Ist ja ok. Ich teile Eueren Glauben und Eure Erzählungen nur in Teilen. Vor allem wenn es um soziale Gerechtigkeit geht, glaube ich auch nicht, dass das irgendeinem Markt überlassen werden kann. Das ist unbestritten.
Man kann hier aber, wenn es um Klimaschutz geht Statistiken bemühen, eigene Berufserfahrung mitteilen... alles egal, wenn es nicht zum Glauben passt.
Nee, @Danton, so geht's nicht.
Du kannst nicht einfach Deinen eigenen Glauben an die "Effizienz" des Kapitalismus/Marktes/Wettbwerbs "Wirtschaftssystems" und an ein auf dieser ideologisch induzierten Axiomatik aufgebautes, marktabhängiges Instrument wie den CO2-Preis als effizientes Mittel zum Klimaschutz in den Raum stellen, und dann allen anderen vorwerfen, sie würden hier nur auf Glaubensbasis argumentieren.
Der CO2-Preis ist einfach ein gamechanger
Und hier entsteht in meinen Augen, zum aller ersten mal zwischen Klimaschutz und konkretem Handeln, eine sinnvolle Verknüpfung in einem Wirtschaftssystem, dass eines besonders gut kann: effizient sein....
Zum einen gab es schon seit Ende 90er Jahre etwa mit der "Ökosteuer" ( deutliche Erhöhung der Mineralölsteuer um den Kraftstoffverbauch für PKWs zu reduzieren), dem Flaschenpfand für PET-Flaschen oder dem Dualen System für recyclebare Kunststoffverpackungen allerlei politisches Handeln, mittels dessen das "Wirtschaftssystem" über Steuer- bzw. Preisdruck dazu angereizt werden sollte, sich umweltfreundlicher zu benehmen, und die allesamt nicht Ansatzweise die intendierte ökologische Wirkung entfalten konnten.
Zum anderen hatten wir beide eine, dieser Diskussion um Markt und Effizienz ganz ähnliche Debatte hier im Forum schon mindestens einmal in Bezug auf Produktivität, wo Du - um Deine eigenen "Glaubenssätze" zu verteidigen - genauso geflissentlich ausblenden musstest, dass Worte wie "Effizienz" und "Produktivität" (betriebs)ökonomische Begriffe sind, die sich auf wirtschaftliche Kosten/Nutzen-Analysen beziehen, bei denen die Nützlichkeit des "Nutzen" sich nicht auf einen tatsächlichen Gebrauchswert der möglichst produktiv und effizient zu produzierenden Waren bezieht, sondern nur darauf, inwiefern einem geldwerten Input (->Kosten) ein möglichst hoher geldwerter Output (-> Nutzen) gegenüber gestellt werden kann.
Effizienz beweist die kapitalistische Marktwirtschaft gegenüber allen anderen bisher in bedeutendem Umfang entstandenen gesellschaftlichen Produktions- und Distributionsweisen nur insofern, als sie den Anbietern von Gütern und Dienstleistungen (-> Waren) für ihren Kapitaleinsatz (Input / Kosten) durch die Verwertung von Rohstoffen, Arbeitskraft, technischen Produktionsmitteln etc. zu handelbaren Produkten (Output) einen möglichst hohen, am Markt zu realisierenden Profit (Nutzen) verschaffen kann - sofern sich genügend kaufkräftige AbnehmerInnen für ihr Warenangebot finden.
In Sachen nicht quantitativer Energieeffizienz - also bezogen auf die Frage von Energieeinsatz und Verbrauch nicht nachwachsender ernergetischer Ressourcen im Vergleich zum Output an tatsächlich nützlichen(!) Gütern und Dienstleistungen - haben sich die kapitalistische Wirtschaft und ihr wettbewerbsgetriebener Distributionsmechanismus hingegen bisher als extrem ineffizient und über die Maßen verschwenderisch erwiesen - so verschwenderisch, dass sie mittlerweile sogar die natürliche Lebensgrundlage ihrer menschlichen Betreiber in einem Ausmaß verschwendet, das dieselbe dabei von der Zerstörung bedroht ist, wenn die Menscheheit ihr nicht schleunigst Einhalt gebietet.
Nur um das nochmal zu rekapitulieren: Ursprünglich hatte ich in der Diskussion mit dem theoretischen Partikel folgendes behauptet:
Mein Punkt ist und war schon immer, dass politische Klimaschutzmaßnahmen, die auch nur annähernd umfassend genug wären, um vielleicht irgendwie noch das allergröbste an katastrophalen Auswirkungen zu verhindern nur gegen die Interessen des organisierten Industriekapitals durchgesetzt werden könnten.
Und damit natürlich - wie leider viel zu oft - geglaubt, mich gegen den implizierten Vorwurf verteidigen zu müssen, die Systemfrage sei im Zusammenhang der drohenden Klimakatastrophe eine abwegige Grundsatzdiskussion, die nichts zur (hier ja bevorzugt techischen) Lösung des Problems beitragen könne.
...Woraufhin Du "Big Money" ins Spiel brachtest, und damit offensichtlich vor allem die mono- und oligopolistisch organisierte Digitalwirtschaft meintest, und Dich im Folgenden dann darauf kapriziertest, dass letztere sich durchaus "ehrlich" für den Klimaschutz einsetzen könne, weil laufende politische Maßnahmen wie der CO2-Preis sich gar nicht direkt negativ auf deren eigenes Profitinteresse auswirken würden.
Du setzt also im Grunde - wie schon in früheren Diskussionen - eine betriebswirtschaftliche mikro-Betrachtung gegen eine Systemkritische makro-Perspektive, die sich gar nicht auf einzelne tech(okrat)ische Bausteine bezog, sondern auf das ganze Gebäude, indem Du Dir aus dem kapitalistischen Gesamtsystem nur ein Teilsystem heraus pickst, und daran dann die vermeintliche Effizienz einer Einzelmaßnahme bemisst.
Abgesehen davon sind selbst die beiden derzeit (nach reiner Schätzung ihrer investierten Vermögen) reichsten Menschen der Welt, die beiden Big-Tech Lichtgestalten Elon Musk und Jeff Bezos, mit ihren zusammengerechnet ungefähr 300 Milliarden Dollar Privatvermögen nicht "Big Money", sondern in erster Linie Personality-Stars, die von einer treuen Fangemeinde und einer betriebsblinden Wirtschaftsberichterstattung zu Überwesen hochgefeiert (oder dämonisiert) werden, weil sie überirdischen privaten Reichtum angehäuft haben.
Big Money sind Institutionen wie Investmenbanken, Versicherungskonzerne, Pensionsfonds und andere professionelle Kapitalsammelstellen, die zusammen eine rasant wachsende Menge an profitabel zu verwertendem Geldkapital in dreistelliger Billionenhöhe verwalten, die das Weltbruttoinlandsprodukt um ein vielfaches übersteigt und der ein ebenso rasant wachsender Berg an hauptsächlich privaten Schulden gegenüber steht, die laufend getilgt und verzinst werden müssen.
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