lieferbaren Produktion hier nicht greifen.


    Demnach bleiben eigentlich zwei Möglichkeiten: Gazprom hält Gas zurück oder es kann nicht mehr liefern. Nachdem was ich gelesen habe, tendiere ich zu letzterem. Zumal ich auch noch diesen Artikel aus dem Juni gefunden habe:


    https://www.argusmedia.com/en/…-4q-belarus-transit-to-eu


    Zitat

    Russian state-controlled Gazprom agreed last year with its subsidiary operator of Belarus' pipeline network — Gazprom Transgaz Belarus — to transit much less gas to the EU through Belarus along the Yamal-Europe pipeline in the fourth quarter of 2021 than in recent years. This suggests that the firm had hoped to ship gas through its under construction 55bn m³/yr Nord Stream 2 pipeline to Germany in the fourth quarter of 2021, although Gazprom could still lift its bookings through Belarus, Poland and Germany.


    Also selbst diese Reduktion scheint einer langfristigen Planung zu entsprechen. Ich vermute Gazprom ist an der Grenze die inländische und ausländische Nachfrage zu bedienen. Und egal wie gut man auf dem europäischen Markt gerade verdienen mag, ein russischer Winter mit zu wenig Gas ist aus Sicht des Kreml einfach zu politisch schädlich, selbst wenn man eine hohe zusätzliche Dividende von Gazprom liegen lässt. Dementsprechend bleibt es bei strikter Vertragserfüllung.

  • In Haltern ist ohne erkennbares Problem (Sturm, Beschädigung) ein Mega-Windrad selbstständig zusammengebrochen. Hersteller legt erstmal alle anderen Still

    Ok, nicht schön und sollte nicht passieren, verstehe aber nicht wo der Zusammenhang zum Klimawandel ist, es ist kein weit verbreitetes Modell und scheint in dem Zusammenhang daher eher egal zu sein, denn in dem Artikel steht...

    ...

    Ein Nordex-Sprecher sagte der OZ, dass bundesweit 19 Anlagen mit der gleichen Konfiguration aus Turm und der Turbine N149 in Betrieb gewesen seien. Zudem seien vier weitere zurzeit im Bau.

    ...

    ...und die N149 wird mit einer Nennleistung von 4,5 Megawatt angegeben, bei 19 Anlagen also nur 85,5 Megawatt potentiell maximale Leistung am Netz.


    Aber um das ganze einzuordnen, in Deutschland stehen onshore+offshore etwa 31500 Windkraftanlagen mit fast 64000 Megawatt Nennleistung, die 19 WKA sind also ziemlich egal.

  • Aha, Putin hat den Marktdompteur gegeben. Ich denke mal die "Intervention" bezieht sich darauf, dass sie bis Anfang November die Einspeicherung in Russland abschließen können und ab da wieder mehr von der russischen Gasproduktion verfügbar ist. Also das erwartbare Geschehen als große Geste verkauft. PR halt.


    Daher vermute ich, dass in den verbleibenden drei Oktoberwochen weiter nichts kommt. - Ist ja auch kein zusätzlicher Transit gebucht. - Und dann ist es vermutlich zu spät die Gasspeicher weiter zu füllen. Ich nehme an, Gazprom könnte den weiterhin fast leeren Speicher in Rehden für die zweite Winterhälfte im Prinzip noch füllen. Oder spricht der Winterbetrieb dagegen?

  • Naja, der EE Anteil in DE im Oktober liegt aktuell bei 53,7%, davon sind 32,8% Wind.


    In 2020 war es im Oktober etwas weniger als 50% EE Anteil und davon 31,4% Wind. In 2019 sind die Werte noch niedriger gewesen, nichtmal 45% EE mit 26,7% Wind. Und 2018 war es noch weniger als 2019. Ich könnte jetzt noch die Jahre davor nachgucken, aber dort sind die Werte noch niedriger.


    Wirklich nach Flaute sieht das eher nicht aus.

  • Ah, ok, du meinst das ganze Jahr 2021 und nicht nur die aktuelle Erzeugung, da hatten wir im ersten Halbjahr tatsächlich etwas weniger Wind als sonst.

    Auch hier mal wieder zum Vergleich ein paar Zahlen, aktuell haben wir (grob) in den ersten 9 Monaten von 2021 81,88TWh Windstrom erzeugt und haben noch 3 Monate vom Jahr (Herbst-Winter=potentiell stürmischere Jahreszeit, da kann noch viel Windstrom kommen).


    Zum Vergleich die Zahlen vom letzten Jahr, bei insgesamt 131,85TWh Windstrom in 2020 wurden Oktober bis Dezember zusammen etwa 37TWh Windstrom erzeugt, also waren es etwa 95TWh Wind in den ersten 9 Monaten bzw etwa 13TWh Windstrom mehr als 2021 zu dieser Zeit.

