Klimawandel [Sammelthread]

  • In unserer Gesellschaft läuft nunmal alles über den Preis. Und ok, Steuererhöhung willst du nicht. Wenn jetzt aber der Verbrennungsmotor, Beton und konventionelle Massentierhaltung verboten wird, kommt doch auch nur wieder Verbotsdiktatur etc.

    Aber was ist denn die Alternative zu diesen zwei Wegen? Gibts da was?


    Zur LKW-Maut: Weiß nicht obs die Grünen eingeführt haben, aber wenn dann ist das 20 Jahre her und man kann jedes politische Projekt umwidmen, siehe EEG zu Schwarz-Gelben Zeiten. Sowas wie die Maut wird hier doch nur doch nur genutzt, um den Transitverkehr etwas abzuschöpfen. Um eine Lenkungswirkung zu entfalten, müssten ja Alternativen da sein, und der Streckenausbau der Bahn... den gibts nicht. Weder die Häfen noch die Alpenunterquerungen sind hier wenigstens ausreichend angeschlossen.

    Anekdote dazu: Mein Unternehmen hat von einem Wettbewerber das Nordeuropageschäft übernommen und musste nun bewerkstelligen, riesige Mengen Massegut aus der Mitte Deutschlands nach Norden zu transportieren. Alles ist da, im Norden die Zubringung, Hafenterminals, nur hier ist die Infra so abgefuckt dass es beinahe daran gescheitert wäre, weil das System Bahn einfach keine Kapazitäten mehr hat. Bei jeder fucking Autobahn geht es, da noch ne Spur dranzuklatschen oder ne Autobahn durchs am dünnsten besiedelte Stück Europas zu bauen, weil im dt.Autoatlas da so ne komische Lücke ist... Und das ist konservative Poltik seit Jahrzehnten.


    zu Energie/Wasser/Essen (Wohnen klammere ich mal aus):

    Für Strom und Wasser gebe ich und meine Familie ca 70 Euro aus, das finde ich jetzt nicht besonders viel, wenn man mal einen Durchschnittsverdienst zugrunde legt. Das wirkt mir eher wie so ein Stammtisch-Evergreen als ein wirkliches Problem. Beim Essen ist es ja so, dass in den letzten Jahrzehnten es immer billiger geworden ist. Immer relativ zur Kaufkraft gesehen. Das ist die größte Subventionsmaschine der Welt. Wenn da mal der "wahre" Marktpreis an der Theke fällig wäre, ohne Agrarunterstützung auf allen Ebenen zwischen EU und Kommune und mit den ausgelagerten Kosten. Da würden wir alle schlucken.

  • Sonntag Aktionstraining von Extinction Rebellion für die Rebellion Wave im August 💪hoffentlich wirds ein kracher

  • Mit der Physik unserer Atmosphäre kann man nun mal nicht verhandeln.

    ...

    Nun ist der Weg zum Ziel eindeutig ein gesellschaftlicher Aushandelprozess, klar. Nur, wenn große Teile der Gesellschaft das Problem gar nicht anerkennen, darf man da (nach ca 40 Jahren Diskussion) nicht etwas biestig werden? Der große Konservative Block in Deutschland beteiligt sich ja auch gar nicht mit Konzepten zur Problemlösung, oder kennst du eins der großen wirtschaftsliberalen Thinktanks? Das linke urbane Jungendliche linke urbane Ideen zur Lösung bieten ist doch sonnenklar. Aber wo sind "deine"? Immer nur "Nöö, find ich doof" bringt doch nichts. Ich bekomme aus der Ecke immer nur magisches Denken mit ("Zukunftstechnologien") oder wahlweise mit dem Finger auf andere zeigen (Afrika-->Kinder; China-->Kohlekraftwerk). Nichts davon ist kostruktiv.

    ... konstruktiv ist es allerdings auch sich jedesmal innerhalb öffentlicher Debatten, in welchen viele Akteure mit Blick auf das abverlangte Tempo ihre Überforderung artikulieren, wie „Schweinchen Schlau“ aufzuführen und mit „der Wissenschaft“ zu argumentieren.

