Klimawandel [Sammelthread]

  • Vor einiger Zeit hatten wir hier mal die Nachrichten über China mit grob 50% weltweitem EE Zubau, aber jetzt sind es anscheinend sogar 64%.

    Chinas Vorsprung bei Wind- und Solarenergie wächst

    ...

    China baut mit 64 Prozent der weltweit im Bau befindlichen Solar- und Windenergiekapazitäten fast doppelt so viele Kapazitäten wie alle anderen Länder zusammen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation Global Energy Monitor.

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    Die Tagesschau ist sich in dem Kontext aber nicht zu blöd und möchte an der Stelle natürlich - wie diese "aber China.." Leute - schnell nochmal auf die "vielen bösen Kohlekraftwerke" hinweisen.

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    Neben Wind- und Solaranlagen baut China auch viele neue Kohlekraftwerke. Offiziell, um den Übergang zu den Erneuerbaren Energien reibungslos zu gestalten.

    Dies wird international kritisiert...

    Man versucht dort außerdem mit so Taschenspielertricks (dem erreichen bzw Zeitpunkt vom Peak der CO2 Emissionen) von Chinas gegenwärtigem Erfolg abzulenken bzw umgekehrt vom europäischen bzw westlichen Versagen abzulenken.

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    Bis 2060 will China klimaneutral sein und bis 2030 den Höhepunkt, den "Peak", der CO2-Emissionen erreichen. Die meisten europäischen Volkswirtschaften haben diesen Höhepunkt bereits in den 1990er Jahren erreicht.

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    Es nützt überhaupt nichts wenn wir in Europa den Peak schon 1990 hatten, den deutlich größten Teil vom EE Zubau (und die damit einhergehende Senkung vom CO2 Ausstoß) allerdings erst beginnend im letzten Jahrzehnt, also zwischen 2010 bis 2020 hatten. Aber das würde natürlich nicht in das gewünschte beim Leser zu erzeugende Bild passen.


    Aber wenigstens erwähnen die dort folgendes, China hat diesen Peak nämlich anscheinend auch höchstwahrscheinlich schon erreicht.

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    Chinas massiver Ausbau Erneuerbarer Energien deutet allerdings darauf hin, dass die Volksrepublik schon früher den "Peak" erreichen könnte als geplant. Unterschiedlichen Berechnungen zufolge könnte er sogar im vergangenen Jahr bereits erreicht worden sein.

  • Zitat

    Die meisten europäischen Volkswirtschaften haben diesen Höhepunkt bereits in den 1990er Jahren erreicht.

    Ist auch so eine komplette Irreführung - oder bodenlose Ignoranz.


    Ja klar haben die meisten europäischen Volkswirtschaften den Peak CO2 Emissionen schon längst erreicht. Wir haben ja auch seitdem massiv industrielle Produktionskapazitäten abgebaut und - unter anderem - nach China outgesourced.



  • Der Vortrag von Adam Tooze, der gleich als Erstes kommt.


    Es geht bei seinem Vortrag darum, wie gesellschaftlicher Wandel erreicht wird und immer erreicht wurde in der Geschichte. Viele haben eine falsche Vorstellung davon und glauben, dass Wandel so stattfindet:


    Irgendwann werden sich "die Leute" bewußt, dass es ein gesellschaftliches Übel gibt und das müsse man überkommen. Dann erreicht es die Politiker und die führen eine Reform ein und dann ist alles gut. Schaut man sich die Geschichte an, dann sieht man, dass gesellschaftlicher Fortschritt anders passiert.


    Es läuft eher so ab:

    Es entstehen Gruppen in der Gesellschaft, die sich das Ziel gesetzt haben, ungerechte Zustände zu ändern. Sie müssen aber nicht, und haben es in der Vergangenheit auch oft nicht, der Meinung der großen Mehrheit entsprechen.


    Diese Gruppen schmieden dann effektive Koalitionen mit anderen mächtigeren Gruppen, auch mit Gruppen aus Elitenzirkeln, und verbünden sich.

    Diese Bildung von Koalitionen ist das, was Antonio Gramsci "hegemoniellen Block" nennen würde. Dieser Block schafft es dann, seine Gegner im Grunde platt zu machen, sie zum schweigen zu bringen und im Grunde über die Gegner zu herrschen und sie klein zu halten. Der Block erreicht dadurch kulturelle Hegemonie, kann sich durchsetzen und es kommt zu Fortschritt.


