Klimawandel [Sammelthread]

  • Hm, also ich habe gerade nochmal bisschen quergelesen, aber müsste mich wesentlich besser einlesen. Der Golfstrom ist allerdings nur ein Teil des größeren Zirkulationssystem. Also nicht die Atlantic Meridional Overturning Circulation.


    Ich glaube das einfache Konzept, man hat eine Ozeanströmung und die transportiert Wärme in den Ozeanbereich neben Europa, von wo diese dann auf den Kontinent übergeht, trifft so nicht zu. Sicherlich wird wärmeres Wasser einen Teil der Wärme an den Küstenbereich abgeben. Aber der Wärmeinhalt des Meeres beeinflusst vorallem die Strömungen in der Atmosphäre und denen spricht man glaube ich den größeren Einfluss zu. Aber da kann man sich sicher den Wärmetransport in den beiden Medien im Vergleich heraussuchen.


    Ich denke die großen Ozeanzirkulationssysteme haben eher die Rolle, mittels der parallelen Wärmeverteilung durch das Meeereswasser, die atmosphärische Verteilung von Wärme auf der Erde abzuschwächen und damit für ein ausgeglicheneres Klima zu sorgen. Deshalb geht ihre Abschwächung mit extremeren Erscheinungen des Klimas einher.


    Also es kann schon sein, dass die nachlassende Zirkulation im Atlantik das Klima in Europa im Zusammenwirken all ihrer Effekte am Ende abkühlt. - Wäre vermutlich zu begrüßen. - Aber in dem Washington Post-Artikel sprechen sie davon, dass die Zirkulation endet und dann wird Europa extrem abgekühlt. Das ist genau dieses Bild des abgeschalteten Wärmetransports.


    Und man muss sagen, AMOC (und Golfstrom) haben sich wie auch diese neusten Ergebnisse wieder zeigen, bereits außergewöhnlich abgeschwächt. Die mittlere Temperatur in Europa ist aber dennoch gestiegen. Korrigiert mich aber in dem Bild vom Wärmetransport würde es keinen Sinn ergeben, wenn es da einen Kippunkt gibt, die Stärke der Meeresströmung müsste doch proportional zur transportierten Wärme sein.


    Konkret, den Wärmetransport durch den Golfstrom als Mythos hat mal Richard Seager, ein Forscher an der Columbia University, bezeichnet. Kann eine Außenseiterposition sein.

  • Also es kann schon sein, dass die nachlassende Zirkulation im Atlantik das Klima in Europa im Zusammenwirken all ihrer Effekte am Ende abkühlt. - Wäre vermutlich zu begrüßen. - Aber in dem Washington Post-Artikel sprechen sie davon, dass die Zirkulation endet und dann wird Europa extrem abgekühlt. Das ist genau dieses Bild des abgeschalteten Wärmetransports.

    Nein, glaube ich nicht, es wäre nicht zu begrüßen wenn das passiert...ein nachlassen der Zirkulation führt nicht einfach zu einer allgemeinen Abkühlung sondern eher speziell einer Abkühlung im Winter, es wird also eher nur zu dieser Jahreszeit einfach noch viel kälter werden als bisher.


    Im Sommer hingegen wird es eher noch wärmer werden wenn die Zirkulation wegbricht, wie ich in meinem letzten Beitrag schon geschrieben habe wirkt dieses System nicht nur in die eine Richtung...es wird nicht nur Wärme zu uns hin transportiert, es wird bei großer Hitze auch Wärme aufgenommen bzw weg transportiert.


    Kurz gesagt, Extremwetter mit großer Hitze und Kälte wird in den jeweiligen Jahreszeiten bei ausbleibender Zirkulation (sowohl Luftströmungen - dort sieht man ja ähnlich Effekte - als auch Meeresströmungen) deutlich zunehmen.

  • Ich glaube, zumindestens da gab es breite Einigkeit im Feld das Szenario im Film als unrealistisch anzusehen.



    Ich habe nochmal ein wenig weiter geschaut, aber mir scheint ein wirklich gut abgesichertes mechanistisches Verständnis gibt es bisher nicht. Mein Eindruck ist auch, dass es den meisten Arbeiten dazu eher um die Bedeutung der Zirkulation in Klimamodellen geht, die kein vollständiges Verständnis erfordern. Es sind die nicht-wissenschaftlichen Medien, die die Vorstellung einer Abkühlung Europas als Aufhänger verwenden.