    Ich setze mich beruflich sehr dafür ein, dass Klimaschutz stattfindet. Bei uns wollen ganz verschiedene Projekte, die ich initiierte oder mitinitiierte, vom Bürgermeister bis zum Geschäftsführer so gut wie alle. Es sind auch alle dazu bereit nun sehr viel Geld auszugeben. Aber das Hauptproblem bleiben unsere Behörden. Keine Ahnung ob die sich nun dazu erbarmen hier mal den einen oder anderen Stempel zu setzen oder ob bspw. der Denkmalschutzbehörde die Sichtachse auf ein unbedeutendes Mini-Schloss doch wichtiger ist... oder der oberen Wasserbehörde irgendein Frosch, der sich von einer Großwärmepumpe am Fluß gestört fühlen könnte. Daran hängen und scheitern hier hunderte Klimaschutzprojekte. Als städtischer Energieversorger können wir uns dann freilich die Vorwürfe anhören warum, wieso und weshalb wir es nicht geschissen bekommen unsere Wärme und unseren Strom CO2-neutral(er) herzustellen, so dass wir im Zuge der CO2-Bepreisung immer höhere Kosten weiterreichen müssen. Aber mit diesen „Details“ wollen sich weder die Grünen noch irgendwelche anderen Klimaschutzaktivisten, die vor allem im Kapitalismus die Wurzel allen Übels sehen, beschäftigen. Ein Fehler, finde ich. @JonnyBadFox Wenn ich E.R. eine Aktion vorschlagen dürfte:


    Versucht irgendwie auf das Dach des Kölner Doms zu gelangen und montiert dort ein PV-Modul. Natürlich wird es aus verschiedenen Gründen wieder abmontiert. Fordert anschließend, dass zukünftig JEDES Dach und jedes Gebäude mit einem PV-Modul ausgestattet werden muss. Der Denkmalschutz wird natürlich sagen: „nö, der schöne Dom“


    ...und genau an dieser Stelle würde vielleicht endlich mal die Debatte geführt werden, wo sie geführt werden muss! Es ist eine Debatte übers Baurecht und die kaum vorhandenen Möglichkeiten in bestehende Gebäude bzw. Flächen einzugreifen. Klimaschutz ist mit den heutigen Denkmalschutz- oder Umweltschutzbehörden, in der Dimension wie wir es bräuchten, leider nicht zu machen. Dort sitzen Leute die nicht dazu bereit sind auch nur einen Millimeter über ihren Tellerrand hinaus zu blicken; „Alles soll bitte erhalten bleiben“ und gleichzeitig haben wir eines der größten Infrastrukturprojekte aller Zeiten vor der Brust. Das geht nicht zusammen.

    Und so lange sich auf dieser Ebene nichts bewegt und so lange an dieser Stelle von den diesen Behörden vorgesetzten Politikern keine Initiative in diese Richtung geplant oder angekündigt wird, kann ich selbige nicht mehr ernst nehmen, wenn sie behaupten ihnen läge Klimaschutz am Herzen. Dann führen sie den CO2-Preis wirklich nur für die Staatskassen ein. Man muss Veränderungen in den Sektoren ja nicht nur wirtschaftlich über den CO2-Preis erzwingen, sondern diese Veränderungen auch zulassen... und sie nicht durch eigene Behörden gleichzeitig verbieten.

  • In unserer Gesellschaft läuft nunmal alles über den Preis. Und ok, Steuererhöhung willst du nicht. Wenn jetzt aber der Verbrennungsmotor, Beton und konventionelle Massentierhaltung verboten wird, kommt doch auch nur wieder Verbotsdiktatur etc.

    1.

    "Verbotsdiktatur" ist ein Strohmann. Nur die Medien behaupten das - die faulen JournalistInnen, denen es gefällt, dass sie eine mainstream-Macht haben, die durch ständige Wiederholungen wissen, dass das dann nachgeplappert und geglaubt wird.

    Natürlich will man CO2-Ausstoss verbieten.

    Aber man will an diesem Verbot verdienen.