    Beispiel sind die Gewerkschaften. Gewerkschaften waren nie die große Mehrheit in der Gesellschaft und trotzdem haben sie es geschafft viel für Arbeitnehmer zu erreichen. 8-Stunden-Tag, Sozialstaat, Wahlrecht usw.


    Diese Vorstellung, dass man für gesellschaftlichen Fortschritt jeden aus der Bevölkerung ("die Leute") ins Boot holen müsse und auf jede einzelne Meinung achten müsse, um es Allen recht zu machen, das ist einfach Quatsch.


    So hat das auch noch nie funktioniert.

    Und wenn man ehrlich ist, der Mehrheit geht das Meiste doch sowieso am Arsch vorbei. Gerade heutzutage, wo Umfragen zeigen, dass immer weniger den Klimawandel als wichtigstes Problem sehen, darf man nicht versuchen, jeden auf seine Seite zu ziehen. Letzten Endes sollen die Klimareformen natürlich Allen zu gute kommen, aber das ist das Ziel und man muss überlegen, wie man das erreicht.


    Man muss Koalitionen bilden, mit denen man Einfluß erhält und vor allem geht es darum, seine Gegner zu deligitimieren und zu marginalisieren. Das hört sich überheblich und repressiv an, aber so funktioniert Wandel zum Besseren. Man muss sich durchsetzen. Die Klimabewegung sollte vielleicht mal über so eine Strategie nachdenken. Sie muss aufhören, jeden erreichen zu wollen. Das ist nicht nur naiv, sondern auch unmöglich und wird in Zukunft vielleicht sogar schwieriger.

  • Seit dem Ahrhochwasser frag ich mich immer, wie wahrscheinlich so eine Überschwemmung bei mir wäre

    Aber solche "Blitzüberschwemmungen" würde ich als mehr möglich einschätzen.


    Ein Highlight ist auch das hier https://fitzlab.shinyapps.io/cityapp/

    Deutschland wird zum neuen Italien vom Klima her (nur weniger strand)


    Dann der Energieverbrauch steigt überproportional, weil jeder Klimaanlagen anmacht

    China ist das einzige Land, was nicht primär fossil Elektrizität produziert

    Und mehr Urlauber bekommen Hitzeschläge und sterben sogar

  • Flash Droughts




    https://www.science.org/doi/10.1126/science.abn6301


    Zitat

    Are flash droughts, those that develop unusually rapidly unlike those that develop more slowly and typically have been considered the archetype, becoming the new normal? Yuan et al. show that droughts have begun to intensify more rapidly since the 1950s and that flash droughts have become more common over much of the world (see the Perspective by Walker and Van Loon). This trend, which makes drought monitoring and forecasting more difficult, is associated with greater evapotranspiration and precipitation deficits caused by anthropogenic climate change and is projected to expand to all land areas in the future. —HJS


  • Dann der Energieverbrauch steigt überproportional, weil jeder Klimaanlagen anmacht...

    Naja, eigentlich nicht unbedingt, der Gesamtenergieverbauch könnte sogar sinken bzw sich von der fossilen Seite zu EE verschieben, also zumindest über das ganze Jahr betrachtet.


    Der Punkt ist halt, gute Klimaanlagen können auch heizen und sind im Prinzip Luft-Luft Wärmepumpen, die mittlerweile in einem großen Außentemperaturbereich "Wirkungsgrade" (COP) zwischen 3 bis 4 erreichen, aus 1 kWh elektrischer Energie kann eine halbwegs moderne Klimaanlage zwischen 3 bis 4 kWh Wärme erzeugen. Es gibt daher mittlerweile viele PV Betreiber die ihre Bude so kostengünstig nebenbei heizen (und damit Betriebszeit von Öl und Gas Heizungen verdrängen bzw schnell mal grob 20-30% vom fossilen Jahresverbrauch sparen). Zumindest im Herbst und Frühjahr funktioniert das offensichtlich an ausreichend vielen Tagen noch ganz gut, nur im Winter kann man das oft vergessen, an den meisten Tagen kommt dann keine ausreichend große Menge Energie mehr vom Himmel.