    Und in diesem älteren Artikel (2006) vom PIK über thermohaline Zirkulation, findet sich eine Darstellung von Temperaturanomalien bezüglich der geographischen Zone (also der Breitengrad), aus dieser Arbeit übernommen:


    http://www.pik-potsdam.de/~stefan/thc_fact_sheet.html




    Demnach betrifft die größte Temperaturabweichung haupsächlich das Europäische Nordmeer - das ist sicherlich die Wirkung der atlantischen Zirkulation. Die Temperatur von Kontinentaleuropa weicht dagegen in geringerem Maße vorallem in Fennoskandinavien ab, ansonsten noch in einem Streifen entlang von Kanal-, Nord- und Ostseeküste. Der Großteil von Europa hätte zumindestens nach dieser Metrik der Abweichung der Lufttemperatur vom Zonenmittelwert gar keine Temperaturanomalie.

  • Ich glaube, zumindestens da gab es breite Einigkeit im Feld das Szenario im Film als unrealistisch anzusehen.,

    Da ging es wohl aber hauptsächlich darum, dass sich die Katasprophe innerhalb kürzester Zeit ereignete. Innerhalb von ein paar Tagen und nicht schleichend über Jahrzehnte hinweg.

    Allerdings stimmt es schon, dass auch Klimaforscher vielleicht besser nicht immer "absolute" Aussagen treffen würden, wie dieser Artikel zeigt. (Man achte aufs Datum..)


    Winter ade Nie wieder Schnee?

    In Deutschland gehören klirrend kalte Winter der Vergangenheit an: "Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben", sagt der Wissenschaftler Mojib Latif vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie.
    01.04.2000, 13.43 Uhr


    https://www.spiegel.de/wissens…ieder-schnee-a-71456.html

  • Ich habe nochmal ein wenig weiter geschaut, aber mir scheint ein wirklich gut abgesichertes mechanistisches Verständnis gibt es bisher nicht.

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    http://www.pik-potsdam.de/~stefan/thc_fact_sheet.html

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    Demnach betrifft die größte Temperaturabweichung haupsächlich das Europäische Nordmeer - das ist sicherlich die Wirkung der atlantischen Zirkulation. Die Temperatur von Kontinentaleuropa weicht dagegen in geringerem Maße vorallem in Fennoskandinavien ab, ansonsten noch in einem Streifen entlang von Kanal-, Nord- und Ostseeküste. Der Großteil von Europa hätte zumindestens nach dieser Metrik der Abweichung der Lufttemperatur vom Zonenmittelwert gar keine Temperaturanomalie.

    Hab mir das was du da verlinkt hast mal angesehen, folgendes Zitat von dort beschreibt doch mMn halbwegs gut die Auswirkungen auf das Klima in unserer Region...und auch wenn da steht "still to some extent under discussion"...geht es dabei soweit ich das verstehe eher um kleinere Abweichungen von vllt einem Grad mehr oder weniger, da kann man natürlich drüber diskutieren, will ich garnicht abstreiten...aber es geht nicht um die gesamte Auswirkung:

    The effect on climate

    The climatic effect of the THC is still to some extent under discussion, and is due to the heat transport of ~1 PW of this circulation. Back-of-the-envelope calculations suggest that this amount of heat transported into the northern North Atlantic (north of 24 N) should warm this region by ~5K. This is indeed roughly the difference between sea surface temperature (SST) in the North Atlantic as compared to the North Pacific at similar latitudes. A look at sea ice margins suggest that they are pushed back by the warm surface currents in the Atlantic sector as compared to the North Pacific (Fig. 1), this in turn leads to reduced reflection of sunlight and thus warming (albedo feedback). A look at global surface air temperatures is also quite suggestive: over the three main deep water formation regions of the world ocean, air temperatures are warmer by up to ~10K compared to the latitudinal mean. ...

    Wie stark der Wärmetransport vom Golfstrom ist möchte ich nochmal kurz grob an einem anderen Beispiel deutlich machen, die von der Sonne eingestrahlte Leistung auf die globale Erdoberfläche beträgt etwa 87PW, davon trifft ein großer Teil vorallem am Äquator sowie den dort nah gelegenen nördlichen und südlichen Gebieten auf die Erde, also irgendwo so bis Südeuropa...während wir in Deutschland im Durchschnitt eher so 1000W/m² haben liegen die Werte z.B. in Spanien bereits eher bei 2000W/m² und in der Sahara sogar bei bis zu 2500W/m².


    Die gesamte Erdoberfläche liegt bei etwa 510 Millionen km², die 87PW werden also - wie gesagt eher ungleichmäßig bzw zu den Polen hin abnehmend - auf etwa 255 Millionen km² eingestrahlt.