    Das ist die Logik:

    Wie kann ich etwas verbieten und gleichzeitig daran verdienen, die Bevölkerung auspressen, bevor ich es dann endgültig verbiete?

    Achso.:/..ich mache den Preis derart, dass es sich alle noch irgendwie leisten können... Nicht zu viel, nur so, dass man es noch auf sich nimmt.....


    Ich frag' mal ganz neugierig: Wann wäre denn der Kipp-Punkt, dass man den Diesel, den Benziner stehen läßt?

    Bei 3€/Liter, bei 5Euro/Liter oder bei 6€/Ltr.? Oder bei 10€/Ltr.?

    Das kann jeder für sich ausrechnen.


    Wenn man es ernst meint, CO2 zu vermindern, dann führt nichts an einem Verbot vorbei. Das haben wie beim FCKW schon mal so gemacht. Und trotzdem kühlt der Kühlschrank noch immer.


    Fazit: Es gibt duzende Möglichkeiten, CO2 einzusparen, die wesentlich schlauer sind - und vor allem effekiver.

    Aber die kapitalistische mainstream-Logik ist: Erst mal fett Kohle machen,


    2.

    Sich damit zu befassen, dass zum ersten Mal in der Weltgeschichte eben nicht "alles über den Preis" zum Nutzen der Menschheit, der Natur und des Klimas geregelt wird, das verlange ich im 21. Jahrhundert.

    Sonst will man doch politisch auch immer so modern sein....


    Die Grünen, die CDU, die Linken, die SPD wollen das fürchterliche Gift CO2 reduzieren - folglich muss man es verbieten, denn es werden ja sowieso irgendwann Verbrennungsmotoren verboten.


    Aber nein, zuerst muss man sich ja noch unbedingt fett bereichern, angeblich um hinterher wieder alles zu verteilen.... = Schwachsinn


    All jene, die sich hervortun und ach so ökobewußt geben, die werden von Preiserhöhungen auf Erdgas und Öl nicht betroffen sein - ist zu vermuten.


    Ich hab' die Schnauze voll, vom urbanen, linksliberalen Ökostreaming.

    Der linksliberal-grüne Dandy mit seiner wissenschaftsbasierten Riesenfresse tut stets so gebildet , gibt sich plural und divers und ihm fällt dennoch nichts anders ein, als den Preis gerade dort zu erhöhen, wo man niedrige Preise braucht.

    Bei Mieten da grölen alle ...zu viel Mietzins, Wucher...die bösen Immobilienhaie...bla, bla...bla....wir brauchen eine Deckelung....bla...bla...bla...wir brauchen ein Mehr an Sozialem Wohnungsbau...bla...bla...Flächenfraß....bla...bla...bla...


    Energie ist genauso wichtig wie Wohnen. Es hängt sogar miteinander zusammen....


    Immer wenn es zu wenig Opposition gibt, wird es gefährlich.

    Und in Bezug auf die CO2"Bepreisung" gibt es exakt nur eine Oppositionspartei - aber die wollen ja Auschwitz wieder eröffnen....also nicht wählbar....


    Dieses "ich-muss-den-Preis-erhöhen = damit nugging...." ist eine dämliche und veraltete, boomer-neoliberale Greuel.

    Seit Michael Kohlhaas weiß man, was Abzocke bedeutet....

  • Jetzt bleib mal n bisschen sachlich. FCKW mit CO2 zu vergleichen ist wirklich ziemlicher Quark. Das weißt Du sicherlich auch selber...


    1. entsteht CO2 nicht ausschließlich in Verbrennungsmotoren diverser PKWs. Der CO2-Preis sorgte und sorgt beispielsweise im Energie- und Wärmesektor für etliche Umrüstungen und Neuinvestitionen in CO2-arme Techniken. Kohlekraftwerke werden derzeit massenweise abgeschaltet und zwar der Reihe nach. Dem folgend werden vor Ort Alternativen geschaffen. Wenn Du jetzt plötzlich nur verbieten willst, schaffst Du Dir im Energiebereich echte Versorgungsengpässe. Mit einem CO2-Preis setzt Du hingegen Investitionsanreize. Dort wo zuerst wirtschaftlich sinnvoll substituiert werden kann und die Alternative eben günstig zu erschließen ist, wird es getan. Finde ich prinzipiell sinnvoll.