    Und im Sommer ist es btw in Kombination mit PV eigentlich eh kein Problem, die Jahreszeit und Tageszeit in der eine PV Anlage die meiste Energie produziert, ist zu quasi 100% auch die Zeit, in der man eine Klimaanlage (oder einen Kühlschrank etc) zum kühlen benötigt, es gibt im Sommer durch die Solarenergie nicht ansatzweise einen Mangel an erneuerbarer Energie zum kühlen, von dieser Vorstellung sollte man sich verabschieden.


    Das ist auch der Grund warum ich mittlerweile nach einer Klimaanlage schaue, die Funktion zum kühlen ist zwar nett (und wird bestimmt an einigen heißen Tagen im Sommer dann hier und da genutzt), aber als zusätzliche Heizung find ich das viel interessanter.

  • Naja, eigentlich nicht unbedingt, der Gesamtenergieverbauch könnte sogar sinken bzw sich von der fossilen Seite zu EE verschieben, also zumindest über das ganze Jahr betrachtet.



    Hier das hier meint ich in dem Vortrag (timestamp)

    Wenn man Temperaturveränderungen und Energieverbrauch (also in einer Stadt z.B.) betrachtet, dann wurde da gesagt, dass es 42 % Anstieg pro Grad Celsius (oder sowas) gibt. Und das problem soll eher die Leistung des Netzwerkes, sodass es die Last aushält, sein -- wobei die Werte jz eher so genannt wurden, aber der Zusammenhang scheint da zu sein.


  • Wenn man Temperaturveränderungen und Energieverbrauch (also in einer Stadt z.B.) betrachtet, dann wurde da gesagt, dass es 42 % Anstieg pro Grad Celsius (oder sowas) gibt. Und das problem soll eher die Leistung des Netzwerkes, sodass es die Last aushält, sein...

    Netzwerk=Stromnetz?


    Und dann unter der Annahme zentralisierter Energieerzeugung (bei der man dann das Netzwerk zur Verteilung braucht) anstatt dezentraler Erzeugung mit PV?


    Ebenfalls dezentral in die Erzeugung und das Stromnetz integrierte Akkus zum speichern der Energie werden auch ausgeblendet?

  • Netzwerk=Stromnetz?


    Und dann unter der Annahme zentralisierter Energieerzeugung (bei der man dann das Netzwerk zur Verteilung braucht) anstatt dezentraler Erzeugung mit PV?


    Ebenfalls dezentral in die Erzeugung und das Stromnetz integrierte Akkus zum speichern der Energie werden auch ausgeblendet?

    Hab den Artikel gefunden: https://www.theclimatebrink.co…air-condition-our-way-out


    Es ist anscheinend doch in Fahrenheit gehalten bzw. gemeint ist eine Differenz von ca 25 Fahrenheit.


    Es ist anscheinend doch so pro AC

    Zitat

    The efficiency of an air conditioner is usually expressed in terms of its Coefficient of Performance (COP): the ratio of the heat removed from the inside of your house (Qc) to the energy input required to remove that heat (W):

    where Tc and Th are the temperatures inside and outside of the home and ∆T = Th minus Tc, the difference between the inside and outside temperature. You can think of the COP as the efficiency of your air conditioner

    The important result here is that the efficiency of your air conditioner decreases as ∆T increases — e.g., as the outside temperature goes up.


    Die Effiziens der Air conditioner sinkt, wenn der Temperturunterschied steigt


    Zitat

    Let’s use the same numbers from the previous example: you want to keep your house at 75F. If climate change has increased the outside temperature from 96F to 100F, the energy your air conditioner consumes increases by (100-75)2/(96-75)2 = 252/212 — this is an increase in energy consumption of 42%!

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    Und hier ist ein Vorfall mit Hitzeschäden am Kabel, der im Vortrag genannt wurde (50°C auf Sizillien)


    https://www.20min.ch/story/kli…e-ohne-strom-970174304852

    Zitat

    Der zuständige Netzbetreiber e-distribuzione, der zum teilstaatlichen Stromanbieter Enel gehört, machte Hitzeschäden an unterirdischen Leitungen für den Ausfall verantwortlich. Zwischenzeitlich waren 200’000 bis 300’000 Menschen zusätzlich ohne Wasser – denn aufgrund des mangelnden Stroms fielen in weiterer Folge die Wasserpumpen aus.

