aber doch nicht mit direkten, unmittelbaren Endkundenpreisen?!?
Ich stelle den Bezug zu Endkundenpreisen deshalb her, da es seitens Fefe die Behauptung gab, dass mit langfristig beschafften (billigen) Erdgas gerade wild herum spekuliert wird und nicht dem eigentlichen Zweck (Kundenversorgung) zur Verfügung steht. Richtig?
Auch auf die Gefahr hin hier etwas falsch interpretiert zu haben, führe ich mal etwas umfangreicher aus:
1. Wieso sind die Preise eigentlich gerade so hoch?
Die Gaspreise muss ja irgendwer bereit sein zu bezahlen, sonst käme so ein Preis schließlich gar nicht zustande. Also wer zahlt diese Preise? Antwort: Asien… und zwar auf LNG. Der sogenannte JKM steht gerade bei 26,80 Dollar/MMbtu, was in etwa 7,5 ct/kWh entspricht und damit der Preis, der gerade am Spotmarkt in Deutschland gehandelt wird. https://www.cmegroup.com/marke…-marker-platts-swap.html#
Das bedeutet, dass die Preise für kurzfristig zusätzlich verfügbare Gasmengen derzeit nur über LNG-Lieferungen zu bekommen sind.
2. Wieso ist das Speichergas denn eigentlich nicht kurzfristig verfügbar?
Die Pipelineröhren, die uns erreichen, haben einen festen Querschnitt. Es geht eine maximale Menge dort hindurch und die Dimensionierung ist nicht ausreichend um uns innerhalb eines kalten Winters komplett darüber zu versorgen… (wobei das freilich mal der Fall gewesen sein kann, aber der heutige Verbrauch liegt mit Sicherheit klar über dem damaligen). Sie ist allerdings ausreichend um in den Sommermonaten Gasspeicher aufzufüllen, aus welchen dann im Winter ausgespeichert wird.
Der Mengenbedarf, verteilt sich in etwa auf 40% Q1 28% Q2+Q3 und 32% Q4. Wenn jetzt also das komplette Jahr über ein „Strich“ geliefert wird, muss im Sommer ein- und im Winter ausgespeichert werden.
Bei der Bestellung von Gasmengen kann das Energieversorgungsunternehmen verschiedene Standardprodukte wählen. Es kann ein Jahresband kaufen (Bspw. 1MW 2022… Also 8.760 MWh und jede Stunde eine Leistung von 1MW in seinen sog. „Bilanzkreis“ beliefert bekommen), es kann aber auch Saisonalbänder kaufen (Bspw. Winter 22/23, Q422-Q23) Diese beiden Produkte können bspw. Jahre vorher vom Energieversorger gekauft werden und das werden sie auch…und zwar am besten auch gleich in der Struktur 40%/28%/32%. Damit der Vorlieferant diese Verpflichtungen erfüllen kann, wird er Speicherkapazitäten buchen müssen. D.h., dass das Gas, was sich heute in Gasspeichern befindet, bereits „verbucht“ ist und nicht mehr dem kurzfristigen Handel zur Verfügung steht. Als Energielieferant könnte ich jetzt zwar meinen Vorlieferanten anrufen und das komplette Q1 (das über 3Jahre Stück für Stück beschafft wurde) verkaufen, also auf den Markt schmeißen und damit kurzfristig verfügbare Mengen erzeugen… nur, wer macht sowas? Der Gewinn wäre freilich gewaltig, nur muss ich meine Kunden ja trotzdem beliefern. Und wenn der Winter kalt wird, sehen wir im kurzfristigen Handel evtl. noch ganz andere Preise und der Gewinn wird letztlich zu einem Verlust…. Es sei denn ich kündige meinen Kunden.
So gesehen kann ich die Einschätzung, die aktuellen Preise wären das Werk irgendwelcher Spekulanten, nicht teilen. Es gibt einfach zu wenig Angebot für die derzeitige Nachfrage. Wir befinden uns einfach nur im Wettbieten mit Asien um zusätzlich verfügbare LNG-Mengen. Gazprom könnte gerade mehr liefern und sich ne goldene Nase verdienen, aber das macht das Unternehmen aus bekannten Gründen gerade nicht.