    2. Die Einnahmen aus dem CO2-Handel (bzw. BEHG) werden, so wie ich es verstanden habe, auch dazu genutzt um das EEG-Konto zu decken. Die Belastung auf Strom entfällt hingegen. Mit dem Konto werden EE-Projekte auch in Zukunft subventioniert. Finde ich auch sinnvoll.


    3. Deine Kritik darüber wie unangenehm besserwisserisch und überheblich sich derzeit so manche „Klimaschützer“ generieren kann ich nachvollziehen.

  • Am 09.06.2021 wurde durch GermanZero der Maßnahmenkatalog zum 1,5-Grad-Gesetzespaket vorgestellt, leider ohne größeres Medienecho.

    Gerade im Kontrast zum Klimaschutzgesetz, wo immer wieder Ziele ohne konkrete Maßnahmen festgelegt werden, stellt hier eine relativ kleine NGO einen umfangreichen und durchgerechneten Maßnahmenkatalog samt Zeitplan vor, damit Deutschland die Klimaneutralität 2035 erreichen kann.


    Themenseite: https://germanzero.de/Erreichen/1-5-grad-massnahmen

    Vollständiger Maßnahmenkatalog (474 Seiten): https://germanzero.de/media/pa…snahmenkatalog_210608.pdf


    Der Plan ist im Gespräch mit Bundestagsabgeordneten und anderen Politikern und durch Druck aus der Bevölkerung, diese Maßnahmen in Gesetzesform nach der Bundestagswahl durch den Bundestag und Bundesrat zu bringen und diese natürlich auch umzusetzen.

    Zusätzlich gilt das Baukastenprinzip, wenn eine Maßnahme raus genommen oder abgeschwächt wird, muss diese durch eine andere, ähnliche wirksame, ersetzt werden.


    Was haltet Ihr davon? Wie kann man erreichen, dass mehr über solche Initiativen berichtet wird?

  • In der aktuellen Flug Revue stand:

    "In China hat es 51,09 Millionen Inlandsreisen mit dem Flugzeug im Monat(!) April gegeben"

    Dies sei eine steigerung von 230% gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr..

  • In der aktuellen Flug Revue stand:

    "In China hat es 51,09 Millionen Inlandsreisen mit dem Flugzeug im Monat(!) April gegeben"

    Dies sei eine steigerung von 230% gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr..

    Das ist viel.

    2018 gab es innerhalb der EU 506 Mil. Flüge (46% von 1,1 Mrd.). Allerdings leben in China etwa 3 mal soviele Menschen wie in der EU.


    https://ec.europa.eu/eurostat/…33-175e-70bf-4cbbc3131b92

  • Ich würde lieber ganz im Norden gucken, die Nordsee und Ostsee Küstenbereiche dürften wegen dem vielen Wasser bzw dessen Wärmespeicherkapazität langfristig am besten stabile Temperaturen bieten, sowohl bei großer Kälte als auch Wärme.

  • Ich habe am 16. Juni von dem Maßnahmenkatalog zum 1,5 Ziel-Gesetzespaket von GermanZero berichtet, was zumindest für Deutschland einen ambitionierten, aber wahrscheinlich machbaren Weg aufzeigt, wie wir über absehbaren Zeitraum (bis 2035) Klimaneutralität als Nation erreichen können.


    Deutschland ist ein einflussreicher Teil von Europa, in anderen europäischen Ländern gibt es Bestrebungen und schon Umsetzung zum Schutz des Klimas, die wesentlich ambitionierter sind, als das was unsere Bundesregierung bis jetzt gemacht und geplant hat, sei es Schweden (generell die skandinavischen Länder), Frankreich, Niederlande usw..

    Das heisst mit denen zusammen könnte man viel in Europa gemeinsam zum Klimaschutz auf den Weg bringen, welches als einer der umsatzstärksten Märkte der Welt, schon heute de facto in vielen Bereichen die Produktstandards vorschreibt.