  • Danke!


    Die Krise, die wir derzeit und ganz besonders die Energieversorger erleben, MUSS so schnell wie möglich gelöst werden, ansonsten geht das hier wirklich übel aus.

    Ich befürchte nur, dass unsere politische Klasse die Gefahr in ihrem Ausmaß überhaupt noch nicht begriffen hat. Wenn sich die Energiepreise am Großhandelsmarkt innerhalb von wenigen Monaten fast verzehnfachen… (und ich halte bis Ende dieses Monats auch eine Verzwanzigfachung oder gar Verdreißigfachung für möglich), werden erst am Energiemarkt und dann bei den Energieversorgern und Großabnehmern irreparable Schäden verursacht, die erst mit Verzögerung überall zu spüren sein werden. Die Folgen sind noch überhaupt nicht abzusehen. Es kommt jetzt wirklich darauf an inwieweit man sich mit Russland noch vor Monatsende auf etwas einigen kann. So wie ich das sehe, möchte aber unsere politische Klasse V.Putin am Nasenring durch die Manege zerren. Ich rate davon ab und bete um sehr viel Wind für bezahlbare Strompreise und schlicht und einfach darum, dass bei unseren „Staatenlenkern“, die gerade auf dem Rücken der Energieversorger (aber auch Großabnehmer), ihre geopolitischen Spielchen austragen, irgendwann dann doch noch mal die Vernunft einsetzt.

    Wir waren gestern kurzzeitig bei 160€/MWh im Gas und 180€/MWh im Strom (Base) und 250€/MWh für das Peak. Der durchschnittliche Beschaffungspreis für Strom lag zum Jahr 2021 bei 44€/MWh und im Gas bei 19€/MWh. Der heutige Tag ging für 300€/MWh (Strom) über den Tisch.

    Das kann nicht auf Dauer funktionieren. Das kann mal einen Monat so laufen, aber nicht länger, wenn die Lösung auf dem Tisch liegt. (Und heißt bislang Nord-Stream 2… leider)

    Die Bundesnetzagentur, bekannt für ihre Ideen wie „Von allen Gaszählern ist jetzt bitte mal die angebrachte Höhe zum Meeresspiegel zu ermitteln“ (kein Witz), oder „Redispatch 2.0“ oder „Smart-Meter“ wird bei Erscheinen auf der nächsten E-World ihren Stand belagert sehen wie ein AFD-Stand in Leipzig-Connewitz. Die gleichen Arschgeigen dieser völlig degenerierten Dämlackbehörde, die jeden Versorger Deutschlands mit ihren völlig dysfunktionalen Schwachsinnsanweisungen schon seit Jahren absolut sinnlos beschäftigen, sollen nun Gazprom regulieren? Damit die nun ihre Pipeline jedem x-beliebigen Versorger Zugang eröffnen, nachdem sie diese Pipeline für Milliarden errichteten? Und die BNetzA möchte dann auch noch die Netzentegelte ausrechnen mit Ertragsobergrenze…im Grunde wie bei jedem Stadtwerk?! Sind die in Brüssel und Berlin noch ganz dicht?!

    Es geht hier nur noch um Macht und sonst nichts. Das kann noch richtig fatale Folgen haben. Wer soll denn die Energiewende gestalten?! Ja wohl die Energieversorger und Stadtwerke oder? Und die wirft man jetzt in so eine Situation? 2% nachgekauft und Du kannst bald Millionen verlieren und Insolvenz anmelden, auch als Stadtwerk. Und irgendwer macht sich dafür freilich die Taschen voll. WUtan Clan ab sofort werde ich nie wieder den Kapitalismus im Energiesektor oder wegen mir auch sonst wo verteidigen. Diese Wirtschaft ist zu einem Casino verkommen, das erst schließt, wenn alle, bis auf das Casino, pleite sind. Es ist irrational, zerstörerisch und unmenschlich. Die Politiker, die uns nun schützen müssten, verlieren kaum ein Wort darüber und flüchten sich in völlig belanglose Schuldzuweisungen Russland gegenüber, die nichts, aber auch gar nichts mehr bringen. Es sind alle völlig bekloppt geworden und ich starre nur noch auf den Bildschirm, wie ein Kaninchen auf die Schlange. Eigentlich müsste ich den nächsten Business-Case für die Biovergärung ausarbeiten, aber alle Zahlen, Erlöse und Kosten können morgen schon wieder überholt sein. Man weiß einfach gar nichts mehr gerade. Es ist die Hölle… und wenn sie nicht sehr bald zufriert, werdet ihr sie auch noch kennenlernen.

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