  • Meldung in der Tagesschau über Stromversorgung bei Hitze in Rom


    https://www.tagesschau.de/ausl…e-suedeuropa-wmo-100.html


    Zitat
    Die Rekordhitze hat auch Folgen für die Stromversorgung Roms. Das Nachrichtenportal Roma Today berichtete von vermehrten Stromausfällen in Italiens Hauptstadt. Den vielen laufenden Klimaanlagen sei das Stromnetz derzeit nicht mehr gewachsen. Der Energieversorger Areti, der nach eigenen Angaben 1,7 Millionen Haushalte und Unternehmen beliefert, sprach von zahlreichen Einsätzen in der Stadt. Italiens zentraler Netzbetreiber Terna maß am Dienstag landesweit den bislang höchsten Stromverbrauch des Jahres, kündigt auf seinem Internetauftritt heute aber einen weiteren Anstieg an.
  • Alles richtig, aber was man vielleicht nicht vergessen sollte ist, dass bei Klimaanlagen nicht nur der Stromverbrauch relevant ist, wie Du richtig sagst, produzieren die auch Wärme. Das tun sie natürlich auch, wenn sie im Sommer drin kühlen. Umso mehr der Dinger laufen, umso mehr tragen sie zur hohen Temperatur draußen bei.

  • Meldung in der Tagesschau über Stromversorgung bei Hitze in Rom


    https://www.tagesschau.de/ausl…e-suedeuropa-wmo-100.html

    Bei zu wenig dezentraler Erzeugung durch PV mit zu wenig Speicher am Netz kann sowas schon passieren, hätte jeder Haushalt mit Klimaanlage auch zumindest eine PV, dann könnte man sowas vermeiden.

    Alles richtig, aber was man vielleicht nicht vergessen sollte ist, dass bei Klimaanlagen nicht nur der Stromverbrauch relevant ist, wie Du richtig sagst, produzieren die auch Wärme. Das tun sie natürlich auch, wenn sie im Sommer drin kühlen. Umso mehr der Dinger laufen, umso mehr tragen sie zur hohen Temperatur draußen bei.

    Ohne mir die Zahlen angeguckt zu haben...im Verhältnis zur Energie durch die Sonneneinstrahlung dürfte der globale Einfluss durch die Abwärme von Klimaanlagen (vorallem die mit EE Strom betrieben werden) höchstwahrscheinlich irgendwie irgendwo im Nachkommastellenbereich liegen, da würde ich mich lieber weiter auf CO2 etc konzentrieren.


    Was natürlich sein kann sind lokale Effekte, zB sowas wie eine enge Schlucht zwischen Hochhäusern mit vielen Klimaanlagen, aber da ist der Fehler mMn auch nicht die Klimaanlage, so dürfte garnicht erst gebaut werden.

  • Ohne mir die Zahlen angeguckt zu haben...im Verhältnis zur Energie durch die Sonneneinstrahlung dürfte der globale Einfluss durch die Abwärme von Klimaanlagen (vorallem die mit EE Strom betrieben werden) höchstwahrscheinlich irgendwie irgendwo im Nachkommastellenbereich liegen, da würde ich mich lieber weiter auf CO2 etc konzentrieren.


    Was natürlich sein kann sind lokale Effekte, zB sowas wie eine enge Schlucht zwischen Hochhäusern mit vielen Klimaanlagen, aber da ist der Fehler mMn auch nicht die Klimaanlage, so dürfte garnicht erst gebaut werden.

    Schon klar alles, aber die Architektur der Städte wird man nicht von heute auf morgen umkrempeln können und gerade da, da muss man nur in südlichere Gefilde schauen, reiht sich Klimaanlage an Klimaanlage. Dazu dann die ganze Versiegelung, damit die Autos auch schön überall durchbrettern können, unzählige elektrische/elektronische Verbraucher in allen Haushalten, da trägt jeder einzelne Baustein zu einer zusehends klimatechnisch schwer zu ertragenden Lebenswelt bei (es sei denn man hockt drin und kann sich den ganzen Zauber auch leisten, natürlich...).

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