    Also könnten Änderungen hier einen deutlichen Einfluss auf die restliche Welt haben, unabhängig davon, das es natürlich eh schon zahlreiche Bestrebungen in anderen Ländern zum Klimaschutz gibt.


    Also das Ziel ist ambitioniert, es braucht viel Überzeugungsarbeit und Druck aus der Bevölkerung, die Bevölkerung selbst muss zum Teil überzeugt werden, aber es wäre theoretisch machbar.
    Für mich ist das seit Jahren einer der wenigen Dinge, die mir bei dem Thema Hoffnung machen bzw. einen Ausweg zeigen, deswegen engagiere ich mich auch bei GZ und spreche als Teil davon mit Bundestagsabgeordneten, um diese von den Maßnahmen zu überzeugen.


    Disclaimer: Ganz wichtig, ich meine das hier nicht persönlich, es geht mir nicht um den einzelnen Post oder die/den, die/der gepostet hat, sondern um die generelle Reaktion/Tendenz hier in dem Thread und auch in anderen Bereichen zu dem Thema, zum Beispiel bei Leuten mit Reichweite.


    Bis jetzt gab es hier keinen Kommentar zu GermanZero oder dem Maßnahmenkatalog. Stattdessen ausschliesslich Posts dazu wie schlimm alles ist, bzw. wie schlimm es wird und wie aussichtslos.

    Und ich verstehe ja absolut das die Aussichten alles andere als rosig sind, aber dann gibt es theoretisch eine mögliche Lösung und die ist nicht mal eine Reaktion wert?


    Da bekomme ich fast das Gefühl, dass es sich um [erlernte] Hilfslosigkeit handelt und die Leute zum Teil gar nicht wollen das sich was ändert, so wirkt es zumindest.


    Und das gilt ja nicht nur hier. Auch die Protestbewegungen/Aktivisten zum Klimaschutz, die die ganze Zeit den Politiker:innen zu Recht vorwerfen, dass die was machen sollen.

    Jetzt gibt es konkrete Maßnahmen, die die Politik tun könnte bzw. ein möglicher Weg, aber bis heute habe ich nicht viel Echo mitbekommen. (Die Medienarbeit/Reichweite von GermanZero muss ohne Frage deutlich besser werden und sicherlich gab es irgendwo Reaktionen, aber breitenwirksam habe ich nichts mitbekommen)


    Woran liegt das? ist es [erlernte] Hilflosigkeit? Sind wir es schon so gewohnt, dass sich eh nichts ändert, das sich einige ein zynischen Panzer um sich errichtet haben?

    Wollen vielleicht manche [unbewusst] gar nicht das sich was ändert, damit sie weiter so leben können wie bisher, aber kein schlechtes Gewissen haben müssen, weil es ja vermeintlich eh keine Lösung mehr gibt/zu spät ist?


    Wie gesagt, mich hat das Thema selbst lange Zeit nur noch deprimiert und ich hatte angefangen, kaum noch Artikel darüber zu lesen oder Interviews zu schauen, weil es aussichtslos erschien.
    Was mir persönlich heute hilft ist es als Teil einer NGO zu versuchen, Einfluss auf die Politik auszuüben.


    Wie seht Ihr das?

    Ich möchte niemanden auf den Schlips treten, mich interessiert woran das liegt und wie Ihr selber an das Thema ran geht.

  • Jetzt gibt es konkrete Maßnahmen, die die Politik tun könnte bzw. ein möglicher Weg, aber bis heute habe ich nicht viel Echo mitbekommen. (Die Medienarbeit/Reichweite von GermanZero muss ohne Frage deutlich besser werden und sicherlich gab es irgendwo Reaktionen, aber breitenwirksam habe ich nichts mitbekommen)


    Woran liegt das?


    Also ich kann da nur für mich sprechen, aber eine Initiative, die den Kampf gegen den Klimawandel offenbar als rein technisches, bzw. technokratisches Problem sieht, ohne dabei zu berücksichtigen welche grundsätzlichen systemischen Verhältnisse nicht nur radikal ursächlich für die menschengemachte Erderwärmung sind, sondern gleichzeitig auch die Rahmenbedingungen für sämtliche bisher ergriffenen oder noch zu ergreifenden Maßnahmen vorgeben, ist für mich nicht wirklich bemerkenswert.