    Wenn ich jetzt einfach mal stark vereinfacht die zu den Polen abnehmende Leistung und den Albedowert etc vernachlässige und mir anschaue das Europa etwa 10,5 Millionen km² Fläche hat dann würde - bei wie gesagt angenommener gleichmäßiger Verteilung der Leistung - eine Strahlungsleistung von etwas über 3,5PW auf Europa treffen, wobei der größere Teil davon wie gesagt eher in südlichen Bereichen von Europa eingestrahlt wird.

    Man könnte das ganze jetzt natürlich noch genauer ausrechnen um zu sehen wieviel weniger Leistung in nördlichen Bereichen von Europa einstrahlt, aber man sieht mMn auch schon an den nur grob über den Daumen gepeilten Werten das die Leistung vom Golfstrom mit etwa 1-1,5PW nicht unrelevant sein kann im Verhältnis zu der Solarstrahlungsleistung in unserer Region. Die 3,5PW sind übrigens natürlich ein Durschnitt aus Sommer und Winter, im Winter werden die Werte daher unterhalb der 3,5PW liegen, ich schätze einfach mal wieder optimistisch (also eher mit zu hoher Leistung) und nehme an es sind dann mitten im Winter eher nurnoch 1-2PW solare Leistung...und da sind dann die zusätzlichen 1-1,5PW vom Golfstrom etwa in der selben Größenordnung wie die solare Strahlungsleistung im Winter.

  • Nein, glaube ich nicht, es wäre nicht zu begrüßen wenn das passiert...ein nachlassen der Zirkulation führt nicht einfach zu einer allgemeinen Abkühlung sondern eher speziell einer Abkühlung im Winter, es wird also eher nur zu dieser Jahreszeit einfach noch viel kälter werden als bisher.


    Im Sommer hingegen wird es eher noch wärmer werden wenn die Zirkulation wegbricht, wie ich in meinem letzten Beitrag schon geschrieben habe wirkt dieses System nicht nur in die eine Richtung...es wird nicht nur Wärme zu uns hin transportiert, es wird bei großer Hitze auch Wärme aufgenommen bzw weg transportiert.


    Kurz gesagt, Extremwetter mit großer Hitze und Kälte wird in den jeweiligen Jahreszeiten bei ausbleibender Zirkulation (sowohl Luftströmungen - dort sieht man ja ähnlich Effekte - als auch Meeresströmungen) deutlich zunehmen.

    Mhhh. Und wenn Schnee fällt, sehr lange liegen bleibt und die Sonnenstrahlen reflektiert? Ich weiß es nicht und frag halt.

  • Was du meinst nennt sich Albedo, diese Werte der Reflexion von verschiedenen Farben/Oberflächen habe ich genau wie die zu den Polen abnehmende Leistung einfach nicht beachtet weil es das ganze für eine grobe Betrachtung der Verteilung der Energiemengen nur unnötig kompliziert macht, daher schrieb ich:

    ...

    Wenn ich jetzt einfach mal stark vereinfacht die zu den Polen abnehmende Leistung und den Albedowert etc vernachlässige...

    ...

    Davon abgesehen fällt Schnee halt meistens im Winter (und das auch immer seltener und immer weniger), also zu seiner Zeit wo eher weniger Licht eingestrahlt wird, der größere Teil der Leistung bzw Energie kommt im Sommer, da liegt normalerweise kein Schnee. Daher dürfte die Abweichung der Strahlungsleistung durch die Reflexion von Schnee eher gering sein.

  • SPON berichtet über eine Studie, in der die CO2 Emissionen von kommunistischen Nationalstaaten mit denen von privaten Industrieunternehmen verglichen werden. Das erwartbare Ergebnis ist natürlich, die Kommis sind am Klimawandel schuld.

    Zitat

    Heede führt darin fast zwei Drittel aller historischen Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2010 auf nur 90 Verschmutzer zurück: Unternehmen, viele davon in staatlicher Hand, und (in der Regel kommunistische) Nationalstaaten. Die Gesamtliste führen die Sowjetunion und China mit einem historischen Anteil von jeweils weit über acht Prozent an, aber danach folgen bereits die US-Konzerne ChevronTexaco und ExxonMobil mit jeweils deutlich über drei Prozent, dicht gefolgt von Saudi Aramco, BP, Gazprom und Royal Dutch Shell.https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/co-wirtschaft-lasst-sie-endlich-bezahlen-kolumne-a-716b801a-d594-409f-b1b8-bd7aea9931f1

    Ganz so platt wie der Spiegel berichtet, schlussfolgert die Studie dann doch nicht. Richtig Sinn ergibt der Vergleich aber trotzdem nicht.

