Ich kann ja nicht wirklich beurteilen, ob die Zahlen von Hermann nun stimmen oder nicht. Aber sie ist eigentlich bisher nicht damit aufgefallen, in dieser Frage die Unwahrheit zu verbreiten, oder Zahlen nicht korrekt recherchiert zu haben - was ja auch ihr Beruf als Journalistin und als gelernte Zahlenschubserin/Bankkauffau ist.
Wäre sie bei den recherchen zu ihren diversen Büchern so schlampig und unseriös gewesen, komplett falsche Zahlen anzugeben, dann hätte es mit Sicherheit nicht an beißender öffentlicher Kritik gemangelt. Sie widerspricht ja immerhin dem Großteil der deutschen Ökonomen, deren politischen Papageien, und den mit gewaltigen Budgets ausgestatteten greenwashing-PR-Maschinen der Konzerne.
Ihre KritikerInnen kritisieren sie üblicherweise eigentlich nicht wegen falscher Zahlen, sondern wegen ihrer kapitalismuskritischen "Ideologie". Wobei sie selbst immer wieder betont, dass sie eigentlich gar keine Kapitalismuskritikerin sei.
Ihre Betrachtungen sind allerdings immer volkswirtschaftlich - also auf die gesamte Ökonomie bezogen und nicht nur auf einen Teil davon - wie zum Beispiel Produktion und Aufbau von Photovoltaik- oder Windkraftanlagen. Das heißt, wenn sie behauptet, es gäbe - unter den gegenwärtigen kapitalistischen verhältnissen!!! - nicht genügen Strom, um alle Fahrzeuge einfach in gleicher Zahl weiter, aber elektrisch zu betreiben, dann kann man davon ausgehen, dass sie dabei schon berücksichtigt hat, wieviel Energie z.B. auch für die Herstellung der Elektrofahrzeuge und den Aufbau der nötigen Ladeinfrastruktur aufgewendet, und wieviel vom gesamten Energieaufwand für andere Sektoren benötigt würde, wenn man alles auf Erneuerbare umstellen wollte, ohne am gesamten Warenoutput - inklusive Wachstumserwartungen der privaten Unternehmen - etwas zu verändern.
Denn bei allen Prognosen über zukünftige Energiebedarfe, die man von führenden PolitikerInnen und ÖkonomInnen zu hören bekommt, kann man mit absoluter Sicherheit davon ausgehen, dass die Industrienahen ExpertInnen, mit denen die sich dazu beraten, und von denen sie die entsprechenden Datensätze überlassen bekommen haben, in ihre Erwartungen an die Zukunft einen angemessenen Return on Investment eingeplant haben, der ihre Investitionen rentabel hält - und zwar keinen energetischen, sondern einen monetären.
Was offenbar irgendwie nicht verstanden wird ist, dass das Problem nicht in der technischen Machbarkeit und auch nicht im mangelnden politischen Willen zur technischen Umsetzung besteht, sondern in den systemimmanenten "Sachzwängen", die die Politik daran hindern, die Umstellung schnell genug voran zu treiben, um das schlimmste noch zu verhindern.
Und das liegt nicht an den Gesetzen der Natur- und Ingenieurswissenschaften und deren Zahlenwerken, sondern an denen der kapitalistischen Ökonomie. Und die ist nun mal eine rein ideologische Konstruktion die sich selbst gegen Kritik von außerhalb immunisiert - auch wenn die bürgerliche Ökonomik so tut, als wäre sie eine objektive Naturwissenschaft.