    Und wenn die dann auch noch Sachen schreiben wie z.B.:


    Der Industriesektor ist der zweitgrößte CO2-Produzent in Deutschland. Maßgeblich verantwortlich für den hohen CO2-Ausstoß ist die energieintensive Grundstoffindustrie: Stahl, Zement, Chemie. Die Dekarbonisierung der Industrieprozesse ist daher ein wichtiger Hebel zur Erreichung der Klimaschutzziele. Dabei gilt es, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie in einer klimaneutralen Wirtschaftswelt zu erhalten und zu stärken [...]


    ...und damit völlig unkritisch genau die neoklassische und national-neoliberale wirtschaftspopulistische Dogmatik weiter propagieren, die auch bisher schon mit dem ideolgischen Argument des unbedingten Erhaltes der Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Exportüberschussstandortes erfolgreich verhindert hat, dass irgendeine Klimaschutz-Maßnahme im Zweifel auch explizit gegen den Willen der großen Industrie- und Energielobbyverbände und ihrer oligopolistischen Auftraggeber politisch durchgesetzt wird, dann muss man sich damit auch nicht weiter befassen.


    Was technisch machbar wäre oder was technokratisch eigentlich zu regeln sei, damit es gemacht werden könnte, ist ja kein Geheimnis und es beschäftigen sich auf der ganzen Welt NaturwissenschaftlerInnen, IngenieurInnen und sonstiges qualifiziertes Fachpersonal damit.

    Wie man das allerdings gegen den Willen der größten Profiteure einer energie- und rohstoffintensiven Überproduktion zum Zweck der Marktbeherrschung und Kapitalakkumulation durchsetzen will, ohne sich ernsthaft mit einer radikalen Transformation aus dem Kapitalismus zu beschäftigen, ist die Frage die man eigentlich beantworten müsste. Und dazu finde ich auch bei GermanZero nichts nachhaltiges.

  • Ich schaute damals schon mal rein und scheute mich dann doch vor 142 Seiten. Grundsätzlich finde ich den Ansatz regionaler Energiegesellschaften richtig. Klimaschutz findet am besten IMMER vor Ort statt und kann nicht einfach zentral geplant werden, bzw. wird es immer zu höheren Flächen- und Ressourcenverbräuchen kommen, wenn man eben nicht auf lokale Besonderheiten abhebt (Flusswärme, Geothermie, Klärschlamm, Bioabfall.... etc.).

    Leider stehen diversen Klimaschutzvorhaben, die vom Wirkungsgrad und der technischen Umsetzungsfähigkeit her herausragend gut sind sehr, sehr oft Genehmigungsverfahren im Weg. Mitunter sind es auch die Bürger selber, die hier verhindern. Das wissen wir.


    Aber ja, auch ich habe große Zweifel, dass uns Klimaneutralität bis 2045 gelingt. Das liegt dann aber nicht daran, dass wir bis dahin nicht den Kapitalismus abgeschafft haben, sondern daran, dass es uns an den nötigen Arbeitskräften, Genehmigungen, Pragmatismus, Material und Akzeptanz in der Bevölkerung gefehlt haben wird.


    Gerade ernten wir in Sachen Klimaschutz noch die ganz tief hängenden Früchte. Wir müssen jetzt anfangen uns intensiv mit Speichern zu beschäftigen. Dass die Umlagen auf selbige nun wegfallen sollen kommt viel zu spät. Sowas hätte man vor 10 Jahren beschließen müssen.