  • Ja, ich mein... Wenn das Verbrennen von fossilen Kohlen(wasser)Stoffen das Problem ist, dann sind halt auch die größten Vertreiber dieses Stoffes die größten Polluter?! Man kann sich ja immer wundern, worüber man sich so wundert... Das ist fast so wie wenn ich Bitburger dafür verantwortlich mache, dass ich letzte Nacht volltrunken meinen Flokati vollgekotzt hab. Und klar, Bitburger wirbt bei Sportevents mit 0,0er Gesöff. Reich werden die davon aber nicht.

  • Hab mir das was du da verlinkt hast mal angesehen, folgendes Zitat von dort beschreibt doch mMn halbwegs gut die Auswirkungen auf das Klima in unserer Region...und auch wenn da steht "still to some extent under discussion"...geht es dabei soweit ich das verstehe eher um kleinere Abweichungen von vllt einem Grad mehr oder weniger, da kann man natürlich drüber diskutieren, will ich garnicht abstreiten...aber es geht nicht um die gesamte Auswirkung:


    [...]


    Die dort angesprochene Alternativerklärung ist aber genau die von Seager:


    Zitat

    These observations are, however, no quantitative proof of the climatic effect of the THC, and other explanations can be invoked, such as planetary waves in the atmosphere, locked in place by the geography (Rocky mountains).


    Siehe S. 26 dieser Präsentation:


    https://ocp.ldeo.columbia.edu/…eager_NYAS_GulfStream.pdf


    S. 13 hat auch etwas zur Wärmebilanz:


    Zitat

    Contributions of heat transports and seasonal heat release by ocean to zonal mean temperatures over the NH [northern hemisphere]


    - Winter atmospheric HT [heat transport] across 35N = 6PW or 54W/m2

    - Annual mean (> winter) ocean HT across 35N = 1.3PW or 11W/m2

    - Seasonal ocean heat release north of 35N (= heat release - absorbed solar - OHT) = 53W/m2


    Demnach wäre sowohl der Wärmetransport über die Atmosphäre als auch die Wärmespeicherung des Ozeans bedeutsamer.


    Was mich zudem in dem Zusammenhang an der PIK-Grafik zur Temperaturanomalie wundert, ist die Antarktis. Antarktika wird vom Antarktischen Zirkumpolarstrom umflossen, der warmes Meereswasser weghält. Da fällt das als Erklärung der Temperaturdifferenz komplett weg.


    Allerdings sind diese Sachen alle über eine Dekade alt. Nur habe ich auch nichts dazu gefunden, wie sich der Erkenntnisstand bei dieser Frage weiterentwickelt hätte.

  • Aufstellung der europäischen Solarmodul und Solarzellenhersteller aus der Greenpeace Studie "Solaroffensive für Deutschland".

    Insgesamt ca 7 GW Module aber nur 1 GW Zellen.


  • Das Projekt Drawdown sucht nach Möglichkeiten der CO2-Reduzierung und hat eine Tabelle erstellt, in der sie diese auflistet.


    Reduced Food Waste hat die größten Auswirkung unter den genannten Punkten.

    A third of the food raised or prepared does not make it from farm or factory to fork. Producing uneaten food squanders a whole host of resources—seeds, water, energy, land, fertilizer, hours of labor, financial capital—and generates greenhouse gases at every stage—including methane when organic matter lands in the global rubbish bin. The food we waste is responsible for roughly 8 percent of global emissions.


    Natürlich hängt die Größe der CO2-Einsparung dieser Möglichkeiten auch davon ab, wie breit sie gefasst ist. Interessant ist hier bspw. Platz zwei: Health and Education.


    Education lays a foundation for vibrant lives for girls and women, their families, and their communities. It also is one of the most powerful levers available for avoiding emissions by curbing population growth. Women with more years of education have fewer and healthier children, and actively manage their reproductive health.


    Bildung (von Frauen) sorgt also für Einkommen und somit zu weniger Kindern. Gesundheit ist im Sinne von Verhütung und Abtreibung zu verstehen und führt somit auch zu weniger Kindern.


    "Gesundheit und Bildung" kann also ein Euphemismus für "Ihr sollt weniger Kinder zeugen!!!" sein.8)

  • Wie ist das jetzt eigentlich mit den Kohlekraftwerken die erst 2038 abgeschaltet werden sollen, wenn das IPCC uns 10 Jahre weniger gibt für die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels?


    Schon krass, wie die Grünen nicht einfach einen Querpass in den Fünfer mal als Gelegenheit empfinden, das Ding auch reinzuschieben.

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