    Es sind adhoc auch nicht die Mrd. Mehrausgaben, die man in meinen Augen für guten Klimaschutz bräuchte. Man muss jetzt auch nicht zwingend den Kapitalismus abschaffen, man müsste im ersten Schritt einfach mal die Akteure, die die Energiewende umsetzen müssen, fragen was die brauchen: aktuell fehlen unserem Chef der Fernwärme Tiefbauunternehmen, d.h. Leute, die "grüne" Fernwärmeleitungen unter die Erde bringen. Unsere Klimaschützer wollen aber alle am liebsten studieren, oder? Es fehlt in Eurem Heft also eine Seite ala: "Wer Klimaschutz will, sollte Tiefbauer werden!"... am besten mit schönen Bildern. (designmäßig ist das Heft ja auch wirklich ansprechend).

    Ansonsten... ist der Weg der CO2-Preise natürlich sehr zwingend. Sozialer Ausgleich ist hier allerdings wichtig, wobei ich nicht weiß inwieweit eine Pro-Kopf-Auszahlung wirklich das Mittel der Wahl sein sollte. Ich würde sagen: Steckt es lieber in die Renten- und Sozialkassen. Aber das ist nur so ein Gefühl.


    Das größte Problem bleiben in meinen Augen aber derzeit die schwierigen Genehmigungsverfahren. Jeder ist gerade dazu bereit (die Stadt, das Unternehmen, das Land, der Landkreis) sehr viel Geld für Klimaschutz in die Hand zu nehmen. Auch die Fördermitteltöpfe sind erreichbar.... aber man kommt nicht ran, weil unklar ist ob die sechsäugige Bachgrundel Wärmepumpen in ihrem Fluss akzeptieren kann, oder die DB eine Rohgasleitung unter ihren Schienen. Das sind die Probleme. Und das muss endlich Thema sein.

  • Erstmal vorab, das Thema Finanzsystem wird aktuell noch von GermanZero bearbeitet - also das fehlt noch, das kannst Du Dir dann ja genauer anschauen, sobald die Maßnahmen dafür zusammen gestellt wurden.


    Ich hätte auch nichts dagegen, wenn unser Wirtschaftssystem deutlich verändert würde, aber Klimaneutralität ist schon ein sehr dickes Brett zu bohren.
    Und selbst auf dem Weg dahin werden auch einige Stellschrauben zu einem nachhaltigeren Wirtschaftssystem gesetzt, wie Etablierung einer Kreislaufwirtschaft, längere Lebenszeit von Produkten und Reparierbarkeit, 100% erneuerbare Energie, deutlich weniger Großtiere (wahrscheinlich kein Fleischexport mehr), Anbau von Futterpflanzen innerhalb Deutschlands (kein Sojaimport) usw.



    Genauso bezüglich der Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland, wir sind eine Demokratie, und in der muss man die Wähler überzeugen. Bis jetzt schlägt glaube ich keine relevante Partei, außer vielleicht der Linken, und die liegt in Umfragen bei 7%, ein komplett anderes Wirtschaftssystem vor und ich glaube selbst bei denen nur ein kleiner Teil der Abgeordneten.


    Viele Leute haben Angst vor den nötigen Änderungen zur Klimaneutralität wegen deren Arbeitsplätzen, Angst vor Einbußen Ihres Wohlstandes, Angst vor Veränderungen generell, und wenn man denen aufzeigen kann, das sich zwar einiges ändert, vieles aber auch weiterhin ähnlich ist und vieles auch besser, ist das doch gut für die Akzeptanz und somit die Wahrscheinlichkeit das es umgesetzt wird.


    Glaubst Du es wären Wahlen/Mehrheiten zu gewinnen mit dem Slogan, dass das Wirtschaftssystem komplett umgekrempelt wird? Ich meine die geplanten Veränderungen GZ sind schon ganz schön tiefgreifend.

    Dazu kommt das die Transformation ja anfangs auch wirklich Wachstum braucht, um alles auf erneuerbare Energien umzustellen, weltweit, die Gebäudesanierung, Ausbau das ÖPNV usw..


    Sobald wir Klimaneutralität haben können wir ja gerne gemeinsam noch das Wirtschaftssystem reformieren, aber zu sagen wir lassen den Karren jetzt voll vor die Wand fahren, weil Utopia nicht sofort möglich ist, finde ich nicht so zielführend.


    Ich kenne bis jetzt zumindest keinen pragmatischeren und gangbaren Ansatz.

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